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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 18.1974
- Erscheinungsdatum
- 1974
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197400002
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19740000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19740000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 18.1974
-
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- Ausgabe Nr. 41, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 21. November 1
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Band 18.1974
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Vor 25 Jahren: Denkwürdiger Triumph für die marxistische Philosophie In diesen Tagen sind 25 Jahre vergangen, seitdem als Vertreter der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) Major Dr. G. I. Patent in fünf Großveranstaltungen vor etwa 20 000 Leipzigern in der Kongreßhalle über Grundprobleme der marxistisch-leninistischen Philosophie gesprochen hat Die begei sternden Vorträge, die kämpferischen und interessanten Diskus sionen in jener Woche vom 11. bis 16. Januar 1949 in Leipzig sind für Unzählige zu einem eindrucksvollen und unvergeßlichen Erlebnis geworden, das nachhaltige Impulse verlieh. Ähnliches berichten auch Berliner, Jenaer, Greifswalder, Hallenser und Rostocker Teilnehmer dieser Vortragsreihe, die 1948/49 eben falls an den dortigen Universitäten stattfand, darüber hinaus Teilnehmer von Einzelvorträgen Patents in zahlreichen volkseigenen Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen. Wir gedenken dieser Veranstaltun gen heute, im 25. Jahr des Bestehens unseres Arbeiter-und-Bauern-Staa tes, als eines Beispiels unter vielen der deutsch-sowjetischen Freund schaft in Aktion. Die selbstlose Hilfe und die vielfältige Unterstüt zung durch die Kommunisten im Waffenrock der siegreichen Sowjet armee während der ersten Jahre nach der Zerschlagung des Hitler faschismus trugen maßgeblich dazu bei, daß die geeinte Arbeiterklasse mit ihren Verbündeten die DDR gründen konnte. Nunmehr, ein Vier teljahrhundert später, geht es in Vorbereitung des 25. Gründungs- tages — wie das 11. Plenum des ZK betonte — darum, „unsere Arbeiter- und-Bauern-Macht allseitig zu stär ken, das Bündnis mit der Sowjet union und der KPdSU weiter zu fe stigen. die DDR in der sozialisti schen Staatengemeinschaft noch fe ster zu verankern und das inter nationale Ansehen unseres Staates zu erhöhen.“ 1 ) Wir erinnern uns der Veranstal tungsreihen mit Major Patent als einem Beispiel von vielen für wirk same weltanschaulich-philosophische Hilfe gegenüber den fortschritt lichen Kräften jener Jahre, einer Hilfe, die ihre Früchte trug. Heute sind wir bemüht, die Vereinbarun gen zwischen den Führungen der KPdSU und der SED zur Entwick lung der Zusammenarbeit auf ideo logischem Gebiet — über die das Politbüro auf dem 11. Plenum be richtete. 2 ) — erfüllen zu helfen, nicht zuletzt durch die effektive Koopera tion zwischen den Wissenschaftlern unserer beiden Länder, speziell den Gesellschaftswissenschaftlern. Von diesen generellen Erwägungen ausgehend, möchten wir die Vor tragsreihen von Major Patent unter drei Aspekten etwas näher betrach ten: als einen Beitrag zum Aufbau unseres Hochschulwesens: als einen der Vorläufer des marxistisch-leni nistischen Grundlagenstudiums und als ein Glied in der jungen Ge schichte des dialektischen und histo rischen Materialismus in unserer Republik. Sowjetische Hilfe für unser Hochschulwesen Nach der Zerschlagung des Hitler faschismus verfügte allein die KPD über eine ausgereifte wissenschaft lich begründete Konzeption und über spezielle Sofortmaßnahmepläne für die antifaschistisch-demokrati sche Erneuerung, darunter auch auf hochschulpolitischem Gebiet. Das fand seinen Ausdruck im histori schen Aufruf der KPD vom 11. Juni 1945, in gemeinsamen Dokumenten der Arbeiterparteien, auf Konferen zen. Beratungen und in den Reden führender Repräsentanten der revo lutionären Arbeiterbewegung. 3 ) Wie auf allen Gebieten war auch beim Aufbau eines demokratischen Hochschulwesens die Unterstützung der Vertreter der sowjetischen Be satzungsmacht von unschätzbarer Bedeutung. Die SMAD als das be vollmächtigte Organ der Sowjet- regierung stützte sich nicht nur kon sequent auf das Potsdamer Abkom men. sondern förderte — geleitet vom Marxismus-Leninismus — in jeder Weise da« selbständige anti faschistisch-demokratische Wirken deutscher Funktionäre und Wissen schaftler.. Diese Hilfe der sowjeti schen Offiziere wirkte sich auch di rekt an den Universitäten und Hoch schulen aus. Der einstige Leiter der Informationsabteilung der SMAD, Generalmajor Professor Dr. S. I. Tulpanow, hob später einmal her vor: „Obwohl die Hochschule eine kleine Welt vom Standpunkt der Massenorganisationen ist. so war doch die Arbeit beim Wiederaufbau der Universitäten und Hochschulen nicht weniger kompliziert, wenn nicht gar komplizierter.“' 1 ) Hervorragende Verdienste um das demokratische deutsche Hochschul ¬ wesen erwarben sich neben Profes sor Tulpanow auch Generalleutnant Prof. Dr. P. W. Solotouchin als Leiter der Abteilung Volksbildung der SMAD — vor dem Vaterländischen Krieg Stellvertreter des Ministers für Volksbildung der Russischen So zialistischen Föderativen Republik — und sein Stellvertreter für Kul turpolitik. Oberstleutnant Prof. Dr. A. Dymschitz. Zahlreiche dieser Genossen waren vor dem Krieg ebenfalls als Hoch schullehrer tätig gewesen, verfügten über reiche Erfahrungen beim Auf bau eines sozialistischen Hochschul wesens. die sie uneigennützig, mit größtem Takt und voller Hochach tung gegenüber den nationalen Tra ditionen zur Verfügung stellten. Be sonders bekannt und geschätzt wur den im Bildungswesen und Kultur leben sowjetische Offiziere wie Oberst Morosow, Oberst Prof. Niki tin. Oberst Plochin. Oberst Prof. Smirnow, die Majore Drabkin, Dra- gin, Jessin, Patent. Plotnikow. Pluschnikow. Romm. Rudnik. Wo- ronew, Woronzow, die Hauptleute Bravermann, Ludschuweit. Tregu- bow und viele andere. Ein besonders wichtiger Tätigkeits bereich dieser Offiziere war die ideologische Beratung und Unter stützung für die deutschen Anti faschisten, darunter eine umfang reiche Lehr- und propagandistische Tätigkeit. Mit Recht äußerte sich dazu Prof. Tulpanow: „Vonden-- Kulturoffizieren der SMAD wurden viele Vorlesungen über theoretische Fragen der Wissenschaft an Uni versitäten und Hochschulen, in neuerstandenen Organisationen, im Kulturbund und in der Gesellschaft zum Studium der Kultur der So wjetunion gehalten. Heute kann man mit Befriedigung sagen, daß viele ihrer Namen in der deutschen Öf fentlichkeit bekannt sind und daß auch jetzt unter ganz anderen Ver hältnissen ein regulärer Austausch der wissenschaftlichen und kulturel len Tätigkeit stattfindet.“ 5 ) Zu eben diesen Offizieren gehörte Major Patent. Sein damaliges öffent liches Auftreten gestaltete sich zu einer bedeutsamen Hilfe für die Par teiorganisationen der SED an den Universitäten, für alle fortschritt lichen Kräfte. Umfänglich berichtete seinerzeit die Presse über die von ihm gehaltenen Vorlesungen und ge führten Dispute. In den Universitäts geschichten der DDR wird das Wir ken von Major Patent mit dank barer Hochachtung gewürdigt. Augenzeugen berichten über Major Patent Die hochschulpolitische Bedeutung der Vortragsreihe von Major Patent zu Themen des dialektischen und historischen Materialismus erklärt sich vor allem daraus, daß die SED ab Mitte 1948 der Schulungs- und propagandistischen Arbeit in Vor bereitung auf die 1. Parteikonferenz vom 25. bis 28. Januar 1949 ver stärkte Aufmerksamkeit widmete. Diese Orientierung griffen die fort schrittlichen Kräfte an den Univer sitäten. insbesondere die Studenten, geführt von ihren Parteiorganisatio nen. auf. um mit Hilfe einer- ideolo gischen Offensive gegen die damals noch vorherrschende bürgerliche Ideologie ihren Einfluß zu erweitern und ihre in den Studentenräten er oberten Führungspositionen aus zubauen. In dieser Situation mußte ein Vortragszyklus, der unumwun den Kernfragen aus dem allgemein theoretischen Fundament der marxi stisch-leninistischen Welt anschauung behandelte und die marxistisch-leninistische Position gegen Vertreter der bürgerlichen Philosophie souverän verteidigte, von größter Tragweite sein. Augenzeugen berichten denn auch über diese außergewöhnliche Wir ¬ kung und Resonanz der Vorlesun gen Patents und der von ihm ge führten Diskussionen. Der heutige Prof. Dr. sc. Werner Kowalski. Direktor der Sektion Philosophie. Geschichte und Staats bürgerkunde an der Martin-Luther- Universität Halle, schrieb: „Wer im Wintersemester 1948/49 an der Uni versität Halle studiert hat, wird verstehen, wenn ich in diesem Zu sammenhang den sowjetischen Ma jor Patent nannte. Uns wurde sein Name zum Synonym für miterlebte geistige Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Philosophie in der Phase des Durchbruchs marxisti schen Denkens an der Universität.“ 6 ) Der heutige Prof. Dr. rer. oec. habil. Manfred Schelzel, Universität Ro stock. schrieb 1949 über seine Be gegnung als Student in Berlin mit Major Patent: .. auch die Uni ¬ form war nur etwas Äußeres an ihm. denn er gab sich wie einer der unsrigen, und ich glaube, wir haben selten einen so schnellen Kontakt mit einem Redner gehabt wie mit ihm. Vielleicht lag es auch daran, daß Major Patent die deutsche Sprache außerordentlich gut be herrschte und selbst für den Deut schen schwierige wissenschaftliche Satzkombinationen leicht und sicher anzuwenden wußte ... Was uns aber am meisten überraschte und am tiefsten beeindruckte, war die um fassende und tiefgehende Kenntnis der deutschen Philosophie eines Leibniz, Kant und Hegel. Diese gründliche Verarbeitung auch deut schen philosophischen Gedanken gutes erlaubte es ihm. im wissen schaftlichen Streitgespräch mit deut schen Philosophen, wie z. B. Prof. Leisegang — Jena, Prof. Jacobi — Greifswald, diese auf ihrem eigenen Wissensgebiet zu schlagen und an einigen Universitäten unserer Ost zone eine entscheidende Bresche in das künstlich behauptete Monopol der idealistischen Philosophie zu schlagen.“ 7 ) Er widerlegte alten Kathederinhaber Ein weiterer Augenzeuge sei hier zitiert, der international anerkannte Romanist Prof. Dr. Victor Klempe rer. damals schon hochbetagt und aktiv tätig als Vorsitzender der Lan desleitung Sachsen-Anhalt des Kul turbundes. dessen Rundfunkinter view in der „Freiheit“ veröffentlicht wurde. Prof. Klemperer äußerte: „Die Erinnerung an Herrn Major Patent gehört mit zu meinen aller erfreulichsten Erinnerungen an Greifswald. ... Die Einstellung der Studierenden zu diesen (angekün digten) Vorträgen war mehr als skeptisch — es war nur erstaunlich, wie sich diese Stimmung nach den ersten Worten schon und dann von Vortrag zu Vortrag änderte... Pa tent sprach ... mit einer Frische und Eindringlichkeit, wie man sie im allgemeinen von einem Professor nicht gewohnt ist... Es wurde ihm mit äußerster Aufmerksamkeit ge folgt. und er hat sicher eine ganze Menge dieser skeptischen Studenten und auch Professoren für sich ge wonnen ... Patent behandelte das überaus schwierige Thema der phi losophischen Grundlagen des Mar xismus und die Entwicklung des Materialismus. Es ist bemerkens wert. wie ausgezeichnet er dieses Thema beherrscht. — Besonders eindrucksvoll war es. wie er sich in der Diskussion als Kenner seines Themas erwies und seinen Stand punkt zu verteidigen wußte. Er wurde in Greifwald in der Diskus sion von einem alten Katheder inhaber schwer und hartnäckig an gegriffen. In der Diskussion wider legte er jedoch mit großer Ruhe und Leichtigkeit jeden Angriff und ging als Sieger aus der Diskussion her vor .. ,“ 8 ) Mein Lehrer für Philosophie in Halle, damals Dozent, heute Pro fessor in Jena. Dr. Georg Mende, sprach nach den Vorträgen von Ma jor Patent treffend von einer ideolo gischen Schlacht, die für die Partei und den Marxismus-Leninismus an der Universität gewonnen war. Das galt nicht nur für Halle, sondern auch für die anderen Universitäten. Auf Vorschlag des ZK der SED wurde G. I. Patent im Mai 1965, zum 20. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus — neben einer Reihe weiterer sowjetischer Genossen (darunter dem unvergessenen Oberst leutnant Professor Nikolai Janzen) — der Vaterländische Verdienst orden in Silber verliehen. Die Be gründung für die hohe staatliche Auszeichnung verwies auf die gro ßen Verdienste um die Festigung MAJOR DR. G. I. PATENT Anfang 1948, damals stellvertretender Leiter der SMAD-Schule Königs Wusterhausen bei Berlin. Foto: Privat, mit freundlicher Zustim mung von Prof. Dr. E. Sauermann, Halle. der Freundschaft zwischen den Völ kern der UdSSR und dem Volk der DDR als Gastdozent an den Uni versitäten der DDR 1946— 1949.9) Die Ehrung wurde damals nicht im „Neuen Deutschland“ veröffentlicht, weil das Schicksal von G. I. Patent noch unbekannt war. Erst durch einen Zufall gelang es im März 1967 Dr. Kowalski. Halle. Dr. Patent, Dozent für Philosophie an der Päd agogischen Hochschule der west sibirischen Stadt Kurgan, ausfindig zu machen und Kontakt mit ihm aufzunehmen. Zu den Feierlichkei ten anläßlich des 20. Jahrestages der DDR weilte der ehemalige Ma jor- der SMAD als Gast unseres Ministerrates in der DDR. Es kam zu herzlichen Wiederbegegnungen. Auf dem Festakt der Martin-Luther- Universität wurde ihm die Erinne rungsmedaille der Universität in Sil ber verliehen. 10 ) Ein Vorläufer des Grundlagenstudiums Der Vorlesungszyklus von Major Patent, dessen Teilnehmer größten teils Studenten waren, gehört zu den Vorläufern des marxistisch-lenini stischen Grundlagenstudiums und half dieses vorzubereiten. Patent gab durch das theoretische Niveau seiner Darlegungen, durch die über zeugend praktizierte Einheit von marxistischer Theorie, und Politik. UNIVERSITÄT LEIPZIG In der Kongreßhalle des Leipziger Zoo finden Vier öffentlidie Vorlesungen mit anschließender Diskussion statt. Es spridt HERR MAJOR PATENT Dienstag. 11. Januar 1949,1-1 Uhr; Idealismus und Materialismus Mittwod,12. Januar 1949,19 Uhr: ■Per marxistisdi-philosophisdie Materialismus Donnerstag, 13. Januar 1949,14 Uhr: Der marxislisdi-philosophisdie‘Materialismus Freifag. 14. Jänuar 1949,14 Uhr: Die Frag der marxistiscien Erkenntnistheorie DieAnschörigen des Lehrkorpeis und der Studentenschah der I fodischulen Lripzig» werden gebrten, .in den vier Veranslaltungen teilzunehmen Die Vorlesungen und Übungth andesen Uten fallen von 14 bis 17 Uhr bw, von tv bi« 11 Vhr au I MIT DIESEM PLAKAT kündigte die Uni versität Leipzig die Vortragsreihe von Major Patent an. Wegen des außer ordentlichen Zuspruchs lud der SED- Kreisvorstand Leipzig zu einer weiteren Veranstaltung über „Die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte" am 16. Januar 1949 ein. Zu unvergeßlichen Begegnungen mit einem der Vertreter der SMAD, mit Major Dr. Patent Von Prof. Dr. G. Handel durch die kämpferische Auseinan dersetzung und nicht zuletzt durch die gewinnende und bescheidene Art seines Auftretens ein Beispiel, das auf Jahre hinaus unter Lehrkräften des späteren Grundlagenstudiums des Marxismus-Leninismus wirkte und im Gespräch blieb. Als in Leipzig der damalige Prorek tor Prof. Dr. Georg Mayer die Vor tragsreihe eröffnete, bezeichnete er die „riesenhafte Versammlung“ als den besten Beweis für die Auf geschlossenheit breitester Kreise ge genüber den geistigen Problemen un serer Zeit. Zum Abschluß der Ver anstaltungen konstatierte Prorektor Mayer: „Das erste Mal erleben wir, daß so weit gespannte Themen alle Bevölkerungskreise anziehen und das starke geistige Erlebnis uns alle in Spannung hält Dieser Zuspruch zu den Vorlesungen hat nichts zu tun mit Sensationslust oder snobi stischem Interesse, sondern beweist das echte Bedürfnis der deutschen Menschen, eine Wissenschaft, die zwölf Jahre agitatorischer Verleum dung und der Verschleierung aus gesetzt war, kennenzulernen.“ 11 ) Für das Hochschulwesen schlußfol gerte Prorektor Mayer „Die Gesell schaft ist reif geworden, den Mar xismus endlich vom Katheder der Universitäten aus zu hören“, wobei er erläuterte, daß es nicht nur ein zelnen gesellschaftswissenschaft lichen Fachrichtungen Vorbehalten sein dürfe, den Marxismus zur Stu diengrundlage zu nehmen. Vielmehr sei der Zeitpunkt gekommen, an dem in allen Gesellschaftswissen schaften und darüberhinaus auch in den Naturwissenschaften, der Medi zin und Veterinärmedizin der dia lektische und historische Materialis mus das philosophische Fundament bilden müsse. 12 ) Tatsächlich war eine Vorlesungs reihe für Hörer aller Fakultäten zu Grundfragen der marxistischen Philosophie damals Neuland. Denn entsprechend den Richtlinien der Zentralverwaltung für Volksbildung wurden von 1946 bis 1950 an den Universitäten und Hochschulen für die Studierenden aller Fakultäten Vorlesungen zu „Politischen und so zialen Problemen der Gegenwart“ gehalten. Den Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Zeit entsprechend, behandelten diese Lehrveranstaltun gen vorrangig aktuelle und politisch theoretische Fragen, wie das Wesen und die Rolle des deutschen Impe rialismus. die nationale Frage, den Charakter der Demokratie und die Verantwortung der Wissenschaftler. Vorlesungen dagegen, die'systema tisch die marxistisch-leninistische Theorie behandelten, fanden ab 1948 vor Hörern einzelner Fakultä- . ten statt, vor allem an den drei Ge sellschaftswissenschaftlichen Fakul täten. die an den Universitäten Leip zig. Rostock und Jena bestanden. Für die Lehrkräfte und Studenten dieser Fakultäten war die Vorlesungsreihe Major Patents eine höchst wirksame Unterstützung. Erst durch eine Rundverfügung des Ministeriums für Volksbildung vom 29. August 1950 wurde ein „gesell schaftswissenschaftliches Minimal programm“ für Hörer aller Fakul täten angeordnet. Doch dieser Ver fügung kamen aus objektiven und subjektiven Gründen nur wenige Universitäten nach. Besonders aktiv war dagegen die Leipziger Universi tät wirksam, vor allem dank der Konzentration bewährter marxi stisch-leninistischer Hochschullehrer. Was Major Patent 1948/49 vordemon strierte. fand somit auf höherer Stufe mit der Einführung des gesell schaftswissenschaftlichen Grund lagenstudiums an allen Universitä ten und Hochschulen ab September 1951 offizielle Verallgemeinerung. Schließlich verdient der Vortrags zyklus von Major Patent Beachtung unter dem Blickwinkel der Verbrei tung der marxistisch-leninistischen Philosophie im Hochschulwesen der DDR. Dr. G. I. Patent wirkte vor dem Kriege als Dozent für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Saratow. Er hatte sich gründlich mit Proble men der Klassiker der deutschen Philosophie beläßt. Damit gehörte er zu jenen Offizieren der SMAD, die selbst als Hochschullehrer für Philosophie gewirkt hatten. Das traf übrigens auch auf Major Prof. Dr. I. M. Jessin zu. der 1940/41 Phi losophie-Professor an der Pädagogi schen Hochschule Astrachan war und sich von 1945 bis 1949 große Verdienste um den Aufbau der marxistisch-leninistischen Philoso phie in der damaligen Ostzone er worben hat. 13 ) In seinen Vorträgen stellte Patent die Auseinandersetzung zwischen Idealismus und Materialismus als philosophische Widerspiegelung des Kampfes zwischen Kapitalismus und Sozialismus dar. Den philosophischen Idealismus bezeichnete er als die allgemeine weltanschauliche Grund lage von Ausbeuterordnungen, de ren verheerende Auswirkungen der Faschismus gezeigt habe. Ein Aus weg sei, nur durch eine Politik er reichbar. die auf der dialektisch materialistischen Philosophie ba siere. An geschichtlichen Prozessen und naturwissenschaftlichen Er kenntnissen demonstrierte der Red ner, daß jedem, der vorurteilsfrei und mit ehrlichem Willen einen bes seren Weg finden will, mit dem Mar xismus der einzig konsequente theo retische Leitfaden gegeben ist. Aus führlich und plastisch erläuterte der Referent die zentrale Rolle der Grundfrage der Philosopie und die marxistisch-materialistische Posi tion. Forderung nach Meinungsstreit Materie und Bewußtsein, Raum und Zeit, Bewegungsformen der Materie, Erkenntnis und Wahrheit waren Ge genstände weiterer Ausführungen Patents, die stets in die Überlegen heit des dialektischen und histori schen Materialismus gegenüber idealistischen Auffassungen der ver schiedensten Form einmündeten. Das wurde auch in der Diskussion er sichtlich. In Leipzig meldeten sich fast ausschließlich Studenten mit ihren Fragen zu Wort und erhielten schlagfertige, sachkundige und oft humorvolle Antworten. Nur ein ein ziger bürgerlicher Professor, der loyale Dekan der Leipziger Wirt- schafts- und Sozialwissenschaft lichen Fakultät. Prof. Dr. Lenz, äußerte skeptisch eine Frage, die präzise beantwortet wurde. Auch wenn in Leipzig, im Unterschied zu Jena, Rostock, Greifswald und Ber lin zur damaligen Zeit bürgerliche Philosophen nicht mehr (oder, im Falle von E. Bloch, noch nicht wie der) lehrten, drängten die fort schrittlichen Studenten zu Recht darauf, daß Ihre akademischen Leh rer sich dem Meinungsstreit stellten. Sie schrieben: „Wir wissen ganz genau, daß nur ein sehr kleiner Teil unseres Lehrkörpers auf dem Boden des dialektischen Materialismus steht. Darüber lassen die Vorlesun gen an unserer Universität keinen Zweifel aufkommen. Aber in freier, wissenschaftlicher Auseinanderset zung eine Klärung anzustreben, dazu zeigte sich außer den bereits erwähnten Herren kein weiteres Mitglied der Professorenschaft auch nur bereit. Scheuen die zahlreichen Vertreter des philosophischen Idea lismus eine Auseinandersetzung. weil sie den Boden unter ihren Fü ßen wanken fühlen?“ 11 ) Solche Fragen der fortschrittlichen Studenten provozierten damals frei lich vergeblich. Es bedurfte noch vieler Jahre, bis das ernsthafte Stu dium unserer Weltanschauung aus eigenem Antrieb durch den Lehr körper betrieben wurde und im Er gebnis eines längeren Prozesses ein Punkt erreicht werden konnte, von dem 1948 Prof. Dr. Tulpanow tref fend sagte: „Vielen Professoren will es nicht in den Sinn, daß die Menschheit Marx und Engels eine neue Etappe in der Entwicklung der ganzen Wissenschaft zu verdan- ken hat: in Geschichte und Philoso phie, in der Ökonomie.- der Soziolo gie und in der Jurisprudenz — und nicht nur in diesen humanistischen Wissenschaften. Die Marxsche Me thode des dialektischen Materialis mus ist eine allgemeine Methode der wissenschaftlichen Forschung, die alle Wissenschaften einbezieht. Ich . bin überzeugt, daß die Zeit kommen wird, wo die Geburtstage von Marx und Engels, das Datum des Erschei nens des Kommunistischen Mani festes nationale Feiertage des deut schen Volkes werden, die die ganze werktätige Menschheit mit ihm feiert.“ 15 ) Die fortschrittlichen Dozenten und Studenten hingegen waren bestrebt, schon seinerzeit tiefer in die marxi stische Theorie einzudringen und be griffen sie als Anleitung zum Han deln. Sie knüpften an die Ergebnisse (Fortsetzung auf Seite 6) llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll 191
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