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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 18.1974
- Erscheinungsdatum
- 1974
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197400002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19740000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19740000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 18.1974
-
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Band 18.1974
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wischen den Weinbergen der Rheinpfalz zuckelt am 12. Juni 1849 ein kleiner Zug von Kaiserslautern in Richtung Neustadt an der Weinstraße. In den Wag gons der „Holzklasse“ sit zen dicht gedrängt junge Freischär ler, Arbeiter, Handwerksgesellen und Studenten. In ihrer Mitte befindet sich ein etwa dreißigjähriger Mann, hochgewachsen, von kräftiger Statur, mit blondem Haupthaar und Kinn bart. Es ist Friedrich Engels, sein Reiseziel ist Offenbach, der Standort des Freikorps Willich. Viel hatte Engels bisher zusammen mit seinem Freund Karl Marx getan, um die Revolution in Deutschland voranzutreiben: Die Druckerschwärze auf dem-Titel blatt des „Manifests der Kommuni stischen Partei“ war kaum richtig trocken, als sich am 22. Februar 1848 in Paris die Flamme der Revolution entzündete. Das revolutionäre Ge witter, das im Vormärz über den herrschenden Klassen Europas her aufgezogen war, hatte sich zuerst in der Seinemetropole entladen. Unter den wuchtigen Schlägen der Fe bruarrevolution brach das korrupte Regime der Julimonarchie zusam men. Nur wenige Tage darauf lo derte die Revolutionsfackel bereits in Wien und Berlin auf. Die im März 1848 „auf dem Bauche" lagen ... Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich, die verhaßte Sym bolfigur der vormärzlichen Reaktion, mußte dem gestürzten französischen Bürgerkönig Louis Philippe ins Exil folgen. Als Prinz Wilhelm, der „Kartätschenprinz“ und spätere deutsche Kaiser, verkleidet und mit einem Paß auf den Namen „Leh mann“ vor der Märzrevolution aus Berlin floh, stieß auch noch der füh rende Repräsentant des preußischen Militarismus zu jener konterrevolu tionären „Whistrunde“ im Londoner Exil, die von den zeitgenössischen einbarungstaktik, als sich die Ge witterwolken gerade erst am politi schen Horizont zusammenzogen. An gesichts des revolutionären Sturmes vor ihren eigenen Türen aber ver krochen sie sich nur allzugerne hin ter der Schürze der adlig-junker lichen Konterrevolution. Kaum hatte die Großbourgeoisie einige Früchte des von den Volksmassen mit Blut und Leben erfochtenen Sieges über die feudal-aristokratische Ultrareak tion geerntet und war. an die Regie rungsgewalt gelangt, da schwenkten Industrielle, Bankiers und Kaufleute von der Seite der antifeudalen Op position auf die Seite der Reaktion. ,.... Freunde und Feinde langer Jahre“, so kommentierte als einer der sachkundigsten Zeitgenossen Friedrich Engels später diese ver- hängnisvolle Entwicklung, schlossen sich „zusammen, und das Bündnis zwischen der Bourgeoisie und den Anhängern des gestürzten Systems wurde noch auf den Barrikaden von Berlin geschlossen“. 2 ) Ein Leuchtturm über dem .wogenden Meer der Revolution So fungierten von Anbeginn die Volksmassen, das Kleinbürgertum, die Bauern und vor allem die Ar beiterklasse, als die entscheidenden Triebkräfte der Revolution. Allen voran waren sie es, die ihr Leben unerschrocken in die Schanze schlu gen und die größten Opfer im Kampf gegen das überlebte adlig junkerliche Herrschaftssystem brach ten. Mit diesem aktiven Eintritt der Arbeiterklasse in den weltgeschicht lichen Prozeß begann eine qualitativ neue historische Tendenz zu wirken, eine Tendenz, die unmittelbar mit den Klassenauseinandersetzungen unserer Tage verknüpft ist. Angesichts des veränderten Kräfte verhältnisses nach der Märzrevolu- tion wurde es zu einer brennenden Aufgabe, den revolutionären Massen, vor allem den zum Klassenbewußt sein erwachenden Arbeitern, eine Karikaturisten mit so viel Spott und Verachtung gestraft wurde. „Damals lagen wir alle auf dem Bauche“, gestand rückblickend auf jene Tage und Wochen der Bruder des geflüch teten . „Kartätschenprinzen“, der preußische König Friedrich Wil helm IV., seinem Historiographen Leopold von Ranke. Die im März. 1848 „auf dem Bauche“ lagen, das waren nicht nur der Hohenzoller Friedrich Wilhelm und seine reak tionäre' Hofkamarilla, das war auch der geschwätzige Ferdinand, der in seiner Wiener Hofburg den Verlust Metternichs beklagte, das war der bigotte sächsische Thronfolger Prinz Johann, der senile König Ludwig von Bayern, den seine tanzende Mä- trässe Lola Montez regierte, das wa ren die buntscheckigen fürstlichen und gräflichen Repräsentanten des alten feudal-absolutistischen Regimes, deren Throne in der Brandung der europäischen Revolutionswoge ins Wanken gerieten. 1 ) Die Berliner Barrikadenkämpfe vom 18. und 19. März wurden zum Höhe punkt der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland, sie bil deten zugleich den Abschluß ihrer ersten Etappe. Zwar hatte der Kampf der Volksmassen die All macht des adlig-junkerlichen Herr schaftssystems gebrochen und der Bourgeoisie den Weg zur politischen Macht geebnet, aber noch war die Konterrevolution nicht gebannt, noch verfügte sie über entscheidende öko nomische, politische und militärische Machtpositionen. Die Furcht vor dem entschlossenen Handeln der Pariser Arbeiter ließ die deutsche Bour geoisie, der als Trägerin der aufstei genden kapitalistischen Produk tionsweise die Führung des Kampfes oblag, wankelmütig werden und dämpfte ihren Tatendrang. Die Her ren des Kapitals wähnten das „Ge spenst des Kommunismus“ schon allgegenwärtig und liebäugelten be reits mit reformatorischem Flick werk und kompromißlerischer Ver Tageszeitung in die Hand zu geben, die ihnen in den sich überstürzenden Ereignissen und gegenüber der ver wirrenden Vielzahl bourgeoiser Re form- und kleinbürgerlicher Welt- verbesserungspläne Ziel und Rich tung wies und half, Freund und Feind zu unterscheiden. Unter den neuen Klassenkampfbedingungen bot ein eigenes politisches Blatt die be sten Möglichkeiten, die politischen Ziele der marxistischen Vorhut in aller Öffentlichkeit zu vertreten und die Ideen des wissenschaftlichen Kommunismus in der Arbeiterklasse zu propagieren. Der Plan eines gro ßen Blattes, das nach Mehrings tref fenden Worten „als Leuchtturm über das wogende Meer der Revolution strahlen sollte“, 3 ) gewann nach der Rückkehr von . Marx und Engels in die Hauptstadt der Rheinprovinz endgültige Gestalt. Die Bombe unter dem Bett... Bereits die erste Nummer der „Neuen Rheinischen Zeitung“ schlug wie eine Bombe ein und erregte enormes Aufsehen. Weit über die Grenzen der Rheinprovinz hinaus rissen sich Arbeiter, Handwerker und bürgerliche Demokraten das Blatt aus der Hand. Dagegen berei tete der Anblick der neuen Zeitung manchem ihrer Geldgeber, der erst jetzt begriff, daß er den Kommunis mus und nicht etwa einen harmlosen lauen Liberalismus propagieren half, eine schlaflose Nacht. Wie eine Anekdote berichtet, drang einer dieser bourgeoisen Philister, ein in timer Geschäftsfreund des alten En gels, dann auch bereits in frühester Morgenstunde ins Redaktionskabi- nett. „Herr Doktor Marx“, wetterte er atemlos vor Erregung, „für un ser gutes ehrliches Geld legen Sie uns eine Bombe unter’s Bett!“ „Be ruhigen Sie sich, lieber Freund", entgegnete Marx amüsiert und in größter Gelassenheit, „wir verspre chen Ihnen, Sie rechtzeitig zu war nen, ehe sie platzt!“ • Eine Festung, nicht durch Handstreich — AL ZU nenmnen . 1- 9 • ■ 3 ■ , 2 Im ruhmreichen Jahr kommunisti scher Publizistik 1848/49 leitete die „Neue Rheinische Zeitung“ ein neues Kapitel im internationalen Presse wesen ein. In der „Neuen Rheini schen Zeitung“ entwickelten Marx und Engels die grundlegenden poli tisch-ideologischen und journalisti schen Prinzipien und Methoden der revolutionären proletarischen Presse. In diesem Sinne ist die „Neue Rhei nische Zeitung“ zum leuchtenden Vorbild aller späteren Organe der revolutionären Arbeiterbewegung geworden. Als die Bourgeoisie- aus Furcht vor den weiter drängenden Volksmassen durch ihren Verrat das Schicksal der eigenen Revolution endgültig besie gelte, wurde auch die „Neue Rheini sche Zeitung“ ein Opfer, der vor- rückenden Konterrevolution. „Wir Die „Neue Rheinische Zeitung“ ist wiederholt mit Marats „L‘ Ami du peuple" verglichen worden. Dieser’ Vergleich gereicht ihr zu höchster Ehre, denn genauso wie das be rühmte Blatt des Jakobiners pran gerte sie den Verrat der Feinde des Volkes an und wies den Weg zur Vollendung der Revolution. So wurde die „Neue Rheinische Zeitung“ das Gewissen der Revolution. Wie ein Fanal hallten ihre revolutionär-de mokratischen Forderungen durch Deutschland. Mit schwer zu über bietendem Sarkasmus und schneiden der Schärfe polemisierte sie gegen die Kompromißsucht der liberalen Märzminister und den parlamenta rischen Kretinismus der Frankfurter und Berliner Nationalversammlung. Die „Neue Rheinische Zeitung“ trug den Untertitel „Organ der Demo kratie“. Sie unterschied sich in Hal tung und Ton jedoch grundsätzlich von der politischen Sanftmut demo kratischer Phraseologie und bekannte sich uneingeschränkt zur revolu tionären Demokratie der kommu nistischen Vorhut, „die überall den spezifisch proletarischen Charakter im einzelnen hervorhob, den sie noch nicht ein für allemal auf‘s Banner schreiben konnte“ 4 ). Draußen im Reich, so schrieb Engels 1884 in sei nen Erinnerungen an jenes bedeu tungsvolle Kapitel Parteigeschichte im „Sozialdemokrat“, „wunderte man sich, daß wir das alles so ungeniert in einer preußischen Festung ersten Ranges, gegenüber einer Garnison von 8000 Mann und angesichts der Hauptwache betrieben; aber von we gen der acht Bajonettgewehre und 250 scharfen Patronen im Redak tionszimmer und der roten Jakobi nermützen der Setzer galt unser Haus bei den Offizieren ebenfalls für eine Festung, die nicht durch einen bloßen Handstreich zu nehmen sei.“ 5 ) Mit welch wütender Verbissenheit die sich formierende Konterrevolu tion darum rang, diese neue Zitadelle der Revolution zu erstürmen, offen baren 23 innerhalb von Jahresfrist gegen die Redaktion der Zeitung eingeleitete Prozeßverfahren. Eine Plejade begeisterter Revolutionäre Diesen fortgesetzten politischen Ver folgungen durch Polizei- und Justiz organe und den aufreibenden finan ziellen Schwierigkeiten konnte nur eine solche Plejade begeisterter, jun ger und mutiger Revolutionäre trot zen, wie sie sich in den Redaktions räumen der „Neuen Rheinischen Zei tung“ zusammengefunden hatten: Karl Marx, „Redacteur en chef“, gab der Zeitung das Gepräge. Seine Auto rität wurde von allen anerkannt. Vor allem sein klarer Blick, seine sichere politische Haltung und seine Meisterschaft als revolutionärer Pu blizist waren es, „die das Blatt zur berühmtesten deutschen Zeitung der Revolutionsjahre gemacht haben“ 6 ). Karl Marx’ rechte Hand war Friedrich Engels, dessen publizisti sche Fähigkeiten von allen geschätzt wurden. „Plutarch schreibt“, so ur teilte Georg Weerth über das Wirken des „Generals“, „daß Hannibal siegte, weil er mehrere Tage lang ohne Schlaf auskam, Unbilden, Hun ger und Kälte ertrug und überhaupt jede Sache mit eiserner Hartnäckig keit betrieb. Von dem Schlag scheint mir Fred zu sein.“ Hier in Köln, in der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“, be stand die Freundschaft zwischen Karl Marx und Friedrich Engels ihre Feuertaufe. Er war „ein wah res Universal-Lexikon", schrieb Marx Jahre später voller Stolz und Humor über die journalistischen Fähigkeiten seines Freundes, „ar beitsfähig zu jeder Stunde des Tages und in der Nacht, voll und nüchtern, quick im Schreiben und Begreifen, wie der Teufel“ 7 ). Marx und Engels standen mit Wil helm Wolff, auch „Lupus“ oder „Ka- semattenwolff" genannt, dessen Na mensvetter Ferdinand, der wegen seines Haarschopfes auch „roter Wolf“ hieß. Ernst Dronke und Hein rich Bürgers bewährte Mitglieder und Funktionäre des Bundes der Kommunisten zur Seite. Aber nicht nur die Leitartikel und vielfältigen Korrespondenzen der „Neuen Rhei nischen Zeitung“ wurden zu einer Waffe des Klassenkampfes. In seinen Revolutionsliedern setzte Ferdinand Freiligrath, der „Trompeter der Re volution“, die von Marx und Engels herausgearbeiteten politischen Leh ren der Revolution in klangvolle Poesie, in zündende Verse, die das revolutionäre Volk begeisterten. Währenddessen führte Georg Weerth als Meister der revolutionär- proletarischen Satire mit außerge wöhnlicher Treffsicherheit und sprachlicher. Brillanz im Feuilleton der Zeitung das Florett geistreichen, ätzenden Spotts gegen die Feinde der Revolution. Den Lorbeer um die drohend finstere Stirn Die Redaktion der „Neuen Rheini schen Zeitung“, die faktisch an die Stelle der früheren Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten getre ten war, erfüllte in klassischer Weise jene doppelte Aufgabe, die eine poli tische Arbeiterpartei in einer bürger lich-demokratischen Revolution un ter diesen historischen Bedingungen zu lösen hatte. Getreu den Richtlinien des Parteimanifests der Kommuni- sten, schrieb sie den Kampf gegen die alten halbabsolutistischen Zustände auf ihre Fahne und unterstützte tat kräftig alle Schritte im Ringen um die bürgerlich-demokratische Repu blik. Zugleich unternahm die Zeitung große Anstrengungen, um das Klas senbewußtsein des Proletariats zu wecken und die Bildung einer Arbei termassenpartei vorzubereiten. Ob wohl der Klassenkampf in der Ge genwart unter grundlegend gewan delten gesellschaftlichen Verhältnis sen geführt wird, vermag dennoch gerade diese Politik der kommuni stischen Vorhut aus den Jahren 1848/ 49 für die Lösung einer Reihe wich tiger Probleme in den gegenwärtigen Klassenauseinandersetzungen wert volle Lehren zu vermitteln. Betrach tet durch das Prisma der Leninschen Revolutionstheorie, gelten sie über- alldort, wo eine kleine marxistische Avantgarde vor der Aufgabe steht, Einfluß auf eine breite, noch in bür gerlicher oder kleinbürgerlicher Ideologie befangene Massenbewe gung zu gewinnen und die Arbeiter klasse und ihre Bündnispartner zum Kampf gegen das kapitalistische Aus beutungssystem zu mobilisieren. 8 ) In geradezu beeindruckender Weise verwirklichten Marx und Engels in diesem Ringen die Einheit von Poli tik und Wissenschaft und von revo lutionärem Patriotismus und prole tarischem Internationalismus. So be trachtete Marx das unmittelbare Auftreten vor Arbeitern, die persön liche Diskussion mit ihnen als wich- tige Ergänzung seiner Tätigkeit als Chefredakteur. Er war davon über zeugt, daß die politische Wirksam keit der „Neuen Rheinischen Zei tung“ wesentlich davon abhing, in wieweit und in welcher Form es der Redaktion gelang, jene Fragen auf zugreifen, die die Arbeiter tagtäglich bewegten. Zugleich konnte und mußte die Zeitung, anknüpfend an den Forderungen und Wünschen der fortgeschrittendsten Arbeiter, ihren proletarischen Lesern helfen, im La byrinth der sich überstürzenden po litischen Ereignisse die Grundfragen des Klassenkampfes und die Wege mußten unsere Festung übergeben“' erinnerte sich Engels 35 Jahre später voller Stolz, „aber wir zogen ab mit Waffen und Bagage, mit klingendem Spiel und mit der fliegenden Fahne der letzten, roten Nummer, in der wir die Kölner Arbeiter vor hoff nungslosen Putschen warnten und ihnen zuriefen: Die Redakteure der ,Neuen Rheinischen Zeitung 1 dan ken Euch beim Abschied für die ihnen bewiesene Teilnahme. Ihr letz tes Wort wird immer und überall sein: Emanzipation der arbeitenden Klasse!“ 10) Die entschiedensten Kommunisten waren die couragiertesten Soldaten Als leidenschaftlicher. Revolutionär vertauschte Friedrich Engels nun entschlossen die Feder mit der Waffe, fuhr nach Offenbach und wurde als Adjutant im Willichschen Freikorps der badischen Armee Soldat der Re volution. Als glänzender Theoretiker, hervorragender Organisator und ta lentierter, verwegener Kommandeur erwarb er sich während der Rück zugsgefechte der badisch-pfälzischen Armee zur Schweizer Grenze jenen legendären Ehrennamen, der ihn zu ihrer Lösung zu erkennen. So ver öffentlichte Marx im April 1849 in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in Fortsetzungen Seine Untersuchung über „Lohnarbeit und Kapital“, de nen das Manuskript jener Vorträge zugrunde lag, die er Ende 1847 im Brüsseler Deutschen Arbeiterverein gehalten hatte. Mit großer Überzeugungskraft und Leidenschaft verfocht die „Neue Rheinische Zeitung“ stets den prole tarischen Internationalismus, bekannte sich ihre Redaktion in jeder Situation zur untrennbaren Einheit von proletarischem Interna tionalismus und revolutionärem Patriotismus. Als nach mehrtägigem blutigen Ringen am 26. Juni 1848 das Pariser Proletariat in der ersten entscheidenden Feldschlacht gegen die Bourgeoisie der Übermacht der Konterrevolution erlag, als Tausende Arbeiter von der Soldateska Cavaig- nacs grausam hingemordet wurden und als die alten und neuen Konter revolutionäre aller Länder die „sie genden Geschlagenen“ auf die nie derträchtigste Weise verleumdeten, da hielt die „Neue Rheinische Zei tung“ das Banner des proletari schen Internationalismus hoch. Marx erhob seine leidenschaftliche Stimme, um die aufständigen Pari ser Arbeiter vor der Flut der Ver leumdungen und Haßausbrüche zu verteidigen. Erfüllt von revolutionä rem Optimismus feierte er am 29. Juni den Heldenkampf des Pari ser Proletariats als Vorboten kom mender Klassenschlachten der Arbei terklasse im Kampf um ihre soziale und politische Befreiung: „Aber die Plebjer", so schloß er einen seiner gewaltigsten Artikel, „vom Hunger zerrissen, von der Presse geschmäht, den Lorbeer um die drohend finstere Stirn zu winden, das ist das Vor recht, das ist das Recht der demo kratischen Presse.“ 9) bis an sein Lebensende begleiten sollte. „Die Partei des Proletariats“, von den Ärzten verlassen, von den Honetten Diebe gescholten, Brand stifter. Galeerensklaven, ihre Weiber und Kindei- in noch grenzenloseres Elend gestürzt, ihre besten Leben den über die See deportiert — ihnen schrieb der „General“ voller berech tigtem Stolz, „war ziemlich stark , in der badisch-pfälzischen Armee vertreten (. ..) und sie kann ruhig alle anderen Parteien herausfordern, auf nur einen einzigen ihrer An hänger den geringsten Tadel zu werfen Die entschiedendsten Kom- munisten waren die couragiertesten Soldaten.“ 1) Dr. Giesela Neuhaus, Manfred Neuhaus 1) Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution 1848/49, DVB 1973. S. 9. 2) Engels, F„ Revolution und Konter revolution in Deutschland. In: MEW, Bd. 8, S. 40. 3) Mehring. F., Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Erster Teil. In: Ge ¬ sammelte Schriften; Bd. 1, DVB 1960, S. 444. 6) Engels, F. t Marx und die „Neue Rhei nische Zeitung“ 1848/49. In: MEW, Bd. 21, S. 18. ’) Ebenda, S. 23. «) Ebenda, S. 19. ’) K. Marx an A. Cluß, Mitte Oktober 1853. In: MEW, Bd. 28. S. 596. 6) Strey, J./G. Winkler, Marx und Engels 1848/49. Die Politik und Taktik der „Neuen Rheinischen Zeitung“ während der bürgerlich-demokratischen Revolu tion in Deutschland. DVB 1972, S. 7. $) Marx, K„ Die Junirevolution. In: MEW, Bd. 5, S. 137. 40) Engels F., Die deutsche Reichsvertas- sungskampagne. In: MEW, Bd. 7, S. 185. “) Engels, F., Marx und die „Neue Rhei nische Zeitung" 1848/49, a. a. O., S. 23.
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