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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 7.1963
- Erscheinungsdatum
- 1963
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196300009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19630000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19630000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 7.1963
-
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- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
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- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 31/32, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 35/36, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 38/39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 12. Dezember 1
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Band
Band 7.1963
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D ie Beratung mit Künstlern und Schriftstellern am 25. und 26. 3. in Berlin, wo die Verwirklichung der Beschlüsse des VI. Parteita ges auf dem Gebiet von Kunst und Literatur behandelt wurde, legte großes Gewicht auf den Beitrag der Kunst und der ästhetischen Erziehung zur sozialistischen gebildeten Nation und zur Formung allseitig entwickelter sozialisti scher Persönlichkeiten. Der vorliegende Beitrag will einige Ge danken zu diesem Problem zu entwickeln Versuchen. Unsere sozialistische Schule hat die verantwortungsvolle Aufgabe zu lö- Sen, daß die traditionellen „musischen Fächer“ nicht nur den Geschmack und die ästhetischen Ideale der heranwachsenden Generation bilden, sondern auch mit lite rarisch-künstlerischen wie mit literarisch- Wissenschaftlichen Mitteln die ganze Per sönlichkeit formen. Dies aber verlangt von uns Wissen schaftlern an der Philosophischen Fakul- tät, die Lehrausbildung so zu organisie ren. daß der pädagogische Nachwuchs die kulturell-künstlerischen Grundaufgaben beim umfassenden Aufbau des Sozialis- mus kennenlernt und sich das Wissen an- eignet, das ihn befähigt, diese Aufgaben im Leben tatkräftig lösen zu helfen. In den bisherigen Beiträgen der „Uni- Versitätszeitung", die sich mit literatur- P. Hacks’ „Die Sorgen und die Macht“ ging es z. B. um so prinzipielle Fragen wie die Frage nach dem ästhetischen Ideal, nach dem Typischen, nach der künstlerischen Gestaltung der Perspektive, nach dem Verhältnis von Inhalt und Form. Ohne bestimmte theoretische verall gemeinernde Grundlage ist letzthin kein wissenschaftliches Denken möglich. Dies zeigt sich übrigens auch bei den wissen schaftlichen Untersuchungen Prof. H. Mayers selbst, denen ebenfalls immanent ein System allgemeiner ästhetischer An schauungen zugrunde liegt, das in einem späteren Beitrag an Hand seiner neuesten in Westdeutschland erschienenen Publika tionen untersucht werden soll. Im vorliegenden Zusammenhang geht es um die Frage, ob die künftigen ästheti schen Maßstäbe unserer Deutsch- und Mu siklehrer wie unserer Kunsterzieher auf der wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse beruhen werden oder nicht. Es geht darum, daß sie ihre künf tige spezielle pädagogische Tätigkeit im Gesamtzusammenhang der Kulturrevolu tion besser begreifen und sich darüber klar sind, daß es prinzipielle kulturpoliti sche, kunsttheoretische und künstlerisch praktische Fragen gibt, die nicht nur in einer Kunstgattung — etwa der Literatur — sondern in allen Kunstgattungen stehen. "llllllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIilllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Der VI. Parteitag und die „musischen Fächer“ Von Dr. habil. Erhard John Untersuchung Vissenschaftlichen Lehrmeinungen und asthetischen Anschauungen Prof. Hans Mayers befaßten, wurde vorwiegend der literaturwissenschaftlich-theoretische Aspekt dieser Meinungen aufgezeigt. Aber 65 geht natürlich nicht nur um indivi- duelle literaturwissenschaftliche Lehrmei- Dungen, Es geht um die Wirkung einer Erzieherpersönlichkeit und um die Orga- nisation von Lehre und Erziehung in Sinem Institut, das für die Lehrerbildung 3 unserer Philosophischen Fakultät un- Bewöhnlich bedeutsam ist. Es ist notwendig, hier — wie an allen dnderen kunst- und literaturwissenschaft- hen Instituten und in der Fachrichtung Hgemeine Kulturwissenschaften in Lehre And Forschung—grundsätzlich Klarheit über ie kulturpolitisch-ideologischen Grund- orderungen des Bitterfelder Weges und Hber den spezifischen Beitrag des künfti- Een Lehrers (wie Kulturfunktionärs) zu hm zu schaffen. . Unsere künftigen Lehrer (wie auch Kul- urfunktionäre) in den „musischen Fä- zern" müssen wissen, daß es notwendig 46 die großen humanistischen Traditionen Ger eigenen Natton wie der anderen Län- ,® r den Werktätigen nahezubringen und dde enge Verbindung des Künstlers mit Gsm Leben herzustellen, alle künstleri- । en Talente unseres Volkes zu entfal- k n - die augenblicklich noch oft bestehende uft zwischen Kultur und Unterhaltung ? überwinden und die aktive wie pas- Begegnung mit der Kunst zu einem pten Bestandteil unseres sozialistischen “Sbens zu machen. Soli ne Vollständigkeit zu beanspruchen, JI versucht werden, einige Folgerungen Lrzulegen, die sich daraus für die “hrerausbildung ergeben sollten. 12 ist es notwendig, daß die künftigen Ihrerstudenten die Möglichkeit haben, in CDem Studiengang sich ein bestimmtes cnUndwissen von den prinzipiellen kundfragen des geistig-kulturellen zampfes beim entfalteten Aufbau des So- uhlismus anzueignen. Wir verstehen dar- iter ein Grundwissen von den Haupt- taRen der sozialistischen Kulturrevolu- ln, der marxistisch-leninistischen Ästhe- J und Ethik. Dies ist für die spätere konktische Tätigkeit ungemein wichtig. Die ionkrete Anwendung des Marxismus- kninismus auf Fragen der Kultur und kinst hilft eine gewisse noch bestehende Dhft zwischen dem „allgemeinen politisch- unOsophisch-ökonomischen Grundwissen“ ,1 den ..speziellen“ Nachfragen schneller di Schließen. Sie erleichtert die Anwen- 6ng des Marxismus-Leninismus in der ^rechenden Fachdisziplin. kUle von der Fachrichtung allgemeine l ?s 'Urwissenschaften angebotenen Vor- Ubungen werden mit Hinweisen auf den tsrfüllten Stundenplan abgelehnt; fakul- ? Xe Vorlesungen kommen gegenwärtig im Institut für Kunsterziehung nur hömzögernd in Gang; ebenso war es nicht be8lich. entsprechende Veranstaltungen A.den Germanisten zu organisieren. hpPer hier geht es keineswegs um eine B Organisatorische — es geht um eine iendlegende ideologische Frage — näm- Re darum, ob sich unsere künftigen Leh- IC 9 » unseren Universitäten die theore- y ren Grundlagen der sozialistischen Kul- Lebolitik aneignen können. — die sie im tenen auf Schritt und Tritt brauchen wer- Fist bekannt, daß Prof. Dr. H. Mayer lntVerschiedenen Zusammenhängen be- - lehne die Ästhetik ab als letzthin bretTlüssig und trete vor allem für kon- B6, Untersuchungen des literarischen VonZesses und konkrete Werkinterpreta- Nein. träemand wird auch nur im geringsten Iehan zWeifeln, daß solche wissenschaft- A6een Aufgaben sehr bedeutungsvoll sind. W ebensowenig kann man die Bedeu- kö.der Ästhetik mit Wortspielen über Buehhbücher" aufheben, die auf H. Kochs %6" »Marxismus und Ästhetik“ verwei- bn. Erweislich liegt jeder konkreten 56häwj issenschaftlichen Fhennent eine allgemeine ästhetische he zu Grunde. In der Diskussion um Natürlich kann und soll dies nicht die Bedeutung der spezialwissenschaftlichen Untersuchungen in den speziellen Kunst gattungen auch nur im geringsten herab setzen. Diese werden auf marxistisch- leninistischer Grundlage ihrerseits eine Einheit der literatur- (musik- und kunst-) geschichtlichen und literatur- (musik- und kunst-)theoretischen Ausbildung sein; bei der etwa folgende Gesichtspunkte beach tet werden sollten: In der literaturgeschichtlichen Ausbildung wird es notwendig sein, die Kräfte darauf zu konzentrieren, umfassende und tiefe Kenntnisse von jenen Literaturepochen zu vermitteln, deren humanistische Traditio nen zum allgemeinen geistigen Besitz der gebildeten Nation gemacht werden sollen. Dies gilt vor allem für die klassischen bür gerlichen Traditionen. Ein zweiter Schwerpunkt wird die Be handlung der sozialistischen Gegenwarts literatur sein, d. h. jener Literatur, die die bereits genannten Aufgaben der sozialisti schen Kulturrevolution erfüllt. Gerade sie muß der zukünftige Lehrer kennen und lieben. Eine der großartigsten Leistungen unserer progressiven bürgerlichen Kunst theorie war es, daß sie die junge bürger liche Literatur gegen alle herkömmlichen feudal-klassizistischen Maßstäbe vertei digte; neue, sich aus den neuen Erschei nungen des Lebens ergebende ästhetische Maßstäbe in der Auseinandersetzung mit der alten feudalen Ideologie begründete und dadurch einer bürgerlichen National literatur Bahn brach, die eine klassische Höhe zu erreichen vermochte. Die Forderung des VI. Parteitages an die Kunst- und Literaturwissenschaftler, sich entschieden unserer sozialistisch-reali stischen Kunst zuzuwenden, aktiv das Neue in ihr zu fördern und entschieden alle Erscheinungen der imperialistischen Deka denz zurückzuschlagen, ist so auch in den Erfahrungen unserer nationalen Kulturent wicklung begründet. Deshalb sollte auch die literaturtheore tische und -kritische Ausbildung gemein sam mit der marxistisch - leninistischen Ästhetik bei unseren Lehrerstudenten vor allem die Fähigkeit entwickeln, sachkundig die neuen, sich aus der Entwicklung unse rer sozialistischen Wirklichkeit ergebenden äthetischen Maßstäbe herauszubilden und bei der Analyse konkreter Kunstwerke an zuwenden. Nur so ist es möglich zu zeigen, wie im sozialistisch-realistischen künstleri- schen Schaffen einerseits Traditionen schöp- ferisch angeeignet werden, andererseits sich neue Formen entwickeln, neue Gat“ tungsgesetzmäßigkeiten sichtbar werden j usw. Sie muß auch mit objektiven Kriterien begründen, weshalb wir bestimmte Dichter persönlichkeiten — etwa Brecht und Becher — als bedeutende Künstler einschätzen. Dies ist um so berechtigter, als sich in letzter Zeit innerhalb wie außerhalb unse rer Universität bestimmte Tendenzen zeig ten, Künstler, die berechtigt kritisiert wur den. weil sie inhaltlich und formal deka denten Strömungen Tribut zollten, oder sich kleinbürgerlich-snobistisch zu den Zielen der sozialistischen Kulturrevolution ver hielten, „Talent“ zu bescheinigen — ohne eigentlich richtig zu begründen und zu be weisen, wie sich dieses Talent äußere (bei P. Hacks. G. Kuhnert u. a.). Die künftige pädagogische Intelligenz un serer sozialistischen Schule muß aber wis sen, worin ein solches Talent wirklich be steht. Weiterhin kann man nicht daran vorübergehen, daß ein wirkliches Talent nicht nur eine Gabe, sondern eine gesell schaftliche Verpflichtung ist; daß es ver löschen kann, wenn sich der Künstler vom Leben und vom Völk trennt. Ohne ein solches Wissen und entsprechende Urteils fähigkeiten werden die künftigen Lehrer in den „musischen Fächern“ weder sachkundig jene kulturell-künstlerischen Mittel aus wählen, mit denen sie die sozialistische Er ziehung der jungen Generation unterstüt-. zen sollen, noch können sie beginnen, wirk liche Talente, denen sie ja als erste begeg nen, sachkundig und liebevoll zu fördern. Meine eisten Eindiücke von der Schriftstellerkonferenz Ich hatte Gelegenheit, als Gast an der zentralen Delegiertenkonferenz des deutschen Schriftstellerverbandes teilzunehmen. Aus allen Diskussionsbeiträgen war zu spüren, der sozialistische Realismus ist die einzige Schaf fensmethode der Schriftsteller, aber jetzt müs sen wir darum ringen, wie sie noch erfolg reicher angewandt werden kann, damit wirk lich literarische Werke • entstehen, die die ganze Vielfalt unseres Lebens beim umfas senden Aufbau des Sozialismus wider spiegeln. In diesem Zusammenhang muß der Dis kussionsbeitrag von Anna Seghers genannt werden, in dem sie.in literarischer Form die Gesetzmäßigkeit des sozialistischen Realismus hervorhob. * Ein für mich sehr interessantes und wich tiges Problem hat Fritz Selbmann in seinem Beitrag angeschnitten. Es ging ihm um die Kontinuität in unseren Werken. Im Mittel punkt stand der Gedanke, den uns der Grund riß vermittelt: wir können unsere gegenwär tigen Aufgaben nur richtig lösen, wenn wir die Vergangenheit kennen. Selbmann Von Gerhard Mathow meinte dazu, daß viele unserer neuen Werke voraussetzungslos beginnen. Diese Frage sollte bei der weiteren Diskussion um die Einschätzung der Werke unserer National literatur eine Rolle spielen. * Ein besonderer Höhepunkt waren für mich die Ausführungen des Genossen Hager. Hier zu zunächst eine kleine Randbemerkung. Genosse Hager sollte als erster Redner nach der Nachmittagspause sprechen. Die Pause wurde verlängert, damit alle den Ein lauf unserer Fiedensfahrer in Magdeburg verfolgen konnten. Als Genosse Hager dann ans Mikrophon trat, bemerkte er scherzhaft, daß es für ihn gar nicht so einfach sei, bei der Sportbegeisterung unserer Künstler seine Gedanken darzulegen. Aber sehr schnell hatten die Künstler wieder zu ihrer Pro blematik zurückgefunden. Die Ausführungen sind inzwischen in der Presse veröffentlicht. Ich möchte deshalb nur anführen, daß immer wieder unterstrichen wurde, daß die geübte Kritik eine Hilfe war und daß es notwendig ist, daß wir wirklich alle auf dem Weg mit nehmen. Ich möchte hier keine grundsätzlichen Schlußfolgerungen dieser Konferenz für die Literaturinstitute ziehen. Genosse Rönisch von den Germanisten war auf dieser Kon ferenz vertreten, und es wäre gut, wenn er einige Gedanken dazu schreiben würde. Als ein Vertreter der Germanisten aus Rostock sprach, stellte ich mir die Frage, wie sich wohl unsere Literaturwissenschaftler auf diese Konferenz vorbereitet haben? Die wichtigste Schlußfolgerung, die ich zunächst ziehen möchte, ist die: Wir sollten alle weiteren Diskussionen um die grundsätzlichen Fragen der Maßstäbe an konkreten Werken disku tieren. Die Delegiertenkonferenz hat drei Analysen zum gegenwärtigen Stand unserer Literatur vorgelegt. Da findet sich so man ches Werk, das bei uns noch keine Relle ge spielt hat. Weitere Werke, die uns auf horchen lassen, sind angekündigt, so bei spielsweise Strittmatters „Ole Bienkop". Neh men wir all diese Werke und führen auch in den Spalten unserer Universitätszeitung die grundsätzlichen Diskussionen zur National literatur weiter. Teilansicht des Präsidiums während der Schrittstellerkonferenz. Von links: Anna Seeghers, Prof. Kurt Hager, Paul Wiens. Probe für die Arbeiterfestspiele Im VI. und letzten Anrechtskonzert des Studienjahres 1962/63 stellte das Akade mische Orchester die Verbindung zwischen den Veranstaltungen zum 10. Jahrestag und -den im Juni in Cottbus- stattfinden- den Arbeiterfestspielen her, zu denen das Orchester delegiert wird. Zu Beginn stand die Voraufführung der mit Spannung erwarteten Sinfonia giocosa des Leipziger Komponisten und Kunst preisträgers Fritz Geißler auf dem Pro gramm. Zugleich Lehrer für Musiktheorie und Komposition an der Universität und der Musikhochschule und Vorsitzender des Komponistenverbandes im Bezirk, gehört Fritz Geißler (geb. 1921) zur jüngeren Komponistengeneration unserer DDR. Er machte in den letzten Jahren durch eindrucksvolle Werke von sich reden, so durch die Kantate zur 550-Jahr-Feier der Universität „Wissen ist Macht“, durch Lie der, Chöre, eine Oper, eine Sinfonie zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Wurzen, die sin fonische Dichtung „Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ nach Szenen aus Ha- seks bekanntem Roman u. a. Das neueste Werk (giocosa — ital. scherzhaft, launig) entstand im Auftrag des FDGB-Bezirks- vorstandes und unter Eindrücken, die der Komponist in Produktionsbetrieben selbst gewann. Dabei verdient der bei uns noch längst nicht alltägliche Vorsatz, ein Werk speziell für Kultur- und fortgeschrittene Laienorchester zu schreiben, höchste Aner kennung. Entscheidend bei diesem Vor haben ist das Einhalten bestimmter Gren zen hinsichtlich der technischen Spielbar keit, der Überschaubarkeit in der forma len Gliederung sowie in der Besetzung. Das Ergebnis sprach deutlich von den gegenwärtig noch vorhandenen Problemen. Dem Komponisten widerstrebt es, eine unverbindliche Spielmusik zu schreiben, wie sie aus der Jugendbewegung der zwanziger Jahre heraus entstand und im folgenden Jahrzehnt aus Gründen der poli tischen Verwässerung der künstlerischen Aussage in den Laiengruppen kultiviert wurde. Bei ihm ist das Spielerische, die Freude am Musikantischen — der Lebens freude zuversichtlicher Menschen Ausdruck gebend — einer allgemeinen programma tischen Idee immanent. Mit seiner Konzep tion greift Geißler bewußt und aktiv ein in die geistigen Auseinandersetzungen, unserer unmittelbaren Gegenwart. Wie das tägliche Ringen um höhere Normenerfül lung, um Aufholung von Rückständen, der ständig und unerbittlich sich vollziehende Kampf um die Planerfüllung kein gemüt licher Spaziergang auf ebener Straße durch sonnige Wiesen und Felder ist, so gibt es auch für Geißler kein Schwelgen in „schö nen Melodien“. In der Sinfonietta knüpft er, inhaltlich neu gestaltend, bewußt an traditionelle Formen an: im ersten Satz an die Sonatenform. Nach einer gleichsam heiteren Einführung in die Schönheit unseres Lebens (1. Thema) kommt er sehr bald zu einer dramatischen Steigerung, gebieterisch die Forderung des Tages ver kündend. Da gibt es Probleme und Wider sprüche, die nicht mehr mit durchsichtigen klassischen Harmonien auszudrücken sind. VI. Akademisches Konzert Heftige dissonante Klangballungen, wie sie in der spätbürgerlichen Musik demokra tischer Tendenz, durch ihre politisch-ideo logische Grundlage bestimmt, nämlich der Ohnmacht vor nicht überschaubaren und gesellschaftlich vom einzelnen nicht zu bewältigenden Ereignissen, ausgeprägt wurden, zeigen trotziges Aufbegehren — allerdings in völlig anderem Sinnzusam menhang: vermöge unserer wissenschaft lichen Einsicht in die Zusammenhänge von Natur und Gesellschaft sind wir in der Lage, die Widerstände zu überwinden und die Entwicklung zum Nutzen des Menschen voranzutreiben. Harmonisch sei die Grundhaltung des sozialistischen Men schen (musikalisch ausgedrückt mit den Mitteln einer einheitlichen, wenn auch stark erweiterten Tonalität), der Schwie rigkeiten planvoll überwindet. Die Sona tenform — in ihrer Durchführung von jeher das Feld heftiger Auseinanderset zungen des Individiums mit seiner Um welt — ist auch hier geeignet, mittels ver stärkter und differenzierter Klanggestal tung die Kämpfe und schließlich Jubel und Freude des Menschen über die voll brachte Tat zu verdeutlichen. Wie es für den sozialistischen Menschen (und darin liegt der tiefere Sinn unseres Lebens) keine nur heiter-beschauliche oder nur fröhliche Freizeit geben kann, sondern mit solchen Stunden abgelöst die Ausein andersetzung mit geistigen Problemen des Faches und des Lebens überhaupt im Interesse der eigenen und der gemein schaftlichen Entwicklung erneut einsetzt, ebenso kommt für Geißler auch in den Mittelsätzen nicht die Schilderung nur heiterer oder nur fröhlicher Stimmungen in Betracht. Auch hier erhält die ständige Auseinandersetzung mit der Umwelt musikalische Gestalt. Bei der formalen Gliederung verwendet der Komponist in beiden Sätzen die klassische dreiteilige „A-B-A-Form“ mit ihrem für das Einprä gen und das Verständnis der Musik be sonders wichtigem Grundprinzip der Wie derholung von Themen und Formteilen. Inhaltlich werden Stimmungsbereiche vom Heiter-Scherzhaften bis zur launischen Groteske umrissen durch die Übernahme ausdrucksstarker Mittel, wie sie etwa Gustav Mahler oder Hanns Eisler entwik- kelten und verwendeten. Wie im ersten Satz, der Sinfonietta (dort ist es die Ver arbeitung sinnenfreudig-heiterer Motive im Stil des österreichischen Ländlers), so greift der Komponist auch hier auf musi kalische Gestaltungselemente des Schalk haften und Grotesken zurück, die er be reits für die treffliche Gestaltung des Schwejk erarbeitet hatte. Durch das stärker in Erscheinung tre tende Prinzip der Wiederholung schafft die freie Rondoform des letzten Satzes Gelegenheit zur Vertiefung auch modern gestalteter Themen (bei Neuschöpfungen sind hier dennoch und immer Hörgewohn heiten und das Prinzip der Faßlichkeit, in einem nicht zu engen Rahmen zu wahren). Diese Form ist-günstig für das Erarbeiten neuer Ausdrucksbereiche. Ein plastisches, temperamentgeladenes Thema eröffnet den Satz und tritt, jeweils nach kontrast reichen Zwischenspielen, mehrmals auf. Mit prächtigem Trompetenklang wird der Satz etwas vorschnell aber dennoch wirk sam zu Ende geführt, dem Optimismus und der Siegeszuversicht des sich ständig mühenden und auf seine Erfolge stolzen Menschen der sozialistischen Gesellschaft Ausdruck verleihend. Im ganzen ein gelungenes Werk, das in Konzeption und Gestaltung sehr viele positive Züge enthält, die weiterzuent wickeln auf jeden Fall lohnt. Trotzdem erschien uns in der Ausgesponnenheit der Themen noch nicht das ganze Können des Komponisten erschöpft. Besonders wert voll war uns der Nachweis — Fritz Geiß ler wurde u. a. durch die kleinen Sinfo nien für Laienorchester J. P. Thilmanns angeregt —, daß es auch in kleineren sin fonischen Werken möglich ist, Themen aus dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Le ben zu gestalten und in ihrer Entwick- lung umfassend musikalisch zu realisieren. Freilich mußte eine solche Konzeption wie die vorliegende zu technischen Schwierig keiten führen, hier vor allem im Strei chersatz, die von dem spieltechnisch unter unseren Laienorchestern auf hohem Niveau stehenden Akademischen Orchester an diesem Abend nur unbefriedigend ge meistert werden konnten. Das ist auf eine viel zu kurze Probenvorbereitung, vor allem aber auf die Tatsache zurüdczufüh- ren, daß dem Komponisten keine Gelegen heit gegeben wurde, um entsprechend schwierige Stellen in den letzten Proben noch zu ändern. Bis zur Uraufführung in Cottbus sind jedenfalls noch einige Pro ben nötig. In den beiden folgenden Wer ken des Abends, dem Klavierkonzert Nr. 2, op. 44 von Peter Tschaikowski und der 6. Sinfonie, D-Dur, op. 60 von Antonin Dvorak, zeigte sich das Orche ster nicht auf gewohnter Höhe. Das dürfte auf die. Überlastung der Musiker in den letzten Wochen und auf die damit ver bundenen unzureichenden Proben zurück zuführen sein. Obwohl die Wiedergabe ausdruckmäßig vertieft schien, und der Dirigent, Horst Förster, Details sehr gut herausarbei tete, blieben im Zusammenspiel und stel lenweise in der Intonation Wünsche offen. Das Orchester bewies bereits besseres Können. Der in seiner Bescheidenheit sympathische Solist des Abends, Prof. Werner Richter, imponierte durch bril lantes Spiel und kräftige Akzente. Sein verinnerlichtes Wesen, in Verbindung mit eigentümlich weichem Anschlag und einem allerdings zu reichlichen Pedalgebrauch lassen ihn nicht ganz der Gefahr einer zu starken Romantisierung in der Auffassung des Soloparts entgehen. Der vor allem durch zahlreiche Rundfunkaufnahmen be kannte Leipziger Pianist wurde vom zahl reich erschienenen Publikum begeistert ge feiert und zu zwei Zugaben herausgefor dert. Helmut Richter Universitätszeitung, Nr. 23, 6. 6. 1963, S. 5
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