seine wissenschaftlichen Disziplinen in we sentlichen Teilen zu überblicken, die spe zifischen wissenschaftlichen Fragestellungen seiner Fächer zu erkennen und die Entwick lung der von ihm studierten Disziplinen im Hinblick auf seine Tätigkeit weiter zu verfolgen. Ausgehend von diesen Grundprinzipien und den von uns im Laufe der letzten Jahre bei der Ausbildung der Lehrerstudenten gesammelten Erfahrungen, hat der Fach richtungsrat für Mathematik nach einge hender Diskussion sowohl unter dem Lehr körper als auch unter den Studenten und in den gesellschaftlichen Organisationen einen Ausbildungsplan für Mathematik ausgear beitet und beschlossen. Das wesentliche Merkmal dieses Ausbildungsplanes ist, daß für die Lehrerstudenten — abgesehen von den Grundvorlesungen Infinitesimalrech nung und anlytische Geometrie — geson derte Vorlesungen gehalten werden. Es han delt sich dabei nicht etwa um gekürzte Vor lesungen für die Diplomanden, denn das würde nicht den Erfordernissen der Leh rerausbildung entsprechen und auf eine Senkung des Ausbildungsniveaus hinaus laufen. Die Programme und der Inhalt die ser Vorlesungen für die Lehrerstudenten wurden von Mitarbeitern des Mathemati schen Instituts neu erarbeitet. Sie tragen den spezifischen Fragestellungen der Leh rerausbildung Rechnung. In ihnen ist eine wissenschaftliche Grundlegung der Schul mathematik enthalten, und die Grundtat sachen der obengenannten mathematischen Disziplinen werden so vermittelt, daß der zukünftige Lehrer in der Lage ist, tiefer in diese für die Schulmathematik wichtigen Disziplinen einzudringen und sie für die Gestaltung des Unterrichts nutzbar zu ma chen. Auf diese Weise wird eine praxis bezogene Mathematikausbildung für die Lehrerstudenten weitgehend gesichert. Wir bemühen uns ständig, die inhaltliche Gestaltung dieser Lehrveranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Fachmethodikern und erfahrenen Lehrern den Erfordernissen anzupassen, die die gesellschaftliche Ent- wicklung an den Mathematikunterricht stellt. Die im Programmentwurf der SED dar gelegten Entwicklungstendenzen und sich daraus ergebenden Forderungen auf dem Gebiet des sozialistischen Bildungswesens machen es nach unserer Meinung erforder lich, den Gesamtablauf der Lehrerausbil dung im Hinblick auf seine Koordinierung an der Karl-Marx-Universität zu überprü fen. Die Bedeutung der Mathematik in vie len Zweigen des gesellschaftlichen Lebens erfordert eine gründliche Fachausbildung des zukünftigen Mathematiklehrers; denn das mathematische Bildungsniveau des Vol kes wird entscheidend bestimmt durch die fachlichen Qualitäten der Mathematikleh rer und ihre unterrichtsmethodischen und pädagogischen Fähigkeiten, eine gründliche Fachausbildung in Mathematik um so mehr, da in der Gegenwart ernste Mängel in der mathematischen Ausbildung an vie len Oberschulen bestehen. Wir sind der Ansicht, daß gegenwärtig der Fachausbil dung innerhalb der gesamten Ausbildung während des Studiums nicht das nötige Gewicht beigemessen wird. Das kommt u. a. dadurch zum Ausdruck, daß für die Fach ausbildung (Mathematik und Physik) nur 57 Prozent der Vorlesungsstunden zur Ver fügung stehen. Hinzu kommt, daß von 32 Wochen Praktikum 28 Wochen für die pädagogische, methodische und polytech nische Ausbildung vorgesehen sind. Während für die Ausbildung im Fach Mathematik der Lehrer für die polytech nische Oberschule innerhalb der vierjäh rigen Studienzeit insgesamt nur 60 Seme sterwochenstunden verwenden können, er achtet man in den anderen sozialistischen Ländern für die Erreichung des gleichen Ausbildungszieles eine fünfjährige Ausbil dungszeit für erforderlich, in der z. B. in der CSSR 110 Semesterwochenstunden für die Mathematikausbildung zur Verfügung stehen. Bemerkenswert in diesem Zusam menhang ist die Tatsache, daß im Staats examen für die Gesamtbeurteilung des künftigen Mathematiklehrers die Leistun gen in Mathematik eine völlig untergeord nete Rolle spielen. Von 14 Noten bezieht sich nur eine auf das Fach Ausbildung in Mathematik. Schlechte Fachleistungen können also spielend verdeckt werden. Wir unterstützen nachhaltig die in den Thesen des Instituts für Pädagogik ver tretene Forderung, das Studium berufsbezo gener und praxisverbundener zu gestalten. In verschiedenen Diskussionen brachte die Mehrheit der am Mathematischen Institut immatrikulierten Lehrerstudenten die Mei nung zum Ausdruck, daß die Ausbildung in einzelnen pädagogisch-methodischen Dis ziplinen zu breit angelegt ist; eine pädago gische Ausbildung, die enger als bisher mit der pädagogischen Praxis verbunden und stärker auf die jeweilige Fachrichtung be zogen ist, würde eine bessere Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Zeit mit sich bringen. Dies bestätigen uns auch Absol venten unseres Instituts, die seit Jahren als Lehrer tätig sind. Der in den Thesen des Instituts für Pädagogik enthaltene Vorschlag, das 6. Se mester oder einen anderen innerhalb des Studiums liegenden Zeitabschnitt als päd agogisches Berufspraktikum zu verwenden, gefährdet nach unserer Meinung den Er folg des Fachstudiums aufs äußerste. Die Ausbildung in Mathematik erfordert eine kontinuierliche und konzentrierte Beschäf tigung mit der Mathematik. Längere Unter brechungen des Ausbildungsganges führen — wie jede Erfahrung zeigt — zu einem rapiden Absinken der Studienleistungen. Man könnte einer so unglücklichen Rege lung ihr baldiges Ende voraussagen. Des-