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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 14.1970
- Erscheinungsdatum
- 1970
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197000004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19700000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19700000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 14.1970
-
- Ausgabe Nr. 1, 08.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 3, 22.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 4/5, 29.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 6, 05.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 7, 12.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 8, 19.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 9, 26.02.1970 1
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- Ausgabe Nr. 30, 16.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 31, 30.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 32, 13.08.1970 1
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- Ausgabe Nr. 42, 29.10.1970 1
- Ausgabe Nr. 43, 05.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 44, 12.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 45, 19.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 46, 26.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 47, 03.12.1970 1
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- Ausgabe Nr. 49/50, 17.12.1970 1
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Wissen schafts organisation Von Dozent Dr, Hans Rieß, Sektion Politische Okonomie/MLO Moderne sozialistische Wissenschafts« Organisation — die spezifische 'Form der Anwendung der marxistisch-leninisti schen Organisationswissenschaft auf die wissenschaftlich-technische Arbeit. Wie auf der 12. Tagung des Zentral komitees der SED ausdrücklich betont wurde, vollzieht sich gegenwärtig in der Wirtschaft der DDR ein entschei dender Konzentrationsprozeß. Dieser Konzentrationsprozeß richtet sich — insgesamt gesehen - auf die Heraus bildung einer hocheffektiven Struktur unserer Volkswirtschaft, die es erlaubt, einen stabilen und maximalen Zuwachs on Nationaleinkommen zu gewähr leisten. Die Konzentration auf profilbestim mende Schwerpunkte ist das unmittel bare Ergebnis der wissenschaftlichen Prognose der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung unserer Re publik. Sie hat außerordentliche Be deutung für die Entwicklung der wis senschaftlich-technischen Arbeit, ihre Aufgabenstellung und Einbeziehung in den Reproduktionsprozeß sowie für ihre Arbeitsweise. Im Bericht des Politbüros on die 12. Tagung des ZK der SED heißt es: „Auf der Grundlage des öko- nomischen Systems des Sozialismus kommt es vorrangig darauf an, die ge sellschaftliche Organisation der wissen schaftlich-technischen Arbeit so zu ver vollkommnen, daß alle notwendigen Bedingungen für die Entfaltung der schöpferischen Initiative und des Ideen reichtums der Arbeiter, Wissenschaftler und Ingenieure im Kampf um Pionier- und Spitzenleistungen geschaffen wer den." Wissenschaft ist Hauptproduktivkraft. Sie kann als solche nur dann voll wirksam werden, wenn sie derart auf gefaßt, geplant, geleitet und organi siert wird, daß solche Pionierleistungen entstehen, also neue, effektivere Wege beschritten werden. Das bedeutet vor allem, das wissenschaftliche Potential als tempobestimmenden Faktor ziel- gerichtet konzentriert und mit gering- Sstem Aufwand einzusetzen. Es entschei- det vor allem die Zeit, die wir brau- Chen, um Produkte und Verfahren zu entwickeln, die sich nach dem Welt- höchststand orientieren und ihn be stimmen. Der Konzentrationsprozeß in der Wirtschaft ist objektiv mit einer Konzentration der Wissenschaft verbun den. Einmal wachsen die Potenzen der Forschung und Entwicklung progressiv an, zum anderen geht damit auch die Konzentration auf wenige, effektive Forschungskomplexe einher. Im 12. Plenum heißt es: „Das Neue be steht in der organischen Verbindung des ökonomischen Systems des Sozialis mus mit der modernen sozialistischen Wissenschaftsorganisation und der durchgängigen Automatisierung kom plexer Produktionssysteme." Die Lösung der sich aus diesem Konzentrationsprozeß ergebenden Auf gaben für die wissenschaftlich-tech nische Arbeit erfordert, daß die wis senschaftlich-schöpferische Tätigkeit nicht nur unter fachlich-inhaltlichen Aspekten gesehen werden muß, son dern auch unter dem Aspekt ihrer ra tionellen Organisation. Organisation bedeutet planmäßige Gestaltung der Arbeitsteilung, der Ko operation und Kommunikation von wissenschaftlich-technischen Arbeiten und sinnvolle Strukturierung und opti males Verhalten des Systems und der Teilsysteme der wissenschaftlich-techni schen Arbeit. Es kommt letztlich darauf an, bessere Ergebnisse in der wissen schaftlich-technischen Arbeit durch die Anwendung bestimmter Organisations prinzipien und -erkenntnisse zu errei chen. Auch die wissenschaftlich-technische Arbeit und ihre Leitung ist, ein arbeits teiliger Prozeß. Wie in der Produktion erfordert sie das planmäßige Zusam menwirken von Kollektiven, Organen, und Maschinensystemen. Weil das so ist, die Arbeit also geteilt und wieder vereinigt wird, brauchen wir die Orga nisation, die Gewährleistung des ratio nellen Zusammenwirkens Hunderter und Tausender von Wissenschaftlern. Sie bedient sich hierbei bestimmter Re geln, Organe und Organisationshilfs mittel. Organisation fördert somit die Ökonomie der Zeit bei der Herstellung Von Produkten geistiger Tätigkeit. Wir haben dabei von einigen Grund erkenntnissen auszugehen, die sich in der Industrie seit langem bewährt ha ben und geeignet sind, auf die Orga nisation der wissenschaftlich-techni schen Arbeit übertragen zu werden. „Die moderne sozialistische Wissen schaftsorganisation ist die spezifische Form der Anwendung der marxistisch- leninistischen Organisationswissenschaft auf die wissenschaftlich-technische Arbeit.“ (Bericht des Politbüros) Gehen wir bei der Herausarbeitung der Aspekte, die den spezifischen Cha- rakter der Anwendung der MLO auf die Wissenschaftsorganisation aus- In der Industrie gehört zum ,G" auch beste Technologie - und bei uns? Halbleiterforscher steuern planmäßig Spitzenleistungen an und sind dennoch nicht ganz zufrieden Kristallographie z. B. ist die Profilierung noch nicht abgeschlossen, eine technisch petrographische Gruppe wird mit ihrer da bei verwendeten Methode nach Abschluß laufender Verträge in die Realstruktur- Untersuchung der Haibieitergemeinschaft eingreifen. Dabei gibt’s bei den Petrogra phen wertvolle Ergebnisse — für die Indu strie wertvoll und für das internationale Ansehen der Wissenschaftler. Daß sich bei allen trotzdem existierenden Schwierigkeiten solcher Wechsel leichter UZ sprach mit Dr. Konrad Unger (Physik), Dr. Ehrenfried Butter (Che mie) und Prof. Dr. Hermann Neels (Chemie) über die Arbeit der Sozialisti schen Arbeitsgemeinschaft „A II-B V- Halbleiter“. Die Gemeinschaft hat bereits Erfolge vorzuweisen, hat natürlich auch noch mit einigen Schwierigkeiten zu tun. Wir haben versucht, aus den Gesprächen einige Erfahrungen und einige Anregun gen — für die Beteiligten und für alle Leser — zu notieren. W ie weiland Faust komm’ ich mir vor, wenn ich überlege, womit das Ringen um Spitzenleistungen in der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft „AIII-B V-Halbleiter" begann. Am Anfang waren — Verträge? Die mit der WB Bauelemente und Vakuumtechnik und zwei Sektionen der Universität? (Erst mals zwei Sektionen — Physik und Che mie!) Oder die Gründungsdokumente der Arbeitsgemeinschaft ? Oder die Ideen, die jenen Papieren zu ihrer Existenz verhalfen? Aber Ideen müs sen eine Grundlage haben, ein Ziel, die Triebkraft, die sie entstehen läßt und wirksam macht. Einigen wir uns so: Am Anfang ist „das Bewußtsein der Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers vor der Gesellschaft, das Wissen, durch die eigene Leistung das Le ben in der Gesellschaft zu bereichern und zu verschönern, . . . eine bedeutende Trieb kraft für die wissenschaftliche Arbeit überhaupt . . .“ Die Kombination von Faust und Plenum schien mir nötig, Weil solche Sätze im realen Gespräch nie eine vordergründige Rolle spielten, dennoch immer mitklangen, ganz offenbar Voraussetzung sind für das, was aus Ideen und Verträgen schon wurde, werden soll und — beachtenswerte Sicher heit, nicht etwa nur von mir — wird. F s geht um Halbleiterforschung, an der — von unserer Universität drei Wissen- schaftsgebiete beteiligt sind. Kristallogra- phen — Kristalle sind die Grundlage der Elektronik, in der Scharnhorststraße wer den sie gezüchtet; Chemiker, die die glei chen Materialien als einkristalline Schich ten herstellen; Analytiker von der gleichen Sektion Chemie, die die Dotierungs- und Spurenelemente bestimmen. Physiker schließlich, die die eigentlichen Effekte messen. Ein glückliches Beispiel für Ge meinschaftsarbeit deshalb, weil hier tat sächlich jeder von der Arbeit des anderen abhängt, ihn braucht. Daß man tatsächlich gemeinsame Pro bleme hat, nannte uns Dr. Butter (Che mie) als eine der wichtigsten Vorausset zungen für effektive Gemeinschaftsarbeit. Eine Binsenwahrheit? Ein untypischer Vorteil? Oder vielleicht kluge Ausnutzung der Tatsache, daß an den Nahtstellen der Wissenschaftsgebiete heutzutage der meiste Ruhm zu ernten ist. Oder, was bei uns dasselbe ist: der größte gesellschaftliche Nutzen erzielt werden kann. Problemstellung! Wahl des Themas! Das umfassende Gebiet Halbleiter einmal vor ausgesetzt, waren prognostische Über legungen nötig, welche Dinge sich neu ent wickeln oder entwickeln müssen. Die in dustrielle Entwicklung fordert vor allem schnelle Schaltelemente für Steuerprozesse, Bauelemente für die Symbolanzeigen. Die Wissenschaft läßt abschätzen, daß mit den Elementen Silizium und Germanium das Gebiet der Transistoren, Dioden erschlos sen werden kann, daß sie kaum verdrängt werden. Von der Entwicklung organischer Halbleiter ist noch kein praktischer Nutzen abzusehen. Verbindungshalbleiter dagegen stehen an der Schwelle einer großtechni schen Verwendung in der Elektronik. Prognostische Überlegungen zur Halblei terforschung gab es in Akademie und WB, Sektion Physik und Chemie; Dr. Un ger (Physik) ist im zentralen Prognoseaus schuß der VVB. Und er verriet uns, daß HERBSTSCHULE DER HALBLEITERGEMEINSCHAFT. Anfang Dezember zum ersten Male durch geführt, soll sie zum ständigen Repertoire der überbetrieblichen sozialistischen Arbeitsgemein schaft gehören. Vertreter der VVB, der Akademie und der Universität nutzten diese Weiterbil dungsmöglichkeit und waren des Lobes voll. Geboten wurden vorwiegend neueste internatio nale Erkenntnisse der Halbleiterforschung, Ergebnisse der letzten wissenschaftlichen Kongresse und ähnliches (rechts im Bild stehend: Dr. Unger). vollziehen läßt, wenn das Risiko, das For schung nun mal in sich birgt, durch exakte Planung, Vorberechnung so klein wie mög lich — nicht größer als unumgänglich nötig — ist, versteht sich. Der Vorteil einer großen Gemeinschaft •-'wird natürlich nicht von allein wirk sam. Die Zusammenarbeit muß organisiert werden. Mit diesem Wort wird der Ge danke an den Begriff Wissenschaftsorgani sation direkt provoziert. In unseren Ge sprächen tauchte der Begriff trotzdem nicht auf. Wahrscheinlich verbanden unsere Partner ihn mit der Vorstellung von etwas Optimalem, das in der Arbeitsgemeinschaft selbstverständlich nicht auf Anhieb erreicht werden kann. Schon deshalb nicht, weil zum Optimum auch einige objektive Vor aussetzungen fehlen, die nicht von ihnen allein abhängen: das Verhältnis Wissen schaftler-technische Kräfte zum Beispiel. Ein Gespräch in der Physik ließ anderer seits den Verdacht aufkeimen, daß das Fehlen optimaler Voraussetzungen ent weder Überlegungen zur Verbesserung un ter den gegebenen Bedingungen blockiert oder auch über Mangel an Initiative auf diesem Gebiet zu beruhigen vermag — schon wieder mitten in der Ideologie! Diese Einleitung soll beileibe nicht den Eihdruck erwecken, die Gemeinschaft sei unorganisiert, schlecht organisiert. Aus den Prognosen entstand eine Aufgabenstellung, eine Führungskonzeption, ein Gründungs dokument der Arbeitsgemeinschaft, das beide Sektionsdirektoren unterschrieben und in dem sie dem AG-Leiter verschie dene Rechte übertrugen, und Pflichten akzeptierten, die sich aus der Arbeit der Halbleiterforscher für die Sektionen er geben. Aus der Aufgabe erwuchsen ein heitliche Pflichtenhefte, auf die die Mit glieder der Brigade sozusagen vereidigt wurden. Die Brigadeleiter bilden ein Aktiv, das vierzehntäglich berät, die Voll versammlung tagt aller Vierteljahre, dient gleichfalls der Koordinierung, der Weiter bildung usw. Am 17. Dezember standen Erfahrungen und Probleme einer Forschungsgemeinschaft es sich durchaus auszahlt, wenn man mit Leuten, die an Prognosen gearbeitet haben, noch einmal persönlich spricht. Effekt der Halbleiterforscher: Sie kon zentrierten sich auf einen Substanztyp. Wesentlich dabei, daß das vom Bedarf der Industrie und den Tendenzen der Wissen schaftsentwicklung her konzipiert wurde. „Insofern“ — Dr. Unger — 1 „sind Spitzen leistungen auch planbar, wenn man diese Bedürfnisse genau kennt.“ Dabei muß ge nau aufeinander stimmen, was auf der volkswirtschaftlichen Seite eine solche echte Lücke ist, und das, was man kann, wofür die Voraussetzungen da oder schaff bar sind. Dieser Erkenntnisprozeß verlangt nach Dr. Unger schon eine große Intensität. Sel ten kommen die Probleme der Industrie mundgerecht auf den Tisch. Meist wird ein Wust von Schwierigkeiten mitgeliefert, aus dem das wesentliche und gemeinsame wis senschaftliche Problem herauszuschälen ist. Nicht nur mit Hilfe der Mathematik, aber auch nicht auf eine Art und Weise, wo man erst hinterher die Theorie bemüht, um ‘rauszukriegen, warum das so gekom men sein könnte. Den Parameterbereich, den zu bearbeiten sich lohnt, gilt es theo retisch einzuengen. „Selbst bei einer Ein engung um den Faktor 2 (um die Hälfte, würden gewöhnliche Sterbliche sagen) werden doch immense Gelder eingespart. Es ist doch viel leichter, sich 14 Tage hin zusetzen und zu rechnen, als doppelt so viel Kristalle zu züchten, jeder in der Größen ordnung um 10 000 Mark.“ Das „leichter“ zeigt den Ideologiegehalt einer solchen Arbeit, der in der sachlichen Unterhaltung oft in den Hintergrund zu rückweicht. Leichter für den Physiker, den Theoretiker ist’s jedenfalls, sich mit einem vorgegebenen Problem zu befassen, als aus einer komplexen Aufgabe in ständiger Wechselwirkung mit der experimentellen Literatur sich immer selbst die Probleme neu zu stellen (zumal es sich gewöhnlich um immense Mengen Literatur handelt). Leichter, effektiver für die Gesellschaft ist in dem Fall der für den einzelnen un bequemere Weg. Spricht er dann dennoch von leichter, hat er, scheint mir, eine ideologische Barriere übersprungen, die uns mancherorts von der effektivsten Ver flechtung Wissenschaft und Industrie noch trennt. Konsequenterweise könnte man wohl feststellen, daß die Organisierung von Spitzenleistungen hier anfängt, bei der Erziehung der Wissenschaftler (der heuti gen und der künftigen) zu solcher Haltung. Umgekehrt — so Dr. Butter — läßt sich aus solcher gründlicher, eben wissenschaft licher Vorarbeit auch erst ein rechtes Kol lektiv aufbauen, denn irgendwie verändert sich doch jeder beim Einsteigen in solch eine Aufgabe. Am besten überzeugt’s sich aber mit exakten Prognosen, Vorgaben, Konzeptionen. In der Arbeitsgemeinschaft scheint das gelungen, unbeschadet dessen, daß der Prozeß ein andauernder ist. In der beispielsweise auf der Tagesordnung: die neuen Pflichtenhefte für 1970, die Auswer tung von Besuchen Dr. Ungers in auslän- dischen Forschungseinrichtungen, die Re chenschaftsberichte der Brigaden, die Vor bereitung einer gemeinsamen kulturellen Veranstaltung im Januar. Diese Arbeitsweise hat bewirkt, daß die Vertreter der verschiedenen Wissenschaf ten sich verstehen lernten, daß die Arbeit der Gemeinschaft im ganzen planmäßig läuft. Aber zur Zusammenarbeit gehört selbstverständlich auch eine laufende An leitung, direkte, kurzgeschlossene Bezie hungen zwischen einzelnen Wissenschaft lern, der Rat des Erfahreneren bei Schwie rigkeiten inhaltlicher Art wie auch, wenn nur ein Gerät blockiert ist — kann man mit einer anderen Methode Gleiches erreichen, oder muß man warten? —, die ständige Kontrolle . . . Damit sind die Kollegen selbst nicht zu frieden: Prof. Dr. Neels, die Kristallogra- phen, haben den Eindruck, daß die Halb- leilerei an der Physik insgesamt nicht die Rolle spielt, die ihr zukommt; Dr. Butter kommt zu dem Schluß, daß die Belange der Arbeitsgemeinschaft nicht immer mit denen der Forschungskollektive an der Sektion Physik (der federführenden Sek- FORTSETZUNG AUF SEITE 4 machen, von dem objektiven Prozeß der Konzentration der Wissenschaft als einer objektiven Tendenz in der Entwick lung der Produktivkräfte aus, so wer den diese von folgenden Faktoren be stimmt: -durch die sich vertiefende gesell schaftliche Arbeitsteilung und die wach sende Integration der Wissenschaft in den Produktionsprozeß; — durch das Tempo und Niveau der Wissenschaft; — durch die politisch und ökonomisch begründete Notwendigkeit, die Erkennt nisse der Wissenschaft so schnell wie möglich in die Produktion überzuleiten (nicht dasjenige Land bestimmt die Weltspitze, in dem viele wissenschaft liche Entdeckungen gemacht werden, sondern das Land, welches die Über führung dieser Erkenntnisse am ratio nellsten organisieren vermag); — durch die erforderlichen wachsenden Aufwendungen für die Forschung und Entwicklung. Aus diesen Gesichtspunkten leitet sich ab, daß wir bei der wirtschafts organisatorischen Gestaltung unserer großen Industriekombinate auf die Konzentration der Forschung und Ent wicklung großen Wert legen müssen. Große leistungsfähige Industrie kombinate sind in der Lage, den an sie gestellten ökonomischen Forderun gen zu genügen, also den gesamten industriellen Erneuerungsprozeß - re präsentiert durch den Umschlag ganzer Erzeugnissysteme, die Anwendung der komplexen Automatisierung und die von den Anwendern geforderten Pro blemlösungen komplexer Art — mit Hilfe einer effektiven, dynamischen, weitgehend eigenverantwortlichen For schung zu beobachten, zu organisieren, zu leiten und zu bezahlen. Damit der Kombinatseffekt nicht etwa Heuristik Wissenschaft von den Methoden und Regeln der Ent deckung und Erfindung. Die heuristische Methode ist ein Spezialfall der Trial-and-error-Methode. Sie unter scheidet sich von der deduktiven Methode u. a. da durch, daß sie mit Vermutungen, Analogien, Arbeits hypothesen, provisorischen Modellen usw. arbeitet. Die heuristische Methode ist keine strenge Beweismethode, sondern nur ein Verfahren, das bei der Suche nach Be weisen behilflich ist. Die Heuristik studiert tatsächlich vorkommende Fälle von Entdeckungen und Erfindun gen und versucht, aus ihnen allgemeinste Gesetze des Entdeckens und Erfindens abzuleiten, die nicht von der jeweiligen konkteten Aufgabe abhängig sind. Insofern ist sie eine empirische Wissenschaft. Sie benutzt Er gebnisse und Verfahren der experimentellen Psycholo gie, Informationstheorie und Informationspsychologie sowie der Neurophysiologie. Die heuristischen Metho den lassen sich auf elektronischen Rechenmaschinen simulieren. Solche „heuristischen“ Maschinen arbeiten ähnlich wie moderne Schachspielautomaten, d. h., sie verfügen über einen Satz von allgemeinen strategischen Prinzipien und verwenden diese Prinzipien je nach Lage des Falles in Kombination mit der Trial-and- error-Methode. Die Heuristik ist ein wichtiger Bestandteil der dia lektischen Logik. Ist mit Hilfe heuristischer Methoden ein Beweis gefunden, eine Aufgabe gelöst, so läßt sich im allgemeinen der Beweis streng logisch darstellen, und die ursprünglichen heuristischen Vberlegungen sind überflüssig geworden. Aus: „Wörterbuch der Kybernetik" 2. Auf lage, Dietz Verlag, Berlin 1968 Zu weiteren Termini — etwa „Trial-and-error- Methode“ - bitten wir, ebenfalls im Wörter buch der Kybernetik nachzuschlagen. durch ein ausschließlich quantitatives Wachsen des wissenschaftlichen Poten tials wieder kompensiert wird, kommt der richtigen Organisation der wissen schaftlich-technischen Arbeit und der Entwicklung ihrer Qualität eine außer ordentliche Bedeutung zu. Es geht darum, der Forschung den Charakter einer sozialistsichen Großforschung und Intensivforschung zugleich zu geben, die Wissenschaftler stärker als bisher ihrer eigentlichen Forschungstätigkeit zuzuführen, Schöpfertum zu fördern und die interdisziplinäre Zusammen arbeit auf der Basis echter sozialisti scher Gemeinschaftsarbeit zu gestalten. So gesehen steht die Wissenschafts organisation vor komplizierten und um fangreichen Aufgaben. Das erfordert Überlegungen über — die Möglichkeiten der inhaltlichen und räumlichen Konzentration von For schung und Entwicklung; - die Erweiterung der wissenschaft lichen Kapazitäten; — die Einbeziehung der Wissenschaft in den Reproduktionsprozeß der Kom binate und die Gewährleistung eines geschlossenen Wirkungsablaufes For schung — Entwicklung — Produktion — Absatz; — die zweckmäßige moderne Leitung und Organisation der Forschungskollek tive; — die Arbeitsweise in der Forschung und Entwicklung und — die Kooperation mit anderen For schungsstellen. Die Kompliziertheit der Aufgaben er gibt sich vor allem aus den Eigenheiten der wissenschaftlichen Arbeit. Diese Eigenheiten bestimmen die Unter schiedlichkeit der Wissenschaftsorga nisation von der Organisation der Produktion. Sie kommen vor allem zum Ausdruck in: 1. In der Wissenschaft ist in der Re gel jeder Erkenntnisprozeß einmalig. In der Produktion wiederholen sich Er kenntnisprozesse. 2. Die Forschung hat die Aufgabe, Unbekanntes zu entdecken. Die Pro duktion nutzt Bekanntes. 3. Die Forschung ist im Vergleich zur Produktion mit einem höheren Risiko behaftet. Sowohl die Lösungen als auch der Weg zu ihnen müssen erst gefunden werden. Das Risiko selbst ist wiederum von anderen Faktoren, z. B. von den anzuwendenden Methoden und Theorien abhängig. 4. Die wissenschaftlichen Probleme können meist nur mit einem bestimm ten Wahrscheinlichkeitsgrad gelöst werden. Die Wissenschaftsorganisation hat den Zufall zu planen, während die Produktionsorganisation die Aufgabe hat, den Zufall auszuschließen. Wissenschaftsorganisation und Orga nisation der Produktion unterscheiden sich somit in ihrer konkreten Zielstel lung. Gemeinsam ist ihnen, daß sie sich beide auf Systeme - nämlich auf das System Wissenschaft und auf das System Produktion - beziehen und diese beiden Systeme wiederum Teil systeme des gesellschaftlichen Repro duktionsprozesses sind. Die Wissen schaftsorganisation kann daher die Erkenntnisse der marxistisch-leninisti schen Organisationswissenschaft nicht einfach übernehmen, sondern muß aus gehend von diesen Erkenntnissen eigene, spezifische Prinzipien und Ge setzmäßigkeiten entwickeln. In unserer nächsten Ausgabe schreibt Dr. Hans Rieß zu einigen Fragen der Anwendung organisationswissenschaft licher Prinzipien auf die Leitung der Forschung. UZ 1/70. Seite 3
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