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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 14.1970
- Erscheinungsdatum
- 1970
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197000004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19700000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19700000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 14.1970
-
- Ausgabe Nr. 1, 08.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 3, 22.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 4/5, 29.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 6, 05.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 7, 12.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 8, 19.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 9, 26.02.1970 1
- Ausgabe Nr.10/11, 05.03.1970 1
- Ausgabe Nr. 12, 12.03.1970 1
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- Ausgabe Nr. 17, 16.04.1970 1
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- Ausgabe Nr. 21, 14.05.1970 1
- Ausgabe Nr. 22, 21.05.1970 1
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- Ausgabe Nr. 27, 25.06.1970 1
- Ausgabe Nr. 28/29, 02.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 30, 16.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 31, 30.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 32, 13.08.1970 1
- Ausgabe Nr. 33, 27.08.1970 1
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- Ausgabe Nr. 37, 24.09.1970 1
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- Ausgabe Nr. 44, 12.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 45, 19.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 46, 26.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 47, 03.12.1970 1
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- Ausgabe Nr. 49/50, 17.12.1970 1
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Band 14.1970
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ie allseitige Entfaltung der dem So- •zialismus gemäßen Kultur verlangt eine höhere Stufe der Aneignung, Be- thrung und Weiterführung des humani- Schen Erbes. Dieses Grundanliegen Snzeichnet den Beschluß des Politbüros f Beethovenehrung der DDR und den Bchluß des Sekretariats des ZK zur brung Friedrich Hölderlins. Die leben- 8 Bewahrung der bedeutenden Tradi- Anen und das Erschließen der besten tstungen des humanistischen Erbes ist "e ständige Aufgabe und Verpflichtung. Mit diesen Worten unterstreicht Albert Wen auf der 13. Tagung des ZK der • die Bedeutung der Rezeption des Assischen Erbes für unsere sozialistische Benwart. In diesem Sinne ist für uns in * DDR das Erbe, das uns Friedrich Höl- tlin hinterlassen hat, lebendiger denn Gleichzeitig erweist sich seine Aktuali- Rauch in der noch „nicht beendeten gei- Nen Auseinandersetzung um Hölderlins ken zwischen den Literaturhistorikern; E allem zwischen denen unserer Deut- hen Demokratischen Republik und den Nisten der westdeutschen Bundesrepu- (Alexander Abusch auf dem Hölder- '•Festakt in Weimar), in der sich Bundfragen des ideologischen Kampfes Aschen Sozialismus und Imperialismus Verspiegeln. Auch hier treten die unter- hledlichen Klassenpositionen deutlich ! Vge. Diese Tatsache wurde gerade in Gsem Jahr anläßlich des 200. Geburts- Ves des Dichters erneut sichtbar. Alexander Abusch eröffnete seinen Vor- ’S zu Ehren des 200. Geburtstages Höl- Whs mit der überraschenden Frage: Ner eigentlich war Hölderlin?“ Die Not- endigkeit und Berechtigung einer sol- en Fragestellung resultiert aus der wi- 'tspruchsvollen Interpretation der Höl- Einsehen Werke in Vergangenheit und Bgenwart. Nachdem sein Werk sowohl in !c Wilhelminischen Zeit als auch wäh- nd des Faschismus fehlinterpretiert und " die verbrecherische imperialistische "eologie mißbraucht worden war, galt es, D Wahren humanistischen Gehalt zu er- ließen. Alexander Abusch sagt von Höl- lin: .Das Vaterländische — für ihn Schmolz es sich auf jakobinische Weise “t der gesellschaftlichen Veränderung, er Meister ist für alle da“, so schreibt /es der „Spiegel“ und so wollen es die Ideologen der westdeutschen Groß- Durgeoisie und Vertreter großer Mono- Nle auf kulturellem Gebiet. Das hier er- ähnte „Spiegel“-Zitat läßt es angebracht Rheinen, einige Aspekte des Klassen- Ampfes bei der westaeutschen Beet- Wvenehrung zum 200. Geburtstag des "omponisten darzulegen. Schon der hier zitierte Teil eines Satzes 's dem „Spiegel“, auf den wir noch nä- r eingehen werden, läßt hier die Kon- rgenz als Ausdruck des Klassenkampfes htbar werden. Wir erinnern uns nur zu 1t an die sogenannten 20 Punkte, mit de- r p Bundeskanzler Brandt in Erfurt und ' Nser vom Hauptziel echter Ver hand tun - I Emmit unserer Republik ablenken wollte. "sere Regierung hat zu wiederholten Jalen ihren Standpunkt dargelegt und im ^-Kommentar vom 5. 11. wird nochmals Bterstrichen, daß echte Verhandlungen är geführt werden können, wenn die "Bhdt/Scheel-Regierung die Souveränität serer Republik achtet, sie völkerrecht- Sh anerkennt und ihre Hervorkehrung so- Bhannter innerdeutscher Beziehungen Ngibt. Auch auf kulturellem Gebiet gibt ' solche „innerdeutschen Beziehungen“ cht. Wenn man den Bericht des Beet- bven-Komitees der DDR über die bis- tr >ge Bilanz unserer Beethovenehrung St, wird das nur unterstrichen. Um Shon bei dem Ausdruck zu bleiben: bei Ds ist der Meister nun wirklich für alle 3 denn bei uns wird er von allen ge- d. Betrachten wir von diesem Stand- nkt aus einige Praktiken westdeutscher *ethovenehrung etwas näher. Die Ideologen der westdeutschen Groß- DUrgeoisie konnten und können heute ’t recht nicht mehr die großen humani- Wer eigentlich war Hölderlin? Stimmen zur Hölderlin-Ehrung mit dem in hoher Dichtung geformten Traum einer neuen schönen Menschen gemeinschaft. Das Vaterländische — für ihn wurde es auch sein verzweiflungs volles Aufbegehren als Denker und Dich ter gegen die Nichtbewältigung der ge schichtlichen Notwendigkeiten, weil sei nem Blick sich nirgendwo in den deut schen Landen eine revolutionär formierte Kraft des Volkes darbot.“ Weiter führt Alexander Absuch aus, daß ... „wie in je der echten Dichtung ... auch in der Höl derlins die dialektische Beziehung zwi schen dem Historisch-Konkreten und dem Allgemein-Menschlichen... — und um gekehrt“ wirkt. Im Gegensatz dazu ist die spätbürgerliche Literaturwissenschaft ständig bemüht, das Schaffen Hölderlins von historischen Zusammenhängen zu ab strahieren und jene Dialektik von Indivi duum und Gesellschaft zu negieren. So versucht man, das Werk Friedrich Hölder lins in das Reich der Mystik und Finster nis zu projezieren, denn revolutionärer Geist und Gesellschaftskritik sind früher wie heute den herrschenden Kreisen un willkommen. Der politische Aspekt des Hölderlin-Werkes bleibt unberücksichtigt, der Bezug zur Französischen Revolution die das Schlüsselereignis zum Verständnis der dichterischen Position überhaupt dar stellt, wird kaum erwähnt, und seine damit verbundene philosophische und ästhetische Grundhaltung wird teilweise einfach falsch ausgelegt. 1968, zum 125. Todestag des Dichters, entspann sich ein aufsehenerregender Disput zwischen dem französischen Höl derlin-Forscher Professor Pierre Bertaux und Literaturwissenschaftlern West deutschlands. Professor Bertaux wies in seinem Vortrag nach, welch tiefgreifen des Ereignis für Hölderlin die Franzö sische Revolution, das Jakobinertum ge wesen ist und welchen Einfluß es auf des sen gesamte Dichtung genommen hat. Zum ersten Mal zeigte ein bürgerlicher Literaturwissenschaftler, mit wieviel In tensität und in welch hohem Maße Höl derlin am revolutionären Geschehen seiner Zeit teilnahm. Der Dichter wurde seines mystischen Dunkels entkleidet und die Zeitbezüge seiner Dichtung konnten sicht bar gemacht werden. Pierre Bertaux hatte seinen Vortrag mit der Feststellung begonnen: „Dem deut schen Hölderlin-Bild, das in .lieblicher Bläue blühet, fehlt eine Farbe: das Rote. Als ob die deutsche Forschung rotblind wäre; oder vielleicht rotscheu.“ Leider vergaß der französische Germanist zu präzisieren. Nicht die deutsche Forschung schlechtin, wohl aber die westdeutsche ist rotblind. Diese Interpretation mußte notwendi gerweise auf heftigen Widerstand von sei fen der westdeutschen Teilnehmer stoßen. Daß Hölderlin Revolutionär war, daß er in Verbindung stand mit den progressiv sten Köpfen seiner Zeit und daß er als Republikaner gilt, konnte man nicht von der Hand weisen. Der Protest richtete sich deshalb auch auf einen anderen Aspekt der Interpretation. Hölderlin sei nie für die Revolution in ihrem vollen Umfang gewesen, nicht, wie es heißt, für „gewalt samen Umsturz und Bildersturm“, sondern er glaubte „an eine künftige Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles Bisherige schamrot machen“. Friedrich Hölderlin hat nicht nur als Dichter sich für die revolutionären Um wälzungen seines Vaterlandes eingesetzt, sondern zusammen mit seinen Homburger Freunden erlebte er aus unmittelbarer Nähe die Vorbereitungen auf eine Revo lution in Süddeutschland; er teilte deren Begeisterung, Mißerfolg und Enttäuschung. Seine politischen Ansichten, die während der ersten Jahre der Französischen Revo lution in Tübingen 1789/93 gereift waren, hat der Dichter im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen nie grundlegend geändert. Auch in seinem Spätwerk, bei zunehmen der geistiger Umnachtung, ist ihr Nieder schlag wahrnehmbar. Als Beweis dafür, daß Hölderlin nicht nur ..singend“ dabei gewesen ist „auf der Seite der Revolu tion“, kann auch die Stelle aus einem Brief vom 1. 1. 1799 an den Bruder die nen. an der es heißt: „Wenn das Reich der Finsternis mit Gewalt einbrechen will, so werfen wir die Feder unter den Tisch und gehen in Gottes Namen dahin, wo die Not am größten ist und wir am nötigsten sind“. In den meisten Beiträgen der westdeut schen Presse zur diesjährigen Hölderlin- Ehrung versucht man erneut, diesen As pekt zu revidieren oder einfach zu über sehen. So gesteht man Hölderlin in der sozialdemokratischen Zeitung „Vorwärts“ zwar ein gewisses Verhältnis zur Franz- sischen Revolution zu. begründet jedoch seine dichterische Größe mit Einflüssen ganz privater Natur. Hölderlins Liebe zu Susette Gontard sei der entscheidende Faktor für seine dichterische Meister schaft gewesen. Auf diese Weise wird dem Künstler jegliche tiefere Einsicht in die Probleme’ seiner Zeit abgesprochen. Die Kritik, die Hölderlin im „Hyperion" übe, sei eine Kritik am spezifischen Charakter der Deutschen, so stellt der Autor fest. * Eine ausführliche Auseinandersetzung mit Hölderlins Werk stellt ein Artikel in der Zeitung „Christ und Welt“ dar. Der Versuch, das Weltbild des Dichters her auszuarbeiten. muß jedoch schon an der Tatsache scheitern, daß der Verfasser des Artikels eine christliche Weltanschauung bei Hölderlin voraussetzt. Seine Gesell schaftskritik wird auch hier nicht erkannt, und die mystischen Züge seines Werkes bedeuten für den Autor eine Flucht vor dem „trockenen Wissen der Zeit“, vor „leeren Namen“ und vor „kalter Poesie“. Das aus dieser Misere der westdeutschen Literaturkritik herausragende Ereignis zur Hölderlin-Ehrung war die Rede Martin Walsers auf der Jahrestagung der Hölder lin-Gesellschaft in Stuttgart. Ihr Thema lautete: „Hölderlin zu entsprechen. Von der schweren Vermittlerrolle eines Dich ters“. Martin Walser stellt in seinem Fest vortrag dar, wie das „unstabile, immer ge- fährdetere ... Ich des Dichters“ nicht bei sich selbst stehenblieb. Es ging Hölderlin vielmehr um die Vermittlerrolle des Dich ters. An diesem „Arbeiterprogramm“ mußte er scheitern, da es für ihn im da maligen Deutschland keine Möglichkeiten für seine Verwirklichung gab. Der Dich ter wird bei Walser als Autor gesehen, der „die Welt als Prozeß sieht und den Wider spruch nicht nur denkt, sondern auch lebt“, sich um eine „produktive Dialektik“ bemüht. Aus diesem Verhalten die Konse quenz zu ziehen, Hölderlin zu entspre chen und seine Wirkung nicht auf schöne Literaturgeschichte beschränkt zu lassen, schließt für Walser die Forderung ein, bei der Kritik an der spätkapitalistischen Ge sellschaft in Westdeutschland „der .Sy stemimmanenz' zu entrinnen und als poli tische Alternative den Sozialismus auf deutschem Boden, die DDR zu erkennen.“ Hier wird sichtbar, welch große Bedeu tung das Erbe Friedrich Hölderlins aucn für den Kampf der demokratischen Kräfte in Westdeutschland gewinnen kann, wenn sein revolutionärer Gehalt entgegen allen reaktionären Mißdeutungen als verpflich tende Tradition begriffen wird. Von ent scheidender Bedeutung für diesen Er kenntnisprozeß ist. daß der zu Lebzeiten und noch lange Zeit nach seinem Tode heimatlose Dichter in der DDR eine Heim statt gefunden hat und endlich eine wahr hafte Würdigung seines Werkes erfährt. Monica Kampfmeier, Christiane Barthel, Deutsch/Russisch Erwachsenenbildung, 5. Studienjahr „Der Meister ist für alle da" Konvergenz in westdeutscher Beethovenehrung stischen Gedanken, die Beethoven in sol chen Werken wie der IX. Sinfonie, der -Missa . solemnis" oder seiner einzigen Oper „Fidelio“ zum Ausdruck brachte, ver wirklichen. Äußerungen von Vertretern spätbürgerlicher Kultur klingen dann auch sehr ausweglos. Da wird geschrieben: „Das Beethovenjahr droht über uns herein zubrechen“, oder „Es gibt nur ein Heil mittel, den Komponisten in seinem Jubel jahr konsequent nicht aufzuführen“. Aber gerade letzteres kann die Bourgeoisie nicht zulassen. Wenn sie es auch nicht vermag, Beethoven wirklich zu ehren, will sie doch hren nationalistischen Anspruch auf kul turellem Gebiet hervorkehren. So wird auch die Beethovenehrung für die Klas seninteressen umfunktioniert. Und jetzt muß man genau lesen. „Das Auswärtige Amt. sonst in Sachen Kultur nicht gerade hemmungslos eifrig, läßt über die Goethe- Institute in aller Welt Beethoven per Film verbreiten — es geht schließlich um Deutschland“. Diese eindeutig klassenmäßige Aussage Bonner Ostkulturpolitik wird von einigen Publizisten versucht, mit konvergenz theoretischen Mitteln zu verschleiern. Hierzu wollen wir nochmals auf den ein gangs zitierten „Spiegel“-Artikel zurück kommen. Es wird nämlich erörtert, für wen der „Meister“ da sein soll. Er ist da „Für Ost und West, für Manager und Wis senschaftler, für Film- und für Platten macher“. Sind sie nicht wieder da, diese „innerdeutschen Beziehungen?“ Die Argumentation wird weitergeführt, und dazu muß die Schallplattenproduktion herhalten, denn da hat man auch etwas Wichtiges entdeckt. „Im Beethovenjubi- läumsrummel gibt es keine Gegensätze“. Auf den „Rummel“ kommen wir noch zu rück. Es wird angeführt, daß die west deutsche Grammophongesellschaft eine Ausgabe der Beethovenwerke mit 75 Lang spielplatten herausbringt und: „Auch der VEB Deutsche Schallplatten hat bis zum Jahresende ein Plattensoll von 80 Beet hoven-Langspielplatten zu erfüllen“. So ein fach soll es sein — „keine Gegensätze“, 75 und 80 Schallplatten. Daß diese west deutsche Werkausgabe mit ihren 75 Plat ten durchaus dem Beethovenbild der dort herrschenden Klasse dient, das kann man nur erkennen, wenn man etwas hinter die Erscheinungen schaut. Man muß sich doch fragen, welche Kriterien liegen dieser westdeutschen Schallplattenausgabe zu Grunde? Sie bringt fast nur Standard werke. Ein solches Werk wie die „Schlachtensinfonie“, in dem Beethoven auch politisch-patriotische Gefühle zum Aus druck bringt, fehlt. In der Ausgabe bei gefügten Erläuterungen werden die Werke Beethovens nur akademisch abgehandelt. Mit unserer Ausgabe wird erstmalig das Gesamtwerk des Komponisten erschlossen. Die Ausgabe trägt mit den Einführungen zu einer breiten ästhetischen Massen erziehung auf musikalischem Gebiet bei. Mit unserer Ausgabe leisten wir kultur politische Arbeit im Sinne der Arbeiter klasse. Die hier zitierte Schallplattenproduk tion soll noch einen anderen Aspekt west deutscher Beethovenehrung veranschau lichen. Politischer Klassenkampf im Bereich der Kultur wird auch durch ökonomische Sei ten ergänzt. Die Monopole unterstützen die kulturelle Zielstellung vor altem, wenn sie dadurch ihre Profite realisieren können. Mit „Beethovenrummel“ ist dieses Profit streben wohl treffend charakterisiert. Die westdeutsche Grammophongesellschaft wird mit ihrer Beethovenausgabe durch aus Profit machen. Das allein reicht aber nicht aus. Die marxistische Feststellung, daß Kunst im Kapitalismus zur Ware wird, ist zwar hiermit auch schon bestätigt, aber soll noch an einem weiteren Beispiel ge zeigt werden. Die Schallplatten brauchen noch einen größeren Massenumsatz. Die Manipulationsmöglichkeiten werden ge nutzt, um auch mit Beethoven breite Schichten der westdeutschen Bevölkerung für die Ziele der herrschenden Klasse ge fügig zu machen. Hier wird das Mittel der Ablenkung als Form des Klassenkampfes ausgenutzt. Da bedient man sich der mas senwirksamen „Masche“ des Schlagers, nämlich der sentimentalen Welle. Ihr ist inzwischen auch der Schlußchor der 9. Sinfonie zum Opfer gefallen. Wem das nicht schmeckt, für den hat man pseu doavantgardistische Musik zur Hand. Auch hier wird man Käufer finden, die sich einer Produktion der Beatgruppe „The Beathovens“ hingeben, die die 5. Sinfonie des Komponisten verschandeln wollen. Neben der Schallplattenindustrie werden sich auch Verlage, Film und Rundfunk anstalten in den „Rummel“ einschalten, soweit es die Klasseninteressen und das Geschäft erfordern. Genug der Beispiele. Es ist wohl klar geworden, was von sölchen „gesamtdeut schen Beethovenehrungen zu halten ist. Die Beethovenpflege in unserer Republik ist ein Bestandteil der kontinuierlichen Kulturpolitik unseres Arbeiter-und- Bauern-Staates, einer Kulturpolitik, die auf dem marxistisch-leninistischen Prinzip der kritischen Aneignung des kulturellen Er bes beruht. Bei uns gibt es keinen „Rum mel“. Im Jubiläumsjahr wenden wir uns Beethoven natürlich besonders zu. In allen Schichten unserer Bevölkerung beschäftigt man sich mit dem Werk des großen Kom ponisten. Nicht nur um das Hören, das besser Kennenlernen geht es. Ensembles unserer Volkskunstbewegung und auch die unserer Universität erschließen das Werk noch besser, indem sie selbst ent sprechend ihren Möglichkeiten Beethovens Werke musizieren. Und auch über das Beethovenjahr hinaus sind seine Werke Bestandteil unserer Konzert- und Rund funkprogramme, denn seine Werke helfen uns bei der Herausbildung unserer sozia listischen Menschengemeinschaft. Gerhard Mathow Konzentrierter Geldeinsatz um Nutzen der Monopole V2 44/70, Seite 5 Eigene Bildungs- und Forschungspolitik be- pen ist Anliegen der „Volkswagenstiftung''. 95 bekannte diese von den Volkswagenwer- W ausgehaltene Stiftung in ihrem jetzt ver- bsntlichten ahresbericht 1969. Forschungs- Rtik im Zeitalter der wissenschaftlich-tech- ödhen Revolution ist nichts Ungewöhnliches. 42r was haben diese Industriellen mit der J u ngspolitik zu tun, die ja laut westdeut- Nem Grundgesetz in das Ressort der Länder- Rierung fällt? Aus uneigennützigen Zwek- P läßt diese Stiftung nicht einige Millionen zum Wohle der an finanziellen Mitteln . nicht reich gesegneten Bildungseinrich- T9sn fließen. Ein Satz ihres Berichtes läßt B Beweggründe schließen: Sie regt von sich „'Projekte an und verteilt das Geld nicht ch dem Gießkannenprinzip! >6rundgesetzwidrig" wDle ..Roten Zellen" an den Westberliner wn’versitäten und Hochschulen sind nach önem Bericht des Westberliner Senats grund- " Setzwidrig, und deshalb muß Ihr Verbot ins "9e gefaßt werden. Interessant ist die Be- 6ündung dieser Entscheidung: „Sowohl das ötreten für die proletarische Revolution als für die Diktatur des Proletariats sei ndsätzlich mit der freiheitlich-demokrati- boen Ordnung des Grundgesetzes unverein r Das habe das Bundesverfassungsgericht 1956 beim Urteil über das KPD-Verbot fest gestellt. Nach dem KPD-Urteil des Bundes verfassungsgerichtes führe bereits die interne Mitgliederschulung in der grundsätzlichen programmatischen Lehre und in den Zielen des Marxismus-Leninismus zur Beeinträch tigung der freiheitlich-demokratischen Grund ordnung. Diese Kriterien träfen auf die mei sten der .Roten Zellen' zu." Das bedeutet: Die mahnenden Stimmen, die immer wieder darauf hinweisen, daß das KPD-Verbot eine Handhabe gegen alle Demo kraten liefert, bekommen wieder einmal recht. Unzureichender Unterricht Hamburgs Gymnasiasten erhalten nur einen Völlig unzureichenden Che mie- und Physik-Unterricht. Von den vorgesehenen ohnehin nur zwei Wo chenstunden in diesen Fächern muß ein großer Teil ausfallen, weil nicht genügend Lehrer zur Verfügung ste hen. Dazu kommt eine völlig unzurei chende Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln für diese Fächer. Schulgeld an staatlichen Schulen eingeführt Für alle staatlichen Mittel- und Ober schulen Brasiliens muß von jetzt an ein monatliches Schulgeld gezahlt werden. Das ist ein äußerst harter Schlag für die bereits durch die ständig steigenden Le benshaltungskosten benachteiligten Ar beiter und Bauern des Landes. Mit dem reaktionären Militärputsch im Jahre 1964 begann ein Niedergang des ohnehin noch völlig unentwickelten, mangelhaften und zersplitterten Bildungs- und Erziehungs wesens in Brasilien Nach der neuen Ver fassung ist der Unterricht, der in den staatlichen Mittel- und Oberschulen er teilt wird, nunmehr gebührenpflichtig. Mittellose Schüler können zwar einen An trag auf einen Schulgeldkredit stellen, die ser Kredit muß jedoch nach Abschluß der Schule mit Zinsen an den Staat zurück gezahlt werden. Kann ein solcher Kre dit — beispielsweise wegen Arbeitslosig keit — nicht zurückgezahlt werden, so werden relativ hohe Strafen verhängt. Da für die staatlich gelenkte Bildung immer weniger ausgegeben wird, ist ein zunehmender Reprivatisierungsprozeß im Schulwesen zu verzeichnen. Über die Hälfte aller Mittel- und Oberschulen Bra siliens sind bereits in Privathand. In Rio de Janeiro trifft das sogar auf 75 Prozent solcher Schulen zu, die zudem immer hö here Schulgelder fordern. Der Staat unter nimmt nichts dagegen, ja, er fördert diese Entwicklung sogar noch. Die Privatschu len werden zumeist von der Kirche und anderen Organisationen sowie von ge schäftstüchtigen Lehrern betrieben. Nach dem reaktionären Umsturz wurden 1965 aus dem Staatshaushalt nur 11 Prozent für Unterricht und Erziehung verwandt. Diese Mittel wurden immer drastischer gekürzt und betrugen 1968 gar nur 7,7 Pro zent. Gegenwärtig dürfte die Summe der staatlichen Bildungsmittel noch weit nied riger liegen. An USA- Universitäten steigen Kosten Das neue Studienjahr brachte in den USA an allen hö heren Lehranstalten erneute Steigerungen für Schulgeld und diverse Studiengebühren. Auch die Aufwendungen für Wohnung und Verpflegung steigen mit schwindel erregender Geschwindigkeit überall im Land. Die amerikanische Zeitung „US News and World Re port“ stellte fest, daß eine Erhöhung der Gesamtkosten von 400 US-Dollars für dieses Studienjahr an den großen Universitäten keineswegs ungewöhnlich ist. Im Schnitt müssen die Eltern, wenn sie den Sohn oder die Tochter an einer Universität ausbilden lassen wollen, jährlich mindestens 4000 Dollar aufbringen. Hinzu kommen noch die Ausgaben für Bücher. Kleidung und Fahrgelder. Warum sind die Kosten so hoch und warum müssen die Studenten damit rechnen, daß die durchschnittliche Erhöhung ihrer Ausgaben je Jahr etwa 15 bis 20 Prozent betragen? Die Universitätsbehörden klagen über Inflation, stei gende Unterrichts- und allgemeine Kosten, höhere Aus gaben für Bauarbeiten, erhöhte Gehälter des Lehrkörpers und teurere Einrichtungen. Aber die Kosten der höheren Lehranstalten steigen viel rascher als die Gesamt-Lebenshaltungskosten unter der Nixon-Administration, eine Tatsache, die Ursachen ha ben muß. Die Hauptbeschäftigung des Präsidenten, die Ausdeh nung des Krieges in Indochina und sein Anfang Februar ausgesprochenes berüchtigtes Veto gegen die Gesetzes vorlage des Repräsentantenhauses über die Bewilligung von speziellen Programmen zur Förderung des Gesund- heits- und Bildungswesens und zur Bekämpfung der Armut deuten an. auf welchen Platz er die Bildung unter den „nationalen Prioritäten“ zu verweisen beabsichtigt. Während die USA enorme Beträge für den Krieg in Vietnam, Kambodscha und Laos, für die Hilfe für reaktio näre Regierungen und die Entwicklung von hochentwik- kelten Waffen und so weiter ausgeben, müssen die Stu denten und ihre Eltern einen immer größeren Anteil der Gesamtkosten der Bildung an öffentlichen Institutionen bezahlen.
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