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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
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- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
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- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
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Band
Band 6.1962
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Nachwuchswissenschaftler für Aufgaben der Zukunft ausbilden 4 . • der wissenschaftliche Nachwuchs des sozia- Der Praxis nutzen nicht geben, so daß eben, was Marx das gesellschaftlichen Verhält' „Ensemble der Zwei Pioniere der Nation Gerhard Mathow rotes. Gegensätze zwischen For- und Erziehung könne 65 läßt, absolute schung, Lehre Hohe Qualität in der Arbeit des Doktorandenseminars f, ti 8 E W ej 8, w h, U, X 8 4 < Professor Dr. Werner: Herr Kollege Profes sor Mayer, Sie erwähnten vorhin, daß sehr viele Praktiker daran teilnehmen und daß diese Verbindung zwischen der Universität und den übrigen Institutionen sehr fruchtbar sei. In diesem Zusammenhang hätte ich eine wei tere Frage: In welcher Weise läßt es sich ver wirklichen, daß die jungen Nachwuchswissen schaftler, die Sie ausbilden, in ihrer Arbeit in die gegenwärtigen Aufgaben der Kulturpolitik mit eingreifen, die in der DDR stehen und 1 diese lösen helfen? Professor Dr. Mayer: Da gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, und wir sind da bei, jede Gelegenheit zu ergreifen. Wäh rend des Studiums bietet sich zunächst das Praktikum an — das Praktikum, das bei den Lehrerstudenten ja nicht nur Schul praktikum sein soll, sondern in wachsen dem Maße von uns benutzt wird, auch die Lehrerstudenten mit der kulturellen Pra xis in Verbindung zu bringen: mit dem Verlagswesen, mit Theatern, Kulturhäu sern, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn in noch stärkerem Maße als bisher die Möglichkeit für Germanisten bestände, sich als künf tige Deutschlehrer und Literaturwissen schaftler mit der Art und Weise vertraut zu machen, wie deutsche Sprache und Lite ratur in unserer Entwicklung und im so zialistischen Aufbau als Probleme — als aktuelle Probleme — in Erscheinung treten. Ich bin der Meinung, daß die kulturellen Instanzen und Institutionen bei uns im Be zirk und in der DDR sehr großen Nutzen davon hätten, wenn auch sie sich bemüh ten, den germanistischen Nachwuchs stär ker als Anreger und auch zum Zwecke der Auseinandersetzung in ihre Praxis einzu- beziehen. Ich verstehe diese Verbindung unserer Studenten mit der kulturellen Pra xis nicht bloß so, daß die Studenten dort nur lernen sollen, sondern bin der Meinung, daß auch die jungen Studenten, die von der Universität kommen, im kulturellen Leben durchaus ein kräftig Wörtchen mit reden könnten. Es besteht eine gewisse Tendenz bei un seren Schriftstellern und auch bei gewis sen Vertretern der kulturellen Praxis, un sere Absolventen mit großem Mißtrauen oder mit einer gewissen Überheblichkeit zu betrachten, als wenn von den Universi täten zunächst notwendigerweise nur un erfahrene, lebensfremde und in einem schlechten Sinne „schöngeistige“ Geschöpfe zu erwarten wären, die in der Praxis erst Professor Dr. Mayer: Hier muß ich ein bißchen ausweichend antworten, weil die Fragen der Forschungsschwerpunkte an den einzelnen Instituten und des For schungsprogramms der Germanistik in der Deutschen Demokratischen Republik ge rade in diesen Monaten Gegenstand der Beratungen des Beirats für Germanistik beim Staatssekretariat sind, den ich selbst leite. Eine gewisse Umgruppierung ist not wendig geworden. Wir hatten uns bisher nicht nur die deutsche Literatur im Zeit alter des Imperialismus, sondern gerade auch die systematische Analyse der west deutschen Literaturentwicklung als For schungsschwerpunkte zur Aufgabe gemacht. Wir müssen jetzt überprüfen, inwieweit «1 k nicht die Voraussetzungen geschaffen, die nötig sind. Da bleibt auf beiden Seiten noch viel zu wünschen übrig: Auf der Seite eines Teils der Studenten, die große Schwierigkei ten haben, den Übergang von der Oberschule zur Universität als qualitativen Sprung einer geistigen Entwicklung zu verstehen, die viel mehr erwarten, einen Lehrstoff, den man mitschreibt und auswendig lernt, vermittelt zu bekommen. Wir müssen sie immer wieder zur eigenen Arbeit, zur eigenen Auseinander setzung mit dem Stoff, d. h. mit der deut schen Literatur, anleiten. Schwierigkeiten zum anderen auch mit falschen Tendenzen des Vorlesungsbetriebes, dennoch möglichste Vollständigkeit erzielen zu wollen. Und damit komme ich zu unseren Semi naren. Hier versuchen wir — wir sind da erst in den Anfängen — nicht nur in den Doktorandenseminaren, sondern im gesam ten Studienbetrieb, zu neuen Formen des Studierens zu kommen, die den neuen Typ einer sozialistischen Universität und den Erfordernissen der kulturellen Praxis bes ser entsprechen. Dazu gehört vielleicht als erstes ein neues Überdenken des Problems der Vorlesungen. Ich bin der Meinung, daß wir in sehr star kem Maße doch wieder zur Problem vorlesung zurückkehren — oder auch gar nicht z u r ü c kkehren müssen, denn in unserem Sinne hatte die bürgerliche Uni versität fast nie echte Problemvor- 1 e s u n g e n gehalten. Dieser alte Typ. so wie die Älteren von uns ihn selbst kennen gelernt haben, bestand sehr häufig aus Vor lesungen, die ein Professor aus seinem pri vaten Forschungsgebiet hielt: ohne Rück sicht darauf, ob das auch wirklich objektiv ein wichtiges, erforschenswertes Thema war. Ich meine nicht, daß wir diese For schungsmarotten nachahmen sollten, son dern daß es sich um echte objektive Pro bleme handeln muß. Aber da meine ich, gegangen“, erklärte Genosse Kurella auf dieser Konferenz. Weiter wurde festgestellt, daß ein entscheidender Durchbruch zur Gestaltung des Neuen in unserer Republik vollzogen wurde. Diese beiden Preisträger haben einen entscheidenden Anteil daran. Die Probleme unserer Literatur soll ten auch im Zusammenhang mit der Auswertung unseres nationalen Doku mentes „Die geschichtliche Aufgabe der DDR und die Zukunft Deutschlands“ mit in die große Aussprache einbezogen werden. Einige Gedanken sollen dazu noch genannt werden. Es wurde auf dieser Autorenkonferenz als eine wich tige Forderung an die Schriftsteller herausgearbeitet, vor allem die Arbei terklasse als führende Kraft und Trä ger des Neuen literarisch noch über zeugender zu gestalten. Diese Forde rung hat ihre volle Berechtigung. Die Arbeiterklasse der DDR hat die Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen, indem sie unter Führung der geeinten Arbeiterpartei, der SED, in einem Teile Deutschlands ihre histo rische Mission erfüllt. Der Minister für Kultur, Hans Bentzien, hob hervor, daß es auch notwendig ist, Ein Gremium, das auch sonst sehr interes sant ist, denn die meisten Doktoranden haben jetzt bereits verantwortungsvolle Positionen in der kulturellen Praxis. Wir haben eine ganze Gruppe der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar, die immer in zwei Autos von Weimar zu diesen Tagungen kommt. Wir haben einen führenden Drama turgen des Berliner Ensembles, führende Lektoren des Aufbau-Verlages, des Henschel- Verlages, der Pädagogischen Institute, die hier promovieren und sich in den Doktoran denseminaren zujammenfinden, so daß das wissenschaftliche Niveau dieser Debatten ganz außerordentlich hoch ist. Professor Dr. Werner: Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für diese ausführliche Beant wortung meiner ersten Frage. — Auf der letz ten Prorektorenkonferenz wurde ein sehr wich tiges Dokument beraten, das über kurz oder lang vom Ministerrat beschlossen werden soll, das sich mit Ausbildungsfragen des Nach wuchses befaßt. In der Dikussion wurde sehr stark die Qualität in den Mittelpunkt gestellt. Wir haben in der Vergangenheit notgedrun gen stärker auf die Quantität orientiert, um Lücken zu füllen. Aber das kann nur die eine Seite sein. Es geht wirklich darum, die Qua lität zu heben, denn es muß gewährleistet sein, daß nur Kolleginnen und Kollegen mit höchsten Leistungen in den Lehrkörper auf steigen. Wir können auf keinen Fall zulassen, daß das Niveau sinkt. Ich glaube, daß gerade Ihre Methode der Doktorandenseminare dazu beiträgt, dies zu erreichen: eine hohe Qualität der Arbeit zu sichern. Professor Dr. Mayer: Die Doktoranden seminare erfüllen praktisch einen doppel ten Zweck. Zunächst binden sie einen gro ßen Teil unserer Absolventen, die in der Praxis stehen, doch wieder in irgendeiner Form an die Universität, das heißt erlau ben ihnen, mit den Wissenschaftlichen Pro blemen in Beziehung zu bleiben. Dann ver Der Hochschullehrer als Erzieher Professor Dr. Werner: Ich holte Ihre Aus führungen über diese Fragen für sehr inter essant und bin der Meinung, daß man dar über in der „UZ“ weiter diskutieren sollte. Ich habe noch eine letzte Frage. Sie spra chen vorhin auch von den Thesen der Univer sitäts-Parteileitung, und Sie wissen, daß darin sehr stark auf den wissenschaftlichen Nach wuchs orientiert wird, und zwar auf die Ein heit von Forschung, Lehre und Erziehung. Es gehört zum Charakteristikum eines Nach wuchswissenschaftlers, daß er sich selbst in einem Ausbildungsverhältnis befindet und zu- gleich zu Lehr- und Erziehungsaufgaben unter den Studenten herangezogen wird. Wie sehen Sie diese Seite? Professor Dr. Mayer: Ich sehe die Ein heit vor allen Dingen darin, daß der sozia' listische Hochschullehrer schon durch seine wissenschaftliche Grundhaltung erkennen Und so steigert sich das System der Pro seminare und Oberseminare, mit denen wir ausgezeichnete Erfahrungen gemacht haben, bis zu unseren Doktorandensemina ren mit sämtlichen Assistenten und Aspi ranten als Teilnehmern. Das Oberseminar war die erste Bewährungsprobe. Die zweite Bewährungsprobe bestand in einem vor züglichen Staatsexamen. Dann hatten wir die Möglichkeit, die erfolgreichen Absol venten entweder an unser Institut zu bin den, also in die Aspirantur aufzunehmen, oder wenn sie in die Praxis gingen, ihnen vorzuschlagen, extern bei uns zu promo vieren, also weiter mit uns in Verbindung zu bleiben. So ist das System der Doktor andenseminare entstanden, und wenn ich die Teilnehmer — etwa 40, 45 — vor mir sehe, so stellen sie wohl den Inbegriff der besten Absolventen aus langen Studienjah ren dar und damit ein Gremium, das homogen ist, gemeinsam gearbeitet hat und gemeinsam arbeitet. Diese Doktorandenseminare sind so an gelegt, daß sie einmal im Monat zusam mentreten. Es werden diejenigen dazu ein geladen, die in irgendeiner absehbaren Zeit die Absicht haben, bei uns zu promovieren oder sich zu habilitieren. Im Doktorandenseminar im Institut für Deutsche Literaturgeschichte. In der Mitte Prof. Dr. Hans Mayer, Direktor des Instituts; links Dr. Vaclavek aus Olomouc, CSSR; rechts Günther Lohse, Regieassistent an der Leipziger Oper. Foto: HFBS Hi Ne E hi 4 R le h b, ü 2 1 u l i! E Ve daß wir in stärkerem Maße als bisher fa- kultive Vorlesungen für diejenigen, die sich dafür interessieren, zur Verfügung stellen sollten, in denen der Professor auch in wissenschaftliches Neuland vorzustoßen sich bemüht. Dazu kommen die Seminare. Ich glaube, daß immer stärker das Schwergewicht der Ausbildung der Studenten auf ein gründ liches System seminaristischer Arbeit ge legt werden muß. Und da haben wir noch lange nicht genug Möglichkeiten. Wir müs sen neue Formen der seminaristischen Ar beit schaffen. Ich wehre mich unbedingt dagegen — und ich glaube, daß ich mich da auch mit der Universitätsleitung in völ liger Übereinstimmung befinde —, daß die Seminare als Repetierseminare des Vor lesungsstoffes betrachtet werden. Nichts wäre falscher, Die Seminare haben nicht nur die Arbeit des Vorlesungsstoffes zu vertiefen, sondern auch ganz neue Fragen zu behandeln, den Studenten überhaupt erst die Methode wissenschaftlicher Arbeit am konkreten Stoff zu vermitteln. listischen Lagers sich in wachsendem Maße für unsere Doktorandenseminare interessiert. Wissenschaftler aus Moskau, Warschau, Sofia und Prag haben in den letzten Monaten ihre Forschungsergebnisse vor unserem Doktoran denseminar vorgetragen. Wir werden im Laufe des nächsten Semesters unser Dokto randenseminar auch einmal in ein Brecht- Kolloquium verwandeln: mit einer Tagung des Seminars, an der die engste Mitarbeiterin Brechts, Frau Elisabeth Hauptmann vom Ber liner Ensemble, teilnehmen wird und Brecht- Spezialisten aus München und Warschau. Ich glaube, durch diese Details Ihnen ge zeigt zu haben, wie dieses Doktoranden seminar arbeitet, und daß die guten Ergeb nisse, von denen Sie freundlicherweise ge sprochen haben, kein Zufall sind, sondern das Ergebnis einer planmäßigen Aufbau arbeit. Planmäßige Forschungsarbeit Professor Dr. Werner: Mich würde interes sieren - auch als Institutsdirektor - in wel chem Zusammenhang die Qualifizierungsthe men bzw. die Themen der Promotionen und Habilitationen mit dem Perspektivplan Ihres Instituts stehen und welchen Platz die For schungsvorhaben Ihrer Nachwuchskader im Forschungsplan der Literaturwissenschaft der DDR einnehmen? daß wir alle größere und höhere Maß stäbe an literarische Werke anlegen. Um diese höheren Maßstäbe finden zu können, ist es nötig, noch ausführlicher über literarische Fragen zu diskutieren. Auch unsere Zeitung ist ein solches Forum, um über die Probleme unserer Nationalliteratur zu diskutieren. Dabei sollten vor allem unsere Literatur wissenschaftler stärker in diese Diskus sionen eingreifen. In den Wahlversamm lungen der FDJ sollte auch darüber gesprochen werden, wie man das Grup penleben gerade auch dadurch lehr reicher und interessanter gestalten kann. Auf der Wahlversammlung der Parteiorganisation Germanisten/Angli- sten-Romanisten forderte die Genossin Goretzki, daß zu bestimmten kultur politischen Ereignissen besondere Seminare durchgeführt werden, um diese Ereignisse gründlicher auszuwer ten. Wir brauchen die Hilfe der deutschen Nationalliteratur, aber die deutsche Nationalliteratur braucht auch die Hilfe der Universitäten. Auch das ist ein wichtiger Aspekt bei der Aus wertung des Dokumentes des National- nisse“ genannt hat, zunächst einmal bet rücksichtigt werden muß. Darum kann ich auch die Diskussionen, die gelegentlich über den angeblichen Unterschied zwischen eigentlicher und uneigentlicher Wissen' schäft geführt werden, nicht recht verste hen, denn es gibt nur eine eigentliche Wissenschaft. Die Behauptung, es gäbe eine uneigentliche Wissenschaft, ist eine unwis- senschaftliehe Behauptung. Wissenschaft beruht auf der Interpretierung von Wirk lichkeit mit dem Ziel, die Wirklichkeit - auch auf dem Gebiet der Produktivkraft Wissenschaft — zu verändern. Das ist der Grundgedanke. Und darum bin ich der Meinung, daß der Hochschullehrer dure sein gesamtes Wirken, durch seine Persön. lichkeit nicht nur als Lehrer, sondern aucl als Erzieher auftreten muß. Und diesen Grundgedanken finde ich — und ich unter' stütze ihn — in den Thesen der Universit täts-Parteileitung, die den Gedanken des Vorbildes — des wissenschaftlichen uns menschlichen Vorbildes — der Hochschul lehrer mit Recht in den Vordergrund ge stellt haben. So glaube ich auch, daß die- ses Erziehungsziel durch die Gesamtpersön lichkeit und durch den klar erkennbaren weltanschaulichen Gesamtstandpunkt des Hochschullehrers in seiner Wissenschaft und seiner Forschung verwirklicht werden muß. Ich würde es für vollkommen unsinnig halten, die Erziehungsziele als ein künst lich aufgepfropftes Stückchen der akademi. sehen Lehrtätigkeit zu betrachten. Wenn ich mir etwa vorstelle, daß ich eine Vor lesung halte und die Vorlesung — ich über spitze einmal — um das Groteske diese’ falschen Auffassung zu zeigen — plötzlic unterbreche, um ein paar kernige Wort® oder Kernsätze zur akuten politischen Fra' xis zu äußern, dann aber vollkommen dok trinär und starr in meinem akademische 11 Stoff fortfahre, so wäre das eine Unsinnis. keit. Das hätte mit einer Verbindung von Wissenschaft und Leben gar nichts zu tun- Professor Dr. Werner: Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie uns so wertvolle Hinweis® gegeben haben und glaube bestimmt, da® auch in der Universitätsöffentlichkeit große Interesse für Ihre Ausführungen besteht, lch darf Ihnen zum Schluß nochmals danken und für Ihre weitere Arbeit recht viel Erfolg wün sehen. (Zwischentitel und Hervorhebungen von de Redaktion) Universitätszeitung, Nr. 15, 12. 4. 1962, S- 6 hindern sie menschliche und wissenschaft liche Pannen derart, daß jemand eine Dok torarbeit einreicht, die einfach nicht ange nommen werden kann. Das heißt, wir ha ben in den ganzen letzten Jahren weder ein Promotions- noch ein Habilitationsver fahren durchgeführt, das nicht vorher seine Generalprobe vor dem Doktorandensemi nar bestanden hätte. Wir haben sehr häu fig wissenschaftliche Arbeiten zurück gestellt, wenn die Beratung im Kreise der älteren und jüngeren Fachkollegen — in den Doktorandenseminaren herrscht manchmal ein rauher, aber sehr herzlicher Ton - ergab, daß die Arbeit vorläufig noch nicht so weit war, eingereicht und mit Erfolg verteidigt zu werden. Gewisse Prinzipien unserer Arbeit wer den in der Sowjetunion seit langem prak tiziert. In der Sowjetunion geht man sogar so weit, daß man die Arbeit zunächst ein mal drucken läßt. Es wäre ganz unsinnig, in unserem Promotionsverfahren die öffentliche Verteidigung wieder eingeführt zu haben, wenn es sich dabei nicht um eine Arbeit von hohem wissenschaftlichen Niveau handelt. Ich darf sagen, wie wir gerade im letzten Semester auch beobachten konnten, daß auch ‘e 'n 9 Ne h 2 % Schöpferisches Studieren Wir müssen neue Methoden finden, nicht nur den Nachwuchs, sondern gerade auch unsere Studenten zu einem neuen wissen schaftlichen Verhalten an der Universität zu bringen. Die Thesen der Universitäts-Parteilei tung legen — und ich glaube, ganz mit Recht — größten Wert darauf, die Illusion zu zerstreuen, als könne irgendein Univer sitätsstudium den Studenten irgendeine Vollständigkeit des Wissens übermitteln. Wir können in den Vorlesungen weder voll ständig die ganze deutsche Literatur geschichte insgesamt, noch können wir innerhalb der einzelnen Vorlesungen voll ständig eine Epoche behandeln. Die The sen sagen mit Recht, nicht das sei ent scheidend: der Student solle lernen, wo bestimmte Stellen stehen, die er später, wenn er sie braucht, nachschlagen kann. Was wir ihm an der Universität vermitteln müssen, ist etwas ganz anderes: die Me thode, überhaupt an den Stoff in seinem jeweiligen Fachgebiet wissenschaftlich heranzugehen, das heißt wissenschaftlich zu denken, selbständig, persönlich schöpfe risch zu arbeiten. Und da liegt es auch in unserem Fach noch sehr im Argen. Von allen Seiten sind da eigentlich noch einmal lernen müßten, wie die Wirklichkeit aussieht. Da gibt es ein Stück von Hedda Zinner „Leistungskontrolle“, das uns den Typ einer jungen Deutschlehrerin, die frisch von der Hochschule kommt, unter dem Kli scheebild einer leicht schwachsinnigen, völ lig lebensfremden, verkrampften und ahnungslosen Theoretikerin vorstellt, die erst sehr unsanft in der Praxis zur Reali tät gebracht werden muß. So weit ich un sere Studenten kenne, muß ich sagen, daß . gar kein Grund ist, anzunehmen, bei uns würde ein solcher weltfremder, theoretisie render. überheblicher Studententyp aus gebildet. Natürlich gibt es auch solche Typen: aber hier wird es nicht nur Aufgabe der Professoren und Dozenten, sondern auch die Aufgabe der Jugendorganisation sein müssen, schon während des Studiums dafür zu sorgen, daß diese schlechten Er scheinungen der Weltfremdheit und ab strakten Schöngeisterei verschwinden. Da der Durchschnitt unserer Studenten aber genauso im Leben steht wie auch die Leute der kulturellen Praxis, bin ich der Meinung daß ein neues, gesünderes Verhältnis der Wechselwirkung zwischen Studenten und Praxis geschaffen werden müßte. Ich würde die Schaffung einer solchen echten Wechselwirkung aus Lehren und Lernen zwischen Universitätsbetrieb und kulturel ler Praxis sehr begrüßen. Ke h k N k * W 9 9 ?t, k 9 I9, diese Forschungen weiter durchgeführt werden können. Wir haben Staatsexamens- und Doktorarbeiten bisher immer sehr plan mäßig thematisch auch auf diese unsere Forschungsschwerpunkte gelenkt, sind aber nie der Meinung gewesen, daß man nun die gesamte wissenschaftliche Themenstellung für den Nachwuchs ausschließlich nach den Forschungszielen des Instituts richten müßte. Die Staatsexamensthemen, meine ich, sollen vor allen Dingen erweisen, ob der Studierende in der Lage ist, wissenschaft- lieh zu arbeiten, den Stoff zu bewältigen, zu eigenen Ergebnissen zu kommen und die vorhandene Literatur gut durchzuar beiten. Bei einer Promotion wird natürlich mehr verlangt. Da müssen eigene geistig schöpferische Leistungen vorausgesetzt werden, sonst ist an eine Promovierung, wie ich sie verstehe nicht zu denken. Und darum wird in jedem einzelnen Falle ge prüft werden müssen, inwieweit die The men der Förderung unserer Gesamtwissen schaft, also auch den Forschungsschwer punkten, dienen, inwieweit ich aber unter Umständen auch eine sehr persönliche Themenstellung eines Doktoranden be rücksichtigen muß. In verstärktem Maße wollen wir dafür sorgen, daß bei der wis senschaftlichen Themenwahl die realen For schungsbedürfnisse und die besonderen Forschungsschwerpunkte unseres Instituts vorangestellt werden. Genosse Walter Ulbricht hat auf dem 14. Plenum davon gesprochen, daß je der Bürger unserer Republik ein Pio nier der Nation ist, ganz gleich, ob er sich dessen immer bewußt ist. Wenn wir unter diesem Gesichtspunkt die kürzliche Verleihung der Heinrich- Mann-Preise der Deutschen Akademie der Künste betrachten, so können wir rcohl mit gutem Recht behaupten, daß die ausgezeichneten Schriftsteller Bern hard Seeger und Günter Kuhnert zwei gute Pioniere der deutschen National literatur sind. Bernhard Seeger erhielt diese Auszeichnung für seinen Roman „Herbstrauch“, über den in der „Uni versitätszeitung" bereits berichtet tvurde, Günter Kuhnert wurde für sein lyrisches Werk geehrt. Was zeichnet nun diese • beiden Schriftsteller als Pioniere der Nation aus? Das wird sehr deutlich, wenn wir ein kulturpolitisches Ereignis der letz ten Zeit in den Mittelpunkt rücken: Die Autorenkonferenz des Mitteldeut schen Verlages in Halle, auf den Auf gaben - der Literatur in der DDR be raten wurden. Die Saat von Bitterfeld ist auf- y s n einem Pressegespräch für die „Universitätszeitung“ be antwortete Nationalpreisträ ger Professor Dr. Hans Mayer, Direktor des Insti tuts für Deutsche Literatur ¬ geschichte, Fragen des Pro rektors für den wissenschaft lichen Nachwuchs, Professor Dr. Ernst Werner, über wichtige Probleme der Betreuung und Ausbildung des wissen schaftlichen Nachwuchses. Professor Dr. Werner: Was könnten Sie uns aus Ihren Erfahrungen als Ausbilder und Be treuer der Nachwuchskräfte, speziell über Ihre Doktorandenseminare und deren Methodik, berichten? Welche Erfahrungen konnten Sie speziell auf diesem Gebiet in den vergan genen Jahren sammeln? Professor Dr. Hans Mayer: Die Doktor andenseminare sind ja nur ein Teil eines größer angelegten Ausbildungsprinzips, und vielleicht muß ich erst einmal sagen, in welchem Zusammenhang ich die Bedeu tung der Doktorandenseminare für die Ausbildung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses überhaupt verstehe. Unsere Germanistik und damit auch un ser Institut hat in nächster Zukunft große Aufgaben zu erfüllen. Wir müssen dafür sorgen, daß die künftigen Deutschlehrer besser ausgerüstet ihren Erziehungsauf gaben nachkommen können. Wir müssen dabei mithelfen, daß die neuen germani stischen Forschungsmethoden mit Erfolg bei der Analyse unserer deutschen Litera turentwicklung in Vergangenheit und Gegenwart erprobt werden. Nicht zuletzt muß es unsere Aufgabe sein, den wachsen den Bedarf an qualifizierten Literatur wissenschaftlern für Verlage, dramaturgi sche Büros der Theater und für die kultu relle Massenarbeit zu befriedigen. Wir müssen auch daran denken, gut ausgebil dete Germanisten ins Ausland schielten zu können. /Unser bisheriger Oberassistent Dr. Werner Schubert leitet gegenwärtig in Bag dad — offenbar mit sehr großem Erfolg — eine Arbeitsgruppe an der dortigen Uni versität, die für den Bedarf des Irak ein Lehr- und Lesebuch der deutschen Sprache vorbereitet. Hier am Institut muß dafür gesorgt wer den, daß ein wissenschaftlicher Nachwuchs ausgebildet wird, der solchen wichtigen Zu kunftsaufgaben gewachsen sein kann. Wichtig bei alledem, was den wissenschaft lichen Nachwuchs und seine Ausbildung bei uns betrifft, ist vor allem, wenn irgend mög lich, dafür zu sorgen, daß unserem Nach wuchs die Zeit bleibt, wissenschaftlich zu ar beiten; daß er nicht aufgefressen wird von der Lehrtätigkeit und vor allen Dingen von der Administration. Wenn ich bedenke, welche Fülle der Berichte immer wieder be wältigt werden, welche Fülle der Rundschrei ben gelesen una beantwortet werden muß, dann sage ich mir, — das soll auch hier an dieser Stelle gesagt werden —, es wäre gut, wenn sich manche Instanzen der Universitäts verwaltung — ich denke besonders an das Prorektorat für Studienangelegenheiten — vorher immer sehr genau überlegen, ob es unbedingt nötig ist, bestimmte Rundschreiben zu schicken und bestimmte Berichte einzufor dern. Ich möchte die Gelegenheit des Interviews mit der „Universitätszeitung“ auch dazu be nutzen, darauf hinzuweisen, daß alles getan werden muß, unserem wissenschaftlichen Nachwuchs wirklich die Möglichkeit zu geben, „wissenschaftlicher Nachwuchs“ zu sein und nicht in Lehr- und Administrationsarbeit zu ertrinken, deren Notwendigkeit und Bedeu tung ich natürlich anerkenne.
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