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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
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- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1
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Band
Band 7.1963
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gggggegggggggggggggggggggggggggggeggg , Siebe Bu ar Jssiut 46 kein Riviere „-Afre Vestde 'lasse. Kolonia ‘tklärt Ded S Prag. 1 Auden (um ii *r Rat ther M je "erden A den de: Sstes .Wang n, un >ner CBrwal ACh ma "ellung Nufbu #wäsc "eh. Der ' S.eigni Wmme "ellung 6 in Für 1C German tus de tichtexis tistiert ton Ba nöchtig Uteratur Diese: toft, da en" „Fr doß de geifre g derdeul Snem 1 theinur hönteln *ck nac 9 gut € Sochken bid de Bhiller- Wr der Bratur, Berlin VI feder bbei v 9 Willi er Bre ur so < tistiert treibt cht, w beitet, i Es is Venn ei Ao V en Sv bfter O r| WBBe 2 BBL 5 1750 fc le v 3° 9emise m’inge 8, Qu l s ° ion Wulau Edop Nists 1500: "Stsität BLa ber si S ui Be Ui Bsuch «der De Te B8s se ‘Ommi BI gDie • Sldun, 5^ RPem i 3 wes Bderi nZ Le Sntl ubli B9gsw RQustr * lief *) Eine offenherzige Ergänzung dazu brid8 ..Die Welt“ vom 23. August aus der E Spie des westdeutschen Lektors H. J. Maitreic’sie Amerikaner wußten, was sie wollten, alsqar das Peace Corps-Programm starteten. Ere ip und ist gegen die Aktivität des Ostensde Afrika gerichtet. Präsident Kennedy hateno- bei weniger an einen internationalen Eugdeo- austausch gedacht, wie ihn Nsukkas Stuane ten verwirklicht sehen möchten. Ausgerskapi- in ihrer Abschiedsadresse an die amerhr- sehen Freiwilligen appellierten sie an CU- schtschow, Mao Tse-tung und Walter j bricht, es den Amerikanern gleichzutun eigene Gruppen nach Nigeria zu entsendnup Ganz so haben das meine Studenten nicht gesagt, aber es ist richtig, daß sie autep hand von dem feineren Spiel durchscha und entsprechend reagierten. Erwarten neue Doktoren aus Leipzig Die Studenten von Nsukka sind gleic anderen in Afrika in ihrer großen Meh. heit progressive, antiimperialistische Na tionalisten. Sie debattieren oft, ernst u n , mit Sympathie über Probleme des Sozi lismus in Afrika und veranstalteten da. über Seminare und Symposien. Die Ee heit der afrikanischen Völker und de Erhaltung des Friedens liegen ihnen Des sonders am Herzen, und viele lernten d vortrefflich, zwischen Freunden un „Freunden“ zu unterscheiden. Kurz, es sind lebensbejahende juD8n Menschen, die die Zukunft vor sich hab und sich nicht scheuen, um sie zu käm fen. Sie verstehen ebenso wie die denten, mit denen ich in Kuba, Cey1a8 Italien oder wo immer zusammentraf, dat das gute Buch unter die Waffen rechntt mit denen man ihr gerüstet entgegentf 1 Daher achten sie die humanistische de sehe Wissenschaft hoch. Manche haben da Wunsch, sich in der Deutschen Demozjn tischen Republik zu spezialisieren oder sie unseren Zeitschriften zu schreiben. 3 freuen sich darauf, daß recht viele weite, nigerianische Doktoren der Karl-Mar Universität in ihre Heimat zurückkehe. und dort die Front des Wissens verstärk klettern wird. Der Lehrkörper wohnt in universitätseigenen Häusern oder Etagen; die Angestellten nehmen ein anderes Viertel ein und ebenso die großen Wohn heime mit den Zweibettzimmern der Stu denten, die allerdings nicht mehr zu reichen, 'so daß einige hundert im Ort Privatunterkunft suchen müssen. Straßen. Heime. Universitätsgebäude und Institute sind überwiegend nach prominenten oder um die Wissenschaft verdienten Nigeria nern benannt. Im 70 km entfernten Enugu Hauptstadt der Ostregion, befindet sich ein zweiter „Campus“ mit Nebeneinrich- tungen der Universität. Geräumige Sport anlagen, Poliklinik, Schule sind vorhan den, Nachtklubs und Einschlägiges nicht Es fehlt bis dato das Freibad. Alles keine nennenswerten Abweichungen von den ge läufigen Normen. Oder sind vielleicht die Studenten seltsame Wesen, grundverschieden von den deutschen? Gewiß, einiges ist anders als bei uns Die meisten gehören den Mittelschichten aus Stadt und Land an, denn die Kinder der Reichen ziehen in der Regel ein Aus landsstudium vor, während die Söhne und gar Töchter der Ärmsten nur selten mit verwandtschaftlicher oder öffentlicher Bei hilfe eine Oberschule absolvieren können. Das erworbene Schulwissen, das noch auf Lehrplänen der Missions- und Kolonial behörden fußt, ist lückenhaft. Die Stu denten bringen kaum naturwissenschaft liche Vorkenntnisse mit; das von den Schulen vermittelte Geschichtsbild brauche ich nicht zu beschreiben. Noch unlängst reichte mir ein unternehmungsfreudige 1 ' Verlag in Aba das Manuskript eines Lehr buches zur Begutachtung ein, das mit der Aufzählung berühmter Persönlichkeiten einsetzte. Von den ausgewählten 27 Pol 1 ' tikern stellten die Engländer 19 (darunter Cecil Rhodes), von sieben Wissenschaftler 11 fünf. Die Studenten sind südländisch lebhaft, lachen, scherzen und singen gern. Sie fas sen leicht auf und zeichnen sich durch ein hervorragendes Gedächtnis aus. Nac. grober Schätzung hatte ich fünf bis zebn Prozent Überflieger und ebensoviel Nieten die kompakte Majorität war gut. Der Gemeinschaftssinn ist sehr ausge prägt; oft hilft man sich bei der Vorbere tung auf die Prüfungen, individuell und kollektiv. Die Studenten sind vielseitis interessiert und halten nichts vom apol. tischen Stubenhocker. Über ihre ausg e ' dehnten verfassungsmäßigen Rechte an de Hochschule wachen sie eifrig und greife zu Demonstrationen und Streiks, wenn S glauben, sie gegen Eingriffe oder Krän kungen verteidigen zu müssen. I teln, schwer genug, erbaut. Alljährlich wurde noch unter dem Kolonialstatut eine runde Million Pfund aus dem Haushalt der Ostregion dafür abgezweigt, so daß am 7. Oktober 1960, eine Woche nach Errin gung der nationalen Souveränität die feier liche Eröffnung stattfinden konnte. Noch im selben Monat begann nach der Im matrikulierung der ersten 220 Studenten der Vorlesungsbetrieb. Ein mutiger Ent- Technologische Fakultät verfügen insge samt über rund 20 Institute. Die Zahl der Professoren beträgt über 30, die der übri gen Lehrkräfte um 120, die der Studenten an 1800. Die Nigerianisierung macht Fortschritte. Die Universität wird von einem Rat unter Vorsitz des Kanzlers, Generalgouverneur Dr. Azikiwe, regiert, in dem nur zwei nichtständige Ausländer (kraft ihres Amtes „Warum beginnt in Ihrer Periodisierung die Neuzeit nicht 1485, wie uns das die Schule lehrte?“ (Der Leser mag sich wun dern: 1485 wurde Heinrich VII. König von England: Darum!) „Sind Kolonialis mus und Imperialismus nicht identische Begriffe?“ — „Traten die USA nicht wegen der Zimmermann-Depesche in den ersten Weltkrieg ein?“ — „Sind die Westmächte am zweiten Weltkrieg nicht genauso schuld Nsukka eine afrikanische Universität VON PROF. WALTER MARKOV Schluß, wenn man bedenkt, daß für die größte Fachrichtung, die Geschichte (etwa ein Viertel aller Studenten) ein einziger Nachwuchswissenschaftler zur Verfügung stand — allerdings ein tüchtiger, der man chem Leser dieser Zeilen kein unbekann ter ist: Assistent mit Lehrauftrag, heute Dozent und Prodekan Dr. Modilim Achu- fusi, der in Leipzig summa cum laude promoviert hat. Das war freilich in mehr als einer Hin- sicht ein Aushähmefall. Die beiden Kör perschaften, die in Nsukka Pate standen, das britische Inter-University-Council und besonders die amerikanische Michigan State University, wirkten bei den Beset zungen mit, zumal anfänglich Gastprofes suren , den Löwenanteil an den Lehrstüh len, bestreiten mußten. Es rückte ferner auf der unteren Ebene von Hilfsassistenten Präsident Kennedys Friedenskorps ein.*) Als ich im Januar 1.962 nach Nsukka kam, befand sich unter den Senatoren der Uni versität kein Nigerianer. Kritik regte sich, daß „Ziks Privatplantage“, wie Gegner stimmen Nsukka nennen, der Philosophie ihrer Gründer untreu würde. Die Mission von Nsukka Zur Philosophie oder Leitidee der Uni- versity of Nigeria rechnet die Entschlos senheit, sich von den älteren westafrika nischen Colleges zu unterscheiden durch modernere, den sozialen und ökonomischen Bedürfnissen besser angepaßte Studien pläne. Die klassischen Humaniora haben zugunsten von Naturwissenschaft, Agrono mie, Technik und praktischer Berufsausbil dung zurückzutreten; Frauenstudium soll Förderung erfahren. Von der Hochschule wird erwartet, daß sie die Nation mitbaut. Die selbstbewußte Namensgebung meldet einen Führungsanspruch an. Im Alltag lief es darauf hinaus, sich stär ker an amerikanischen als englischen Mo dellen auszurichten. Die geistigen Väter von Nsukka erklären die amerikanische Anlaufphase als notwendigen Durchgang. Die Mission der Universität wäre hingegen, einen afrikanischen Archetypus auszuprä gen und dieses Ziel sei auch personell in verhältnismäßig kurzer Zeit, in vielleicht zehn bis 15 Jahren zu erreichen. In Nsukka hört man dazu, besonders von studentischer Seite, viele Für und Wider. Das ist nicht verwunderlich. Alle Probleme, mit denen sich junge National staaten auseinanderzusetzen haben, drän gen an einer Hochschule konzentriert an die Oberfläche. Die ersten 170 Diplome Mit den ersten Staatsexamina in der Geschichte Nigerias hat die Universität nach dreijähriger Tätigkeit 1963 ihre Be währungsprobe abgelegt: sie konnte 170 von den 220 ,.Pionier“-Studenten das Di plom aushändigen. Von den sechs vorgesehenen Fakultäten fehlt noch die Medizinische, während die Fakultät für Forschung dabei ist, sich ein zurichten. Die Philosophische, Sozialwis senschaftliche, Naturwissenschaftliche und Zu unseren Fotos Oben: Prof. Markov im Gespräch mit afrika nischen Wissenschaftlern, unter ihnen (zweiter von rechts) Dr. Modilim Achufusi, Senior Lec- turer in History der Universität Nsukka, der 1960 an der Karl-Marx-Universität promo vierte. Rechts: Prof. Markov im Kreise Angehöriger der Universität Nsukka. Fotos: Prof. Markov als Rektor und Senatsdelegierter) Sitz und Stimme haben. Im Frühjahr 1962 wurden die ersten drei Nigerianer, wor unter Dr. Achufusi mit der höchsten Stimmenzahl, in den Senat gewählt. 1963 erfolgte die Ernennung zweier afrikani scher Wissenschaftler von Ruf, Dr. Kalu Ezera (Ph. D. Oxon) und Dr. Edward Bly- den III (Ph. D. Harward) aus Sierra Leone, zu Professoren. Der Direktor der .Universitätsbibliothek und der Registrar sind Nigerianer Von den Lehrbeauftrag ten und Assistenten stellen die einheimi schen Nachwuchskräfte die gute Hälfte. Unter ihnen finden wir im College of Engineering Chuks Onianwah, der seinen Dr.-Ing. an der Technischen Universität Dresden machte und über Elektronik liest. Dr. Alexander Ohiaeri, einer der drei Uni- versitätsärzte, zählte zu den ersten aus ländischen Studenten, die unsere Leipziger ABF vor zwölf Jahren unter ihre Obhut genommen hatte. Mangel an Literatur Die Studenten haben ein einjähriges Studium generale von umstrittenen Wert vorzuschalten, ehe sie sich für nachfol gende drei Jahre einem Ein- oder Zwei fachstudium zuwenden. Die Vorlesungen müssen testiert werden und ihr erfolg reicher Besuch ist durch 'eine in der Regel dreistündige Klausurarbeit nachzuweisen. Obwohl die Zahl der Wochenstunden mit 16 bis 20 nicht zu hoch ist. gibt es auf diese Weise doch unheimlich viel Zwi schenprüfungen. Zu allen Tages- und Nachtzeiten sieht man dann fleißige Stu denten beim Büffeln. Da die Universitätsbibliothek zwar einem Schmuckkasten gleicht, jedoch die Nachfrage bei weitem nicht einholt und von anderswo Literatur nur tropfen weise erhältlich ist, hängen die Studen ten sehr von ihren Nachschriften ab. Sie bitten deshalb dringend, das Englische so langsam und deutlich zu sprechen, als man kann. Während der Vorlesung stellen sie Fragen, die den Vortrag manchmal in eine temperamentvolle Diskussion auf lösen. Der Zeitplan gerät durcheinander, aber der Kontakt zwischen Lehrer und Schüler gewinnt. Man erfährt, wo es Un klarheiten gibt. Aufschlußreiche Zwischen- und Zweifelsfragen waren beispielsweise: ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ wie Hitler, nachdem sie den Schandfrieden von Versailles diktiert haben?“ Kühler als der Senatssaal Das Studienjahr ist in Trimester unter teilt: etwa sieben Monate entfallen auf die Vorlesungszeit, fünf Monate auf Fe rien. Gelesen wird in freundlichen hellen Hörsälen, die der Durchzug schön lüftet; man schwitzt dann weniger als in unserem alten Senatssaal. Alle Vorlesungen finden vormittags statt; die Seminare, die sich nicht an allen Instituten durchgesetzt haben, nach mittags. Hin und wieder werden auf Wunsch Ferien- und Jahresarbeiten aus gegeben. Manche Studenten schreiben da für die mündlich überlieferte Chronik ihres Ortes oder Clans nieder. Solche Mo saiksammlung erweist sich von großem Wert für eine spätere Darstellung ihrer Nationalgeschichte. Wo die Literaturbeschaffung besonders kritisch oder der Stoff von höherem Schwierigkeitsgrad ist, ersuchen die Studen ten um Skripten. Dazu steht eine zentrale Vervielfältigungsstelle zur Verfügung, die ausgiebig beansprucht wird. Die Klau suren belehren den Professor über schlechte oder mißverständliche Formulie rungen seiner Skripte. So hatten einige Studenten zu meinem Schreck herausge- lesen, daß alle bürgerlichen Revolutionen nach der Großen Französischen nur noch Revolutionen „von oben“ gewesen seien. Sieben Grad nördlich des Äquators Westdeutsche und amerikanische Jour nalisten stöberten in Nsukka nach Exotik und fanden sie eventuell bei „roten Pro fessoren im Busch“, „künftigen Kommis saren“ und gleichwertigem Schlagzeilen futter. In Wirklichkeit gehört die Tropen exotik zum guten Teil der Sensationshasche rei an. Die meisten Afrikaner haben ein fei nes Gefühl für solche falschen Töne. Die Universitätsstadt liegt sieben Grad nördlich des Äquators in der Waldsavanne 400 m hoch in einem klimatisch erträg lichen und gesunden Kessel, umrundet von grünen Hügeln, auf welche die Bebauung in ein paar Jahrzehnten sicher hinau- Anderthalb Jahre wirkte Nationalpreisträger Prof. Dr. phil. habil. Walter Markov, Direktor des Instituts für Allgemeine Geschichte an der Karl-Marx-Universität, als Lehrstuhlinhaber und Direktor des Instituts für Geschichte an der afrikanischen Universität Nsukka in Nigeria. Als er im Januar 1962 dem Ruf an den Äquator folgte, nahm er als erster Lehrstuhlinhaber eines sozialistischen Landes seine Tätigkeit in Afrika auf und unterstützte den jungen Staat beim Aufbau der ersten vom englischen Hochschulsystem unabhängigen' Universität. Das Wirken des verdienstvollen Wissenschaftlers hat nicht unwesentlich dazu beigetra gen, das Ansehen des Bildungswesens der DDR und insbesondere un serer Karl-Marx-Universität in Afrika beträchtlich zu erhöhen. Das kam besonders in den Worten des Kanzlers des Universitätsrates von Nsukka zum Ausdruck, als er dem DDR-Wissenschaftler vor dessen Rückkehr nach Leipzig, den „Dank an die Hochschule, das Land und die Regierung, die ihn im Geiste der Völkerverständigung und der Völ kerfreundschaft“ nach dem jungen afrikanischen Nationalstaat delegiert hatte, auftrug. Prof. Markov hatte in Nsukka neben der Bewältigung eines umfang reichen Vorlesungsprogramms, das von der Vorgeschichte über den mit telalterlichen Islam, das Zeitalter des Absolutismus und der französi schen Revolution bis zur neuesten und Zeitgeschichte führte, Gelegen heit, das Land und besonders seine Hochschulprobleme kennenzuler nen. In diesem Beitrag berichtet Prof. Walter Markov für die Leser der UZ über Nsukka — eine afrikanische Universität. D ie mittelalterlichen Hochschulen von Djenne und Sankore sind untergegangen, nachdem der westeuropäische Sklavenhandel die aufsteigende Entwicklung des schwarzen Kontinents abbrach. Die Kolonialherren hatten es nicht eilig, ihren „Eingeborenen“ zu aka demischen Graden zu verhelfen. Als das Bedürfnis nach einem Polster zwischen den Metropolen und den von ihnen aus gebeuteten Kolonien aufkam, besorgte eine mutterländische Universität die Assi milierung einer gefügigen „Elite“ zu „schwarzen Franzosen“ oder „schwarzen Commonwealthbürgern". Colleges wie Fou- rah Bay in Sierra Leone oder später Achimota an der Goldküste dienten als selektierende Vorstudienanstalten. Damit ließ sich der Druck der Nationa len Befreiungsbewegung jedoch nicht auf fangen. Die afrikanischen Studenten gerie ten in Paris und London sehr zum Miß vergnügen ihrer Mentoren in Berührung mit der revolutionären Arbeiterbewegung und dem Sozialismus. Immer vernehm licher meldeten die kolonialunterdrückten ihr Recht auf eine Nationalerziehung an. So sprachen sich kluge Befürworter neokolo nialistischer Praktiken, die die Krisen situation des imperialistischen Kolonial systems nach dem zweiten Weltkrieg er kannt hatten, dafür aus, ein Hochschul wesen in Afrika selbst zu inaugurieren, ehe sich unerwünschte Andere dafür fänden. Universitäten in Afrika Die Folge war die Gründung der Col leges in Khartum, Accra, Kamampala, Ibadan, Nairobi durch die Engländer. Frankreich baute — nach Algier, Tunis und Rabat — Dakar zu einer überseeischen Provinzuniversität aus. In Belgisch-Kongo setzten sich die Jesuiten in Lovanium fest. Als Ghana 1957 und andere Länder im „afrikanischen Jahr 1960“ oder kurz danach ihre politische Unabhängigkeit gewannen, waren daher Hochschulen vorhanden, die sie nun in eigene Regie überführen konn ten, die sich jedoch weiterhin auf Gleisen bewegten, auf die sie metropolitane welt liche und geistliche Kulturapostel einge fahren hatten. Trotz anerkannter Leistun gen mancher ausländischer Gelehrter beim Aufbau der Institute, in der fachlichen Ausbildung und in der Forschung waren die Hochschulen nach System und Methode in den jungen Nationalstaaten Fremd körper und wurden als solche empfunden. Es gab zwei Möglichkeiten: sie zu „reassi- milieren" oder Universitäten eines anderen Typs zu errichten. Beide Wege sind beschritten worden: der erste, nicht ohne Reibungen, durch die University of Ghana und die Univer sity oft East Africa, welche Uganda, Ke nia und Tanganjika unter der Kanzler schaft von Präsident Nyerere zusammen faßt. Die Alternative der Neugründung war von vornherein dort gegeben, wo noch tabula rasa war, und sie wurde mitunter sogar etwas hastig ergriffen: in Liberia, Elfenbeinküste und Kamerun. Die Repu blik Guinea zeigte Sinn für Maß, als sie der Verlegung einer Ecole Normal Sup- rieure nach Bamako in Mali zustimmte. Die Gründung einer Landesuniversität war nicht gleichbedeutend mit dem Haus herrenrecht der nationalen Intelligenz. Die Haile-Selassie-Universität in Addis-Abeba und andere werden von amerikanischen Stiftungen mit dirigiert, während Abidjan und Tananarive französisches Patronat ge nießen. Ghana und Nigeria sind weitergegangen. Dort entstanden Hochschulsysteme mit drei und bald vier - Universitäten in Ghana (zu Legon-Accra Kumasi, Cape Coast und künftig Takoradi), mit fünf in Nigeria: zu Ibadan, das erst 1963 zur Volluniversität, aber immer noch mit Prüfungskontrolle durch London nachzog, gesellten sich Nsukka, Ife, Zaria und Lagos. Der Oba von Benin tat mir den Herzenswunsch kund, in seiner traditionsreichen Hauptstadt eine sechste aufblühen zu sehen, sobald der Mittelweststaat innerhalb der Föderation seine Selbstverwaltung erlange. Einst Verbannungsort Die University of Nigeria ist mithin keine Einzelerscheinung, sondern ein Stück afrikanische Zeitgeschichte. Nsukka war früher einmal der Verbannungsort von Dr. Nnamdi Azikiwe gewesen, und es geht die Rede, daß er schon damals die Pläne schmiedete, die er in den späten fünfziger Jahren als Ministerpräsident der Ostregion in die Tat umzusetzen begann. Die Universität ist kein fremdes Ge schenk, wie manchmal geglaubt wird. Ein armes Volk hat sie aus seinen Steuermit- Universitätszeitung, Nr. 35 36, 12. 9.63, S. 6
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