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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 15.1971
-
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Band 15.1971
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1 Ergebnisse und Vorbereitungen sowjetischer Wissenschaft zum XXIV. Parteitag der KPdSU | Sowjetische Energiewirtschaft der Zukunft I Werkes verwendet werden, um HMMHMK i dessen Wirkungsgrad um 50 bis 60 Prozent zu erhöhen. Zur direk ten Gewinnung von elektrischer kraftwerke, die unter Nutzung des Kohlebeckens von Ekibastus er richtet wurden, in das Zentrum des Landes leiten. Energie (ohne den gewöhnlichen Dampfkraftzyklus) bieten sich jene Brennstoffelemente an, in denen ein Prozeß der Umwandlung chemi scher in elektrische Energie statt- findet. Mit dem Wachstum der energeti- schen Kapazitäten, der Vereinigung der Energiesysteme und der Erwei terung der Sphäre der Elektrifizie rung steigt die Bedeutung der Stromleitungen. In der Sowjet union, die in dieser Hinsicht den ersten Platz in der Welt einnimmt, wurden mehr als 14 000 Kilometer Wechselstromleitungen mit einer Spannung von 500 Kilovolt verlegt. Sie können eine Million Kilowatt über eine Entfernung von jeweils 1200 Kilometern übertragen. Die im Süden der Ukraine begonnene Leitung mit einer Spannung von 750 Kilovolt sichert die Übertra gung von 1.5 Millionen Kilowatt, Und die Entfernung der wirt schaftlich vorteilhaften Weiterlei tung steigt auf 1500 Kilometer. Für weitere Entfernungen und für die Übertragungen noch größerer Lei stungen sind Gleichstromleitungen erforderlich. Auch hier nimmt die UdSSR den ersten Platz in der Welt ein. Es wurde der Bau einer Gleich stromleitung für eine Spannung von 750 Kilovolt entworfen. Diese 2400 Kilometer länge Hauptleitung soll den billigen Strom der Wärme- Wärmekraftwerkes auf 50 Millio nen Kilowatt gesteigert werden kann, bezweifeln aber angesichts ernsthafter Konstruktionsschwierig keiten, ob derartige Aggregate schon bis zum Ende unseres Jahr hunderts geschaffen sein werden. In den letzten Jahren wurden, wie in vielen Ländern so auch in der Sowjetunion Atomreaktoren mit einer Leistung von einer Mil lion Kilowatt und mehr projektiert und gebaut. Nach Berechnungen von Fachleuten werden Atomkraft werke mit solchen Reaktoren bei gleichem Aufwand billigere elek trische Energie liefern als die gro ßen Wärmekraftwerke. Relativ neu in der Atomenergiewirtschaft ist die Verwendung von Reaktoren mit schnellen Neutronen und — in der weiteren Perspektive — mit gesteuerten thermonuklearen Pro- In Zukunft werden jedoch Lei tungen benötigt, die eine noch stär kere Leistung übertragen können. Zu diesem Zweck haben Wissen schaftler völlig neue Übertragungs systeme erforscht, die auf der Su perleitfähigkeit beruhen. Ihr Wesen besteht darin, daß einige reine Me talle den elektrischen Widerstand verlieren und zu Superleitern wer den, Erste Ergebnisse zeigen, daß man durch solche Kabelleitungen eine Leistung von 30 bis 40 und mehr Millionen Kilowatt übertra gen kann. Sie werden für die Übertragung elektrischer Energie in die Zentren der Großstädte be sondere Bedeutung haben. Solche superstarken Stromübertragungs leitungen werden die Energie systeme des Femen Ostens verbin den und ein einheitliches Ver bundsystem der UdSSR bilden. tiger Wasserkraftwerke an den zessen. Die thermonukleare Reak ¬ tion der Verschmelzung schwerer Wasserstoffkerne (Deuterium und Triterium) bei überhohen Tempera turen von fünf Millionen Grad und mehr geht mit der Abgabe riesiger Mengen elektromagnetischer Ener gie einher. Das ermöglicht die Ver kürzung des herkömmlichen Ener giegewinnungsprozesses (W asser- Dampf—mechanische Energie—Elek trizität) auf die Umwandlung von elektromagnetischer Energie in elektrische. In der Sowjetunion wurden in den letzten Jahren intensive wis senschaftliche Forschungs- und Konstruktionsarbeiten zur unmit telbaren magnetohydrodynamischen Umwandlung von Wärme- , in Elektroenergie geleistet. Dadurch kann die Ausnutzung des Brenn stoffes von 42 auf 50 bis 60 Pro zent erhöht werden. Es ist zu er warten, daß schon in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren magneto hydrodynamische Kraftwerke auf industrieller Basis entstehen wer den. Ihre Notwendigkeit ergibt sich aus Berechnungen von Wis senschaftlern, nach denen auch noch im Jahre 2000 ein bedeuten der Teil der elektrischen Energie von Wärmekraftwerken geliefert werden wird, die mit minerali schem Brennstoff arbeiten. Ein we. sentlicher Vorzug beim magneto hydrodynamischen Prozeß besteht darin, daß die verarbeiteten Ver brennungsprodukte (die Gase) eine Temperatur bis zu 1900 Grad be sitzen, so daß sie zum Beheizen moderner Kessel verwendbar sind. Auf diese Weise kann ein magneto hydrodynamischer Generator als „Überbauteil“ eines Wärmekraft- Ausbildung für die Zukunft Rund neun Millionen Fachleute mit Hoch- und Fachschulausbildung werden im kommenden Planjahr fünft ihre Tätigkeit in der sowje tischen Volkswirtschaft aufnehmen. Der Entwurf der Direktiven des XXIV. Parteitages der KPdSU sieht unter anderem die Entwicklung der fundamentalen und angewandten Forschung in Mathematik, Kyberne tik und Kernphysik sowie die weit gehende Anwendung mathematischer Methoden in der Volkswirtschaft, die Automatisierung der Produktion und die Vervollkommnung der Aus rüstungen vor. Für die an techni schen Hochschulen Studierenden wer den deshalb neue Fächer wie „auto matisierte Systeme“, „Mittel zur Übermittlung und Aufnahme von Informationen“, „die Automatisie rung der Produktion“ und „die Ver teilung von Kraftstrom“ eingeführt. Im vergangenen Fünfjahrplan wur den sieben Millionen Fachleute mit Hoch- und Fachschulreife ausgebil Flüssen Sibiriens erforderlich, einige hundert Wärmekraftwerke mittlerer Kapazität von drei bis fünf Millionen Kilowatt zu errich ten. Einige sowjetische und aus ländische Fachleute der Energie wirtschaft sind der Meinung, daß gegen Ende des 20. Jahrhunderts Wärmeaggregate mit einer Einzel leistung von zwei bis fünf Millio nen Kilowatt entstehen werden. Die Experten halten es sogar für möglich, daß die Leistung eines D ie Sowjetunion wird zu Beginn des 21. Jahrhunderts über eine Gesamtkapazität an Elektro kraftwerken von 1500 Millionen Kilowatt verfügen, und die Erzeu gung von elektrischer Energie wird 6000 bis 9000 Milliarden Kilowatt stunden erreichen. Dabei wird bis zum Jahre 2000 wahrscheinlich nur das Endprodukt der Energieerzeu gung — die Elektroenergie — unver ändert bleiben, die Energiewirt schaft selbst dagegen qualitativ be deutend verändert sein. Zu diesen Schlußfolgerungen ge langt Prof. D. G. Shimerin. Kor respondierendes Mitglied der Aka demie der Wissenschaften der UdSSR. Vorläufige, mit Hilfe der elektronischen Rechentechnik ange stellte Berechnungen zeigen, daß ■ 1980 eine Variante am wirtschaft lichsten sein wird, bei der etwa 20 Prozent aller Kapazitäten auf Wasserkraftwerke, rund 72 Prozent auf Wärmekraftwerke und bis zu acht Prozent auf Atomkraftwerke entfallen. Um den Elektroenergiebedarf der Sowjetunion zu decken, ist es neben der Inbetriebnahme mach- Großforschungszentren in Sibirien und im Fernen Osten KPdSU und Sowjetregierung neh men mit Beginn des neuen Fünf jahrplans eine weitere wichtige Aufgabe zur Erweiterung des Wis senschaftspotentials der UdSSR in Angriff: Es beginnt der Aufbau von Großforschungszentren im Ural und im Fernen Osten. Bis spätestens 1975 sollen zwei neue Forschungs zentren, wie das Akademiestädtchen bei Nowosibirsk von sich reden ma chen. Eines entsteht in Swerdlowsk das andere in Wladiwostok. Parallel zum Bau dieser Akade miezweigstellen beginnt zugleich für die sibirische Abteilung in Akademgorodok eine qualitativ neue Entwicklungsetappe. Der Auf bau dieses Großforschungszentrums gilt als abgeschlossen. Bis 1980 erhält nun diese „Filiale“ an Schwer punkten der sibirischen Wirtschaft fünf Geschwister in Irkutsk, Krasno jarsk, Jakutsk, Ulan-Ude und Tomsk. Leistungskraft und volkswirtschaft liche Effektivität des Forschungs zentrums in Akademgorodok werden durch die Inbetriebnahme eines gan zen „Gürtels“ von Projektierungs and Entwicklungsbüros sowie Ver suchswerken wesentlich vergrößert. Diese großen Vorhaben von Partei und Regierung zur Verwirklichung einer langfristig angelegten strate gischen Wissenschaftskonzeption ent sprechen den Interessen aller So wjetvölker. Das wachsende Indu striepotential Sibiriens und des Fer nen Ostens zwingt angesichts der revolutionierenden Wirkung, die die Wissenschaft im Sozialismus auf die Volkswirtschaft auszuüben vermag, zu komplexem Aufbau moderner Forschungszentren und zur Effekti vierung bereits bestehender. Die weitreichenden Beschlüsse über den Vormarsch der Wissen schaften in den Gebieten jenseits des Ural entsprechen voll und ganz den Direktiven, die der bevor stehende XXIV. KPdSU-Parteitag annehmen wird. Im Entwurf dieses Dokuments heißt es: Der Nutzeffekt der wissenschaftlichen Einrichtungen ist entschieden zu erhöhen. Die wis senschaftlichen Kräfte, die materiel len und finanziellen Mittel sind vor allem auf die Entwicklungs schwerpunkte der wichtigsten wis senschaftlich-technischen Pro bleme zu konzentrieren. Die experi mentelle und Produktionsbasis der Forschung ist weiter zu festigen. Zum Beispiel arbeiten heute in Sibi rien schon etwa 2300 Wissenschaft ler, unter ihnen 70 ordentliche und korrespondierende Mitglieder der Akademie. Die Institute der sibiri schen Abteilung von Akademgoro dok übergaben in den letzten zehn Jahren über 700 bedeutende Neu entwicklungen an die Volkswirt schaft, von denen 500 vorwiegend in den Gebieten jenseits des Ural wirk sam wurden. Das Ziel, an der Peripherie der russischen Föderation bedeutende Heimstätten sozialistischer Wissen schaft zu errichten, rückt in den kommenden fünf Jahren weiter nä her. Auf der Karte der Standortver teilung sowjetischer Forschungsstät ten wird es 1975 noch weniger weiße Flecken geben. Die Sowjetunion wird um leistungsfähige Zweigstel len ihrer sozialistischen Forschungs akademie reicher. DUBNA hat als erste Forschungsstätte der Welt statt eines Protonenbeschieunigers einen sogenannten Kollektiv beschleuniger schwerer Ionen eingesetzt. An diesem 3-m-Zyklotron (unser Bild) wurden innerhalb eines Jahres nahezu alle bereits bekannten Kerne mit großem Neutronenüberschuß gewonnen, wobei die Effektivität der Arbeit um das 100fache erhöht werden konnte. Wissenschaftler der sozialistischen Staaten begannen inzwischen im Vereinigten Kern forschungsinstitut in Dubna mit Experimenten zur Gewinnung der Elemente 107, 122 und 125 des Periodensystems. Foto: ZB det. Damit konnte der Bedarf an Hochschulkadern weitgehend ge deckt werden. Auf je tausend in der Volkswirtschaft Beschäftigte kom men jetzt 63 Spezialisten mit Hoch schulbildung. Ertragssteigerung durch Strahlenanlage Die Erträge landwirtschaftliche Kulturen können durch den Einsatz der sowjetischen Gammastrahlen anlage „Stebel" bedeutend gesteigert werden. Diese Strahlungsquelle ar beitet auf der Grundlage des radio- aktiven Zäsiumisotops 137, das den Reifungsprozeß der Pflanzen be- schleunigt. Der Einfluß des IsotoPs auf die Qualität verschiedener Nuiz. pflanzen wurde mehrere Jahre lans erforscht. Die bisherigen Erfahrun gen besagen, daß sich die höchsten Erträge dann erreichen lassen, wen* das bestrahlte Saatgut unmittelbar nach der Behandlung in den Bode" eingebracht wird. Biologische Schad 1 ' gungen der Kulturen konnten nicb‘ festgestellt werden. Stradivari und Mathematik Das Geheimnis des unübertref liehen Klanges alter italienischs Geigen ist nunmehr gelüftet. Den» Jarowoi, einer der führenden Wis senschaftler des Laboratoriums fü Akustik am Moskauer Konservato rium, hat jetzt ein mathematisch Modell geschaffen, um die sogenanl. ten Schwingungsknoten der Geige töne exakt Zu bestimmen. In Stär 1 *® und Reinheit seines Klanges kom0 sein Instrument nach einhellige Meinung der Experten den Meiste werken eines Stradivari, Amati ode Guarneri sehr nahe. POST AUS CHILE J etzt haben die chilenischen Uni versitäten Sommerferien. In die ser Periode werden die Türen der Hörsäle, Laborräume und Dienst, stellen verschlossen. Für mich, ob wohl im Besitz der Schlüssel für die Laboratorien, bietet diese vierwö chige Periode des Ferienzwan ges Stille in der Umgebung des Ar beitsplatzes und damit nicht nur die Gelegenheit, meine Aufgaben für das kommende Semester vorzuberei ten, sondern auch der UZ einen persönlichen Bericht über meine hiesigen Eindrücke zu schreiben. Man wird wohl sagen können, daß für die Universidad de Chile das vergangene Semester historisch war. An den hiesigen Universitäten, als den geistigen Zentren des Lan des, sind die Übernahme der Regie rungsgewalt durch das Kabinett Allendes und die ersten Schritte der Unidad Populär auf das im Pro gramm formulierte Ziel „Sozialis mus“ mit starker innerer Anteil nahme verfolgt und durch politi sche Beteiligung beeinflußt worden. Gleichgültig, ob die Programm punkte der Unidad Populär den eigenen Vorstellungen entsprachen, teilweise entsprachen oder wider sprachen. Die kritische Zeit zwischen dem Wahlsieg der UP und der Übernahme der Regierungsgewalt war schon für uns, als gerade ange kommene ausländische Wissen schaftler, erregend. Viel mehr haben, UZ 12/71, Seite 6 Universidad de Chile erlebte listischen Ländern. In mehrfacher Hinsicht Nach meinen Eindrücken hält ein historisches Semester Dr. Armin Ermisch, Dozent an der Sektion Biowissenschaften, zur Zeit an der Uni versidad de Chile, schildert Eindrücke aus dem Andenland auch die Mehrzahl der Wissen schaftler eine sozialistische Entwick lung in Chile für den einzig gang baren Weg. So freut -man sich, wenn diese Kollegen fragen, wie be stimmte Probleme in der DDR ge. löst wurden. „Wie“, so wird ge um einige Beispiele zu nennen, die täglichen Bombenanschläge von Rechtskräften, Morddrohungen gegen Führer der UP, Versuche zur Bil dung faschistischer Organisationen und schließlich der Mord an Gene ral Schneider an den chilenischen Universitäten Besorgnis ausgelöst, die Polarisierung der Kräfte beein flußt und politische Aktivitäten her vorgerufen. Man war auf einen Bür gerkrieg gefaßt. Die Kräfte der UP sind auch an der Universität aus dieser Periode als moralische Sieger hervorgegan gen. Die Freude der Chilenen am Tage der Vereidigung des „Genos sen Allende“ wird sicher auch am Bildschirm in Leipzig lebhaft regi striert worden sein. Für mich ge hört aber die direkte Bekanntschaft mit der Freude und Bewegung, die an diesen Tagen bei Kollegen zum Ausdruck kam, die für die UP oft seit Jahrzehnten eingetreten waren, zu den entscheidendsten Eindrük- ken vom Lande. Die politischen Auseinandersetzungen waren mit diesen Tagt» natürliah nicht be endet, und sie reichen bit heute in die Hörsäle und Laborräume. Der heftige Widerstand reaktionärer Kräfte gegen Maßnahmen der UP- Regierung, z. B. gegen die ersten Schritte in der Agrarreform, bietet Anlaß zu vielen Gesprächen. Es charakterisiert das Engagement der Wissenschaftler in dieser Periode, wenn ein Kollege aus dem naturwis senschaftlichen Bereich sagte: „Diese Periode beschäftigt mich so sehr, daß ich keine Ruhe finde, um wis senschaftlich zu arbeiten.“ Wir sind natürlich sehr froh, in dieser Zeit in diesem Land zu sein. Aber die Entwicklung bringt es auch mit sich, daß uns etwas abverlangt wird. Vierzehntausend Kilometer von Leipzig entfernt kommen, um es in der mir vertrauten biologischen Ter minologie zu sagen, DDR-Bürger „nur noch relativ vereinzelt“ vor. So ist man im allgemeinen der erste Mensch aus diesem Lande, den der chilenische Gesprächspartner vor sich hat. Es ist nun augenscheinlich, daß die politischen Geschehnisse diesen „Raritätenwert“ noch erhöhen. Es gibt ein großes Informationsbe dürfnis über das Leben in sozia fragt, „vollzog sich die Enttvicklung in der Landwirtschaft, wie ist das Studium organisiert, wie funktio niert die Forschung, das Gesund heitswesen, die Planung, die Demo kratie, die Kultur, usw.?“ Die Frage stellung anderer zielt mehr darauf, ungelöste Fragen oder Fehler zu be tonen. um für Chile eine kapita listische Entwicklungsrichtung zu verteidigen. Schließlich gibt es er staunliche, vielleicht sogar lustige Fragen, die wohl zeigen, wie ein bestimmter kleinbürgerlicher Typ darüber nachdenkt, sich konkret auf Lebensbedingungen einzustellen, die die sozialistische Entwidtlungsrich- tung bringen könnte: „Gibt es Sparkassen in der DDR“, „Lotte rien“, „darf man ein Haus haben“, „einen Garten“, „ein Dienstmäd chen“ ? Das alles sind Dinge, die man erwarten konnte. Allerdings hätte ich geglaubt, sie wären ein facher zu beantworten. Nicht die Antworten fehlten. Es fehlen spa nische Worte und auch ziemlich oft, sofern es um Vergleiche zwischen unseren Ländern geht, ein genauerer Einblick in die hiesigen politischen und sozialen Verhältnisse. Glücklicherweise entschuldigen die chilenischen Kollegen, herzlich, zuvorkommend, hilfsbereit, sprach liche Unebenheiten und fehlende politische Detailkenntnisse. Dies, was die sprachliche Seite betrifft, nimmt auch etwas die Hemmungen, Vor lesungen und Vorträge in der Lan dessprache zu halten. Zudem merkt man sehr schnell, daß Studenten und Wissenschaftler es hier gewöhnt sind, an Stellen zu unterbrechen, die ihnen nicht verständlich erscheinen oder über die sie mehr wissen möchten. Solche Erfahrungen sind auch persönlich nützlich. Man über legt, ob man die eigenen Vorlesun gen in Leipzig nicht künftig ähnlich gestaltet. Nützliche Anregungen er geben sich ebenso aus den hier durchgeführten Forschungsarbeiten. Mein Arbeitsgebiet, die Neurobio logie, gehört in Chile zu den ent wickeltsten Richtungen. Es gibt Ar beitsgruppen, die sowohl in der Fragestellung als auch in der metho dischen Spezialisierung für unsere Problemstellungen in Leipzig inter essant sind. Hier ist es lohnend, und eine Teilaufgabe meines Aufenthal tes, Arbeiten mit Methoden zu be ginnen, in deren Handhabung wir Erfahrung haben. Andererseits ist den chilenischen Kollegen sehr daran gelegen, über Methoden der For schungsorganisation zu sprechen. Das Interesse reicht von Fragen der Wissenschaftsstrategie bis zu Proble men der Literaturauswertung in Kollektiven. Dieses Bedürfnis nach Meinungsaustausch ist erklärlich» wenn man bedenkt, daß sich di Wissenschaftsentwicklung in Chilk unter kapitalistischen Bedingung 11 : in genügend Bereichen nach subjektiven Gesichtspunkten voä zog. So ergibt sich ein für beid‘ Seifen förderlicher Austausch. Idi möchte zum Abschluß dis slS kurzen Berichtes doch noch and^i ten, daß Chile landschaftlich wone zu den reizvollsten Teilen der Erds gehört. Man gewöhnt sich übrigs 11 : schnell daran, daß man, um 005 Santiago zu sprechen, mit dem B in jeweils zwei Stunden das gebirge (3200 m) oder die ( küste erreicht. Daß die Sonne am Mittag im Norden steht und Hd jetzt in schöner Eintönigkeit täglA 30 Grad und mehr beschert, sto kaum. Nicht in diese LandscW’ und schon gar nicht in meine De weise, passen die sozialen Kontras 1 Ein Blidc in die Nebenstraßen, teinde Kinder an der Wohnungst^ die hiesigen Löhne für große h völkerungsteile usw. erinnern thes lieh sehr eindringlich daran, wellg Erbe die bisherigen kapitalistisch^ Bedingungen als Startbasis f^ Q0 UP hinterlassen haben. Die dm die Volksregierung bereits realit' ten sozialen Verbesserungen kon ten natürlich nicht in einer ReMur rungszeit von 100 Tagen auch die gröbsten sozialen Probleme sen. So wünschen wir mit der Mdas heit des chilenischen Volkes, S .der eingeschlagene Weg fortgese ' wird.
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