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Nationalpreisträger der Medizinischen Fakultät Obere Reihe von links nach rechts: Prof. em. Dr. med., Dr. med. h. c., Dr. med. h. c., Dr. rer. nat. h. c. Max BÜRGER, Hervorragender Wissenschaftler des Volkes, Mitglied der Deutschen und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Prof. em. Dr. med., Dr. med. h. c., Dr. med. h. c. Albrecht PEIPER, Hervorragender Wissenschaftler des Volkes, Verdienter Arzt des Volkes, Mitglied der Deutschen und der Sächsischen Akademie der Wis senschaften sowie der Deutschen Akademie der Na turforscher (Leopoldina). Prof. em. Dr. med. et phil. Erich STRACK, komm. Direktor des Physiologisch-Chemischen Instituts, Mit glied der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina). Untere Reihe von links nach rechts: Prof. Dr. med. Fritz HAUSCHILD, Träger des Vater ländischen Verdienstordens in Bronze, Prodekan, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxiko logie, Mitglied der Deutschen Akademie der Wissen schaften. Prof. Dr. med. Herbert UEBERMUTH, Verdienter Arzt des Volkes, Träger des Vaterländischen Verdienst ordens in Silber, Direktor der Chirurgischen Univer sitätsklinik. Prof. Dr. med. Georg WILDFUHR, Dekan, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Epidemiologie, Direktor des Bezirks-Hygiene-Insti tuts. Jubiläum im Zeichen - ■ . • progressiver Traditionen und sozialistischer Perspektive Gemessen an den fünfeinhalb Jahrhun derten, die seit der Gründung der Medi zinischen Fakultät im Jahre 1415 an der damals gerade sechs Jahre alten Univer sität Leipzig vergangen sind, sind zwanzig Jahre eine sehr kurze Zeit. Aber gerade die beiden letzten Jahrzehnte gaben der Fakultät einen neuen Inhalt und prägen den Charakter des Jubiläums, das vom 21. Mai bis 26. Mai 1965 feierlich begangen wird. Es steht im Zeichen der Entwicklung, die mit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Fa schismus, auch für unsere Medizinische Fakultät eingeleitet werden konnte. Vor zwanzig Jahren gingen unter der Führung der Arbeiterklasse und mit aktiver Unter stützung der damaligen-sowjetischen Be satzungsmacht im Osten Deutschlands die antifaschistisch-demokratischen Kräfte dar an, ein neues Deutschland aufzubauen Es begann die Herausbildung jenes deutschen Staates, der heute auf der Grundlage so zialistischer Produktionsverhältnisse die ungehemmte Entwicklung des von Ausbeu tung und Unterdrückung befreiten Volkes und aller seiner Fähigkeiten und Kräfte ermöglicht — der Deutschen Demokrati schen Republik. In der Deutschen Demokratischen Repu blik stehen die Interessen des Volkes im Mittelpunkt staatlichen Denkens und Han delns. Damit wurde auch für immer mit dem Antagonismus zwischen Staat und Wissenschaft ein Ende gemacht. Das feste Bündnis der Arbeiterklasse mit allen Werktätigen Klassen und Schichten, mit der Intelligenz, die dem Volke dient, hat die Deutsche Demokratische Republik zur wahren Heimat der deutschen Wissen schaft und Kultur gemacht. In Westdeutschland haben die alten reaktionären Kräfte ihre volksfeindliche Politik zum bestimmenden Faktor des Staates gemacht. Und dort steht auch die Wissenschaft, jeder Wissenschaftler und Arzt noch immer vor der ständigen Ge fahr, für diese verhängnisvolle Politik mißbraucht zu werden. Dem Anliegen der Medizinischen Fakul tät der Karl-Marx-Universität entspricht die große humanistische Zielstellung unse rer Arbeiter-und-Bauern-Macht, und die Angehörigen der Fakultät nutzen die Mög- tlichkeiten, die der sozialistische Staat bie tet, für den die Sorge um die Gesundheit, um gute Arbeits- und Lebensbedingungen eine der vornehmsten, zutiefst humanisti schen Aufgaben ist. Damit handeln die Angehörigen der Medizinischen Fakultät heute im Sinne der in den vergangenen 550 Jahren an der Fakultät im Dienste des Lebens wirksam gewordenen Wissenschaftler, Ärzte und Mitarbeiter. Diese waren im Verlauf der wechselhaften Geschichte der Fakultät oft vor die Grenzen der antagonistischen Klas sengesellschaft gestellt. Sie konnten ihr aus Erfahrungen und Erkenntnissen ge wonnenes Wollen, den Menschen gesund zu erhalten, oft nur bedingt und mit gro ßen Einschränkungen zum Nutzen des Volkes verwirklichen. Es ist deshalb auch ein ernstes Anliegen des Jubiläums, allen bewußt zu machen, wie wir heute das Vermächtnis jener erfüllen, die im Ver laufe von fünfeinhalb Jahrhunderten ihr Wissen und Können, ihre Liebe und Lei denschaft, zuweilen auch ihr Hab und Gut dazu nutzten, um Krankheit und Siechtum zu lindem. Es sind zahlreiche große Ge lehrte und Ärzte, die nach den Ursachen der Krankheiten und den Möglichkeiten ihrer Einschränkung suchten. Es sind her vorragende Wissenschaftler, die immer neue Ärztegenerationen mit der ärztli chen Kunst und der dazu erforderlichen medizinischen Wissenschaft vertraut mach ten. Es sind dies aber auch viele unbe kannt Gebliebene, die in den Krankensä len und Labors, den Studierstuben, Hör sälen und Werkstätten ihre Pflicht er füllen. Es muß eine Aufgabe der Medizinischen Fakultät in ihrem Jubiläumsjahr sein, ins besondere ihre Studenten mit den gro ßen humanistischen wissenschaftlichen Tra ditionen. die die Fakultät hat, vertraut zu machen. Die antagonistische Klassengesellschaft hat auch an der Medizinischen Fakultät über große Zeitabschnitte hinweg die Durchsetzung der Wissenschaft gegenüber Glauben, Aberglauben und Pseudowissen schaft äußerst schwer gemacht. Die Ge schichte der Fakultät ist ein Spiegelbild der wechselvollen Geschichte unseres Vol kes, doch ihre Entwicklung vollzog sich trotz aller reaktionären Hemmnisse, Wi derstände und Rückschläge entsprechend den gesellschaftlichen Entwicklungsgeset zen von der feudalistisch-klerikalen über die bürgerliche Fakultät zur höchsten me dizinischen Ausbildungs-, Erziehungs- und Forschungseinrichtung der sozialistischen Gesellschaft. Wie die 1409 erfolgte Gründung der Leipziger Universität geht auch die Bil dung der Medizinischen Fakultät auf die Ereignisse zurück, die an der Universität Prag unter Führung des Magisters Jan Hus der nationalen bürgerlichen Befreiungs bewegung in Gestalt der humanistischen Reformation den Weg zu ebnen versuch ten. Sie wurde im gleichen Jahre 1415 ge bildet, in dem Jan Hus auf dem Scheiter haufen der Reaktion verbrannte. Ihre Gründung war eine Maßnahme der feudal-klerikalen Reaktion gegen die mit der Reformation aufstrebende Bourgeoi sie. Dieser Hintergrund bestimmte auch wesentlich die ersten Jahrzehnte ihres Da seins. Trotzdem liegt aber in ihrer Grün dung eine große historische Bedeutung. Die Universität Leipzig und schließlich auch ihre Medizinische Fakultät stellte für den gesamten mitteldeutschen Raum, der bis dahin noch über keine entspre chende Einrichtung verfügte, etwas Neues dar. Die damals 8000 Einwohner zählende Stadt Leipzig war zwar schon ein bedeu tendes Zentrum des Welthandels, hatte aber noch keinen Arzt. Da unter dem Ein fluß der klerikalen Weltabkehr des Mittel alters die praktischen medizinischen Tra ditionen der Antike verlorengegangen wa ren, waren die Ärzte jener Zeit reine Buchgelehrte. Die praktische Medizin war unter ihrer Würde und lag in den Hän den von „niederen Ständen“! Wundärzten, Barbieren, Kurpfuschern. Die Geschichte der Medizinischen Fa kultät wird ebenso wie die der Leipziger Universität bis um die Wende zum 19. Jahr- (Fortsetzung auf Seite 4)