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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 15.1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197100006
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 15.1971
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Band 15.1971
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Sprache im Klassenkampf Von Prof. Dr. Rudolf Ruzicka, Sektion Theoretische und angewandte Sprachwissenschaft. Ord. Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1 Die Macht der '•menschlichen Sprache .Qualität und Handhabung eines Astruments oder Werkzeugs bestim- die Qualität seiner Produkte. Wukte des Instruments „Mensch- "he Sprache“ sind keineswegs nur Sprochene und geschriebene Texte Ber auf Band festgehaltene ver- ängliche Rede. Die Sprache ist Seh an der Produktion von Wissen, ^"Stellungen, Überzeugungen, ent- "Sehenden kurz- oder langfristi- 80 Verhaltensplänen, Emotionen, Gz an der Produktion von Er- Süntnis, Ideologie, Weltanschauung ESeiligt. Nach L. S. Wygotskis Wor- " schließen alle höheren psychi- Bhen Funktionen in ihrer Struktur 89 Gebrauch eines Zeichens als Bauptmittel zur Lenkung und Stherrschung der psychischen Liesse ein. 1 ) Die Macht der anache ist natürlich auch der bür- J{j e hen Sprach-Soziologie nicht ISTborgen geblieben und wird auf 1e Weise dramatisch-bildhaft etwa 1n dem amerikanischen Soziologen Ra. Hertzler charakterisiert: „Das Ste dessen, was sich sozial eig- N, wird durch die Sprache ver- Bttelt, durch die Sprache hervor- W en und vorangetrieben, durch v Sprache festgelegt und program- 8$, durch die Sprache gelenkt 60 kontrolliert... Mittels der Spra- 56 Werden Gefühle, Empfindungen 6 Gedanken hervorgerufen, ge- k und kanalisiert; Uberzeugun- 3 Gesichtspunkte und Bewertun- 52 Werden unterstützt; Meinungen 6 besondere Einstellungen wer- C geformt und soziale Verhaltens- kösen werden bewahrt.“ Bestimmte kter und Sätze werden verwen- &»..um Verwunderung, Verär- 60ng oder Schrecken hervorzuru- B Sie sind ein wirksames Mittel, die Gedanken der Menschen zu Gehnflussen. Sie können die Ener- 1) Von Menschen und Gruppen er- en Und jede Art von individuel- e Und sozialem Verhalten stimu- 6n8n, Sie werden als Ersatz für 18 Handlung verwendet, und um k Ciner Handlung aufzufordern. * sind das Instrument, durch das 80 Schen und ihre Organisationen, S Direktiven ... jedem anderen Ritteln. In unserer modernen 8* untereinander kommunizieren- L Und gegenseitig abhängigen C tobt ein ,Krieg der Wörter 1 , da S8Shledene Arten, von Interessen- G,Autoritätsgruppen die Sprache kruden, um Menschen zu über- 89, zu lenken, irrezuführen, zu 6irten, auszubeuten, zu verskla- L Oder zu reglementieren.“ 2) In Junistischer Mystifikation ver- Kurt Weinberg (Universität ""ester) die Rolle der Sprache zum „schöpferischen Geheimnis“: „Worin nun liegt das schöpferische Geheimnis der Sprache? Vorzüglich in ihrem Suggestionsvermögen, das wie ein etwas getrübter Spiegel rät selhaft Ungewisses und Vieldeutiges .erscheinen' läßt. Das Suggestions vermögen, das sich aus der Sprache nun einmal nicht entfernen läßt, setzt alle Federn der Phantasie... in Bewegung“. * * 3 ) 2 Auftrag unserer Sprach- a forschung: Sprache im Klassenkampf Es ist klar, daß sich die Univer salität des gesellschaftlichen Wir kungsvermögens der Sprache in der Systemauseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus, für uns im besonderen zwischen unserem sozialistischen Nationalstaat und der imperialistischen Bundes republik entfalten muß. Erkundung und Erforschung der Voraussetzun gen und Gesetzmäßigkeiten der Handhabung von Sprache im Klas senkampf sind deshalb vorrangiger Gegenstand der marxistisch-lenini stischen Sprachtheorie. Die Ergeb nisse solcher Forschung würden be hilflich sein, sowohl wissenschaft liche Grundlagen und Methodik der sozialistischen Bewußtseinsbildung zu oefestigen, wie auch den auf die Verschleierung und Durchsetzung imperialistischer Klasseninteressen eingestellten Sprachgebrauch der westdeutschen Bewußtseinsindustrie wirkungs- und erfolglos zu machen. Machtverhältnisse bestimmen * Sprachgebrauch Sprache kann für diametral ent gegengesetzte Zwecke bewußt ein gesetzt werden: Für die Leitung von Bewußtseinsprozessen, die die sozia listische Persönlichkeit zum Subjekt gesellschaftlicher Handlungen und Entscheidungen machen, indem sie ihr zu uneingeschränkten Einsichten in das soziale Gefüge und ihre ge sellschaftliche Rolle verhelfen, in dem Gründe und Ziele politischer Entscheidungen offen ausgesprochen, die entscheidenden Institutionen wie unsere Partei als solche genannt werden und auch genannt werden können, da die Klasseninteressen der herrschenden Arbeiterklasse mit der auf dem Marxismus-Leninismus beruhenden unbeschränkten Wissen schaftlichkeit der Führung der Ge sellschaft völlig im Einklang stehen. Auf der anderen Seite: Manipula tion, mit deren Hilfe die Machtposi ¬ tionen der herrschenden Klasse apo logetisch verteidigt, stabilisiert und konserviert werden sollen. Wissen schaftliche Einsichten in die wahre Lage der Gesellschaft, insbesondere der ausgebeuteten Klassen, werden nach Möglichkeit erschwert oder verwehrt, indem Scheinerklärungen vorgehalten oder abgegeben werden, wenn nicht direkte Täuschung oder Mystifikation der Massen bevorzugt wird. Der Beauftragte der Manipula tion, etwa der Springer-Konzern, er scheint als Zeitung, die früh auf den Tisch gelegt wird: Die Täuschung muß anonym, die Absicht verbor gen bleiben, um den Anschein der Objektivität wenigstens für den Augenblick zu retten. Hier wird überredet und etwas weisgemacht, bei uns redlich überzeugt und etwas klargemacht. 4 Sprachmißbrauch - , „gefährlicher als Nitroglyzerin" Wie kommt es, daß sich Sprache zur Manipulation hergeben kann und handhaben läßt. Wie gefährlich sie dann werden kann, hat Heinrich Böll in dichterischer Diktion mit folgenden Worten ausgedrückt: „Der Spruch: Wenn Worte töten könnten, ist längst aus dem Irrealis in den Indikativ geholt worden: Worte kön nen töten, und es ist einzig und al lein eine Gewissensfrage, ob man die Sprache in Bereiche entgleiten läßt, wo sie mörderisch wird. Man che Worte aus unserem politischen Vokabularium sind mit einem Bann belegt, der wie ein Fluch auf unse ren frei und fröhlich heranwachsen den Kindern liegt; ich nenne zwei dieser Worte: Oder — Neiße, eine Wortverbindung, die, einem Dem agogen ausgeliefert, den meinungs bildenden Maschinen anheimgege ben, eine schlimmere Wirkung ha ben könnte als viele Lastzüge Nitroglyzerin“. 4 * ) Solche Gefährlich-' keit ist nicht immer sofort erkenn bar. Sprache' vermag sie in ein harmlos-sachliches Gewand zu klei den, und das Wort wird hingenom men, als ob es damit nichts Beson deres auf sich hätte. Aber gerade diese Reduktion der Abbildung eines Sachverhaltes oder Objekts, die wohlüberlegt und perfide sein kann, ist ein Trick, den nur Sprache spie len lassen kann: Wer „Mitteldeutsch land“ hört, mag darunter eine un bedeutende topographische Orien tierung verstehen. Hört er genauer hin, dann ist diese Bezeichnung — bewußt und gezielt als Name für die DDR verwendet — zwar eine Reduktion auf Topographie, be schwört aber gerade durch ihre Orientierung auf Himmelsrich- tungen neben Westdeutsch land auch den Begriff „Ost ¬ deutschland“ herauf. Der westdeut sche Germanist Werner Betz stellt sich unschuldig: „Denkt jeder, der Mitteldeutschland in diesem zwi schen Zone und DDR vermittelnden Sinne gebraucht, an Ostdeutsch land? Denkt jeder, der Mittelafrika oder Mittelamerika sagt, an Ost afrika oder Ostamerika?“ 3 ) Diese Worte hat Betz in einer Polemik der folgenden Aussage des Stockholmer Ordinarius für Germanistik Gustav Korln entgegengesetzt: „ ... der Sprachforscher hat ledig lich festzustellen, daß in dem einen Wort Mitteldeutschland ein ganzes außenpolitisches Programm ver kündet wird und daß er in der Tat kaum ein einleuchtenderes Beispiel für jene Macht der Sprache über den Gedanken finden könnte, von der hier die Rede ist“. 6 ) In der Mar burger Dissertation (1964) von Wal ther Dieckmann „Information oder Überredung. Zum Wortgebrauch der politischen Werbung in Deutschland; seit der französischen Revolution“ ist die Analyse noch schärfer: „ ... spreche ich von Mitteldeutsch land in diesem Sinne, so vertrete ich allein durch die Wahl des Wortes den Anspruch auf die Ostgebiete ... vom Standpunkt der offiziellen Po litik der Bundesrepublik gesehen, ist Mitteldeutschland ohne Zweifel unter allen möglichen Varianten die geschickteste Lösung: Das Wort wahrt den Anspruch auf die Ost gebiete und vereint als geographi schen Begriff zugleich den staat lichen Charakter des bezeichneten Gebietes“. Die Voraussetzung dafür, daß die Sprache ihre Bezeichnungen, ihre Zeichen mit Reduktionen, Va riationen und krassen Verdrehungen der begrifflichen Abbildung verbin den kann, liegt darin, daß von vorn herein, durch Zusammenhang, mit Situation oder auf noch andere Weise klar gemacht ist, was gemeint ist, worauf sich die Bezeichnung be ziehen soll. Wenn dieser Bezug ge sichert ist, öffnet und gewährt die Sprache Spielräume der Bezeich nungsweise, die in dem diskutierten Beispiel raffiniert aber leicht durch schaubar genutzt wurden. Schrift steller wie Günter Grass werden offiziell im Stab der SPD aufgebo ten, um ihr Geschick im Umgang mit Sprache für die Manipulation zu nutzen. Grass’ Sentenz vom „... ideo logischen Wandel durch Annähe rung“ 7 ) bescheidet sich aus gutem Grunde mit dem für den Dichter so unpräzisen Wort „Annäherung“. Im abstrakten Dunkel dieses Wortes verliert sich der völkerrechtliche Sachverhalt, eine bloße „Annähe rung“ kann ihn umgehen und als ideologische Unterwanderung statt finden. 5 Die Trickkiste der ■ Unterdrücker Die im internationalen Klassen kampf gegen die sozialistischen Län der und insbesondere die DDR ge zielte Sprachverwendung der west deutschen Bewußtseinsindustrie richtet sich zwangsläufig im inneren Klassenkampf der Bundesrepublik gegen die unterdrückten Klassen. Beispiele der sprachlichen Instru mentierung von Täuschungsmanö vern, mit denen Einsichten in die klassenstruktur, Klasseninteressen, politische, ökonomische und kul turelle Zusammenhänge verhindert oder erschwert werden sollen, gibt es unzählige. Die krisenhaft gesetz mäßigen Preissteigerungen der „freien Marktwirtschaft“ veranlaß ten den Bonner Wirtschaftsminister Schiller, die Bevölkerung der Bun desrepublik zu „besonnenen Ver- braucherverhalten" anzuhalten, da „niemand auf die Dauer über seine Verhältnisse leben“ könne und „un sere Zukunft nicht verfrühstückt werden“ dürfe. Im dürftigen Schein väterlich-weiser Worte wird die Mi sere der monopolkapitalistischen Wirtschaftsstruktur gleichsam dem charakterlichen Versagen, der un besonnenen kurzsichtigen Lebens weise der Volksmassen angelastet und deren Ausbeutung vertuscht. Die glatte Täuschung wird mit trickreicher Verwendung bestimm ter Vokabeln wie „besonnen“, „ver frühstückt“ instrumentiert, durch die Schillers Worte in den indivi duell-charakterlichen, privatlebens normativen Bedeutungsumkreis ge zogen werden. Objektiv gesetzmä ßige, erkennbare Zusammenhänge des ökonomisch-gesellschaftlichen Systems der BRD sollen auf diese Weise ins unkontrollierbar Zufällige entrückt werden, in das nicht sinn voll und zweckmäßig eingegriffen werden könne, das der zur Passivi tät verurteilte Bürger nur beobach tend durch Lebensklugheit lindern soll. Entrückung der von Marxisten längst erkannten Zusammenhänge ins Willkürlich-Zufällige, Unkon trollierbare, kann mit Sprachbil dern, durch ausgesuchte bildhafte Bezeichnungsweise unauffällig und eingängig gemacht werden. Poli tische Auseinandersetzungen und Ereignisse, in denen Klasseninteres sen auf dem Spiel stehen, werden als „Rennen“, denen man als Zu schauer beiwohnt, oder in schick salhafter Mystifikation verzerrt, wenn etwa von der „großen Schlacht um die Führung der Bundesrepublik im Jahre 1973“ in der westdeut schen Presse gesprochen wird. Der Zweck solcher Sprachverwendung ist überall transparent: Die vom Klassengegner beherrschte Bewußt seinsindustrie will verdunkeln, my stifizieren, unkenntlich machen, sie will Einsichten in die tatsächlichen gesellschaftlichen Zusammenhänge und Hintergründe verhindern oder erschweren, Erkenntnisse also ver wehren, die Voraussetzungen des revolutionären Klassenkampfes sind und damit diesen selbst lähmen. Form und Zweck dieses manipulier ten und manipulierenden Sprach gebrauchs leicht durchschaubar zu machen, ist ein vorrangiger Auftrag für eine marxistisch-leninistische Sprachtheorie. 6 1m Sozialismus: . Sprache, die Ein sichten fördert Von völlig anderer Qualität ist die bewußte und überlegte Handhabung unserer Sprache, die wir im In teresse unserer Klasseninteressenten und insbesondere der sozialistischen Bewußtseinsbildung anstreben. Von ganz anderer Qualität schon deshalb, weil die konsequente Verwissen schaftlichung des gesellschaftlichen Lebens unter Führung der Partei der Arbeiterklasse uneingeschränkt Einsichten in die gesellschaftlichen Zusammenhänge fördert und för dern muß im Interesse der Voll endung des entwickelten gesell schaftlichen Systems des Sozialis mus in der DDR. Die Probleme der Sprachverwendung, die hier auftre- ten, bedürfen besonderer sorgfältig angelegter Untersuchungen. ’) L. S. Wygotski, Denken und Sprechen; Berlin 1964, S. 116 ! ) J. O. Hertzler, A Sociology of Lan- guage, New York 1965, S. 267, 281 ff. 3) Kurt Weinberg, Sprache und Realität, in: Sprache im technischen Zeitalter 28/1968. S. 297/298 ‘) Heinrich Böll, Die Sprache als Hort der Freiheit, in: Moderna Sproak 1960, S. 285 ff. 3 ) Werner Betz, Zwei Sprachen in Deutsch land, in: Merkur, September 1962 6) Gustav Korln in „Deutschunterricht für Ausländer“ 1959, S. 138 ff. Vgl. auch Verf., in: Beiheft zur Zeit schrift „Fremdsprachen“ II, Grundfragen der Übersetzungswissenschaft, Leipzig 1968, S. 151 ff. 7) vgl, Universitätszeitung 15/1971, S. 5 llllllllllllllillllllllllllllllltlllllllllllllllllllll Schulpolitik der SPD- Führung: Differen zierte Bildung im Interesse des Monopol kapitals Von Christa Schiller, wiss. Assistentin an der Sektion Pädagogik/ Psychologie N uf dem XXIV. Parteitag der l KPdSU wurde eingeschätzt, daß Sch der moderne Kapitalismus SesFurcht vor der Ausweitung des Bsenkampfes zur revolutionären SSenbewegung der neuen Lage in % Welt anpaßt. 1 ) Daraus erklärt Sdas Bemühen der Bourgeoisie, 31 mehr getarnte Formen der Lautung und Unterdrückung der sKäätigen anzuwenden sowie auf Bsformen in einigen Bereichen 6 Sehen, um einerseits die Mas- Semlöglichst unter ihrer ideologi- Mu Und politischen Kontrolle zu andererseits das kapita- k Che System funktionstüchtiger konkurrenzfähiger zu machen. kq Bungsprivileg und |L "gen werden verschleiert So. diesem Sinne ist auch die Sston der SPD-Führung im Bfonopolistischen Gesell- W Ss ystem der BRD zu verstehen. 36, eine Reihe von Teilreformen B%t sie die Absicht, das im- 2 Unstische System zu stabilisie- Bord der Situation des Klassen- } 88 zwischen Imperialismus qqsöozialismus anzupassen. Das * A8swesen ist ein Bereich sol- ormen. An Hand zahlreicher “Gejund Dokumente, wie dem 86 für ein demokratisches Bil- 3 ""esen" (1969), dem „Struktur- 3un,9 70) u. a., versucht die SPD- 9 drg den Eindruck zu erwecken, V e Einführung der „differen- na, Gesamtschule“ eine grund- Vu Demokratisierung des Bil- 8 "esens der BRD bedeute. So 1 im Entwurf des „Modells“ BehqaFferenzierter Unterricht“ vor- ettigen, Her „moderne gesell- "ndche Anforderungen mit den X er en Bedingungen des Reife- 6288 der Kinder in Einklang /«n soll." ECachtet man jedoch diesen Yehanzierten" Unterricht etwas "scnder, verliert sich der demo- •" e Anschein sehr rasch. Denn Bokcevisionistischen und sozial- • hu ischen Reformvorschläge lldungswesen, gleich welchen Inhalts, dienen letztlich dem Ziel, das Bildungsprivileg der herrschen den Klasse zu wahren und dem im perialistischen System gefügige Staatsbürger heranzubilden. Die extreme Differenzierung erweist sich dabei als ein günstiges Mittel zur Verschleierung des Bildungs privilegs, trotz der Betonung der „erhöhten Chancengleicheit für Kin der unterschiedlicher sozialer Her kunft“. „Differenzierte Gesamtschule" dient Profitinteressen Das Besondere der „Gesamt schule“ besteht darin, daß die Schü ler im Anschluß an die gemeinsame Grundschulzeit nicht mehr in unter schiedliche Schulformen — Haupt schule, Realschule und Gym nasium — übergehen sollen, sondern alle Schüler bis zum 10. Schuljahr in einigen Fächern gemeinsam, in anderen nach ihren Befähigungen, Interessen und Leistungen getrennt unterrichtet werden. Dabei wird das Maß an Allgemeinbildung im Inter esse der herrschenden Klasse so wohl quantitativ als auch qualitativ so gering wie möglich gehalten. Die obligatorischen Fächer für alle Schüler umfassen lediglich Mathe matik, Deutsche Sprache, Politik, Sport und den sogenannten Gesamt unterricht 3 ) — Fächer, die in erster Linie der staatsmonopolisti schen Manipulierung dienlich sind, aber der objektiv wachsenden Rolle der Allgemeinbildung, vor allem be dingt durch die wissenschaftlich- technische Revolution, ungenügend Rechnung tragen. Mathematik und Deutsche Sprache werden ent sprechend dem „Modell“ vorrangig unter pragmatischem Aspekt unter richtet. Die restlichen „Pflicht fächer“ dienen ihrer Zielstellung nach vorrangig der politischen Be einflussung der heranwachsenden Generation. Die in ihrer Bedeutung ständig wachsenden naturwissen schaftlichen Fächer fehlen ganz. Außerhalb dieser obligatorischen „Allgemeinbildung“ wird „differen ziert“, d. h. der Hauptteil der Bil dung wird fakultativ nach den Be fähigungen, Interessen, Leistungen und Möglichkeiten der Kinder ver mittelt. Zu den wichtigsten Wahlfächern in der „Oberstufe“ zählen die Na turwissenschaften und Technik, die Sozialwissenschaften, die Fremd sprachen und die künstlerischen Fächer. 4 ) Das Angebot an spe zielleren Kursen, vor allem im na turwissenschaftlich-technischen Be reich, ist somit weit breiter als im bisherigen Gymnasium. Durch die Auflösung der Jahrgangsstufe ist der Schüler nicht mehr an eine be stimmte Zeitdauer des Schul besuches gebunden. „Damit wird die Schulstruktur nicht nur produktiven Phasen spezieller und sich ver ändernder Interessen in diesem Al ter stärker gerecht, sondern kann auch auf die individuelle Lern geschwindigkeit und auf ver schiedene Ansprüche wie Inter essen der Schüler flexibler ein gehen.“ 3 ) Welche Wahlfächer von einem Schüler besucht werden, hängt im wesentlichen von dem Betreffenden selbst ab, von seinen Interessen, Leistungen und Fähigkeiten. Wir wissen aber, daß Fähigkeiten, Begabungen, Interessen und auch Leistungen wesentlich durch die so zialen Bedingungen geprägt wer den, unter denen die Kinder auf wachsen und erzogen werden. Das hat zur Folge, daß vor allem sozial begünstigte Kinder auf Grund ihres Entwicklungsstandes solche Fächer wählen, die ein relativ hohes Ni veau aufweisen, da die Wahlmög lichkeiten nicht nur nach Fächern, sondern auch nach unterschied lichen Niveaustufen geordnet sind. Auf diese Weise ist es für die Kin der der herrschenden Klasse nicht schwer, gerade die „Kurse“ zu be suchen, die den Anforderungen des Gymnasiums gleichkommen, auf Grund der Breite der Möglichkeiten und des damit verbundenen Spe zialisierungsgrades aber weit besser auf die spätere Funktion in der staatsmonopolistischen Gesellschaft vorbereiten können. Der Unterricht nach Wahlfächern in der „differenzierten Gesamt schule“ schafft nicht nur günstige Voraussetzungen für die besondere Förderung der Kinder der herr schenden Klasse, er ermöglicht zu gleich, besondere Fähigkeiten und Begabungen von Kindern aus den unterdrückten Klassen und Schich ten, die in der herkömmlichen Volksschule unbeachtet bleiben, ab zufangen. und zu entwickeln. Für die Bewältigung der wissenschaftlich- technischen Revolution unter im perialistischen Bedingungen reicht das Potential an Kadern und Spe zialisten aus den herrschenden Kreisen nicht mehr aus. Der Im perialismus ist daher gezwungen, die „Begabungsreserven“ aus den Reihen des Volkes zu nutzen. Die „differenzierte Gesamtschule“ bietet hierfür eine günstige Möglichkeit. Dennoch findet die gesamte bil dungspolitische Konzeption der SPD ihre Grundlage in einer stati schen Begabungsauffassung, die von vornherein die Möglichkeit der all- seitigen Bildung und Entwicklung aller Kinder leugnet und vor allem der großen Massen der Kinder des Volkes hohe geistige Begabungen und Fähigkeiten abspricht. Schüler mit schwachen Leistungen werden demgemäß nicht gefördert, sondern lediglich in den entsprechenden Kursen zurückgestuft, womit das Sitzenbleiben zwar formell beseitigt, die schulpolitischen und pädagogi schen Probleme der BRD nicht ge löst werden können. Es ist auch ein Anliegen unserer Schule, die Sitzenbleiber ver schwinden zu lassen, nicht aber durch „Zurückstufen“ der Schüler, sondern durch Emporheben aller, nicht durch Senken des Niveaus, sondern durch Erhöhung der An forderungen. Abgrenzung auch auf bildungs politischem Gebiet Die Funktion der von der SPD- Führung propagierten Differen zierung liegt auf der Hand: Unter dem Anschein der Demokratie wird versucht, das Bildungsprivileg der herrschenden Klasse zu verschleiern und gleichzeitig die für die Erhal tung und Vermehrung des Maximal profits notwendigen „Begabungs reserven“ abzuschöpfen. Damit ver bunden ist eine verstärkte politische Manipulierung, wie sie ihren Aus druck in der Zielsetzung für die „differenzierte Gesamtschule“ im „Modell“ findet: „Der 1 gemeinsame Unterricht für Schüler verschiede ner sozialer Herkunft erlaubt wech selseitige Anregung und Förderung, durch die soziale Schranken auf gehoben werden.“ 6 ) Schließlich verfolgt die SPD-Füh rung die Absicht, ihre Differenzie rungsvorstellungen als „notwendige Erscheinungsformen der modernen Industriegesellschaft“ und als „ideo logiefrei“ auch in die sozialistischen Länder hineinzutragen, um die Fe stigkeit der sozialistischen Einheits schule zu unterwühlen. Das verlangt von unseren Pädagogen und Schul politikern größte Verantwortung und Wachsamkeit. Bei der theoretischen Durch dringung der gesamten Differen- zierunsproblematik muß es bei uns darum gehen, das der sozialistischen Schule entsprechende Verhältnis von Einheitlichkeit und Differen zierung zu bestimmen, wobei alles Streben zur Weiterentwicklung der Oberschule auf der Einheitlichkeit der Ziele und des Inhalts der Bil dung und Erziehung, der Schul struktur, der Organisationsformen und der didaktisch-methodischen Grundkonzeption gerichtet sein muß. Gerade deshalb ist es von größter Bedeutung, auf bildungspolitischem Gebiet und vor allem auch in der Frage der Differenzierung unsere sozialistischen Positionen von den sozialdemokratischen Auffassungen entschieden abzugrenzen und auch hier den Kampf gegen die ideolo gische Diversion zu führen. <) vgl. „Neues Deutschland“ vom 31. 3. 71; S. 4 =) Modell für ein demokratisches Bildungs wesen, Bonn 1969, S. 10 3) Vgl. ebenda, S. 18 f. • Vgl. ebenda, S. 19 f. 5) Ebenda, S. 17 6) Ebenda. S. 13 UZ 21/71, Seite 5
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