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Sozialistische Taten von Studenten der Hochschule für Maschinenbau Ende November 1958 befand sich das Großhandelskontor für Haushalt waren in Karl-Marx-Stadt in einer außerordentlich schwierigen Situa tion. Zu dieser Zeit waren große Wareneingänge aus der Produktion zu verzeichnen. Den Kollegen war es aus eigener Kraft nicht möglich, die sen Warenstrom so schnell zu be wältigen und umzuschlagen. Es trat ein Auslieferungsrückstand ein, der gerade in der Vorweihnachtszeit schwerwiegende Auswirkungen hatte, da es besonders darauf ankam, dem Einzelhandel ein reichhaltiges Sorti ment zur Verfügung zu stellen. Das Großhandelskontor wandte sich an das Praktikantenamt mit der Bitte um Unterstützung. 38 Studenten des jetzigen 2. Seme sters, die sich zur angegebenen Zeit im Vorpraktikum befanden, haben je 2 bzw. 3 Tage vorbildlich gearbei tet, so daß uns das Großhandels kontor bat, allen Beteiligten seinen Dank auszusprechen. Ich gebe im folgenden Auszüge aus dem Schreiben des Großhandels kontors bekannt ( : „Wir können heute sagen, liebe Ge nossen und liebe Kollegen, daß durch Euren tatkräftigen Einsatz in einer solch kurzen Zeit diese schwierige Situation überwunden wurde, wie wir es vorher selbst nicht zu wagen geglaubt hatten. Wir können Euch bescheinigen, daß Ihr in einer vor bildlichen Art und Weise hier mit gearbeitet habt, daß Ihr die Euch übertragenen Arbeiten so gut erfüllt habt, daß es für uns und einen Teil unserer Mitarbeiter eine wirkliche Freude war. Dafür möchten wir Euch allen im Namen unserer ge samten Belegschaft unseren herzlich sten Dank aussprechen. Wir werten Eure solidarische sozialistische Hilfe als einen Ausdruck unseres neuen sozialistischen Bewußtseins. Dadurch habt Ihr mit dokumentiert, welche Kraft in der Arbeiterklasse steckt und daß sie in fester Zusammen arbeit in der Lage ist, alle Schwierig keiten zu meistern. Durch Eure Ar beit habt Ihr mit dazu beigetragen, daß unserer Bevölkerung die Waren, die aus der Produktion kommen, für das Weihnachtsfest auch in den Einzelhandelsgeschäften zur Ver fügung stehen. Von Euch wurden insgesamt über 604 Stunden solidarische Hilfe gegen über dem sozialistischen Handel und damit letztlich auch für uns alle ge leistet. Als Anerkennung für Euren Einsatz überweisen wir Euch eine Prämie in Höhe von 150 DM für Euer gesamtes Kollektiv. Wir verbinden damit gleichzeitig unsere besten Wünsche für eine wei tere erfolgreiche Arbeit im Studium und in der praktischen Tätigkeit zum Wohle unserer Deutschen Demokra tischen Republik und unseres sozia listischen Aufbaues.“ Schmidt, Referent für Berufspraktikum K U L T U B B U N D Das aktuelle Gespräch Wie an jedem zweiten Mittwoch eines Monats fand auch am 14. Januar 1959 wieder die Aussprache von An gehörigen unserer Hochschule mit Dr. Nagy statt. Nachdem es sich nun langsam herumgesprochen hat, welch hohes Niveau die Ausführungen von Dr. Nagy haben, und wie tiefgründig, klar und verständlich alle Fragen der Teilnehmer an diesem Gespräch be antwortet werden, ist der Besuch des „Aktuellen Gesprächs“ für viele be reits zu einer schönen Tradition ge worden. Die Aussprache mit Dr. Nagy ist aus dem politischen Leben unse rer Hochschule kaum noch hinweg zudenken. Trotz des recht guten Be suchs der letzten Veranstaltungen mußten wir leider feststellen, daß der Teilnehmerkreis noch nicht den Umfang hat, den man sich auf Grund der Güte, bezüglich des Inhalts und der Form dieser Veranstaltung, wünscht. Thema der letzten Aussprache war der Vorschlag der Sowjetunion zu einem Friedensvertrag mit Deutsch land. Dr. Nagy wies in seinen Aus führungen u. a. darauf hin, daß man in den vergangenen Jahren auf Kon ferenzen, die auf hoher und höchster Ebene stattfanden, viel über eine Minderung der Spannungen in der Welt gesprochen habe, daß diese Konferenzen jedoch oft recht wenig Erfolg gehabt hätten. Er führte wei ter aus, daß zwar die Kräfte des Friedens bis jetzt immer in der Lage gewesen wären, wenn die Gefahr am größten war, den Ausbruch eines Krieges zu verhindern, daß aber die offenen Fragen selbst, die Gefahren herde geblieben seien. Dr. Nagy er innerte noch einmal daran, daß die Pistolenschüsse von Sarajevo zwar nicht die Ursache, aber der Anlaß zum Beginn des 1. Weltkrieges ge wesen seien und man die Vor schläge der Sowjetunion zur Regelung der Frage West-Berlin als einen Ver such betrachten müsse, West-Berlin nicht zu einem zweiten Sarajevo werden zu lassen. Auch die Reise Mikojans durch die USA sei ein Ver such, durch eine Verbesserung der Beziehungen der beiden ökonomisch und militärisch derzeitig stärksten Mächte die internationalen Span nungen zu vermindern, sagte Dr. Nagy. Letztlich sei natürlich auch der sow jetische Friedensvertragsvorschlag ein Beitrag zur Beseitigung eines der größten und gefährlichsten Unruhe herde in der Welt. Die Wiederver einigung Deutschlands und ein Friedensvertrag mit Deutschland seien zwei Probleme, die eng mitein ander verbunden sind, die man jedoch nicht gleichsetzen dürfe, sagte Dr. Nagy und führte weiter aus, die Wiedervereinigung Deutschlands sei eine Frage, die von den Deutschen selbst geregelt werden muß, die Aus arbeitung eines Fiedensvertrages je doch Sache der vier Großmächte. Nachdem Dr. Nagy dann noch einige grundlegende Bemerkungen zum Vorschlag der Sowjetunion zu einem Friedensvertrag mit Deutschland ge macht hatte, ging er in der anschlie ßenden Diskussion auf einzelne Punkte des Friedensvertragsvor schlags ein. So beantwortete er u. a. die Frage der Rechtsnachfolge des ehemaligen Deutschen Reiches sowie die Frage der deutschen Ostgrenzen. Weitere Ausführungen von Dr. Nagy aus seinem Vortrag und aus der Dis kussion wurden an der Wandzeitung veröffentlicht, so daß ich an dieser Stelle nicht mehr darauf einzugehen brauche. Die nächste Aussprache mit Dr. Nagy fand am Mittwoch, dem 11. 2. 1959, statt. Er konnte an diesem Tag und bei dieser Aussprache über die Politik des Vatikans sprechen. Wir würden uns freuen, wenn wir außer denen, die unsere Veranstaltung regelmäßig besuchen, auch einmal Angehörige unserer Hochschule begrüßen könn ten, die bisher den Weg zu uns noch nicht gefunden haben. Forner