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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
-
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Band 15.1971
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D er Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingun gen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Men schen, die nun zum ersten Male be wußte, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eigenen gesell schaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Na turgesetze gegenüberstanden wer den dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene Ver gesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Ge schichte oktroyiert gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene freie Tat. Die objektiven fremden Mächte, die bis her die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Men schen selbst. Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit Zur Dialektik von internationalen und nationalen Interessen - Teil III Vom Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit Von Prof. Dr. G. Harder und • Dozent Dr. E. Kalbe, Franz-Mehring-Institut vollem Bewußtsein selbst machen. erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschafi- liehen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben.’) Als erste vollzogen diesen Sprung aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit die russi schen Arbeiter und Bauern unter Führung der KPdSU. Mit der Schaffung der Grundlagen des So zialismus in mehreren Ländern nach dem zweiten Weltkrieg wurde offensichtlich, daß die internationa len Grundzüge der Großen Soziali stischen Oktoberrevolution die all gemeingültigen Gesetzmäßigkeiten des sozialistischen Aufbaus darstel len. Damit ist zunächst gesagt, daß die allgemeingültigen Gesetzmäßig keiten des sozialistischen Aufbaus mit der Einleitung des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus zu wirken beginnen. Durch die Schaffung der Grundlagen des So zialismus in mehreren Ländern be reichert jede an diesem Prozeß be teiligte marxistisch-leninistische Partei die Erkehtnisse von der Wirkungsweise der allgemeingülti gen Gesetzmäßigkeiten und trägt damit zu ihrer tieferen Beherr schung bei. Nationale Interessen - Erscheinungsform internationaler Klasseninteressen In dem Prozeß der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus erhebt die Arbeiterklasse des jeweiligen Landes unter Führung einer marxi stisch-leninistischen Partei ihre Klasseninteressen zu den herr schenden ökonomischen, politischen und ideologisch-theoretischen In teressen. Insofern sind sowohl die Interessen der Arbeiterklasse als auch die gesamtstaatlichen Interes sen des jeweiligen sozialistischen Landes Ausdruck der von der Mos kauer Beratung der kommunisti schen und Arbeiterparteien im Jahre 1960 verallgemeinerten Gesetz mäßigkeiten des sozialistischen Auf baus.'-’) Daraus ergibt sich, daß die nationalen Interessen der Arbeiter klasse jedes sozialistischen Landes Erscheinungsform der internationa len Klasseninteressen sind. Das schließt die Erkenntnis ein, daß die Existenz des realen Sozialismus in der Sowjetunion, der , die Interessen der internationalen Arbeiterklasse vorwegnahm, den Aufbau des So zialismus in anderen Ländern nicht nur erleichterte, sondern vom inter nationalen Kräfteverhältnis her ge sehen erst ermöglichte. Die Aner kennung des Primats des interna ¬ tionalen Charakters der Interessen der Arbeiterklasse des jeweiligen Landes bedeutet damit die Bejahung der Sowjetunion als Pionier des ge sellschaftlichen Fortschritts. Mit dem Aufbau des Sozialismus in anderen gerlicher und revisionistischer Theorien über den Sozialismus ist aus der Geschichte des Kampfes ge gen den Marxismus-Leninismus und gegen den realen Sozialismus ables bar. Als der Marxismus eine Strö- Ländern spielen die unterschiedli- mung unter anderen war, erklärte chen ökonomischen, gesellschaftli- ihn jeder bürgerliche Ideologe durch chen und politischen Bedingungen, ein zusammengebasteltes theoreti- die sich aus der Geschichte des je- sches System für widerlegt und tot. weiligen Landes und aus den histo-, Mit dem Sieg des Marxismus in der rischen Nachwirkungen des Gesetzes Arbeiterbewegung waren seine Geg- von der ungleichmäßigen Entwick- ner gezwungen, sich zu tarnen. Man lung des Imperialismus ergeben, /gab vor, Marxist zu sein und revi- eine bedeutende Rolle. Diese unter schiedlichen Bedingungen, die ein unterschiedliches ökonomisches, politisches und kulturelles Entwick lungsniveau ausdrücken, erzeugen objektiv unterschiedliche Erschei nungsformen der Interessen der so zialistischen Länder und ein partiell verschiedenes Herangehen an ein und dieselben Probleme sowie ver schiedene Methoden ihrer Lösung. Das zeigt sich schon daran, daß die einzelnen Länder unterschiedliche Zeiträume für die antiimperiali stische Umwälzung als revolutio näre Diktatur der Arbeiter und Bauern und für die Schaffung der Grundlagen des Sozialismus benö tigten. Das politische Ziel einer revisionistischen Theorie dierte ihn, indem die Lehre von der Diktatur des Proletariats durch die Theorie vom friedlichen Hinein wachsen des Kapitalismus in den Sozialismus ersetzt wurde. Als der Leninismus entstand und in der So wjetunion verwirklicht wurde, er klärten di'e Revisionisten ihn und die Große Sozialistische Oktober revolution zur „russischen“ Angele genheit. Durch den Aufbau des Sozialis mus in mehreren Ländern und die damit verbundene wachsende Auto rität des realen Sozialismus gezwun gen, wenden sich bürgerliche Ideolo gen und Revisionisten verstärkt der „Theorie vom unabhängigen oder na tionalen Sozialismus“ zu. Der ge meinsame Ausgangspunkt von bür gerlichen Ideologen und Revisioni sten in dieser Frage ist, daß die ob jektiv existierenden Entwicklungs unterschiede zwischen den soziali Die Beurteilung der objektiv be dingten Unterschiede zwischen den sozialistischen Ländern, wurde zu einem entscheidenden Feld der Aus- einandersetzung zwischen dem’ Mar xismus-Leninismus und dem Revi sionismus. Die konsequente Anwen dung der dialektisch-materialisti schen Geschichtsauffassung bedeutet in dieser Frage davon auszugehen, daß die Vielfalt der spezifischen In teressen, die Vielfalt der konkreten Formen den für alle Länder gülti gen Gesetzmäßigkeiten untergeord net sind. Die spezifischen nationa len Interessen, die Vielfalt der kon kreten Formen und Methoden sind Widerspiegelung ein und derselben allgemeingültigen Gesetzmäßigkei ten. An erster Stelle stehen dabej die führende Rolle der marxistisch- leninistischen Partei, die Volksherr schaft unter Führung der Arbeiter klasse, die Durchsetzung sozialisti scher Produktionsverhältnisse als Kern der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus?) Die Autorität des realen Sozialis mus in der Sowjetunion und in den anderen sozialistischen Ländern so wie die wachsende Macht und der* internationale Einfluß des Sozialis mus zwingen die internationale Bourgeoisie und die Revisionisten dazu, ihn mit „neuen“ Theorien zu bekämpfen. Die „Wandlung“ bür-. stischen Ländern auf gebauscht. Ver schiedenheiten in der theoretischen und praktischen Tätigkeit der Par teien hochgespielt werden. Der Re visionismus beginnt dort, wo natio nale Erfahrungen und Besonderhei ten in ihrer 1 2 3 * Bedeutung überhöht und den internationalen Erfahrun gen und Interessen entgegengestellt werden. Brzezinski und Kissinger bestimm ten als Theoretiker des amerikani schen Monopolkapitals ihr Konzept so: Den Nationalstolz zu fördern, die osteuropäischen politischen Führer westlichen Argumenten auszusetzen und in relativer Vertraulichkeit, entgegen der Sowjetunion, die na tionalen Eigeninteressen zu stimu lieren. Dem internationalen Mono polkapital wäre es am liebsten, wenn jedes sozialistische Land einen ..nationalen Sonderweg“ ginge. Und Revisionisten entdeckten verstärkt ihre Sympathie für „einen eigenen, von Moskau unabhängigen Weg zum Sozialismus“. Nachdem die imperialistische Poli tik des Zurücksollens des Sozialis mus scheiterte und der Sozialismus als Weltsystem sich festigte, wird versucht, die „Theorie vom unab hängigen Sozialismus“ als ein ideo logisches Sprengmittel gegen die so zialistischen Länder zu benutzen. Die revisionistische „Theorie vom unabhängigen Sozialismus“ ist dabei zutiefst antisowjetisch und bildet mit der bürgerlichen Ideologie eine Einheit, da diese einen militanten Antisowjetismus ständig erzeugt. Die revisionistische „Theorie vom unab hängigen Sozialismus“ ist zugleich die Ersetzung des Internationalis mus durch den Nationalismus. Schließlich werden in ihr die inter nationalen Interessen des Sozialis mus den nationalen Interessen des jeweiligen sozialistischen Landes gegenübergestellt. Das politische Ziel dieser „Theorie“ ist, die Ge schlossenheit der sozialistischen Länder zu untergraben, die nationa len Interessen von den internationa len Interessen des Sozialismus zu trennen und künstlich Widersprüche zwischen den sozialistischen Län dern zu konstruieren. Die richtige Verbindung ven internationalen und nationalen Interessen Der Kampf um die Festigung der Einheit des sozialistischen Welt systems erfordert deshalb zugleich eine Auseinandersetzung mit der „Theorie vom unabhängigen Sozia lismus“. Dabei ist ständig zweierlei zu beachten: einmal der internatio nale Charakter des Marxismus-Le ninismus, zum anderen die wichtige Beurteilung der Entwicklungspro bleme des Weltsozialismus. „Die heutige Welt des Sozialismus ist mit ihren Erfolgen und Perspektiven, mit all ihren Problemen ein noch junger, wachsender, gesellschaftli cher Organismus, in dem sich noch nicht alles stabilisiert hat, vieles trägt noch den Stempel vergangener geschichtlicher Epochen. Die Welt des Sozialismus ist voller Dynamik, sie vervollkommnet sich unaufhör lich. Ihre Entwicklung verläuft na türlich im Kampf des Neuen mit dem Alten und über die Lösung der inneren Widersprüche.“ 4) Die Lösung all dieser Probleme verläuft in ganz entscheidendem Maße über die richtige Verbindung der internationalen Interessen des Sozialismus mit den spezifischen In teressen des jeweiligen sozialisti schen Landes. Aus diesem Grunde charakterisierte der VIII. Parteitag der SED die Verankerung unserer Republik in der sozialistischen Staa tengemeinschaft als die Grundbedin gung für die Verwirklichung der Le bensinteressen der Arbeiterklasse und aller Bürger der DDR. 5 ) Als Ausdruck der internationalen Interessen verläuft die Realisierung der spezifischen Interessen des je weiligen sozialistischen, Landes, so auch die der DDR. über die Zusam menfassung der Kräfte der soziali stischen Länder. Das entspricht so wohl den internationalen Interessen des Sozialismus wie auch den spezi fischen Interessen des jeweiligen sozialistischen Landes. Die Ver pflichtung der marxistisch-lenini stischen Parteien besteht darin, die sen Zusammenhang bewußt zu ma chen und diesen Prozeß durch ihre Politik zu gestalten. Wie im Rahmen der sozialistischen internationalen Wirtschaftsintegra tion die Verbindung von internatio nalen und nationalen Interessen vor sich geht, wird im folgenden Teil erörtert. *) F. Engels: Anti-Dühring, Bd. 20, S. 2G4 2) Erklärung der Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiter parteien, November 1960, Dietz Verlag Berlin, S. 20 3) Siehe: Der XXIV. Parteitag der KPdSU und die Entwicklung der mar- xistisch-leninistischen Theorie, Dietz Verlag Berlin 1971, S. 141 ‘) L. I. Breshnew. Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU, APN-Verlag Mos- kau/Dietz Verlag Berlin, S. 20 5) Bericht des ZK an den VIII. Parteitag der SED, Dietz Verlag 1971, S. 13 D ie zahlreichen Feiern zu Eh ren Rudolf Virchows, der vor 150 Jahren in Schivelbein ge boren wurde, ergaben die Ge legenheit zu einer neuen Einschät zung der Bedeutung dieses großen Mediziners und zur Betrachtung des Bleibenden unter seinen wis senschaftlichen Verdiensten. Von grundsätzlicher Bedeutung ist für uns die Zeit seiner Tätig keit in der Zeit des Vormärz und der Revolution von 1848, der Aus einandersetzung mit dem Feuda lismus in Deutschland und der Zeit der grundsätzlichen Formu lierungen zum wissenschaftlichen Sozialismus. Damals hat Virchow das Zeitgeschehen nicht nur rich tig eingeschätzt, sondern auch be wußt in dieses eingegriffen. Es war die Epoche, welche endgül tig eine wissenschaftliche Lösung der Grundprobleme der Medizin verlangte. Schon das erste Auftre ten des 25jährigen Virchows in gen. die ihrer Zeit voraneilen und die erst in der DDR verwirk licht werden konnten. Er schreibt: „Die Aufnahme in ein Krankenhaus muß jedem Kran ken, der dessen bedarf, freiste hen, gleichviel, ob er Geld hat oder nicht. Seine Vorstellungen von der Reform des Medizin studiums sind die, die'auch uns beseelen. „Die Hochschulen müs sen aufhören, bloße Anstalten für das Brot- und Fachstudium zu sein, auf denen man allenfalls noch nebenbei einige für den menschlichen Geist überhaupt wichtige Gegenstände kennen lernt.“ „Die medicinische Reform“ er schien nur ein Jahr — sie wurde von der Reaktion zum Schweigen verurteilt. Ihr ist in der Ge schichte der deutschen Medizin nichts Gleichartiges an die Seite zu stellen. Wegen seiner Ansichten und Arzt und Revolutionär - zum 150. Geburtstag Rudolf Virchows Von Prof. Dr. Schwann, Direktor des Karl-Sudhoff-Institutes Form einer Kritik der von dem Wiener Pathologen Rokitansky vertretenen Krasenlehre ließ die Wissenschaftler aufhorchen. Als er dann, ein Jahr später, im Jahre 1847 sein Medizinisches Ar chiv gründete, konnte er mit einem klar umrissenen Programm einer wissenschaftlich-humanitä ren Medizin aufwarten, wobei er die Verbindung von wissenschaft licher Tätigkeit und Praxis als ein Grundprinzip des Handelns eines Wissenschaftlers darstellte. Seine Ansichten konnte er mit den medizinischen Realitäten konfrontieren als er im Februar 1848 nach Oberschlesien zur Un tersuchung des dort ausgebroche nen Hunger-Typhus geschickt wurde. Sein Bericht darüber ge hört zu dem Eindrucksvollsten in der medizinischen Literatur über Zusammenhänge von Krank heit und sozialer Lage. Virchow zählt zu den wenigen Medizinern seiner Zeit, die En gels Werk „Über die Lage der ar beitenden Klasse in England“ ge lesen haben, er ist jedoch der Einzige, der zur Unterstützung seiner Anklagen gegen die Staats macht Argumente, Fakten und Zahlen aus diesem Werk zitierte. Virchow nimmt an der März-Rc- Volution aktiv auf den Barrika den teil, erfolgreicher aber ist sein Kampf auf dem Gebiete der Medizin. „Die medicinische Re form“ ist die Zeitschrift, die er herausgibt und redigiert, und sie ist ein einmaliges Zeugnis revo lutionärer Gesinnung und Über zeugung. Er kämpft für eine wis senschaftliche Medizin, frei von der Einmischung der Kirche und der Bürokratie. Er versteht die innige Verquickung von Politik und Medizin. Mit Verachtung wendet er sich gegen alle; die sich hinter ihre Wissenschaft ver stecken und nicht den Mut ha ben, sich für eine gerechte Sache zu opfern. Er schreibt: „Wir be klagen diejenigen, die in der ängstlichen Umarmung zunft mäßiger • oder persönlicher Zu stände den Sturm der Weltge schichte zu überstehen hoffen und jedes Streben derer, die ihr Schiff in den Sturm zu steuern wagen, von dem kleinlichen Standpunkt ihrer Zunft oder ih rer Person zu beurteilen versu chen,“ Auf dem Gebiete der Kran kenpflege vertritt er Forderun- Haltung wurde Virchow der Ver bleib an der Charite und an der Fakultät in Berlin unmöglich ge macht. Er ging nach Würzburg, wo er der politischen Tätigkeit entsagen mußte, aber dafür Zeit fand, eine bedeutende Theorie, nämlich die der Zellularpatholo gie, auszuarbeiten. Durch Expe rimente und Verwertung der Er kenntnisse in Chemie, Physik und Biologie kam er zu der Überzeugung, daß das Leben an der Zelle gebunden sei „und wie das Leben, so ist auch das We sen der Krankheit in der Zelle zu suchen“. Auf diese Weise wurde der Medizin eine einheit liche Grundlage gegeben. In der Zelle hatte man nun das Sub strat. an dem man den krank haften Vorgang, die gestörte le bendige Bewegung unter Beach tung der naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten mit dem Mi kroskop genau studieren konnte, um darauf eine gesicherte Thera pie aufzubauen. So konnte Vir chow eine theoretische Konzep tion der Medizin von allgemeiner Bedeutung und methodologischer Kraft geben. Im Jahre 1858 wird Virchow nach Berlin zurückberufen. Von nun an wird er dem wissen schaftlichen Leben der Fakultät seinen Stempel aufdrücken. Gleichzeitig wird Virchow seine reiche Tätigkeit der Berliner Stadt, die eng mit der Praxis ver bunden war, unter Beweis stel len. Neben Beschäftigung mit hygienischen- Fragen regt er den Bau von Krankenhäusern für Berlin an und verwirklicht so seine diesbezüglichen Vorstellun gen. Im Jahre 1864 kam es auf dem gleichen Gebiet zum Kon takt mit Leipzig als man zu kei nem Einvernehmen beim Bau eines neuen Klinikums oder Aus bau des alten, im Rosental gele genen kommen konnte. Damals wurde Virchow als Gutachter eingeladen, seine Meinung abzu geben; in seinem Gutachten, das das Datum vom 9. August 1864 trägt und das sich im Stadt archiv befindet, hielt er einen Neubau im Johannisgarten für die geeignete Lösung, Es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Fakultät den Klinikkomplex in der heutigen Liebigstraße bekam. So hat auch Leipzig und seine Fakultät Vorteile aus Virchows Tätigkeit gezogen. Untersuchungen des Bonner Arbeitskreises „Emanzipation" Wissenschaft für Schülerinnen unzumutbar IMPERIALISMUS- System wider den Menschen W estdeutschen Publikationen wat’ zu entnehmen, daß die Un-. ternehmer jährlich rund 7.9 Milliarden Extraprofite 'daraus gewinnen, daß sie Frauen und Mäd chen in verschiedenen Beschäfti gungsgruppen bis zu 30 Prozent we niger Lohn bezahlen als ihren männ lichen Kollegen. Woran liegt es, daß nicht nachdrücklicher gefordert wird, diese durch nichts zu recht- fertigende Ungerechtigkeit endlich zu beseitigen? Es gibt Zusammen hänge, die über die ökonomische Problematik, über die auf die un mittelbare Arbeitstätigkeit bezoge nen Fragen weit in die imperialisti sche Gesamtpolitik hineinreichen. Nach wie vor aktuell ist das Wort von Marx und Engels von der dop pelten Unterdrückung und Recht losigkeit der Frau im Kapitalismus, die nur beseitigt werden kann, wenn die Arbeiterklasse sich selbst und ihre Verbündeten befreit. Unter dieser Sicht sind auch die elitetheoretischen Positionen und die Meinungsmanipulation über die „Na turvorbestimmte Lebensaufgabe der Frau“ zu sehen. Auch die Schule übernimmt dabei eine wichtige Rolle. Während in der DDR bereits durch die antifaschistisch-demokra tische Schulreform bei der Forde rung, allen gleiche Bildung zu si chern. auch die bis dahin bestehen den Bildungsschranken für Mädchen überwunden wurden, gibt es in Westdeutschland nach wie vor Ab striche bei dem zu vermittelnden Unterrichtsstoff, bestehen spezielle Frauenober- und Frauenfachschu len in großer Zahl. Ein in Bonn bestehender Arbeits kreis „Emanzipation“ untersuchte zum Beispiel die Lehrpläne im Land Nordrhein-Westfalen. In einer dies bezüglichen Veröffentlichung . der „Blätter für deutsche und internatio nale Politik“, Heft 9/70, heißt es un ter der Überschrift „Zur Diskrimi nierung der Schülerinnen in den Lehrplänen von NRW“ über die „Weiblichkeitsideologie“ in den Lehr plänen: „Zunächst soll sie die Schü lerinnen auf ihre künftige Rolle als Frau und Mutter, höchstens als Zu verdienerin des Mannes vorbereiten. Der Mangel an Qualifikation bei den Mädchen und die Ideologie der Na turgegebenheit der Frau dienen der Profitmaximierung der Monopol herren.“ Betrachten wir diese Seite des gewöhnlichen kapitalistischen Schulalltags, der über viele Jahre ■hinweg die künftigen Bundesbürger formt, noch etwas näher. Richtlinien des Kulturministeriums weisen den Lehrer an, die Mädchen vorrangig auf Familie und Ehe, die Jungen hingegen auf die Arbeit und das Studium vorzubereiten. Unterrichts und Lesestoffe sollen verschieden ausgewählt und „zur Erhaltung der spannungsvollen Verschiedenheit der Geschlechter“ eingesetzt werden. Im Bildungsplan für das Land Hessen — also einem offiziellen und staatlichen Dokument — wird gefor dert, die Mädchen in stärkerem Maße es weiter, „bei denen sich die Mäd chen u. a. mit der Rolle der Frau in der früheren und jetzigen Gesell schaft, mit der Gleichberechtigung, mit speziellen Frauenberufen, den Beziehungen der Geschlechter sowie Fragen der Kindererziehung, Mode und Kosmetik auseinandersetzen, soll die äußere und innere Sicherheit der einzelnen Mädchen gestärkt wer den.“ Ähnliches findet sich auch in Dokumenten anderer Bundesländer. Praktisch sieht das zum Beispiel so aus, daß im 9. Schuljahr der Volks schulen für das Land Baden-Würt temberg in den naturwissenschaft lichen Fächern bestimmte Stoffkom plexe speziell für Mädchen ausge wählt werden, so werden Mikro organismen ausschließlich aus haus wirtschaftlicher Sicht behandelt. Vorgegeben dazu wird zum Beispiel „Bakterien und Sproßpilze, Aufbe wahrung und Haltbarmachung un serer Nahrungsmittel, Kühlverfah als die Jungen „für die Doppelrolle“ vorzubereiten, die ihnen das Leben auferlegt. „Durch Themen“, heißt ren, Hefe-, Essig- und Milchsäure gärung, Alkohol- und Essiggewin nung, die Auswirkungen des Ako- hols auf die Gesundheit, Auswirkun gen auf die Volkswirtschaft.“ Das Fach Biologie als selbständi ges wissenschaftliches Unterrichts fach wird in der DDR ab 5. Klasse unterrichtet. Selbstverständlich würde der Gedanke, Stoffkomplexe aus hauswirtschaftlicher Sicht spe ziell für Mädchen auszuwählen und somit die Wissenschaftlichkeit einzu engen, als Anachronismus betrachtet werden. Der Stoffkomplex Mikro biologie an sich wird entsprechend dem Lehrplan bereits ab Klasse 7 behandelt. In der Klasse 9 zum Bei spiel sieht der Lehrplan Themen vor wie Stoff- und Energiewechsel bei pflanzlichen Zellen“, „Die ökolo gische Potenz der Organismen“ und „Die Vergesellschaftung der Organis men“ . Für den Physikunterricht an den höheren Schulen in Nordrhein-West falen wird das „mangelnde Vermö gen der Mädchen zur Wissenschaft lichkeit“ gleich eingeplant. In den staatlichen Richtlinien heißt es zum Beispiel: „Im Wahlpflichtfach Physik sollten dem Experiment und dem Experimentellen große Bedeutung zugeschrieben werden und die Fra gen, wie weit die Mathematisierung und wissenschaftstheoretische Ver tiefung den Schülerinnen zumutbar sind, mit Sorgfalt durchdacht wer den.“ An allen Schulen der DDR wird das Fach Physik bereits. ab Klasse 6 unterrichtet. Längst hat die Praxis erwiesen, daß trotz er höhter Anforderungen der neuen Lehrpläne die Mädchen die gleichen Ergebnisse erzielen wie die Jungen. Lebenskundliche Themen im Reli gionsunterricht in Westdeutschland für Mädchen lauten unter anderem: „Vom Schönheitssinn und seiner Pflege“, „Christ und Kleid“, „Mäd chen und Mode“ und „Güte im All tag“. Bliebe noch zu erwähnen, daß statt Werkunterricht in den Volks schulen für die Mädchen obligato risch „Handarbeit oder Hauswerken“ erteilt wird, daß zugunsten dieser Fächer gekürzt werden. Der bereits erwähnte Arbeitskreis „Emanzipation“ erinnert in seinen Untersuchungen auch an den Ein fluß der Wirtschaftsverbände auf die Schulen, auf Lehrer und Lehrinhalte. Die Weiblichkeitsideologie diene dazu, „die Klassengegensätze zu ver schleiern, das Bildungsprivileg der Herrschenden aufrechtzuerhalten und eine bestmögliche Anpassung an die kapitalistische Arbeitswelt zu er zielen“. Wir haben dem nichts hinzuzuset zen, außer dem Hinweis auf die Menschenfeindlichkeit und die Rückständigkeit des überlebten Bon ner Systems, die sich auch in der ge sellschaftlichen Stellung der Frau so deutlich zeigen. UZ 49-50/71, Seite 11
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