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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 15.1971
-
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- Ausgabe Nr. 7, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 18. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 25. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 11, 11. März 1
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- Ausgabe Nr. 40, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 28. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 43/44, 11. November 1
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Band 15.1971
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Aus einem in der „Prawda“ veröffentlichten Artikel von P. Kopnin, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wis senschaften der UdSSR und Di rektor des Philosophischen Insti tuts. und Prof. Dr. I. Frolow, Chefredakteur der Zeitschrift „Woprossy filosofii", der sich in Vorbereitung auf den XXIV. Par teitag der KPdSU mit Ergebnis sen und Aufgaben der sowjeti schen Philosophie befaßt, die von allgemeiner und grundsätzlicher Bedeutung sind. Die wichtigste Bedingung für die erfolgreiche Arbeit an den Problemen der marxistischen Phi losophie ist die richtige Einsicht in ihre Verbindung zu den Be dürfnissen der gesellschaftlichen Praxis. Seit ihrer Geburtsstunde ist die marxistische Philosophie mit der revolutionären Bewegung der Massen, mit den Aufgaben des Klassenkampfes des Proleta riats und seiner Partei organisch verbunden. Die Erfahrungen lehren: wer Sich gegen die kommunistische Parteilichkeit der marxistischen Philosophie wendet, setzt sich in Wirklichkeit für eine andere Par teilichkeit ein. während er der Philosophie die proletarische Par teilichkeit nimmt, öffnet er der objektiven Realität nicht errei chen lassen. Die schöpferische Weiterent wicklung der marxistisch-lenini stischen Philosophie und der Kampf gegen die bürgerliche Weltanschauung sind zwei Seiten einer Aufgabe. Die erkannte so ziale Funktion und der eindeutige Zusammenhang unserer Philoso phie mit der Politik der Kommu nistischen Partei machen sie zu einem wesentlichen Element und einer scharfen Waffe für den weltweiten Kampf des Sozialis mus gegen den Kapitalismus. Die Richtungen unserer Tätigkeit auf diesem Gebiet wurden von der Spezifik des ideologischen und po litischen Kampfes in der interna tionalen Arena und dessen zuneh mender Schärfe bestimmt, einer Zuspitzung, die durch die neuen Versuche der Imperialisten be dingt ist, den Sozialismus „von innen her“ zu untergraben, eine geistige „Erosion“ in ihm auszu lösen und seine Prinzipien zu „mildem“. Dementsprechend ha ben unsere Philosophen Arbeiten verfaßt, in denen die abwegigen Konzeptionen der „Entideologisie rung“, der „Konvergenz“ u. a. fundiert kritisiert und entlarvt werden. Besondere Bedeutung hat der Kampf gegen moderne Spiel arten des Antikommunismus und Sowjetische Philosophie vor dem XXIV. Parteitag Zur Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit panische Verbindung von "^tssenschaftlichkeit und strikter ^nftliche Widerspiegelung der einander in Gegensatz zu brin gen. Sie entlarven auch die Ver suche, die allgemeine Bedeutung der Leninschen Theorie von der Revolution und die internationale Gültigkeit des Leninismus über haupt in Frage zu stellen. lösen“. In ihren theoretischen Arbeiten entlarvten die sowjetischen For scher die Spekulationen mit den Ideen des jungen Marx, deren undialektische Gegenüberstellung zur Lehre des reifen Marxismus, das Bestreben, Marxismus und Leninismus künstlich zu trennen sowie die Werke der Begründer des Marxismus-Leninismus und die modernen theoretischen Ver ^ürgerlichen Weltanschauung Tür und Tor. Die Parteilichkeit der Philosophie wird oftmals der Wis- s enschaftlichkeit gegenüberge- s tellt, unter der „selbstloser bienst an der Wahrheitssuche“ Verstanden werden soll. Der mo derne bürgerliche Ideologe Hofer Versucht in seinem Buch „Ge- Sc hichte zwischen Philosophie und Politik“ nachzuweisen, daß „die s owjetische Wissenschaft durch den Begriff Parteilichkeit, die festliche hingegen durch den Be- Wiff Objektivität definiert wird“. Eben diese „westliche Objektivi- ^t“ würde sich dadurch auszeich- ne n, daß sie sich über parteiliche ünd politische Interessen erhebt. Doch das ist eine Lüge, die nur Politisch unerfahrene Menschen in Cie Irre zu leiten vermag. Es ist ougemein bekannt und erwiesen, daß die bürgerliche Wissenschaft insgesamt der herrschenden blasse dient und ganz und gar Ihren Interessen untergeordnet ist. Das angeblich unüberwindliche Dilemma, Wissenschaft oder Ideologie, existiert nur in der ^orstellüng der bürgerlichen Ideo logen, die die Wahrheit bewußt ^tstellen. Ein Leninsches Prinzip der Ent wicklung der Philosophie lautet: gegen die Versuche gewonnen, die philosophischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus von rechts und „von links“ zu revidieren. Unsere ideologischen Feinde verfolgen bei ihren Angriffen fol gende strategische Linie; Sie machten sich die Autorität und den wachsenden Einfluß des Mar xismus-Leninismus in der Welt von heute sowie die Tatsache zu nutze, daß die Werke von Marx, Engels und Lenin mitunter auch Vertreter des bürgerlichen gesell schaftlichen Denkens intellektuell beeinflussen. Die Ideologen und Politiker der westlichen Welt set zen nun alles daran, die philoso phischen Ideen des Marxismus- Leninismus von den klassen gebundenen ideologischen „Über lagerungen“ zu „reinigen“ und sie, ohne offen dagegen aufzutre ten. in den neuesten Schulen, des- bürgerlichen Denkens „aufzu borteilichkeit. Unsere Philosophie allgemeinerungen, die innerhalb t zweifellos eine Wissenschaft, der kommunistischen Weltbewe- Cie die objektive Realität in Be- gung getroffen^ worden sind, zu- ^iffen und Kategorien erfaßt tmd Sie objektive Wahrheit schildert, ^gleich war und bleibt sie je- ^Ch die Ideologie der Arbeiter- Flasse, die ihre Klassenziele ver- ' a kt, welche sich ohne wissen- A ls die Pariser Proletarier am 18. März 1871 die rote Fahne der Arbeitermacht in ihren Mauern aufpflanzten, setzten sie nicht nur den Ausgangspunkt für die nachfol genden ruhmreichen 72 Tage Kom mune-Herrschaft, sondern zugleich einen neuen „Ausgangspunkt von welthistorischer Wichtigkeit“ 1 * ). Die Die Pariser Kommune und die Realität der Marxschen Lehre französischen Ausbeuterklassen hat ten versucht, das revolutionäre Volk zu entwaffnen. „Wer sollte die Rechnung bezahlen? Nur durch den gewaltsamen Sturz der Republik konnten die Aneigner des Reich tums hoffen, die Kosten eines von ihnen selbst herbeigeführten Krie ges auf die Schultern der Hervor-, bringer dieses Reichtums zu wäl zen. Und es spornte gerade der un ermeßliche Ruin Frankreichs diese patriotischen Vertreter von Grund besitz und Kapital an, unter den Augen und der hohen Protektion des fremdem Eroberers; den auswär tigen Krieg zu ergänzen durch einen Bürgerkrieg.. Der entschlossene Widerstand des Volkes zwang die bourgeoise Reak tion zum Rückzug nach Versailles. Das Zentralkomitee der National garde übernahm im Auftrage der Werktätigen Von Paris die Macht., Seit den Tagen der Erstürmung der Bastille im Jahre 1789 hatten ge rade die ärmsten Söhne dieses Lan des wiederholt ihr Blut und Leben für den gesellschaftlichen Fort- schritt eingesetzt. Sie schufen mit ihren Händen und ihrer Kraft den Zum 100. Jahrestag der ersten Arbeitermacht Ein Donnerschlag war die Kommune. Paris war stolz. Denn sie war schön. Noch steht im Pulverrauch der Hüne. Als wär es gestern erst geschehn ... Die Hirne haben Licht getrunken. Ein neuer Atem füllt die Brust. In den Fabriken und Spelunken Erwacht es, wissend und bewußt. Die Massen rufen: Tod den Reichen! Erhebt Euch! Unser Tag ist nah. Die rote Fahne ist das Zeichen. Denn die Kommune war schon dal (Eugene Pottier) Kommunard, nach einer Zeichnung von Gustave Dore bourgeoisen. Reichtum und waren dabei selbst stets arm geblieben. Auch jetzt, ungeachtet des Verrats der herrschenden Klassen an den Interessen Frankreichs sowie ange sichts großer Not und Entbehrungen, waren sie bereit, dieses Frankreich mit ihrem Leben zu verteidigen. Aber wie schon während des zwei ten Kaiserreichs, so hatten die Ta ten der Bourgeoisie besonders nach dem 4. September 1870 den Volks- massen zweierlei unmißverständlich deutlich werden lassen: Die Bourgeoi sie war weder willens noch fähig, die sozialen Anliegen der Werktäti gen zu lösen und nicht mehr in der Lage, die Interessen der Nation wahrzunehmen. Für die Bourgeoisie bedeutete das bewaffnete Paris — und gerade die Ereignisse der 48er Revolution in Frankreich hatten ihr diese Erfah rung handgreiflich vermittelt — die Volksrevolution in Waffen. „Ein Sieg von Paris über den preußischen Angreifer wäre ein Sieg gewesen des französischen Arbeiters über den französischen Kapitalisten und seine Staatsparasiten. In diesem Zwiespalt zwischen nationaler Pflicht und Klasseninteresse zau derte die Regierung der nationalen Verteidigung keinen Augenblick — sie verwandelte sich in eine Regie rung des nationalen Verrats.“ 3 * ) Bereits die Ergebnisse der Revo lution Vo9L 1848/49 hatten - dicht nur In Frankreich — ausgewiesen, daß es für die Bourgeoisie außer halb ihrer Klasseninteressen keiner lei nationale Interessen gibt. Natio nales Interesse heißt für sie — was die Geschichte bis in unsere Tage immer wieder zum Schaden der Volksmassen neu bestätigt hat — Aufrechterhaltung der kapitalisti schen Ausbeutungsverhältnisse und auf diesem Boden in dieser oder je ner Form die politische Herrschaft der Bourgeoisie. Dafür ist sie — wie gerade die deutsche Geschichte in den letzten Generationen gezeigt hat — selbst bereit, die physische Vernichtung der Nation zu riskie ren. Darin besteht auch das Wesen des nationalen Anliegens der Bon ner Machthaber und ihrer Propagan disten von der CSU bis zur SPD. Den Pariser Arbeitern wurde die Untrennbarkeit, von nationaler Un abhängigkeit und sozialer Befreiung ganz besonders Zu Beginn des Jah ¬ res 1871 deutlich gemacht, als die französische Reaktion ganz offen mit Bismarck gegen das eigene Volk paktierte. Bereitwillig opferte sie dafür zwei reiche französische Provinzen und willigte in die Zah lung der für diese Zeit gewaltigen Kriegskontribution von 5 Milliarden Goldfranken ein. Die Werktätigen sollten ja die Zeche bezahlen und mochten bei passender Gelegenheit auch mit ihrem Blut die verlorenen Landesteile zurückerobern. So war die Tat vom 18. März 1871 als soziale Revolution auch hinsicht lich des unmittelbaren Ausgangs punktes, d. h. der Reaktion der Ar beiter auf den nationalen Verrat ihrer Bourgeoisie, nur Ausdruck der objektiv erwachsenen — wenn auch noch nicht voll ausgereiften — Not wendigkeit. die klassenmäßige Füh rung dei’ Gesellschaft zu verändern. Die Massenbasis ebenso wie die Wirksamkeit dieser proletarischen Revolution auf Paris und über Paris hinaus unterstreichen dies nur und Zeigten, daß „die Arbeiterklasse offen anerkannt wurde als die ein zige Klasse, die noch einer gesell schaftlichen Initiative fähig war“'*). Marx und Engels hatten schon im Kommunistischen Manifest auf gezeigt, daß von „allen Klassen, wel che heutzutage der Bourgeoisie ge- genüberstehen ... nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse** 5 ) ist und die Konsequenz der, gesell schaftlichen Entwicklung züm So zialismus und Kommunismus begrün det. Mit der Pariser Kommune bestätigte sich erstmals ganz prak tisch die Richtigkeit dieser wissen schaftlichen Voraussage, ungeachtet der Tatsache, daß diese erste prole tarische Revolution ihren Sieg nicht bleibend verankern konnte und mit Paris nur ein relativ kleines Terri torium erfaßte. Entsprach doch das Werk der Kommune den Interessen der Volksmassen ganz Frankreichs und widerspiegelte das Streben der revolutionären internationalen Ar beiterbewegung in Gestalt der 1864 gegründeten I. Internationale. Das französische Proletariat wurde bekanntlich bis hin zu den Tagen der Kommune von den Ideen Blanquis und Proudhons beherrscht, was zum Teil die mannigfaltigen Schwächen und Fehler der Kommu narden und den tragischen Unter gang der ersten Arbeitermacht er ¬ klärt. Den Revolutionären fehlte ein klares und wissenschaftliches Programm des Aufbaus der soziali stischen Gesellschaft. Die wissen schaftliche Lehre von Marx und Engels begann erst in den franzö sischen Sektionen der Internationale Wurzeln zu schlagen. Doch die Pra xis des jahrzehntelangen Klassen kampfes hatte die Arbeiter gelehrt, daß die Befreiung der Arbeiter klasse nui’ das Werk der Arbeiter selbst sein kann. Und indem sie sich zu Herren ihrer eigenen Ge schicke machten und die Regierungs gewalt ergriffen, handelten sie ganz im Sinne der Forderung des Kommu nistischen Manifests, „daß der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse“ 6 * ) sein muß. Die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse erforderte je doch zugleich, die neue Gesellschaft zu organisieren und ihre Errungen schaften zu verteidigen. Daß diese Aufgabe nicht mit Hilfe des Staats apparates der Ausbeutergesellschaft oder seiner Überreste zu lösen ist, bekamen die Pariser Revolutionäre sehr schnell zu spüren. Die Notwen digkeit der politischen, sozialen und ideologischen Befreiung der Werk tätigen von den alten Fesseln der bourgeoisen Staatsmaschinerie führte daher folgerichtig zu deren gewaltsamer Zerschlagung und zur Errichtung der Diktatur des Prole tariats. Damit wurde die Kommune "zur endlich entdeckten politischen Form, „unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte“. • Die Organisierung der Diktatur des Proletariats durch das Zentralkomi tee der Nationalgarde und die am 26. März gewählte Kommune-Regie rung, war zugleich die praktische Antwort der Revolutionäre auf die Forderung des Kommunistischen Ma nifests nach „Erkämpfung der De mokratie“ 8 ) durch die Arbeiterrevo lution. Indem sie das Volk in Gestalt der Nationalgarde zum einzigen be waffneten Organ machte, die Ein heit von Gesetzgebung und Ausfüh rung verwirklichte und die Werktä tigen unmittelbar in die Lenkung und Leitung des Staates einbezog, schuf die Pariser Kommune sowohl einen völlig neuen Typ der Regie rung als auch eine höhere Form aller bisherigen Demokratie. In ihrer Mehrzahl zusammengesetzt aus Ar beitern und anerkannten Arbei tervertretern verfolgte sie eine So zialpolitik, die den Werktätigen diente. Sie ging erste Schritte auf dem Wege der von Marx im „Kapi tal“ begründeten Forderung nach Expropriation der Expropriateure und verwirklichte die Mitbestim mung der Arbeiterin den Betrieben. Mit der Trennung" der Schule von der Kirche legte sie den Weg frei für die allgemeine Schulpflicht und zur gründlichen Ausbildung aller Kinder des Volkes. Erstmals konnte die Frau in einem Staatswesen gleichberechtigt und gleichgeachtet an der Bestimmung ihres und ihrer Familie Schicksal teilnehmen. In nur 72 Tagen wurde dieses gewaltige Werk vollbracht oder in Angriff genommen, das von seinem Inhalt und seiner Weiterwirkung her die Sieghaft!gkeit der von Marx und Engels wissenschaftlich begrün deten Perspektive der Menschheits entwicklung erstmals ganz praktisch für Freunde und Feinde des Sozia lismus bestätigte. „Als die Pariser Kommune die Leitung der Revolu tion in ihre eigne Hand nahm; ais einfache Arbeiter zum erstenmal es wagten, das Regierungsprivilegium ihrer .natürlichen Obern*, der Besit zenden, anzutasten, und, unter Um ständen von beispielloser Schwierig keit, ihre Arbeit bescheiden, gewis senhaft und wirksam verrichteten. ... da wand sich die alte Welt in Wutkrämpfen beim Anblick der ro ten Fahne, die, das Symbol der Re publik der Arbeit, über dem Stadt haus wehte“. 9 ) In diesem Haß gegen den Sozialismus und die proletari sche Revolution ist sich die inter nationale Reaktion seit den Tagen der Kommune bis heute treu geblie ben, wenn sich auch teilweise ihre Methoden dem in die Breite ge wachsenen natürlichen Streben aller Völker zum Sozialismus angepaßt haben. Für die Völker der sozialistischen Staatengemeinschaft und für die kommunistische Weltbewegung aber ist das Werk der Kommunarden ebenso ihr ureigenstes Werk, wie für die Revolutionäre aller Länder, die vor 100 Jahren auf den Barrika den für die Kommune kämpften oder sie gegenüber den Ausbeutern im eigenen Lande verteidigten and rühmten. Wie Lenin nach dem Sieg der Oktoberrevolution können auch wir in der Deutschen Demo kratischen Republik am 100. Jahres tag der Pariser Kommune mit be rechtigtem Stolz sagen, daß wir alle auf den Schultern der Kommune stehen, weil wir ihre Lehren beher zigend die sozialistische Gesellschaft errichtet haben. Dr. Werner Loch ) Marx an Ludwig Kugelmann vom 17. April 1871. in: Marx/Engels, Werke, Bd. 33, Berlin 1966. S. 209 9) Karl Marx. Der Bürgerkrieg in. Frank reich in: a. a. O., Bd. 17, Berlin 1962, S. 327 h Ebenda. S. 319 •) Ebenda. S. 344 5) Marx/Engels, Manifest der Kommuni stischen Partei, int a. a. O.. Bd. 4. Berlin 1959. S. 472 6) Ebenda, s. 481 ') Karl Marx. Der Bürgerkrieg in Frank- reich, in: a. a. O.. S. 342 s ) Marx/Engels, Manifest der Kommuni stischen Partei, in: a. a. O.. S. 481 °) Karl Marx, Der Bürgerkrieg in Frank reich. in: a. a. O.. S. 343 344 Heinrich Mann - ein geistiger Ahnherr der DDR (1917) und „Der Kopf“ (1925), Trilogie zu fassen sind, als erreicht Heinrich Mann eine neue Qualität Menschlichkeit geachtet, die Kultur Lutz Richter UZ 13/71, Seite 5 men* die eines ver- Man rechnet es mir an, es selbst angerichtet“, 1949 an seinen Freund phen Karl Lemke. In viele und will und Die den die als hätte ich schreibt er und Biogra- dieser Zeit Walter Ulbricht um die Vereinigung aller Antifaschisten in einer Ein heitsfront, und immer wieder er hebt er mahnend seine Stimme vor dem drohenden faschistischen Krieg. Dabei leistet er eine enorme künst lerische Arbeit- 1935 erscheint „Die Quatre“ des Kö- Zeit der entwirft hatte ihn aber schon der Ruf Jo hannes R. Bedhers erreicht, der ihn zurück in das neue Deutschland zum Präsidenten der Akademie der Künste berief. Jene Klasse, deren Zukunft Heinrich Mann klar er kannt hatte, rief ihren Künstler zu rück in die Heimat; ihm selbst war es nicht mehr vergönnt, dies zu er leben, sein großes Werk aber ist Be sitz des ganzen Volkes geworden, wie er es aller Literatur prophezeit Heinrich Mann das Bild eines ech ten Volksführers, bei dem Idee und Tat zu einer Einheit zum Wohle sei nes Volkes werden. Dieses Werk ist sein eindrucksvollstes literarisches Bekenntnis zum Humanismus, in ihm manifestiert sich sein Glauben an die Menschheit. jeglichen Chauvinismus und Rassis mus. In diesem Essay formuliert Heinrich Mann auch erstmals am Beispiel Zolas die enge Verbindung von Literatur und Politik, gibt er sich damit selbst ein Programm sei nes künftigen Schaffens. Die Aus einandersetzung mit dem Thema Geist und Tat findet nun in seinen Werken, insbesondere in seinen Es says, immer stärkeren Ausdruck und wird seine Synthese dann in dem großen Romanwerk um Henri IV. finden. in seinem literarischen hatte: „Die Literatur, ob sie oder nicht, ist im Begriff, ganz gar sozialistisch zu werden... Literatur geht unweigerlich zu Arbeitern, weil bei ihnen trachtet er die Entwicklung im westlichen . Teil Deutschlands nach der Zerschlagung des Faschismus, verspürt er den Haß der sich restau rierenden Gesellschaft gegen ihren unerbittlichen Kritiker. „Im Grunde arbeitet ein Haß, böser als je, weil er die Reue zu verdrängen hat. Man führt sich auf wie unmittelbar vor Hitler. Die herrschende fremde Macht erlaubt und findet nützlich, daß man ausschreitet. Bevor dies Einverständnis gegeben war, hat man sogar mir Respekt erwiesen. Jetzt kömmt im Westen mein Name nicht vor... Das ist, soviel mich angeht, einfach meine gewohnte Unbeliebtheit, nur verschärft. Was ich machte, fand innige Freund schaft und sonst nur Mißvergnügen. Ich schrieb im voraus, was aus Deutschland dann wirklich wurde. Jugend des Königs Henri und 1938 „Die Vollendung nigs Henri Quatre“. In der faschistischen Barbarei Der Verrat der bürgerlichen Vichy- Regierung zwingt auch ihn, Frank reich fluchtartig zu verlassen. Ame rika kann dem greisen Künstler nichts mehr bieten. Von seinen poli tischen Freunden isoliert, verspürt er deutlich die Feindseligkeit der amerikanischen Umwelt. Bald blei ben die Verträge mit Hollywood aus, ihm bleibt nur noch seine schriftstellerische Tätigkeit. 1943 erscheint „Lidice“, 1944 seine be kenntnisreiche Autobiographie „Ein Zeitalter wird besichtigt“, es entste hen die Romane „Der Atem“ (1949) schleppte er unsere Führer vor das Forum des Geistes“. Aus dieser Geisteshaltung heraus beginnt Hein rich Mann seine scharfe sozialkriti sche Auseinandersetzung mit den Erscheinungen im imperialistischen Deutschland vor dem ersten Welt krieg. Ei* knüpft bewußt an den kri tischen Realismus Theodor Fontanes an, führt diesen aber, besonders be einflußt durch das Romanwerk Emile Zolas, auf einer höheren Stufe weiter. Seine Romane „Schla raffenland“ (1900), „Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy“ (1903), „Die Jagd nach Liebe“ (1904) und das bis dahin be rühmteste Werk, der „Professor Un rat** (1905) zeigen die Morbidität der herrschenden Gesellschaftsordnung und geben diese mit satirischen Mit teln der Lächerlichkeit preis. Mit der Veröffentlichung der Romane ..Der Untertan“ . (1912/14), „Die Ar- Schaffen, indem er zum Wesen der gesellschaftlichen Verhältnisse vor- dringt und warnend auf die sich daraus ergebende Entwicklung ver weist. Nicht zufällig läßt er wäh rend des ersten Weltkrieges den Essay „Zola“ erschienen. Ist es doch nicht nur eine Würdigung des französischen Romanciers und Kri tikers, sondern gleichzeitig ein Be kenntnis zu dem Kämpfer gegen Die Weimarer Republik erfüllt ihn voller Hoffnung und enttäuscht ihn letztlich schwer. Der Macht antritt der Nazis nimmt ihm die letz ten Illusionen von einer Durch setzung wahrer demokratischer Ziele in Deutschland unter bürgerlicher Herrschaft. Er muß fliehen, und was ist selbstverständlicher für ihn, als in seine geistige Heimat Frankreich zu gehen. Und hier nun vollzieht sich endgültig, was im Zola-Essay sich bereits andeutete. Der inzwi schen Zweiundsechzig jährige wird zu einem aktiven Kämpfer für De mokratie und Fortschritt und gegen den Faschismus. Gemeinsam mit Johannes R. Becher leitet er die deutsche Delegation auf dem inter nationalen Kongreß zum Schutze der Kultur 1935 in Paris, 1938 stellt er sich an die Spitze des Ausschus ses der deutschen Opposition und bemüht sich mit Wilhelm Pieck und Frankreich und Italien, die seine Geisteshaltung entscheidend beein flussen. Zu dem Frankreich Vol taires, Balzacs, Stendhals, Flauberts und Zolas gewinnt Heinrich Mann ein besonders inniges Verhältnis; das Kolorit Italiens und das italie nische Volk bestimmen seine ersten literarischen Versuche; Erzählungen und Novellen, auch aber die späte ren Romane „Zwischen den Rassen“ (1907) und „Die kleine Stadt“ (1909). Es ist bis dahin das Leben eines bürgerlichen Intellektuellen um die Jahrhundertwende, das geprägt ist von der Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen seiner Zeit, die vor allem in seinen Erzählungen erfolgt. Und doch ist in der Ent wicklung Heinrich Manns bereits ein besonderer Zug zu vermerken, den sein Bruder Thomas 1925 wie folgt charakterisiert: „Die Entwick lung dieses Autors ist nahezu bei spiellos. und wenn man einer sol chen künstlerischen Brisanz Rech nung trägt, dann ist sie bei spiellos: von Anfang an manifestiert sich das moralische Element in ihm nicht als ,innerweltliche Askese*..., sondern als politisches und sozial kritisches Engagement. Während wir noch in Pracht und Herrlichkeit lebten, war er es, der zutiefst unter der fundamentalen Stagnation unse res politischen Lebens litt; und in literarischen Manifesten, deren don nernde Ungerechtigkeit einer höhe ren Gerechtigkeit entsprang, und „Empfang bei der Welt“ (1950). Mit Entsetzen und Bitternis be-* verteidigt wird“. tAm 27. März 1871 als Sohn । “Decker Patriziers geboren, 8 J er seine Jugend in materieller Bisnerheit und Sorglosigkeit. Er be- Etint eine Lehre im Buchhandel, bidnert in München und Berlin, seEmet sich aber nur noch der ht, iftstellerischen Tätigkeit. 1893 ernimmt er erste Reisen nach seinrich Mann repräsentiert im Rsonderen Maße jenen Typ des bür- Wchen Schriftstellers, der den 58 zur Arbeiterklasse fand. Sein eslistisches Gestaltungsprinzip ""g ihn, wie ein Menschenalter r Honor de Balzac in Frank- anfh, zu einer kritischen Ausein- idersetzung mit den gesellschaft- Verhältnissen seiner Zeit und kennte ihn im hohen Alter zur Er- Apentnis der historischen Rolle der Unterklasse: „Der neue Humanis- vps,wird sozialistisch sein. Das tekliche Leben gehört den Arbei- 6uP jedes Standes und Berufes. Nur ianeh sie geht überhaupt das Leben r ’ Sie allein sind fruchtbar und dPen von der Zukunft ein begrün- j^ s Bild. Unzweifelhaft wird die übamte Macht auf alle Arbeiter BeFrgehen" • Es war freilich ein lan- re Weg zu der ihm zunächst bitte- kI Erkenntnis, daß nicht seine vemSse Demokratie und Humanismus hWirklichen könne, und freilich hite er auf diesem Wege thtsionen über Bord werfen täuschungen hinnehmen.
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