Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 14.1970
- Erscheinungsdatum
- 1970
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197000004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19700000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19700000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 14.1970
-
- Ausgabe Nr. 1, 08.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 3, 22.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 4/5, 29.01.1970 1
- Ausgabe Nr. 6, 05.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 7, 12.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 8, 19.02.1970 1
- Ausgabe Nr. 9, 26.02.1970 1
- Ausgabe Nr.10/11, 05.03.1970 1
- Ausgabe Nr. 12, 12.03.1970 1
- Ausgabe Nr. 13, 19.03.1970 1
- Ausgabe Nr. 14, 26.03.1970 1
- Ausgabe Nr. 15, 02.04.1970 1
- Ausgabe Nr. 16, 09.04.1970 1
- Ausgabe Nr. 17, 16.04.1970 1
- Ausgabe Nr. 18, 23.04.1970 1
- Ausgabe Nr. 19, 30.04.1970 1
- Ausgabe Nr. 20, 07.05.1970 1
- Ausgabe Nr. 21, 14.05.1970 1
- Ausgabe Nr. 22, 21.05.1970 1
- Ausgabe Nr. 23, 28.05.1970 1
- Ausgabe Nr. 24, 04.06.1970 1
- Ausgabe Nr. 25, 11.06.1970 1
- Ausgabe Nr. 26, 18.06.1970 1
- Ausgabe Nr. 27, 25.06.1970 1
- Ausgabe Nr. 28/29, 02.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 30, 16.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 31, 30.07.1970 1
- Ausgabe Nr. 32, 13.08.1970 1
- Ausgabe Nr. 33, 27.08.1970 1
- Ausgabe Nr. 34/36, 17.09.1970 1
- Ausgabe Nr. 37, 24.09.1970 1
- Ausgabe Nr. 38/39, 01.10.1970 1
- Ausgabe Nr. 40, 15.10.1970 1
- Ausgabe Nr. 41, 22.10.1970 1
- Ausgabe Nr. 42, 29.10.1970 1
- Ausgabe Nr. 43, 05.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 44, 12.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 45, 19.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 46, 26.11.1970 1
- Ausgabe Nr. 47, 03.12.1970 1
- Ausgabe Nr. 48, 10.12.1970 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 17.12.1970 1
-
Band
Band 14.1970
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
" Vorbereitung p Konferenz ortet und Wissenschaft" Der Einfluß des dialektischen -------------------------------------------------------------- In Prof. Dr. Rudolf chhausen, Sektion ürxismus-Leninismus Materialismus auf die „Integration“ der Wissenschaften •e Wissenschaft als Ganzes hat sich zu | in außerordentlich komplizierten ein- Büchen System entwickelt. Durch die keit < es Menschen wird die Wissen- 81 im komplexen Zusammenwirken von Er und Gesellschaftswissenschaften in # Elementen der modernen Gesell- ^Struktur wirksam. Sie vergegen- GHlicht sich in den Produktivkraftele- also in den Produktionsinstrumen- den Arbeitsgegenständen, in tech- Ä chemischen und anderen Verfahren TBozessen — aber auch in der Leitung Wirtschaft und der gesamtgesellschaft- k Entwicklung. 88 Entwicklungstempo der Wissenschaft Bt ständig zu. So entspricht beispiels- 46 die Zahl der heute lebenden Wissen- ®er 90 Prozent aller Wissenschaftler forscher, die seit Geschichtsbeginn ge- Ehaben. Anders ausgedrückt: 90 Prozent T.Wissenschaftler, die je lebten, weilen 42 noch unter uns. Hier zeigt sich das 6 die Entwicklung der Wissenschaft S"gte sprunghafte Anwachsen der in Forschung tätigen Wissenschaftler, 8 Anzahl im Weltmaßstab bereits die Millionengrenze überschritten hat. Ein Swissenschaftliches Studium mit allen jungen und Erkenntnissen behält Bstens noch fünf Jahre nach dem Cen seinen Wert. Innerhalb von fünf Cen werden so viele neue Erfahrungen echt und neue Erkenntnisse gewonnen, ein Naturwissenschaftler, der mit die- Heuen Erfahrungen und Erkenntnissen i in ständiger Tuchfühlung bleibt, nach Jahren mit einem neuen Studium be- n müßte. ke „Wissenschaftsexplosion" kennt E\andesgrenzen, macht nicht halt vor Tlsehaftlichen Systemen. Läßt sich dar- tie Schlußfolgerung ableiten: Die Wis- haft entwickelt sich unabhängig von Gesellschaftsordnung? In dieser Schluß- fung äußert sich bereits Philosophie. ten z. B. die Vertreter des Neo- js, daß die Wissenschaft nichts »es ei als ein „System von Sätzen“, "em Menschen dazu dient, . sich in Welt seiner Erlebnisse“ zurechtzufin- Auf diese Weise wird Wissenschaft zu ? logischen System ohne die geringste Sndung zur gesellschaftlichen Praxis. KBeantwortung der Frage nach der Ent- Eng der Wissenschaften, nach ihrem Snstand, nach der Erkenntnisgewinnung Eltanschaulich-ideologischer Natur und d eine bestimmte philosophische "dhaltung. ■ • k Herlin 1956, S. 355) Ein solcher Wis- rhaftsbegriff ist einmal Ausgangspunkt i Wissenschaftlich fundierten Probleme, } m Zusammenhang mit einer Prognose KeWissenschaftsentwicklung stehen, zum ipn bestimmt er das Feld der mit die- 4j roblemen verflochtenen philosophisch- °gischen Beziehungen. Ni,K. Marx, Theorien über Mehrwert, 12 Berlin 1956, S. 355) Ein solcher Wis bicklung der Wissenschaft Jder Gesellschaft Bennbar verbunden 28 Wissenschaft entsteht nicht im „luft- ? Raum“, sie hat vielmehr ihre Ge- pe, die untrennbar mit der Entwick- । der menschlichen Gesellschaft verbun- st, Weisen wir z B. nach, daß die Benschaft nicht ,.an sich“ existiert, son- .daß sie ein gesellschaftliches Produkt ns n der praktischen Auseinander- 6ng des Menschen mit der Natur ent- und immer in ein bestimmtes sozial- q0misches System eingebettet ist. so BGen wir bereits die marxistisch-lenini- le Philosophie aktiv an. Dabei gelan- Wir zu der wissenschaftlichen Erkennt- 'M di e Wissenschaft sich unter dem M der jeweiligen Herrschaftsverhält- entwickelt. Ihre innere Struktur- unter- demnach ökonomischen, politischen । Weltanschaulich-ideologischen Einflüs- Und das 'System Wissenschaft nimmt | Eesellschaftlich bedingte Gestalt an. kvjeweils praktizierte Wissenschafts- R determiniert die vom Gesellschafts- 7 abhängige Wissenschaftsentwick- J Wechselwirkung zwischen, Wissen- J und Gesellschaft ist nicht im Sinne bs mechanischen Ursache-Wirküngs- Bqätnisses aufzufassen (eine bestimmte BShe bringt eine bestimmte Wirkung 605), sondern als eine komplizierte Be- A eines Teilsystems zum Gesamt- m Und umgekehrt. Deshalb muß man iich ständig verändernde Struktur der bsnschaft sowohl in ihrer historischen (Alung als auch in ihrer Bedingtheit Achen. Der auf diese Weise erkannte Smcharakter der Wissenschaft mündet Aon philosophischen Wissenschafts- , der die Wissenschaft als ..Produkt l allgemeinen geschichtlichen Entwick- j| in ihrer abstrakten Quintessenz“ er- Die Untersuchung der Eigengesetzlichkeit der Wissenschaftsentwicklung führt unmit telbar zu weltanschaulich-ideologischer Problematik. Die marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften einschließlich des dialektischen und historischen Mate rialismus müssen in die Struktur der Wis senschaft als Ganzes einbezogen werden. Ja, diese Struktur beruht wesentlich auf der Grundlage der Beziehungen zwischen den Naturwissenschaften und den marxi stisch-leninistischen Gesellschaftswissen schaften. Darüber hinaus üben die Teil systeme dialektischer und historischer Ma terialismus, marxistisch-leninistische Ge sellschaftswissenschaften eine spezifische Funktion innerhalb des Gesamtsystems aus. Bekanntlich durchdringt der dialektische Materialismus alle anderen Wissenschaften in erkenntnistheoretisch-methodologischei- Hinsicht. Die marxistisch-leninistische Phi losophie wird deshalb zu einem entschei denden Faktor der Integration des Systems Wissenschaft. Die besondere Form der Wechselwirkung zwischen marxistisch-leninistischer Philo sophie und den Natur- bzw. Gesellschafts wissenschaften muß das ganze Spektrum von der weltanschaulichen Durchdringung bis zur aktiven Anwendung der dialekti schen Methode umfassen. Lenin schreibt, daß uns Marx keine „Logik“, wohl aber die „Logik des Kapitals“ hinterlassen hat, und das ist ..die dialektische Logik, die dialektische Methode der Erkenntnis“. Es leuchtet ein, daß die dialektische Methode im „Kapital“ bereits spezielle Züge poli tisch-ökonomischer Forschung angenommen hat, so daß sie nicht in vollem Umfang in der Physik, Biologie usw. angewandt wer den kann. Hier ergibt sich ein breites Feld für die Erarbeitung einer Methodologie der spezifischen Einzelwissenschaften. Auch eine umfassende Untersuchung der Eigengesetzlichkeit- der Wissenschaftsent wicklung kann z. B. nur mit Hilfe der ma terialistischen Dialektik unter Anwendung des entwickelten erkenntnistheoretischen und formallogischen Apparates erfolgen. Auf dieser Ebene sind die philosophischen Beziehungen aufs engste mit methodologi- schen verwoben. So ist beispielsweise die Integration der Wissenschaften nicht von ihrer weiteren Differenzierung zu trennen. Beide bilden vielmehr eine dialektische Einheit. Die Differenzierung findet ihren unmittelbaren Ausdruck in der Entstehung sog. ..Zwischendisziplinen“ — Biophysik, Geophysik, Biochemie, chemische Physik, physikalische Chemie, physikochemische Biologie, Biogeochemie u. a Einmal zeigen diese Zwischendisziplinen die Verflechtung, das Aneinanderrücken der Grundwissen schaften — also Integration. Zum anderen führt die intensivere Un tersuchung des Forschungsgegenstandes auf allen Gebieten der Wissenschaften dazu, daß das früher in sich abgeschlossene Ob jekt sich während des Forschens aufspaltet und seine einzelnen Elemente zum Gegen stand verschiedener wissenschaftlicher Dis ziplinen werden. So hatte z. B. die Atom physik die Entwicklung der Kernphysik und der Physik der Elementarteilchen als relativ selbständig große Fachdisziplin im Gefolge. Integration — ein komplizierter dialektischer Prozeß Der Integrationsprozeß erfolgt in zwei Hauptrichtungen — „horizontal“ und „ver tikal“. Horizontale Integration bedeutet bildlich gesprochen, die Verflechtungen der einzelnen Hauptdisziplinen — Physik, Chemie, Biologie, aber auch grob gespro chen die gegenseitige Durchdringung von Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Der vertikale Verflechtungsgrad ergibt sich aus der Existenz unterschiedlicher Wissen schaften auf der Grundlage verschiedener Erkenntnisziele. Betrachtet man die heute entwickelten wissenschaftlichen Disziplinen, so kann man feststellen, daß an gleichen oder auch verschiedenen Gegenständen durch bestimmte Wissenschaften unter schiedliche Erkenntnisziele verfolgt werden. Am bedeutsamsten erscheint uns dabei der Unterschied zwischen theoretischen und an gewandten Wissenschaften zu sein; denn er ergibt sich aus grundlegend verschiede- nen Funktionen des Denkens; der Funktion der Abbildung und der Funktion der Vor hersage bzw. Vorwegnahme praktischer menschlicher Tätigkeit. Auf die Forschung bezogen umfaßt die Verflechtung in „verti kaler Sicht“ die Erkundungsforschung, ge- richtete Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklungsarbeit. Ein we sentliches Moment dieser Integration ist das Verschmelzen von Naturwissenschaft und Technik. Philosophisch gesehen ist Integration, nicht einfach ein Zusammenfügen unter schiedlicher Disziplinen zu einer Gesamt wissenschaft. Sie ist vielmehr ein kompli zierter dialektischer Prozeß, in dem die Zu sammenhänge. Wechselwirkungen und Re lationen zwischen den Elementen eines Sy stems zunehmen. Auf diese Weise entwik- kelt sich die innere Strukturiertheit und Organisiertheit des Systems. Die wechsel- seitige Determiniertheit der Elemente er- höht sich, während die relative Unabhän- gigheit, Selbständigkeit und Eigengesetz lichkeit das Moment der Selbstdetermina- tion der Teilsysteme abnimmt. Kurz gesagt: Die Selbstdetermination der Teile nimmt ab zugunsten einer System determination des Ganzen. Das gilt für alle dynamischen Systeme, einschließlich des Systems Wissenschaft. Die verschiedenen Sozialwissenschaften werden mehr und mehr vom Gesamtsystem Wissenschaft de terminiert. Die Teilsysteme erhalten eine immer ausgeprägtere Funktion, bezogen auf das Gesamtsystem. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte die Auffassung entstehen: Mit der Ent wicklung der Wissenschaft treten neue wissenschaftliche Disziplinen neben die al ten klassischen Wissenschaften sowie deren institutionellen Verkörperungen. Das ist eine metaphysische Betrachtungsweise, die nicht berücksichtigt, daß kein Element eines Systems unverändert bleibt oder sei nen alten Platz, seine alte Bedeutung und Funktion beibehält, wenn neue Elemente zu diesem System hinzutreten. Es v erän- dert vielmehr die Systemdetermination und damit jedes Element und Subelement innerhalb des dynamischen Systems. Auf die Wissenschaft bezogen heißt das: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse nehmen nicht einfach quantitativ zu. sondern sie sind in die sich verändernde Struktur der Wissenschaft als Ganzes'..eingespannt“. Sie entwickeln sich vielmehr auch qualitativ auf der Grundlage der inneren Wechsel wirkung des Systems Wissenschaft. Aus dem bisher Gesagten ergeben sich bereits einige philosophisch-ideologische Schlußfolgerungen für Fotschung und Lehre: 1. Es gibt keine Integration der Wissen schaften an sich, sondern nur eine solche unter dem Einfluß einer bestimmten Philo sophie und damit einer bestimmten Gesell schaftsformation. Anders ausgedrückt: die Integration vollzieht sich unter kapitalisti schen und sozialistischen Bedingungen. 2. Die Wissenschaften sind demnach nicht national determiniert, wohl aber klassen gebunden. Aus diesem Grunde ist es not wendig, von einem kapitalistischen und einem sozialistischen Wissenschaftssystem zu sprechen. Um den Integrationsprozeß der Wissen schaften bewußt zu lenken — er ist eine wesentliche Bedingung für den wissen schaftlichen Fortschritt —. müssen folgende Verbindungen in der Forschungs- und Lehrarbeit beachtet werden: 1. Die wechselseitige Durchdringung von Einzelwissenschaften und marxistisch-leni nistischer Philosophie. Auf diese Proble matik sind wir bereits ausführlich einge gangen. 2. Die Mathematisierung der Wissen schaften. Nachdem er die Ursachen der Mathematisierung der Physik darlegt, er kennt Lenin die philosophische Bedeutung dieses Prozesses. Er weist darauf hin, daß die mathematische Behandlung der Er scheinungen nur infolge der „Gleichartig- keit der Materie“, der „Homogenität des Objekts der Physik“ möglich ist. „Gleich artigkeit des Objekts der Physik“, schreibt er das ist die Voraussetzung für die Anwendbarkeit von Messungen und mathe matischer Berechnungen“ (Lenin. W. I.. Materialismus und Empiriokritizismus“, in: Werke Band 14. S. 301). Diese konsequent materialistische Darle gung widerlegt die idealistischen Auffas sungen vom mathematischen Objekt als einer rein geistigen Erscheinung. Andere Ursachen bestehen in der Erwei terung der Grenzen der Mathematik selbst, in der Entstehung und Entwicklung ihrer neuen Bereiche und in der Entwicklung der Kybernetik und der elektronischen Daten verarbeitung. Die Anwendung der Mathematik in neuen Wissenszweigen erweist sich auch für die Mathematik selbst als fruchtbar. Es verändert sich nicht nur die Wissenschaft, auf die die Mathematik angewandt wird, sondern auch die Mathematik selbst. Damit bedeutet Mathematisierung der Wissen schaften vor allem auch Entwicklung neuer mathematischer Disziplinen. Theorien und Methoden. Wird die Entwicklung der Mathematik berücksichtigt, dann bedeutet Mathematisierung der Wissenschaften einen ständig fortschreitenden Prozeß. 3. Die Anwendung von Methoden ande rer Wissenschaften. Methoden, die anderen Wissenschaften entstammen, führen häufig zu einem überraschenden Effekt. Undenkbar wäre die Arbeit in der modernen organischen Chemie ohne die Methoden der Physik, z. B. der Infrarot-Spektroskopie, der pa ramagnetischen Resonanz, der Optik. Die Physiker übernehmen die Methoden der Strukturchemie. Undenkbar wäre der schnelle Fortschritt in der Biologie ohne das Eindringen der Methoden der Che mie und Physik. Letzteres gilt auch für die Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden in den Gesellschaftswissenschaften. Lenin spricht in diesem Zusammenhang von einem „mächtigen Strom“, der „von der Natur wissenschaft zur Gesellschaftswissenschaft" fließt und der im 20. Jahrhundert noch machtvoller“ geworden ist (Lenin. Noch eine Vernichtung des Sozialismus, in: Werke Bd. 20, Berlin 1961, S. 191). Eine wesentliche Aufgabe des dialekti schen Materialismus als allgemeiner Me thodologie besteht demnach auch darin, „Von unvergänglicher Bedeu tung ist die weitere Ausarbei tung der materialistischen Dia lektik durch Lenin, die Er forschung der Probleme der Er kenntnistheorie des dialekti schen Materialismus, seiner Idee vom Bündnis der Natur wissenschaft und der Philoso phie. Lenin ist der erste Den ker des Jahrhunderts, der in den Errungenschaften der Naturwis senschaft seiner Zeit den Beginn einer grandiosen wissenschaft lichen Revolution erkannte, der es verstand, den revolutionären Sinn der fundamentalen Ent deckungen der großen Natur forscher aufzudecken und philo sophisch zu verallgemeinern. Er gab eine glänzende philoso phische Interpretation der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Periode der jähen „Auf hebung der Prinzipien" in den führenden Zweigen der Natur wissenschaft. Der von ihm for mulierte Gedanke der Un erschöpflichkeit der Materie wurde zu einem allgemeinen Prinzip der naturwissenschaft- liehen Erkenntnis. Aus den Thesen des Zen tralkomitees der KPdSU zum 100. Geburtstag W. I. Lenins Methoden der Struktur (Mathematik, mo derne Logik, Kybernetik) und Naturwis- senschaften in das Methodensystem der Gesellschaftswissenschaften zu integrieren. Es gilt auch, die Mannigfaltigkeit wissen schaftlicher Erkenntnis und Forschungs- methoden zu sichten und in ihren Grund lagen darzustellen. In der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung — als Beispiele seien die Ge- schichtswissenschaften und die ökonomi schen Wissenschaften genannt — wird manchmal noch zu zaghaft die gesell schaftliche Erscheinung mit Hilfe des or ganischen Zusammenwirkens aller Wissen schaften zu erfassen versucht. Oft wird die Erscheinung isoliert, indem man ihre Untersuchung in den Zuständigkeitsbereich lediglich der einen oder anderen Wissen schaftsdisziplin verweist (Vgl. Kedrow, B. M., Karl Marx und die Einheit der hu manistischen und Naturwissenschaften, in: Karl Marx und die moderne Philosophie. Moskau o. J. S. 115 ff). Komplexe For schung bedeutet aber, daß die durch die unterschiedlichsten Methoden und Ver fahren gewonnenen Resultate als Ganz heit zu verarbeiten sind. Hierbei können die Gesellschaftswissenschaftler durchaus von den Naturwissenschaftlern lernen. Das schadet weder ihrem Ansehen, noch wer den dadurch die spezifischen Merkmale der Gesellschaftswissenschaften verwischt. Im Hinblick auf die Gesellschaftswissen schaften handelt es sich vielmehr darum, die Einheit der Wissenschaft durch komplexe Erforschung der komplizierten sozialen Erscheinungen zu verwirk lichen, also ein und denselben Gegen stand von verschiedenen Seiten her zu untersuchen — ein Vorgehen, das von den Naturwissenschaftlern schon seit längerer Zeit praktiziert wird. Bei der Anwendung strukturwissenschaftlicher Methoden in den Gesellschaftswissenschaften sind zwei Extreme zu vermeiden. Einmal muß ge nau berücksichtigt werden, was beispiels weise eine solche Anwendung zu leisten vermag und was sie einfach nicht leisten kann. Anders ausgedrückt: Die marxi- stisch-leninistischen Gesellschaftswissen schaften dürfen nicht auf Mathematik. Kybernetik usw, reduziert werden. Auf diese Weise würde die dialektische Ana lyse der „widerspruchsvollen gesellschaft- liehen Prozesse durch ein Funktionsschema ersetzt“, das „das spezifische, soziale, klas senbedingte Wesen gesellschaftlicher Pro zesse... außer acht läßt“. (Vgl. K. Ha ger, Grundfragen des geistigen Lebens im Sozialismus, Berlin 1969, S 48). Versuche einer absoluten Formalisierung führen also zu einer Entideologisierung der Gesellschaftswissenschaften. Andererseits dürfen die Gesellschaftswissenschaftler nicht das als „fortschrittlich“ hinstellen, was in Wirklichkeit die weitere Entwick lung der Gesellschaftswissenschaften und damit der Wissenschaft als Ganzes hemmt: die völlige Ablehnung moderner struktur wissenschaftlicher Methoden. Die außer- ordentlich rasche Entwicklung der Wissen schaft als Ganzes fordert zwangsläufig die Ausdehnung strukturwissenschaftlicher Me thoden auf das Studium der sozialen Pro zesse. Der Prozeß des Eindringens der ge nannten Methoden in die Gesellschaftswis senschaften ist zugleich ein eindeutiger Be weis für die Einheit der Wissenschaft. Die Tatsache, daß solche qualitativ unterschied lichen Objekte eine Seite gemeinsam haben, die mit Hilfe mathematischer und kyberne tischer Methoden untersucht werden kann, zeigt den Systemzusammenhang aller Wis senschaften in einem einheitlichen Ganzen. Die richtige Verarbeitung der Erkenntnisse und Methoden der Strukturwissenschaften ist also ein zutiefst ideologisches Anliegen. Gegenwärtig erfolgt ein Hauptangriff der imperialistischen Philosophie auf den me thodologisch -wissenschaftstheoretischen Aspekt der marxistisch-leninistischen Phi losophie. Die Philosophen der „Frankfurter Schule" (Habermas u. a.). die Neopositi visten (Popper, Topitsch, Frank, Ross u. a. — der dialektische Materialismus sei ein Sy stem von ..Leerformeln“) und die Neotho misten (Bochensky u. a.) versuchen nachzu weisen, daß der dialektische Materialismus als Grundlage einer Wissenschaftstheorie und Methodologie ungeeignet sei. Eine Ana lyse der Problematik zeigt, daß nur der dialektische Materialismus in der Lage ist. den Anforderungen der modernen Wissen schaft nach weltanschaulicher, erkenntnis theoretischer und methodologischer Orien tierung zu entsprechen Er ist selbst das Resultat der Entwicklung der Wissenschaft und stimmt in vollem Umfang mit ihren gesicherten Ergebnissen überein. Da der dialektische und historische Materialismus weit mehr ist als weltanschauliche Grund lage und Methodologie der Wissenschaften — er ist die Philosophie der Arbeiter klasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei und in der gegenwärtigen Situation eine scharfe Waffe im internationalen Klas senkampf — enthält die Integration von Philosophie und Naturwissenschaft einen wesentlichen praktisch-politischen Aspekt. Die Art und Weise des philosophischen Einflusses auf die Naturwissenschaft ist zu gleich auch direkt oder indirekt-eine poli tisch-ideologische Einflußnahme. Indem der Naturwissenschaftler den dialektischen und historischen Materialismus im genannten Sinne anwendet, ergreift er Partei für den gesellschaftlichen Fortschritt — für den Auf bau des entwickelten gesellschaftlichen Sy stems des Sozialismus. Wissenschaftlichkeit schließt also Parteilichkeit in sich ein. Die Parteilichkeit des Wissenschaftlers und die Einheit von Wissenschaft und Ideologie sind deshalb die wesentlichsten Aspekte bei der Integration von Natur- und marxistisch- leninistischen Gesellschaftswissenschaften. UZ 40/70, Seite 5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)