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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
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Band 15.1971
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E lektronen tragen unter Lichtein fluß zu einer starken Erhöhung der Festigkeit von Kristallen bei. Dieses bisher unbekannte Phänomen entdeckten die sowjetischen Physiker Ossipjan und Sawtschenko im Institut für Festkörperphysik an der sowjeti schen Akademie der Wissenschaften. Die Wissenschaftler setzten CDS-Kri- stalle einer Kontraktion und Deh nung aus. Danach beobachteten sie auf einer Spezialanlage die pla- Elektronen phänomen stische Verformung dieses Stoffes. So bald die Kristalle jedoch mit einer lichtstarken elektrischen Lampe be leuchtet wurden, zeigten die Kontroll geräte eine der Festigkeit an. Die Physiker be zeichneten diese neu entdeckte Er scheinung als „fotoplastischen Ef fekt". Bekanntlich hängt die Festig keit eines Stoffes von der Struktur des Kristallgitters ab. Die Licht bestrahlung beeinflußt nun keines wegs die Struktur dieser Kristalle, sondern, so stellten die Wissenschaft schließende Experimente ergaben, daß mit der Erhöhung der Lichtstärke die Festigkeit eines Halbleiterkristalls steigt, während Wärmeeinwirkung diesen Effekt herabsetzt. Die Entdeckung der beiden so wjetischen Physiker fand in der Fach welt große Resonanz. Inzwischen wurden in der UdSSR bereits neu artige Geräte gebaut, die die Ent deckung berücksichtigen. ler fest, die Elektronenstruktur des beträchtliche Zunahme Stoffes reagiert sehr schnell auf die Einwirkung von sichtbarem Licht. An- •m Gedanken zur Entstehung des Lebens Bei den Temperaturen, die in Mondoberfläche gelangen. .Wenn standen sind. in der Natur in großer Vielfalt.' Stoffe, sondern um Verbindungen, Bedingungen, bei denen ein Über- die aus Abgasen der Raketen ent- gang stattfinden kann, existieren Der Kranke muß sich an das neue Gerät genauso wie an eine Prothese gewöhnen und seinen Gebrauch er lernen. diesen Gasen herrschen, kann sich aber kaum ein für Porphyrine gün stiges thermodynamisches Gleich- gewicht einstellen. Vielmehr muß ihre Entstehung auf den Wechsel der Bedingungen beim Austritt der Gase zurückgeführt werden. Dadurch konnten sich geringe Mengen dieser Stoffe erhalten, die nun nachgewiesen werden können. Solche Beispiele ließen sich noch sehr viele anführen. Sie zeigen, daß bei den gewöhnlich sehr allgemei nen Berechnungen des thermo dynamischen Gleichgewichts nicht berücksichtigt wird, daß die Stoffe und Systeme örtliche Veränderun gen und Übergänge durchmachen können. Solche unterschiedlichen zen Welt anerkannt, daß die Ent stehung des Lebens auf der Erde und möglicherweise auch auf an deren Sternen des Alls kein zufäl liges, sondern ein vollkommen ge setzmäßiges Ereignis darstellt. Die Entstehung des Lebens ist damit ein unbedingter und nicht ab trennbarer Bestandteil der gesam ten Entwicklung des Alls und folg lich ein Gebiet, das wissenschaft lichen Untersuchungen voll zu gänglich ist. Es ist äußerst wichtig, daß in diesem Zusammenhang Wege ge funden wurden, die ein wissen schaftliches Herangehen an die Lösung des Problems möglich ma- chen." Eine besonders große Be deutung mißt Prof. Oparin den weiteren Forschungen auf den Ge bieten der kosmischen Biologie und Geologie bei. „Daneben kön nen wir“, so erläuterte er, „durch künstliche Erzeugung von Bedin gungen, wie sie früher einmal auf der Erde geherrscht haben, un ter Laboratorienbedingungen auf abiogenem Wege immer kompli ziertere organische Verbindungen synthetisieren. Neben organischen Verbindungen, die in Lebewesen vorkommen, lassen sich unter abi- ogenen Bedingungen hochmoleku lare Komplexe schaffen, die teil weise sogar unter dem Mikroskop sichtbar sind. Diese hochmolekula ren Komplexe können in Wechsel wirkung und in Austausch mit den Biologie verbunden. Wissenschaft ler, die in unserer Zeit auf diesem Gebiet arbeiten, müßten sich vor allem mit Problemen beschäftigen wie der Struktur der Zellen und Organellen, der phylogenetischen Wechselbeziehungen der Struktur von Eiweißen, Nukleinsäuren und anderen Biopolymeren sowie mit Fragen der genetischen Mechanis men der Replikation von Nuklein säuren und der Steuerung der Eiweißsynthese. Die jüngsten sowjetischen Welt raumunternehmen haben nach den Worten Prof. Oparins Aufschluß gegeben über die Verbreitung or ganischer Substanzen im kosmi schen Raum. In dem von Luna 16 zur Erde gebrachten Mondstaub konnten keinerlei organische Stoffe nachgewiesen werden. Die Ursache dafür sieht Prof. Oparin darin, daß die kosmische Strahlung, örganische Stoffe zerstört, die durch Meteori ten aus dem Weltraum auf die Gespräch mit Prof. Alexander Oparin anläßlich seines Aufenthaltes an der Sektion Biologie der Humboldt- Universität Berlin anamanamuxonamamzmounanummammananexeemmssnmanmamanmsto jedoch“, so erklärte Prof. Oparin, „derartige Stoffe durch Mondstaub abgedeckt wurden, ist ihre Er haltung in der einen oder andern Form und ihre Evolution denkbar. Interessanterweise wurden im Mondstaub geringste Mengen von Porphyrinen gefunden. Dabei han delt es sich aber nicht um Mond- Stoffen treten, die in der umge benden wäßrigen Lösung vorhan den sind. Damit werden also Er scheinungen* modelliert, wie sie in den Gewässern der primären, noch unbelebten Erde geherrscht haben müssen. Für das Verständ nis der primären Entstehung des Lebens ist auch die vergleichende Untersuchung von primitiven Plasmastrukturen und von An fangsgliedern des Stoffwechsels bei heutigen Organismen von großer Bedeutung. In diesem Zusammen hang spielt die vergleichende Cyto logie und Biochemie eine wichtige Rolle, mit deren Hilfe die Heraus bildung und die Evolution von Strukturen und Stoffwechselpro zessen bei der anfänglichen For mierung des Lebens untersucht werden können. In letzter Zeit be kommen wir auch umfangreiche Informationen durch die präkam- bische Paläontologie und Paläo- chemie. Professor Oparin verwies dar auf, daß von sowjetischen Wissen schaftlern gegenwärtig auch die Bedingungen auf anderen Plane ten analysiert werden, weil man nach der dialektischen materiali stischen Theorie von der Entste hung des Lebens schlußfolgern und hoffen kann, auf anderen Planeten Zeichen von Leben bzw. Über resten von Leben zu finden. Die Theorie der Entstehung des Lebens sei deshalb eng mit der kosmischen Künstlicher Kehlkopf Sowjetische Ärzte, Wissenschaft ler und Ingenieure haben in tech nischer Nachbildung des kompli zierten Lautbildungsprozesses ein Gerät geschaffen, das die Funktion des Kehlkopfes ersetzt. Es besteht aus einem Elektrovibrationssystem mit beweglichen Lamellen, die auf eine Membran einwirken. Der Ap parat „AG-61“ ist 160 Millimeter lang, 38 Millimeter breit und 300 Gramm schwer Als Energie quelle dienen vier Akkumulatoren, die eine Gesamtspannung von fünf Volt liefern und an einem Wechsel stromnetz von 127 oder 220 Volt nachgeladen werden können. E s blieb dem dialektischen Materialismus vorbehalten, den Weg zu einer rationalen Auffassung der Natur des Lebens im Zusammenhang mit der Lösung des Problems seiner Entstehung aufzuzeigen“, erklärte das Mit glied der Akademie der Wissen schaften der UdSSR, Prof. Oparin. Seine systematische wissenschaft liche Bearbeitung des Problems der Entstehung des Lebens auf der Erde begann 1924 mit dem Er scheinen der Monographie „Ent stehung des Lebens“, in der er erstmals in allgemeinen Zügen eine naturwissenschaftliche Theo rie der Entstehung des Lebens auf der Erde als Ergebnis einer langen evolutionären Entwicklung der Materie gab. Der weltbekannte sowjetische Biologe wies darauf hin, daß Friedrich Engels bereits Ende des vorigen Jahrhunderts sowohl die Lehre von der zufälligen Entste hung der Lebewesen als auch das Prinzip des ewigen Lebens detail liert untersucht und einer vernich tenden Kritik unterworfen hat. Dabei zeigte der Mitbegründer des Marxismus, daß solche Anschauun gen mit dem dialektischen Mate rialismus nicht in Übereinstim mung zu bringen sind. Bereits Engels wies nach, daß das Leben nicht zufällig entsteht, es existiert nicht ewig, sondern es entsteht ge setzmäßig im Prozeß der Evolu tion der Materie, sobald dafür die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind. „Heute wird in breiten Kreisen der Naturwissenschaftler der gan- WISSENSCHAFT Perspektive der Kernenergie '„Die Atomenergie wird im 21. Jahr hundert die Hauptstütze der wirt schaftlichen und wissenschaftlich- technischen Entwicklung sein“, schreibt Leninpreisträger Prof. N. M. Sinew in der jüngsten Aus gabe der sowjetischen Zeitschrift „Ogonjok". Bereits in nächster Zu kunft sei zu erwarten, daß die Kernenergie nicht nur zur Erzeu gung von Strom, sondern auch für die Heißwasserversorgung der Städte und Siedlungen und für die Gewin nung von Dampf für industrielle Zwecke verwendet wird. Erste Er fahrungen beim Bau von Kern-Heiz kraftwerken und -kesselanlagen wurden bereits, gesammelt. So soll der gesamte Dampf, der mit dem in Schewtschenko (Halbinsel Mangy- schlak) im Bau befindlichen Reak tor erzeugt wird, auf Wasserentsal zungsanlagen geleitet werden. Das auf der Tschuktschenhalbinsel ent stehende Atomkraftwerk Bilibino wird das erste kernbetriebene Heiz kraftwerk sein. Die Hälfte der dort erzeugten Energie soll zur Behei zung einer Wohnsiedlung verwen det werden. Das bevorstehende Planjahr fünft (1971-1975) wird in der So wjetunion durch den Bau leistungs starker Atomkraftwerke gekenn zeichnet sein, betont Prof. Sinew. Mit zwei Wasser-Wasser-Reaktoren von je 440 Megawatt Leistung wird zur Zeit ein Kernkraftwerk auf der Kola-Halbinsel gebaut. Eine Leistung von 2000 Mega ¬ watt — das übersteigt die Gesamt leistung des vor 50 Jahren verab schiedeten Leninschen Goelro-Plans — wird ein Atomkraftwerk auf weisen. das bei Leningrad entsteht. Es wird mit zwei 1000-MW-Wasser- Graphit-Reaktoren vom Druckröh rentyp ausgestattet sein. Mit dem Bau eines Kernkraftwerks gleichen Typs wurde unlängst bei Kursk be gonnen. Die Inbetriebnahme sogenannter schneller Brüter bezeichnet Prof. Sinew als die Generallinie in der Entwicklung der Atomenergetik. Ein solcher auf der Grundlage schneller Neutronen arbeitender Reaktor, wird zur Zeit in Schewtschenko montiert. Der dritte 600-MW-Block des Atomkraftwerks Belojarsk er hält ebenfalls einen Schnellbrüter. Diese Reaktoren werden nach den Worten von Prof. Sinew den Weg für die Erzeugung billigster Energie durch Kernteilung ebnen und die Ressourcen des Kernbrennstoffs für die Energetik auf das 40—50fache erhöhen. Gegenwärtig gibt es in der Welt rund 80 Atomkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 20 000 Megawatt. Bereits 1954 war in der Sowjetunion das erste Atom kraftwerk in Betrieb genommen worden. Nach Schätzungen der In ternationalen Atomenergiebehörde in Wien werden 1980 etwa ein Fünf tel aller stromerzeugenden Anlagen mit Kernkraft betrieben werden. Es handelt sich um 300 000 MW. Die bisherige Anwendungspraxis hat gezeigt, daß ausnahmslos alle Patienten denen der Kehlkopf ent fernt werden mußte und die siel» danach der Hilfe dieses Geräts be dienten, ihr Sprechvermögen zu rückgewinnen konnten. Erde geologisch jung Der ukrainische Geologe, Akade miemitglied Wladimir Bondartschuk hat die Hypothese aufgestellt, daß die Erde geologisch gesehen ei»» junger Planet sei, der sich noch in Stadium der Entwicklung befinde. Diese Ansicht, die bis jetzt recht umstritten ist, begründet der Wis senschaftler in einem Buch, das die geologische Vergangenheit der Erde zum Inhalt hat. Bondartschuk äußert darin, daß die Zukunft des Planeten neue Kon tinente hervorbringen wird, die mit' ten im Ozean auftauchen werdeD Bereits jetzt könne man ihre „Ur formen“ erkennen: eine Konsolidie rung und .ein Zusammen wachse» 1 der nördlich von Australien gelege nen Inseln. Nach seiner Theorie bedeckte in der Periode der Formt®' rung der Erdrinde ein einziger ries»' ger Ozean die gesamte Oberfläche des Planeten. Nur hier und da ras” ten aus den Wassermassen kleiner® Inseln vulkanischen Ursprungs her' aus. Unter dem Einfluß von Prozes’ sen, die in den Tiefen des Weltoze. ans vor sich gingen, bildeten sich nach und nach neue Inseln, die sic) immer mehr ausdehnten. „ENIN 2“ heißt die erste in der UdSSR gebaute Anlage zur direkten Umwandlung von Wärmeenergie in Elektroenergie. Allerdings handelt es sich momentan noch um einen Labor versuch. Der magneto-hydrodynamische Generator „ENIN 2“ arbeitet auf der Grundlage von Erdgas und Sauerstoff. Nutzeffekt der Stromerzeugung: 50 und 60 Prozent. Auf eine Kilowattstunde Elektroenergie können etwa 100 Gramm Brennstoff eingespart werden. Das würde bei den heutigen Maßstäben der Energieerzeugung jährliche Einspa rungen von Dutzenden Millionen Ton nen ergeben. „Polnische Pyramiden" Der polnische Professor Konrd Jazewski hat damit begonnen, di sogenannten „polnischen Pyramide»» zu untersuchen. Diese Grabmäle wurden vor etwa 5000 Jahren in de Nähe der Stadt Kolo in der Woje wodschaft Poznan errichtet. Die rätselhaften Pyramiden, de” nen übrigens das gleiche Alter wi das der Cheopspyramide zugesprQ chen wird, sollen der Mittelpun eines archäologischen Schutzgebiete werden. UZ-FEUILLETON Wir haben beschlossen,, uns eben falls im Kampf um den Titel „Kol lektiv der sozialistischen Arbeit“ zu beteiligen. Ein feines Programm haben wir aufgestellt. Das sagen alle, die es kennen. Wenn wir das verwirklichen, und wir haben ge nau festgelegt, wie das zu erreichen ist, dann sind wir ein gut Stück vor angekommen. Erstmalig ist es uns gelungen, ge meinsame Kegelabende zu organisie ren. Zweimal im Monat ziehen wir auf die Bahn. Das tut uns gut, haben wir nach den ersten beiden Malen festgestellt, und wir können die von anderen Kollegen bei solchen Gelegenheiten aufgestellte Behaup tung, daß dies den Kollektivgeist fördere, nur bestätigen. Aber trotzdem ist unser Pro gramm nicht ganz in Ordnung. Als wir es zur Bestätigung einreichten, bekamen wir es von der BGL und der staatlichen Wettbewerbskom mission mit der Bemerkung zurück: „Aber Kollegen, in eurem Pro gramm fehlt etwas ganz Entschei- m «, 9sin 3 Die Kultur und das Muß dendes. In diesem Jahr finden im Bezirk die 13. Arbeiterfestspiele statt.“ Ich wußte sofort, was das bedeutet. „Aufschwung des geistig kulturellen Lebens, allseitig ent wickelte sozialistische Persönlich keit“, diese Bruchstücke drangen tief, fast schmerzend, in mein Be wußtsein ein. Da hatten wir uns ja auf etwas Schönes eingelassen. Nun mußten wir auch noch Kultur machen. Mit Schrecken dachte ich an die Mühe, die unser Kultur- und Sport obmann mit der Organisierung des Kegelabends hatte. Ich höre noch sein Stöhnen: „Ein qualifiziertes Zweistundenreferat, meinetwegen auch über Kultur oder Sport, macht nicht soviel Mühe wie das Organi sieren so einer Veranstaltung." Wie oft stöhnte er herum, an die- dem Tag geht es wegen Kollegen X nicht, an dem Tag hat die Bahn ge schlossen, auf Montag zu gehen ist völlig sinnlos. Ja, es stimmt schon, wer was auf sich hält, hat keine Zeit. So etwas Ähnliches muß ich wohl auch gesagt haben, denn un ser BGLer schmunzelte und kon terte: „Wer was auf sich hält, ist auch kulturell aktiv.“ Na gut, wer A sagt, muß auch B sagen, und ich saß nun n^it Schorschei, unserem Kultur- und Sport-Boß zusammen, und wir überlegten: „Ein Theateranrecht fürs ganze Kollektiv.“ „Hat keinen Sinn, ich weiß mindestens von zehn Kollegen, daß sie in irgendwelchen Anrech ten drinnen hängen, außerdem müßte es ganz was Aktives sein.“ „Ein Kollektivchor, und damit tre ten wir dann zum ökulei äuf; wenn es an unserer Sektion keinen gibt, beteiligen wir uns einfach beim Be reich Medizin.“ „Auch das geht nicht, wir können doch nicht noch außerhalb demonstrieren, daß un sere Sektion so etwas nicht zustande kriegt. Und außerdem erinnere dich mal, wie kläglich es klingt, wenn wir uns mal vor der Gewerkschafts versammlung aufraffen, ein Lied zu singen. Petra, die bei den ,Kor tschagins’ gelernt hat, wie ein gutes Lied klingen muß, verzieht dabei immer das Gesicht.“ „Es müssen ja nicht gleich alle mitmachen, aber vielleicht kriegen wir eine kleine Musikgruppe zu stande?“ „Ja, Kollege Dr. Richter beherrscht die Pauke, Fräulein Simon spielt, soviel ich weiß, Flöte, und Gerhard, na, das weißt du ja selbst, kann wundervoll Stimmungs lieder auf dem Schifferklavier spie len. Das wäre eine recht eigenartige Orchesterbesetzung.“ Der Vorschläge in der .Zweimann beratung wurden noch gar viele er- örterf' und verworfen. Da zwischen uns beiden kein Ergebnis zustande kam, beschlossen wir, das Problem mit den Kollegen zu diskutieren. Fortan stritten wir am Mittags tisch, zum Frühstück, in der Ge werkschaftsgruppenversammlung: kein Ergebnis. Und warum? Nicht daß von unseren Kollegen die Not wendigkeit der Kultur bestritten wurde, o nein, jeder sah ein, daß wir Kultur madien müssen, wenn wir uns am Kampf um den Titel beteiligen wollen. Es ist ja schon wegen der Vorbildwirkung; aber jeder versuchte nun, aus seinem Hobby, das er für recht kulturvoll hielt, ein kollektives zu machen. Eigenartige Sachen kamen dabei heraus. Ich will nicht alle aufzäh len, nur ein paar Beispiele: Unsere junge Kollegin Sekretärin vergöt tert Künstler. Und sie las in der Zeitung, daß es da Patenschaftsver träge gibt, könnten wir nicht ... Oh, es dauerte, bis wir Fräulein Sabine klargemacht hatten, daß es doch in der Republik sicher mehr Kollektive als prominente Künstler gibt und daß die Herren und Damen doch lieber in einem Produktions betrieb die Verbindung suchen. Gleich drei Kollegen kamen wie der einmal mit ihren Briefmarken. Kollektive Philatelie in einer sozia listischen Brigade, wäre das nicht etwas? Und schließlich war die Kollegin Meyer sogar für einen Kunstge werbezirkel. Sie schwatzte ganz aufgeregt von ihrem neu geknüpf ten Wandbehang und wie sie ihn gestaltete. Der Disput dauerte recht lani 1 ' zerfiel öfter in Gruppen, ich mehrmals „Zur GeschäftsordnunO' rufen. Natürlich kam weder de lautgepriesene Kunstgewerbezirke ein gemeinsames Theateranred 11 ' geschweige denn ein Kollektivd> of oder Orchester zustande. Da wol^ immer fünf, sechs Mann etwas GG. meinsames: nach dem Theater an ' recht mit einem Schauspieler übe ein Gegenwartsstück diskutier^ 11 ’ zum 25. Jahrestag der Partei eins kleine Briefmarkenausstellung 27 sammenstellen, Kollegin Meys tS neue Ideen für einen Wandbeha^f besprechen (sie will ihn sogar fi unseren Kulturraum knüpf^ einige wollen Petra im neuen P r0 ‘ gramm der Kortschagins bewundef^ und, ach, erspart mir den Rest de Aufzählung. Doch was soll ich als Gewet^ schaftsgruppenorganisator nun il Sachen Kultur ins Programm schr^' ben, nichts Kollektives ist bei d Beratung herausgekommen, n00 nicht einmal ein gemeinsamer Ki^° besuch. « e0
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