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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 18.1974
- Erscheinungsdatum
- 1974
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197400002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19740000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19740000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 18.1974
-
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- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
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- Ausgabe Nr. 34, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 3. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. Dezember 1
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Band
Band 18.1974
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Schülerurteil: Das ist kein schlechter Lehrer Ein Januartag im Jahr 1945. Kalter Schneewind treibt durch die ver schmutzten Straßen und über die Plätze der oberschlesischen Industrie metropole Kattowitz. Frühmorgens verläßt der Lehrer Walter Reißmann mit halbleerem Magen sein ärmli ches kleines Zimmer, geht seinen Weg zur Volksschule 7. Über 7000mal ist er diesen Weg bereits gegangen, seit die Nazis ihn von Leipzig nach hier versetzt haben. Strafversetzt. Den Nationalsoziali sten sind seine pädagogischen Fähig keiten wohlbekannt, aber sie wis sen, der Reißmann war „Sozi“ und Gewerkschaftsfunktionär. Daher das ewige Mißtrauen, daher die Straf versetzung. Frau und Tochter sind in Leipzig. Aber weiß er sie in Sicherheit? Die Meldungen von den Bombenangrif fen dringen auch bis Kattowitz, und schon glaubt man den Geschützdon ner der sowjetischen Artillerie hier zu hören. Die Front rückt näher. Unaufhaltsam. Und mit deren Näherrücken wächst die Hefnuns, daß der ganze braune Spuk bald vorbei sein wird. Damit endlich wieder Frieden ist, damit er dann wirklich frohen Herzens hören kann, was einmal ein kleiner Junge, den er zufällig in der Stadt traf, zu seiner Mutter sagte: „Das ist a Lehrer, der nit schlecht...“ Nun, das hörte er öfter, wohl auch deshalb, weil er nicht wie seine Kollegen mit dem Stock „lehrt“. Tage später die Zwangsevakuierung, die mehr einer Flucht gleicht. Kurze Zeit als Lehrer in Leipzig, dann „Volkssturm“ und amerikanische Gefangenschaft. Und endlich — Frieden. „Dafür bist du Direktor für zwei Schulen." 23. Juni 1945. Abends. Hungrig und verdreckt kommt Walter Reißmann aus der Gefangenschaft. Wie ein Dieb drückt er sich an den Wänden von mehr Ruinen als Häusern entlang. Sperrstunde. Die Heimkehr ist ein Fest, ein mageres, aber ein Fest. Zwei Tage später ist er bei der neuen Schulbehörde. Die Tage der Ami-Besatzung sind gezählt. Nicht mehr die Schnell-Entnazifizierung, die flüchtiger als eine Entlausung vor sich geht, ist gefragt. Der neue Schulrat meint: „Sag mal, Reiß mann, du warst doch nie Nazi. Da für bist du ab heute Direktor zweier Schulen!“ Womit anfangen? Fast keine Leh rer und Unterrichtsräume, noch we niger brauchbares Lehrmaterial. Viel mehr als Optimismus hat man nicht. Und das ist schon viel. Der Reißmann hat ihn zur Genüge und der baut auf Wissen. Zwischen zwei Schulen hin und her laufen, Unter richt erteilen, Neulehrer finden und in Windeseile wenigstens halbwegs anleiten — das sind Tage, die kaum Schlaf lassen. Da toben ehemalige Flakhelfer im Geschichtsunterricht, zerstören einen Tisch und spielen Skat darauf. Der Reißmann kommt, gibt Skattips, so ganz nebenbei fragt er, was sie eigentlich vom Leben wissen, was sie mit ihrem Leben wollen. Die stutzen, lassen die Kar ten sinken. Walter Reißmann spricht weiter: „Wer von euch ist eigent lich kein Arbeiter junge?“ Keiner. „Na, dann, müßt ihr doch wissen, was Arbeit wert ist oder wert sein kann, nämlich wenn Arbeiter be stimmen. ..“ Die Flakhelfer denken nach. Doch nicht nur das. Wenig später ist der Tisch repariert. Mehr noch. Von dem Tag an ist bei den ehemaligen Flakhelfern nicht nur die Geschtchtsstunte„repatfert", sie fängt erst richtig an. Walter Reiß mann schmunzelt. Er kennt das, was sich Methodik nennt. Und noch mehr — das Leben. Fachliteratur - ein Geschenk von Freunden Anfang 1946 beruft ihn die Landes regierung als Dozent an das Schul- wissenschaftliche Institut. Ausbil dung für Neulehrer. Jetzt schon nicht mehr in brandeiliger „Schnell aufzucht“, denn es gibt die ersten 8-Monate-Lehrgänge. Aber auch diese Zeit ist' knapp, muß . voll ge nutzt werden, möglichst immer rund um die Uhr. Im Mai 1947 streikt der Kör per, ist er den enormen Anstren gungen nicht mehr gewachsen. Vor erst kann Walter Reißmann der Berufung als Lektor an die Päd agogische Fakultät der Leipziger Universität nicht Folge leisten. Eine Tbk erzwingt eine einjährige Pause. Da ist wohl mehr die Furcht, nicht mehr Lehrer sein zu können, stärke res Motiv, als die Angst um das eigene Ich, die ihn die ärztlichen Forderungen gewissenhaft befolgen lassen. Am 1. April 1948 beginnt er seine Tätigkeit an der Leipziger Univer sität; Noch immer sind die Lehr bücher veraltet, muß sich Walter Reißmann im harten, zeitaufwendi gen Selbststudium mit den wissen schaftlichen Grundlagen seines Fachgebietes, der speziellen Metho dik des Erdkundeunterrichts, ver traut machen, noch zu oft ist das Wissen rein empirischer Natur. Aber dann kommen endlich neue Lehr bücher. sowjetische Literatur. Das ist kein Geschenk des „Himmels“, sondern eines von. Freunden. End soll es sein. Da muß mit den Pro fessoren einzeln gesprochen werden, muß man überzeugen, antworten auf die häufigen Fragen nach dem War um, dem Sinn oder was aus dem Mitgliedsbeitrag wird. „Da können z. B. die beiden Frauen, die hier saubermachen, 14 Tage in ein Ur laubsheim fahren. Haben die das nicht verdient, Herr Professor?“ Die Früchte des Studiums sind Wis sen, das sich mit Erfahrungen paart. Was kann ein Lehrer mehr und - bes ser tun, als sein ganzes Wissen, sei nen gesamten Erfahrungsschatz den selbst erwarb, weitergab und weiter gibt. Jahre später geht er durch die Stra ßen Moskaus. Bleibt vor einem Buchladen stehen. Neugier und Wis sensdurst treiben ihn über die Tür schwelle. Unter vielen Büchern fin det er eine Broschüre. Es ist seine Dissertation. Tausende. Kilometer von der Heimat entfernt findet er sie bei Freunden, bei Pädagogen, Wissenschaftlern. Und er weiß dabei, die Sowjetunion ist auch seine „große Heimat“. Ein guter Lehrer lernt niemals aus Episoden aus dem Leben von Prof. Dr. Walter Reißmann, notiert von Helmut Rosan lieh Fachliteratur mit solider wis senschaftlicher — auch weltanschau- Höher — Grundlage. Nutzbar für das Neue, das auch an dieser Uni versität entsteht, sich Schritt für Schritt durchzusetzen vermag. Nicht, weil es einfach nur neu ist, nein, weil es das Bessere ist. Und das wird dringend gebraucht. Bis tief in die Nacht sitzt Walter Reißmann über der sowjetischen Fachlektüre. Aber ebenso : vertieft . er sich mehr und mehr in ein gründliches Studium der Klassiker, wissend um die Leninschen Worte, daß die Arbeiter ohne Wissen wehr los, aber wissend eine Macht sind. Gilt das nicht auch für ihn, den Wissenschaftler, den Bündnispart ner dieser Klasse? Die Früchte des Studiums lassen nicht lange auf . sich warten. Nicht in der Parteiarbeit, nicht in der ge werkschaftlichen Tätigkeit. Beson ders hier kämpft er darum, daß seine Kollegen Mitglied des FDGB werden. Nein, nicht nur eintreten, quasi „pro forma“. Mit Bewußtsein Schülern weitergeben? Genosse Reißmann ist ein solcher Lehrer. Einer seiner zahlreichen Studenten von einst ist übrigens Prof. Hans- Joachim Böhme, heute Mitglied des ZK der SED und Minister für Hoch- und Fachschulwesen. Der interessante Fund in der „großen Heimat" Der 14, Januar 1957 ist ein bedeu tender Tag für Walter Reißmann: Promotion mit dem Gesamturteil „Mit Auszeichnung“. Die Disserta tionsschrift des 58jährigen trägt den Titel: „Einige Grundsätze für die Gestaltung erkundlicher Lehrbücher für die Mittelstufe der deutschen demokratischen. Schule“. Grundsätze, die auf Erfahrungen basieren, auf Erkenntnissen, auf Wissen, das er Offene Fragen lassen ihm auch jetzt keine Ruhe 75 Jahre ist heute Prof. Dr. Reiß- mann. 1965 erfolgte seine Emeritie rung.'Lebt er nun wie ein „Eremit“? Nein, das kann man wahrlich nicht sagen. In seinem Wohngebiet kennt man den weißhaarigen, stets freundlichen Mann, der täglich in der Großkaufhalle einkaufen geht. Was aber nicht alle wissen, ist, daß prof. Reißmann noch wissenschaft- . lichtätig ist, daß. er sich mindestens fünf Stunden in der Woche vor allem theoretischen Problemen der Pädagogik widmet, daß er täglich .ein. zweistündiges Zeitungs- und. Zeitschriftenstudium absolviert. Er ist Mitglied des Hauptvorstandes der Geographischen Gesellschaft der DDR, der Zentralen Fachkommission für Methodik des Geographieunter richts und, und, und.. . Prof. Reißmann ist tätig als Mit glied in der Kommission der SED- Kreisleitung der Universität zur Be treuung. alter, verdienter Genossen und in der AGL 1 der Gewerk schaftsveteranen. Das, heißt, er ist monatlich bei mindestens drei Bera tungen und. Sitzungen dabei. Und da sitzt er nicht nur, der Genosse Reißmann. Da kümmert er sich, da sorgt er sich, da lassen ihm offene Fragen keine Ruhe. Wenn er sich in einer Mußestunde dem Genuß seiner Zigarre hingibt, sinniert er darüber, daß ein Lehrer niemals auslernt. Auch kein , guter. Der erst recht nicht. Und das hat er immer seinen Kollegen gesagt. Will es ihnen immer sagen. Heute und mor gen. Foto oben rechts: Während der Auszeichnung mit dem Vaterländi schen Verdienstorden in Silber (1970) durch den Genossen Willi Stoph. Biographisches im Stenogramm: 1899 in Weimar geboren. 1920 schloß Walter Reißmann seine Lehrerausbildung ab und ar- I beitete als Volksschullehrer. Ab 1923 ist er an einer Leipziger Ver suchsschule tätig. » 1928 wurde er Mitglied der SPD und des Reichsbanners. Ab 1930 • arbeitete Genosse Reißmann im | fortschrittlichen Leipziger Leh- I rerverein und gehörte dem ge- : schäftsführenden Ausschuß sowie dem Vorstand an. 1939 erfolgte seine Einberufung f zur faschistischen Wehrmacht I 1941 kehrte er in den Schuldienst I zurück und wurde 1943 wegen I seiner Gesinnung von den Nazis | nach Kattowitz (Katowice) straf- | versetzt. 1945 wurde er mit der Leitung von zwei Leipziger Schulen be- I traut, bildete er in der Folgezeit I bis 1947 Neulehrer aus. 1948 würde Genosse Reißmann als Lektor für Methodik des Erd kundeunterrichts an die Pädagogi- S sehe Fakultät der Leipziger Uni- I versität berufen. In den darauf- I folgenden Jahren arbeitete er mit- I verantwortlich an der Gestaltung | von Erdkundelehrbüchern, ver- I faßte mehrere Lehrbücher für den • Erdkundeunterricht, war als me- j thodischer Bearbeiter und Gut- 9 achter tätig. 1956 wurde Genosse Reißmann 5 Vorsitzender der Mehodik-Kom- I mission beim Staatssekretariat | für Hoch- und Fachschulwesen und leitete eine Kommission zur I Ausarbeitung der Studienpläne. 1957 promovierte Genösse Dr. t Reißmann und arbeitete bis zum Juni 1959 als 1. Vorsitzender der ■ Universitätsgewerkschaftsleitung | der Karl-Marx-Universität. Seit ■ dieser Zeit ist er ebenfalls Mit glied des FDGB-Bezirksvorstan- I des Leipzig der Gewerkschaft | Wissenschaft. ■ 1958 wurde Walter Reißmann zum 1 Professor mit Lehrauftrag beru- I fen. : 1959 erfolgte seine Berufung in | den Wissenschaftlichen Rat des | Ministeriums für Volksbildung. ! Höchste Auszeichnungen: Vater- I ländischer Verdienstorden in Bronze, Silber und Gold, Ehren titel „Verdienter Lehrer des Vol- | kes“.
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