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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 16.1972
- Erscheinungsdatum
- 1972
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197200008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19720000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19720000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 16.1972
-
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Band 16.1972
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Die materiell-technische Basis im Sozialismus Die Beschlüsse des XXIV. Partei tages der KPdSU bestimmen den 9. Fünfjahrplan als eine Etappe des Aufbaus der materiell-technischen Basis des Kommunismus, deren Hauptaufgabe darin besteht, einen bedeutenden Aufschwung des ma teriellen und kulturellen Lebens niveaus des Volkes auf der Grund lage eines raschen Entwicklungs tempos der sozialistischen Produk tion und der Steigerung ihrer Effek tivität, des wissenschaftlich-techni schen Fortschritts und der Beschleu nigung des Wachstums der Arbeits produktivität zu sichern. (1) Diese Beziehung ist auch im Beschluß des VIII. Parteitages der SED vorhan den, der, ausgehend von der ökono mischen Hauptaufgabe als Einheit von Ziel und Mittel der Produktion unserer sozialistischen Gesellschaft, als Hauptaufgabe der Industrie die Weiterentwicklung und Vervoll kommnung der materiell-techni schen Basis unserer Volkswirtschaft darstellt. (2) Erfahrungen lassen es als notwen dig erscheinen, zwischen der mate riellen Produktionsbasis und der materiell-technischen Basis der Pro duktion als ein Teil von dieser zu unterscheiden. Die materielle Pro duktionsbasis ist als Gesamtsumme Dr. rer. oec. Gerhard Fritsch, Sektion Politische Ökonomie/MLO: Entwicklung der Produktivkräfte - höchstes Kriterium des Fortschritts UZ-REIHE: Politische Ökonomie des Sozialismus Die materiell-technische Basis der Produktion und der wissenschaftlich- technische Fortschritt im Sozialismus der wesentlichen Elemente der pro ¬ duktiven Kräfte und der in den selben materialisierten Werte auf zufassen. (3) Vielfach wird die ma terielle Produktionsbasis mit der sozialistischen Industrie oder der maschinellen Großproduktion ver glichen. Allen diesen Auffassungen ist eigen, daß sie die materielle Produktionsbasis in einem Umfang auffassen, wie er der Produktions weise als Gesamtheit von Produktiv kräften und Produktionsverhältnis sen entspricht. Die materiell-technische Basis ist davon als ein Teil der materiellen Produktionsbasis zu unterscheiden. Sie umfaßt die materiell-gegen ständlichen Faktoren der Produk tivkräfte innerhalb der materiellen Produktionsbasis. So ist auch der Zusammenhang deutlicher, wie er im Beschluß des VIII. Parteitages vor liegt, wenn dort gesagt wird, daß mit den bedeutenden Aufwendun gen für Investitionen im Zeitraum von 1966 bis 1970 die materiell- technische Basis der Volkswirt schaft erweitert wurde und damit die Grundlage für die weitere Stär kung der materiell-technischen Ba sis des Sozialismus vorliegt. (4) riell-gegenständlichen Faktoren im System der gesellschaftlichen Pro duktivkräfte entspringen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt im Sozialismus Der gesellschaftliche Fortschritt bestimmt die progressiven Verände rungen in der materiellen Produk tionsbasis des Sozialismus. Wesent liche Kriterien des gesellschaft lichen Fortschritts sind: — die Entwicklung der Produktiv kräfte; — die Veränderung des Umfangs bei der Beherrschung der Natur, ein geschlossen die Entwicklung der so- zialökonomischen Grundlagen; — die Steigerung des Produktivitäts grades der Arbeit; — der Grad der Organisation des gesellschaftlichen Lebens, worin sich qualitativ die neue Wirkungsweise der ökonomischen Gesetze des So zialismus verdeutlicht; — der Grad der Entwicklung der Persönlichkeit, einer Entwicklung senschaftlich-technischen Fort schritts sah die Internationale Be ratung der kommunistischen und Arbeiterparteien in Moskau 1969 einen entscheidenden Beitrag des so zialistischen Weltsystems im anti imperialistischen Kampf. (7) Die Hauptrichtung des technischen Fortschritts führt das Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, wie es der VI. Partei tag beschlossen hat, auf: — Erschließung neuer Energiequel len; — Nutzung der Energiereserven durch die Entwicklung neuer Ver fahren der Energieumwandlung; — Verwendung chemischer Pro dukte und die Einführung chemi scher Bearbeitungsverfahren; — Anwendung der Ergebnisse der modernen Petrolchemie; — Vollmechanisierung und teil weise Automatisierung der Arbeits prozesse, die den Einsatz moderner Rechen- und Steuermechanismen und der Kybernetik einschließen; Mit der Vergesellschaftung der zum kommunistischen Menschen. (5) _ vorrangige Entwicklung der Produktionsmittel in der sozialisti- Denin betonte die außerordentliche Elektronik, besonders der Mikro- sehen Revolution bilden sich Vor- Bedeutung der Entwicklung der Pro- eeKtroniki aussetzungenfür eine neue Qualität duktivkräfte als höchstes Kriterium _ Anwendung hochproduktiver Fer- geschlossener materiell-technischer des gesellschaftlichen Fortschritts (6) tigungsverfahren. (8) Basen heraus. Sie entsprechen einer Den wissenschaftlich-technischen hohen Vergesellschaftung der Ar- Fortschritt wollen wir als den Teil , . 220 2 ■ . beit und der Produktion und be- des allgemeinen gesellschaftlichen' Die wissenschaftlich-technische wirken eine Zunahme jener Fortschritts auffassen, der für die Revolution Triebkräfte der gesellschaftlichen Entwicklung der materiell-techni- Entwicklung, die aus dem wider- sehen Basis entscheidend ist. In der Die Feststellung von quantitativen sprüchlichen Verhältnis zwischen Erringung führender Positionen in und qualitativen Veränderungen im subjektiv-persönlichen und mate- einer Reihe von Bereichen des wis- wissenschaftlich-technischen Fort ¬ schritt, von denen die quantitativen Veränderungen eine Vervollkomm nung der herkömmlichen Technik und ihrer Ausnutzung bewirken, und die qualitativen Entwicklungen der Herausbildung einer Technik, die neue Prinzipien und Ideen an wendet, in deren Ergebnis neue Gattungen technischer Mittel ent stehen, darstellen, führt zur Unter scheidung von revolutionären Pro zessen im wissenschaftlich-techni schen Fortschritt. (9) Das aber ist noch nicht hinreichend für die Be stimmung jener revolutionären Ent wicklung der Produktivkräfte, wie sie mit der wissenschaftlich-techni schen Revolution vorliegt. Die Dar stellung revolutionärer und evolu tionärer Entwicklungen im techni schen Fortschritt kann man mit der Feststellung Engels’ vergleichen, daß die große Industrie mit ihren immer wieder erneuerten Revolutio nen der Produktion alle früheren Produktionsweisen unerbittlich be seitigt. (10) Um das Besondere der wissen schaftlich-technischen Revolution in nerhalb einer revolutionären Ent wicklung im wissenschaftlich-tech nischen Fortschritt zu kennzeichnen, ist es erforderlich, von Betrachtun gen auszugehen, mit denen Marx die industrielle Revolution kennzeich net. Die Arbeitsfunktionen des Men schen als entscheidende Bedingung des Arbeitsprozesses fanden eine revolutionäre Veränderung mit der industriellen Revolution, die insbe sondere an großen maschinellen An trieben, maschinengeführten Werk zeugen und der Variabilität in der Beziehung von Werkzeug und Ar beitsgegenstand, wie sie mit dem Werkzeugschlitten an der Drehma schine möglich wurde, deutlich war. (11) Das Nutzen der mit der indu striellen Revolution erschlossenen Möglichkeiten befreit den Men schen von mechanisch und prozeß bedingten Funktionen in der Pro duktion. Bereitstellung der An triebsleistung und Führung bzw. Handhabung des Arbeitsmittels sind maschinelle Operationen. Operative und vorbereitende technologische Gestaltung des Arbeitsprozesses verbleiben als Arbeitsfunktion des Menschen. Die wissenschaftlich-technische Revolution kann ebenso nur aus der Weiterentwicklung der Arbeits funktionen der Menschen bestimmt werden. Mit der wissenschaftlich- technischen Revolution entstehen die Möglichkeiten, diese verbleiben den Arbeitsfunktionen der Men schen wiederum zu unterteilen und den größeren Bereich von ihnen Maschinen, das heißt gegenständ lichen Faktoren der Produktiv kräfte zu übertragen. Das bestim mende Kriterium der wissenschaft lich-technischen Revolution besteht mithin darin, daß menschliche Ar- beitsfunktionen — wie operative Steuerung, Überwachung und Regu lierung, routinemäßig wiederkeh rende Entscheidungen — Maschinen übertragen werden und den Men schen im wesentlichen die Funktio nen der Zielstellung und der schöpferischen Wegfindung für tech nologische Weiterentwicklung grund sätzlicher Art überlassen bleiben. Bei den weiteren Merkmalen der wissenschaftlich-technischen Revo lution handelt es sich letzlich um Voraussetzungen und Bedingungen, den Prozeß entsprechend diesem be stimmenden Kriterium zu gestalten. Planmäßige bewußte Verwirklichung der wissen schaftlich-technischen Revolution im Sozialismus Grundlage der Durchsetzung der Erfordernisse der wissenschaftlich- technischen Revolution ist die Ver 1960 1955 1960 1965 1910 1915 Auf der Orundlage do-Arbeitsproduktivität-von 1955 wären für die Industrieproduktion 1970 7,1 Alto Arbeiter u. Angestellte notwendig gewescn, «Iso rund 90% «Iler Berufstätigen der DDR, Wandlung der Wissenschaft in eine unmittelbare Produktivkraft, wie sie insbesondere mit der produk tionspraktischen Funktion der Wis senschaft vorliegt. (12) Für die so zialistische Gesellschaft steht in der Gegenwart in diesem Zusammen hang vor allem die Aufgabe, die Verbindung von Produktion und Wissenschaft enger zu gestalten. Auf der Grundlage des gesellschaft lichen Eigentums und der gesamt gesellschaftlichen Leitung und Pla nung durch den Staat sind im So zialismus entscheidende Vorausset zungen gegeben, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Engels verwies im Zusammenhang mit der „elektro nischen Revolution“ darauf, daß „..'.aber damit auch die Produktiv kräfte eine Ausdehnung bekommen, bei der sie der Leitung der Bour geoisie mit gesteigerter Geschwin digkeit entwachsen...“ (13) Im Hauptdokument der Moskauer Beratung wird daher festgestellt: „Die Einführung der Wissenschaft in die verschiedenen Gebiete des wirtschaftlichen und gesellschaft lichen Lebens, die volle Nutzung der Perspektiven, die die wissen schaftlich-technische Revolution für eine beschleunigte ökonomische Ent wicklung und für die Befriedigung der Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft bietet, werden durch den sozialistischen Charakter des Eigentums, durch die planmäßige Organisation der Produktion, durch die aktive Teilnahme der körperlich und geistig Schaffenden an der Führung und Leitung der Wirt schaft ermöglicht.“ (14) In diesen Richtungen liegen dem nach auch die Aufgaben, wie sie im Zusammenhang mit dem Anliegen auf dem VIII. Parteitag gestellt wurden, „ ... die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Re volution organisch mit den Vorzü gen des sozialistischen Wirtschafts systems zu vereinigen und in größe rem Umfang als bisher dem Sozialis mus eigene Formen des Zusammen schlusses der Wissenschaft mit der Produktion zu entwickeln“. (15) Die Erfüllung dieser Aufgabenstellung läßt die wissenschaftlich-technische Revolution zu einer gewaltigen, den Sozialismus begünstigenden Kraft werden. (16) (1) Vgl. Die Direktive des XXIV. Partei tages der KPdSU zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirt schaft der UdSSR in den Jahren 1971- 1975. Referent: A. N. Kossygin, APN- Verlag, Moskau 1971, S. 20 (2) Vgl. Dokumente des VIII. Parteitages der Sozlalistischen Einheitspartei Deutschlands, Dietz Verlag, Berlin 1971, S. 21 (3) Vgl. Tolkatschew; A. S.; Die ökono mischen Probleme der materiell-tech nischen Basis des Kommunismus in der UdSSR, Verlag Mysl, Moskau 1971; S. 31, russisch (4) Vgl. Dokumente des VIII. Parteitages der SED, a. a. O., S. 18 und S. 21 (5) Vgl. Müller, W„ Gesellschaft und Fortschritt, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1966, S. 72 ff. (6) Vgl. Lenin. W. I., Das Agrarprogramm der Sozialdemokratie in der Ersten Russischen Revolution von 1903 bis 1907. in: Werke, Bd. 13, Dietz Verlag; Berlin 1965, S. 240 (7) Vgl. Internationale Beratung der kom munistischen und Arbeiterparteien in Moskau 1969,. Dietz Verlag, Berlin 1969; S. 26 f. (8) Vgl. Das Programm des Sozialismus; Programm der Sozialistischen Ein heitspartei Deutschlands, Dietz Verlag; Berlin 1966, S. 276 f. (9) Vgl. Pawijutschenko, W.; Quantitative und qualitative Veränderungen im wissenschaftlich-technischen Fort schritt, in: „Sowjetwissenschaft — Ge sellschaftswissenschaftliche Beiträge“; Heft 1/1971, S. 52 f. (10) Vgl. Engels, F„ Ergänzung und Nach- trag zum III. Buche des „Kapital“, in: Marx/Engels Werke. Bd. 25, Dietz Ver lag, Berlin 1964. S. 916 (11) Vgl. Marx, K„ Das Kapital; Erster Band, in: Marx/Engels Werke Bd. 23; Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 406 (12) Vgl. Kedrow, B. M.. Lenin über das Verhältnis von Wissenschaft und Technik, in; „Einheit“, Heft 4/70; S. 465 (13) Engels, F., Brief an Eduard Bernstein, 27. Februar - 1. März 1883, in: Marx/ Engels Werke, Bd. 35, Dietz Verlag; BerUn 1967, S. 445 (14) Internationale Beratung der kommu nistischen und Arbeiterparteien . . 3 a.‘a,0., s. 20 (15) Dokumente des VIII. Parteitages der SED, a. a. O., S. 26 (16) Vgl. Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU an. den XXIV. Parteitag der KPdSU, vorgetragen von Genossen L. I. Breshnew, in: „Presse der So wjetunion“, Heft 39/71, S. 18 D ie kommunistischen und Arbei terparteien haben auf ihrer Be ratung 1969 in Moskau hervor gehoben: Im Kampf gegen die Arbeiterbewegung verbindet der Imperialismus offene Gewalt mit Demagogie und bürgerlichem Re formismus. Er sucht ständig nach heuen Methoden, um die Arbeiter klasse in das System des Imperia lismus zu „integrieren“ 1 11 ). Diese Einschätzung trifft auch voll und ganz auf den Imperialismus der BRD zu. Es sind im wesentlichen zwei Gründe, warum die Arbeiterklasse — vier Fünftel aller Erwerbstätigen der BRD — mittels imperialistischer „Integrations“ politik an den staats monopolistischen Kapitalismus ge bunden werden soll. Erstens erkennt die Monopol bourgeoisie in der Arbeiterklasse die Kraft, die historisch berufen ist, das imperialistische System zu beseiti gen und von der deshalb am ehesten ihre Profit- und Machtsphäre er schüttert werden kann. Friedrich, Präsident der „Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände“ (BDA), sprach denn auch von der „bedrückenden Herausforderung“ des Sozialismus, der nur durch eine integrationistische Reformpolitik ge genüber der Arbeiterklasse zu be gegnen sei. „Nur dann besteht die Chance, daß das Bestehende nicht zerstört, sondern auf Grund neuen Gedankengutes ausgebaut werden kann“ 2 ). Zweitens verspricht sich die Monopolbourgeoisie mit der „Inte gration“ der Arbeiterklasse eine wei tere Profitmaximierung. Der bürger liche Ökonom und Soziologe Fried mann schrieb bereits 1952, sie binde den Menschen an die Produktions gemeinschaft und erwirke seine frei willige Zustimmung und Mitarbeit. Die Integration „ist zu gleicher Zeit Voraussetzung für eine größere Ent faltung seiner physischen Produk tionskräfte und seiner psychischen Kräfte — technisches Verständnis, Erfindungsgabe und Initiative“ 3 ). Heute hat sich diese Erkenntnis bei der Monopolbourgeoisie allgemein durchgesetzt. Sie erhebt die For derung nach dem aktiven Produzen ten, der nach dem Prinzip des »Selbstzwanges“ und der „Selbst- Ihr Ziel: die Entwaffnung der Arbeiterklasse Zum Hauptziel imperialistischer „lntegrations“politik / Von Dr. jur. habil. Manfred „Reform"- und „integrations"politik des Monopolkapitals — Methode des Betrugs, der Versprechungen und der Zu geständnisse im Unwesentlichen, um die Herrschaft des Großkapitals zu erhalten (DKP) Premßler, Institut für internationale Studien kontrolle“ höchste Leistungen voll bringt. Folgerichtig ruft die BDA dazu auf, die modernen Integra tionshilfen verstärkt mit einem zeitgemäßen Führungsstil und der Zusammenführung der „Mitarbeiter“ in eine Leistungsgemeinschaft zu verbinden'*). Diese Ziele des Monopolkapitals macht die sozialdemokratische Füh rung unmittelbar zu ihren eigenen. Als staatserhaltende Partei will sie eine Arbeiterklasse, die die imperia- listischen Ausbeutungs- und Macht- Verhältnisse als Teile einer „sozial gerechten, menschenwürdigen und modernen Industriegesellschaft“ an erkennt. Deshalb will Brandt auch „Ernst machen mit der Integration der Arbeiter“ 5 ). Das „neue Gedankengut“ der herr schenden Kräfte enthält eine Viel zahl von Instrumentarien, um ihre „Integrations“ politik durchzusetzen. Hier soll auf drei aufmerksam ge macht werden. 8 • Versuche, die Gewerkschaften unterzuordnen Vorrangig ist ihr Versuch, sich die Gewerkschaften als die größte Massenorganisation der Arbeiter klasse mit Hilfe eines ihr auf gezwungenen Funktionswandels un terzuordnen. Die Gewerkschaften sollen nicht mehr als Klassenorga nisation wirken, sondern auf der Basis einer „Sozialpartnerschaft“ zwischen Unternehmer und Arbei ter zu einem „Ordnungsfaktor“ des imperialistischen Systems werden. Entgegen der Wirklichkeit — das Profitsystem des Monopolkapitals hat sich ebensowenig verändert wie seine autoritäre Allein herrschaft — wird behauptet, der moderne Kapitalismus wäre nicht mehr Kapitalismus. Nicht mehr der Profit, sondern die Produktion sei das entscheidende Motiv. Dies hätte den Ausgleich der Klasseninteressen zur Folge, so daß die Gewerkschaf ten in dem „Industriesystem“ von der „Technostruktur“ auf eine rein ergänzende Hilfs- und Mittlerfunk tion reduziert wären. Ihre einzig mögliche Aufgabe könne sein, das System weitestgehend reibungslos funktionieren zu lassen 15 ). Mit ande ren Worten: nicht Überwindung privatkapitalistischer Eigentumsver hältnisse, sondern nur ihre soge nannte Humanisierung; nicht Kampf um höhere Löhne und um Aufhebung der bestehenden Ver mögensungleichheit, sondern nur mit den Unternehmern ab gestimmtes und vom Staat ge nehmigtes tarifpolitisches Verhalten, wie es die von Schiller 1967 ein geführte „konzertierte Aktion“ ver wirklichen soll: keine demokratische Mitbestimmung, sondern nur Be teiligung bei den sozialpolitischen Entscheidungen der Unternehmer; nicht Klassenkampf, sondern Sozial partnerschaft. Die Gewerkschaften sollen zu wirtschaftlichen, sozialen und politischen Stabilisatoren wer den, die vor allem Impulse für eine „systemkonforme Weiterentwicklung der sozialen Gruppen“ zu geben hät ten und die sich auf die Funktion als „Verstärker der Produktivkräfte“ besinnen, um die ökonomische Ba sis imperialistischer Machtpolitik zu festigen. Reaktionäre „Mitbestimmungs"modelle Weiterhin bedient sich die Mo nopolbourgeoisie bei der Bindung der Arbeiterklasse an ihr System reaktionärer „Mitbestimmungs"- modelle.: Unter Mißbrauch des Be griffs Mitbestimmung werden in stitutionelle Formen entwickelt, die nicht nur nichts gemein haben mit den Vorstellungen der fortschritt lichen Kräfte in der BRD über Mitbestimmung, sondern die viel mehr diese Vorstellungen unter wandern sollen. Die Mitbestimmung als Waffe des Klassenkampfes zur Erringung, Erweiterung und Ver tiefung demokratischer Rechte der Arbeiter und Angestellten und ihrer Organisationen sowie zur Einschrän kung und Kontrolle des Monopol kapitals soll in eine integrative Mitbestimmung umgefälscht werden. Diese ist in erster Linie darauf aus gerichtet, Abwehrmittel gegen den Sozialismus zu sein. Indem sie als gleichberechtigte Beteiligung und Mitverantwortung an den Ent scheidungen der Unternehmer pro pagiert wird, soll sie weiter die illusionäre Partnerschaft zwischen Kapital und Arbeit begründen und verstärken. Schließlich soll mit ihr über die juristische Bindung der Mandatsträger an das „Wohl des Unternehmens“ die Integration der Arbeiterklasse beschleunigt werden. Typisches Beispiel ist das neue Be triebsverfassungsgesetz, das die unternehmerische Entscheidung un angetastet läßt und das reaktionäre Betriebsverfasssungsgesetz von 1952 nur in zweitrangigen Fragen gering fügig ändert. Bei seiner Verabschie dung durch den Bundestag Ende 1971 machten die Sprecher der Re gierungsparteien ausdrücklich dar auf aufmerksam, daß das Ziel, die Marktwirtschaft durch eine Integra tion, aller Beschäftigten zu festigen und zu stärken, jetzt schneller an gegangen werden könne 7 ). Die Illusion von der „Vermögensbildung" Zum dritten ist es die sogenannte „Vermögensbildung in Arbeitneh merhand“, mit der im Rahmen der imperialistischen Reformpolitik die Arbeiterklasse entwaffnet werden soll. Um die Jahr für Jahr sich ver stärkende Profitmaximierung nicht zu gefährden, sollen einige Millio nen Westdeutscher als Klein aktionäre mit dem System ver bunden werden. Die Volksaktie soll eine möglichst starke Eigentumsbil dung und eine möglichst breite Eitentumsstreuung garantieren. Das Ganze wird als eine Symbiose so zialistischer und neokapitalistischer Experimente hingestellt, mit deren Hilfe eine angeblich soziale Eman zipation unter den Bedingungen privatkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln möglich sei. Mittels freiwilliger oder erzwunge ner, staatlicher oder betrieblicher Erhöhung der Sparquoten will man gegenwärtig breiten Bevölkerungs schichten zu einem „Kleinvermögen“ verhelfen, das ihnen die Illusion vermitteln soll, am Vermögens zuwachs der Gesellschaft gleich berechtigt beteiligt zu sein und ihnen gleichzeitig die Verpflichtung auferlegt, die staatsmonopolistische Eigentumsstruktur als schutzwürdig zu betrachten. Die angesteuerte um fassende „Integration“ der Arbeiter klasse soll eine materielle Grund lage erhalten, aus der wiederum Rückschlüsse für eine vollständige Bejahung der Sozialpartnerschaft und der Klassenharmonie erwartet werden. Dieser „Integrations“ politik des Monopolkapitals sind jedoch objek tiv Grenzen gesetzt, weil die aus dem Klassenantagonismus der im-! perialistischen Gesellschaft sich er gebenden Widersprüche im Rahmen des Systems nicht überwunden wer den können. Dennoch hat sie in Teilen der Arbeiterklasse zeitweise zur Verwirrung beigeträgen und de ren Kampfbereitschaft gelähmt. Deshalb muß die Arbeiterbewegung dieser „Integrations“strategie eine eigene politische Strategie entgegen setzen, die, wie die DKP in ihren Parteitagsthesen fordert, den Kampf um dip Tagesinteressen des arbei tenden Volkes mit dem Kampf um tiefgreifende antimonopolistische Umgestaltung verbindet 8 ). (1) Internationale Beratung der kommu nistischen und Arbeiterparteien in Moskau, Berlin 1969, S. 11 (2) Vgl. Gewerkschaftsspiegel; Westberlin; Nr. 5/1971, Dok., S. 14 (3) G. Friedmann. Der Mensch in der mechanisierten Produktion, Köln/Opla- den 1952, S. 361 (4) Vgl. Jahresbericht der Bundesvereini gung der Deutschen Arbeitgeberver bände, 1. Dez. 1969-30. Nov. 1970, Ber gisch Gladbach 1970, S. 119 (5) Vgl. SPD-Bundesparteitag vom 11.- 14. Mai 1970 in Saarbrücken, Tages- Protokoll vom 13. Mai 1970, Saarbruk- ken 1970, S. 12 (6) Vgl. John Kenneth Galbraith, Die mo derne Industriegesellschaft, München- Zürich 1968 (7) Vgl. Deutscher Bundestag, 6. Wahl periode, 130. Sitzung, 10. Nov. 1971, S. 8666 (8) Thesen des Düsseldorfer Parteitages der Deutschen Kommunistischen Par tei, These 9, Düsseldorf 1971 UZ 5/72, Seite 5
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