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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
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Band 7.1963
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ES KOMMT KEIN LENZ Neueste traurige Kapitel vom Bonner Hochschulnotstand Z Von Karl-Heinz Röhr Auch nüchterne Tatsachen können Emo tionen wecken. Was kürzlich die Jour nalisten hörten, die auf einer Pressekon ferenz anläßlich des bevorstehenden 10. Na menstages unserer Universität zugegen waren, erfüllte sie jedenfalls mit Genug tuung und Stolz auf das, was im ersten deutschen Friedensstaat für die Förderung der Wissenschaft und Forschung und die Ausbildung des akademischen Nachwuchses getan wird, mit Vertrauen auf die An strengungen der Wissenschaftler und Stu denten, höchstes wissenschaftliches Niveau in Ausbildung und Studium sowie bei der unmittelbaren produktiven Zusammen arbeit mit der Praxis zu erreichen. Kein Rektor einer beliebigen westdeut schen Universität wäre im Stande, vor einer akademischen Jahrfeier solche zuver sichtlichen Empfindungen auszulösen. Im Gegenteil... Ein Gutachten des Verbandes (West-)Deutscher Studentenschaften (VDS) beginnt mit folgendem bemerkenswerten Satz: „Das Unbehagen über das heutige wissenschaftliche Leben an unseren Uni- • versitäten ist allgemein.“ Und die „Frank furter Rundschau“ fügt hinzu, dieser Satz »könnte ebensogut von irgend jemand anders formuliert worden sein, der sich ein gehend mit der inneren und äußeren Ent- Wicklung westdeutscher Universitäten und Hochschulen befaßt hat und sie womöglich noch mit entsprechenden ausländischen In stituten vergleichen kann.“ An den noch näherliegenden Vergleich mit der DDR Wagt die „Frankfurter Rundschau“ vor sichtshalber gar nicht zu denken. Be merkenswert ist immerhin aber noch die Feststellung: „Eines Tages wird man den miserablen Zustand unserer Universität am Außenhandel ablesen können.“ In der Tat: Den Bonner Hochschul- notstand pfeifen nun schon seit Jahren die Spatzen vom Dach. Dabei ist Westdeutsch land keineswegs ein industriell unterent wickeltes Land; dabei fehlt es keineswegs an Vorbildern einer humanistischen Ent wicklung der Wissenschaft in der deutschen Geschichte bzw. in der deutschen Gegen wart, die unser Arbeiter-und-Bauern-Staat Verkörpert; dabei hat es auch keineswegs an mahnenden Stimmen verantwortungs voller Wissenschaftler und Geistesschaffen- der gefehlt. Hier sei nur an die umfang reiche Denkschrift des westdeutschen Wis senschaftsrates aus dem Jahre 1960 er innert, die zu vielen Worten, aber zu fast keinen Taten geführt hat. Schwarzer Markt und Kollegplätze In der Bonner Bundesrepublik wird je Kopf der Bevölkerung nur ein Sechstel dessen ausgegeben, was in der Sowjetunion für Forschung und Schulen ausgegeben Wird. Bei einer Gesamtzahl von gegen wärtig 235 000 immatrikulierten westdeut schen und ausländischen Studenten ver fügen die westdeutschen Universitäten und Hochschulen nur über eine Kapazität von 200 000 Plätzen. Eine wesentliche Änderung dieses Zustandes ist nicht einmal für das Nächste Jahrzehnt vorgesehen. Für 1964 rechnet man mit 256 000 Studenten, die Kapazität aber bleibt bei 200 000 stehen. Selbst wenn die immer wieder hinausge schobenen Pläne des Ausbaus der bestehen den Hochschulen und der Gründung von vier neuen Universitäten verwirklicht wer den sollten, könnte die Kapazität im Jahre 1970 erst 230 000 Studenten betragen. Und So hat das Bonner Kontordeutsch einen neuen Begriff erfunden, den Begriff der ■Überhangsstudenten“, eine Bezeichnung für diejenigen, für die in den Hörsälen und Seminaren der westdeutschen Universitä- ten kein regulärer Platz vorhanden ist. ■Ein Universitätsinstitut“, so lesen wir im Bonner .General-Anzeiger 1 , werde in Süd- deutschland in eine ehemalige Abstellkam mer verlegt. Durch Umbau entstand aus einer Toilette ein Klassenzimmer. An einer anderen Universität gibt es für Tausende Studenten nur 350 Arbeitsvlätze. Die Stu- dienzeit muß künstlich verlängert werden, ''eil Scharen von Studenten auf Seminar- Plätze zu warten haben, für die in Ham- burg sogar ein Schwarzhandel bestehen soll.“ Bildungsvrivileg per Ökonomie Es ist verständlich, daß diese Verhält- hisse, unter denen die westdeutschen Stu denten studieren müssen, es den Kindern Von Arbeitern und anderer schlecht bezahl- ter Bevölkerungsschichten es so gut wie unmöglich machen, die Universitäten zu be ¬ suchen. Die Arbeiterklasse, die über 50 Pro zent der westdeutschen Bevölkerung aus macht, stellt nur fünf Prozent der Studen ten. Im Wintersemester 1961/62 erhielten nur noch fünfzehn Prozent aller Studenten ein Stipendium nach dem Honnefer Modell. 1958/59 waren es immerhin schon einmal 19 Prozent. Nach Angaben des Kölner AStA reisen von den 16 000 Immatrikulier ten in Köln 7000 Studenten täglich vom Hei matort nach Köln, weil es hier keine Zim mer gibt und für die wenigen Zimmer durchschnittlich Mieten von 120 bis 160 D- Mark gezahlt werden müssen (für auslän dische Studenten liegt diese durchschnitt liche Miete übrigens bei 200 D-Mark). / Von Weltniveau keine Spur Dabei ist die materielle Lage der west deutschen Hochschulen nur die eine Seite der miserablen Medaille. Als man kürzlich nicht umhin kam, auf einer Bundestagsdebatte „Sorge“ und „Ver antwortung“ gegenüber dem katastrophalen Hochschulwesen zu markieren, mußte selbst der neugekürte Bundesminister für wissen schaftliche Forschung, Lenz (FDP), zugeben, daß auch vom Neubau angesichts des Man gels an Hochschullehrern vorerst keine we sentliche Hilfe zu erwarten sei. Fürwahr, ein schlechter Trost für die westdeutschen Wissenschaftler! Um den Erfordernissen an Lehrkräften einigermaßen gerecht zu wer den, müßte — nach westdeutschen Berech nungen — die Zahl der Lehrstühle von 3200 auf mindestens 4600 und die der Assisten tenstellen um wenigstens 10 000 erhöht wer den. Seit langem gibt es Klagen darüber, daß die Ausbildung der jungen westdeutschen Akademiker nicht gründlich genug und vor allem zuwenig auf die Praxis abgestimmt sei. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Heilige hat ausgesprochen, daß die west deutsche Wissenschaft den Anschluß an das Weltniveau seit langem verloren hat. Dr. Heilige traf diese Feststellung bei einem Vergleich mit den wissenschaftlichen Er rungenschaften in der Sowjetunion. Auf Grund der unmöglichen Ausbildungs. bedingungen werden z. B. in Ländern wie der VAR westdeutsche medizinische Doktor grade nicht mehr für ausreichend gehalten. In den letzten Jahren verließen zahlreiche Nachwuchskräfte Westdeutschland, weil sie keine Entwicklungsmöglichkeiten sahen. All diese Tatsachen zeigen, wie die west deutschen Imperialisten und Militaristen das deutsche Hochschulwesen, das immer einen guten Ruf in der Welt hatte, jenseits des Thüringer Waldes ruiniert haben. Wo Militaristen und Neofaschisten herrschen, kann eben die Wissenschaft nicht in Blüte stehen, ist sie entweder Magd der Kriegs maschine und Kriegspropaganda oder höchst nebenrangige Angelegenheit. Geistiger Notstand Der Niedergang von Forschung und Lehre an den westdeutschen Hochschulen, der den Erfolgen der Wissenschaftsentwicklung im wahren Deutschland diamentral entgegen gesetzt ist, drückt ja gerade die Folgen des militaristischen Ungeistes aus, der sieh immer mehr an den westdeutschen Univer sitäten ausbreitet. Da werden Faschisten und Nazigrößen wie Schwinge als Erzieher des akademischen Nachwuchses protegiert. Was Hitlernachfolger Dönitz in den Ober schulen, das dozieren braune Paladine ver schiedener Schattierungen in den Hör sälen. Das Coleurstudententum als üble Tradition des Militarismus breitet sich immer mehr aus und gilt fast schon als Normalfall. Humanistische Wissenschaftler werden mundtot gemacht oder wie die Pro fessoren Hagemann, Wegener und Riemeck aus den Lehrämtern geworfen. Solch ein Atomkriegstheologe wie Prof. Thielecke darf auf einer Feierstunde der Münchener Universität ungehindert das Andenken der Geschwister Scholl schänden und für den Bonner Notstandskurs umfälschen. Ein Monopolistenrezept In Hinsicht auf das ramponierte An sehen und die zum Himmel schreienden Mißstände im Hochschulbereich hat sich die Bonner Führungsclique nun einen für sie typischen Ausweg ausgedacht: Sie will die westdeutsche Universität „rationalisieren“, und zwar gemäß dem Notstandsrezept, daß alles bis zum letzten ausgepowert werden muß. So schlug Lenz allen Ernstes vor, man solle an Stelle der Semester zu Trimestern übergehen, augenscheinlich, damit die Hoch schullehrer nicht soviel Leerlauf hätten. 4000 Aufnahmegesuche an Lumumba-Universität Der Strom von Briefen mit Aufnahme- besuchen, gerichtet an die Universität der Völkerfreundschaft „Patrice Lumumba“ in Moskau, an der zur Zeit 2000 junge Men- Schen aus 80 Ländern studieren, reißt nicht ab. An manchen Tagen treffen im Rekto- rat 50 bis 80 Briefe aus Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas ein. Oft lie- gen in einem Briefumschlag zwei oder drei Aufnahmegesuche. Die Mitglieder der Auf- nahmekommission haben ein riesiges Ar- neitspensum zu bewältigen, um die geeig- netsten Bewerber auszuwählen. Jährlich Werden 600 junge Menschen immatriku- liert. Seit dem i Januar kamen rund 4000 Aufnahmegesuche, obwohl der Schluß- prmin erst für den 30. März festgesetzt ist. jeder zweite Brief kommt aus frika, trotz der Bemühungen der west- nchen Presse, die Jugend dieses Konti- ents durch Hetzartikel davon abzuhalten, n der Sowjetunion zu studieren. Unter en Aufnahmegesuchen aus 33 afrikani- Nhen. Ländern nimmt den ersten Platz ^‘geria ein. Es folgen Kenia, Dahomey, Kongo und Tanganjika. Die Universität der Völkerfreundschaft erfreut sich auch großer Beliebtheit in den arabischen Ländern, besonders in Syrien und Jor danien. Großen Umfang hat die „Asien- Post“ der Universität. Die meisten Absen der sind Inder und Indonesier. Viele Briefe gingen auch aus den lateinameri kanischen Ländern, insbesondere aus Bra silien, ein. Bei der Post aus den USA, England, Westdeutschland und anderen kapitalisti schen Ländern handelt es sich zu einem großen Teil um junge Afrikaner, die mit dem Studium in diesen Ländern unzufrie den sind. So schrieb zum Beispiel ein sudanesischer Student aus München: „Es ist hier sehr schwer, ein Stipendium zu erhalten. Ich hoffe, meine Ausbildung an der Lumumba-Universität beenden zu können.“ Aus Washington schrieb ein Iraner: „Ich habe versucht, an einer amerikanischen Universität zu studieren, aber einsehen müssen, daß das für mich zu teuer ist und ich das Ziel — Hoch schulausbildung zu erwerben — nicht er reichen kann.“ Der Numerus clausus müsse eben auch weiterhin hingenommen werden. Die Stu denten, die die Examination nicht bezahlen können, solle man eben „'rausprüfen" und die adenauerstaatliche Erziehung mit Hilfe von „Tutoren“ in sogenannten Kollegien häuser kasernieren. Die westdeutschen Wissenschaftler sind über die „Vorschläge“ zu recht entrüstet. Von selten der westdeut schen Rektorenkonferenz kam die Frage, ob jetzt die Universitäten die Versäumnisse wettmachen sollen, die sich der Staat hat zu schulden kommen lassen. Selbst der Vor sitzende des Kulturpolitischen Bundestags ausschusses, Dr. Martin, muß zugeben, daß die Hochschullehrer durch die Überfüllung der Universitäten schon so überlastet sind, daß Trimester für die Forschung ruinös würden. Humboldt soll schuld sein Daß die Sache mit der „Rationalisierung“ noch einen ganz anderen Hintergrund hat, wird deutlich, wenn die „Frankfurter Rundschau“ vom 14. Feberuar 1963 mit dem folgenden Satz die Katze aus dem Sack läßt: „Im Augenblick sieht es jedenfalls so aus. als gingen die Hochschulen langsam, aber stetig an einigen ihrer Freiheiten zu grunde.“ Da lugt er endlich nackt hervor, ■der Notstandsknüppel. Baut das letzte biß chen „akademische Freiheit“ ab. macht die Hochschulen offen zu Befehlsempfängern der Bonner Politik, weg mit dem Hum boldtschen Humanismus, sagt dieser Knüp pel drohend und deutet den weiteren Kurs an. Rationalisierung und Notstand als Zep ter und Krone westdeutscher Hochschul politik. Hätschelkind: Atomrüstung Um dem Hochschulnotstand in West deutschland wenigstens einigermaßen zu steuern, ist zweierlei nötig: erstens wirk liche Freiheit der- Hochschulen vom anti humanistischen Ungeist des Militarismus und zweitens unverzügliche materielle Hilfe. Es ist jedoch offensichtlich, daß das zweite ohne das erste nicht zu machen ist. Weniger als ein Prozent des Volkseinkom mens gibt die Adenauer-Regierung an staatlichen Aufwendungen für die Wissen schaft aus. Für 12,4 Milliarden D-Mark — über ein Viertel des Staatshaushaltes — kaufte Bonn im Jahre 1961 Raketen, Flug zeuge, Panzer und Kanonen, baute es Ka sernen, Abschußrampen usw., dazu kamen noch 13,5 Milliarden D-Mark „verdeckter“ Rüstungslasten. Diese Ausgaben werden 1962 und 1963 noch erhöht. Dagegen ist aus der Bundeskasse für die Belange der Wis senschaft für 1963 nur eine Ausgabe von 220 Millionen D-Mark vorgesehen. Aus den Kassen der westdeutschen Länder wurden 1961 dafür 986 Millionen D-Mark locker gemacht, eine Bagatelle angesichts der 25 900 Millionen D-Mark ' Rüstungsgel der. Bei seiner Antrittsreise in die USA ver abredete der frischgebackene Strauß-Nach folger von Hassel eine Erweiterung der Bonner Rüstungseinkäufe in den USA auf 9000 Positionen. Zehn Millionen D-Mark werden gleich angelegt. Das vorgesehene Atomgeschäft mit den Polaris-Überwasser- schiffen wird weitere Milliarden in den Schlund der Kriegsrüstung werfen, die für die friedliche Entwicklung fehlen. Um der Kriegspolitik willen, die damit finanziert wird, möchte Lenz die westdeutschen Uni versitäten „rationalisieren“, sieht er keine Möglichkeit, vom Numerus clausus abzu kommen, wird die Denkschrift des Wissen schaftsrates weiterhin dicken Staub anset zen. Für 50 000 „Überhangsstudenten“ feh len Studienplätze schon seit Jahren und mindestens für das nächste Jahrzehnt. Für 320 000 junger Männer, die Innenminister Höcherl noch im.Jahre 1963 im Rahmen der „Zivildienstpflicht“ einberufen (er denke da bei besonders an die sogenannten weißen Jahrgänge 1927 bis 1937) und in Notstands kriegsübungen drillen will, aber finden sich bequem und kurzfristig Kasernenplätze und Uniformen. Es gibt unser Beispiel Die Misere der- westdeutschen Wissen schaft kann nur überwunden werden, wenn die Politik der militaristischen Ultras in Bonn über Bord geworfen wird. Alle auf richtigen Wissenschaftler, denen die huma nistische Freiheit von Forschung und Lehre am Herzen liegt, werden eines Tages zu dieser Schlußfolgerung kommen müssen, wenn sie nicht tatenlos zusehen wollen, daß Westdeutschland immer hoffnungsloser zu- rückbleib Denn daran werden auch Teil erfolge auf einzelnen Gebieten, die durch die hohen wissenschaftlichen Leistungen verantwortungsvoller Gelehrter erreicht werden, nichts ändern. Die Bilanz, die wir an der Karl-Marx-Universität zum 10. Jah restag ziehen können, wird deshalb auch für dielwestdeutschen Wissenschaftler sehr rehrreich und beispielgebend sein, verkör pern doch diese zehn Jahre Karl-Marx- Universität eine Entwicklungsetappe, die zeigt, zu welchen Erfolgen sich die huma nistische deutsche Wissenschaft entwickeln kann, die frei ist von den anachronistischen und wissenschaftsfeindlichen Bestrebungen des Militarismus. Und das ist auch für uns wichtig: Die westdeutsche Wissenschaft hat hier bei uns ihr Beispiel, das Beispiel für die künftige Entwicklung des Hochschul wesens in ganz Deutschland. Wider den Geist gade’ •Awe--> „Wir werden ihm schon zeigen; daß, wer in hat." ter anderem, daß der Beirat „des be troffenen Wiesbadener Stadtteils“ einen neuen Vorschlag machen soll. „Den Na men eines anderen deutschen Schriftstel lers, Heinrich Heine, werden sie sicher nicht als .Ersatz' anbieten. Der war bei den Stadtvätern auch schon .durchgefal len'.“ vurpuge 3* erg~*e Würzburg lebt, sich anständig zu benehmen (Aus „Vorwärts“) Unerwünschter Tucholsky „Kurt Tucholsky ist es nicht wert, daß eine Straße nach ihm benannt wird“, erklärte der CDU-Funktionär und Stadt rat Gerhard Menges im Wiesbadener Stadtrat bei der Beratung, ob eine Straße den Namen des Dichters erhalten soll. „Sein menschliches Schicksal ver dient zwar unser Mitgefühl, denn der Jude Tucholsky mußte unter dem Nazi- regime emigrieren und beging schließ lich Selbstmord“, fügte der CDU-Stadt rat scheinheilig hinzu, verstieg sich aber dann zu der Behauptung, das Wirken Tucholskys habe die Weimarer Repu blik untergraben, und es sei deshalb „eine Taktlosigkeit, eine Straße nach ihm zu benennen.“ Diese beispiellose Ignoranz erinnert an die Vorkommnisse in Würzburg, wo sich die Stadtväter weigerten, eine Straße nach Leonhardt Frank, einem der berühmtesten Söhne ihrer Stadt, zu benennen. Auch der ehemalige Bonner Außenminister von Brentano hatte die gleiche Linie eingeschlagen, als er Ber tolt Brecht mit dem SA-Mann und Zu hälter Horst Wessel in einem Atemzuge nannte. Die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ bemerkt in einem Artikel zu dem Skandal in Wiesbaden unter der Über schrift „Unerwünschter Tucholsky“ un ile5" pem Revanchistensprache Die Äußerung des westdeutschen Phy sikers und Philosophen Prof. Dr. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker auf der VDS-Mitgliederversammlung in Hamburg, man sollte die Oder-Neiße- Grenze als endgültig akzeptieren, hat die Wut des niedersächsischen „Vertriebe- nenministers" Erich Schellhaus, Bundes vorsitzender der sogenannten Lands mannschaft Schlesien, hervor gerufen. Der Revanchistenführer nannte die rea listische Auffassung des international bekannten Wissenschaftlers am Donners tag in einer Erklärung eine „unqualifi zierte politische Prophezeiung“, hinter der sich „ein überflüssiger und voreili ger Verzicht“ verberge. Der Staatsbür ger von Weizsäcker solle sich endlich einmal vor Augen halten, daß er mit Geistesblitzen solcher Art die westdeut sche Position nur schwächen könne, er klärte Schellhaus in rüdem Ton. fakten Studiengebühren verdoppelt Für Tausende amerikanischer Studenten I werden die Studiengebühren in Kürze er- ! neut erheblich steigen. So wollen die staat lichen Collegs und Universitäten in den | Staaten New York, Kalifornien, Oregon, , Arkansas, Texas und Indiana die Kosten j für das im Herbst beginnende Semester j zum Teil auf das Doppelte erhöhen. Auch | zahlreiche Privatschulen wollen höhere Ge- ' bühren verlangen. Im Dartmouth-College i in Hanover (N. H.) werden die Gebühren zum Beispiel um 125 Dollar mehr als bis her betragen. Für das Studienjahr 1964 ist schon jetzt eine weitere Verdoppelung der Summe angekündigt. Unter den Studenten haben diese Maß nahmen zu energischen Protestbewegun gen geführt. In New York demonstrierten sie mit einem Fackelzug durch die Straßen, : in Arcata (Kalifornien) protestierten sie j gegen die sich gleichfalls erhöhenden Preise j für das Mensa-Essen. Da nicht nur die Stu diengebühren, sondern auch die Ausgaben für Mieten, Essen und Lehrmaterial stän dig zunehmen, werden viele amerikanische Studenten ihr Studium nicht fortsetzen können. Das bestätigte der Vizepräsident der staatlichen Universität in Michigan, I Gordon A. Sabine, mit der Feststellung: „Jede Gebührenerhöhung, und sei es auch nur um einen Dollar, wird zweifelsohne wieder vielen jungen Menschen die Mög lichkeit einer höheren Bildung nehmen.“ Revanchistische Landkarten Der Westberliner Volksbildungssenator Tiburtius (CDU) hat einem Ersuchen der Vereinigten Westberliner Revanchisten- ; verbände zugestimmt, in allen Schulen weiteres revanchistisches Propagandama terial zu verwenden. So werden gegen wärtig „an auffälliger Stelle der Schul« gebäude" deutsche Landkarten ausgehängt, die, den Aggressionsforderungen der Landsmannschaftsverbände entsprechend; Teile Polens, der CSSR und der Sowjet union als „deutsche Gebiete“ ausweisen. | Alle diese Karten sind mit Hetzparolen | gegen eine friedliche Lösung der Deutsch landfrage versehen. Darüber hinaus sol len die Kinder durch die Lehrer angehal ten werden, selbst ihre Klassenräume zu sätzlich mit revanchistischen Propaganda mitteln auszu gestalten und auch das Geld dafür aufzubringen. Nur 5,9 Prozent Arbeiterkinder Der Prozentsatz der an den bayrischen. Hochschulen studierenden Arbeiter- und Bauernkinder ist außerordentlich gering. Zu diesem Ergebnis kommt das bayrische statistische Landesamt nach' der neuesten Hochschulzählung. Nur 5,9 Prozent aller Studenten sind Kinder von Arbeitern, (lediglich 4,6 Prozent Bauernkinder. Wie das statistische Landesamt .feststellt, hat sieh in den letzten Jahren die Zahl der Studenten aus Arbeiter- und Bauernkrei sen so gut wie nicht erhöht. Der Prozent satz der Bauernkinder ist sogar geringer geworden. Laut Hochschulstatistik sind es vor allem Väter mit akademischer Bildung und erheblichem Einkommen, die ihre Kinder auf die Hochschule schicken. Westberlin nicht gefragt Mit dem Mangel an Hochschullehrern für die Dahiemer Universität befaßt sich der Westberliner Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. Wengler in einem im „Tagesspiegel“ ver öffentlichten Beitrag. Im vorigen Jahr habe ein in Westberlin versammelter CDU-Parteitag dafür sorgen wollen, „daß die .bedeutendsten Gelehrten' der Welt nach Westberlin kämen, was natürlich rei nes Geschwätz bleiben mußte“, schreibt der Wissenschaftler. Dagegen habe der Volksbildungsausschuß des Abgeordneten hauses geglaubt, „mit dem trüben Lämp chen der Regelung der Habilitation im Hochschullehrergesetz die unbekannten jun gen Genies nach Berlin locken zu können“. Allerdings habe sich „in den letzten zwei bis drei Jahren herausgestellt, daß die zur Realisierung des Wissenschaftsratsplanes vorgesehenen Stellen gar nicht alle besetzt werden können, weil es einfach an geeig neten Bewerbern fehlt.“ Kaum Frauen als Hochschullehrer Unter den insgesamt 6005 Lehrkräften an westdeutschen Universitäten und Hoch schulen befinden sich nach jüngsten Fest stellungen nur 119 Frauen, das sind zwei Prozent. Unter den 2328 Ordinarien waren nur acht Frauen ausfindig zu machen, das sind weniger als ein halbes Prozent. Eine Querschnittumfrage unter 138 Hoch schullehrern der Universitäten Frankfurt (Main), Heidelberg, Bonn und Kiel ergab die erschreckende Auffassung: Grundsätz- lich sei die Frau ungeeignet für den aka demischen Lehrberuf. Über die Hälfte der Auskunft erteilenden Professoren begrün deten ihre lapidare Ablehnung mit dem Hinweis, Frauen litten „Mangel an intel lektuellen oder produktiv-schöpferischen Fähigkeiten“. Rund 65 Prozent der befrag ten Dozentinnen berichteten bei der Um frage von „besonderen Schwierigkeiten“, die den Frauen beim Ergreifen und der Ausübung eines Hochschullehrerberufs ge macht würden. USA der Abwerbung bezichtigt Der „Wilddieberei“ an englischen Wis senschaftlern beschuldigte der britische Minister für Wissenschaft, Lord Hailsham, die USA in einer Rede vor dem Oberhaus. Der Minister erklärte, Amerika sei nicht in der Lage, selbst genug Wissenschaftler heranzubilden, und werbe daher durch übertriebene Versprechungen vor allem Nachwuchskräfte ab. Lord Hailsham kün digte Zwangsmaßnahmen der Regierung zur Unterbindung dieses „geistigen Aus verkaufs“ an. Wie die britische königliche Gesellschaft der Wissenschaft in ihrem Jahresbericht feststellte, gingen allein im vergangenen Jahr 518 führende Wissenschaftler des Landes nach den USA.
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