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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19710000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19710000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
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Band 15.1971
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Radioelektronik ein hocheffektiver Wissenszweig dafür, der lagenforschung, wenn sie in WISSENSCHAFT zwei dieser Aufgaben, und begrenzte Mengen Informationen laufenden Prozesse. In der Per Entwicklung des der Meisterung Kurzwellen von Metern wurden erwähnt die für schritt sind und bei Wissenschaft den von Grund rasch glänzendes Beispiel Errungenschaften sich zu- Be- aui- von ein wie 15 und eine starke Rundfunks. Bei der sogenannten einigen Dutzend einem, bis zwei Millimeter Länge können prinzipiell fünfmal mehr Informationen übertragen werden, als auf den bereits erschlossenen, mehr als einen Zentimeter langen Wellen. Die andere, für den technischen Fortschritt ebenfalls sehr wich tige Richtung ist die sogenannte Mikroelektronik. Sie ist die ma terielle Basis für die Entwicklung Wissenschaften der UdSSR, Die Radioelektronik ist 50 Jahre Universität Minsk Die Belorussische U niversität in Minsk ist 50 Jahre alt. Mit ihren : 18 000 Studenten steht sie nach der Moskauer Lomonossow-Universität an zweiter Stelle im Lande. Über 30 000 Spezialisten , sind bisher aus ihr hervorgegangen. In den letzten Jahren .sind besonders viele Physi- ker, Mathematiker , und Chemiker ausgebildet worden, um dem stei genden Bedarf an Fachleuten für den Maschinen- und den Gerätebau, die erdölverarbeitende Industrie moderner Elektronenrechner Steuerungsmaschinen. Dabei die Arbeitsgeschwindigkeit. Computer und ihrer Elemente ein vielfaches höher als die im menschlichen Gehirn der der Desoxyribonukleinsäure. ' Es. um , kann demnach damit gerechnet der werdens daß die Speicher künfti- ab-ger EDV-Anlagen praktisch un- ■ zunächst umgangen und gleich den Röntgenstrahlen gewandt. Aber gerade dieser reich ist außerordentlich nahmefähig. Auf den Wellen In den letzten 20 Jahren er folgte dann der Übergang von den Zentimetern zu Bruchteilen eines Mikrometers, das heißt, es wurde der Bereich der Lichtwellen er reicht. Diese Abschnitte der „ultrakurzen“ Wellen werden zur Diese Wellen gestatteten außer dem, die die Erde umgebende Ionosphäre funktechnisch zu über winden und Radiostrahlungen aus dem Kosmos zu empfangen, was in den letzten Jahren zu funda mentalen Entdeckungen führte. Der Bereich der Dezimeter- und Zentimeterwellen ermöglichte die Einrichtung von Richtfunkstrecken, die den heutigen Forderungen nach Übermittlung kolossaler Mengen von Informationen ent sprechen, sowie die weitere Ent wicklung der Funkortung, der kos mischen Verbindungen, der Funk navigation und anderer Gebiete. Funkverbindungen über den gan zen Erdball möglich. Und mit dem Übergang zu Wellen von nur eini gen Metern Länge entstanden Fernsehen und Funkortung. technischen Fort größter Bedeutung deren Lösung die eine bedeutende der Computer noch wesentlich steigern. Aber auch das Fassungsvermö gen der operativen „Gedächtnisse“ der Elektronenrechner hat bereits ein erstaunliches Ausmaß erreicht. Auf Ferritringen von einem Ku bikzentimeter lassen sich 1000 bit - Informationen unterbringen. einem Beitrag für „Nowosti“. Im neunten Planjahrfünft seien der Radioelektronik zahlreiche Auf gaben gestellt, sowohl was die Er weiterung ihrer Anwendungs gebiete betrifft, als auch hin sichtlich der Vervollkommnung der Apparaturen. Akademiemitglied Kotelnikow hunderttausendmal kompakter als ist das „Gedächtnis“ der” Moleküle Rolle spielen muß. Die erste, eine traditionelle Aufgabe, ist die Mei sterung von neuen, von der Tech nik noch weitgehend ungenutzten Wellenbereichen. Dieser Prozeß hat stets neue Gebiete er schlossen. Die Nutzung der Wel len mit Längen von 200 bis 2000 Meter in den zwanziger Jah ren gestattete die praktische Ein führung des Funksprechverkehrs Ein menschliches Gehirn von die sem Fassungsvermögen müßte ver gleichsweise 1000 Kubikmeter groß sein. Physik-Theoretiker ha ben errechnet, daß für die zu verlässige Speicherung einer In formationseinheit etwa tausend Atome ausreichen würden. Ein solches „Gedächtnis“ wäre viele von der Praxis aufgefriffen wer den, zum technischen Fortschritt beitragen, schreibt Akademie mitglied Wladimir Kotelnikow, Vizepräsident der Akademie der spektive läßt sich die Leistung aufnehmen können. Zeit rasch mit Hilfe der auf den Leitsätzen der Quantenmechanik beruhenden Lasertechnik er schlossen. Lediglich die Mei sterung des Bereiches zwischen einem Zentimeter und einigen Dutzenden Mikrometern, der so genannten Millimeter- und Sub millimeterwellen bildet eine Art „Festungsgebiet“ der Natur. Wis senschaft und Technik haben ihn sowie die Chemie gerecht zu wer den. Die Belorussische Universität bildet auch Spezialisten für die be freundeten sozialistischen Staaten sowie für Entwicklungsländer aus. Neue pädagogische Hochschule in Bulgarien Eine neue pädagogische Hoch schule, die vierte ihrer Art, wurde dieser Tage als jüngste Hochschule Bulgariens eröffnet, Im sechsten Fünfjahrplan sollen in der Volksrepublik Bulgarien 240 000 Spezialisten mit Hoch- und Fachschulbildung sowie rund 250 000 hochqualifizierte Arbeiter für die verschiedensten Industriezweige herangebildet werden. Um diese großen Bildungsvorhaben realisie ren zu können, müssen in den näch sten Jahren mehr als 4000 neue Lehrer und Pädagogen ausgebildet werden. Geschichtsmuseum — Forschungsinitiative Moskauer Studenten Ein Museum zur Geschichte des russischen Bildungswesens soll in der Nähe des Moskauer Kreml ein gerichtet werden. Die von Studenten der sowjetischen Hauptstadt zusam mengetragenen historischen und ak tuellen Dokumente über das rus sische Bildungswesen werden ihre Heimstatt in einem Gebäude der ehemaligen Slawisch-griechisch lateinischen Akademie finden. Auch die Räumlichkeiten dieser Bildungs stätte wurden von den Kommilito- Atomkraftwerke werden zu chemischen Industrieanlagen Sowjetische Wissenschaftler in Georgien haben ein Verfahren ent wickelt, mit dessen Hilfe es möglich ist, die bereits in großtechnischem Umfang für die Erzeugung von Elek troenergie zum Einsatz kommenden Kernreaktoren zugleich auch als Srahlungsquelle für chemische Pro zesse oder für andere industrielle Bestrahlungen zu verwenden. Die Strahlungschemie, bei der che mische Reaktionen durch Einwir kung hochenergetischer Wellen- oder Teilchenstrahlung ausgelöst werden, basiert derzeit hauptsächlich auf der Anwendung der Gammastrahlen, die beim radioaktiven Zerfall des Ko- balt-60 ausgesandt werden. Die Her stellung von Kobalt-60 ist aber rela tiv teuer und seine Handhabung ist kompliziert, so daß die Einsatzmög lichkeiten beschränkt sind. Eine di rekte Bestrahlung in Kernreaktoren hat den Nachteil, daß hierbei die Produkte nicht nur einer starken Gammastrahlung, sondern auch einer intensiven Neutronenstrahlung aus- gesetzt werden, wodurch sie hoch- radioaktiv werden können. Die von den sowjetischen Kern physikern entwickelten Bestrah- fungsstreifen sind frei von diesen Nachteilen. Sie ermöglichen es, Be strahlungen in einem sicheren Ab stand von der Strahlungszone eines Reaktors in großem Umfang vor zunehmen. Die Anwendung ist außerdem relativ einfach. Im Prin zip bestehen diese Bestrahlungs schleifen aus einem geschlossenen Rohrleitungskreislauf, in dem mit Hilfe einer Pumpe Flüssigkeit zir kuliert. Ein Teil dieses Kreislaufs befindet sich innerhalb der Spalt zone eines Reaktors. Ein anderer Teil befindet sich in unmittelbarer Nähe der zu bestrahlenden Substan zen. Die Flüssigkeit enthält u. a. Ver bindungen der seltenen Metalle Gal lium und Indium. Innerhalb des Reaktors werden die Atome dieser Metalle durch Bestrahlung mit Neu tronen in stark radioaktive Isotope umgewandelt, deren Halbwertzeit in der Größenordnung von Minuten bis zu einigen Stunden liegt. Beim Zer fall dieser Isotope werden hoch energetische Gammastrahlen mit Energien von 1 bis 2 MEV (Mega- elektrovolt) ausgesandt. Außerdem entstehen dabei stabile Isotope der Metalle Germanium und' Zinn, die nicht weiter stören können. Durch den Rohrleitungskreislauf werden die hochradioaktiven Indium- und Galliumatome aus dem Reaktor an die Stelle transportiert, wo ihre Strahlung wirksam werden soll. Durch Veränderung der Konzen trationen und der Umlaufgeschwin digkeit kann die Strahlungsintensi tät sehr einfach gesteuert werden. Wird die Rohrschleife geleert und gespült, so kann ohne Gefahr in ihrer Nähe gearbeitet werden. Nach Ansicht von Eleweter Andro- nikaschwili, Direktor des Physika lischen Instituts der Akademie der Wissenschaften Georgiens, besteht in den nächsten 5 Jahren die Auf gabe darin, diese neuen Bestrah- lungsschleifen in die Atomenergie wirtschaft der Sowjetunion ein zuführen. Nach vorläufigen Schätzungen können mit Hilfe der neuen Bestrah lungsschleifen in Atomkraftwerken die spezifischen Kosten für die strahlungschemische Produktion auf ein Fünftel bis ein Sechstel redu ziert werden. Andererseits können die Selbst kosten der Stromerzeugung in Atomkraftwerken durch die Produk tion der Strahlenchemie fast zu 80 Prozent gedeckt werden. Die Wirt schaftlichkeit großer Atomkraft werke wird daher durch die Koppel produktion von Elektroenergie, Nutz wärme und Strahlungsenergie er heblich verbessert. nen restauriert. Das Interesse an russischer Ge schichte, Kultur und Bildung wurde bei den Studenten der Moskauer Universität sowie des Instituts für Geschichte und Archivwissenschaft geweckt, als sie Materialien über die erste allgemeinbildende Hoch schuleinrichtung der Stadt suchten. Pädagogen und Studenten beschlos sen ferner, einen Artikelband her auszugeben, der dieser historischen Akademie und ihren Lehrern gewid met ist. MIT DIESEM SONNENTELESKOP wird im Observatorium Pulkowo bei Lenin grad das Magnetfeld der Sonnenflek ken gemessen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Margarita Kuschnir (Foto) und ihre Kollegen widmen sich dieser Aufgabe im Hinblick auf praktisch ver wertbare Ergebnisse für Funkverkehr und Medizin. Die durch Magnetfeld änderungen auf der Sonne bewirkten Teilchenausstrahlungsausbrüche be einflussen das Magnetfeld der Erde und Ionosphäre. Dadurch können Stö rungen im Funkverkehr entstehen. Die Teilchenstrahlungsausbrüche können in folge der durch sib hervorgerufenen schädlichen Strahlungen Weltraum fahrer gefährden. Neue Methoden des Ultra- SchallrSchweißens von Knochen und der Trennung von Geweben haben sowjetische Wissenschaftler in Gemeinschaftsarbeit entworfen und erfolgreich in die Praxis ein- geführt. Bereits rund 100 Gelenk- : Operationen 1 und Gehirntrepanaifo- nen wurden in. Laboratorien und Kliniken der UdSSR mit Hilfe des Ultra-Schalls vorgenommen. Dank der „Mitarbeit“ des Ultra-Schalls als Helf er des Chirurgen kam im Ultra-Schall ersetzt Skalpell vergangenen Jahr auch eine neue Methode bei operativen Eingriffen an der Brustwand, des Rippenfells und, der Lunge zum Einsatz. Nach eingehender Prüfung die ser neuen Methode hat sie das Mi nisterium für Gesundheitswesen der UdSSR mit den dazugehöri ¬ gen Apparaten als eine wichtige Entdeckung in der Medizin charak terisiert. Es ^wurde empfohlen, ihre klinische Erprobung ' zu erweitern und schneller in die-Praxis einzu führen. Darüber hinaus ist vor gesehen. im Zentralinstituf für Weiterbildung der Ärzte sowie ! im Zentralen Forschungsinstitut für Traumatologie und Orthopädie spe zielle Ultra-Schall-Laboratorien einzurichten. Die sowjetischen -Me diziner, erforschen z. B. auch die Anwendung des Ultra-Schalls zum Schweißen und Trennen von Kno chen im Bereich der Stomatologie und der Neurochirurgie. An der gemeinsamen Ausarbei tung dieser neuen Methoden und Geräte und ihrer Einführung in die medizinische Praxis waren Spezialisten und Wissenschaftler des Zentralinstitutes für Weiter bildung der Ärzte und der „Tech- nischen Baumann-Hochschule“ be teiligt. Ed W as ist Schach überhaupt? Ein Spiel? Eine Kunst? Eine Wissen schaft? Vielleicht alles das zu sammengenommen? Eine Antwort auf diese Frage zu geben, versucht im Sammelband „Mögliches und Un mögliches in de Kybernetik" der Alt meister der sowjetischen Schachschule, der Ex-Weltmeister Dr. techn. habil. Michail Botwinnik, der nicht nur im Schachspiel, sondern auch in der Wis senschaft bestens beschlagen ist: Er befaßt sich nämlich von Berufs wegen mit Radioelektronik und Kybernetik. Das Schachspiel ist Kunst und Be rechnung zugleich. Rechnen kann die Maschine durchaus auch. Doch wie steht es mit der Kunst? Läßt sich eine Rechenmaschine bauen, die gut Schach spielen kann? Ist ein Zweikampf zwi schen einem Maschinen-Großmeister und einem menschlichen Großmeister möglich? Der „Vater" der Kybernetik, der Amerikaner Norbert Wiener, verneinte eine solche Möglichkeit. Vor einigen Jahren erklärte Michail Tal, es sei ausgeschlossen, eine der artige Maschine zu konstruieren. Ein sowjetischer Kybernetik-Spezialist sagte einmal, daß es im Prinzip möglich sei, eine solche Schach spielende Maschine zu schaffen, diese würde aber dann die Ausmaße des Universitätsgebäudes auf den Moskauer Leninbergen haben und hätte überdies bei einer Schach aufgabe soviel Varianten durchzurech nen, daß sie sich bereits nach dem zweiten Zug in Zeitnot befände. Bei einem Schachproblem mit zehn Zü gen und vier Figuren (König und Turm gegen König und Turm) muß die Ma schine 3 Quadrillionen Operationen UZ 47/71, Seite 4 Mensch und Maschine am Schachbrett ausführen! Selbst der sowjetische Schnellrechner BESM-6 mit seiner einen Million Operationen pro Se kunde brauchte dazu eine Ewigkeit. Warum gerät die Maschine über haupt in Zeitnot? Bekanntlich kann ein Schachspieler niemals alle möglichen Varianten be rücksichtigen. Er nimmt sich die näch sten 2, 3 oder 4 Züge näher unter die Lupe. Setzt men voraus, daß eine Par tie im Durchschnitt aus 40 Zügen be steht, so resultiert daraus, daß der Spieler während des Spiels ungefähr 100 Züge analysieren muß. Doch selbst dann, wenn diese Zahl das Doppelte oder Dreifache betrüge, so wäre das noch immer gar nichts gegen die astro nomische Zahlenmenge, die beim Durchexerzieren aller theoretisch mög lichen Varianten entstünde Wenn der Schachspieler eine Posi tion analysiert, so hat er natürlich das gesamte Brett mit seinen 64 Fel dern im Blickfeld, seine eigentliche Aufmerksamkeit gilt jedoch nur 8 bis 16 Feldern. Auch nicht alle Figuren bezieht er in seine Berechnungen mit ein, es genügt ihm, 3 bis 6 davon nä her ins Auge zu fassen. Wie aber läßt sich überprüfen, ob er gerade die rich tigen Figuren und richtigen Felder aus gewählt hat? Dafür gibt es eine Me thode, die sich, will ich meinen, wohl alle Meister anzuwenden bemühen. Der Spieler überlegt sich seinen Zug und analysiert ihn dann; dehnt sich dabei das Spiel auf weitere Felder und, Figuren aus, so wird die gesammelte Irformation bei einer erneuten Analyse verwendet. Nach wiederholten solchen Überlegungen ist der Spieler dann in der Lage, die in Frage kommenden Felder und Figuren ausreichend ge nau auszuwählen, darauf wird dann die Berechnung schon nicht mehr „im Unreinen", sondern endgültig an gestellt. Der Leser wird nun sicher schon er raten haben, warum Norbert Wiener nicht ganz recht gehabt hat. Die Kon strukteure von Rechenmaschinen hat ten nämlich vor, auch für dos Schach spiel eine exakte Maschine zu schaf fen, die alles ganz genau nimmt. Ein solcher Super-Schachspieler wird aber doch wohl leider Utopie bleiben. Sollte man da lieber nicht andere Aufgaben stellen, nämlich eine Maschine zu bauen, die genau so „unvollkommen" wie der Mensch am Schachbrett denkt und auch genau so irrt wie ein ein facher sterblicher Großmeister? Ich glaube, den Schlüssel zum Erfolg wer den wir in die Hände bekommen, wenn wir versuchen, eine • Maschine nach unserem Ebenbild zu konstruieren. Freilich erwachsen hierbei erheb liche Schwierigkeiten für die Program mierung. Wie'soll man der Maschine beibringen, auf „Menschenarf" zu spielen, wenn wir doch selbst nicht wissen, welche Prozesse im Gehirn eines Schachspielers beim Analysieren einer Position ablaufen? Allerdings werden wir das auch erst dann erfah ren, wenn wir beginnen, .uns intensiv mit der Konstruktion solcher Maschinen zu befassen. Dadurch nämlich, daß wir die Mängel der Maschine, genauer ge sagt, die Mängel in ihrem „Schachden ken" aufdecken und verschiedene Ver fahren der Programmierung erproben, werden wir auch dahinterkommen, was so ein Schachmeister denkt. Sieben Jahre habe ich gebraucht, um ein Schachprogramm auszuarbei ten, das der Qualifikation eines Mei sters entspricht. Noch nicht geklärt ist allerdings, ob die modernen Rechen maschinen dieses Programm auch be wältigen können. Im folgenden sei nun meine Theorie in einer leicht verständ lichen Kurzfassung wiedergegeben. Ich ging zunächst von dem Gedan ken aus, daß ein' Figurengewinn zu er streben ist. Das Wichtigste ist der An griff, mit ihm beginnt das Spiel. Die Verteidigung — falls sie erforderlich wird — ist eine Folge der Attacke. Der Angriff ist stets mit der, mög lichen Annäherung zweier Figuren, der angreifenden und der angegriffenen, verbunden. Die Annäherung kann auf einer bestimmten Linie erfolgen,, die aus konkreten Feldern besteht. Dem' Angriff einer Figur gegen eine andere entspricht eine relativ einfache, mathe matische Funktion, einer Vielzahl von Angriffen eine Vielzahl von Funktionen. Somit läuft das Spiel im. Grunde ge nommen darauf hinaus, daß ein jeder Partner versucht, diese Vielzahl zu seinen Gunsten zu verändern. Die Zahl dieser Funktionen kann sehr groß sein. Die Theorie ergibt nur dann die gewünschten Ergebnisse, wenn diese Vielzahl in vernünftiger Weise begrenzt-wird. Es muß eine Art sichtbarer Horizont geschaffen werden. Alles, was hinter ihm liegt, wird vor übergehend außer acht gelassen. Einen solchen Horizont gelang es abzustek- ken. An und für sich ergibt er sich schon aus der Leistungsfähigkeit der schachspielenden Einrichtung, sei es nun ein elektronisches oder ein menschliches Gehirn. Stellen Sie sich einmal folgendes vor: Ein Fallschirmspringer ist in einem Sumpf aufgekommen. Bis zum festen Boden ist es noch ein halber Kilo meter. Wie soll er dorthin gelangen? Natürlich wird niemand in . der Lage sein, den Weg, der ans Trockene führt, gleich von Anfang bis Ende festzu legen. Die Zeit aber drängt. Der Fall schirmspringer wird sich also erst ein mal nach allen Seiten umsehen und die nächste Umgebung von 5,10 Me tern näher . untersuchen. Hat er sich auf diesem Abschnitt seinen Weg (von Erdhügel zu Erdhügel) ausgesucht, tut er den) ersten Schritt. Damit ändert sich auch ,der Horizont. Es erfolgt eine Analyse der neuen /Umgebung, der nächste Schritt wird getan. So geht es weiter. Ein erfahrener Fallschirmspringer wird schon von, vornherein durch ge eignete Maßnahmen den. Erfolg sichern. Eriwird sich umsehen, ob. er nicht in greifbarer Nähe einen, größeren Ast oder" ein Brett' findet,, er wird auch versuchen, vielleicht seine Ausrüstung irgendwie zum Vorwärtskommen zu verwenden. . Ähnlich verhält sich auch ein guter Schachspieler. Sind die Angriffsfronten gefährlich (nämlich geschlossen) hält er Umschau, ob er nicht andere Figu ren ins Spiel einbeziehen kann,: um so die Fronten (Funktionen) des Angriffs gegen die Figuren des Rivalen zu verbessern und dadurch dessen Chan cen zu verringern. Das ist dann das so genannte „Positionsspiel". Ich denke, daß dieser Teil der Theo rie (vom Positionsspiel) sich ganz ent schieden von dem unterscheidet, was früher vorgeschlagen wurde. Ungefähr genauso unterscheidet sich im Prinzip das Spiel eines Meisters von dem eines schwachen Spielers. Ich habe meine Theorie Mathemati kern vorgelegt, diese verhielten sich jedoch ihr gegenüber reichlich skep tisch. Trotzdem hoffe ich, daß die Schachspieler einen anderen Stand punkt beziehen, und sie in der Praxis überprüfen werden. Gelingt das Expe riment, so werden möglicherweise auch die Mathematiker ihre Einstellung än dern müssen. Und warum sollten sich die Rechenmaschinen nicht eines Ta ges im Schachspiel vervollkommnen? übrigens kann eine Maschine auch deshalb mit Aussicht auf Erfolg gegen einen Meister antreten, weil sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis und eine beneidenswerte Ausdauer besitzt, sind ihr doch der Lärm im Saal und die Kommentare der Journalisten völlig gleichgültig . . . Wenn es dann einmal soweit sein wird, daß auch Maschinen den Titel „Internationaler Großmeister" erhalten, müssen wohl oder übel zwei Weltmei sterschaften ausgetragen werden: eine für die Menschen, die andere für die Maschinen. In letzterem Fall werden natürlich weniger Maschinen mitein ander wetteifern, als vielmehr ihre Konstrukteure und die Programmierer. (Gekürzt aus „Sputnik", Heft 10, 1971)
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