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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 17.1973
- Erscheinungsdatum
- 1973
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197300000
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 17.1973
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Band 17.1973
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Er löste eine geistige Umgestaltung aus: Nicolaus Copernicus Aus der Festrede von Prof. Dr. rer. nat. habil. Hans Wußing, Abteilungsleiter am 1 Karl-Sudhoff-Institut der Karl-Marx-Universität, Mitglied des Copernicus-Komitees der DDR und Verfasser einer Copernicus-Biographie, die im Erscheinen begriffen ist Überall auf der Erde, wo sich Engagement für wissenschaftlichen und gesell schaftlichen Fortschritt begegnen, begeht man in diesen Tagen festlich den Ge burtstag von Nicolaus Copernicus, der sich am 19. Februar zum 500. Male jährt. Die überragende Leistung von Copernicus als Astronom, die durch ihn eingeleitete Herausarbeitung der modernen naturwissenschaftlichen Methode, seine Tätigkeit als Humanist, als Arzt und als Berater in ökonomischen Fragen und nicht zuletzt sein entschlossenes Eintreten für die Belange seiner polnischen Heimat im Kampf gegen den aggressiven Deutschritterorden weisen ihn als eine der bedeutendsten Renaissancegestalten aus, deren Wirkung auf die Heraus bildung und Formung des wissenschaftlichen Weltbildes kaum hoch genug ver anschlagt werden kann ... .'..„Es war“, so charakterisierte Friedrich Engels mit wenigen kräf tigen Strichen die Periode der Re naissance, „die größte progressive Umwälzung, die die Menschheit bis dahin erlebt hatte, eine Zeit, die Riesen brauchte und Riesen zeugte, Riesen an Denkkraft, Leidenschaft und Charakter, an Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit.“ Mit dem Blick auf Copernicus und sein Hauptwerk „De revolutionibus" fährt Engels fort: ..Auch die Naturforschung bewegte sich damals mitten in der allgemei nen Revolution und war selbst durch und durch revolutionär, hatte sie sich doch das Recht der Existenz zu er kämpfen. Hand in Hand mit den großen Italienern, von denen die neuere Philosophie datiert, lieferte sie ihre Märtyrer auf den Scheiter haufen und in die Gefängnisse der Inquisition... Copernicus hat sich den Forde rungen der Zeit nicht verschlossen, sondern sich vielmehr in hervorra- gender Weise für das Wohl seiner Heimat eingesetzt. Die aggressive Politik des Deutschritterordens, die auf die Lösung des Lehnsverhält- nisses zum polnischen König und auf die Rückeroberung des Bistums Varmia abzielte, führte 1519/21 zum Kriege. Anfangs erzielten die Or densritter bedeutende militärische Erfolge; Frombork wurde zerstört, der Bischofssitz Lidzbark konnte nur mit größter Mühe gehalten werden. Copernicus suchte — ver gebens allerdings T im diplomati schen Auftrag des Bischofs den Hochmeister zu Verhandlungen zu bewegen. Später leitete Copernicus die Verteidigung der letzten verblie benen Festung Olsztyn mit außer ordentlicher Tatkraft und Umsicht. Nach dem militärischen Sieg über den Ordensstaat, der schließlich mit dem Frieden von Krakow (1525) das inzwischen säkularisierte Herzog tum Preußen endgültig der Lehns- hoheit des polnischen Königs unter stellte, war indessen die innenpoli tische Lage des Bistums Varmia Weiterhin sehr schwierig. Coperni- Cus wirkte in einer halbjährigen kritischen Phase (1523) vor dem Amtsantritt eines neuen Bischofs als Generaladministrator des ge samten Bistums und mahnte bei den Auseinandersetzungen mit den Lutheranern in Varmia zu Konse quenz und zu Toleranz, so daß es nicht zu einer explosiven Lage kam. Copernicus griff mehrfach, dar unter mit mindestens zwei schrift lichen Gutachten (1522, 1528), in die Bemühungen um eine Münzreform ein. Sie weisen Copernicus als einen hervorragenden Kenner der Gesetz mäßigkeiten der frühkapitalistischen Wirtschaftsverhältnisse aus. Er for mulierte — zeitlich noch vor dem Engländer T. Gresham , (1519-1579), dem diese Entdeckung bisher zu geschrieben wurde — das soge nannte Gesetz der schlechten Münze, wonach die schlechten Mün zen mit oem geringeren Edelmetall gehalt die besseren aus dem Um lauf verdrängen und damit die Währungsreform nur bei einheitli cher Festsetzung des Edelmetallge- halt« (nicht des Nominalwertes) in Angriff genommen werden könnte. Der Herrscher sei zwar frei bei der Festsetzung des Nominalwertes der Münze, die wirtschaftlichen Folgen aber seien von seinem Willen unab hängig ... Noch in den dreißiger Jahren, schon im siebenten Lebensjahrzehnt stehend, widmete Copernicus wei terhin einen beträchtlichen Teil sei ner Kraft dem öffentlichen Leben Varmias . . . Problemgeschichtlich und ideen geschichtlich steht Copernicus am Anfang der modernen Astronomie und überhaupt der naturwissen schaftlichen Methode, trotz aller gedanklichen Berührungsmomente mit den naturphilosophischen Dis kussionen am Ausgang des Mittel alters, wie sie uns etwa bei den Pa riser und Oxforder Nominalisten, bei Johannes Buridan (etwa 1300 bis etwa 1358) und in der Impetustheo rie sowie bei Nicolaus von Cues (1401—1404) entgegentreten. Der Ansatzpunkt zur revolutio nären Umgestaltung der Astronomie durch Copernicus lag jedoch viel mehr in dem bereits im 15. Jahr hundert eingeleiteten Aufschwung der Astronomie. Insbesondere hatten die Mathematiker-Astronomen der berühmten sogenannten Wiener Schule Johannes von Gmunden, Georg von Peurbach und Johannes Giomontanus — die Rolle der astrono mischen Beobachtungen wieder her vorgekehrt und damit ein zweites Element der Astronomie gleichbe rechtigt neben das Studium des ptolemäischen „Almagest", das Hauptwerk der ‘antiken Astronomie, stellen können. Deutlicher als je trat so ein Widerspruch zutage, die Ab weichung nämlich zwischen den Beobachtungen der Planeten einer seits und den Berechnungen der Planetenpositionen auf der Grund lage des ptolemäischen Systems an dererseits. Gegen Ende des 15. Jahr hunderts war die Forderung nach einem „neuen Almagest“ schon nicht mehr umstritten. Doch wurde die geozentrische Grundvorstellung nicht in Frage gestellt; sie war durch Anderthalbjahrtausende wäh rende Tradition sanktioniert und war überdies mit dem christlichen Glaubensgrundsatz von der bevor zugten Stellung des Wohnsitzes des Menschen im göttlichen Schöpfungs plan eine scheinbar unauflösliche Verbindung eingegangen. Die Richtung der Astronomie des 15. Jahrhunderts bewegte sich — bei allem Zugeständnis des Wider spruches zwischen Theorie und Be obachtung — - vielmehr auf eine Modifikation. Verbesserung der pto lemäischen Theorie zu. Neueinfü gungen von weiteren Epizykeln und Exzentern erzwangen tatsächlich immer wieder verbesserte Annähe rungen an die Beobachtungen — aber das ganze geometrische Sy stem wurde unüberschaubar kom pliziert. Und noch war das Ende nicht erkennbar. Mit eben diesem Widerspruch sah sich Copernicus in Krakow konfron tiert, bereits beim Studium einer Ptolemaios-Bearbeitung durch Peur bach, vor allem aber in Bologna bei gemeinsamen Beobachtungen mit dem Regiomontan-Schüler Dome nico Novara (1554—1604). Neues astronomisches System: das heliozentrische Copernicus aber ging nicht den Weg der Modifikation des ptolemä ischen geozentrischen Systems. In einem Schritt unerhörter, zunächst gedanklicher Kühnheit stellte er ein gänzlich neues astronomisches Sy stem. das heliozentrische auf. Als Copernicus 1503 in seine Heimat Zurückkehrte, trug er die revolutio- näre Idee zweifellos mit sich. Er hat die Grundbestandteile der helio zentrischen Astronomie während seines Aufenthaltes in Lidzbark, al lerspätestens 1514, schriftlich nie dergelegt; unter der Bezeichnung pCommentariolus" ist das Frühwerk in die Geschichte der Wissenschaf ten eingegangen ... Er blieb jedoch ungedruckt. Im ganzen umfaßt der „Commen- tariolus" nur etwas mehr als drei tausend Worte. Copernicus bezieht sich zu Anfang auf die antiken Pla- netentheorien von Eudoxos, Kallipos und Ptolemaios und stellt fest, daß diese trotz aller Großartigkeit nicht befriedigen önnten. Insbesondere sei das ptolemäische System weitaus zu kompliziert. Er, Copernicus, sei dagegen beim Nachdenken auf eine weit einfachere Lösung gestoßen. „Da ich“, so fährt Copernicus fort, „die Aufgabe anpackte, die recht schwierig und kaum lösbar schien, zeigte sich schließlich, wie es mit weit weniger und viel geeigneteren Mitteln möglich ist, als man vorher ahnte. Man muß nur einige Grund sätze, auch Axiome genannt, zuge stehen. Diese folgen hier der Reihe nach: Erster Satz: Alle Himmelskörper oder Sphären haben nicht einen ge meinsamen Mittelpunkt. Zweiter Satz: Der Erdmittelpunkt ist nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern nur der Schwere und der Mondbahn, Dritter Satz: Alle Bahnen umge ben die Sonne, als stünde sie in aller Mitte, und daher liegt die Weltmitte nahe der Sonne. Vierter Satz: Das Verhältnis der Entfernung Sonne—Erde zum Ab stand des Fixsternhimmels ist klei ner als das vom Erdhalbmesser zur Sonnenentfernung, so daß diese im Verhältnis zum Fixsternhimmel un merklich ist. Fünfter Satz: Alles was an Be wegung am Fixsternhimmel sichtbar wird, ist nicht von sich aus so, son dern von der Erde aus gesehen. Die Erde also dreht sich mit den ihr an- liegenen Elementen in täglicher Be wegung einmal ganz um ihre un veränderlichen Pole. Dabei bleibt der Fixsternhimmel unbeweglich als äußerster Himmel. Sechster Satz: Alles, was uns bei der Sonne an Bewegung sichtbar wird, entsteht nicht durch sie selbst, sondern durch die Erde und die Erdbahn, auf der wir uns um die Sonne bewegen wie jeder an dere Planet. Und so wirken mehrere Bewegungen auf die Erde ein. Siebenter Satz: Was bei den Pla neten als Rückgang und Vorrücken erscheint, ist nicht von sich aus so, sondern von der Erde aus gesehen. Nur aus ihrer Bewegung erklären sich so viele verschiedenartige Er scheinungen am Himmel.“ Diese Thesen bedeuten offensicht lich den vollständigen Bruch mit dem ptolemäischen System und den revolutionären Akt der Aufstellung des heliozentrischen System. Dabei wird.sogar (Thesen 5 und 6) mögli chen (und später wirklich vorge brachten) physikalischen Einwänden entgegengetreten, nach denen bei der Erdbewegung angeblich verheerende Stürme und Überschwemmungen eintreten würden und außerdem eine Fixsternparallaxe beobachtbar sein müßte. Sein Hauptwerk: „De revolutionibus" Die Aufgabe, vor der sich Coper nicus sah, war in doppelter Weise gestellt, als physikalisches und astronomisch-technisches Problem. Zu der Aufstellung eines auf Beob achtungen gestützten physikali schen Modells des Planetensystems trat die Forderung nach Berechen barkeit des Modells mittels entspre chender geometrisch-mathemati scher Ansätze. Aus der Notwendig keit, beide Aspekte miteinander zu verbinden, stieß Copernicus — noch vor G. Galilei und J. Kepler — bis zur Entdeckung der modernen na turwissenschaftlichen Forschungs methode vor... Copernicus hat über Jahrzehnte hinweg hartnäckig das in doppelter Weise gesteckte Ziel verfolgt, ein im Einklang mit den Beobachtungen stehendes, mathematisch berechen bares neues Modell des Planeten systems aufzustellen, das übrigens Man darf annehmen, daß Coper nicus Schritt für Schritt seine Kon zeption des heliozentrischen Sy stems zu einer geschlossenen Dar legung durchgebildet hat. Vermut lich zwischen Ende 1529 und Mitte 1532 hat er, sozusagen in einem Zuge, sein großangelegtes Werk „De revolutionibus“ niedergeschrieben. Dieses Handmanuskript ist erhalten geblieben, befand sich u. a. eine Zeitlang im persönlichen Besitz von J. A. Comenius und wird jetzt, als Geschenk der CSSR nach dem zwei ten Weltkrieg an die VR Polen übergeben, in Krakow aufbewahrt. Es umfaßt rund 420 Seiten und ist sehr schön geschrieben, teilweise mit roter Tinte. Copernicus hat auch noch nach 1532, noch bis 1541, Änderungen an diesem Manuskript vorgenommen, da er es insbesondere im mathema tisch-technischen Teil noch nicht von ihm von vornherein als eine Widerspiegelung der realen Welt (nicht bloß als eine mathematische Hypothese) aufgefaßt wurde. Darüber hinaus hatte er dafür zu sorgen, daß die neue Auffassung beweiskräftig vorgetragen werden konnte, hatte sie sich doch gegen das traditionelle geozentrische Weltbild durchzuset zen, das überdies mit der christli chen Weltanschauung scheinbar un löslich verschmolzen war. Die Zahl der von Copernicus ange stellten (oder wenigstens der nach weisbaren) Beobachtungen ist rela tiv gering. Auch das von ihm be nutzte Instrumentarium war be scheiden. Ausführliche Anstrengungen wid mete Copernicus dagegen der Be reitstellung entsprechenden mathe matischen Werkzeuges. für endgültig hielt. Dies und die deutliche Erkenntnis, daß seine Theorie im offensichtlichen Gegen satz zu allgemein anerkannten Glau benssätzen stehend, Verwicklungen, zumindest aber Spott und Unver ständnis befürchten lassen mußte, hielt Copernicus lange davon zu rück, dem Drängen seiner Freunde Giese und Rhaeticus nachzugeben und in eine Drucklegung einzuwil ligen. Im Winter 1541/42 dürfte Coperni cus erkannt haben, daß er selbst bei abnehmenden körperlichen Kräften sein Hauptwerk nicht mehr zum Druck werde bringen können. Durch Vermittlung von Giese und Rhaeticus gelangte das Manu skript von „De revolutionibus“ in Nürnberg zum Druck ... Das Hauptwerk von Copernicus, „De revolutionibus“, gehört zum unvergänglichen Bestand der Welt literatur und des menschlichen Wissens. Die Nürnberger Erstaus gabe umfaßt etwa 400 Druckseiten und ist in sechs Abschnitte („Bü cher“) eingeteilt... Das Buch I behandelt das Prin zipielle des heliozentrischen Sy stems: Welt und Erde haben Kugel gestalt. Die Bewegungen der Him melskörper sind stetig, kreisförmig oder aus Kreisen zusammengesetzt. Dann werden die Eigenbewegungen der Erde beschrieben: im Kapital 10 findet sich die berühmte eigen händige Zeichnung des heliozentri schen Systems: Auf konzentrischen kreisförmigen Bahnen laufen die Planeten um die Sonne als Mittel punkt. In der Mitte aber von allen steht die Sonne. Denn wer wollte diese Leuchte in diesem wunderschönen Tempel an einen anderen oder bes seren Ort setzen als dorthin, von wo aus sie das Ganze zugleich beleuch ten kann?... So lenkt in der Tat die Sonne, auf dem königlichen Thron sitzend, die sie umkreisende Familie der Gestirne. Auch wird die Erde in keiner Weise um den Dienst des Mondes gebracht, sondern der Mond steht, wie Aristoteles in seinem Werk ,De animalbus’ sagt, mit der Erde im engsten Verwandtschafts verhältnis. Indessen empfängt die Erde von der Sonne und wird schwanger mit jährlicher Geburt. Wir finden also in dieser Anord nung eine bewunderungswürdige Symmetrie der Welt und einen fe sten harmonischen Zusammenhang zwischen der Bewegung und der Größe der Bahnen, wie man ihn auf andere Weise nicht finden kann.“ Das Buch II behandelt Grundla gen der sphärischen Astronomie, den Auf- und Untergang der Sterne am Fixsternhimmel und enthält ferner einen Fixsternkatalog. Das Buch III widmet sich den Fragen der Präzession der Erde. Das Buch IV beschreibt die Bewegung des Mondes. Das Buch V behandelt prinzipielle Fragen der Planetenbe wegung : Beim heliozentrischen Grundansatz kann Copernicus auf die großen Epizykel der Ptole mäischen Theorie verzichten. Jedoch benötigt er, um Übereinstimmung mit den Beobachtungen zu erzwin gen, für jeden Planeten noch einen kleinen Epizykel und außerdem die exzentrische Stellung der Sonne. Für die inneren Planeten muß er sogar noch kompliziertere Annah men machen. (Erst als J. Kepler die Planetenbahnen ellipsenförmig erkannt hatte, konnte auf die Epi zykel verzichtet werden.) Das Buch VI schließlich behandelt in aller Ausführlichkeit die Bewegung der einzelnen Planeten. Dem Aufbau nach hat sich Coper nicus in „De revolutionibus“ eng an die Gliederung des „Almagest“ von Ptolemäus angelehnt, wohl auch, um dem Leser den kritischen Ver gleich zu erleichtern. Doch dem Inhalte nach, hinsichtlich der Ge dankenführung und der Argumenta tion, warf Copernicus die Vorur teile antiken und mittelalterlichen Denkens ab und löste eine .durch greifende geistige Umgestaltung aus. Mit der Publikation von „De revo lutionibus“ begann, wie sich Fried rich Engels ausdrückte, die Eman zipation der Naturforschung von der Theologie. Ein opferreicher Weg Der Weg zur Anerkennung des heliozentrischen Systems der Astro nomie und damit zur Bestätigung des Lebenswerkes von Nicolaus Copernicus war schwer und opfer reich. Der Kampf mußte, über die Beweisführung durch naturwissen schaftliche Forschung hinaus, gegen feudale Klasseninteressen, religiö sen Dogmatismus und Dunkelmän nertum, gegen lastende Traditionen, Dummheit, Voreingenommenheit und Böswilligkeit geführt werden. Die Schicksale von G. Bruno, G. Ga lilei und von R. Descartes stehen für viele. Bis zum Jahre 1835 blie ben alle Schriften, die den Helio zentrismus vertreten, — die Schrif ten von Copernicus, Galilei, Kepler, Newton — auf dem berüchtigten päpstlichen Index der verbotenen Bücher. Auch will ich hier nur er wähnen und nicht im einzelnen schildern jene nationalistischen Ver zerrungen durch die deutsche bür gerliche Copernicus-Historiographie während der Zeit des Imperialismus und Faschismus, die objektiv die politische Aggression des kaiserli chen Deutschland und später Her renrassenwahn und die faschistische Politik der Ausrottung und Unter drückung der polnischen Intelligenz begünstigten. Weltberühmt ist das Exemplar der Nürnberger Erstausgabe von „De revolutionibus“ in der Universi tätsbibliothek der Karl-Marx-Uni versität. Es handelt sich um das Handexemplar von Johannes Kep ler; dort ist von seiner Hand der von Osiander verschuldete Zusatz zum Titel „Corbium Coelestium" ge strichen und das unterschobene Vorwort als von Osiander herrüh rend kenntlich gemacht, in dem ganz gegen die erklärte Absicht von Co pernicus, die heliozentrische Lehre als bloße mathematische Hypothese hingestellt wurde. Nicolaus Copernicus demonstrierte in seiner Zeit die Einheit des Enga gements für wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt; ... In diesem Sinne auch ist die Geschichte des Lebens und Wirkens von Coper nicus und derer, die seinem Werk zur Geltung verhalfen, verpflichten des Erbe. UZ-Literatur- information Neu bei Dietz im Februar Im Februar erscheint im Dietz Verlag ein Sammelband unter dem Titel „Georgi Dimitroff - Kampf und Vermächtnis", der von der Histori kerkommission der DDR und der VR Bulgarien herausgegeben wird. Im gleichen Monat kommt der Band 3 der gesammelten Werke von Rosa Luxemburg heraus. Er um faßt den Zeitraum von Juli 1911 bis Juli 1914. Des weiteren verlegt Dietz den Titel „Grundlagen und Praxis der Wirtschaft der UdSSR“, eine Über setzung aus dem Russischen. Mit „Kapital und Mehrwert“ wird die Reihe der Lehrhefte „Politische Ökonomie des Kapitalismus" fortge setzt. Deutsch-sowjetisches Zahnheilkunde- Lehrbuch Sowjetische Studenten der Zahn heilkunde werden künftig nach ei nem Buch lernen, das Anatomen des Stomatologischen Instituts Moskau und des anatomischen Instituts der Rostocker Universität gemeinsam er arbeiten. Dieses entstehende Anato mie-Lehrwerk für den Bereich der Zahnmedizin zählt zu den jüngsten Vorhaben von Gemeinschaftsveröf fentlichungen beider Partner. Außer dem wird die Herausgabe eines Wörterbuches in mehreren Sprachen vorbereitet, das erstmalig internatio nal gültige Termini auf dem Gebiet der Knochenlehre zusammenfaßt. Handbuch der WHO über Umweltgefahren Ein Handbuch mit dem Titel „Ge sundheitliche Gefahren der mensch lichen Umwelt" ist von der Weltge sundheitsorganisation (WHO) in englischer Sprache herausgegeben worden. Das Buch informiert in vier Teilen kurzgefaßt über alle wichtigen mit dem Umweltschutz zusammen hängenden Fragen. An der Bearbei tung der 33 Kapitel waren 100 Fach leute aus 15 Ländern beteiligt. Der erste Abschnitt ist den Berei chen gewidmet, mit denen der Mensch unmittelbar in Berührung kommt, der Luft, dem Wasser, der Nahrung, dem Boden sowie der be ruflichen und häuslichen Umgebung. Im zweiten Teil werden die chemi schen und physikalischen Gefahren quellen untersucht. Mit Meßverfah ren und Überwachungssystemen be schäftigt sich der dritte Abschnitt des Buches. Im vierten Teil schließlich wird versucht, die praktischen Mög lichkeiten und die in einzelnen Staa ten bestehenden gesetzlichen Vor schriften zur Verhinderung von Um weltschäden, insbesondere bei Luft und Wasser zu erklären. Bücher über Expeditionen und Entdeckungen Eine Buchreihe über die größten geographischen Expeditionen und Entdeckungen des 20. Jahrhunderts wird der Moskauer Verlag „MYSL“ herausbringen. Als erster der geplan ten 20 Bände sind die Erinnerun gen des bekannten Polarforschers Iwan Papanin an die 247tägige Drift der ersten Station „Sewerny Poljus" im Jahre 1937 erschienen. In die Bibliothek über die Expedi tionsreisen werden auch die besten Bücher ausländischer Autoren aufge nommen, wie „Expedition nach Kon- tiki“ und „In 11 000 Meter Tiefe“ von Piccard. Neue Zeitschrift „Asien, Afrika, Lateinamerika" Das erste Heft ist jetzt im Aka demie-Verlag erschienen. Diese Pub likation wird vierteljährlich vom Zen tralen Rat für Asien-, Afrika- und Lateinamerika-Wissenschaften der DDR herausgegeben. Außerdem soll in jedem Jahr ein thematisches Bei heft und ein fremdsprachiges Son derheft angeboten werden. Mit der Herausgabe der neuen, interdisziplinären Zeitschrift soll „vor allem dem Aufschwung des antiim perialistischen Kampfes der Völker dieser Kontinente" Rechnung getra gen werden, betonen die Vorsitzen den des Herausgeberkollegiums, Gerhard Hahn und Lothar Rath mann, in einem Artikel zum Geleit. Die Publikation werde ein „breites Spektrum gesellschaftswissenschaft licher, ökonomischer, juristischer, kul turpolitischer aber auch sprachwis senschaftlicher und altorientalischer Beiträge bieten, sie will ein Forum der Diskussion und des wissenschaft lichen Meinungsstreits sein". Beson ders sollen dabei die Ergebnisse der Sowjetwissenschaft berücksichtigt werden, die bei der Erforschung der gesellschaftlichen Entwicklung in Asein, Afrika und Lateinamerika Pio nierleistungen vollbracht hat. UZ 7/73, Seite 5
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