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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 17/18, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 31/32, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 35/36, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 38/39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 12. Dezember 1
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Band
Band 7.1963
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IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIliIlIIlIIIlIlIIIlIlIIllIllIlIIIIIIIlIIlIllIIlIIIlIlIIIIlillitililllilllilR Illie!!! Die kulturelle Grundaufgabe: geistige Formung des Menschen der sozialistischen | Gesellschaft und Schaffung der sozialistischen Nationalkultur | Meinungsstreit über die Aufgaben der Kunst- und Literaturwissenschaften = 1 I ■ ' \ = muMIIIIIlIllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEiIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIRIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIliillIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIiIIIII Zum Kampf geboren Zu einer Diskussion über die Stellung des Lyrikers in unserer Zeit Von Klaus H öp c k e , Erster Sekretär der FDJ-Bezirksleitung*) Ich möchte etwas über unseren Lyriker abend sagen. Was heute darüber in der LVZ steht, betrifft den ersten Teil des Abends, als die Gedichte gelesen wurden. Worüber ich sprechen will, ist der zweite Teil, der Teil der Diskussionen. Es wurde da sichtbar: Einige sind — wie man sagen könnte — ange„hackst“. (Heiterkeit) Es wurden besonders zwei Probleme dis kutiert: 1. Das Leben in unserer sozialisti schen Gegenwart und 2. Fragen der führen den Rolle der Partei. Beispielsweise gab es Streit um einen Vierzeiler, den Helmut Richter vortrug. Es hieß da, er habe oft Sehnsucht nach einem Schoß, der ihn zurücknimmt für später. Und dann: „Vielleicht sind wir alle zu früh geboren.“ Ich habe das kritisiert. Darauf wurde er widert: Richter habe sein eigenes Gedicht nicht richtig vorgetragen. Richtig müsse es heißen: „Vielleicht sind wir immer zu früh geboren?“ und das sei ein anderer Akzent. Ein etwas anderer Akzent ist das wirklich. Aber die Grundauffassung bleibt falsch. Als ich das sagte, widersprach ein anderer Dichter. Er sagte: „Das ist doch eine gute Aussage. Denn ist das nicht höch stes Lob auf den Kommunismus?“ Zwischenruf des Genossen Fröhlich: Manche wollen geboren werden, wenn alles fertig ist. Unser Lebensgefühl Wir haben gesagt, was wir von unserem Lebensgefühl halten, nämlich: daß unsere Zeit eine Zeit ist, die sicher sogar von un seren Nachfahren noch besungen vird, un sere Zeit und die, die in ihr etwas zur Er füllung des Sinns unseres Lebens tun. Denn ’s ist die Zeit des heroischen 'Ringens um den Frieden der Menschheit. Ich nehme an, baß die späteren Generationen ebenfalls interessante Kämpfe haben werden. Aber deswegen setzen wir nicht unsere Zeit herab. Über sie, über ihre Dramatik und ihre Bedeutung wissen wir genau Bescheid. Wir haben auch hinzugefügt, daß unsere Zeit für die Jugend voller interessanter Konflikte in Verstand und Gefühl ist. Ich habe meine persönliche Empfindung zum Ausdruck gebracht, daß in den Gedichten des Abends viele dieser Probleme noch nicht dichterisch bewältigt worden sind. ch erinnerte an viele Konflikte, die junge Leute auszutragen haben, um mit ihren ^ten Ideen durchzukommen. Ich möchte also sagen: Wir sind für offene, kritische Töne. Wir wollen eine schte, offene, stürmische Kritik auch in der Lyrik. Aber das Wichtigste für ihre Wir- Dietmar Beetz MICH LOCKT KEIN GRAUES SCHLÄFENHAAR Mich lockt kein graues Schläfenhaar. Der Vormittag ist mein Zenit. in mir noch der Morgen war, nahm ich beim Abendschein Kredit. ch weiß nur, daß ich heute bin. ich plane hundert Jahre ein und gebe der Sekunde Sinn: ch Will stets gegenwärtig sein. Klaus Wolf GEWISSHEIT V ’rgeht und kommt und kommt schon wieder: P er Tag, der nächste, der übernächste Ind wird eine Woche, ein Jahr, ein Leben. Vas Leben geht immer vorwärts, Wir leben und werden vorwärtskommen, Vie Bäume wachsen ja auch nach oben . fort. U ad sichtbar wird, was zu sehen, und hörbar, was hörenswert. Der Freunde Gesicht, die Aufrichtigkeit, Der Feinde Gesicht, das falsche Gebaren. Die sinnvollen und die nutzlosen Dinge, was uns noch fehlt, wir kennen’s . schon. 1 Farbe und Gestalt: Wir planen! cd was wir wollen, muß werden — jetzt! S e ^t, steigend gewinnen wir Höhe und p Weitblick! er Faule hemmt uns. Der Fliehende gar ommt unter die Schritte. C r einsame Streber — der Geizhals — wtrd lange norm Ziel erlahmen. Ven unseren Weg verliert, flieret Freud’ und Liebe auch, /ad doch, wir finden im Höhersteigen S; keine Ruh. wd's neue Gipfel? Ist’s Lust am Steigen? werden neue Beschwerden entdecken or neuen Höhen und niemals zufrieden ysein ua immer begierig auf neue Entdeckung nd immer aufs neue unvollkommen Un d immer vollkommener! Universitätszeitung, Nr. 3, 17. 1. 1963, S. 5 kung ist die Konzeption, die ihr zugrunde liegt. Wir sind nicht für eine „Kritik“, die unser ganzes Leben verneint, die 'las sogenannte „Unbehagen“ pflegt. Wir wollen die Kritik für die Verbesserung unseres Lebens, wir wollen sie dafür, daß wir schneller vorankommen. Das ist unser Standpunkt. Über Unruhe und Unbehagen Ein Diskussionspartner meinte, es ginge nicht um Unbehagen, sondern um Unruhe, und die sei notwendig. Bitte sehr! Nach 1945 haben wir ein Lied gesungen: „Wir sind die Jungen, die Un ruhvollen.“ Dieses echte Pathos der Jugend — unruhvoll voran! — brauchen wir auch jetzt. Und die meisten Lyriker unseres Abends haben das auch spüren lassen. Das ist ja das Hervorragende, die Hilfe der Lyrik für die Jugend und unser ganzes Volk. Was wir aber' nicht brauchen, das ist eine unproduktive Unruhe, ist Unbehagen über unser Leben. Genosse Prof. Teubner: Wir sangen in unserer Jugend das Lied: „Auf! Auf! Zum Kampf sind wir geboren!“ Wenn man der Auffassung vom „Unbe hagen“ folgt — wo landet man dann letzten Endes? Logisch führt das dazu, den Sozia lismus nach kleinbürgerlicher Art als Ge gensatz des Kommunismus aufzufassen wie im Stück Hacks’. Das entspräche der unser Leben verneinenden Teleologie eines Ernst Bloch, die den Sozialismus als inhuman hinstellt und das Verhältnis zwischen Kom munismus und Sozialismus so umfälscht, als sei es gleichzusetzen mit dem Verhältnis gegenüber dem Kapitalismus, als sei der Sozialismus eine Ordnung, welche die Men schen nicht begeistern kann, die die Men schen verneinen müssen. Philosophisch ge sehen ist das ein Ausdruck des subjektiven Idealismus. Manche nehmen ihre Illusionen, ihr ganz privates Unwohlsein für das Er lebnis unseres Volkes — und das ist doch eine Lüge, die um so größer ist, wenn sie sich mit dem Anspruch drapiert, die alleinige Wahrheit zu sein. Ein aktuelles Goethe-Wort Ich habe deswegen auch gleich zu Beginn unserer Diskussion Goethe ins Feld geführt. Goethe hat 1826 gegenüber Eckermann zu der hier ja letzten Endes gestellten Frage „Wann ist ein Mann ein Dichter?“ erklärt: „Solange er bloß seine wenigen subjek tiven Empfindungen ausspricht, ist er noch keiner zu nennen; aber sobald er die Welt sich anzueignen und auszusprechen weiß, ist er ein Poet. Und dann ist er unerschöpf lich und kann immer neu sein, wogegen aber seine subjektive Natur ihr bißchen Inneres bald ausgesprochen hat und zu letzt in Manier zugrunde geht.“ Ich betone: Das ist wörtlich von Goethe, auch das Wort vom „bißchen Inneren“. Zuruf des Genossen Fröhlich: Dieser Hinweis ist wichtig, sonst könnten einige sagen, das wäre von der SED-Bezirks leitung formuliert. (Heiterkeit) Diesem Geist entsprach im übrigen auch das Reagieren des Publikums. Es hat an dem Abend auch bei schwächeren Gedichten Beifall gegeben. Doch der „Appell“, sich zu früh geboren zu fühlen, stieß als einziges auf eisige Stille im ganzen Saal. Das heißt, die jungen Leute, die dort waren, haben sehr drastisch gezeigt, was sie davon den ken. Einige Schriftsteller forderten in der Diskussion mehr Kritik. Aber eine so dra stische Antwort ist doch eine Kritik — ebenso, wie das besondere Lob etwa für Werner Lindemann, Reinhard Geng, Adel Suleiman und andere vom heutigen Mit gehen des Publikums zeugte. (In diesem Zusammenhang haben wir es bedauert, daß neben Arbeitern und Studen ten anderer Fachrichtungen, die da waren, Studenten der Germanistik, die sich ja mit der deutschen Literatur zu beschäftigen ha ben, nur kaum und insbesondere Assisten ten der Germanistik gar nicht gekommen waren. Wir Wissen, daß unter diesen Freun den viel über Maßstäbe in der Literatur- diskutiert wird. Aber hier, wo unter Be teiligung junger Arbeiter die Wirkung der Literatur „gemessen“ wird, sind sie nicht.) Parteilichkeit und Phantasie Nun zum eingangs genannten zweiten Problem. In der Diskussion sprach auch ein ge wisser Bernhard Kröger. Er erging sich in Verleumdungen unserer Gesellschaftsord nung und ihrer führenden Kraft, der Par tei der Arbeiterklasse. Wie aber reagierte darauf der Schriftsteller Hasso Grabner? Er meldete sich zu Wort und erklärte: „Ja, man konnte wirklich nicht die Wahrheit sagen.“ Als das von mehreren Genossen — Lyrikern wie Gästen — widerlegt wurde, stellte er diese noch als unglaubhaft hin. Die Genossen bewiesen aus eigener Erfah rung, daß sie nicht nur die Wahrheit sagen durften, sondern dazu direkt angehalten wurden. Vielleicht ist Genosse Grabner mit dieser Anforderung nicht immer zurecht gekommen? Oder was meinte er mit seinem Einwurf? Man spürte, daß dieser und jener sich im Windschatten falscher Auffassungen be findet und fern des Lebens unseres Volkes steht. Offenbar hat die Losung des Abends: „Junge Lyriker an der Seite der Partei“ einige wenige zutiefst in der Seele ver wundet. Einer erklärte sinngemäß: Lyrik muß stampfen und toben und frecher in der Anlage sein. Und Hasso Grabner sagte, man müsse der Phantasie freien Lauf lassen. Ich glaube, niemand unter uns ist gegen reiche Phantasie in Inhalt und Form. Wenn aber ein Sprachbild das andere jagt und man den Gedanken nicht mehr finden kann, der ausgedrückt werden sollte, dann steht „freier Raum“ an Stelle einer Aussage. Der Lyriker muß doch die Phantasie so ein setzen, daß die besten Gefühle und Ge danken verständlich und ergreifend dichte risch gestaltet werden. Im anderen Falle läuft das letztlich darauf hinaus, der Anarchie im künstlerischen Schaffen das Wort zu reden. Die kritischen Bemerkungen, die ich ge macht habe, schmälern in keiner Weise den Erfolg des Lyriker-Abends. Sie erschienen mir aber notwendig, damit alle schneller mit vorangehen. Diese Bemerkungen sind notwendig im Sinne des vom Genossen Prof. Teubner vorhin eingeworfenen Wor tes: „Auf! Auf! Zum Kampf sind wir ge boren!“ *) Aus seinem Diskussionsbeitrag auf der 6. Tagung der Bezirksleitung Leipzig der SED am 11. Januar. Entnommen aus LVZ vom 12. 1. 1983. Notwendiger Streit • öh bühne. Diese notwendige Diskussion über ■ wichtige Probleme unserer jungen Gegen- [ wartslyrik beginnt in der „Universitätszei- ■ tung" mit Verspätung. Das Gedicht von ! Helmut Richter „vom träumen”, von dem .1 in den Beiträgen der Genossen Höpcke ■ und Prof. Dr. Voegt u. a. die Rede ist, [ wurde neben anderen Arbeiten nämlich ■ bereits Anfang November 1962 auf einer 1 Lyrikveranstaltung der FDJ-Studenten- • bühne gelesen und in der UZ Nr. 46/1962 ■ zur Diskussion gestellt. Wir hatten in un- 1 serem Bericht über die Veranstaltung der । FDJ-Studentenbühne die wichtigen Be- ■ merkungen des Schriftstellers Jupp Müller ! hervorgehoben, der über den gesellschaft- ■ liehen Auftrag des Schriftstellers unserer • Zeit sprach, darüber, daß er mit seinen • Gedichten, Erzählungen, Stücken usw. mit- ■ helfen will, den Menschen unserer Epoche # zu formen, und hatten Kritik daran geübt, " daß während der Veranstaltung eben urn ■ diesen Kern herumgeredet wurde. Aller- I dings ist es ein Versäumnis der Redak- I tion, daß sie selbst auf die aufgeworfe- '• nen Fragen und die zur Diskussion ge- I stellten Gedichte nicht wieder zurückkam. " Die FDJ-Studentenbühne hat mit ihren • Lyrikabenden noch vor den zentralen Ver- ■ anstaltungen eine Lanze für eine zu Un- " recht vernachlässigte Form unserer Dicht kunst gebrochen, aber - und das zeigten die letzte Veranstaltung und die heutige Auseinandersetzung — keine rechte, klare Konzeption dafür gehabt. Eine ganze Reihe Mitglieder der Studentenbühne mißt den Aussagewert eines Gedichtes offensichtlich nicht an seinem gesellschaft lichen - und damit wahrheitsgemäßen - Anliegen, sondern an der intellektualisti- sehen Verbauung dekadenter Formspiele reien. Ein Beweis dafür ist das unkritische Verhalten zu den Gedichten Richters. Rich ter, von dem man meinen sollte, daß er in einer sozialistischen Wirklichkeit lebt, fragte in einem Gedicht ernstlich: „Was ist mein Lohn, meine Aussicht?“ Er be hauptet von sich, zu zeitig geboren zu sein. Will er nur die Früchte unseres Kamp fes ernten? Konnte von den Mitgliedern der Studentenbühne darauf etwa keine Antwort gegeben werden? Wir haben in der „Universitätszeitung" dazu aufgefordert, in Zusammenhang mit der Vorbereitung der II. Universitätsfest spiele über die kulturelle Massenarbeit an der Universität zu debattieren. Vor aussetzung dafür ist Streben nach Klarheit über die Aufgaben der sozialistischen Kulturpolitik beim umfassenden Aufbau des Sozialismus. Darüber erwarten wir auch den Beitrag der FDJ-Studenten- Im Kulturzentrum Südwest fand auf Einladung der FDJ-Bezirksleitung kürzlich unter dem Motto „Junge Lyriker an der Seite der Partei" der erste größere Lyrikabend in Leipzig statt. Frucht bares Ergebnis dieses Abends, der großes Interesse bei der Jugend fand, war die Feststellung, daß die moderne Lyrik wichtige Aufgaben bei der sozialistischen Bewußtseinsbildung erfüllt. Unser Bild zeigt das Präsidium der Veranstaltung. Foto: ZB „Wo ist Prometheus?“ Von Prof. Dr. phil. Hedwig Voegt Staat und Dichtung Einander ergänzend Dienen sie dem Menschen, Indem sie Körper und Geist zu einer Einheit ausbilden Und immer wieder ein Vorbild schaffen Des ganzen Menschen, Allmenschlicher Übermacht.“ (Johannes R. Becher) Auf der Bezirksdelegiertenkonferenz der SED am 8./9. Dez. 1962 ging der Erste Sekre tär der SED-Bezirksleitung, Paul Fröh lich, auch auf kulturpolitische Fragen ein. Walter Ulbricht griff in seiner Dis kussionsrede das Thema noch einmal auf und forderte von den Schriftstellern und Künstlern, den Menschen des sozialisti schen Aufbaus, den Menschen, doch keinen Supermann darzustellen. Durch die Ausführungen Walter Ulbrichts wurde die nationale Bedeutung in der Auseinander setzung um den sozialistischen Realismus unterstrichen und auch für alle jene er kennbar, die bis dahin noch passiv beiseite gestanden hatten. Die politisch-ideologische Orientierung, die die Partei der Arbeiterklasse den Künstlern vermittelt, ist nicht neu, nicht von heute, sondern so alt, wie die Ge schichte der Arbeiterbewegung selber. In den Klassenkämpfen in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre gewann sie eine neue Qualität: Die KPD unter der Führung des Thälmannschen ZK richtete nach dem Es sener Parteitag im Jahre 1927 ihre kultur politischen Aufgaben gegen die imperia- listische Kriegshetze, sie rief die Werktäti gen und die fortschrittliche Intelligenz auf, mit der KPD gegen die Verderber der Na tion zu kämpfen. Da in einem Teile Deutschlands auch heute wieder die impe rialistische Kriegshetze geschürt wird, so wird die führende Rolle der Partei der Ar beiterklasse in der Literatur- und Kunst diskussion auch heute von derselben natio nalen Verantwortung getragen, wie in den Jahren vor 1933. Allerdings mit einem Un terschied: Der Arbeiter in der Deutschen Demokratischen Republik hat das Glück, die Macht zu haben und ist somit in der Lage, Dekadenz und Nihilismus, die in tödlichem Gegensatz zu den Lebensinter essen der deutschen Nation stehen, zu ent larven. In der sozialistischen Tagespresse der letzten Monate widerspiegelte sich diese Kulturdiskussion in ihrer vollen Wider sprüchlichkeit. Die Breite der Diskussion entspricht den demokratischen Prinzipien der Kulturrevolution, die in dem Losungs wort von der „gebildeten Nation“ ihren dynamischen Ausdruck gefunden hat. Auch die „Universitätszeitung“ hat sich in diese öffentliche Diskussion eingeschaltet und führt einen konsequenten Kampf gegen die Dekadenz und den künstlerischen Nihilis mus wie andererseits für die Volkstümlich keit und Parteilichkeit in der Kunst und Literatur. Einen Höhepunkt erreichte die Literatur diskussion in den Auseinandersetzungen um das Stück von Peter Hacks „Die Sor gen und die Macht“. Der Artikel im „Neuen Deutschland“ vom 16. Dezember 1962 von Siegfried Wagner und Kurt Bork hat die fehlerhafte Grundkonzeption des Stük- kes analysiert und sich mit den Irrtümern, die in die Diskussion hineingetragen wor den waren, auseinandergesetzt. Verschiedene Aussprachen mit den Stu denten der Karl-Marx-Universität haben nun gezeigt, daß in der Diskussion um „Die Sorgen und die Macht“ besonders der Bei trag von Anna Seghers nicht richtig verstanden wurde (ND vom 9. 12. 1962). Anna Seghers, die einen Ehrenplatz in der Geschichte der sozialistischen Nationallite ratur einnimmt, erschien sakrosankt und ein Irrtum ihrerseits deshalb ausgeschlos sen. Anna Seghers geht in ihrem Artikel davon aus, daß ein Talent der empfind lichste aller Stoffe ist; es möge vorsichtig damit umgegangen werden, damit nichts „verpfuscht“ werde. Durch diese Aus gangsposition wird allerdings jede Kritik, die zum Kern des Stückes vorzudringen versucht, gelähmt. Anna Seghers verabso lutiert den Begriff des Talents, verselb ständigt es. Weiter muß die Beziehung, in die Hacks zu Shakespeare gesetzt wird — „Hacks lernt von Shakespeare“ — ange zweifelt werden, weil sie literarhistorisch fragwürdig ist. Als der junge Goethe, als Herder und Lenz auf die Bedeutung Shake speares hinwiesen, so deshalb, weil sie, gegen die Regeln einer höfisch gebundenen Ästhetik kämpfend, ihre demokratische Konzeption der „polierten Nation“ entge gensetzten und deshalb die nationalen und volkstümlichen Kriterien der Dramen Shakespeares aufgriffen. Doch gerade jene klassischen Kriterien der Volkstümlichkeit, der Volksverbundenheit und der sozialisti schen Parteilichkeit werden in dem Stück von Peter Hacks vermißt. Da aber Volks tümlichkeit und Parteilichkeit unerläß liche Kriterien unserer sozialistischen Na tionalliteratur sind, in „Die Sorgen und die Macht“ jedoch nicht durchscheinen, so kann nicht davon gesprochen werden, daß hier Probleme „von unserem Standpunkt“ ge staltet sind. In der Diskussion um Peter Hacks geht es nicht nur um sein Stück. Es geht um alle jene Literaten, für die der gegenwär tige Tag grau und ohne Hoffnung ist. und die ihren Nihilismus zumeist in der Form abstrakter Lyrik niederschreiben Ein trau riges Beispiel solcher Lyrik ist das Ge dicht „vom träumen“, das Helmut Rich ter auf verschiedenen Lyrikabenden zum Vortrag brachte (s. auch UZ vom 15. 11. 1962). Dieses Gedicht gehört nicht in un sere Welt, sondern widerspiegelt, und zwar in erschreckender Durchsichtigkeit, den schrankenlosen Subjektivismus einer ver faulenden Gesellschaftsordnung; es ist sel ber ein Produkt des Abfalls dieses Fäulnis prozesses. Es ist morbid, der Wirklichkeit entrückt, abstrakt und antirealistisch. Die Zurücknahme des Lebens, die sich in den Versen ausdrückt: „ich habe oft Sehnsucht nach einem Schoß, der mich wieder zurücknimmt für später.“ tötet alle schöpferischen Fähigkeiten, alle menschlichen Beziehungen zerstörend. Wo ist Prometheus? Er ist zurückgenommen, wie es dem Weltbild des Imperialismus entspricht. In der Kulturdiskussion auf den Partei konferenzen und in der sozialistischen Presse geht es schließlich und endlich dar um, den antinationalen Prinzipien einer Literatur, die den Kulturpessimismus spät bürgerlicher Theorien widerspiegelt, ent gegenzutreten ; es geht darum, jenen Künstlern zu helfen, die wahrhaftig, volks tümlich, parteilich de Geburt des neuen Menschen und die Probleme unserer sozia listischen Gegenwart zu gestalten ver suchen.
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