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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
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Band 15.1971
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Wissenschaft im Klassenkampf Zu einigen ideologischen Fragen der marxistisch-leninistischen Fundierung von Natur-, Struktur- und Gesellschaftswissenschaften / Von Prof. Dr. Rudolf Rochhausen, Sektion Marxismus-Leninismus Die marxistisch-leninistische Fun dierung des gesamten Lehr- und Erziehungsprozesses sowie der For schungsarbeit ist keine einmalige Aktion, sondern hat heute und noch mehr in der Zukunft eine strategi sche Bedeutung ersten Ranges. Sie bedeutet nicht nur effektivste Ge staltung und rationelle Organisation von Wissenschaft, Erziehung und Bildung, sondern vor allem auch de ren Ideologisierung und damit ihr politisch Wirksamwerden. Warum wird gerade von uns der Ideologiecharakter der Wissenschaft so hervorgehoben? — Gegenwärtig verschärft sich der Klassenkampf auf dem Gebiet der Wissenschaft in steigendem Maße. Dabei werden die systemeigenen Wissenschaften des Imperialismus und des Sozialis mus zu entscheidenden Waffen in der Klassenauseinandersetzung, und Forschung, Lehre und praktische Nutzung der Wissenschaft sind de ren Kampffeld. Folgende Tendenz zeichnet sich immer deutlicher ab: Je mehr das Wissenschafts system des Imperialismus vergesell schaftet und politisiert wird, um so starker ist der Drang zur Ver schleierung des Klasseninteresses der Monopolbourgeoisie. Das Wis senschaftssystem des Imperialismus soll nicht als solches erkannt wer den. Die Vertreter der modernen bürgerlichen Philosophie und Wis senschaftstheorie mühen sich bei der Darstellung von Gesellschaftsmodel len redlich ab, um den wirklichen kausalen Zusammenhang einfach umzukehren — etwa in der Art: Es bandelt sich ja gar nicht um die Herrschaft einer Klasse über die Wissenschaft, sondern die Wissen schaft ist es gerade, die die Gesell schaft beherrscht. Die Wissenschaft Wird gefördert und realisiert durch eine auf „Rationalität“ und „Ge meinwohl“ bedachte „klassenneu trale“ Führungsschicht. Grundlage eines solchen Gesellschaftsmodells einschließlich der sogenannten füh renden Rolle einer klassenneutralen Intelligenz ist ein abstrakter Wis- Senschaftsbegriff, der sich scharf Jon Ideologie und Politik abgrenzt. Hie „Ideologiefreiheit" und „Partei losigkeit“ wird zum wissenschafts methodologischen Prinzip erhoben. Dabei werden die wissenschaftli chen Aussagen nach semiotischen Gesichtspunkten, vor allem nach ih- rem Informationsgehalt, von ideolo gischen Aussagen unterschieden. Im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Aussagen informieren die ideologi- Shen „. nicht über zukünftige Ereignisse, sondern verleihen ihnen Tur einen positiven oder negativen Wertakzent“, d. h. sie erfüllen "keine informatorische, sondern eine „Legi- timationsfunktion für bestimmte Politische Maßnahmen oder Ord- Hungen" bzw. eine „Garantiefunk- Hon für die sozialen Gruppen oder Klassen, die die Ideologien für sich akzeptieren" (H. Albert: „Theorie und Prognose in den Sozialwissen- Schaften", in: Logik der Sozialwis- senschaften, Hrsg. E. Topitsch, Köln/ Berlin 1965, S. 136). Die mit der Entideologisierung der Wissenschaft verbundene Verschlei erung der tatsächlichen imperialisti- Schen Herrschaftsstrukturen erscheint ln folgenden Aussagesystemen er Ideologie von der „ideologie- "eien Wissenschaft“: 1. Die „moderne Industriegesell- schaft" entwickle sich allmählich ur „Expertokratie" (H. Kuhn), zum "technokratischen Staat“ und zur "Wissenschaftlichen Zivilisation“ chelsky), zum „kybernetischen eitalter" (Berteaux) bzw. zur zdachindustriellen Gesellschaft, in der die Wissenschaft regiert“ (Kahn, Albert). . 2. Die „Leistungsgesellschaft“ ‘uch „Konsumgesellschaft“) müsse 'kontinentale Dimensionen“ erfas- 8en, wenn sie sich perspektivisch tit Erfolg auf wissenschaftlich- WSchnischen Fortschritt orientieren Wolle. Mit Technik und Wissen schaft Schritt halten könnten nur Großmächte, deshalb sei Europa als Großmacht das erstrebenswerte Ziel. Nur auf diese Weise könne die „europäische technologische Lücke“ oder das „Führungsdefizit“ aufgeholt werden. Das erfordere wiederum eine „koordinierte europäische Wis- senschaftsstrategie" (Strauß, Stol tenberg). 3. Wissenschaftlich-technische Re volution erfordere Abbau der ideo logischen „Vorurteile“ und des „Trennenden“ zwischen „Ost und West“. Durch Spitzenleistungen auf wissenschaftlich-technischem Gebiet habe die Bundesrepublik „Zusam menarbeit“ vorzubereiten und sie osteuropäischen Ländern als für diese Länder selbst „lebensnotwen dig“ zu demonstrieren. Dabei seien „Gemeinsamkeiten“ zwischen Ost und West in bezug auf Wissenschaft und industrielle Struktur aufzuzei gen und ins Spiel zu bringen (Vgl. Domin, G. Position und Aufgaben in der Auseinandersetzung mit stra tegisch-konzeptionellen und ideologi schen Grundlagen der imperialisti schen Wissenschaftspolitik in West deutschland, in: Wissenschaft und Sozialismus, Philosophenkongreß ‘70, Teil IV, Berlin 1970, S. 62). Auf der Grundlage der sogenann ten „wertfreien Wissenschaft“ wird also die strategische Konzeption im perialistischer Wissenschaftspolitik aufgebaut. So konnte der ehemalige Bonner Wissenschaftsminister G. Stoltenberg direkt von diesem Wis senschaftsbegriff ausgehen, um die ser strategischen Konzeption beson deren Nachdruck zu verleihen. Sein Gedankengang ist folgender: „Die wissenschaftliche Forschung ist ihrer Natur nach international. Die Forscher in allen Ländern ver wenden die gleichen Methoden, und sie sind in gleicher Weise der Wahr- heit verpflichtet. Auch die auf der Forschung beruhende Technologie ist weltweit — so wie Wirtschaft und Handel, mit denen sie unlösbar verknüpft ist“ (G. Stoltenberg, „For schung baut Brücken zwischen In dustrie- und Entwicklungsländern“, in: Bulletin des Presse- und Infor mationsamtes der Bundesregierung, Bonn Nr. 38, 1968, S. 306). Zunächst werden das imperialisti sche Wissenschaftssystem, die Wirt schaft und der Handel als „wertneu tral“ entideologisiert, dann benutzt man diese Begriffe, um die imperia listische Politik zu begründen. Denn, so schreibt Stoltenberg weiter, » .. es gilt, diesen internationalen Charakter von Forschung und Tech nologie zu erkennen und politische Entscheidungen auf der Grundlage dieser Erkenntnis zu treffen — d. h. aber, Wissenschaft und Technologie den ihrem Wesen entsprechenden, die traditionellen Grenzen der Staa ten überspringenden Raum zu schaf fen, in dem allein sie sich voll ent falten können“ (Ebenda). Zu ganz ähnlichen Schlußfolge rungen gelangt W. Brandt in sei nem Buch „Friedenspolitik in Europa“, wenn er beispielswiese schreibt: „Wenn wir es lernen, in solchen Kategorien zu denken (ge meint ist die „wertfreie Wissen schaft“ — R. R.), wird es leichter werden, den Westen unseres Kon tinents mit seinem Osten dauerhaft zu verbinden“ (W. Brandt, „Friedens politik in Europa“, Frankfurt (Main), 1968, S. 76). Die bisherigen Ausführungen zei gen, daß gerade die Ideologen und Politiker des staatsmonopolistischen Kapitalismus sehr deutlich demon strieren, daß Wissenschaft und Wis senschaftspolitik das Feld erbitterter Auseinandersetzungen zwischen So zialismus und Imperialismus ist. Es leuchtet mehr und mehr ein, daß die marxistisch-leninistische Fundie- rung der Wissenschaft und der ge samten Ausbildung ein sich ständig vertiefender Prozeß sein muß. Das gilt für alle Bereiche der Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Wir halten es für eine unzurei chende Erfassung der Verknüpfung von wissenschaftlicher Ideologie und moderner Wissenschaft, etwa von einer graduell geringeren Ideologie relevanz der Natur- und Struktur wissenschaften gegenüber den Ge sellschaftswissenschaften zu spre chen. Der primäre Gesichtspunkt bei der Erfassung des Zusammenhangs von Wissenschaft und Gesell schaftsformation, von Wissenschaft und Ideologie besteht nicht in der Unterscheidung von Natur- und Ge- sellschaftswissenschaften im Hin blick auf den Ideologiegehalt ihrer Aussagen. Er beruht vielmehr darin, daß im System Wissenschaft die .Natur-, Struktur- und Gesellschafts wissenschaften eine bestimmte Funk tion ausüben und daß dieses Sy stem in eine sozialökonomische Formation integriert ist Sowohl die Einheit von Natur-, Struktur und Gesellschaftswissenschaften auf der Grundlage der Disziplinen des Marxismus-Leninismus als auch die daraus resultierende Einheit von Wissenschaft und Ideologie werden erst vollständig begriffen, wenn er kannt wird, daß die an Bedeutung gewinnende Funktion wissenschaft lich fundierter Verfahren im Pro duktionsprozeß und in der Leitung der Gesellschaft als Instrument der Klassenauseinandersetzung sowohl durch den Imperialismus als auch durch den Sozialismus genutzt wird. Ohne eine zielbewußte Integration der Wissenschaft in den gesell schaftlichen Reproduktionsprozeß und die Realisierung des Gesetzes der Ökonomie der Zeit durch hervor ragende technologische Systemlösun gen wäre z. B. die Verwirklichung der Gesamtstrategie des Sozialismus unmöglich. Durch unsere praktische Arbeit an der Sektion Mathematik und die gute Zusammenarbeit von Sektion und Lehrgruppe Marxismus-Leninis mus haben wir folgende Erfahrun gen gesammelt: Das wichtigste Kettenglied für die marxistisch-leninistische Fundierung ist eine sich ständig vertiefende, von den Grundfragen des Marxis mus-Leninismus ausgehende Quali fikation des Lehrkörpers und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dabei müssen solche Probleme wie „führende Rolle der Arbeiterklasse und ihre marxistisch-leninistische Partei“, „Dialektik von Basis und Überbau“, „Parteidokumente als schöpferische Weiterentwicklung der marxistisch-leninistischen Theorie“ u. a. mit der gleichen präzisen Be weisführung behandelt werden, wie sie der Mathematiker von seiner fachspezifischen Problematik her gewöhnt ist. । Die weitere Vertiefung der Grundfragen erfolgte in Wechsel wirkung mit der Fachdisziplin. Da bei mußten zunächst die Probleme herausgegriffen werden, die zum gegebenen Zeitpunkt für die Erzie hung der Studenten besonders ak tuell waren. Eine solche zentrale Problematik ist die „gesellschaft liche Determiniertheit“ der Mathe matik und die materialistische In terpretation des mathematischen Objekts. Logisch folgt aus dieser Problematik die Auseinandersetzung mit der idealistischen Auffassung von der sogenannten „Reinen Mathe matik“ als „Idealwissenschaft“ (Wis senschaft vom reinen Denken). Die genannten Probleme wurden im marxistischen Kolloquium und im methodologischen Seminar „Par tei und Wissenschaft“ (5. Stj. und Forschungsstudenten) ausführlich diskutiert. Im Zusammenhang mit der Grundfrage der Philosophie gin gen sie in einfacher Form in die Grundlagenveranstaltungen ein. In der Studentenkonferenz „weltan schaulich-ideologische Probleme der Mathematik“ (1969) erfolgte eine weitere Präzisierung dieser Proble matik. Ein nächster Schwerpunkt, der sich unmittelbar aus dem voran gegangenen ergibt, ist die marxi stisch-leninistische Darstellung der Stellung der Mathematik im System der Wissenschaften. Damit unmittel bar verbunden sind die ideologischen Probleme der Mathematisierung der Wissenschaften, besonders der Gesellschaftswissenschaften, und die Auseinandersetzung mit der • spät- bürgerlichen Ideologie von der so genannten „wertfreien ' Wissen schaft“. Auch diese Problematik wurde gründlich im marxistischen Kolloquium und im „methodologi schen Seminar“ behandelt. Jahres arbeiten und Arbeiten zum Erwerb marxistisch-leninistischer Kennt nisse (Promotion A) befaßten sich gleichfalls mit dieser Problematik. Einige Wissenschaftler arbeiteten unmittelbar an dem Buch „Lenin und die Wissenschaft II“ mit. Höhe punkt war die von der Sektion und der Lehrgruppe Marxismus-Leninis mus vorbereitete gemeinsame Kon ferenz von Studenten und Wissen schaftlern zum Thema: „Lenin und die ideologischen Probleme der Ma thematisierung der Wissenschaften“ im Juni 1970. Ergebnisse dieser Konferenz konnten wiederum in den Thesen verarbeitet werden, die das wissenschaftliche Seminar anläßlich des 150. Geburtstages von F. Engels „Philosophisch-methodologische Pro bleme der Untersuchungen zur Bildung und Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisgewin nung“ (Forschungsgruppe „philoso phische Probleme der modernen Naturwissenschaften“) vorbereiteten. Gegenwärtig arbeitet ein Kollektiv junger Mathematiker am Kapitel IV des Lehrbuches Erkenntnistheorie mit. Doktoranden arbeiten im Rah men des Erwerbs marxistisch-leni nistischer Kenntnisse an Lehrmate rialien zum Grundkurs Operations forschung, die in das Lehrprogramm eingehen („Historische und erkennt nistheoretische Bemerkungen zu den Modellen der Operationsforschung“, „philosophische Bemerkungen zu strategischen Modellen“). Wir sind uns darüber im klaren, daß wir in der Frage der marxi stisch-leninistischen Fundierung erst am Anfang stehen. Folgende Schluß folgerungen zur Integration von Mathematik und Marxismus-Leni nismus können jedoch bereits verall gemeinert werden: — Die marxistisch-leninistische Fundierung der Fachwissenschaften als dauernder Prozeß erfaßt das ganze Spektrum der marxistisch-le ninistischen Problematik — also weltanschaulich-ideologische, er kenntnistheoretische, politisch-öko nomische und wissenschaftstheore tisch-wissenschaftsorganisatorische Fragen einschließlich spezifische Probleme des wissenschaftlichen Sozialismus. Die Fundierung muß aber systematisch erfolgen, d. h. es müssen zunächst jene zentralen ideologischen Fragen erarbeitet wer den, die für die betreffende Sektion spezifisch sind uhd die für die ideo logische Erziehung der Studenten vom Fach her unmittelbar wirksam werden. Der von einer Kommission auszuarbeitende Problemkatalog muß deshalb die zentrale Problema tik gewissermaßen als „roten Fa den“ berücksichtigen, und zugleich muß er dem Stand der marxistisch- leninistischen Weiterbildung des Lehrkörpers entsprechen. Er bedarf einer ständigen Weiterentwicklung. — Die marxistisch-leninistische Fun dierung ist nicht nur Integration von Spezialwissenschaft und Mar xismus-Leninismus. Sie erfaßt viel mehr den gesamten Ausbildungs- und Erziehungsprozeß. Nicht zu un terschätzen ist z. B. die ideologische Arbeit in den Studentenwohnhei men, die gemeinsam von der Sek tionsleitung, der FDJ-Organisation und der Lehrgruppe Marxismus- Leninismus vorbereitet werden muß. Unsere im vorigen Jahre durch- geführten Kolloquien im Studenten wohnheim vor Studenten des 2. Stu dienjahres Math./Dipl. zu Proble men des wissenschaftlichen Atheis mus sind ein erster bescheidener Anfang. A m 19. Februar 1971 jährt gehörte Hans Grundig zu den er sieh zum 70. Mal der Ge- sten, die mit dem Ausbruch der burtstag des Malers, Zeich- faschistischen Herrschaft unter ners und Graphikers Hans Grun- Berufsverbot und politischer Ver- dig. In seiner Persönlichkeit folgung zu leiden hatten. Aber in durchdrangen sich Streben nach dieser Zeit entwürdigender Schi künstlerischer Vollkommenheit kanen und unter dem Zwang der mit aktivem politischem Engage- Illegalität entstehen in aufopfe- ment für den Sieg der Arbeiter- rungsvoller Arbeit seine bedeu- klasse und ihrer revolutionären tendsten Gemälde, Illustrationen Partei. Diese dialektische Einheit und graphischen Blätter. Haupt bildet die Grundlage seines Wer- werk seines malerischen Oeuvre kes, das neben dem von Käthe ist das von 1935—1938 gemalte Kollwitz zu den hervorragend- Triptychon „Das Tausendjährige sten Leistungen der proletarisch- Reich“, das sich in den Staat revolutionären Kunst zählt. liehen Kunstsammlungen Dres- Hans Grundig wurde als Sohn den, Galerie Neue Meister, befin- eines Dekorationsmalers in Dres- det. Die an die Gemälde Grüne- den geboren. Die Konfrontation walds erinnernde Expressivität mit den sich zuspitzenden antago- der bewußt eingesetzten Farbe, nistischen Klassenwidersprüchen und die Skurilität einer an nie der Wilhelminischen Ära, die ih- ronymusBosch angelehnten phan- ren Höhepunkt in den Kämpfen tastischen Symbolik lassen in der Novemberrevolution 1918 diesem Werk die gesellschaft- Hans Grundig - Sein Erbe ist uns Verpflichtung fanden, und die Klassenausein andersetzungen der Weimarer Re publik übten nachhaltigen Ein fluß auf die persönliche Ent wicklung Gründigs aus. Sie wur den zum wesensbestimmenden Element seines Schaffens. Das Interesse für die „geheim nisvolle Welt der Kunst“, die ersten zeichnerischen Versuche fallen in die Zeit seiner Tätigkeit als Dekorationsmalerlehrling und Fabrikarbeiterbursche (1915 bis 1921). Leidenschaftlich vertiefte er sich in „die verschollene Welt vergangener Jahrhunderte“, so daß er „in einem alten spätgoti schen Bild des 15. Jahrhunderts „richtig zu Hause war“. „Ich war voll von Bildern und Geschich ten“, schrieb der Künstler in seiner Autobiographie „Zwischen Karneval und Aschermittwoch“ über diese Zeit. Hier deutet sich bereits jene unerschöpfliche Phan tasie an, die aus seinen Werken zu uns spricht. Der Beginn des Studiums an der Dresdner Aka demie (1922—1927) war über schattet von der Inflation des morbiden kapitalistischen Gesell schaftssystems. „Die Not kroch in alle Häuser. Die Schlange an den Stempelstellen wuchs und wuchs. Das hohlgesichtige Elend machte sich breit... Die Zwielichtigkeit des gesellschaftlichen Geschehens dieser Tage warf natürlich Schat ten auch auf uns, und gebrochen, wie der Lichtstrahl im dreikantig geschliffenen Glas plötzlich seine Regenbogenfarben zeigt, zeigten auch wir in unseren Bildern die gewittrige Situation.“ Die künstlerische Auseinander setzung mit dem erschütternden sozialen Elend der Arbeiterklasse und ihrer ständig wachsenden Ausbeutung widerspiegelt Grün digs soziale und politische Be wußtseinsentwicklung. 1926 trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands ein, 1930 wurde er Gründungsmitglied der Dresdner Assoziation revolutionärer bil dender Künstler Deutschlands. Um diese Zeit entsteht eine Reihe politischer Agitationsgraphiken, Aufrufe gegen die wachsende Ge fahr des Faschismus. Fragt man nach seinen künstlerischen Vor bildern dieser Schaffensphase, so muß an erster Stelle Otto Dix ge nannt werden. Dix, als Hauptver treter der Kunstrichtung „Neue Sachlichkeit“, wirkte auf den jungen Grundig vor allem durch seinen, die gesellschaftliche Rea lität bloßstellenden Realismus, der jeglichen Pathos’ entbehrte. Aber, dieses „ungeschminkte Bild“ der Wirklichkeit hatte eine tiefe pessimistische Grundstim mung. Einen „Aufschrei tiefster Anklage“ nannte er Dix’ heute verschollenes Gemälde „Schüt zengraben“. Als Kommunist und Künstler liehe Wirklichkeit transparent werden. In den großartigen Komposi tionen wird visionär der Unter gang des „Tausendjährigen Rei ches“ gestaltet, der Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zeit Ausdruck verliehen. Die fünfjährige Haft im Kon zentrationslager Sachsenhausen (1939—1944) brachte den Künstler an den Rand des physischen Zu sammenbruchs. Kurz vor Kriegs ende gelang ihm mit. anderen Genossen die Flucht zur Roten Armee. Als Hans Grundig 1946 nach Dresden zurückkehrte, war er ein kranker, durch die Erleb nisse gezeichneter Mensch. Wie schwer es ihm fiel, seine künst lerische Tätigkeit wieder aufzu nehmen, kommt in einem Brief an seine Frau Lea zum Ausdruck. „Lange habe ich mich gefürchtet, wieder zu malen, denn beinahe zu lange ist es her, daß ich weder Pinsel noch Farbe in der Hand hatte.“ Trotz dieses schwierigen Anfangs, setzte Grundig seine ganze Kraft für die neue soziali stische Gesellschaftsordnung ein. Als Rektor der wiedereröffneten Dresdner Akademie widmete er sich vorrangig der Erziehung einer jungen Künstlergeneration, der er sowohl politisch als auch künstlerisch ein Vorbild war. Es blieb Hans Grundig nur kurze Zeit vergönnt, in einer Gesell schaft zu leben, für deren Sieg er unter Einsatz seines Lebens ge kämpft hatte. Er verstarb am 11. September 1958. Gründigs letzte Arbeiten beein drucken vor allem durch ihren tiefen humanistischen Gehalt. Zu ihnen gehört das sich im Leipziger Museum der bildenden Künste befindliche Tafelbild „Den Opfern des Faschismus“. Es, entstand 1946 und zählt zu den ersten überzeugenden Ab rechnungen mit dem Faschismus in der Tafelmalerei überhaupt. „Ganz einfach den schweren Schlaf entrechteter Menschen“ wollte der Künstler darstellen „und damit den Mitmenschen sa gen, daß auch sie Gehetzte und Gefangene waren, obwohl sie es erst nicht wußten.“ Die emotionale Wirkung, die das Bild auslöst, resultiert aus der einmaligen und wahrhaftigen Gestalt jng des Schicksals von Millionen Opfern nazistischen Terrors, durch den Triumph der Menschlichkeit über die physi sche Vernichtung. Hans Gründigs Kunst ist ein bedeutender Be standteil der sozialistischen deut schen Nationalkultur. Sein Erbe ist uns Verpflichtung. Raimund Hoffmann, IV. Studienjahr Sektion Kulturvviss./Germ. In seinem letzten größeren Werk »Karl Marx — Geschichte seines Hebens" schrieb Franz Mehring: "Meine Bewunderung wie meine Kritik — und zu einer guten Bio- Ecaphie gehört die eine wie die an- dere im gleichen Maße — gilt dem großen Menschen, der nichts häufi- ker und nichts lieber von sich be kannte, als daß ihm nichts Mensch- Hches fremd sei.“ Und es heißt wei- ,65: „Alle Geschichtsschreibung ist zugleich Kunst und Wissenschaft, und zumal die biographische Darstel- ung. Ich weiß im Augenblick nicht, Welcher trockene Hecht den famo- sen Gedanken geboren hat, daß ästhetische Gesichtspunkte in den Hallen der historischen Wissenschaft nichts zu suchen hätten.“ Mensch- che Größe und menschliche Schwä- Fhe, Bewunderung und Kritik, Kunst und Wissenschaft — bilden als gegensätzliche, doch einander lcht ausschließende Kategorien ein Koordinatensystem, in dessen Mit- telpunkt die Biographie steht. Wir tagen hinzu, die Biographie einer historischen Persönlichkeit, auf Cie der Begriff der menschlichen Größe auch zutrifft. Aus dieser UZ-REZENSION Stellung, aus ihrer Funktion als Inkarnation des Allgemeinen, des Typischen und des Besonderen re sultiert die enorme Anziehungskraft der Biographie. Trotz aller Jubel töne über das wachsende Bedürfnis nach dem Fach- und Sachbuch be weisen die Verkaufsstatistiken un serer Buchhandlungen das nach wie vor große Interesse an der Bio graphie. War bereits die 1967 erfolgte Herausgabe des „Biographischen Lexikons zur Deutschen Geschichte. Von den Anfängen bis 1917“ ein un bestreitbares Verdienst des Ver lages und der verantwortlichen Wis senschaftler, so kann das Erscheinen der um die Jahre 1917—1945 erwei terten Ausgabe nur begrüßt werden. Wenn die Zahl der biographischen Darstellungen von etwa 580 auf 850 angestiegen ist, so resultiert das nicht allein aus der zeitlichen Er weiterung bis zum Ende des zwei ten Weltkrieges, sondern auch aus der Aufnahme weiterer Persönlich keiten aus den älteren Epochen. Allerdings haben sich die Heraus geber scheinbar nicht der Mühe unterzogen, die biographischen Dar- Neues und Altbekanntes aus neuer Sicht Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte. Von den Anfängen bis 1945, VEB Deutscher Verlag der Wissen schaften, Berlin'1971, 770 Seiten, 19,80 Mark. Stellungen aus dem ersten Band zur nochmaligen Bearbeitung an die Autoren zu geben, wie der Vergleich einiger Artikel ergeben hat. Das kann natürlich auch daran liegen, daß in einem Zeitraum von vier Jahren von der historischen For schung keine derartig bahnbrechen den Erkenntnisse gewonnen wor den sind, die eine Überarbeitung unbedingt erforderlich machten. Da es sich um ein Lexikon han delt, kann man nicht erwarten, daß allen Anforderungen, die man an eine Biographie stellen muß, ge recht geworden ist. Das Werk nimmt mehr eine Zwischenstellung zwischen der Biographie in der all gemeinen Bedeutung dieses Wortes und Nachschlagewerken etwa vom Typ „Kürschners deutscher Gelehr tenkalender“ ein. Die Herausgeber haben von vornherein entsprechende Einschränkungen vorgenommen. Das Buch soll in erster Linie einen brei ten Leserkreis in spezifischer Form mit dem marxistisch-leninistischen Geschichtsbild vertraut machen und dem Fachmann eine erste Orientie rung bieten. Auch sei keine Voll ständigkeit angestrebt worden. Die Herausgeber konzentrieren sich be wußt auf die politische Geschichte, Wissenschaftler und Kulturschaf fende sind nur in Ausnahmefällen behandelt worden. Sicherlich zählt es zu den Binsenweisheiten, daß die Geschichte als eine Geschichte von Klassenkämpfen durch di Herr schenden und die Beherrschten geprägt wird. Es hätte daher keines wegs des Hinweises bedurft, daß neben zahlreichen Persönlichkeiten, deren Leben und Wirken von bür gerlichen Historikern mit dem Man tel des Schweigens überdeckt wor den ist, auch die Vertreter der „Kräfte des Beharrens und der Re aktion“ vorgestellt werden und daß ein solches Unterfangen gerechtfer tigt sei. Wenn der westdeutsche Hi storiker Hans Freyer bereits 1953 auf dem Marburger Historikerkon greß davon sprach, daß die Gesell- schaft das ihr Widerstrebende als schmückendes Ornament integrie ren müsse, so hat er auf eine Rich tung in der imperialistischen Ge schichtsschreibung hingewiesen, die sich in den folgenden Jahren mehr und mehr durchsetzen sollte. Heut zutage steht nicht mehr die Taktik des Verschweißens hoch im Kurs, sondern die der raffinierten Entstel lung und Verfälschung. Die einzelnen Beiträge des Lexi kons sind von Fachwissenschaftlern verfaßt worden, die jeweils nament lich angeführt werden. Jeder Artikel gibt nach den ge nauen Lebensdaten einschließlich des Ortes der Geburt und des Todes eine allgemeine kurze Einschätzung der Persönlichkeit. Es folgen die wichtigsten Lebensdaten und eine Wertung der bedeutendsten Lei stungen. Offen bleibt, ob auf die Auf nahme noch lebender Persönlichkei ten generell verzichtet worden ist. Dafür scheint zu sprechen, daß man bedeutende Führer der deutschen Arbeiterbewegung vergeblich sucht. Dagegen spricht, daß man anderer seits derartige Beiträge z. B. über Josef Hermann Abs findet. Der größte Teil der Beiträge ist zwar sachlich, aber nicht trocken geschrieben. Eine neue Auflage würde unbedingt gewinnen, wenn den Kurzbiographien ein Bild der behandelten Persönlichkeiten bei gefügt wird. Man sollte auch er wägen, ein Verzeichnis aller Stich worte an den Anfang zu stellen. Das erleichtert die Benutzung. Dr. Günter Katsch . UZ 8/71, Seite 5
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