- Die medizinische Radiologie, früher H vielfach Röntgenologie und Strah- lenheilkunde genannt,, gehört zu den jüngsten Disziplinen der klinischen Medizin. Ihrer wachsenden Bedeutung entsprechend, erhielt das Röntgen institut der Chirurgischen Universitäts klinik am 1. April 1937 den Status einer selbständigen Einrichtung inner halb der Medizinischen Fakultät, und sein langjähriger Leiter W. Baensch wurde zum Direktor dieses „Universi täts-Röntgeninstituts" berufen. Er war der dritte röntgenologische Ordinarius in Deutschland, und das Institut er- längte unter ihm internationale Aner- kenrung. Im Krieg erlitt das Institut schwere Verluste. Dazu kam, daß Baensch bei Kriegsende sein Amt riedeilegte und Leipzig verließ. Unter größten personellen und mate riellen Schwierigkeiten mußten in den Nachkriegsjahren unter der kommissa rischen Leitung von R. Finster- busch und seit Frühjahr 1947 unter dem Direktorat von F. G i e t z e 11 zu nächst alle verfügbaren Kräfte mobi lisiert werden, um die dringlichsten Forderungen der Patientenversorgung zu erfüllen. Weitere Bemühungen gal ten der Wiedercufnahme des Vorlesungs betriehes, der baulichen Beseitigung der schlimmsten Schäden sowie der Einführung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Nach dem Weg gang von Gietzelt im Frühjahr 1951 übernahm W. Oelßner die kommis sarische Leitung des Institutes, zu des sen Direktor er 1958 berufen wurde. Gestützt auf aktive jüngere Mitar beiter konnte er den Aufbau fortsetzen, wobei besonders die Einrichtung eines Labors für klinische Isotopenanwendung und eines Arbeitsplatzes für Telekobalt therapie hervorgehoben werden muß. 1960 wurde das Institut seinem Cha rakter als klinische Einrichtung ent sprechend in „Radiologische Klinik" um benannt. Die Klinik umfaßt heute drei Abtei lungen: 1. Die Abteilung für Röntgendiagno stik. Sie dient der Untersuchung mit Röntgenstrahlen und verfügt über mo derne Geräte, die eine Durchführung fast aller Röntgenuntersuchungen ge statten. Ein Arbeitsgebiet, auf dem diese Abteilung besondere Erfolge er rungen hat, ist die Angiographie, das heißt die Röntgendarstellung der Ge fäße. 2. Die Abteilung für Strahlentherapie. Sie ist mit Geräten für die Röntgen tiefen-, -nah- und -Oberflächenbestrah lung ausgerüstet. Zu ihr gehört weiter hin der modernste Arbeitsplatz für Telekobalttherapie in der DDR und eine Einrichtung für alle Formen der Bestrahlung mit Radium und geschlos senen radioaktiven Substanzen. Das Hauptarbeitsgebiet der Abteilung ist die Strahlenbehandlung bösartiger Ge schwülste. 3. Die Abteilung für Nuklearmedizin. Sie dient der diagnostischen und thera peutischen Anwendung offener radio aktiver Isotope. Dank einer modernen Ausrüstung mit den verschiedenartig sten Kernstrahlungsmeßgeräten wächst ihr Arbeitsgebiet von Jahr zu Jahr, zu mal da ähnliche Einrichtungen in einem weiten Umkreis fehlen. Neben zahlreichen Arbeitsplätzen für die ambulante Krankenversorgung stehen der Klinik 82 Betten zur Ver fügung. Unter den Aufgaben der Klinik spielt die Patientenbetreuung die weitaus umfangreichste Rolle. Sie beansprucht alle verfügbaren Räume und den größ ten Teil der Arbeitskraft aller Mitar beiter. Trotz dieser im Hinblick auf die Forschung ungünstigen Voraussetzun gen haben die aus der Klinik stam menden wissenschaftlichen Arbeiten weit über die Grenzen der DDR hin aus Anerkennung gefunden. Ebenso wie bisher wird sich die Forschungstätigkeit an der Klinik auch zukünftig vorzugs weise mit Fragen der Angiographie; der Strahlenbehandlung von Ge schwulsterkrankungen und mit der Aus arbeitung neuer nuklearmedizinischer Methoden befassen. Schließlich ist noch die Lehre zu nen nen. Sie umfaßt nicht nur die Unter richtung der Medizinstudenten in obli gaten und fakultativen Lehrveranstal tungen, sondern auch die Ausbildung zum Facharzt für Radiologie und die Ausbildung zur Röntgenassistentin. In den letzten sechs Jahren sind drei Mitarbeiter der Klinik auf radiologische Lehrstühle der DDR berufen worden. In der Zukunft bedarf die Klinik ne ben einer ständigen Modernisierung des kostspieligen Instrumentariums vor allem einer Behebung der Raumnot, die zur Zeit jeder Initiative enge Grenzen auferlegt. Es ist zu hoffen, daß der Kli nik die Möglichkeiten gegeben werden; auch weiterhin an der stürmischen Ent wicklung der medizinischen Radiologie gebührend Anteil zu nehmen. Prof. Dr. W. Oelßner eee 668 o o « • -8*2*8 - 81*0 o =e*a E V ö C 8.. 5 E8 522’05