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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 15.1971
-
- Ausgabe Nr. 1/2, 7. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 14. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 21. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 28. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 4. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 18. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 25. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 4. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 11. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 18. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 25. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 15. April 1
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- Ausgabe Nr. 21, 20. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 27. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 25, 17. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 24. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 8. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 15. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 22. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 5. August 1
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- Ausgabe Nr. 37, 30. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 28. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 4. November 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 11. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 18. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 25. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 2. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 48, 9. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 16. Dezember 1
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Band
Band 15.1971
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Vom 31. Mai bis 3. Juni wird an der Karl-Marx- Universität die kunstwissenschaftliche Tagung »Albrecht Dürer und die Kunst der frühbürger lichen Revolution" durchgeführt. Dozent Dr. Ernst Ullmann von der Sektion Kulturwissenschaft/ Germanistik — maßgeblich an der Vorbereitung der Konferenz beteiligt und Mitglied des Dürer- Komitees beim Ministerrat — berichtete auf der konstituierenden Sitzung des Komitees am Mon tag über Inhalt und Aufgabenstellung der Konfe renz. Die Grundgedanken dieses Diskussionsbei trages liegen auch dem nachstehenden Artikel zu grunde. ALBRECHT DÜRER und die Kunst der frühbürgerlichen Revolution Ziel der Tagung ist, auf dem Ge- biet der bildenden Kunst am Bei spiel Dürers und der deutschen Re- natssance wissenschaftlich fundiert das historisch prinzipiell neue Ver- hältnis der Arbeiterklasse, ihrer mar xistisch-leninistischen Partei und ■hres sozialistischen Staates zum hu- manistischen Erbe darzulegen. Sie führt damit die guten Traditionen Unserer Republik in der Pflege die ses Erbes fort, wird aber zugleich den qualitativ gewachsenen Anfor- terungen genügen müssen, die sich aus der Praxis des entwickelten ge sellschaftlichen Systems des Sozia- ismus auch in der Erberezeption er- geben. Die Tatsache, daß die Kon- Lerenz in unmittelbarem Zusammen- hang mit den 13. Arbeiterfestspielen Steht, hat vor allem inhaltliche Gründe. Die proletarische Kultur, einst zweite Kultur innerhalb der bürgerlichen Nationalkultur, ist beute zur sozialistischen National kultur geworden, in der das Erbe der Renaissance einen unverrück- euren Platz innehat. Die großen fultur- und kunstschöpferischen Pistungen der Arbeiterklasse füh- Sen dieses Erbe gemäß den neuen Bedingungen des realen Humanis- Tus der sozialistischen Menschen- gemeinschaft weiter. Die Arbeiter klasse bedarf seiner, um ihre die Geschicke der ganzen Menschheit entscheidenden Aufgabe zu erfül- sn, und zugleich auch, um ihre Eene Kultur aufzubauen, aufzu- bauen als konstitutives Element der. sozialistischen Nation. Sie eignet sich das Erbe an und entwickelt es schöpferisch weiter. Damit verwan- delte sie die Kunst der Vergangen- h8it aus totem Museumsgut zum le- Nendigen Besitz der sozialistischen Hlenschengemeinschaft. Nicht nur ®e Arbeiterklasse braucht also das Krbe, auch das Erbe ist heute ohne die Arbeiterklasse nicht mehr leben- “ig und fruchtbar. Die Zielstellung der Tagung er- tot sich aus den allgemeinen Auf- öben der sozialistischen Kultur- POlitik und aus den Anforderungen, Sie das entwickelte gesellschaftliche stem des Sozialismus an die Kunstwissenschaft stellt. In Refe- Ften und Diskussionen wird an Hand der Kunst Dürers und der putschen Renaissance die Auf- hebung und Vollendung unserer be sten Traditionen in der dem Sozia- tsmus eigenen Kultur anschaulich dargelegt und damit demonstriert "erden, daß heute allein die Arbei- Serklasse und ihr sozialistischer Staat einen historischen Anspruch “uf das große humanistische Kunst- r ue haben, ja. daß alle progressi- en Tendenzen dieses Erbes bereits antizipatorisch auf den realen Hu manismus unserer Menschengemein* schäft hinweisen. Die Kraft aktiven Handelns und die mit Wahrhaftig keit verbundene Schönheit des rea listischen Menschenbildes der Re naissance, die in dieser Kunst aus geprägte Einheit des Guten, Wahren und Schönen, wie es Herder später formulierte, sind im Bewußtsein des Staatsvolkes der Deutschen Demo kratischen Republik lebendig. Die Beratungen streben nach wei terer Klärung des marxistisch-leni nistischen Kunstgeschichtsbildes der Epoche der frühbürgerlichen Revo lution in Deutschland. Damit sollen Grundlagen für die Ausarbeitung einer Geschichte der Kunst des deut schen Volkes ebenso geschaffen werden wie für die Kunstgeschichts propaganda zur Kunst der Renais sance in den nächsten Jahren. Durch theoretische Verallgemeinerungen zur Entwicklung der Künstlerper sönlichkeit, zum künstlerischen Schaffensprozeß und zur Entwick lung des Realismus werden die Be ratungen auf ihre . Weise beitragen zur Lösung der künstlerischen Grundaufgabe' der siebziger Jahre, wie sie der Vorsitzende des Staats rates der DDR und Erste Sekretär des ZK der- SED, Genosse Walter Ulbricht, zum 20. Jahrestag unserer Republik formuliert hat. Aus dem Erbe gewonnene Er kenntnisse werden zur Leitung künst lerischer Prozesse der Gegenwart fruchtbar gemacht, das Erbe selbst in noch stärkerem Maße für die Per sönlichkeitsbildung genutzt. Auf der Tagung wird parteilich und offensiv die Divergenz in der Erberezeption beider deutscher Staaten dargelegt. Hatte die Bourgeoisie einst, wie Karl Marx im „18. Brumaire des Louis Bonaparte“ schrieb, das Erbe rezipiert, „um den bürgerlich be schränkten Inhalt ihrer Kämpfe sich selbst zuverbergen und ihre Leiden schaft auf der Höhe der großen ge schichtlichen Tragödie zu halten“, so hat sie heute den „Geist der Re volution“ längst verraten. Das hu manistische Erbe wird nun dazu mißbraucht, den zutiefst inhumanen Charakter des Imperialismus zu ver schleiern, und soll im Geiste der Konvergenztheorie der ideologischen Diversion dienen. Die Auseinandersetzungen zu die sen Problemen werden maßgeblich bestimmt von den grundlegenden Hinweisen über die Popularisierung der prinzipiell gegensätzlichen Kul turen in der DDR und der BRD, die auf der Ideenkonferenz im Staats rat einen gewichtigen Platz einnah men. Auf unserer Konferenz im Mai wird die Gültigkeit der Leninschen Lehre von den zwei Kulturen auch für die Anfänge der bürgerlichen Kultur nachgewiesen werden, das Gegründetsein der Renaissancekunst in den großen revolutionären Um wälzungen, ihre Verflechtung mit den besten Leistungen der inter nationalen Kunst jener Epoche und ihr Verhältnis zur Weltgeschichte des Realismus. Aus den inhaltlichen Anliegen er geben sich für die Tagung drei Schwerpunkte, denen drei Arbeits gruppen entsprechen, die, bei stän diger Berücksichtigung der über greifenden kulturpolitischen Proble matik, spezielle kulturtheoretische, kunstwissenschaftliche und kunst pädagogische Aspekte untersuchen. Die Schwerpunkte sind: 1. Die sozialistische Nationalkultur — Erbe der Traditionen der früh bürgerlichen Revolution; 2 Wesen, Geschichte und Aneignung der Kunst Dürers und der Kunst der Renaissance und 3. die kunstpädagogische Bedeutung des Werkes und der Schriften Dü rers. Gegenstand der Beratung der Ar beitsgruppe I werden vor allem sein: die Dialektik im Verhältnis von Ar beiterklasse und humanistischem Erbe, die Bedeutung des Erbes für die sozialistische Nationalkultur und die Position des Erbes in ihr; die von uns zu diesem Erbe führenden Traditionslinien und die Weiter führung des humanistischen und revolutionären Gehaltes dieses Er bes in der sozialistisch-realistischen Kunst der Gegenwart. Hier wird nicht nur darzustellen sein, was in dieser Kunst bereits über die Klas sengrenzen des frühen Bürgertums hinauswies, sondern vor allem, wie der antizipatorische Gehalt in un serer Republik, verwirklicht wird beziehungsweise verwirklicht wurde. Gerade dazu bieten die 13. Arbeiter festspiele einen hervorragenden An laß. Die Arbeitsgruppe II hat Leben und Werk Dürers vom marxistisch- leninistischen Standpunkt aus dar zustellen, zu interpretieren und zu werten. Das enge Wechselverhältnis zwischen Ökonomie, Politik, Ideolo gie und künstlerischem Schaffen, wie es am Werke Dürers und der Besten seiner Zeitgenossen so anschaulich ist, wird Anlaß zu Verallgemeine rungen sein, die unserer Kunst die nen. Ein weiteres zentrales Problem wird Dürers Stellung in den revolu tionären Klassenschlachten seiner Zeit und seine Verbindungen zu den revolutionären Volksmassen sein, ist doch von dem Verhältnis des Künstlers zu dem seine Epoche be stimmenden historischen Ereignis aus erst eine echte Würdigung sei nes Werkes möglich. Der Anteil Dürers an der Gestaltung des neuen humanistischen Menschenbildes und an der revolutionären Veränderung des Weltbildes sind hier ebenso dar zulegen wie die neue Qualität, die der Realismus bei ihm erreicht. Bei alledem sind die Wechselbeziehun gen der deutschen und der Kunst der am weitesten entwickelten Län der Europas, besonders Italiens und der Niederlande, zu beachten. Die progressivsten Kräfte des revolutio nären Bürgertums traten gewisser maßen in einen internationalen Er fahrungsaustausch, um die sozialen Probleme, die revolutionäre Beseiti gung der alten .Feudalordnung im nationalen Rahmen lösen zu können. Mit Blick zur Geschichte der Kunst des deutschen Volkes werden Perio- disierungsfragen erörtert und Ab stimmungen mit Historikern und Vertretern anderer Fachdisziplinen erfolgen. Die Arbeitsgruppe III verfolgt das Ziel, die kunstpädagogische Bedeu tung von Dürers Gesamtwerk für die Entwicklung sozialistischer Per sönlichkeiten auf allen Stufen des sozialistischen Bildungssystems und in der kulturellen Massenarbeit, einschließlich der Museumspädago gik, herauszuarbeiten und allgemein gültige Prinzipien und effektive Me thoden für eine wirksame Aneigung und Propagierung zu ermitteln. Un ter diesem Aspekt ist besonders das von Dürer gestaltete Menschenbild in seiner aktuellen Bedeutung und erzieherischen Potenz für die so zialistische Bewußtseinsbildung und die Formen eines sozialistischen Geschichtsbewußtseins zu unter suchen. Dabei ist unter anderem dem humanistischen Gedankengut in Dürers pädagogischen Schriften nachzugehen und dessen Aufhebung in der sozialistischen Kunsterzie hung nachzuweisen. Die Einheit von Theorie und Praxis in seinen Schrif ten, die Dialektik seines realisti schen Schaffensprozesses und Wesen und Bedeutung des Naturstudiums werden besonders gewürdigt. Die Grundlagen für die Arbeits gruppenarbeit werden in vier Haupt referaten vor dem Plenum der Ta gung gelegt. Ihre Thematik reicht von Dürers Vermächtnis über seine Bedeutung für die Entwicklung des Realismus bis zu dem Verhältnis der sozialistischen Nationalkultur zum Exbe der frühbürgerlich-revo lutionären Kunst und deren bewußt seins- und persönlichkeitsbildenden Bedeutung. Die Tagung wird keine „Kunst historikertagung“ im alten Sinne sein. Sie so zu konzipieren hieße, nicht nur die Erfordernisse sozialistischer Kulturpolitik mißzuverstehen, son dern auch dem Geiste Dürers zuwi derhandeln, hat dieser doch in allen seinem Tun einen konstruktiven Bei trag zur Weiterentwicklung der Ge sellschaft angestrebt. Er hat seine Werke nicht nur für einen kleinen Kreis von Kennern geschaffen, son dern für das ganze Volk, und seine Schriften wenden sich nicht nur an seine Malerkollegen, sondern an alle „Kunstbegierigen“. Die Tagung will Geschichte und Gegenwart, hi storische Einsicht, theoretische Ver allgemeinerung und praktische An wendung verbinden. Kunstwissen schaftler aller Institutionen werden hier gemeinsam mit Kulturpoliti kern, bildenden Künstlern, Volks kunstschaffenden, Lehrern, Mitglie dern sozialistischer Brigaden und Leitern sozialistischer Großbetriebe gemeinsam beraten. Wir erhoffen uns so tiefergehende Einsichten in die Erfordernisse unserer gesell schaftlichen Praxis und zugleich größere Wirksamkeit in der Öffent lichkeitsarbeit. In der Vorbereitung der Tagung wird die interdisziplinäre Zusam menarbeit mit Kultur-, Literatur und Kunstwissenschaftlern, Histo rikern und Philosophen angestrebt, im Rahmen des wissenschaftlich produktiven Studiums sind die Stu denten in die Arbeit einbezogen. Wir freuen uns besonders, eine größere Zahl sowjetischer Kunst wissenschaftler als Teilnehmer be grüßen zu können, hat doch die so wjetische Kunstwissenschaft in ih ren Beiträgen zur Erberezeption auch für uns ein Modell geschaffen, und die Beratungen mit den sowje tischen Genossen werden unsere eigene Arbeit beträchtlich fördern. Unter unseren Gästen werden auch Kunstwissenschaftler . der sozialisti schen Bruderländer und progressive Dürer-Forscher nichtsozialistischer Länder sein. Wir sind uns dessen bewußt, daß gerade diese Kollegen von uns wesentliche Anre gungen zu einer marxistischen Ge schichte der deutschen Kunst er warten. Als Rahmenveranstaltung ist zur Tagung eine Ausstellung „Buch malerei um 1500 aus dem Besitz von Museen, Bibliotheken und Archiven der DDR“ vorgesehen. Sie soll die Öffentlichkeit und die Tagungsteil nehmer auf Kunstschätze hinwei sen, die bisher noch wenig beachtet wurden. Aus Anlaß der Tagung legt die Karl-Marx-Universität eine Sammel schrift „Albrecht Dürer — Werk und Wirkung“ vor, die in interdiszipli närer Zusammenarbeit von Histori kern, Kunst- und Sprachwissen schaftlern der DDR mit Wissen schaftlern der Sowjetunion, der CSSR, der Volksrepublik Polen und Schwedens entstanden ist. Dieser Band will einen großen Kreis in die Probleme der Kunst Dürers einfüh ren, zeichnet ein marxistisches Dü- rerbild und wird sicher durch die umfassende Sicht des Themas einen wichtigen Beitrag zur weiteren Er forschung der Kunst in der Epoche der frühbürgerlichen Revolution leisten. Die kunstwissenschaftliche Ta gung innerhalb der Dürer-Ehrung der DDR wird eine neue Phase in der Forschung zur Renaissance lei ten. Die Kunstwissenschaft unserer Republik, speziell die Kunst geschichte, hat das humanistische Erbe neu und auf der Höhe der ge wachsenen Anforderungen des ent wickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus zu erschließen, von spätbürgerlichen Entstellungen zu befreien, an den Erfordernissen der Arbeiterklasse und ihrer Partei zu prüfen und die von uns zu diesem Erbe führenden Traditionslinien darzustellen. Die Kunstwissenschaft hat hier eine Aufgabe zu lösen, die Angelegenheit des ganzen Volkes ist, denn für das gesamte Staatsvolk der DDR ist der Reichtum dieser Kunst zu erschließen, die gesamte sozialistische Menschengemeinschaft bedarf der ihm innewohnenden Potenzen. Die Kunstwissenschaft als sozialistische Leitungswissenschaft kann gerade in der Erforschung der Renaissance jene Gesetzmäßigkeiten der Kunstentwicklung aufdecken, die für die Planung und Leitung künstlerischer Prozesse in der Ge genwart von Wichtigkeit sind. So allein kann sie das Erbe für die Ge staltung von Gegenwart und Zu kunft nutzbar machen, ist doch Ge schichte die Erforschung des Ver ¬ gangenen um das Zukünftigen wil lens. Die Veranstalter empfinden es als eine Auszeichnung, diese Tagung an der Karl-Marx-Universität aus richten zu dürfen, an der Universi tät, an der Hutten und- Müntzer stu dierten und an der auch Martin Schongauer immatrikuliert war. Sie sind sich der Bedeutung der Auf gabe bewußt und wollen sich ihrer würdig erweisen. Sie wollen dies im Sinne von Dürers Worten: „Dan es ist nott zw gemeinen nutz, das wir lernen vnd daz getrawlich vnseren nachkumen mit teilten.“ D ie Arbeitstagung griff eine Pro blematik auf, die durch die wis senschaftlich-technische Revolu tion gestellt ist und zugleich im Hin blick auf die ideologische Auseinan dersetzung mit Revisionismus und bürgerlicher Ideologie von hoher Re levanz ist. In seinen Begrüßungswor ten wies der Direktor der Sektion Marxismus-Leninismus, Dozent Dr. Nie mann, auf die Aktualität dieser The matik eindrucksvoll hin. Nach den grundlegenden Referaten „Wissen schaftsentwicklung und wissenschaft liche Erkenntnisgewinnung in philo sophischer Sicht" (Prof. Dr. Rochhau- sen) und' „Die Entwicklung wissen schaftlicher Theorien auf der Grund lage heuristischer Programme" (Dr. Kannegießer) wurden an beiden Kon ferenztagen «Insgesamt 9 umfangrei che Diskussionsbeiträge gehalten. Zu den vorgelegten Thesen, den Refera ten und den vorbereiteten Beiträgen entspannen sich interessante Diskus sionen, in denen Standpunkte abge formt und Anregung'en zu weiterem Durchdenken der vorgetragenen Auf fassungen gegeben wurden. Die Ar beitstagung wurde mit einem Rund tischgespräch über den Gegenstand einer Theorie der Wissenschaften und ihrem Verhältnis zur marxistisch-leni nistischen Philosophie beendet. Als Leitgedanke zog sich durch alle Beiträge zur Arbeitstagung die Rolle des Systems der Wissenschaften in der Gesellschaft. Dadurch wurde die Veranstdltung einer wichtigen Auf gabe gerecht: die Bedeutung der Wissenschaften im Klassenkampf un ter den Bedingungen der wissen schaftlich-technischen Revolution be wußt zu machen. Die ideologische Funktion der Theorie der Wissen schaften trat somit im Verlaufe beider Konferenztage stets deutlich hervor. Es wurde überzeugend nachgewiesen, daß sich die Integration des Teil systems Wissenschaft in das Gesamt system der Gesellschaft und die De termination der Wissenschaftsentwick lung in institutioneller Verflechtung mit Gesellschaft und Staat, in der Festlegung der Forschungsthemen durch die Gesellschaft äußern. Im Re ferat von Prof. Dr. Rochhausen sowie in mehreren Diskussionsbeiträgen (Dr. Parthey zu „Aufgaben der marxistisch- leninistischen Wissenschaftstheorie und gesellschaftliche Funktion der Wis senschaften" und Dr. Backhaus zu „Philosophischer Begründungszusam menhang zwischen Naturwissenschaft und Gesellschaft") wurde heraus gearbeitet, daß die mit dem raschen Wachstum der Produktivkräfte, vor allem aber durch Erfordernisse sozialistischer Produktionsverhältnisse sich Verstärkende Tendenz der gesell schaftlichen Bestimmung der Wissen schaftsentwicklung die Wissenschaft zu einem einheitlichen System formt. Nicht erst die gesellschaftliche Nut zung von Forschungsergebnissen und die Eingliederung des Kaderpoten tials, welches die Hochschulen der Gesellschaft zur Verfügung stellen, sondern bereits die Gestaltung der Hochschulausbildung und die Bestim mung der Forschungsaufgaben stellen die Wissenschaften eindeutig in einen gesellschaftlichen Zusammenhang. Schon durch diesen Sachverhalt ist die Einheit von Wissenschaft, Gesell schaft und Ideologie realisiert. So mit erscheint die in der marxistischen Literatur verschiedentlich geäußerte Auffassung von einer graduell gerin geren Ideologierelevanz der Natur wissenschaften gegenüber den Gesell schaftswissenschaften als unzurei chende Erfassung der Verknüpfung von Ideologie und moderner Wissen schaft. Primärer Gesichtspunkt bei der Erfassung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Gesellschaft und Ideo- WISSENSCHAFT GESELLSCHAFT IDEOLOGIE Arbeitstagung der Forschungsgruppe „Philosophische Probleme der Wissen schaftstheorie und der naturwissenschaftlichen: Theorienbildung* zu philoso phischen Fragen der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung iogie kann nicht eine Unterscheidung von Natur- und Gesellschaftswissen schaft im Hinblick auf den Ideologie gehalt ihrer Aussagen, sondern muß die gesellschaftliche Determination des ganzen Teilsystems Wissenschaft sein. Eben hierdurch wird in erster Linie die Wissenschaft als einheit liches System begründet. Sowohl die Einheit von Wissenschaft, Gesellschaft und Ideologie als auch die daraus resultierende Einheit der Wissen schaften werden jedoch erst vollstän dig begriffen, wenn erkannt wird, daß die an Bedeutung gewinnende Funk tion wissenschaftlich fundierter Verfah ren im Produktionsprozeß und in der Leitung der Gesellschaft als Instru mente der Klassenauseinandersetzung sowohl durch den Imperialismus als auch durch dep Sozialismus genutzt werden. In mehreren Konferenzbeiträgen wurde unterstrichen, daß die gesell schaftliche Leitung wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung objektiven Er fordernissen der wissenschaftlich-tech nischen Revolution entspringt und daß sich in der Fähigkeit, diesen Prozeß gesamtgesellschaftlich zu steuern, ein Vorzug der sozialistischen Gesell schaftsordnung zeigt. In diesem Zu sammenhang wurde eine qualitative Bestimmung des Begriffs „Wissen schaftlich-technische Revolution“ ge fordert. (Thom, „Zum Problem der wissenschaftlichen Revolution und ihren gesellschaftlichen Grundlagen“) Wissenschaftliche Umwälzungen äußern sich hinsichtlich der innerwis senschaftlichen Prozesse in einer be stimmten Menge von theoretischen Aussagen, die einen qualitativen Un terschied zu den bis dahin geltenden Aussagesystemen ausmachen. Erst ein derartiges Herangehen eröffnet den Zugang zu einer Erklärung der wissenschaftlich-technischen Revolu tion. Die üblicherweise angegebenen quantitativen Merkmale (exponentiel les Wachstum der Erkenntnis) hoben beschreibende Funktion. Sie greifen lediglich auf die Erscheinungen der revolutionären Veränderungen in der Erkenntnis zurück. Es kommt gerade darauf an, am Wesen der mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt erreichten Erkenntnisstufe, die in einem qualitativ zu bestimmenden Charakter der neu gewonnenen Aus sagen besteht, zu demonstrieren, daß sich in der modernen Erkenntnis, ihren Tendenzen und Erfordernissen zugleich der Übergangsprozeß vom Kapitalismus zum Sozialismus aus drückt: Die moderne Wissenschafts entwicklung drängt zum Sozialismus, denn die sozialistische Gesellschafts ordnung ist die beste Bedingung für Gewinnung und Verwertbarkeit der modernen Erkenntnis. Somit sind die Erkenntnisse der wissenschaftlich-tech nischen Revolution der sozialistischen Gesellschaft angemessen. Die von den Teilnehmern der Kon ferenz eingenommene Position zur Verflechtung von Wissenschaft, Gesell schaft und Ideologie war zugleich Grundlage für die Abgrenzung von der bürgerlichen Wissenschaftstheorie. Hier tritt gegenwärtig die alte These von einer „wertfreien" Wissenschaft in aktualisierter Gestalt hervor. Die Vernebelung des Zusammenhangs von Wissenschaft und Ideologie erscheint den bürgerlichen und revisionistischen Apologeten angesichts der wachsen den Bedeutung wissenschaftlicher Er kenntnisse besonders dringlich. Es liegt im Klasseninteresse der Bour geoisie, daß Bestimmung und Nut zung der Wissenschaft als Instru ment zur Verfestigung der staats monopolistischen Macht, die Über legenheit des Sozialismus bei der Meisterung der wissenschaftlich-tech nischen Revolution, die Bestätigung der marxistisch-leninistischen Welt anschauung durch die Wissenschafts entwicklung und die erkenntnisför dernde Funktion des dialektischen Materialismus nicht bewußt werden. Wissenschaft und Technik sollen dem imperialistischen System zwar dienen, eine Wertung dieses Systems durch die Wissenschaften, eine wissen schaftliche Antwort auf die Frage nach seiner Perspektive und Alterna tive sollen jedoch unzulässig sein. Es handele sich hier angeblich um un wissenschaftliche Werturteile, die keine informatorische, sondern eine „Legitimationsfunktion für bestimmte politische Maßnahmen" enthalten bzw. um eine „Garantiefunktion für soziale Gruppen oder Klassen, die die Ideologien für sich akzeptieren". (H. Albert: Theorie und Prognose in den Sozialwissenschaften, in: Logik der Sozialwissenschaften, Hrsg. E. To- pitsch, Köln/Berlin, 1965, S. 136.) Die modifizierte These von der Wertfrei heit der Wissenschaft, wie sie z. B. von E. Topitsch vertreten wird, leug net — differenzierter als früher - zwar nicht mehr den Zusammenhang von Politik und Wissenschaft - die Wissenschaft gehe in die Lösung po litischer Probleme ein - in den Hör saal gehöre aber keine Werbung für eine bestimmte ideologische Position. Die bürgerliche Wissenschaftstheorie lockert auf ihre Weise dem Sozial- demokratismus den Boden für das Fruchtbarwerden der Ideologie von der „Versachlichung" aller gesell schaftlichen Beziehungen. Wenn W. Brandt die Wissenschaft als eine Ebene der Verständigung zwischen Ost und West bezeichnet, dann liegt das genau auf der Linie der „wert freien" Wissenschaft. Die Konferenz demonstrierte, daß derartige Versuche apologetischer Trennung von Wissen schaft und Ideologie bis zur Um funktionierung des Marxismus als „reiner" Wissenschaft reichen. Der Marxismus-Leninismus in den sozia listischen Ländern sei in eine „Staats- ideologie" verwandelt, wobei die Er kenntnisfunktion hinter der „Legitima tionsfunktion" zurückgetreten sei. (E Fischer, Kunst und Koexistenz, Ham burg, 1966, S. 51) (Wird fortgesetzt)
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