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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 17/18, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 31/32, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 35/36, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 38/39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 12. Dezember 1
-
Band
Band 7.1963
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- Titel
- Universitätszeitung
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Freiheit für alle eingekerkerten griechischen Patrioten! Der griechische Künstler Dimitris Ka tsi ko ja nn i s, selbst eingekerkert, schuf diese Zeich- nung: Eingekerkerte Frauen”. Vergewaltigung der Demokratie Unter dem Lichte und der Größe der Akropolis, vor den Augen der kulturvol- 8n Menschheit, wird ein unmenschliches Zerbrechen begangen. 19 volle Jahre lang halten die reaktionären Kräfte die Wider- sandskämpfer in den mittelalterlichen ^stungen und führen sie einem lang- bamen, aber sicheren Tode zu. Noch nie pat das griechische Volk solche schweren Jätungen durchmachen müssen wie in ken Nachkriegsjahren. Das Wort „Demo- Eatie" ist griechisch, und doch regiert in । dechenland ein Polizeiregime. Alle Pa- ioten, die mit der volksfeindlichen Regie- dungspolitik nicht einverstanden sind, wer- pon grausam verfolgt. Die Erklärungen der pegierung über ein „demokratisches Re- sme" können nicht die nackte Vergewal- Qgung der demokratischen Freiheiten und ger Gerechtigkeit verdecken. Die englische u 2 >ologin Suzana Garth, die vor einigen "onaten Griechenland besuchte, sagte: priechenland ist leider ein Staat, wo die dlizei die absolute Macht besitzt“ und daß id19 Griechen, dieses großartige Volk“ un- STjocht sind von einem Regime, das jede Hemokratie mit Füßen tritt, obwohl sich dier Karamanlis immer als deren Vertei- tiger ausgibt. „Aber er hat zur Demokra- I genauso ein Verhältnis wie Trujillo“. Riesen Worten von Frau Garth ist auch doht ein Körnchen Übertreibung vorhan- ven. Einige Monate nach dem Wahlputsch nm Oktober 1961 unternimmt die Kara- Benlis-Regierung neue Schritte zur Refa- einisierung d es Lebens. Sie unterbreitete sinen neuen Gesetzentwurf, der die Revi- hon der griechischen Verfassung zum In- patt hat Dieser Entwurf wurde von allen daEteien der Opposition aufs entschie- tttste verurteilt. Die griechischen Werk- lesgen gingen auf die Straße, um ihr lau- 86 »Nein“ den Faschisten entgegenzu- 2irsien. Karamanlis schickte seine Poli- t h üttel vor, und die Straßen Athens tnbten sich vom Blut griechischer Pario- ArLrot. Vor allem die studentische und fa soeiterjugend erhob sich gegen die neo- V SShistischen Bestrebungen und für die son teidigung der Demokratie. Die Revi- PrD der Verfassung richtet sich gegen die e nssefreiheit und die letzten Überreste Per bürgerlichen Demokratie. vS ist nicht schwer zu durchschauen, Merum die griechische Regierung zu im- unE brutaleren Mitteln greift. Ihre Innen- Gs Außenpolitik hat schwere Folgen für sisggriechische Volk. Die riesigen militä- Wmen Lasten, die Stationierung atomarer N4ren und die Mitgliedschaft in der Vg ® erhöhen die Gefahr einer atomaren qungichtung für unser Land. Die Verbin- Geng.mit der EWG, die Kompromisse ge- 4u tber den Bonner Revanchisten, der dieSerkauf des nationalen Reichtums an b r Eremden, der immer stärker werdende VoEk auf das Lebensniveau der breiten beitssmassen führen zum Elend, zur Ar- sendlosigkeit und zwingen Hunderttau- 2 9 meist junge Menschen, ihre Heimat Venverlassen, um auf den fremden Skla- liertärkten Arbeit zu suchen. Somit ver- Ju3 u nser Land seine Lebensader, die end. "iversitätszeitung Nr. 13, 28. 3. 1963, S. 5 Gegenüber den politischen Gefangenen wendet die Reaktion noch stärkere und grausamere Methoden an wie Massenbe strafungen, Schreib- und Besuchsverbot, Isolierung in Einzelzellen, Foltern und Drohungen. Es handelt sich um ein vor bereitetes Verbrechen, welches vor den Augen der fortschrittlichen Menschheit be gangen wird. 525 Freiheitskämpfer haben einen schrecklichen Tod in den finstersten Festungen gefunden, 1200 werden weiter hin festgehalten. Diejenigen, die für die Freiheit des Vaterlandes gekämpft haben, die die Waffen gegen die Eindringlinge er hoben, die ihr Blut und ihr Leben opfer ten, anstatt. daß sie die ihnen gebührende Ehre empfangen, schmachten in den Ge fängnissen, weil sie die Menschenwürde verteidigen und es ablehnen, sich von ihrem Kampf, ihren Opfern und Idealen loszusagen. 1200 Familien der politischen Gefange nen sind ohne Ernährer, Kinder ohne Vä ter, Frauen ohne Männer, Schwestern, Eltern und Verwandten, 19 Jahre nun fern von ihren Lieben. Es handelt sich um ein erschütterndes Drama, das keinen gebilde ten Menschen unberührt lassen kann. Griechenland durchlebt schwere Augen blicke. Die herrschende Klasse versucht jede Stimme für die Freiheit, die Demo kratie und den Frieden zu ersticken. Das griechische Volk, das durch den Faschis mus so viel gelitten und unzählige Opfer im Kampf gebracht hat, vereint seine Kräfte, um die neue faschistische Gefahr zu beseitigen, die demokratischen Rechte wiederherzustellen und die eingesperrten Patrioten zu befreien. In diesem schweren Ringen haben wir die Unterstützung der ganzen fortschrittlichen Menschheit. Die Konferenz für Amnestie und Achtung der Menschenrechte in Griechenland, die am 23. und 24. März in Paris stattfand, ist ein überzeugender Beweis dieser heißen An teilnahme aller Menschen guten Willens in der Welt. Der Kampf des griechischen Volkes und die internationale Solidarität werden ihre Früchte tragen. Die Kämpfer für Freiheit und Frieden in Griechenland werden bald frei sein — davon sind wir fest überzeugt. Alle griechischen politischen Emigranten, die in der gastfreundlichen Deutschen Demokratischen Republik leben, lernen und arbeiten, möchten auf diesem Wege noch einmal der Partei der Arbeiterklasse, der Regierung und der Bevölkerung der DDR ihren allerherzlichsten Dank zum Ausdruck bringen für die aktive und allseitige Un terstützung des schweren Kampfes des griechischen Volkes und für die Möglich keiten, die den verfolgten griechischen Patrioten gegeben werden, sich allseitig zu bilden. Auch dem Kampf und der Soli darität der Werktätigen der DDR ist es zu verdanken, daß viele griechische Patrio ten den blutigen Klauen der Henker ent rissen worden sind, wie kürzlich unser Na tionalheld Genosse Manolis Giezos. Die griechischen politischen Emigranten „So steht es auf dem Papier“ Urteil wegen „Mord“ ohne Ermordeten Unter den bereits über 18 Jahre inhaf tierten griechischen Patrioten befinden sich viele ehemalige Funktionäre und Mit glieder der Jugendorganisation Griechen lands EPON. Das altersmäßige Verhält nis der Häftlinge (bei der Inhaftierung 17 bis 25 Jahre) zu älteren Jahrgängen beträgt zwei zu eins. Diese damaligen jungen Männer bzw. Jugendlichen, die ihre besten Lebensjahre im Gefängnis oder im Konzentrationslager verbrachten, befinden sich heute im rei fen Alter von 35 bis 43 Jahren. Infolge der unmenschlichen Lebensbedingungen sind alle vorzeitig gealtert und körperlich erschöpft. Jedoch nur körperlich, denn ihren kämpferischen Geist und ihren Glauben an ihre humanistischen Ideen können keine Folterungen und keine Schikanen brechen. Viele von ihnen, wie Fokos Wettas, Fofi Lasaru, Nikos Karras u. a., waren damals Studenten, sie unterbrachen ihr Studium und leisteten dem Ruf des ver sklavten Vaterlandes und der Partei Folge und kämpften gegen die auslän dische und einheimische Tyrannei. Durch den Sieg der Alliierten und den opfervollen Widerstand des griechischen Volkes, voran die Jugend, wurden die deutschen Faschisten aus dem Lande ver jagt. Die einheimische Reaktion aber, die durch die englische Invasion die Staats macht an sich riß, setzte das verbreche rische Werk der Nazis, in verbesserter Auflage fort. Und die Bilanz davon? Über 4000 Patrioten sind hingerichtet, 525 sind in den Gefängnissen oder im KZ „verstorben“, 60 000 Patrioten sind in die Emigration getrieben und 1200 Patrioten, anfangs waren es 75 000, befinden sich noch heute in den Gefängnissen Griechenlands. Diese letzten bedroht eine akute Lebens gefahr. Die Zahl der durch verschiedene For men verfolgten und gemaßregelten Patrio ten muß man mindestens vervierfachen, da jeder von ihnen eine Familie hat und sich hinter jedem einzelnen dieser Pa trioten das Drama einer ganzen Familie verbirgt. * Hier ein Beispiel von tausend ähn lichen: Sotiris ist der Sohn einer Bauernfamilie aus dem thessalischen Dorf Almyros. Weil einer seiner - Brüder und der Mann seiner Schwester 1942 zu den Partisanen des ELAS gingen, wurde die gesamte Familie in Haft genommen. Seine Mutter, die Frau seines Bruders, ihr dreijähriges Mäd chen und ein Bruder von ihm wurden dort zu Tode gefoltert. Sotiris selbst wurde ins Konzentrationslager geschleppt. Der Mann seiner Schwester ist im Kampf gegen die Faschisten gefallen, und der Mann seiner zweiten Schwester ist wäh rend des Bürgerkrieges ermordet worden. Unter der Last solcher tragischen Ereig nisse ist der Vater von Sotiris in tiefer Einsamkeit und Verzweiflung verstorben. Von einer Familie sieben Tote und zwei Eingekerkerte! * Und was haben diese Menschen, die so schwer und so lange leiden müssen, ver brochen? Wie begründen die Justiz- und die Polizeibehörde^ die hohen Strafen? Hier wiederum ein Beispiel, das nicht allein steht: Jannis hat nur eine alte Mutter zu ver sorgen. Sein Vater ist während der faschi stischen Okkupation verhungert; seinen älteren Bruder haben die deutschen Fa schisten erschossen; den jüngeren Bruder haben sie nach Deutschland verschleppt, und er kehrte nicht zurück. Jannis selbst kämpfte als Partisan und erlitt eine Ver wundung, auf die er stolz ist. All dies konnte Jannis jedoch nicht vor den griechischen Neofaschisten retten, und er sitzt seit mehr als 18 Jahren hinter Gittern. Sein „Verbrechen“ erfuhr er erst vom Staatsanwalt: „Du bist angeklagt, daß du den 35jährigen Nikolaos Servos, Sohn des Dimitrios und der Maria, aus dem Dorf Kato gefoltert und getötet hast, indem du ihm die Aorta durchschnittest, ihn weiter ausplündertest und seinen Kopf sowie seine Glieder in Stückchen schnittst.“ Diese schauderhafte Nachricht wurde im Nu von Zelle zu Zelle allen Häftlingen bekannt. Manche schüttelten betrübt den Kopf, andere lächelten dabei. Was können sich alles diese Menschen erlauben! Zwei Häftlinge stammten gerade aus Servos’ Dorf. Sie meinten: „Es gibt keinen Toten, den Jannis ermordet haben könnte, denn Servos lebt. Er war allerdings in der Zeit der Okkupation im Dorf nicht an- Die Taube In den Tagen des schweren Winters ... sucht eine Taube, durchgefroren und zit ternd, Zuflucht im Gefängnis Eptapirgos. Und die politischen Gefangenen empfingen mit viel Liebe die durchgefrorene Taube, nahmen sie in ihre schützenden Hände und wärmten sie mit ihrem Atem. Am näch sten Tag schien die Sonne. Sie banden ihr an den Fuß ein Zettelchen und ließen sie frei. Voller Freude flog sie davon. Die Augen beobachteten sehnsuchtsvoll ihren freien Flug in den blauen Himmel. Dann verloren sie die Taube, und die Mauern wurden noch erdrückender. Der Zettel wurde gefunden und an die Zeitung des Volkes, die „Avghi“ geschickt. Darauf war zu lesen: „Die politischen Gefangenen in den Gefängnissen von Eptapirgos richten einen heißen Gruß an das griechische Volk und bitten um seine Unterstützung für ihre Freilassung und für eine General- amnestie..." Das griechische Volk wird dafür sorgen, daß sich die Tore aller Festungen für die Patrioten öffnen und das ganze Land der Akropolis eine Heimstatt für die Frie denstaube ist. Physische Vernichtung Ein griechischer Arzt über den Gesundheitszustand der Eingekerkerten Die sich in letzter Zeit häufenden Todes fälle von griechischen Patrioten in Gefäng nissen des griechischen Staates erschüttern nicht nur das griechische Volk, sondern auch die gesamte fortschrittliche Mensch heit. Höchste Persönlichkeiten der ganzen Welt sowie internationale Organisationen er griffen die Initiative zu einer Kampagne für die Freilassung der griechischen Pa trioten, die sich über 18 Jahre in den Ker kern befinden. Sie schmachten dort, nur weil sie Kämp fer des nationalen Widerstandes gewesen sind, weil sie aus Liebe zu ihrer Heimat für deren Freiheit und Demokratie ge kämpft haben. Unter den 1200 gefangenen Patrioten befinden sich Wissenschaftler, Gewerk schafter, Arbeiter und Bauern, also Men schen aus allen sozialen Schichten des griechischen Volkes. Die Gesundheit dieser standhaften Kämpfer des griechischen Vol kes ist auf das schwerste gefährdet, und auf viele wartet der Tod, um sie von ihren Leiden zu befreien. Bis jetzt sind 265 in Gefängnissen und 288 im Konzen trationslager verstorben. Allein in den letzten drei Monaten mußten fünf Patrio ten ihr Leben lassen. Wir hoffen, durch diese wenigen Zahlen beispiele die Unmenschlichkeit und Into leranz der griechischen Behörden genügend herausgestellt zu haben. Sie zielen letzlich darauf ab, die eingekerkerten Patrioten physisch zu vernichten. So befindet sich zum Beispiel Dr. Ma nolis Siganos, ein Arzt, seit über 16 Jahren im Gefängnis Aberof, Athen. Während dieser Zeit erkrankte er an einer Lungen tuberkulose und hatte in den letzten Mo naten dreimal einen Myocardinfarkt. Ob wohl er ein schwerkranker Mann ist, be findet er sich noch immer im Kerker, und seine Angehörigen hatten bisher noch keine Erlaubnis, ihn zu besuchen. . Nikandros Kepesis, ein Gewerkschafter, befindet sich seit 18 Jahren in demselben Gefängnis. Er leidet an einer schweren Coronarsklerose und Cerebralsklerose. Während seiner Haft erkrankte er an einer Lungentuberkulose mit Spondylitis tuber- culosa, die ihn seit sechs Jahren ans Bett fesselt. Kostas Lules, ein Rechtsanwalt, hat eine Myocardinsuffizienz. Darüber hinaus leidet er an einer Cholelithiasis und rezidivie renden Blasenpapillomen. Trotz einer zu sätzlichen Lungentuberkulose ist er noch nicht freigelassen. Er mußte bisher viermal schwerkrank ins Gefängnislazarett einge liefert werden. Georg Giotas, ein Kriegsinvalide mit Amputation beider Beine, gehört ebenfalls zu den Eingekerkerten. Die Reihe der Schwerkranken, die sich noch in Haft befinden, ließe sich weiter fortsetzen. Die Gesundheit aller gefangenen Patrio ten ist zerstört. Jeder von ihnen leidet gemäß der ärztlichen Beurteilung an drei bis neun Krankheiten. Unter ihnen befin den sich noch viele alte Menschen, wie zum Beispiel der 80jährige Alexandris, der 74jährige Antonidis und Georg Kondras, der 70 Jahre alt ist, sowie 16 Frauen und vjele Invaliden. Das ganze griechische Volk steht hinter seinen eingekerkerten Patrioten und kämpft hart und unermüdlich für ihre Freilassung. Alle Menschen der Welt, die guten Willens sind und sich einen Rest Menschlichkeit bewahrt haben, sind über das Drama der griechischen Patrioten em pört. Höchste Persönlichkeiten der ganzen Welt, an der Spitze der berühmte englische Philosoph B. Russell, unternehmen jetzt eine große Aktion zu ihrer Rettung. Die gefangenen Patrioten haben in einem offenen Brief an das griechische Volk und die ganze Welt die Frage gestellt: „Wessen Hand kann uns aus dem Kerker befreien und Griechenland auf einen Weg des Fortschritts führen?“ Und sie selbst geben die Antwort: „Deine Hand, lieber Leser — Denken Sie daran!“ Nur ein umfassender internationaler Protest zusammen mit dem Kampf des griechischen Volkes kann den eingekerker ten Patrioten die Freiheit bringen. Dr. med. T. Skiftis, Oberarzt an der Frauenklinik der Karl-Marx-Universität wesend. Deshalb sind sie ’reingefallen.“ Servos sei aber ein aufrichtiger Mensch, er wird diese Verleumdung nicht zulassen. Tatsächlich, Servos erschien vor dem Staatsanwalt, um ihm zu versichern, daß er lebt. Die Antwort des Staatsanwaltes: „Für uns bist du ermordet und basta! So steht es auf dem Papier! Daran ist nichts zu ändern, magst du auch noch so viele Be weise bringen. Und mit zorniger Stimme brüllte er Servos an, den Personalausweis ihm ins Gesicht schleudernd: „Nun laß diese kommunistischen Methoden beiseite und verschwinde aus meinem Büro!“ Als Servos an die frische Luft kam, war er nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. „Vielleicht hatte der Herr Staatsanwalt eine schlechte Laune gehabt oder wollte mit mir einen Witz machen.“ Daher wollte er am Prozeßtag als Zeuge erscheinen, um die Justiz- und die Polizeiorgane lächer lich zu machen. Der Prozeß hat nur einige Stunden ge dauert. Jannis konnte nur aus dem Flü stern des Publikums entnehmen, warum Servos nicht erschienen war. „Unbekannte“ hätten ein Mordattentat auf ihn verübt, und die Polizei hätte ihn, Servos also, ver haftet. Jannis erinnerte sich noch, wie sein Verteidiger verzweifelt schrie: „Aber meine Herren Richter, Servos lebt doch...! Wie können Sie meinen Klien ten verurteilen?“ Darauf der Staatsanwalt: „Das ist nicht von Bedeutung. Der junge Jannis ist ein Verbrecher, er war ELAS- Angehöriger, und demzufolge hat er be stimmt irgend jemanden ermordet, wenn auch nicht den betreffenden Servos. Das Urteil lautete: „M. Jannis wird zum Tode verurteilt, weil er N. Servos ... ermordete“! Die Todesstrafe wurde nach einigen Jah ren in lebenslänglich Zuchthaus verwan delt. Auf Grund solcher und ähnlicher, jeder Gerechtigkeit hohnsprechenden Urteile, schmachten Jannis und seine Kameraden noch bis auf den heutigen Tag in Gefäng nissen und Konzentrationslagern. Es ist Pflicht jedes anständigen und frei heitsliebenden Menschen, sich für die Frei lassung der unschuldigen Eingekerkerten einzusetzen. Dr. Stratis Tsiradsidis Das letzte Lied Von Kostas Jannopoulos Tag ist’s, die frühe Dämmerung, erste Botschaft: Unwiderruflich, - horch! der Hahnenschrei! Aufleuchtet unser Herz, die Nacht vergeht. Noch ist kein Licht am Horizont, doch bald wird’s erscheinen. Wir, Brüder, werden nichts mehr sehen nach der grauen Dämmerung, Nicht werden wir uns mehr des Sonnen lichts freuen. Horch, fern, ganz fern, als kam’ es aus der Mitte der Erde, Dröhnt das Horn des Morgens. Es ruft dich zum Kampf auf den Opferaltar. Herrliche Welten erweckt das Leben in dir. Es ist Zeit: mein Geist und Herz stehen auf. Alles erwacht in mir, Ich fühle mich wild und leicht, ich flamme und fliege ins Feuer, Das innerste Leben ist mir ganz nah. Zum letzten Mal haben den Wein wir getrunken, den guten, den starken Wein. Wie die Pferde, die Blut aus den Bächen schlürfen und prächtig zur Schlacht sich bereiten. Flügel wachsen unsern Herzen, und wir stürzen nach vorn. Mit dem riesigen, dem schrecklichen Schrei gegen den Tod, Einem Schrei, der dem Brüllen des Wirbel sturms gleicht Und um die ganze Welt geht. Vorwärts! Vorwärts! Brüder, freudig Hinein in den Tanz! Es waren von Zalongo die Mädchen, Die ihn zum ersten Mal tanzten. Die Zeiten gingen, doch ich höre ihren Schritt noch, Alles tönt ihm nach. Nimm, Jugend, deinen Flug, trag uns hoch, hoch empor, Denn niemals noch sah man über der Erde einen so mächtigen Himmel. Nein, wir sind nicht mehr die Krüppel, die Schwachen! Keinem unter uns stockt das Herz, Keiner beugt sich, keiner ist feige. Mit erhobener Stirn schauen wir auf die Festung des Todes und stürzen sie einfach ein. Wenn uns die Flamme verzehrt hat, Werden all unsre Schmerzen erloschen sein, Und mit unserm Tod selbst Haben wir den Tod besiegt. Ins Deutsche übertragen von Stefan Hermlin (Als aktives Mitglied der Organisation der griechischen Jugend EPON kämpfte Yannopoulos heldenhaft gegen die ita lienischen und Nazi-Okkupanten. Am 6. März 1948 wurde er im Gefängnis von Egina von den griechischen Monarcho- faschisten erschossen. In der Nacht vor seinem Tode schrieb er dieses Gedicht, das den Ehrenpreis des Internationalen Literaturwettbewerbes anläßlich der III. Weltfestspiele erhielt.) 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