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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 15.1971
-
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- Ausgabe Nr. 7, 11. Februar 1
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Band 15.1971
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BONNS „BRÜCKE" HÄLT NICHT STAND In seiner am 14. Januar 1971 ver öffentlichten Rede „25 Jahre nach der Einigung der Arbeiterklasse“ stellte Walter Ulbricht fest: „Die rechten sozialdemokratischen Füh rer bemühen sich...» den Beweis zu erbringen, daß sie besser als die konservativen Kräfte geeignet seien, das monopolkapitalistische System zu erhalten, daß sie mehr Fähigkei ten besäßen, das imperialistische System sozial und demokratisch zu maskieren und in die sozialistischen Länder einzudringen.“ Die Politik der westdeutschen SPD/FDP-Koali- tion soll somit eine bessere Anpas sungsfähigkeit an die für den Im perialismus durch den auf dem Vor marsch befindlichen Sozialismus Veränderten Entwicklungs- und Exi stenzbedingungen garantieren. Der Druck der dem Imperialismus inne- Wohnenden Widersprüche und die Anziehungskraft des sozialistischen Weltsystems, das den Imperialis mus in die historische Defensive ge drängt hat, zwingen bestimmte Mo- nopolgruppen, die hinter der Brandt/ S cheel-Regierung stehen, zum La- Vieren: Die Macht der Kulturkonzerne wächst Diese Einschätzung trifft auch auf den Bereich von Kultur und Kunst 2u. Wie in allen anderen Lebens- Sphären hat sich nach über einjähri- 8er Regierungszeit an den tatsäch- ichen Machtverhältnissen nichts ge- ändert. Das zeigen einige Tatsachen. An der nahezu das gesamte Kultur- eben beherrschenden Macht der großen Kulturkonzerne hat sich d'chts verändert. Der Konzentra- lionsprozeß nimmt z. B. in der Un- lerhaltungs- und Vergnügungsindu- Strie weiter zu, wodurch eine nach einheitlichen Gesichtspunkten aus- Berichtete, stabsmäßig geführte Ma- Ninulierung der westdeutschen Be- Vlkerung noch verstärkt wird. Die Konzerne Springer und Bertelsmann Verfügen über 60 Prozent des Ge- Smtumsatzes in dieser Branche. Der Bertelsmann Verlag Gütersloh hat Sich zu einem riesigen Konzern ent- Wiskelt, der den größten westeuro päischen Filmverleih, den größten Euchklub mit 4 Millionen Dauer kunden und eine riesige Buch- Gruckerei besitzt. Diese Konzentra- tionsprozesse erfassen heute alle Be- Teiche des Kulturlebens, den Sorti mentsbuchhändler, der von den suchlädenketten der Konzerne ge schluckt wird, ebenso wie die Hei matblätter und kleinen Verlage. Auch am Inhalt der imperialisti schen Kultur hat sich nichts geän- dert. Elitäre Kunst für wenige und sne an die niedrigsten Instinkte ap- Pellierende Trivialkunst sind nur Nei Selten einer Sache — der die Henschen im imperialistischen Sinn Peeinflussenden Herrschaftskultur. n diese Kultur sucht man oppositio- Delle Ku turschaffende einzuordnen, ndem man sie mit „goldenen Ket- en “ (sprich: mit gestaffelten Auto- Fenrenten, Exklusivverträgen u. ä.) in das System bindet. Systemstabili- lerend soll auch das Programm der jntegrierten Gesamthochschule“ des onner Wissenschaftsministers Heussink wirken, das den Konzer- )n entsprechend gebildete Kader Ur Durchführung der wissenschaft- ch-technischen Revolution stellen ‘oll. Die SPD entdeckt die Politische Relevanz der Kultur .Hat sich so an den Machtverhält- Dissen im kulturellen Sektor nichts Rändert, so muß zugleich betont Werden, daß sich gerade die Sozial- Ssmokratie gegen die DDR, aber uch gegen andere sozialistische Bonns Formel von der „Einheit der Nation" und die sogenannte Einheit deutscher Kultur Von Dr. E. Hexeischneider, Institut für internationale -und westdeutsche Fragen Sozialismus beansprucht, wenn er erklärt: „Das Erbe von Engels und Marx ist, wohlverstanden, bei de nen am besten aufgehoben, die ohne Dogma daran festhalten, daß es die menschliche Gesellschaft zu huma nisieren gilt.“ Und das endet bei einer imperialistischen Beethoven- Verfälschung, die Beethovens Hym nus „An die Freude“ zum „Song of Joy“ des Vergnügungs-Tingel-Tangel verschnulzt. Länder einer verfeinerten Taktik bedient. Bei aller Abgrenzung vom Marxismus-Leninismus, wie sie in besonders scharfer Form in dem be rüchtigten Münchner Antikommu nismuspapier vorgenommen wird, bietet man im gleichen Atemzug der Bevölkerung der DDR, vor allem der Intelligenz und den Studenten, eine Reihe von Modellen und Theorien an, die haargenau auf der Brandt- sehen Linie der „besonderen inner deutschen Beziehungen“ liegen. Verbrämt wird diese . Taktik durch die Formel von „Wandel durch Annäherung“. In den „Frank furter Heften“ konnte man dazu schon 1968 lesen: „Entspannung durch Annäherung heißt: neben den politischen Bemühungen wie diplo matischen Beziehungen, Gewaltver zichtserklärungen und anderen, muß geistige Begegnung ermöglicht wer den. Geistige, kulturelle Begegnun gen schaffen im Vorfeld der Poli tik die Atmosphäre, die für eine neue Ostpolitik nötig ist.“ 1 Davon verspricht man sich eine „liberali sierende Wirkung“ in den sozialisti schen Ländern. Und die „Frank furter Allgemeine Zeitung“ schrieb schon am 23. 2. 1968 dem damaligen Außenminister Brandt das Ver dienst zu, er habe „die immer sicht barer werdende politische Relevanz alles Kulturellen anerkannt“. Kultur austausch bzw. die westdeutsche Kulturpropaganda werden als Vor reiter für die politischen Ziele des Imperialismus, als Vorboten für er sehnte politische Veränderungen in den sozialistischen Ländern miß braucht. Ziel dieser Politik einer „Öffnung nach Osten“ (wie sie es nennen) ist es, ideologisch Terrain zu gewinnen und die Bevölkerung der DDR gegen den Sozialismus auf zuwiegeln, um so doch den Lauf der Geschichte aufhalten zu können. Eine bedeutende Rolle in diesem Konzept, die sozialdemokratische Gesellschaftstheorie in die DDR ein zuschleusen, spielt die These von der „Einheit der Nation“, die nicht zuletzt auch aus der „einheitlichen deutschen Kultur“ und dem „ge meinsamen Erbe“ motiviert wird. Erst unlängst, am 6; 12. 1970, erhob der „gesamtdeutsche Experte“ der Brandt/Scheel-Regierung, ' Egon Franke, seine Stimme und betonte, „daß die Einheit der deutschen Na tion das Unteilbare in Deutsch land ist“. Und er beschwört hurtig einen nichtexistenten Nationalgeist, um die Klassenschranken, die die deutsche bürgerliche Nation immer zerklüftet haben, zu verwischen: „Nicht das Territorium, nicht ein Staat, nicht einmal die kulturellen Faktoren oder die Sprache sind für das Fortbestehen der Nation ent scheidend, sondern das Bewußtsein, das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Wille der Menschen sind in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland die entscheidenden Trä ger nationaler Einheit.“ Die Speku lation auf Emotionen und Gefühls duselei, die mit mystischen Phrasen drapiert wird, soll eine Grundtat sache verdecken: daß nämlich der Imperialismus die Nation zerstört hat. Bonn will „mitsiegen", wenn Nordwig gewinnt Dennoch sucht man in der Mas senpropaganda nach innen und außen die Kultur als „Brücke zwischen Ost und West“ hinzustel len. So werden seit September 1970 an alle Schüler der 5. Klasse der westdeutschen allgemeinbildenden Schulen Quartettspiele „Bilder aus Deutschland“ durch das sog. Ministe rium'für innerdeutsche Beziehungen verteilt, um — wie es heißt — „bei den Schülern das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit der Men schen“ in der BRD und der DDR zu stärken. Gleiches geschieht im Sport. Man bedient sich vor allem der sozialdemokratischen, primär ökonomisch bestimmten Vorstellung einer Leistungsgesellschaft, die die BRD und die DDR in eine besondere Position gegenüber den USA bzw. der UdSSR gerückt hätten. Die sog. deutschen Tugenden wie Fleiß, Tüchtigkeit. Disziplin und Arbeits liebe werden im Sport z. B. zu „na tionalen Gemeinsamkeiten“. Dad urch erscheinen u. a. auch die Erfolge von DDR-Sportlern in der interna tionalen Arena als gesamtdeutsche Erfolge nach dem Wort von Willy Brandt: „Wir siegen auch immer ein bißchen mit, wenn die in der DDR siegen. Sie sind doch unsere Lands leute.“ Im Bereich von Kunst und Litera tur ist es schon schwieriger, von einer kulturellen Gemeinsamkeit in der Gegenwart zu sprechen. Einsich tige westliche Beobachter sagen schon seit langem, daß es keine ge meinsame deutsche Kultur mehr gibt (ganz abgesehen davon, daß die Marxisten schon immer von der Exi stenz zweier Kulturen im Klassen staat gesprochen haben). Deshalb verlegt man sich auf die Kultur traditionen, die geradezu als eini gendes Band der Nation aufgefaßt werden. Das wurde erst unlängst bei den Hölderlin- und Beethoven-Eh rungen deutlich, die betont unter gesamtdeutschem Aspekt verliefen. Gleichzeitig läßt man seitens offi zieller Bonner Politiker nichts un versucht, um die Imperialistische BRD als den rechtmäßigen Erben der deutschen Nationalkultur aus zugeben, um große Kulturleistun gen der Vergangenheit als Aus hängeschild für die heutige Bonner Politik zu mißbrauchen. Die „verarmende" Sozialdemokratie Brandt lieferte in seiner Rede zum 150. Geburtstag von Friedrich Engels das theoretische Fundament zu die ser Umwertung der Traditionen, als er sagte: „Wir (d. h. die Sozialdemo kratie. D. V.) können uns Teile un serer Geschichte nicht nehmen las sen, ohne zu verarmen.“ Aber na türlich — und das zeigt wiederum die zwei Gesichter dieser Politik — wird die Geschichte im sozialdemo kratischen Sinn umfunktioniert und verfälscht. Das geht bei Karl Marx und Friedrich Engels los, die Brandt neuerdings für die rechte SPD-Füh rung und den sog. demokratischen Erhard nannte sie Pinscher, Brandt buhlt um ihre Gunst Für die Kulturoffensive der SPD gegen die DDR versucht man sich vor allem der Künstler zu ver sichern. Dabei wird es der rechten Führung nicht allzuschwer ge macht, denn viel der sog. Nonkon formisten lassen sich willig in das System integrieren. Krüger, ein Mit glied der Gruppe 47, hatte das gleich nach dem Amtsantritt der neuen Regierung verkündet: „Zum ersten mal können wir eigentlich zu die sem Bonn ... nicht mehr nein sa gen.“ Aber die SPD-Führung möchte mehr. Deshalb sprach Brandt auch im November vorigen Jahres als erster Bundeskanzler der BRD vor dem westdeutschen Schriftsteller kongreß, nachdem frühere Kanzler wie Erhard die Künstler als „Pin scher“ abgetan hatten. Kern seiner Ausführungen war der Appell an die Künstler, sich aktiv „für den Be stand und die Erneuerung einer deutschen (d. h. westdeutschen. D. V.) Demokratie zu engagieren.“ Und kennzeichnend für dieses Buhlen um die Schriftsteller und Künstler ist Brandts Wunsch: „Ich wünsche mir viel Unterstüzung, Anregung und kritische Begleitung bei dem Be mühen um eine lebendigere, viel fältigere und aktivere Demokratie.“ Dahinter verbirgt sich der Wunsch, dem einen Günter Grass, dem Paradepferd der SPD-Kultur politik, weitere gleichgeschaltete Propagandisten zur Seite zu stellen, die Künstler in Kulturträger der expansiven, wenn auch getarnten imperialistischen Politik zu verwan deln. Deshalb wird Grass als Emis sär rechtssozialdemokratischer An sichten und als Provagandist der „freiheitlichen Gesellschaftsordnung“ in der BRD im Rahmen des Kultur- austausches in sozialistische Länder entsandt; deshalb arbeitet er im Kuratorium Entwicklungshilfe mit, um den Radius Bonner Einfluß sphären in den jungen National staaten zu vergrößern. All das zeigt: Nach wie vor hat Lenins These von den zwei Kultu ren Gültigkeit. Es kann keine Ge meinsamkeit zwischen imperialisti scher und sozialistischer Kultur ge ben. Im Interesse der sozialistischen Kulturentwicklung und zugleich zur Durchkreuzung der feindlichen Di versionsabsichten müssen wir uns von der Kultur des imperialistischen Herrschaftssystems abgrenzen. Des halb lassen wir uns auch nicht die Verbrechen des Hitlerfaschismus anlasten, wie das Grass tut, wenn er sagt: „Die... Nation wird, wenn sie sich in aller Konsequenz begrei fen will, die Konkursmasse der al ten Nation auf beiden Schultern tragen müssen.“ Aber in der DDR ist ein für allemal mit der faschi stischen Vergangenheit gebrochen, bei uns gibt es keine „Rotten knechte“ mehr. Wir grenzen uns auch und gerade im kulturell-künst lerischen Bereich ab, damit wir um so rascher die dem Sozialismus eigene Kultur aufbauen können, eine Kultur, die tatsächlich einen Schritt nach vorn darstellt, einen Schritt nach vorn in der Entwick lung der Menschheit. E rnste Besorgnis über den ge genwärtigen Stand der- Wis senschaft in den USA. wurde auf der 137. Jahreskonferenz des amerikanischen Verbandes zur Förderung der Entwicklung der Wissenschaft geäußert, die in Chi- kago stattfand und an der mehr als 5000 amerikanische Wissen schaftler teilnahmen. Die ernsten Schwierigkeiten, in denen sich die amerikanische Wissenschaft zur Zeit befindet, wurden in den Reden vieler Teilnehmer deut lich. Der Aggressionskrieg in Vietnam und die damit verbun denen hohen Rüstungsausgaben haben zu einer rapiden Kürzung der staatlichen Mittel für wis senschaftliche Forschungen ge führt. Eine Bilanz ergab für 1970 einen Fehlbetrag von einer Mil liarde Dollar für wissenschaft liche Zwecke gegenüber 1969. Wichtige wissenschaftliche Pro gramme mußten ausgesetzt oder eingeschränkt werden. Viele Wis senschaftler wurden auch durch geringere Ausgaben der amerika nischen Industrie für die For schung arbeitslos oder können nicht mehr wissenschaftlich ar beiten. Deutlich trat bei den Beratun gen in Chikago auch ein An wachsen der Antikriegsstim mung unter den amerikanischen Wissenschaftlern zutage. In Dis kussionsbeiträgen und auch im Bericht an die Konferenz wurde im Bevölkerungswachstum liege. Er sei vielmehr in einem Wirt schaftssystem zu suchen, das jene belohne, die Güter ohne Rücksicht auf die der Umwelt zu gefügten Schäden am billigsten herstellen können. Lewis Branscomb, Direktor des US-Bureau of Standards, wies auf die zunehmende Abkehr der Öffentlichkeit von den Na turwissenschaften hin. Die Zahl der Studenten in Physik, Chemie und Ingenieurwissenschaften nehme ab — ein schweigender Protest, der sich seiner Meinung nach gegen viele Elemente der amerikanischen Gesellschaft richte. Zur permanenten Kürzung des staatlichen Budgets für Wissen schaft und Forschung — eine Ex pertenanalyse weist eine 25pro- zentige Senkung in den letzten 3 Jahren aus — erklärte an ande rer Stelle schon der Vorsitzende des Unterausschusses für Wissen schaftsfragen im Repräsentan tenhaus, Daddario, viele Staaten der Erde hätten die USA auf den verschiedensten Gebieten von Wissenschaft und Technik be reits überholt. „Der Dollar, der für die Wissenschaft ausgegeben wird, konkurriert hoffnungslos mit dem Dollar für militärische Zwecke.“ Nach der Analyse befinden sich 540 Hochschulen mit 1,6 Mil lionen Studenten (rund einem USA-Wissenschaftler klagen Imperialismus an Edward Teller ausgepfiffen / „Wissenschaftsverbrechen gegen das Volk" / 21 höhere Schulen mußten schließen / Nahezu 2000 Historiker arbeitslos die Verwendung von sogenann ten Entlaubungsmitteln in Süd vietnam scharf verurteilt. Mit glieder des Wissenschaftsverban des forderten die USA-Regierung auf. dem Wettrüsten mit Raketen und Kernwaffen Einhalt zu ge bieten. Edward Teller, der „Va ter“ der amerikanischen Wasser stoffbombe, wurde von seinen Kollegen ausgepfiffen, als er zur Fortsetzung des Wettrüstens auf rief. Dem langjährigen Vorsitzen den der Atomenergie-Kommis sion, Seaborg, wurde ein Katalog von „Wissenschaftsverbrechen gegen das Volk“ vorgeworfen. Der Biologe Steward Newman von der Universität Chikago rief die Wissenschaftler zu Streiks und anderen Protestaktionen ge gen den Krieg in Vietnam auf. Der Mitarbeiter des Instituts für öffentliches Gesundheitswesen in New York, R. Noviak, verurteilte den Mißbrauch der Wissenschaft in den USA für militärische Zwecke und auch das Profitstre ben der amerikanischen Mono pole. Ein Streit entbrannte auf der Konferenz' auch über Umwelt probleme, ‘die die amerikanische Öffentlichkeit zur Zeit beschäfti gen. Die Hauptschuld an der Luft- und Wasserverschmutzung, die in den USA unerträgliche Formen annimmt, gab der Direk tor des Zentrums für Biologie der Washington-Universität in Saint Louis den großen Monopolen und Industrieunternehmen und der mangelnden staatlichen Kon trolle. Mehrfach wurde betont, daß der Kern des Problems nicht Fünftel der Gesamtzahl) bereits in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten; weitere 1000 Lehranstalten mit 4,8 Millionen Studenten gehen ernsthaften Problemen entgegen. Die Hoch schulen müßten deshalb ihre Aus gaben drosseln und die Studien gebühren heraufsetzen, die ohne hin während der letzten fünf Jahre durchschnittlich um 35 Pro zent gestiegen sind. 21 Einrichtungen der höheren Schulbildung wurden in den letz ten beiden Jahren geschlossen. Am meisten sind farbige Studie rende von der Bildungskrise be troffen. Wie der Rektor des Miles College in Birmingham (USA- Staat Alabama). Lucius Pitts, mitteilte, stehen etwa 50 Privat- Hochschulen für Farbige im Sü den der USA kurz vor dem Zu sammenbruch. Düstere Prognosen stellte der ?räsident der New-Yorker Univer sität, Dr. A. Carter, auch für die Arbeitsplatzentwicklung für Wis senschaftler. Seinen Worten zu folge werden 30 bis 50 Prozent der Studenten, die gegenwärtig ihre Ausbildung erhalten, in den siebziger und achtziger Jahren vermutlich keine Arbeit finden. Bereits jetzt zeichnen sich diese Schwierigkeiten ab. So haben sich an einem Washingtoner Col lege 800 Fachleute um einen ein zigen Arbeitsplatz beworben. Im Verlaufe eines Kongresses der amerikanischen Historiker in Bo ston sind jüngst 1700 junge Wis senschaftler auf die Liste der Arbeitssuchenden gesetzt wor den. ( Erfolge von „Spartakus" und SHB - Zusammenarbeit beschlossen Diskriminierung der Frau beginnt in der Schule Schülerinnen im westdeutschen SHB boykottiert Münchener Antikommunismus-Beschlüsse der SPD Bundesland Nordrhein-Westfalen werden durch reaktionäre Lehrpläne im Unterricht systematisch auf ihre Uz 5(71, Seite 5 Ende des Jahres fanden an den eisten westdeutschen Hochschulen Wahlen zu den Parlamenten, Kon- senten der Studenten bzw. neu ge- Thaffenen Universitätsgremien statt. In den Springer-Gazetten be- eißigte man sich höchster „Sach- khkeit“ im Stil der Berichterstat- sung, aber die Enttäuschung ist zwi- schen den Zeilen deutlich erkenn- bar, in Marburg gehören von 27 Stu- senten im Konvent 12 dem ‘?°baldemokratischen Hochschul- nund (SHB), sieben der Studenten- or8anisation der DKP „Spartakus“ dn. Die rechtsextreme „Aktion Wi- derstand", deren Vertreter am Ersten Wahltag mit Pistolen und sränengas drohten, erhielt keinen sitz. Auch bei den Assistenten geh5- Cen die Gruppen der Sozialisten und derjenigen, die sich ausdrücklich om „Bund Freiheit der Wissen- ^haft“ (vgl. UZ 3/71) distanzierten, mit 9 Sitzen zu den stärksten G rup fen. In der Münchner Universität ge- Wannen die Roten Zellen allein die absolute Mehrheit mit 37 von 62 Sit zen, im Konvent sind noch weitere linke Studentengruppen vertreten. Als besonders bemerkenswert wird hervorgehoben, daß beide auf die Katholisch-Theologische Fakultät entfallenen Sitze von Mitgliedern der Roten Zellen eingenommen wer den. Unter der Überschrift „Keine Linkswahl in Frankfurt“ muß das „Handelsblatt“ berichten, daß der SHB allein 11 von 21 Sitzen errang, daß „Spartakus“ drei Mandate ge wann und weitere linke Studenten über andere Listen in den Konvent gelangten. Wichtig ist in diesem Zusammen hang, daß die Bundesdelegierten versammlung des SHB vor den Wah len beschlossen hatte, auch weiter mit dem „Spartakus“-Bund der DKP zusammenzuarbeiten. Die Koopera tion richtet sich nach diesem Be schluß ausdrücklich gegen das Rechtskartell an den Hochschulen, insbesondere den „Bund Frei heit der Wissenschaft“. Der SHB setzte sich damit ausdrücklich über die Münchner Antikommunismus beschlüsse der SPD hinweg, die eine Zusammenarbeit mit Kommunisten verbieten. zukünftige Rolle als Hausfrau und Mutter, im Höchstfall als „Zuverdie nerin des Mannes“ festgelegt. Dies hat eine Untersuchung der Lehrplä ne ergeben. „Durch den Mangel au qualifizierter Erziehung und Bil dung bleiben ihnen die zukunfts trächtigen Berufe weitgehend ver sperrt“, stellten dazu Schüler, Stu denten u. Lehrer, Arbeiter und Ange stellte in einem Brief an den Nord rhein-Westfälischen Kultusminister fest. Offene Diskriminierung der Schülerin -und Klischeevorstellungen zur geschlechtsspezifischen Er ziehung seien an der Tagesordnung. Preußengeist und -recht In einem Beschwerdeverfahren eines Studenten gegen eine Relegie rung stellte das Gericht fest, daß der Student auf Grund des aus dem Jahre 1879 stammenden, zur Zeit des Verfahrens gültigen Preußischen Disziplinarrechts von der Universi tät verwiesen worden war. W as bereits in den zwanziger nahm, daß nach anfänglichem Jahren als eine durchaus quälendem Schweigen in den Grup- ernstzunehmende Heilmethode pensitzungen die späteren „freien für seelisch kranke Patienten in Diskussionen" zumeist aus beleidi- Form der psychologischen Gruppen- genden Äußerungen und bösarti- Therapie praktiziert wurde, findet gen Unterstellungen bestanden. Von sich jetzt als befremdlicher Massen- den unterschwellig aggressiv-zyni- kult, als wissenschaftlich verbrämte sehen Rededuellen fühlte sich der „Enthemmungsübung" für normale Autor ebenso abgestoßen wie von Bürger in den spätkapitalistischen späteren orgienhaften Exzessen. Un- Systemen wieder. Die unter der lust, Resignation und geradezu Bezeichnung „Sensitivity-Training" neurotische Verhaltensweisen seien rangierenden zwielichtigen Grup- die bestimmenden Faktoren der Anpassungan System für 950 DM penspiele haben Sich, von den USA. ausgehend, in den letzten Jahren über ganz Westeuropa und auch in Westdeutschland verbreitet. Die Anhänger dieses dubiosen Kults tanzen, schreien, schweigen turnen oder meditieren gemeinsam. Sie bemalen ihre nackten Körper gegenseitig mit Farben und be tasten einander in verdunkelten Räumen oder Wasserbecken. Sie führen Stegreif-Dramen auf und versenken sich in Joga-Übungen. Sie „diskutieren" über ihre intim sten Probleme oft mehrere Tage und Nächte hindurch. Peter Brügge berichtet von einem solchen „Training" an einem Bonner Institut (14-Tage-Kurs zu 950 DM), an dem er selbst teil Gruppenveranstaltungen gewesen. Nicht wenige der insgesamt 38 Gruppenmitglieder seien nur deshalb nicht vorzeitig abgereist, weil sie den hohen Geldbetrag nicht vergeblich ausgegeben haben wollten. Gegen Ende des Kurses habe sich eine vierköpfige autori täre Gruppe durchgesetzt, die mit passiver Duldung aller übrigen Kursteilnehmer souverän über In halt und Verlauf der gemeinsamen Veranstaltungen bestimmte. Abschließend kommt der ent täuschte Autor zu der treffenden Schlußfolgerung: „Sensitivity-Trai ¬ ning, die subtilste Gemeinschafts übung des Spätkapitalismus, er weckt nicht politische Lebensgeister, es taugt eher als eine höhere Schule der Anpassung." Marxismus „illegal“ Weil „Rote Zellen“ an der West berliner Universität in ihr Studien- programm „Zwei Taktiken“, Walter Ulbriehls „Programm der anti» faschistisch - demokratischen Ord nung“ und Dokumente der KPD und SED aufgenommen haben, stehen Westberliner Politiker köpf Flugs gab es einen Antrag an Wissen schaftssenator Stein (SPD), doch zu bestätigen, daß solche Studien der „Zerstörung unserer verfassungs mäßigen Grundordnung“ dienen ... In Vertretung Steins antwortete Schulsenator Löffler (SPD), das vorliegende Programm sei verfas sungswidrig. Uni-Präsident Kreibisch blieb es Vorbehalten, festzustellen, daß „die rechtlich verbindliche Feststellung der Verfassungswidrig keit ... nur in einem ordentlichen Verfahren stattfinden kann“. Das wissen Löffler und die SPD natür lich auch, aber sie wissen genauso, daß es angesichts der Westberliner Verfassung schwer werden dürfte, marxistische Studien als illegal dar zustellen. Also bringt man die Stu denten so in Mißkredit bei der Be völkerung. Man hat in Westberlin ja Erfahrung im Aufputschen gegen Studenten — irgendwas bleibt schon hängen.
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