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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
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Band 15.1971
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UZ-REZENSION In der DDR: reale Demokratie W. Becker, H. Luft. G. Schulze: Lenin und der demokratische Zentra lismus heute Schriftenreihe „Politik aktuell“, Staatsverlag der DDR, Berlin 1970, 128 Selten Die theoretisch komplizierte Pro- blmatik des demokratischen Zen tralismus bringen die Autoren dem Leserkreis aus der Sicht der Wirt schaftspolitik von Partei und Regie rung nahe, nachdem sie das Wesen des demokratischen Zentralismus aus dem Wesen des politischen Sy stems des Sozialismus abgeleitet haben. Unmittelbarer Ausgangs punkt bildet dabei die Charakterisie rung des demokratischen Zentralis mus als „die Beziehungen assoziier ter Produzenten bei der Leitung der Volkswirtschaft als Ganzes..(als) die einzig mögliche Gestaltungs- Weise der ökonomischen Beziehun gen der Werktätigen als kollektive Eigentümer der Produktionsmittel“ (S. 17/18). Davon ausgehend leiten sie zum Grundgedanken des ökono mischen Systems des Sozialismus (S. 19) und zur Erkenntnis über, daß sich die sozialistische Demokratie »gegenüber jeder Form der bürger lichen Demokratie... gerade auch dadurch auszeichnet, daß sie in der Hauptsphäre der menschlichen Tä- tigkeit, in der Arbeit, bei der Planung und Leitung der Betriebe und Institutionen, lebendig ist“ (S. 33). Diese tragenden Fragestellungen Werden im Abschnitt „Die zen- trale Idee des ökonomischen Sy- M. Banaschak/J. Vorholzer: Mensch und Macht Der Mensch in den entgegengesetz- ten Gesellschaftssystemen unserer Zeit VEB Deutscher Verlag der Wissen schaften, Berlin 1969, 344 S., 12 M Das von Manfred Banaschak und Jörg Vorholzer vorgelegte Buch ist dne sehr lesenswerte Arbeit. Einleitend bestimmen Banaschak und Vorholzer ausführlich den Stel lenwert des Themas „Mensch und Macht“ in der unversöhnlichen Aus einandersetzung zwischen Imperia lismus und Sozialismus. Der Grund tenor ihrer gewonnenen Erkennt nisse ist, daß sich an dem Problem »Mensch und Macht“ der objektive Prozeß der ökonomischen, politi schen und geistig-kulturellen Ab grenzung zwischen dem imperialisti schen und dem sozialistischen Gesell- chaftssystem am deutlichsten offen- Dart. Im Imperialismus wird die Ökonomische, politische und geistige Macht des Monopolkapitals wider die Bedürfnisse und Interessen der Werktätigen benutzt und ent- wickelt. Im Sozialismus wird die ökonomische, politische und geistige Macht der Werktätigen unter Füh- Eung der Arbeiterklasse und der Marxistisch-leninistischen Partei in Übereinstimmung mit den Be dürfnissen und Interessen sozialisti- scher Persönlichkeitsentwicklung angewandt. Der Endzweck des Im- Perialismus ist die ständige Steige- Fung des Profits der Monopole. Der Endzweck des Sozialismus ist die alseitige Entwicklung der sozialisti schen Persönlichkeit in der Men- schengemeinschaft. Dieser allseitige Gegensatz bildet die Grundlage und Konzeption des Buches. Im ersten Teil beschäftigen sich anaschak und Vorholzer ausführ- ich mit der Stellung des Menschen m Politischen Herrschaftsmechanis- mus des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Hier versuchen die Autoren die Frage zu beantworten, zWie das gesellschaftliche Leben wi- Ser die objektiven Interessen der Volksmassen und wider die Realität m Denken vieler Menschen so pro- Cuziert werden kann, daß das an- gebotene Zerrbild, diese Umkeh- Eung der Begriffe und Zusammen- hänge, geglaubt wird, daß gesell- schaftliche unwahre Ideen wirksam stems” (S. 47—52) wieder aufgegrif fen und sehr komprimiert entwik- kelt. Die zentrale Idee ist in diesem Teil als Konkretisierung des Grund gedankens des ökonomischen Sy stems gefaßt. Die richtige Darstel lung der zentralen Idee führt die Au toren auch zur überzeugenden Be handlung der Rolle des Betriebes in der Volkswirtschaft der DDR (S. 57 ff) und zur Bestimmung des Charak ters der örtlichen Organe der Staatsmacht im Sozialismus (S. 105). Ein Vorzug besteht in gründ lichen Argumentationen (so z. B. zur Losung „Überholen ohne ein zuholen“ (S. 45) und in überzeugen den Polemiken mit den sogenann ten Marktromantikern (S. 50—56).. Damit geben die Autoren An regungen für eine wirkungsvolle Propagandaarbeit. Diesem Anliegen dienen auch neun Grafiken zu aus gewählten Problemen des Systems der staatlichen Leitung im Sozialis mus und interessantes Zahlenmate rial zur demokratischen Mitgestal tung (S. 24 f), zur Leitungstätigkeit der Genossenschaftsbauern (S. 74 ff) und zur Arbeit der örtlichen Organe der Staatsmacht (S. 104 ff). Die Autoren haben in verdienst voller Weise die von R. Rost 1959 und 1962 vorgelegten Ergebnisse zum demokratischen Zentralismus als grundlegendes Organisations-, Leitungs- und Entwicklungsprinzip des Sozialismus bereichert (vgl. R Rost, Der demokratische Zentra lismus unseres Staates, VEB Deut scher Zentralverlag Berlin). Allein, eine umfassende Darstellung zur Theorie und Praxis des demokrati schen Zentralismus, einschließlich seiner Herausbildung durch Marx und Engels, seiner Weiterentwick lung durch Leninsund die kommuni stischen und Arbeiterparteien beim Aufbau der neuen Gesellschaftsord nung — in allen Bereichen des Le bens — steht noch aus. In mancher Hinsicht verspricht der Titel „Lenin und der demokra tische Zentralismus heute“ aber auch, mehr, als gehalten wird. Zwar wird in der Einleitung (S. 7 ff.), bei der Darstellung des demokratischen Zentralismus als Organisationsprin zip der Arbeiterbewegung (S. 10 ff.) sowie in den Abschnitten „Politi sche Gundlagen des demokrati schen Zentralismus und der ent scheidende Grundgedanke des öko nomischen Systems des Sozialismus“ (S. 16 ff.) häufig zutreffend Lenin zitiert. Die Darstellung vermittelt jedoch kein annähernd geschlosse nes Bild der Leninschen Leistungen in der Weiterentwicklung des demo kratischen Zentralismus. U.-J. Heuer kommt das Verdienst zu, in seiner Arbeit „Demokratischer Zentralis mus und sozialistische Wirtschafts führung in den Werken Lenins“ einen ersten Beitrag in dieser Rich tung geleistet zu haben. Einige Probleme werden von den Autoren leider nur angedeutet, ob wohl sie einer tiefgründigen Erörte rung wert sind. So werden unter der vielversprechenden Überschrift „Initiative will bewußt gefördert sein“ (S. 70) auf einer halben Seite lediglich einige grundsätzliche Be- Machtverhältnisse und Stellung des Menschen sind, daß scheinbare Triebkräfte für tatsächliche gehalten werden, bestimmende und bestimmte Größen verwechselt werden, daß tatsächlich den Bedürfnissen der imperiali stischen Politik mehr oder weniger entsprechendes Denken und Ver halten erreicht wird“ (S. 36). Der Leser gewinnt in diesem Zusammen hang einen gründlichen Einblick, wie und in welchen Formen gegen wärtig im staatsmonopolistischen System Bedürfnisse und Interessen der Menschen manipuliert werden. Mit Recht machen die Autoren darauf aufmerksam, daß z. B. in der BRD die Bedürfnisse und Interessen der Menschen nicht nur durch die monopolistischen Meinungsbildner des A. C. Springer zugunsten des Monopolkapitals manipuliert wer den. Vielmehr führen sie überzeu gend den Nachweis, daß das Ge samtsystem der Manipulierung ein den ökonomischen und politischen Machtverhältnissen im Imperialis mus adäquates System zur „planmä ßigen“ Steigerung der Profite dar stellt. Dem sind die monopolistische „Produktion des Bewußtseins“, die „Magie der Massenseele“, der „my stische Nebelschleier“ über den ge sellschaftlichen Lebensprozeß un tergeordnet. Darin sind auch die monopolistischen Meinungsbildner, wie Redakteure, Werbefachleute u. a. eingeordnet. Welcher Grad von publizistischer Machtkonzentration zum Beispiel in der BRD existiert, belegen Banaschak und Vorholzer mit aussagekräftigen Tatsachen. Hier sei nur ein kleiner Auszug wiedergegeben. „Das politische Pro fil einer Zeitung wird vom Chefre dakteur bestimmt, der dafür vom Verleger verbindliche Richtlinien gesetzt bekommt, an die er sich tun lichst zu halten hat. Andernfalls dürfte er kaum länger als Chef re sidieren. Und das trifft nicht nur für ihn, sondern für alle Mitarbeiter der Zeitung zu. Wem das nicht paßt, der muß gehen. Aber wohin gehen an gesichts der publizistischen Macht konzentration! Kann etwa in West berlin ein Journalist noch den Ver leger wechseln, wenn er die politi sche Auffassung der Springer-Blät ter nicht teilt, aber auch noch nicht bereit ist, in der wirklich progres siven Presse mitzuarbeiten? Nein, Er kann es nicht 1 , antwortete auf diese Frage unlängst der Hamburger Großverleger Gerd Bucerius. .We nige Konzerne, die sich eines Tages (da ja die Rentabilität auch von der Bundesregierung so hoch geschätzt wird) untereinander verständigen werden, bestimmen das Schicksal der Redakteure 1 “, gesteht Bucerius ein (S. 65). Der Redakteur in der BRD hat etwa die „Freiheit“ wie ein Arbeiter. Beide können arbei ten, wo sie wollen, aber sie müssen immer in einem kapitalistischen Unternehmen arbeiten. Für den Redakteur stellt sich diese Freiheit so dar: Als ein Meister der Feder kann er in Westdeutschland und Westberlin heute noch weitgehend zu Papier bringen, was er möchte. Damit er aber das, was er geschrie ben hat, auch gedruckt sehen kann muß er einen Verleger finden, der seinen Standpunkt toleriert bzw. der hofft, aus der Veröffentlichung des ihm Unterbreiteten politisch wirtschaftliches Kapital zu schlagen. Im zweiten Teil des Buches er örtern Banaschak und Vorholzer die Stellung des Menschen als Subjekt der gesellschaftlichen Prozesse im Sozialismus. Sie demonstrieren diese Problematik an der sozialistischen Menschenführung. Für den Leser ist es in diesem Zusammenhang sehr wohltuend, daß er eine sehr klug geführte Polemik mit bürger lichen und revisionistischen Auf fassungen sowie eine sehr gründli che Darstellung der sozialistischen Menschenführung vorfindet. Neben der Erörterung der ökonomischen, politischen und ideellen Vorausset Rosa Luxemburgs Abrechnung mit dem Opportunismus merkungen gemacht. Zu einer Reihe bedeutender Fragen gibt es nur An deutungen, so z. B. hinsichtlich der „politisch-ideologischen Natur“ der „technisch-ökonomischen Aufgaben“ (S. 44), bezüglich der Rechtssetzung (S. 60, 87) und schließlich auch bei der Darstellung des Verhältnisses Kombinat insgesamt zum Kombinats- betrieb (S. 71). Der Problematik des Bildungssystems sollte ebenfalls mehr Raum gegeben werden. Auf Seite 103 begnügen sich dazu die Autoren mit einem kleinen Absatz. Es wäre doch gerade ein verdienst volles Anliegen gewesen, den Zu sammenhang zwischen Erhöhung der Qualifikation der Werktätigen, wachsender Verantwortung im ge sellschaftlichen Leben und Vervoll- -kommnung des Systems der soziali stischen Demokratie durchgängig zu zeigen. Hierbei bieten sich auch zahl reiche Anknüpfungspunkte zu Le ninschen Arbeiten über die Ver antwortung an (vgl. z. B. Lenin, IX. Parteitag der KPR (B), Werke Bd. 30, S. 465, Lenin, über „doppelte Unterordnung und Gesetzlichkeit“, Werke Bd. 33, S. 349 ff). Einzelne gute Passagen zu diesem Zusammen hängen in den Abschnitten über die sozialistische Landwirtschaft (S. 74— 98) lassen sie in der Gesamtanlage der Broschüre umso mehr vermis sen. Eine letzte Bemerkung sei zur Form gestattet: Eine Arbeit mit vor wiegend propagandistischer Zielstel lung sollte nicht derart viele Anmer kungen (132 auf 128 Seiten) enthal ten. Außerdem sind Zitate im Um fang von rund einer Druckseite (mitunter auch länger, so S. 123/124), nicht dazu angetan, das Verständnis der Darstellung zu erhöhen. Das Aufnehmen von Fotos sollte bei der schlechten Qualität des Papieres auch überlegt werden. Zungen der sozialistischen Men schenführung werden hier Fragen geklärt, auf die wir im täglichen Leben Antworten suchen und benö tigen. So erarbeiten die Autoren den Hauptinhalt sozialistischer Lei- tung von den verschiedenen Aspek ten her. Als Beispiel sozialistischer Menschenführung werden die Er innerungen über das Verhältnis W. I. Lenins zu den Arbeitern und Bauern verarbeitet. (S. 234—239). Sodann werden die Beziehungen zwischen menschlicher Selbstverwirk- lichung, die Stellung des Wissens als Grundbedingung gesellschafts gestaltender Tätigkeit, die höheren Anforderungen an die Leitung der politisch-Ideologischen Arbeit, re volutionäre Erfahrung und demo kratische Aktivität, Denken und Fühlen als produktive Einheit, die sozialistischen Arbeits- und Le bensprinzipien erörtert und die zu diesen Fragen beim bisherigen so zialistischen Aufbau gemachten Er fahrungen verallgemeinert. Beson dere Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang die erarbei tete Dialektik von Leistungsbewer tung und Kollektiv (S. 319). In die sem Abschnitt werden m. E. sehr richtig die Beziehungen von ma terieller und moralisch-ideeler In teressiertheit der sozialistischen Persönlichkeit aufgedeckt. Die Verfasser der Arbeit waren sehr darum bemüht, Erkenntnisse der marxistisch-leninistischen Öko nomie und Philosophie, der Pädago gik und Psychologie zu verarbeiten. Das ist ein großer Vorzug des Bu ches. Allerdings hätte es noch an Wert gewonnen, wenn einige philo sophische Grundlagen vertiefter er örtert worden wären. Das gilt m. E. vor allem für die Darstellung der Vorzüge und Triebkräfte des Sozia lismus als einer Grundlage sozialisti scher Menschenführung. Diese Ein schränkung vermindert aber keines falls den ideellen Wert des Buches. Es sollte das Interesse der Hoch schullehrer, Studenten, besonders der Leiter von sozialistischen Kol lektiven auf allen Ebenen der Uni versität finden. Die praktische Ver wirklichung der im Buch ..Mensch und Macht“ enthaltenen Erkennt nisse über die sozialistische Men schenführung wird zur Qualifizie rung der Leitungstätigkeit führen. Rosa Luxemburg Gesammelte Werke Band I (1893-1905) Herausgeber: Institut für Marxis mus-Leninismus beim ZK der SED Dietz Verlag Berlin 1970, in zwei Halbbänden mit 835 und 667 Seiten, Leinen, je 12.50 Mark Im ersten Band ihrer gesammel ten Werke tritt Rosa Luxemburg dem Leser als eine streitbare Mar xistin entgegen, die sich in zünden der Sprache mit Imperialismus, Militarismus und Revisionismus aus einandersetzt. Eine ganze Reihe von Artikeln zur Situation in der belgi schen, englischen, französischen, pol nischen und russischen Arbeiterbe wegung machen deutlich, daß Rosa Luxemburg eine entschiedene Ver fechterin des proletarischen Interna tionalismus war, die schon um die Jahrhundertwende einen hervorra genden Platz in der internationalen Arbeiterbewegung einnahm. , Neben den Beiträgen zu politi schen und ökonomischen Problemen stehen Aufsätze über Adam Mickie wicz, Friedrich Schiller und Gleb Uspenski. Sie sind ein Zeugnis der Vielfalt ihrer geistigen Interessen und bekunden ihr Bemühen, der Ar beiterbewegung die Schätze des kul turellen Erbes nahezubringen. Breit ist auch die Zahl der Genres, die Rosa Luxemburg beherrschte. Sie reichen von der wissenschaftlichen Abhandlung bis zum Feuilleton und schließen u. a. den Leitartikel für Tageszeitungen, die Notiz, die Glosse und die Rezension ein. € Auf dem Parteitag in Stuttgart (1898), dem ersten SPD-Parteitag, an dem Rosa Luxemburg teilnahm, setzte sie sich mit dem Revisionismus auseinander. Der Kampf gegen den Revisionismus durchzieht auch den überwiegenden Teil der in diesem Band enthaltenen Reden und Schrif ten. Die Auseinandersetzung Rosa Luxemburgs mit dem Revisionis mus ist nicht nur für den Historiker interessant, sondern sie besitzt im Kampf gegen den Sozialdemokratis- mus und den modernen Revisionis mus aktuelle Bedeutung. Am umfas sendsten rechnete sie zweifellos in ihrer Schrift „Sozialreform oder Re volution?“ mit dem Revisionismus ab. Hier deckte sie den prinzipiellen Charakter dieser Polemik auf: „Die Diskussion mit Bernstein ist zur Auseinandersetzung zweier Weltan schauungen, zweier Klassen, zweier Gesellschaftsformen geworden. Bern stein und die Sozialdemokratie ste hen jetzt auf gänzlich verschiedenem Boden.“ (Bd. 1/1, S. 440). Treffend cha rakterisierte sie Bernstein als „klein bürgerlich-demokratischen Fort schrittler" (Ebenda. S. 445). Scharf wandte sie sich gegen die „Theorie“ Bernsteins vom friedlichen Hinein wachsen in den Sozialismus und wies die metarhysische Gegenüber stellung von Reformen und Revolu tion zurück. ..Für die Sozialdemokra tie“, so schrieb sie. ..besteht zwi schen der Sozialreform und der so zialen Revolution ein unzertrenn licher Zusammenhang, indem ihr der Kampf um die Sozialreform das Mittel, die soziale Umwälzuno aber der Zweck ist“ (Ebenda. S. 369). delt, ist nicht die Frage, ob Vertei digung der Republik oder nicht, son dern die Frage, ob die Arbeiter klasse eine selbständige politische Partei im Gegensatz zu allen bür gerlichen Klassen oder ob sie nur ein passiver Bestandteil der republi kanischen Fraktion der Bourgeoisie sein soll“ (Bd. 1/2, S. 70). Es ist typisch für die'Abrechnung, die Rosa Luxemburg mit dem Oppor tunismus in Theorie und Praxis vor nahm, daß sie die ganze Breite der revisionistischen Argumente ebenso analysierte wie die Vielfalt opportu nistischer Handlungen, um dann aber immer wieder auf die Grund tatsache zurückzukommen: den bür gerlichen Charakter des Opportunis mus. Rosa Luxemburg konnte ihre be deutende Auseinandersetzung mit dem Opportunismus führen, weil sie sich stets davon leiten ließ, daß es keine Trennung von Arbeiterbe wegung und Marxismus geben kann, sondern davon ausging, daß „Sozia lismus und Marxismus, proletari scher Emanzipationskampf und So zialdemokratie identisch" sind (Bd. 1/1, S. 442). Die Lehre von Marx und Engels war ihr der Maß stab, mit dem sie politische und ideologische Erscheinungen bewer- . tete. Eine nähere Betrachtung ver dienen auch die Arbeiten, in denen sich Rosa Luxemburg mit dem Mili tarismus auseinandersetzte. Im Mi litarismus kristallisierte sich für sie die Macht des imperialistischen Staates. Sie untersuchte die Funktio nen des Militarismus und ordnete den antimilitaristischen Kampf in den Klassenkampf des Proletariats ein: „Die Verzichtleistung auf den Kampf mit dem militärischen Sy stem läuft praktisch auf die Ver leugnung des Kampfes mit der ge genwärtigen Gesellschaftsordnung überhaupt hinaus“ (Bd. 1/1, S. 456 f.). Die Position des proletarischen In ternationalismus, die Rosa Luxem burg zeit ihres Lebens einnahm, schärfte ihren Blick für die Kampf- aA erfahrung des internationalen Prole tariats. Deshalb erkannte sie auch sofort die internationale Bedeutung der Revolution in Rußland 1905/06. Bereits im Februar 1905 schrieb sie: ..Schon die erste Periode der Revolu tion im Zarenreich, die wir soeben erlebt haben, hat der Arbeiter klasse innerhalb der Gesellschaft eine Stellung der führenden Klasse erobert und gesichert, und zwar in einem Maße, wie es in keiner der bisherigen Revolutionen der Fall war“ (Bd. 1/2. S. 515). Nachdrücklich warnte Rosa Luxemburg die west europäischen sozialdemokratischen Parteien vor einer Unterschätzung der russischen Arbeiterbewegung. Vor allem aber kämpfte sie in Aus wertung der Erfahrungen der russi schen Revolution darum, daß auch die deutsche Sozialdemokratie den politischen Massenstreik als ein wichtiges Kampfmittel der A"heiter- klasse anerkannte. Dieses Ringen um den politischen Massenstreik verdeutlicht noch einmal anschau lich die revolutionäre Grundposi tion Rosa Luxemburgs. Diese Grundposition wird in dem Vorwort von G. Radzun treffend analysiert. G. Radzun gibt vor al lem eine überzeugende und diffe renzierte Einschätzung der theoreti schen Leistungen, die Rosa Luxem- bürg in diesen Jahren Für die deut sche und internationale Arbeiter- bewegung vollbracht hat. Dr. M. Meyer Rosa Luxemburg kritisierte in mehreren Artikeln auch den Ein tritt des französischen Opportunis- sten Millerand in eine bürgerliche Regierung und bewertete, ausgehend vom bürgerlichen Klassencharakter des Staates, die Haltung Millerands und seiner Gesinnungsfreunde fol- Dr. G. Hardergendermaßen: „Worum es sich han- H Dans Joachim Bernhard: le Romane Heinrich Bölls Gesell- Ahaftskritik und Gemeinschaftsutopie "utten & Loening Berlin 1970, Reihe "Germanistische Studien“, 374 S., 7,50 M । Aus dem Kreise der in der BRD SSbenden bürgerlich-humanistischen Thriftsteller hat Heinrich Böll den weit- Qus bedeutendsten Beitrag zur demo- Ttischen Weltliteratur der Gegenwart geleistet. Es entspricht der Solidarität er Völker des sozialistischen Weltsy- Llems mit allen fortschrittlichen Bestre- oungen antiimperialistischer Kräfte, daß dieses Interesse für sein Schaffen in er Sowjetunion und in den anderen sozialistischen Staaten besonders in- ’ensiv und verständnisvoll ist. Unter Gjesen Voraussetzungen konnte auch L2 Arbeit des Rostocker Germanisten Hons Joachim Bernhard über die Ro- mane Heinrich Bölls von vornherein mit vielen interessierten Lesern rech- nen. Das Buch gibt dem literaturwis- senschaftlich ausgebildeten „Fach- Tonn" ebenso wertvolle Anregungen Wle dem „Laien", der auf Fragen Ant- "ort sucht, die bei ihm während der iektüre des einen oder anderen Wer- Ges von Böll entstanden sind. Dazu “ägt vor allem bei, daß Bernhard in Realistisch aus humanistischer Verantwortung glücklicher Form die Darstellung^ der Entwicklung des Schriftstellers mit der Analyse der einzelnen Romane und besonders wichtiger Erzählungen — wie der „Der Zug war pünktlich" (1949) und „Ende einer Dienstfahrt" (1966) - verbindet. Seine Analyse arbeitet klar und übersichtlich die Hauptetappen im Schaffen Bölls heraus und untersucht sie unter übergreifenden theoretischen Fragestellungen. Das erste Kapitel behandelt die zwischen 1947 und 1951 erschienenen „Erzählwerke über den zweiten Welt krieg" und bestimmt sowohl die Grund erfahrung Bölls — seine Erlebnisse im faschistischen Krieg, die ihm dessen Sinnlosigkeit bewußt gemacht haben — als auch seinen weltanschaulichen Aus gangspunkt: die Bindung an die ka tholische Glaubenslehre und ihre ethi schen Konsequenzen. Deutlich gemacht wird dabei, wie Böll die anfängliche Konfrontation der Sinnlosigkeit des Krieges mit der christlichen Vorstellung von einer „Selbstverwirklichung des Menschen im Transzendenten" (S. 32) in Richtung auf die Forderung nach humanistischer „Bewährung im Dies seits" (S. 60) überwindet. Die Analyse der Romane aus der ersten Hälfte der 50er Jahre, deren Thema im weitesten Sinne die west deutsche Nachkriegsentwicklung ist („Und sagte kein einziges Wort" und „Haus ohne Hüter"), hebt neue Mo- menle der Gesellschaftskritik hervor, die nun eine gezielte Auseinandersetzung mit dem politischen Klerikalismus ein schließt. Seinem Mitwirken bei der Re stauration der imperialistischen Herr schaftsverhältnisse stellt Böll die Mensch lichkeit einzelner, meist plebejischer Gestalten entgegen, die nach „Ge meinschaft im Glauben" (S. 137) stre ben. Es kommt so - vor allem in „Haus ohne Hüter“ - zu einem „Miteinander von Satire und Idylle, von Distanzie rungsabsicht und Identifizierungswillen" (S. 181), das den kritischen Realismus dieser Entwicklungsstufe Bölls prägt. Kernstück der Arbeit von Bernhard ist das dem Roman „Billard um halb zehn" (1959) gewidmete Kapitel. Un ter der Überschrift „Probleme der Epo che" gibt es eine ausführliche Inter pretation des bedeutendsten Romans von Heinrich Böll, mit dem dieser den „Vorstoß zu einer geschichtlich tiefer greifenden Kritik" (S. 120) an den ge sellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik unternommen hat. Mög lichkeiten und Grenzen des zeitgenös sischen kritischen Realismus werden an ihm exemplarisch sichtbar gemacht, der „Zuwachs an kritischer Aussage“ und die „Zurücknahme der utopischen Alternative in die Symbol-Sphäre“ (S. 210) dialektisch zueinander in Bezie hung* gesetzt. Besonders überzeugend gelingt Bernhard die detaillierte und differenzierte Beantwortung der Frage, in welchem Maße die von Böll ge wählten, aus biblischer Tradition stam menden Symbole „objektive geschicht liche Realität repräsentieren" (S. 244) Er beweist, daß die geschichtsphiloso phische Position des Schriftstellers ihm „erlaubt . . ., die Erscheinungsformen des Wirkens der antihumanistischen geschichtlichen Kräfte wesentlich stär ker poetisch zu erfassen als die pro gressiven, die geschichtlichen Gegen kräfte ins Bild zu setzen" (S. 244), da die „revolutionäre Arbeiterklasse und ihr Kampf... außerhalb der Symbol- konzeption“ (S. 245) bleiben. Die Entwicklung Bölls nach „Billard um halb zehn" deutet Bernhard als Krise und Neuansatz. An den „Ansich ten eines Clowns“ (1963) hebt er „Ra dikalität der Kritik und Zerstörurg der Utopie“ hervor, mit „Ende einer Dienst fahrt“ (1966) sieht er Böll „Auf der Suche nach einem .bewohnbaren Land'". Insgesamt dürften die Thesen dieses Schlußkapitels am stärksten zur Dis kussion herausfordern. Zwar ist nicht zu bestreiten, daß sich Böll Mitte der 60er Jahre in einer Umbruchsituation befindet, diese ist aber nicht ausrei chend zu erklären, wenn sie für sich allein und nicht im 7usammenhang mit den gleichzeitig bei anderen hu manistischen Schriftstellern auftretenden Problemen und den dafür ausschlag gebenden historis-hen Faktoren gese hen wird. Eine solche Einordnung Bölls in größere literaturqesellschaftliche und realgeschichtliche Prozesse, wie sie in den beiden ersten Kapiteln vorgenom men worden war, fehlt hier iedoch weit gehend. Eine stärkere theoretische Durchdringung ließe sich auch noch für andere Fragenkomplexe wünschen, so für die spezielleren Gatunasorobleme, bei denen mitunter Bölls eiaene Auf fassung ohne kritische Prüfung übernom men wird. Doch sind das keine grund sätzlichen Einwände gegen die Gesamt darstellung Bernhards, die nicht nur in der Entwicklung des eigenen par teilichen Standpunkts, sondern auch in der Polemik qeaen bürgerliche Po sitionen aller Schattierungen die Über legenheit der marxistisch-leninistischen Literaturwissenschaft eindrucksvoll nach zuweisen vermag. Dr. Klaus Pezold UZ 4/71, Seite 5
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