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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
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- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
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Band
Band 6.1962
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Parteigruppe Medizin I IA, die Genfer Verhandlungen und die FDJ-Wahlen Auf ihrer Wahlversammlung geben die A Genossen der Parteigruppe im I/A-Stu- dienjahr der Medizinischen Fakultät Re chenschaft darüber, wie sie den Parteiauf trag, den sie auf der letzten Mitgliederver sammlung erhielten, erfüllt haben. Ein junger Genosse, der in der bisherigen Arbeit nicht sehr in Erscheinung getreten war, wird gefragt, wie er in seiner Gruppe in den letzten Tagen die Fragen der Freunde zu den Vorschlägen der Sowjet union über allgemeine und vollständige Abrüstung und die Genfer Verhandlungen beantwortet und dabei die Politik unserer Partei erläutert habe. Unmittelbarer Anlaß für diese Frage war folgendes: Der Genosse hatte zu verstehen gegeben, daß er sich nicht in der Lage fühle, einen Jugendfreund als Kandidaten für unsere Partei zu ge winnen, und darum gebeten, diesen Auf trag doch lieber einem erfahreneren Genos sen zu übertragen. Die Genossen der Gruppe hatten zwar auch eingestanden, daß dieser Auftrag nicht der leichteste ist, aber jetzt versuchten sie die Ursachen für die von dem Genossen selbst eingestandenen Unsicherheiten zu finden. „Unklarheiten über politische Grundfra gen habe ich nicht“, behauptete dieser. „Sind dir alle Fragen wirklich richtig klar? — Was hast du z. B. in deiner Gruppe geantwortet auf die Frage, warum die Sowjetunion gerade zu Beginn der Gen fer Abrüstungskonferenz bekanntgab, daß sie Globalraketen besitzt, die nicht abwehr bar sind?“ Zögernd und von der Überzeugungskraft seiner Argumente sichtlich selbst nicht sehr überzeugt, sagte er es der Parteigruppe: die ganze Politik der Sowjetunion — das be weise ihre Geschichte — sei auf die Siche rung des Friedens gerichtet; auch alle Schritte zur Stärkung ihrer Verteidigungs bereitschaft dienten diesem Ziel. Kurz ge sagt: eine Argumentation — das empfan den die Genossen der Parteigruppe — die in ihrer Oberflächlichkeit und Abstraktheit wohl keinen Hund hinter dem Ofen hätte hervorlocken können, geschweige denn dazu beitragen konnte, jungen Menschen die Po litik der Sowjetunion und unserer Partei, die komplizierten Probleme unseres Kamp fes verständlich zu machen * Aber wie und wo lernt dieser Genosse, I wie lernen alle Genossen dieser Gruppe, diese Zusammenhänge verständlich zu er klären und die Fragen der Freunde über zeugend zu beantworten? Lernen sie es in ausreichendem Maße in der Parteigruppe? - Aus dem auf der Wahlversammlung ge gebenen Rechenschaftsbericht jedenfalls konnten sie das jedenfalls hur sehr un genügend lernen. Dort war nämlich z. B. nur davon die Rede, daß die Erhöhung der Verteidigungskraft der Sowjetunion und aller sozialistischer Länder für die Erhal tung des Friedens von entscheidender Be deutung sei, ohne gleichzeitig zu beachten, Welche große mobilisierende Wirkung die damit und mit unserer ökonomischen Stär kung verbundenen Vorschläge zur Ab rüstung und zur friedlichen Koexistenz für die Veränderung des Kräfteverhältnisses in der Welt hatten und haben; ohne zu be achten, wie durch die klaren, allen Men schen einleuchtenden Abrüstungsvorschläge der Sowjetunion mehr und mehr Menschen ihre Politik immer besser verstehen und aktiv unterstützen, und die Imperialisten immer weniger ihr Gesicht wahren kön nen, indem sie manöverieren und diesen Vorschlägen ausweichen. Auf diesem Wege wird die Verwirklichung unserer Vor schläge immer realer. Und — ohne die Illu sion, alle Fragen könnten auf einmal ge löst werden — tatsächlich sind diese Aus sichten heute realer denn je zuvor, eben weil es in Genf nicht darum geht, daß die sowjetische Delegation die amerika nische von der Notwendigkeit und vom Nutzen der allgemeinen Abrüstung über zeugt, sondern, wie gesagt, darum, die Volksmassen immer stärker für unsere Po litik in Bewegung zu bringen. „Ich konnte auf diese Frage keine befrie digende Antwort geben“, sagte ein anderer Genosse. Ein Freund aus seiner Gruppe hatte ihm gesagt, die sowjetischen Vor schläge seien zwar schön und gut, aber real seien sie wohl unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht. Niemals würden die Amis mitmachen. n , » Partei- wählen 1962 Er habe versucht, so gut wie möglich darauf zu antworten, aber schließlich waren sie doch an einem toten Punkt angelangt. Es habe schon zu viele Verhandlungen ge geben, die ergebnislos ausgegangen seien. Wie ist es in der Tat? Man vergleiche nur die jetzigen Abrüstungsverhandlungen mit denen des Jahres 1928, als die Vertre ter der imperialistischen Mächte über die sowjetischen Vorschläge zur allgemeinen und vollständigen Abrüstung nur lächelten. Heute aber wird darüber in Genf verhan delt, und wahrlich sind die USA nicht frei willig zu diesen Verhandlungen gekommen. Und daß sich das Kräfteverhältnis in der letzten Zeit nicht unwesentlich zu unseren Gunsten verändert hat, dafür spricht schon die Zusammensetzung der Genfer Konfe renz. Die Tatsache, daß auch eine Reihe neutraler Staaten an den Verhandlungen teilnehmen und die sowjetischen Vorschläge unterstützen, ist ein Ergebnis des Kampfes der Völker um die Sicherung des Friedens. * [Ind nicht anders verhält es sich in un- • serem Kampf in Deutschland. Unsere Vorschläge für einen deutschen Friedens vertrag und zur friedlichen Lösung des Westberlinproblems, das Minimalpro gramm der Regierung der DDR und die neuen Vorschläge für ein Minimum an Ab rüstungsmaßnahmen und zur Sicherung der friedlichen Koexistenz in Deutschland auf dem 15. Plenum und das Dokument des Nationalrats — diese Vorschläge sprechen alle friedliebenden Deutschen, sprechen auch die westdeutschen Bürger an. Davon zeugt u. a. das Bekenntnis von acht christ lichen Persönlichkeiten — ' unter ihnen Nobelpreisträger Werner Heisenberg und Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker —, die sich vor kurzem in ihrem Tübinger Memorandum gegen die Bonner Atom rüstung und für die Oder-Neiße-Grenze aussprachen. Weil die Bonner Ultras wissen, wie sehr unsere Vorschläge Verständnis und An klang finden, sind sie so peinlich darauf bedacht, möglichst keine Zeile darüber an die westdeutsche Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Erinnert sei nur an die in der letzten Ausgabe der „Universitätszeitung“ zitierten Artikel der „Welt“, in dessen Fäl schungen und Auslassungen diese panische Furcht vor unseren Minimalvorschlägen un verkennbar war. So verschafften sich die Genossen der Parteigruppe I/A der Medizinischen Fakul tät das Rüstzeug für kommende Diskussio nen, für die Gespräche über die politischen Grundfragen bei den in dieser Woche be ginnenden FDJ-Wahlen an der Fakultät. * Aber nicht alle Genossen machten sich - darüber gründlich genug Gedanken, be schäftigten sich mit den Problemen und waren mit den Freunden ihrer Gruppen darüber ins Gespräch gekommen, hatten dieses Gespräch gesucht. Genosse Lindner z. B., der FDJ-Sekretär in einer Seminargruppe ist, konnte sich an geblich deshalb nicht um die aktuellen poli tischen Diskussionen kümmern, weil er den Rechenschaftsbericht für die Wahlver sammlung der FDJ-Gruppe vorzubereiten hatte. Auf die Zwischenfrage, was eigent lich der Inhalt seines Rechenschaftsberich tes sei, wenn nicht die Probleme, die die Freunde bewegen, blieb er die Antwort schuldig. Und Genosse Bellmann, Sekretär der FDJ-Studienjahresleitung, konnte nur ein paar eigene — was die politischen Grund fragen betraf, zudem völlig ungenügende — Gedanken entwickeln über die Probleme, die es innerhalb der Wahlbewegung der FDJ zu klären gelte. Die FDJ-Leitung als Ganzes, das mußte er eingestehen, hatte sich keinen Überblick verschafft und war bis dato nicht in der Lage, eine klare Orien tierung für das ganze Studienjahr zu geben, geschweige denn in jeder Gruppe durch zusetzen. Schon der Zweite Sekretär der FDJ-Studienjahresleitung — ebenfalls Mit glied dieser Parteigruppe — wußte kein Wort zu diesen Problemen zu sagen. Sicher trägt Genosse Bellmann für diese Konzeptionslosigkeit, dafür daß nicht klar ist, welche konkreten Fragen im Mittel punkt der FDJ-Wahlen stehen müssen, einen nicht unerheblichen Teil der Schuld, aber es muß hinzugefügt werden: Der Re chenschaftsbericht der Parteigruppe hat ihm kein gutes Vorbild gegeben. Auch hier fehlte eine Einschätzung der politi schen Situation im Studienjahr und eine Argumentation zu den wichtigsten Fragen. Erst während der Versammlung — das war ihr Gewinn — wurde damit begonnen. Bei den FDJ-Wahlen sollten die Genos sen besonders die Bemerkung im Rechen schaftsbericht beherzigen, daß es gelte, ein enges Vertrauensverhältnis zu den Partei losen zu schaffen, und daß dazu das Wich tigste ist, durch eine tiefgründige Diskus sion mit allen Freunden über die Politik unserer Partei die gegenwärtig noch vor handene ideologische Windstille zu besei tigen. Günter Lippold Die Sache anders angepackt Im Arbeitszimmer des Genossen Werner Heyne, Oberassistent am Insti tut für Betriebsökonomik und Arbeits organisation der Landwirtschaftlichen Fakultät, sieht es geradezu „strategisch“ aus. Verschiedene Karten vom Bezirk und vom Kreis Leipzig hängen an den Wänden. Verschiedenfarbige Nadeln stecketi bei einzelnen Ortsnamen. „Unsere Ubungsbetriebe“, sagt Genosse Heyne. Als die Genossen der Parteigruppe des Instituts Mitte März ihre Wahl versammlung durchgeführt haben, wähl ten sie Genossen Heyne wieder zum Gruppenorganisator. Wir sprachen mit ihm über die Parteiarbeit im Institut. In der letzten Zeit hatte es in der Parteigruppe einige Auseinandersetzun gen gegeben, erfahren wir. Es ging darum, daß zuvor ideologische Wind stille am Institut geherrscht hat. Das zielbewußte politische Gespräch der Genossen untereinander und mit den Parteilosen wurde kaum geführt. Zuviel Institutsarbeit...(?) „Heute sind wir einen Schritt weiter“, sagt Genosse Heyne. „Wir haben über wichtige politische Probleme wie das Wehrpflichtgesetz, die nationale Frage in DeutSeliland usw. in der Partei gruppe gründlich diskutiert und spre chen auch mit unseren Parteilosen darüber.“ Gemeinsam haben die Genos sen den Rechenschaftsbericht der Par teigruppe ausgearbeitet und die neuen Aufgaben festgelegt. Im Ergebnis der Aussprache mit den Parteilosen wurde der Entwurf eines Arbeitsprogrammes des Instituts ausge arbeitet, der nunmehr auch von der Ge werkschaft bestätigt wurde. Die Vorbereitung und die Beschlüsse des VII. Deutschen Bauernkongresses hatten für die Parteigruppe des Insti tuts größte Bedeutung. Wie können wir der Praxis noch besser helfen, über legten sich die Genossen. „Natürlich hatten wir auch bisher eng mit der Praxis zusammengearbeitet, fünf Übungsbetriebe wurden von uns be treut“, berichtet Genosse Heyne. „Aber jetzt, in diesem Abschnitt des politi schen Kampfes unserer Partei, hielten wir es für richtig, die Sache noch bes ser anzupacken, unmittelbar in schwa chen LPG mitzuhelfen, daß sich die gute genossenschaftliche Arbeit durch setzt.“ So hat sich das Institut auf An regung der Parteigruppe an den Rat des Landkreises Leipzig gewandt, mit der Bitte, ihm drei zurückgebliebene LPG zu nennen. Dort arbeiten seit 14 Tagen drei Genossen der Parteigruppe. Was verspricht man sich davon? Die Arbeit der Genossen soll den Genossenschaftsbauern bei der Festi gung ihrer LPG helfen. Durch diese Tätigkeit wird zugleich die Lehre be fruchtet und die Ausbildung praxis verbundener, auch für die Forschung entsteht großer Nutzen. Von ganz wesentlicher Bedeutung ist diese Bewährung im täglichen politi schen Kampf in der Genossenschaft für die persönliche Entwicklung der einzelnen Genossen. Das wird sich zweifellos^sehr fruchtbringend auch auf Lehre und Forschung auswirken. „Gute genossenschaftliche Arbeit ist keine Frage der Technik oder der Organisation, sondern vor allem eine Frage der Klarheit in den Köpfen", sagt der Parteigruppenorganisator. „Darauf haben wir unsere Genossen orientiert.“ Wie soll es nun in der Parteigruppen arbeit weitergehen, da doch drei Ge nossen draußen arbeiten? (Die Partei gruppe hat nur sechs Mitglieder.) „Die Notwendigkeit der Parteigruppenarbeit trotz der nun auftauchenden Probleme ergibt sich schon daraus, daß sich die Genossen für ihre Arbeit in den LPG ständig politisch weiterqualifizieren müssen“, sagt Genosse Heyne, und man spürt in diesen Worten das echte Ver langen, alles zu geben, um die Politik der Partei zu verwirklichen. Dabei ist sein Hauptanliegen, eine praxisverbun dene Lehrtätigkeit zu leisten. Die Parteiwahlen, die Überprüfung der Arbeit der Parteigruppe nach den politischen Grundaufgaben, haben auch Genossen Heyne und seiner Partei gruppe neue Impulse für eine verant wortungsvolle praxisverbundene Arbeit gegeben. R. This above all: to thine ownself be true. And it must follow, as the night the day, Thou canst not then be false to any man. Shakespeare Sieht man sich die Zeit an, während der Prof. Dr. Martin das Steuer der Fakultät in seinen Händen hielt, so zeigt sicht praktisch zehn Jahre sind es gewesen; eine lange Zeit, eine wildbewegte Zeit, in der Tausende von Anliegen geltend gemacht Wurden, Hunderte von Problemen aufka men, zahllose Prüfungen stattfanden — eine Zeit, während der wesentliche Umge staltungen sich vollzogen, Menschen kamen und gingen. Einer war stetig: der Mann am Steuer* der Dekan. Am 26. März feierte Prof. Martin seinen 60. Geburtstag. Und da dieses Datum fast genau zusammenfällt mit seiner Amtsab gabe (er hatte nicht wieder kandidiert, sonst hätte es keinen Dekanswechsel ge Prof. Martin mit seinen Mitarbeitern Dr. Albrecht Neubert und Helga Dietrich. Foto: hfbs geben), so ziemt sich ein kurzer Rückblick unter Hervorhebung des Charakteristischen. Wer ihn zehn Jahre lang hat präsidieren sehen auf dem Sessel am Schmalende des großen, ovalen, grünbespannten Tisches, der konnte Zeuge sein vieler Erlebnisse, die der Fakultät zuteil wurden durch das Ge- schick eines Mannes, der sich bereits in Dresden als Studienrat und später als Ober- Studiendirektor der Arbeiter-und-Bauern- Fakultät im öffentlichen Leben bewährt hatte. Er war es offensichtlich gewöhnt, mit Menschen umzugehen; gewöhnt, die Ausführung amtlicher Anordnungen mit Klugheit zu realisieren; geübt in dem bei uns so raren Geschick, mit Menschen um- zugehen. Hier wurde der Rat des Polonius in die Tat umgesetzt; „Give every man thy ear, but few thy voice: Take each man’s censure, but reserve thy judgement." Es zeigten sich Gewandtheit im Verhan deln und Übung im Umgehen mit dem Flo rett der Meinungsgestaltung - und das machte die Fakultätssitzungen spannend. Vielredner wurden durch Geduld befrie det; einschlägiges Wissen tröstete den Prüfling; Güte beruhigte die Nervösen. Prof. Martin war ein Dekan der Höflich keit: es machte Freude, ihm beim Gratu lieren eines glücklichen Habilitanden zuzu sehen. bei der Verkündung von etwas Gutem für einen oder für die Fakultät. Eine Gabe kam ihm dabei besonders zu statten: ein Zug von Väterlichkeit in sei nem Wesen, der Ratsuchenden, Examinan den und Kollegen das Gefühl gab, angehört und wohlberaten zu sein und in positivem Sinne sich unterstützt zu sehen — und da mit war manchem guten Ziel aufs wir kungsvollste gedient. Wer etwa auf der harten Leiter einer Karriere aufwärts stieg, fühlte von Sprosse zu Sprosse die Stütze der Hand des Dekans, und so brei tete Wohlwollen sich aus durch die Jahre, zum Nutzen der Fakultät. In fragwürdigen Augenblicken, wenn etwas erkämpft wer den sollte, war es die Väterlichkeit im Ton des Dekans, die die Wagschale der Fakul tätsmeinung in der gewünschten Weise ausbalancierte. Diese Väterlichkeit nahm den Ton der Würde an, wenn es zu reprä sentieren galt. So wurde am 13. Oktober 1959 mit den Ehrenpromotionen von Ernst Rowohlt und Franz Konwitschny ein Höhe punkt erreicht, als die in lateinischer Spra che verfaßten Urkunden in Feierlichkeit zur Verlesung kamen. Im Sinne der Väter lichkeit und der Würde geschah auch die Förderung des wissenschaftlichen Nach wuchses. Ergreifendes mischte sich in dieses Väter liche in Augenblicken des Gefühls: An der Bahre der „Seele der Fakultät“, der all seits geliebten Verwaltungsleiterin, Su sanne Wolff, die 1956 nach qualvoller Krankheit verschied — und anläßlich des 70. Geburtstages der Fakultätskastellanin, Frau Ida Seifert, die für ihre unwandel bare Treue durch den Dekan Worte und Gaben des Dankes empfing. Als weiterer Charakterzug wäre eine Bildungshöhe zu nennen, die sich beson ders bei Habilitationen, in Form von In teresse selbst an abwegig scheinender The matik äußerte. Auch bei festlichen Anläs sen trat sie zutage: Bei den von Prof. Mar tin aus der Taufe gehobenen und weiter geleiteten Professorenklubabenden, in den Diskussionen der Leitung der Hochschul gruppe des Deutschen Kulturbundes. Ne- vermind the occasion: ein Bonmot, ein Zitat, war da, wurde angerichtet und stand zur Verfügung, zur Freude der Ken ner. Alle diese Gaben fanden Verwendung im Dienste seiner Weltanschauung, im Dienste des sozialistischen Aufbaues. Soweit der Dekan, von dem es passend erschien, in der Vergangenheit zu spre chen. Der Mensch aber ist Gegenwart. Er bleibt, mit der erwähnten Belesenheit. Auch mit der Musikalität, die im Klavierspiel ihren Ausdruck findet, das von Bach bis Cäsar Franck und weiter reicht. Hinzu kommen Freude am Garten, Freude am Plaudern, Freude an der Familie — das Väterliche. Damit rundet sich das Bild, an dem wir so eifrig malten, daß der Geburtstags wunsch bis zum Schluß aufbewahrt bleibt: Gesundheit, Schaffenskraft, Lebensfreude, Lebensglück sei Ihnen gewünscht zum Sechzigsten und aufwärts, weit in die seventies, eighties und nineties hinein, lie ber Professor Martin! Ihre Persönlichkeit gestaltete ein Stück Geschichte unserer ehr würdigen Fakultät. Möge nun Ihr Werk, möge Ihr Institut diese Impulse auffangen, verarbeiten und bewahren, zu Ihrer Freude, zur Förderung Ihrer Wissenschaft, der Anglistik, und zum Nutzen des Ganzen! Prof. Dr. Eva Lips Glückwünsche der UPL In dem Glückwunschschreiben der UPL für Prof. Dr. Martin heißt es: Mit all Deinen Leistungen hast Du bei getragen, ein neues, sozialistisches Hoch schulwesen zu entwickeln und damit die Ziele unserer Partei, in deren Reihen Dich Deine antifaschistische Haltung im Juli 1945 führte, zu verwirklichen. Deinen unermüd lichen Einsatz für unsere große Sache, für den Sozialismus, wie für unsere Karl-Marx- Universität hervorzuheben und Dir dafür zu danken, ist uns ein besonderes Anlie gen. Wir wünschen Dir noch viele Jahre fruchtbaren Schaffens und persönlichen Wohlergehens und dazu vor allem Gesund heit. Universitätszeitung, Nr. 13, 29. 3. 1962, S. 3
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