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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 17.1973
- Erscheinungsdatum
- 1973
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197300000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19730000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19730000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 17.1973
-
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Band 17.1973
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UZ 8. November 1973 Agitation und Propaganda 5 niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiniiiniiiiiiniin Uor die fovemberrevolution eine proletatische Revolution? Die deutsche Novemberrevolution (3. 11. 1918 bis 19. 1. 1919) gehört zu jenen historischen Ereignissen, die noch Jahre und Jahrzehnte danach die Gemüter von Politikern, Histori kern und historisch interessierten Journalisten bewegten und bewegen. Diese Tatsache resultiert daraus, daß Verlauf und Ergebnisse der Novem berrevolution der deutschen Ge schichte, der europäischen Ge schichte, der deutschen und inter nationalen Arbeiterbewegung nicht nur in der Weimarer Republik, son dern auch in den folgenden Jahren bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und schließlich auch der Geschichte der DDR sowie - auf an dere Weise — der Geschichte der BRD ihren Stempel aufdrückten. Die Novemberrevolution förderte darüber hinaus den revolutionären Auf schwung in Europa und half Sowjet rußland, seine Errungenschaften zu verteidigen. Der Charakter der No vemberrevolution, ihre Ursachen und die Rolle der verschiedenen sozialen Kräfte und ihrer Führer sind bis in die unmittelbare Gegenwart hinein von Funktionären der Arbeiterbewegung und Historikern unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert worden. In der anläßlich des 40. Jahrestages der Novemberrevolution in der „Zeit schrift für Geschichtswissenschaft" geführten Diskussion über den Cha rakter der Novemberrevolution ge langten Historiker der DDR zu dem Ergebnis, daß die Novemberrevolu tion eine unvollendete bürgerlich demokratische Revolution gewesen sei, die im gewissen Umfang mit pro letarischen Mitteln und Methoden ge führt worden ist. Es ist aufschluß reich, daß bereits in den ersten Jah ren der Weimarer Republik in der Zeitschrift „Die Kommunistische In ternationale“ Ansichten vertreten worden sind, die an diese Einschät zung heranreichen. Die Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale" veröffentlichte In den ersten fünf Jahren ihres Bestehens — den Jahren, die für die deutsche Geschichte als revolutionäre Nach kriegskrise bezeichnet werden — meh rere Artikel, in denen Funktionäre der Kommunistischen Internationale und vor allem der KPD eine Wertung der Novemberrevolution vornehmen. Das geschieht verständlicherweise nicht unter dem Gesichtspunkt, eine um fassende und abgewogene historische Einschätzung der Novemberrevolution treffen zu wollen, sondern ist dem An liegen, die Strategie sund Taktik der Kommunistischen Internationale oder der KPD zu erläutern, im engeren Sinne ausschließlich untergeordnet. Man kehrt zum Verlauf und zu den Ergebnissen der Novemberrevolution zurück, um die einzuschlagende Stra tegie und Taktik zu begründen. Es sind vor allem drei Aufsätze, die eine gründliche Analyse verdienen: die Beiträge „Die russische und die deutsche Revolution“ aus dem Jahre 1919)1, „über kommunistische Taktik" (1920)2 sowie der Artikel „Die poli tische Lage in Deutschland“ (1921)3. Das sichtbarste Ergebnis der Novem berrevolution ist für den Verfasser des 1920 erschienenen Beitrages die Er- kämpfung der bürgerlichen Demokra tie, die er an einer Stelle verächtlich als „kümmerlichen Spätherbsttrieb der Demokratie“ 4 bezeichnet. Bei der Behandlung der Parlamentsfrage kommt er zu der Erkenntnis, „daß es ja gerade die Novemberrevolution war, die für die mitteleuropäischen Länder erst die bürgerliche Demokra tie nach westlichem Muster geschaf fen hat. In staatsrechtlich formaler Hinsicht hat erst die November revolution die bürgerlich-konstitutio nellen Niveauunterschiede zwischen Mittel- und Westeuropa ausgeglie- chen. Im übrigen aber ist der Vor sprung Mitteleuropas gegenüber Westeuropa in bezug auf das eigent liche Thema der sozialen Revolution, die selbständige Aktion des Prole tariats, minimal. Der Unterschied ist also fiktiV. Er beruht auf einer gro tesken Verkennung und Überschät zung der Reichweite des revolutio nären Anlaufs der ersten Revolutions monate in Deutschland".’ Wenn die Novemberrevolution aber lediglich das Ergebnis zeitigte, daß Deutschland aus einer Monarchie zu einer bürgerlichen Republik wurde, daß sie dazu führte, daß Deutschland annähernd die gleiche Staatsform er hielt, die England und Frankreich im Gefolge bürgerlicher Revolutionen er reicht hatten und wenn das „eigent liche Thema", der Kampf der Arbeiter klasse um die proletarische Diktatur kaum anklang, dann war die No vemberrevolution auch keine prole tarische Revolution. Der sowjetische Historiker J. S. Drab- kin hat in seinem Standardwerk „Die Novemberrevolution 1918 in Deutsch land“ darauf aufmerksam gemacht, daß W. I. Lenin der erste gewesen ist, der auf die Berechtigung einer anderen historischen Parallele als der Parallele Oktoberrevolution - Novem berrevolution hingewiesen hat. Kaum seien in Rußland die ersten Nach richten über die deutsche Revolution eingetroffen, habe Lenin gesagt, daß die Deutschen augenscheinlich noch ihren Februar und nicht den Oktober hätten. Bald darauf habe auch Karl Liebknecht festgestellt: „Zwischen der bisherigen politischen Form und dem bisherigen sozialen Inhalt der deut schen Revolution klafft ein Wider spruch . . . Ihre politische Form ist die einer proletarischen Aktion, ihr so zialer Inhalt der einer bürgerlichen Reform." 6 W. I. Lenin schreibt in „Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokra tischen Revolution": „Das Proletariat muß die demokratische Umwälzung zu Ende führen, indem es die Masse der Bauernschaft an sich heranzieht, um den Widerstand des Absolutismus mit Gewalt zu brechen und die schwankende Haltung der Bourgeoi sie zu paralysieren."' Damit charak terisiert er die proletarische Tak tik in der bürgerlich-demokratischen Revolution unter den Bedingungen des Imperialismus. Aus dem 1919 erschienenen Artikel ist folgender Satz überlegenswert: „Als endlich nach dem militärischen Zu sammenbruch Deutschlands Arbeiter und Soldaten unter stillschweigender Zustimmung und passiver Duldung der Bourgeoisie sich in Bewegung setzten, war ihr erstes Wort: Arbeiter und Soldatenräte!" 8 Stillschweigende Zustimmung und passive Duldung - wenn sie auch nicht als Ergebnis proletarischer Tak tik, sondern als spontanes Resultat zustandegekommen ist — bedeutet aber nichts anderes als Paralyse einer schwankenden Haltung. Diese Gedanken berühren sich mit Überlegungen aus dem Jahre 1921. Die Ausgangsthese ist die, daß der Novemberrevolution ein zwiespältiger Charakter eigen gewesen sei: „Sie ist keineswegs ein ununterbrochenes Crescendo des Proletariats und ein Decrescendo der Bourgeoisie. Beide sind ursprünglich als subjektive Fak toren — und nicht etwa die Bour geoisie nur als Objekt — in die No vemberrevolution eingetreten. Auch die Bourgeoisie verfolgte in der No vemberrevolution positive Ziele. Aus diesem Grund kann man die Frage, ob die Novemberrevolution eine Re volution überhaupt gewesen sei, dann verneinen, wenn man Revolution im engsten proletarischen Sinne ver steht. Die Novemberrevolution war weder eine rein proletarische Bewe gung in bezug auf die mitbeteiligten Kräfte, noch in bezug auf die von ihr verfolgten Ziele. Die Bewegung trug vielmehr durchäus dieZüge aller führenden revoltitionären Bewegun gen (Der Verfasser meint offensicht lich diejenigen, in denen das Prole tariat auf die eine oder andere Weise wirkte. G. K.): daß in allen bewegten und bewegenden Kräften das Prole tariat in den Zielen die Bour geoisie überragt." 9 Daraus ist ersichtlich, daß auch 1921 die Ansicht vertreten wurde, die No vemberrevolution sei dazu berufen ge wesen, die bürgerliche Revolution in Deutschland zu vollenden. Das Pro letariat habe - und das ist nicht richtig — keine andere Funktion ge habt, als in vorausgegangenen bür gerlichen Revolutionen. Von Gedan ken, die denen Lenins aus „Zwei Tak tiken..." nahe kommen, ist nichts zu spüren. Welche „positiven Ziele" habe die Bourgeoisie verfolgt? Der Verfasser meint, daß die Novemberrevolution „das Sündenbekenntnis der deut schen Bourgeoisie und die Begrün dung ihres Anspruches auf Eingang in das himmlische Reich des Völker bundes" 16 gewesen sei. Diese Sünde sei die Verbindung mit den Hohen- zollern gewesen. Er geht sogar so weit, daß er in der Verbindung zwi schen Bourgeoisie und Junkertum die Ursache der Niederlage des deut schen Imperialismus im ersten Welt krieg sieht. Die Bourgeoisie habe die politische Führung in die Hände der agrarischen Junkerklasse gelegt, „die so hochkapitalistische Politik führte mit politischen Mitteln des Mittel alters und der beginnenden Neuzeit, mit Bismarckschen und vorbismarck- schen Methoden“. Diese Methoden seien denen der französischen, ame rikanischen und englischen vollent wickelten Bourgeoisie nicht gewach sen gewesen. Die deutsche Bourgeoi sie sei letzten Endes demzufolge an der Halbheit und Unentschiedenheit der Revolution von 1848 gescheitert. Also mußte die Revolution von 1848 nachgeholt werden: „Es war also hier in Deutschland kein anderes Pro blem, als es in Rußland im Frühjahr 1917 war: Vollendung der bürger lichen Revolution." 11 Sieht man davon ab, daß in bezug auf das Verhältnis von Junkertum und Bourgeoisie die Proportionen ver schoben werden, denn es hat den Anschein, daß die imperialistische Bourgeoisie vom Verfasser aufgewer tet wird, weil er übersieht, daß die Ursachen der Niederlage weniger in der Unfähigkeit des Junkertums bzw. einzelner Vertreter dieser Klasse als in dem umfangreichen Annexions programm und den entfesselten Ex pansionsbestrebungen des deutschen Imperialismus lagen, so ist der Schlußgedanke soweit richtig. Daß es darauf angekommen wäre, die Re volution weiterzuführen, zur prole tarischen Revolution überzugehen, wird von ihm jedoch nicht erkannt. Nicht zustimmen kann man der These des Verfassers über die — wie er schreibt — „proletarische Teilströ mung": „Das Proletariat in seinen Massen war... in der November revolution mit der Rolle zufrieden, die es in allen bürgerlichen Revolutionen gespielt hat." 12 Das ist von der Seite des objektiven Faktors her gesehen überhaupt nicht richtig und von der des subjektiven Faktors her zu ein seitig und zu undifferenziert. Der Verfasser leugnet, daß das Er gebnis der Novemberrevolution eine bürgerliche Republik gewesen sei. Seiner Meinung nach gehöre zu einer bürgerlichen Republik „das ganze Siegesbewußtsein, die ganze Kraft und der ganze Wille einer Klasse, die im Aufsteigen ist". Diese Eigenschaften könne die Bourgoisie heute nicht mehr entwickeln, da sie eine abster bende Klasse sei 1 ’ 1 . Er geht mit anachronistischen Vorstellungen an die Kategorie „bürgerliche Republik" heran. Seine diesbezüglichen Ideale ließen sich unter imperialistischen Be dingungen infolge der von ihm selbst genannten Gründe nicht verwirk lichen. Günter Katsch 1) Die Kommunistische Internationale, Nr. 3/1919, S. 35 ff. 2) Ebenda. Nr. 4/5-1920, S. 19 ff. 3) Ebenda, Nr. 14/1921. S. 114 ff. 4) Ebenda, Nr. 4/5-1920. S. 35 5) Ebenda, S. 40 6) J. S. Drabkin, Die Novemberrevolu tion 1918 in Deutschland, Berlin 1968, S. 18 7) W. I. Lenin, Werke, Bd. 9, Berlin 1966, S. 90 8) Die Kommunistische Internationale, Nr. 3/1919 S. 36 9) Ebenda. Nr. 14/1921, S. 114 10) Ebenda 11) Ebenda. S. 115 12) Ebenda, S. 116 13) Ebenda, S. 117 Die Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale" in den Jahren 1919 bis 1923 über den Charakter der Novemberrevolution Dokumentation: Die Novemberrevolution in der Presse der KPD 1919-1928 „Wie ein Komet, erstickend und er hebend zugleich, die Geister des schauenden Geschlechts bannend, zieht sie dahin. Sie ist so folgerich tig wie ein mathematischer Lehr satz, so erschütternd wie ein Shakespearesches Drama, so berük- kend wie Musik, die Seelen ge winnt, und so gewaltig wie das brandende Meer, das Damm und Felsen zerschlägt. Unverrückbar ging sie ihren Weg — vom ersten Tage an .. „Die Rote Fahne“, Nr. 48, 12. 4. 1919 „Die deutsche Revolution lehrt, daß die politische Macht nicht erobert werden kann mit einigen Kavalle rieattacken, sondern daß diese Auf gabe in Deutschland das Proletariat in einer langen Periode gigantischer sozialer Kämpfe mit der Bourgeoi sie zwingt...“. „Die Rote Fahne“, Nr. 375 17. 8. 1921 „Objektiv hat die deutsche Revolu tion nicht einmal die bürgerlich demokratische Revolution durchge führt. Die Revolution vom 9. No vember hat einmal die bürgerlichen Forderungen durchgesetzt einfach deshalb, weil in Deutschland nur das Proletariat imstande wäre, diese Forderungen bis zu Ende durch zuführen. Die Bourgeoisie kann das nicht...“ „Die Rote Fahne“, 1922 „Als das Proletariat nach dem gro ßen Krieg den Mai 1918 feierte, da bebte die kapitalistische Welt in allen Fugen, da drohte die bürger liche Gesellschaft unter dem Mas- senansturm des Proletarierheeres krachend zusammenzustürzen. Aber der 1. Mai 1919 fand nicht ein einheitlich handelndes Proletariat. Er fand ein zerspaltenes Proleta riat, dessen Teile sich gegenseitig bekämpften und dessen einer Teil die bürgerliche Klassenherrschaft wieder aufrichten half und damit die Erneuerung der Sklaverei der Arbeiterklasse. Das Proletariat von 1919 duldete, daß der bürgerliche Staat geschützt wurde vor der so zialen Revolution...“ „Die Rote Fahne“, 1923 .. so wurde die Novemberrevo lution, die als proletarische Revolu tion begonnen hatte — denn nicht bürgerliche Demokraten, nicht kleinbürgerliche Sozialdemokraten, sondern das revolutionäre Proleta riat stand am Anfang der Revolu tion an der Spitze der Bewegung —, in die Bahn bürgerlicher Gesetz mäßigkeit zurückgedrängt, der bür gerlichen Gegenrevolution aus geliefert ...“ „Die Rote Fahne“, 1927 „... Die Tragödie der deutschen Re volution im Jahre 1918, in den Ja nuarkämpfen 1919 etc. , . . bis zur letzten Welle der akuten revolutionä ren Situation. ... sie bestand in dem Zwiespalt zwischen den objek tiven ausgereiften revolutionären Verhältnissen einerseits und der subjektiven Schwäche des deutschen Proletariats, hervorgerufen durch das Fehlen einer zielklaren bolsche wistischen Partei andererseits .. • „Die Rote Fahne, 1928 „Am Zehnjahrestag des 9. Novem- • ber 1918 geloben wir deutschen Kommunisten, das Werk vom 9. No vember 1918 zu Ende zu führen, auf den Trümmern des bürgerlich-kapi talistischen Deutschlands die prole tarische Diktatur, die deutsche So wjetrepublik zu errichten...“ „Neue Zeitung“, KPD-Organ Großthüringen, November 1928 (Ausgewählt und zusammengestellt von Monika Gibas, Sektion Geschichte) Der Kaiser hat in' Sack jehau’n... Novemberrevolution und Weimarer Republik im Spiegel der Poesie Als am 9. November 1918 das Berliner Proletariat in den General streik trat und bewaffnete Demonstranten durch die Straßen zogen, wurde Wilhelm II. der Boden unter den Füßen zu heiß. Er dankte ab. Wilhelm von Hohenzollern, der Kronprinz, verzichtete auf den Thron. Damals entstand folgendes Spottlied: „O Tannebaum, o Tannebaum, der Kaiser hat in’ Sack jehau’n. Er fängt bei Krupp in Essen an und jeht dann mit dem Henkelmann. O Tannebaum, o Tannebaum, der Kaiser hat in’ Sack jehau’n.“ Der Kaiser hatte zwar in den Sack gehauen, Deutschland war keine Monarchie mehr, sondern eine Republik. Paragraph 1 der Weimarer Verfassung lautete sehr fortschrittlich: „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Bertolt Brecht fragte: Aber wo geht sie hin? Ja, wo geht sie wohl hin? Irgendwo geht sie doch hin!“ Der erste Präsident der Weimarer Republik war ein Sozialdemokrat. Ein Sozialdemokrat war auch der Berliner Polizeipräsident Zörrgiebel, der am 1. Mai 1929 auf demon strierende Arbeiter schießen ließ. Diejenigen, die vor den Kugeln flüchten mußten, wußten, wohin die Staatsgewalt geht. Mit „Die Herren Genossen“ hat Erich Weinert sozialdemokratischen Führern vom Schlage eines Fried rich Ebert ein literarisches Denkmal gesetzt: „Sie stehn noch unter ihrer alten Fahne Die sich so vornehm und gemäßigt bauscht, Und reden ideologisch saure Sahne Mit etwas abgeordnetem Organe; Und nur der Seele Vollbart rauscht. Sie kriegen jeden Tag eins auf lie Platten, Doch ihre Politik ist unbeirrt. Sie stellen sich bescheiden in den Schatten, Den sie sich einst vorausgeworfen hatten Und der nun täglich immer länger wird.“ Erich Weinert war es auch, der die ganze Fragwürdigkeit dieser Repu blik enthüllte: „Wißt ihr noch? Wie sie am Schlosse Die rote Fahne gehißt? Hoch überm grauen Staatskolosse Schwang sie der Spartakist. Da ging die alte Welt aus den Fugen. Wißt ihr noch, wie unsere Herzen schlugen, Als sich der Bürger vor uns ver kroch ? Ja, wir wissens noch! Und doch Werden die Herren in diesen Tagen, Mit allen Emblemen dekoriert, Von ihrem neunten November singen und sagen, Und wie ihre Republik marschiert. Jawohl, sie marschiert mit großem Triumph Hinein in den faschistischen Sumpf.“ Dieses Gedicht entstand 1930. Zwei Jahre später gab es in Deutschland fast sechs Millionen registrierte und zwei bis drei Millionen nicht registrierte Arbeitslose. Aber auch diejenigen, die das Glück hatten, arbeiten zu dürfen, hatten allen Grund zur Klage, wie die Metall arbeiter-Verse beweisen: „Wer nie bei Siemens-Schuckert war, bei AEG und Borsig. der kennt des Lebens Jammer nicht, der hat ihn erst noch vor sich. Da biste nischt, da wirste nischt, wenn auch der Magen kluckert, so ist's bei Borsig, AEG, bei Siemens und bei Schuckert." Doch die Beherrschten wehrten sich. Die Geschichte der Weimarer Repu blik ist die Geschichte gewaltiger Klassenschlachten. Bertolt Brecht schrieb das Einheitsfrontlied: „Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er was zum Essen, bitte sehr. Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Essen her. Drum links, zwei, drei! Drum links, zwei, drei! Wo dein Platz, Genosse ist! Reih dich ein in die Arbeiterein heitsfront, weil du auch ein Arbeiter bist.“ G. K.
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