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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
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- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1
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Band
Band 7.1963
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Praxis fordert neue Formen tierärztlicher Tätigkeit Von Prof. Dr. med. vet. habil. Lothar Hussel, Dekan der Veterinärmedizinischen Fakultät Der durchschnittliche Wert des Tierbe standes einer größeren Tierarztpraxis, materielle Ausstattung letzterer ebenso ein- gerechnet wie ein Jahresaufkommen an Fleisch, Milch, Fett, Wolle, Eiern und orga nischem Dung aus diesem Tierbestand selbst, mag nicht selten vier bis fünf Mil lionen DM überschreiten. Dank seiner spe ziellen Ausbildung und Erfahrung gehört der Tierarzt zu den berufenen, fähigsten Förderern einer hochproduktiven, rentablen sozialistischen Viehwirtschaft. Der Reich tum der LPG basiert unter den agrarischen Verhältnissen unserer Republik vor allem auch auf der massenhaften Haltung hoch leistungsfähiger, langlebiger Zucht- und Nutztiere auf engem Raum und bei weit gehender Mechanisierung und Automatisie rung aller in der Viehwirtschaft anfallen technischen Vorstellungen entsprechen. Hier ist die Basis erfolgreichen prophylak tischen Wirkens zu suchen. Hätten wir nicht 18 000 und mehr LPG, sondern nur so viele wie wir praktische Tierärzte haben, nämlich rund eintausend- vierhundert, und hätte jede dieser weni gen LPG 2000 bis 3000 Großvieheinheiten, also so viele Tiere, daß ein Tierarzt bei vorwiegend prophylaktischer Tätigkeit durchaus ausgelastet wär, müßte man als optimale Form tierärztlicher Bindung an die LPG den „Betriebstierarzt“ fordern. Er ist LPG-Mitglied, wirkt im Vorstand der Genossenschaft mit und setzt das durch, was die Viehwirtschaft braucht, um siche res Fundament eines hohen Wertes der Ar beitseinheit zu sein. Im Jahre 1970 werden unsere VEG und unser Beitrag im Massen Wettbewerb zur Vorbereitung des VI. Parteitages Wege zum Höchststand Auf dem den Arbeitsvorgänge. Das Produktionsmit- tel „Tier“ aber ist anfällig für Minderlei stung, Seuche und andere Krankheiten und Schwäche. Es ist mehr gefährdet als das Produktionsmittel „Maschine“, dessen jähr lichen Abschreibungswert man häufig ziemlich gut vorausbestimmen kann. Jungviehsterblichkeit und vorzeitiger Ab gang zum Schlachthof lassen die Quellen genossenschaftlichen Reichtums weniger ergiebig fließen. Es besteht daher ökono misches und politisches Interesse daran, Minderungen der viehwirtschaftlichen Lei stung vorzubeugen. Darüber hinaus gilt es, vorhandene Potenzen in der tierischen Pro duktion quantitativ und qualitativ noch zu erhöhen. Zu den Grundfragen unserer Arbeiter- und-Bauern-Macht, die in allumfassender Weise gegenwärtig zur Vorbereitung des VI. Parteitages öffentlich durchgesprochen Werden, gehören auch diejenigen des sozia listischen Lebens und Arbeitens in der Landwirtschaft. Hier hat sich die Erkennt nis Bahn gebrochen, daß die agrarische Produktion auf eine neue Art und Weise geleitet werden muß. Die besten Soziali sten, diejenigen unter den Werktätigen der Landwirtschaft, die wissenschaftlich am gründlichsten vorgebildet, im ökonomischen Denken am weitesten fortgeschritten und in der Praxis am meisten erfahren und er probt sind, werden die sozialistische agra rische Produktion leiten. Sie werden sich, aus den wichtigsten VEG, LPG und RTS kommend, in Landwirtschafts- und Produktionsräten zusammenfinden und den Volksvertretungen, der werktätigen Intel ligenz und vor allem der Arbeiterklasse, unmittelbar verantwortlich sein. Es wird über die LPG niemand bestimmen, der ihr nicht in irgendeiner Weise verbunden ist. Die beste Bindung an die LPG ist jedoch, ihr Mitglied zu sein, und agrarisches Fach wissen findet im Wirtschaftsablauf und in der Betriebsorganisation der LPG dann seinen optimalen praktischen Niederschlag. Wenn der Träger dieses Wissens Leiter °der Vorstandsmitglied der LPG ist. Eigener „Betriebsarzt“ ,,. Die sozialistische Viehwirtschaft, die in den Händen der Genossenschaftsmitglieder liegt, bedarf der tierärztlichen Einfluß nahme ebenso wie derjenigen des Zoo technikers, Agronomen, Betriebswirt schaftlers und Agrarpolitikers. Die Ar beit des Tierarztes wird um so nutzbrin gender, je mehr er im Kollektiv mit den anderen Fachkadern in die grundlegen den Betriebs- und Wirtschaftsabläufe so eingreift, daß alles absolut gesichert ist, was Tiergesundheit und hohe Gesamt lebensleistung bringt. Vor allem müssen Futteraufkommen, Futterwert und Futter verteilung, Stallbau, Seuchenvorbeuge und Milchhygiene den tierärztlichen und zoo LPG achteinhalb Millionen Großviehein heiten in ihren Tierbeständen vereinigen, und rund 3000 Tierärzte — doppelt so viele „Praktiker“ wie gegenwärtig vorhanden sind! — werden zu ihrer Betreuung zur Verfügung stehen. Zwar wird sich durch Bildung größerer Genossenschaften die Zahl der LPG erniedrigen, aber es werden bestenfalls im Jahre 1970 eineinhalb bis zweitausend große LPG einen eigenen Be triebstierarzt haben können. Mindestens elf- bis zwölfhundert praktische Tierärzte werden außerdem da sein müssen, um die Millionen von Tieren zu betreuen, die in den übrigen LPG und VEG stehen. In über wiegender Anzahl werden diese Tierärzte Leiter staatlicher Tierarztpraxen sein, und einige — jetzt sind es noch rund 500 — wer den auch dann noch als „Privatpraktiker“ arbeiten. Die neue Form der Leitung der sozialistischen Landwirtschaft erfordert je doch nicht nur den „Betriebstierarzt“ für den geeigneten Betrieb, sondern auch eine neue Organisation der Tätigkeit des .Staatspraktikers“ und des „Privatprakti- kers". Beide müssen in gleicher Weise zur Planmäßigkeit ihrer Arbeit kommen, wie diese auf jeden Fall der Betriebsarzt so fort erreichen kann. Ein allein und isoliert arbeitender „Praktiker“ kann sich noch so viel prophylaktische Tätigkeit, planmäßige Gesundheitskontrollen usw. vornehmen — jeder spontan auf tretende Krankheitsfall, der sofortiges kuratives Handeln nötig macht, hindert ihn zunächst, die geplan ten, der Vorbeuge dienenden Verrichtun gen fortzusetzen. ... und Tierarzt-Kollektive Daher muß der praktische, nicht als Be triebstierarzt tätige Veterinärmediziner mit drei oder vier seiner Nachbarkollegen Ver einbarungen für Zusammenarbeit und Ar beitsteilung treffen. In solchen tierärzt lichen Kollektiven, seien sie auch noch so lose gefügt, wird planmäßige prophylakti sche Turnusarbeit nicht mehr durch über raschend auftretende Erkrankungen einzel ner Tiere unterbrochen. Vielmehr über nimmt den unerwarteten Fall ein viel leicht sogar spezialisierter Kollege des Kol lektivs, während der andere Praktiker sei nen Arbeitsplan strikt einhält. So wird das Veterinärwesen durch den „Betriebsarzt" — künftig in einer zunächst noch kleinen Zahl geeigneter Landwirt schaftsbetriebe anzutreffen — und durch Praktiker-K llektive loser, aber die Plan mäßigkeit der Arbeit sichernder Art, dem Fortschritt in der Organisation unserer sozialistischen Landwirtschaft Rechnung tragen. Unmittelbarer, schneller und vor allem planmäßiger werden tierärztliches Wissen und Können nunmehr den LPG und VEG zur Verfügung stehen. Fast ein tausend weitere Tierärzte aber werden in Schlachthöfen, Tiergesundheitsämtern, Tierkliniken, Fakultäten, Impfstoffproduk tions- und Forschungsstätten sowie als Haupttierärzte mit kreis- und bezirkstier ärztlicher Kompetenz tätig sein und ins besondere den Schutz der Bürger unserer Republik vor Schäden durch auf den Men schen übertragbare Tierkrankheiten (z. B. Tuberkulose, Brucellose, Tollwut, bakte rielle Fleischvergiftung) und durch minder wertige, unhygienische oder verdorbene vom Tiere stammende Lebensmittel ge währleisten. Sie werden die Tiertransporte vom Standpunkt der Hygiene und des Tierschutzes überwachen, gemeinsam mit den Ärzten die Hygiene auf dem Lande verbessern helfen, die künstliche Besamung der Haustiere hygienisch kontrollieren und viele andere spezifische Leistungen voll bringen. Aber auch hier werden neue For men der Arbeit und Wirksamkeit zu finden sein, die dem Wachsen und Reifen unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung ent sprechen. Audi im Studium aus gefahrene Geleise verlassen Den neuen, hohen Leistungsanforderun gen an die Tierärzte müssen die Studien- und Forschungspläne an den tierärztlichen Fakultäten durch weitgehende Änderungen, besser gesagt, durch beherztes Abgehen von manchen alteingefahrenen Geleisen, beschleunigt Rechnung tragen. Die Vor lesungen werden nicht mehr bloß Fakten vermitteln, sondern vorzüglich Probleme behandeln, die auf dem entsprechenden Spezialgebiet von der Praxis aufgegeben sind. Ein Teil der Ausbildungsvorhaben wird direkt in der Praxis.zu absolvieren sein. Die Studierenden sind in Seminaren und Praktika an die selbständige Erarbei tung eines profunden, in die Breite gehen den, zu frühe Spezialisierung vermeiden den Wissens zu gewöhnen. Einige Unter richtsfächer werden stärker betont, andere etwas reduziert werden. Maßgeblich dafür wird die Anforderung der Praxis sein. Der Vermittlung politischen und ökonomischen Wissens wird noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken sein. Der neue Studienplan wird außerdem durch neu zu schreibende Lehrbücher zu unterstützen sein, die so wohl für die sozialistische Produktionspra xis nützliches als auch den Fortschritt der Grundlagenforschung berücksichtigendes Gedankengut enthalten. Seitdem Nationalpreisträger Otto Strube, Direktor des VEG Schwaneberg, Mitte No vember 1962 im „Neuen Deutschland“ die Forderung aufstellte, daß der landwirt schaftliche Musterbetrieb auch seinen eige nen Tierarzt haben sollte und dieser sogar für die gesamte tierische Produktion ver antwortlich sein müßte, und seitdem die Maul- und Klauenseuche unseren Viehbe- ständen und bestimmten Teilen der gesam ten Volkswirtschaft unerwartet großen Schaden zufügt, sind tierärztliche Fragen Gegenstand umfangreicher öffentlicher Dis kussionen geworden. Es ist ein regelrechter Meinungsstreit entstanden, der vielerorts wahrhaft dialektisch und daher unserer guten Sache durchaus dienlich geführt wird. Jeder echte Fortschritt wird im ehr lich ausgefochtenen Widerstreit der Mei nungen geboren. Tierärzte zu Persönlichkeiten erziehen Einige Gesichtspunkte, z. B. derjenige der • Verantwortung für die tierische Produk tion, wurden über Gebühr in den Vorder grund geschoben. Nicht eine deklarierte Verantwortung, nicht ein bestimmtes Un terstellungsverhältnis, lösen eine solche Frage. Entscheidend ist, ob der Tierarzt eine dem Wissen, Können und dem Herzen nach dem Sozialismus ergebene Persönlich keit ist. Die Werktätigen in der Landwirt schaft werden das sehr schnell, genau und feinfühlig erkennen und dem Tierarzt den jenigen Platz einräumen sowie seinen fach lichen Vorschlägen diejenige Geltung ver schaffen, die ihnen das Maß ihres Ver trauens zu diesem Tierarzt geraten sein lassen. Die sozialistische tierärztliche Per sönlichkeit zu erziehen, ist also die Grund forderung! Hier liegt die bedeutende Auf gabe der Veterinärmedizinischen Fakultä ten. Die Fortbildung der bereits seit lan gem in der Praxis tätigen Tierärzte selbst, die Schaffung eines zahlenmäßig und lei stungsmäßig befriedigenden Berufsstandes von Veterinärtechnikern, die den tierärzt lichen Einsatz rationeller gestalten, der Auf bau eines unbürokratischen tierärztlichen Rechnungswesens, der sozialistischen Pra xis gerecht werdende Forschung sind wich tige, dringend zu lösende weitere Probleme. Zur Veränderung der Ausbildung * Entscheidend aber ist die Persönlichkeit selbst, deren Wert bestimmt wird durch den übernommenen und geleisteten Anteil an den Aufgaben, die uns das nationale Dokument bezeichnet: Dern moralischen Übergewicht des sozialistischen Weltfrie denslagers in der Vergangenheit, Gegen wart und Zukunft muß das ökonomische zur Seite gestellt werden. In der Landwirt schaft ist dieses Ziel nur erreichbar, wenn dem durch unsere sozialistische Gesell schaft geformten Tierarzt schlechthin mit bestimmende Einflußmöglichkeiten gegeben sind. Knopp drei Jahre besteht im Institut für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre die Abteilung für Geflügelkrankheiten. Sie hat sich in dieser kurzen Zeit als wissenschaftliches Zentrum für Fragen der Geflügelzucht im Bezirk Leipzig unentbehr lich gemacht. Ein Beispiel ihrer Arbeit ist die Putenaufzuchtstation in Doberschütz. 1959 begann dort der staatliche Forstbetrieb Torgau mit der Aufzucht und Mast von Puten. Für eine solche Aufzucht im großen Rahmen — die Station soll nach ihrem Aufbau jährlich 70 000 Puten aufziehen - gab es in unserer Republik noch keine Er fahrungen. Mon bildete eine Arbeitsgemeinschaft, der von Anfang an Dr. Hille (unser Bild) als Wissenschaftler angehörte. Fragen der Hygiene, die in einem fabrikmäßigen Betrieb, in dem eine Seuche rasch verheerendes Ausmaß annehmen kann, wurden schon bei der Projektierung beachtet. Ein Freundschaftsvertrag regelt heute die zielstrebige Zusammenarbeit. So werden von Dr. Hille regelmäßig die prophylaktischen Maßnahmen (z. B. Impfung) Blut untersuchungen, Bestandskontrollen durchgeführt. Die Kollegen der Aufzuchtstation haben volles Vertrauen in die Arbeit „ihres" Tierarztes und halten sich strikt an seine Weisungen und Empfehlungen. Neben der direkten tierärztlichen Hilfe unterstützt die Abteilung für Geflügelkrank heiten auch die Qualifizierung der Fachkräfte durch ihre Lehr- und Vortragstätigkeit. Die Zusammenarbeit der Praktiker und Wissenschaftler hat spürbare Erfolge ge zeigt. Die Aufzuchtstation blieb von Kinderkrankheiten verschont. Die Aufzuchtver luste, die 1961 noch 24 Prozent betrugen, wurden 1962 auf zehn Prozent gesenkt. Um eine Vergleichsmöglichkeit zu bieten, das Weltniveau liegt bei ungefähr acht Prozent Aufzuchtverlusten. Die Abteilung für Geflügelkrankheiten hat hier auch ein Beispiel dafür geschaffen, welche Möglichkeiten die enge Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und tierischer Pro duktion in sich birgt, wenn sie über den engen Rahmen kurativer Natur hinausgeht. Feto: HFBS Veränderungen wagen Von Prof. Dr. Rudolf Neundorf, Direktor der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik, Träger des Vaterländischen Verdienstordens Wie alle Schichten der Bevölkerung und die verschiedensten Berufszweige, so set zen sich unter den Aspekten des 17. Ple nums des ZK der SED und des bevorste henden VI. Parteitages auch alle Fach zweige der Veterinärmedizin in den letzten Wochen und Monaten intensiv, kritisch und perspektiv mit den daraus resultieren den Problemen auseinander. Daß in Anbe tracht bevorstehender neuer, bisher nur sporadisch praktizierter Arbeits- und Lei tungsmethoden nach dem Produktions prinzip nicht sofort überall volle Resonanz, Übereinstimmung und konkretes Handeln zu erzielen waren, kann nicht als Vorwurf dienen, sondern war aus der Sache heraus zu erwarten und darf zumindest für breite Kreise der Tierärzteschaft als echtes poli tisches und berufliches Verantwortungs gefühl gegenüber unserem Arbeiter-und- Bauern-Staat gewertet werden. Gemeinsames Ziel sehen Es war daher interessant und anregend zugleich, daß in diese internen Diskussio nen der Artikel. Otto Strubes gewisser maßen hineinplatzte, interessant vor allem deswegen, weil durch den Beitrag dieses hervorragenden Praktikers der Landwirt schaft dem Veterinärwesen in knappen, markanten Worten — vielleicht nicht in allen Punkten wohlproportioniert — das Bild des Tierarztes, wie ihn die sozialisti sche Landwirtschaft sehen möchte, gezeich- net und zur Begutachtung vorgestellt wird. Wir Tierärzte sollten zunächst einer Höf- lichkeitspflicht genügen und Otto Strube für den kameradschaftlichen und uns gegenüber als Beruf an sich hochachtungs vollen Ton der Diskussion danken. Wenn er in der Endkonsequenz seiner Forderun gen möglicherweise die Grenzen zu weit steckt, so wird man mit ihm sachlich spre chen können und müssen. Es nützt aber niemand, wenn einzelne Diskussionen per sönlich, unsachlich und aggressiv gegen Strube geführt werden oder gar von ein zelnen Kollegen unter Berufung auf Orien tierungen von höchster zuständiger Stelle die Auffassung verbreitet wird, seine Auf fassung sei schon längst beschlossenes Ge setz und werde nur noch formal diskutiert. Sollten wir nicht besser an der Feststel lung Strubes ansetzen, daß die Zootech niker den Anforderungen der sozialisti schen Landwirtschaft nicht mehr voll ge recht werden können, und unter Berück sichtigung der veränderten Verhältnisse in der Landwirtschaft mit sachlichen, konkre ten und konstruktiven Vorschlägen sowie instinktsicherem Fingerspitzengefühl eine Führungsarbeit der Veterinärmedizin be ginnen, die ihr mutatis mutandis den ge bührenden Platz einräumt und schließlich in der Erfüllung unserer jahrelang postu- lierten Belange der modernen präventiven Veterinärmedizin ihren beredten Ausdruck erhält! Meiner Auffassung nach fordern die Beschlüsse des 17. Plenums geradezu ein derartiges Vorgehen und Partei und Regierung erwarten unsere Vorschläge! Das verlangt aber bei exakter Einschät zung der gegenwärtigen Situation, daß un verzüglich alle entscheidenden Gremien der Veterinärmedizin (Sektion Veterinär medizin der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Veterinär medizinische Fakultäten, Wissenschaftliche Gesellschaft für Veterinärmedizin in der DDR, staatliches Veterinärwesen, tierärzt liche Fachgruppe des FDGB usw.) zu ge meinsamen Beratungen zusammentreten und konstruktive Vorschläge unterbreiten, die — kraß zugespitzt — beweisen, ob Strube Recht oder Unrecht hat! Es kann und darf dabei auch nicht darum gehen, ob diese oder jene Form des Veterinär wesens anderer sozialistischer Länder schon einmal eingeführt und wieder anul- liert wurde, sondern einzig und allein dar um, was nützt aus allen anderen Vorschlä gen unserer Veterinärmedizin in der DDR, um ihre Aufgabe zum Nutzen aller lösen zu können. Gleiche Verantwortung für Landwirt und Tierarzt Nun zu Otto Strubes Auffassungen selbst! Wenn man selbst,zwölf Jahre lang neben fünf LPG vom Typ III sechs nicht unbedeutende VEG tierärztlich betreut hat. ist man anmaßend genug, um die einzel nen Forderungen kritisch zu durchleuchten. Bei sonstiger grundsätzlicher Bejahung der skizzierten, altbewährten Tätigkeits merkmale des Tierarztes und dem je nach der Situation des Betriebes berechtigten Wunsch nach einem eigenen Tierarzt wird man nach Kenntnis der Dinge Strubes Meinung nicht so verstehen müssen, dem Tierarzt die alleinige volle Verantwortung für die gesamte tierische Produktion zu übergeben. Das bedeutet nicht Angst vor der Verantwortung, sondern hieße einer seits, den Landwirt als solchen, insbeson dere den Tierzüchter und Tierernährer aus seiner Verantwortung zu entlassen und zum anderen den Tierarzt von Aufgaben entziehen, die im ausgesprochen „medizini schen“ Teil seines Berufs begründet sind. Es geht dabei keineswegs darum, die un berechtigte und allzu einseitig strapazierte Diskussion aufzuwärmen, daß die Veteri närmedizin nicht zur Landwirtschaft, son dern zur Medizin gehöre. Wichtiger er scheint festzustellen, daß Landwirt und Tierarzt in Erkenntnis der politisch-ökono mischen Aspekte für eine optimale Pro duktion gemeinsam verantwortlich sind. Dabei wird sich je nach Profilierung der Partner zeigen, welche ungeheure und vielfach nicht genutzte „wissenschaftliche Produktionsreserve“ zu mobilisieren ist. Fragen der Anstellung und Unterstellung werden dabei sekundär und von der jewei ligen Situation des Betriebes, des Erfolges sowie nicht zuletzt der Persönlichkeit des einzelnen abhängig sein. Was hindert uns daran, nach den Grundsätzen des höchsten wissenschaftlichen und ökonomischen Nut zens zur Testung der Vorschläge Strubes unter Berücksichtigung aller tierärztlichen und landwirtschaftlichen Interessen vorzu- schlagen, in einigen besonders dafür ge eigneten VEG und LPG des Typs III ge eignete Untersuchungen anzustellen? Es steht doch damit grundsätzlich nichts im Wege, dem prädestinierten Großbetrieb seinen eigenen Tierarzt zu geben, wenn da mit nicht nur Neues, sondern Besseres er reicht wird! Diese Untersuchungen müssen nur so gerichtet sein, daß sie nicht losge löst von anderen gleichermaßen wichtigen Interessengebieten der Veterinärmedizin, sondern wohl koordiniert erfolgen. Es versteht sich dabei von selbst, daß noch manche anderen Probleme und man che Schwierigkeiten auf tauchen werden, die im augenblicklichen Umwandlungspro zeß begründet liegen. Wir werden sie aber meistern, wenn wir Lehre, Forschung und Fortbildung so intensiv wie möglich den aktuellen politisch-ökonomischen Belangen anpassen, um für die kommenden Jahre gewappnet zu sein. Universitätszeitung, Nr. 2, 10. 1. 1963, S. »
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