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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 17.1973
- Erscheinungsdatum
- 1973
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197300000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19730000
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 17.1973
-
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Band 17.1973
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B islang bildete der Indikator einei' Steigerung des gesellschaft lichen Gesamtprodukts pro Kopf der Bevölkerung die gehei ligte Grundlage aller bürgerlichen Wachstumsmodelle. In der Wirt schaftspolitik der imperialistischen Länder war demzufolge die Strate gie des „unbedingten wirtschaftli chen Wachstums“ vorherrschend. Strittig war lediglich die Frage, mit welchen Mitteln diese Konzeption am besten durchzusetzen sei. Unter dem Eindruck der verheeren den Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 konzentrierte sich das Mo nopolkapital primär darauf, das Arsenal der Wachstumspolitik ge gen eine Wiederholung derartiger „Pannen“ einzusetzen. Entsprechende Empfehlungen des englischen Ökono men John Maynard Keynes sahen Vor, dies vorzugsweise mit den Mit teln staatlicher Intervention zu er reichen. Zu ihnen gehören die „ge lenkte Inflation“, das Schaffen einer ..effektiven Nachfrage“ mit Hilfe des Staates, höhere private und öffent liche Investitionen sowie eine ge wisse Umverteilung des National einkommens zur Dämpfung zumin dest der gravierendsten Gesell schaftskonflikte. Diese Wirtschafts politik. verbunden mit einer gestei gerten Aktivität des imperialisti- schen Staates, war aber eher eine „Antikrisenregulierung“. Kehrtwendung zu den „Wachstumsgrenzen" Nach dem zweiten Weltkrieg, unter dem wachsenden Druck des Welt sozialismus und der dem Kapitalis mus aufgezwungenen Verlagerung der Systemauseinandersetzung auf das Feld der Ökonomie, waren ge wisse Korrekturen an der Theorie von Keynes unumgänglich. Die Neo- keynesianer traten für ein stabiles und langfristig konzipiertes Wirt schaftswachstum ein. „Ohne Zweifel hätte die wachstumstheoretische Forschung nicht jenen stürmischen Aufschwung genommen“, gesteht der BRD-Ökonom Gottfried Bom- bach. „wären nicht zwei andere Mo mente hinzugekommen: die Heraus forderung des Ostens und das Pro blem der Entwicklungsländer.“ Und in der Tat erreichten die entwickel ten kapitalistischen Industrieländer in den 50er und 60er Jahren ein für sie bislang beispielloses Tempo des wirtschaftlichen Wachstums. In zu nehmendem Maße kristallisierte sich die Besorgnis des Monopolkapi tals über Möglichkeiten und Tempo seiner Entwicklung in der Diskus sion über die „nationale Wachstums rate“. Dabei galt es, nicht nur die komplizierteren Probleme der Kapi talverwertung unter den Bedingun gen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu bewältigen, sondern auch nach Möglichkeiten eines zeit weisen „Burgfriedens“ mit der Ar beiterklasse Ausschau zu halten. Die Frage, wieviel können die Massen noch ertragen, ohne ihrer Unzufrie denheit einen revolutionären Inhalt zu geben, erlangt wachsende Bri sanz. Heute wird in der kapitalistischen Welt weit weniger über wirtschaft liches Wachstum, sondern vermehrt über die „Grenzen des Wachstums“ gesprochen. Die Kehrtwendung wird perfekt mit der Theorie des „Zero- Growth" oder des,, Null-Wachstums“. Was beinhaltet sie, und wie entstand sie? „Null-Wachstum“ ist gleichzusetzen mit einer negativen Alternative zum realen Wirtschaftswachstum, mit gewollter wirtschaftlicher Stagna tion. Zugunsten „struktureller Ver- »hull-Uachskum« oder: Eine Verlegenheitstheorie des Imperialismus Von Doz. Dr. Karl-Heinz Uhlig, Sektion Marxismus-Leninismus besserungen" in Wirtschaft und Ge sellschaft müsse das wirtschaftliche Wachstum gestoppt, zumindest aber erheblich verlangsamt werden. So jedenfalls lautet die Hauptforderung des 1971 in den USA erschienenen Buches „The limits to growth“ (Die Grenzen des Wachstums). Verant wortlich für diesen Ökonomie-„Best seller“ zeichnet das renommierte „Massachussets Institute of Techno logy“. Seine mehrjährigen For schungsergebnisse untermauert es mit höchst komplizierten Computer- Berechnungen. Nicht nur beiläufig ist der Auftraggeber von Interesse. Es ist der 1968 gegründete und un längst mit dem alljährlich vergebe nen Preis des Börsenvereins des westdeutschen Buchhandels deko rierte „Club of Rome“, Ihm gehören Top-Manager und andere Spitzen vertreter der staatsmonopolistischen Hierarchie an. Gemäß der Heils- lehre dieses illustren Vereins, des verlangsamten Wirtschaftswachs tums als letztem Mittel zur Erhal tung des ökologischen Gleichge wichts, kommt der Hochschul-Com puter „programmierungsgemäß“ zu seiner Aussage. Sie lautet : Eine jährliche Zunahme der Welt-Indu strieproduktion von sieben Prozent führe schon Anfang des 21. Jahr hunderts zum Untergang der Zivili sation, und zwar infolge totaler Zer störung der Umwelt. Das amerika nische Nachrichtenmagazin „Time“ definiert daraufhin das „beschei dene“ Ziel des Buches. Es beabsich tige, eine „kopernikanische Revolu tion im Bewußtsein“ zu vollbrin gen. Hohes Wachstums tempo - sozialer Fortschritt Wie reagiert das in seiner Profit erwartung höchst betroffene Mono polkapital auf diese Schocktheorie der „Anti-Wachstums-Strategen“ ? Erstaunlicherweise mit einiger Gelas senheit. Ja, einige seiner Vertreter machen sich sogar zu ihrem Fürspre cher. Sicco Mansholt, bekannt ge worden als Theoretiker. Mitbegrün der und Exekutor der „Europäischen Gemeinschaft“ (bisher EWG) sowie als Urheber des Planes vom „grünen Europa“, hält die Herstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur als „Gebot der Stunde“. Europa müsse deshalb beispielge bend im „Null-Wachstum“ sein. Es steht außer Zweifel und bedarf deshalb hier keiner weiteren Erörte rung, daß die ökologischen Probleme heute globalen Charakter angenom men haben und deshalb von allen Ländern dieser Erde sehr ernst zu nehmen sind. Kann aber ein rigoro ser Wachstumsstop die damit ver bundenen Menschheitsprobleme lö sen? Ist die DDR etwa falsch „pro- EINE HALBE GALLONE TRINKWASSER kostet in Los Angeles, der Stadt mit der größten Luftverschmutzung in den USA, 10 Cents! Foto: ADN-ZB/Schäfer grammiert". wenn sie im Verlaufe der letzten zehn Jahre das Wirt schaftswachstum der BRD beispiels weise um etwa die Hälfte übertrof fen hat? Im Interview des „ND“ mit Genos sen Honecker zu Beginn der Partei- Wahlen wird gefragt, inwieweit die hochgesteckten Ziele unserer Gesell schaft durch ein anhaltendes konti nuierliches Wirtschaftswachstum ab gesichert sind. In seiner Antwort verweist der Erste Sekretär des Zen tralkomitees unserer Partei darauf, daß es uns bis Ende September 1973 gelungen ist, ein recht beträchtliches und überplanmäßiges Wachstums tempo der industriellen Warenpro duktion von etwa acht Prozent zu erreichen. Allein dies ist die ma terielle Grundlage, um Zielsetzun gen wie die verbesserte medizinische Betreuung unserer Bevölkerung und die von der 10. ZK-Tagung vorge zeichneten Konturen zur Lösung der Wohnungsfragen bis 1990 zu realisie ren. Abgesehen davon, daß der Weg zur Erhaltung der Umwelt nicht über eine Einschränkung des Wirtschafts wachstums führt, sondern über eine planmäßige Berücksichtigung der mit ihm verbundenen Umweltpro- bleme, entbehrt ein Einfrieren des Wachstums jeglicher Logik der bis herigen menschlichen Entwicklungs geschichte — auch der des Kapitalis mus. Dies weiß man natürlich auch in den Ländern des Kapitals, und dies erklärt auch die bislang ausge bliebene Berücksichtigung des Anti- Wachstums in der realen Wirt schaftspolitik. Trotzdem ist die Theorie des „Zero-Growth“ eine dem Monopolkapital nicht unwillkom mene Gelegenheit, um von den Grundkonflikten des heutigen Im perialismus abzulenken. Die Zerstö rung des ökologischen Gleichge wichts hat in den Industrieländern des Westens ein bedrohliches Aus maß erreicht. Reaktionen der herr schenden Kreise sind deshalb un umgänglich. Tatsächliche Schritte zur Verbesserung der durch Profit sucht und Anarchie rapide ver schlechterten Umwelt müssen ein geleitet werden. Sie erfordern aller dings beträchtliche Aufwendungen und damit zugleich erhebliche Ab striche vom Profit. Deshalb glaubt man. mit dem utopischen Programm einer „ökologischen Gesellschaft“, der neuesten von dutzendweise ange botenen bürgerlichen Gesellschafts theorien. ein zusätzliches Ventil für die massierten Forderungen, der Werktätigen nach Zügelung der durch hemmungslose Profitsucht hervorgerufenen Umweltprobleme gefunden zu haben. Das Rezept ist recht einfach. Man verteufele Wissenschaft und Tech nik, wissenschaftlich-technischen Fortschritt im allgemeinen und wis senschaftlich-technische Revolution im besonderen, und schon ist ein Sündenbock für die gravierenden Fehlentwicklungen des gegenwärti gen Kapitalismus gefunden. Zu nehmende Umweltverschmutzung, rapide Verschlechterung der Lebens bedingungen der Menschen, ja selbst soziale und ökonomische Deforma tionserscheinungen wie grenzenlose Konsumentenmanipulierung, parasi tärer Reklameaufwand und galop pierende Inflation seien nicht Aus fluß der Gesetze dieser Produk tionsweise, sondern der wirtschaft lichen und technischen Entwicklung. Also müsse man dem Wirtschafts wachstum an die Gurgel. Erste Zeitzünder für diese neueste bürgerliche Wirtschaftsphilosophie legten bereits vor Jahren die ameri kanischen Ökonomen J. K. Gal braith und E. J. Mishan. Sie forder ten ein gebremstes und auf vielen Gebieten abgestopptes Wirtschafts wachstum und hatten dabei vor al lem den bedrohlichen Konflikt zwi schen Wachstum und Geldwertstabi lität im Auge, mit dem das Kapital seit längerem konfrontiert ist. Die Dialektik der Entwicklung des heuti gen Kapitalismus ist eben derart, daß der Profitmechanismus zeit weise ..Lösungsversuche“ seiner öko nomischen, sozialen und politischen Antagonismen immer wieder zu nichte macht und stets neue, tiefere Widersprüche hervorbringt. Unbe dingtes Wirtschaftswachstum als Ausdruck einer vom Kapitalismus zeitweise angetretenen Flucht nach vorn geht einher mit immer schnel lerem Tempo der Inflation, der Dauerkrankheit des Imperialismus. Von 1965 bis 1968 stiegen in der BRD die Verbraucherpreise um sechs Prozent, in Japan um fünfzehn Prozent. Im Zeitraum von 1970 bis Mitte 1973 aber betrug die Preisstei gerungsrate in der BRD bereits 19 Prozent, in Japan sogar 22 Pro zent. Unsicherheit statt Vertrauen Dieses hohe Inflationstempo hat vielfältige Ursachen. Die entschei dendste aber liegt zweifellos darin, daß die staatsmonopolistische For cierung des Wirtschaftswachstums das Anwachsen der Elemente der Anarchie und der Labilität unge mein beschleunigt. „An die Stelle des Vertrauens in das Wirtschafts wachstum ist ein Gefühl der Unsi cherheit angesichts der Perspektive, die das Wachstum bietet, getreten“, wird in einer 1971 in Paris erschie nenen Studie der OECD (Organisa- tion für wirtschaftliche Zusammen arbeit und Entwicklung) erklärt. Soweit sich die bürgerliche poli tische Ökonomie in die Diskussion über den Wachstums-Stopp einge schaltet hat, verdeutlicht sie nur die tiefe Krise, in der sie sich mit ihrem Übergang auf Defensivpositionen be findet. Angesichts ihres einge schränkten Aktionsradius scheut die imperialistische Ideologie auch da vor nicht zurück, die ökologischen Probleme zu einer Schaubühne der Klassenauseinandersetzung im Welt maßstab zu machen und mit Pseudo- Theorien wie der des „Null-Wachs- tums“ ihre vermeintliche Konstruk tivität unter Beweis zu stellen. Das einst-von Lord Keynes beschwo rene „magische Dreieck“ von ange messenem Wirtschaftswachstum. Geldwertstabilität und Vollbeschäf tigung, durch die Einbeziehung des außenwirtschaftlichen Gleichge wichts zu einem „magischen Viereck“ umgeformt, sitzt dem heutigen Ka pitalismus mit eiserner Faust im Nacken. Mangels der Möglichkeit einer Generallösung, die nur Sozia lismus heißen könnte, flickschustert man gegenwärtig an der Säule des Wirtschaftswachstums. In diesem Lichte gesehen, liegt es nahe, die Ge burt der Anti-Wachstums-Theorie unter einem weiteren Aspekt zu se hen: als Verlegenheitstheorie eines mit den Mitteln des Wirtschafts wachstums nicht mehr regenera tionsfähigen Wirtschafts- und Ge sellschaftssystems. Aus der Rede Fidel Castros, Erster Sekretär des Zentral komitees der KP Kubas und Premierminister der Revolutionären Regierung Kubas, auf dem Platz der Revolution „Jose Marti“ am 28. September 1973 über den heldenhaften Tod Salvador Allendes „Ich werde nicht einen Schritt zurück tun!" Ins Deutsch übertragen von Doz. Dr. M. Zeuske, Sektion Geschichte Wenn Genossin Beatrice Allende da mals im Monedapalast umgekom men wäre, hätte die hier versam melte Million Menschen wie auch die internationale öffentliche Mei nung keine Gelegenheit gehabt, alle jene Gesten, Besorgnisse und Be unruhigungen kennenzulernen, vor allem die Beunruhigung um die Einheit der revolutionären Kräfte, jenen Aufruf zur Einheit, jene Ge fühle und jenen unbeugsamen Wil len, bis zum Sterben zu kämpfen, den Präsident Allende bei der Ver teidigung seiner gerechten Sache bewies. Durch sie haben wir erfahren, wie das Auftreten und die Geisteshal tung Präsident Allendes an diesem Tag waren. Wir werden vor allem den Charakter eines Kämpfers und Soldaten der Revolution in Präsi dent Allende am 11. September be rühren ... Am Morgen des 11. September, 6.20 Uhr, erhält Präsident Allende einen telefonischen Anruf in sei nem Wohnsitz in der Tomas Moro, in dem er informiert wird über die Entwicklung des Militärstaats streichs. Sofort setzt er die Männer seiner Leibgarde in Alarmzustand und entschließt sich, zum Moneda- Palast zu fahren, um dort auf sei nem Präsidentenposten die Regie rung der Unidad Populär zu vertei digen. Ihn begleitet eine Leibwache von 23 bewaffneten Männern mit ebensoviel automatischen Geweh ren, zwei Maschinengewehren des Kalibers 30 und drei Bazockas. die sich mit dem Präsidenten in vier Automobilen und einem kleinen Lastwagen zum Präsidentenpalast begibt, wo sie 7.30 Uhr eintreffen. Der Präsident, der seine automa tische Waffe bei sich führt und von seiner Leibwache begleitet wird, be tritt die Moneda durch den Hauptein gang. Zu dieser Stunde ist die ge wöhnliche Wache, die aus Carabine- ros besteht, normal auf ihrem Posten. Schon im Innern des Pa lastes, versammelt er sich mit den ihn begleitenden Männern, infor miert sie über die Schwierigkeit der Situation und über seine Entschei dung, bis zum Tode zu kämpfen, um die verfassungsmäßige, legitime Volksregierung Chiles gegen den faschistischen Putsch zu verteidigen. Er prüft die verfügbaren Verteidi gungsmittel und erteilt die ersten Instruktionen zur Verteidigung des Palastes. Sieben Mitglieder des Sicherheitskorps treffen etwas spä ter ein, um sich den Verteidigern anzuschließen. Die Posten der Ca rabineros halten sich inzwischen auf ihren Plätzen, und einige tref fen Maßnahmen zur Verteidigung des Gebäudes. Eine kleine Gruppe der persönlichen Leibwache be wacht den Eingang zu den Präsiden tenräumen mit dem Auftrag, keinem bewaffneten Militärangehörigen UZ-Forkekzung Zutritt zu gestatten, um einen mög lichen Verrat zu verhindern. Im Zeitraum einer Stunde wendet sich Präsident Allende dreimal über das Radio an das Volk und drückt dabei seine Entschlossenheit zum Widerstand aus. 8.15 Uhr ist gerade vorbei, da for dert die faschistische Junta den Präsidenten durch noch bestehende Verbindungen zum Palast auf. sich zu ergeben und auf seinen Posten zu verzichten,, indem sie ihm zu gleich einen Lufttransporter an bietet, um das Land in Ge meinschaft seiner Familienangehö rigen und Mitarbeiter zu verlassen. Der Präsident antwortet ihnen, daß sie als verräterische Generale un fähig seien. Menschen mit Ehre zu begreifen und weist ihr Ultimatum entrüstet zurück. Er hält in seinen Räumen eine kurze Versammlung mit mehreren hohen Offizieren des Carabinerokorps ab, die zum Palast gekommen waren, die aber ihre Pflicht zur Verteidigung der Re gierung feige ablehnten. Der Prä sident antwortet ihnen in sehr har tem Ton und entläßt sie mit Ver achtung, indem er sie auffordert, den Palast sofort zu verlassen. Zum Zeitpunkt dieser Versammlung kamen auch die drei Militäradjutan- ten des Präsidenten. Der Präsident äußerte ihnen gegenüber, es sei nicht die geeignete Zeit, auf Unifor mierte zu vertrauen und bat sie, sich aus der Moneda zurückzuziehen. Nichtsdestoweniger verabschiedete er sich mit Zuneigung und Wärme von Major Sänchez. der ihm wäh rend mehrerer Jahre ein sehr fähi ger Luftwaffenadjudant war. Wenige Minuten, nachdem sich die Offiziere zurückgezogen hatten, instruierte der kommandoführende Leutnant der Carabinero-Einheit des Präsi dentenpalastes — offenbar Befehle seiner Vorgesetzten erfüllend — einen Carabinero, den Mitgliedern der Einheit den Befehl zum Rückzug zu geben. Und diese Carabineros beginnen so fort, die Moneda zu verlassen und nehmen auch einen Teil ihrer Be waffnung mit. Das gleiche tun auch die gepanzerten Fahrzeuge der Carabineros, die bis zu diesem Mo ment sich auf Verteidigungsposten des Palastes befanden. Als sie über die Haupttreppe zu rückgeht. schon ganz nahe dem Hauptausgang, wendet eine Gruppe von zehn Carabineros ihre Ge wehre und versucht, auf den Prä sidenten zu schießen, wird aber vom Personal der Leibwache ener gisch zurückgeschlagen. Das waren die ersten Schüsse, die zwischen Verteidigern und Putschisten ge wechselt werden. Während dieser Ereignisse treffen im Palast zahl reiche Minister. Stellvertreter. Ge hilfen, die Töchter des Präsidenten, Beatrice und Isabell, und andere Kämpfer der Unidad Populär ein. die zum Palast kommen, um wäh rend dieser kritischen Stunden an der Seite des Präsidenten zu sein. (Fortsetzung folgt) RGW-Länder Fakten ■ Zahlen Von Jahr zu Jahr wächst der Anteil der RGW-Länder an der industriellen Weltproduktion. Entfielen 1937 auf das Territo rium der heutigen RGW-Staaten, nur 15 Prozent und 1950 etwa ein Sechstel der industriellen Welt produktion. so waren es 1969 schon 28 Prozent und 1971 etwa 34.5 Prozent. Das Volumen der Industriepro duktion der RGW-Länder stieg von 1951 bis 1970 auf das 6,8- fache, das der EWG-Länder er höhte sich lediglich auf das 3,8- fache. Im Kommunique über die XXVII. Tagung der RGW wird festgestellt, daß die Zuwachsrate der industriellen Produktion in den Mitgliedsländern des RGW in den letzten zwei Jahren insge samt über 15 Prozent betrug; in den entwickelten kapitalistischen Ländern waren es nur 8,8 Pro zent. Noch deutlicher wird der öko nomische Vormarsch des Sozialis mus bei einer regionalen Be trachtung in Europa, wo die so zialistischen Staaten in den 60er Jahren im Umfang der Industrie produktion die kapitalistischen Staaten überflügelten und im Übergang zu den 70er Jahren schon nahezu 60 Prozent des In- dustriepotentials des Kontinents stellten. Abfallprodukte nutzbar gemacht Baku (ADN). Über dem Kau tschukwerk von Sumgait nord westlich von Baku, dem größten Chemiebetrieb in der Aserbai dshanischen SSR, sind die dicken schwarzweißen Rauchschwaden verschwunden. Das im Produk tionsprozeß als Abgas anfallende Methan, das bisher die Luft ver schmutzte, wird durch ein beson deres Rohrleitungssystem dem städtischen Wärmekraftwerk zu* geleitet, wo es als Brennstoff verwendet wird. Feuilleton Wen wundert’s? Mit dem Auftrag, eine Wandzei tung zum Thema „Tage der so wjetischen Wissenschaft und Technik“ zu fotografieren, ging ich vor einiger Zeit in das Ge bäude der Sektion Chemie in der Liebigstraße. Um es vorweg zu nehmen, daß ich die bewußte Wandzeitung nicht finden konnte, lag an einer falschen Angabe des Termins. Ich war ein paar Tage zu früh gekommen. Daß mein Weg trotzdem nicht umsonst war, hat keinen erfreulichen Grund . .. Da ich meinen Auftrag unbedingt erledigen wollte, ließ ich mich nicht gleich entmutigen. Ich lief treppauf, treppab, besah mir jede Wandzeitung, war dann auch im Mathematischen Institut in der Talstraße, da die Sektion Chemie auch hier einige Räume belegt hat. In beiden Gebäuden sah ich interessant gestaltete Wandzei tungen und wunderte mich, war um ich nicht wenigstens ein- m a 1 einen Institutsmitarbeiter vor einer solchen stehen sah. Beim näheren Betrachten der Wandzeitungen fand ich des Rätsels Lösung. Beispiel Nummer ein: Ein Plakat „Studentenanrecht“ mit Veran staltungsterminen vom 31. 10. 72 bis 12. 5. 73 (!) und ein Plakat ..Veranstaltungsreihe Podium“ mit Terminen vom 11. 1. 73 bis 29. 3. 73 (1). Beispiel Nummer eins: Ein Plakat Schaukasten der Firma „Allge meiner Buch- und Zeitschriften vertrieb Walter Körner“, völlig leer, mit dem vielversprechen den Spruch dekoriert ..Neue Aus gestaltung dieses Schaukastens erfolgt vor Semesterbeginn“. Da man sich nicht festgelegt hat, vor welchem Semesterbeginn, stimmt der Spruch immer, der Stein der Weisen wurde damit gefunden. Beispiel Nummer drei: Eine Wandzeitung der GO „Gerhard Harig“ zum Thema „Unser Weg beim Kampf um den Titel .So zialistisches Studentenkollektiv'“. Beispiel Nummer zwei folgend, sind alle Berichte völlig zeitlos gehalten, so daß auch diese Wandzeitung über Jahre einsetz bar ist! Beispiel Nummer vier: Wandzei tung der GST-Grundeinheit der Sektion Chemie. Ein Aufruf zur Beteiligung am Schießfernwett kampf. dessen Erlös der Finanzie rung der X. Weltfestsniele dienen soll. Freunde! Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Die X. sind vorbei. Schade, daß durch solch ver jährte Exemplare auch von ak tuellen Wandzeitungen kaum No tiz genommen wird. Wen wun dert’s. Wolfgang Swietek
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