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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
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Band
Band 6.1962
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Ärzte unserer Universität „Einheit der sollten „Contergan“ gutheißen Mißbrauch wissenschaftlicher Kontakte für verbrecherische kapitalistische Profitinteressen Unter Ausnutzung „wissenschaftlicher Kontakte zwischen Ost und West“ sollten Ärzte unserer Universität in einem der größten Arzneimittelskandale Westdeutsch lands verwickelt werden, wie die neben stehenden Auszüge aus einem Brief des Forschungsleiters der „Chemie Grünthai GmbH“ zeigen. Auf der Tagung der Rheinisch-Westfäli schen Kinderärztevereinigung in Düssel dorf am 19. 11. 1961 sah sich der Hambur ger Privatdozent Dr. W. Lenz gezwun gen, in der Diskussion zur Frage der exo genen Entstehung schwerer Extremitäten mißbildungen vor dem in Westdeutschland weit verbreiteten Schlafmittel „Contergan“ der Firma „Chemie Grünthai GmbH“, Dr. Horst Frenkel: Königstein, im „Hamburger Echo“: „Heute kenne ich mehr als zweihundert zum Teil sehr schwer und offenbar irreparabel geschädigte .Conter gan-Patienten“, bei denen ich bleibende Hirnschädigungen vermute.“ Obgleich im August 1960 medizinische Fachleute auf die furchtbaren Folgen des Präparats aufmerksam gemacht hatten, konnte bis Ende 1961 in der Bundesrepu blik und Westberlin für Contergan gewor ben werden. „Die „Welt der Arbeit“ schrieb: „Bis Mitte 1961 war der Contergan ver brauch in der Bundesrepublik und Berlin auf über eine Million Einschlaf-Einheiten angestiegen, was bedeuten dürfte, daß später in der ganzen Bundesrepublik un tersagt. Die Skrupellosigkeit der „Chemie Grün- thal GmbH“ verdeutlichte folgende Tat sachen: Zunächst wurde gegen den Nerven arzt Dr. Frenkel eine einstweilige Verfü gung des Landgerichts Aachen erwirkt, die sich gegen die Mitteilung Dr. Frenkels rich tet, die Firma „Chemie Grünthai“ sei bereits im August 1960 vor den schädlichen Folgen des Contergans gewarnt worden. Sodann wurden große Tageszeitungen (dar unter auch das „Neue Deutschland“) von der Firma um „objektive Berichterstattung“ über den Contergan-Skandal ersucht. Schließlich versuchte die Herstellerfirma von Ärzten unserer Universi- Stollberg (Rheinland) zu warnen: „Seit Anfang November 1961 haben wir uns eingehender mit dem Erheben von Anamnesen bei dem neuen Typ von Extre mitätenmißbildungen beschäftigt... Nachdem wir einige Anamnesen erhoben hatten, ergaben sich Gründe für eine Über prüfung der anamnesischen Daten über Medikamente in den ersten Schwanger schaftsmonaten . . . Inspektion der Haus apotheken brachte weitere Ergänzungen. Dies genügte auch nicht. Wir versuchten, die Daten durch Befragen der Ärzte zu er gänzen, welche die Mütter während der Schwangerschaft behandelten. Hierdurch scheint ein gewisser Grad von Vollständigkeit der Medikamentenanam nese erzielt worden zu sein. 14 Mütter mit schweren Extremitätenmißbildungen hat ten in der Frühschwangerschaft eine be stimmte Substanz genommen. Drei weitere Mütter hatten wahrscheinlich zu dieser Zeit, jedenfalls aber zu anderer Zeit, die selbe Substanz genommen. Eine Mutter hatte eine chemisch ähnliche Substanz mit ähnlicher Indikation genommen ... Kürzere, gezielte Anamnese bei 20 Müt tern von gesunden Kindern bis zu zwei Jahren ergaben, daß nur in einem Fall die Substanz genommen worden war, und zwar gegen Ende der Schwangerschaft.“ Und das sind die Folgen des „ungewöhn lich gut verträglichen" Contergans: Dr. Lenz: „Immer häufiger kamen Kin der zur Welt, denen ein Arm, eine Hand, ein Fuß fehlt oder bei denen die Füße di rekt aus der Hüfte ragen, Hände unmit telbar an den Schultern sitzen.“ Prof. Dr. Wiedemann : Direktor der Städtischen Kinderklinik, Krefeld, in „Welt der Arbeit“: „... als schwere Schäden an der Leber, hartnäckige neuritische Beschwerden, Ner- vesehmerzen im Schulter- und Knie bereich, Durchblutungsstörungen verbun den mit Potenzbeeinflussungen, Taubheits- und Kältegefühle in den Extremitäten, Fußspitzen, Fingern usw.“ Abend für Abend 1% Milionen Tabletten, Zäpfchen, Siruplöffel Contergan geschluckt wurden. Rezeptfrei, versteht sich.“ Trotz der früheren Hinweise westdeut scher Mediziner bedurfte es des aufrütteln den Appells von Dr. Lenz, der erklärte: „Als Mensch und Staatsbürger kann ich es ... nicht verantworten, meine Beobach tungen zu verschweigen. Angesichts der unübersehbaren menschlichen, psychologi schen, juristischen und finanziellen Konse quenzen habe ich nach Rücksprache mit einem Pädiater und einem Pharmakologen der Herstellerfirma meine Beobachtungen mitgeteilt und meine persönliche Meinung zum Ausdruck gebracht, daß die sofortige Zurückziehung des Mittels erforderlich sei, bis seine Unschädlichkeit sicher nachgewie- sen sei... Jeder Monat Verzögerung in der Aufklärung bedeutet die Geburt vielleicht 50 bis 100 entsetzlich verstümmelter Kin der.“ Erst jetzt wurde der Vertrieb von Con tergan zunächst in Nordrhein-Westfalen, Ihr' sehr ergebener /l/nMI Leiter der Forschung tat den Nachweis zu erhalten, daß die Vielzahl der Extremitätenmißbildungen von anderen Präparaten, nicht aber vom Con tergan, herrühren. So erhielten Ärzte der Karl-Marx-Universität im Januar 1962, zu einer Zeit also, in der das Urteil der Fach leute gegen das Präparat gesprochen wor- den war, Briefe nebenstehender Art. Wir glauben sagen zu können, daß dieser Brief zu nichts anderem auffordert, als der Contergan-Firma bei der Vertuschung der Schuld, die sie durch ihr verantwortungs Wie lange noch Repräsentant der Marburger Universität? Prof. Dr. Erich Schwinge — der Globke der Kriegsgerichte loses Handeln auf sich geladen hat, be hilflich zu sein. Daß wir diese Zumutung empört zurück weisen, ist selbstverständlich. Wir sollten aber auch angesichts dieses Vorganges nicht übersehen, das „wissenschaftliche Kontakte“ für eine antihumane Aktion ausgenutzt werden sollten. Dr. med. Liane Pilling Klinik für Kinderchirurgie Eine Dokumentation Verteidiger des Mörders von Brettheim (II) Brettheim bei Rothenburg ob der Tauber am 7. April 1945: Auf dem Acker des Bauern Hanselmann sind vier Hitlerjungen — siebzehnjährig, be waffnet mit Panzerfäusten, Handgra naten und einem Gewehr — damit be schäftigt, Schützenlöcher zu buddeln. Sie gehören zum letzten Aufgebot der Faschisten, Kinder sollen die vorsto ßenden amerikanischen Panzertruppen aufhalten. „Jeder halbwegs vernünftige Mensch wußte“, äußerte der Pfarrer des Ortes später, „daß der totale Zusammen bruch unmittelbar bevorstand und jeder Widerstand, besonders der von Buben, ja geradezu verrückt war.“ Bauer Hanselmann tut das einzig Vernünftige, um sein Dorf vor Kampf handlungen zu bewahren, um zu ver hindern, daß sich die Zahl der Opfer dieses Krieges noch vergrößere. Er ent waffnet zusammen mit anderen Dorf bewohnern die Hitler jungen, verjagt sie mit ein paar Ohrfeigen und wirft die Waffen in den Dorfteich. Aber der SS- General Simon dachte anders über das Ende des Krieges: „Wir dachten da mals, daß für Deutschland noch etwas zu retten wäre, wenn wir den Krieg anständig verlieren.“ Für ihn aber war dies „anständig“: Einen Tag nach dem geschilderten Ereignis trifft in Brett heim ein SS-Kommando unter Sturm bannführer Gottschalk ein. Der zerrt Hanselmann vor ein Standgericht, zu dessen Vorsitzenden er sich selbst machte. In einer Scheinverhandlung, bei der nicht einmal die äußeren For men eines Standgerichts gewahrt wer den, verurteilt er Hanselmann zum Tode. Aber die beiden Beisitzer, Leon hard Wolfmeyer, Ortsgruppenleiter der NSDAP, und Bürgermeister Gackstat- ter, fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut, sie stellen sich schützend vor Hanselmann und weigern sich, das Ur teil zu unterschreiben. Zwei Tage später wird Hanselmann wegen „Wehrkraftzersetzung“ in der Kreisstadt von einem Standgericht unter Wehrmachtsmajor Otto ein zwei tes Mal zum Tode verurteilt, und mit ihm wird auch über Wolfmeyer und Gackstatter dieses Urteil gesprochen. Ohne Anklagevertreter, ohne Vertei- ■ tiger, die Richter blieben unvereidigt. General Simon, der die Weisung gab ■ „Hängt sie auf!“ bestätigt die Urteile. । Ausdrücklich verfügt er noch: nicht er- ] schießen, sondern hängen! Noch am gleichen Tage wird das Ur- • teil vollstreckt. Zur Abschreckung wer- ■ den die drei Brettheimer Bürger vor [ dem Eingang des Friedhofs gehängt. In unserer letzten Ausgabe belegten | wir bereits, daß Schwinge die Hand- " lungsweise Simons voll und gaz recht- ■ fertigte. Aber dies war nicht nur eine [ nachträgliche Rechtfertigung. Er selber ■ war es, der der faschistischen Willkür, I die Simon und seine Kumpane im ] zweiten Weltkriege übten, Tür und Tor । öffnete. Schon im Band 2 der „Zeit- ■ Schrift für Wehrrecht" (1937/38) schrieb I er auf Seite 247: „Um die abschreckende Wirkung ent- • falten zu können, muß das Verfahren ■ vor den Frontgerichten summarisch 1 sein. Das zwingt dazu, einen Teil der । Garantien, die der Angeklagte im Nor- ■ malverfahren genießt, zu beseitigen... 1 Sollen die Urteile der Frontgerichte die I erwünschte Wirkung entfalten, so muß ■ bei ihnen die Vollstreckung dem Ur- j teilsspruch jeweils auf dem Fuße fol- ■ gen. Das ist aber nur gewährleistet, । wenn jede Überprüfung ausgeschlossen ! ist...“ ■ Der Artikel Schwinges gipfelt in der l Forderung: „Sorgen wir dafür, daß ein künftiger ■ Krieg uns auf diesem Gebiet besser ge- ■ rüstet findet!“ Schwinge hat also nicht nur die | Morde Simons gutgeheißen, er selbst ist I intellektueller Urheber dieser Morde. ■ Er hat auf dem Gebiet der Militär- ■ justiz für den zweiten Weltkrieg auf- • gerüstet. p Lesen Sie in unserer nächsten ] Ausgabe: Schwinges Auftreten ■ im Ansbacher Prozeß im Jahre 2 1960 stützte die „Ehrenerklärun- 1 gen“ von Hitlergeneralen für Si- i mon. Schwinge sprach Simon frei. I Er wurde seinem Ruf gerecht. «■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ Entscheidung des Disziplinarausschusses bestätigt Das Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen bestätigte die Entschei dung des Disziplinarausschusses der Karl- Marx-Universität, Prof. Dr. Dr. Kätner fristlos zu entlassen. Der Ausschuß unter der Leitung des Rektors, Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Mayer, mit Prorektor Prof. Dr. Mos ler und Prof. Dr. Such als Beisitzer, Prof. Dr. Wildführ als Vertreter der Medizini schen Fakultät und Dr. Gerhard Müller als Vertreter der Gewerkschaft war im Ergeb nis des durchgeführten Disziplinarverfah rens (vgl. UZ vom 22. 2. 1962) einstimmig zu diesem Beschluß gekommen. Die Karl-Marx-Universität bemüht sich mit Unterstützung des Staatssekretariats, Prof. Kätner eine seinen Fähigkeiten ent sprechende Tätigkeit zu vermitteln. D ie „Universitätszeitung" begeht ihren fünf ten Geburtstag. Ich lege mir aus diesem Anlaß vor allem zwei Fragen vor: Was hat uns - vor allem uns Studenten - die Zeitung gegeben? Wie kann man die Arbeit der „UZ" noch wirkungsvoller gestalten? Wie kann sie noch wirkungsvoller die Probleme der Studen ten behandeln? Die „Universitätszeitung" war mir eine gute Anleitung für die politischen Auseinanderset zungen, die wir unter uns Studenten führten. Besonders halfen mir solche Artikel wie der von Prof. Dr. Gentzen vor einigen Wochen, der uns anschaulich zeigte, daß normale Be ziehungen zwischen den Menschen in beiden deutschen Staaten nur durch die Beseitigung der Militaristen in Westdeutschland geschaf fen werden können. Tie „Universitätszeitung" half uns im Kampf • um die sozialistische Studentengruppe, bei der Erziehung sozialistischer Fachleute, die fest auf dem Boden unseres Staates stehen. Auch für die Verbesserung der Ausbildung der Studenten, für die Entwicklung neuer, kollek tiver Formen der wissenschaftlichen und Lern arbeit der Studenten, wie Studentenzirkel u. a., setzte sie sich entscheidend ein. Sie ermög lichte durch ihre Veröffentlichungen, daß die Erfahrungen verschiedener Studienjahre, Fach richtungen, Fakultäten allen Studenten zu gänglich wurden, was sich auf die Arbeit aller Studenten befruchtend auswirkte. Tarüber hinaus kann man allgemein sagen, • daß es der „UZ" in den fünf Jahren ihres Bestehens gelungen ist, entscheidend auf das Leben unserer Universität in politischer, wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht deutschen Wissenschaft" mit Dr. Blome? Frau Dr. med. Hannelore Wolf vom Hygiene-Institut nahm den offenen Brief der Leipziger Ärzte, Zahnärzte und Apotheker an ihre Dortmunder Kollegen zum Anlaß, um ihrerseits die westdeutschen Bürger darauf aufmerksam zu machen, daß der stell* vertretende Reichsärzteführer Hitlers Dr. Blome im Bonner Staat unbehelligt praktizie* ren kann: Verehrte Landsleute! Gestatten Sie, daß ich mich mit einem Alarmruf in dringender Sache an Sie wende. Eine Ungeheuerlichkeit schlimmsten Aus maßes veranlaßt mich dazu. Die Tatsachen, um die es geht, sind um so ungeheuer licher, als man in der offiziellen Presse der Bundesrepublik bisher nicht Notiz von ihnen nimmt. Ist Ihnen der Name „Blome“ ein Begriff? Sie sollten sich unbedingt für die Vergan genheit und die Rolle dieses Akademikers interessieren. Prof. Dr. Blome praktiziert als Facharzt für Haut- und Harnleiden in Dortmund, in der Bornstraße 64. Blome war nicht nur Reichsamtsleiter der NSDAP im „Stab des Stellvertreters des Führers“ und stellvertretender Reichs ärzteführer — er gehörte zu den schlimm sten Bestien der Nazis. Von Göring persön lich für die Vorbereitung des bakteriologi schen Krieges verantwortlich gemacht, hat dieser Teufel im weißen Arztkittel seine Versuche mit Pestkulturen an lebenden polnischen und sowjetischen Menschen vor genommen. Sie fordern Beweise für diese schwer wiegende Beschuldigung? Bitte, hier sind sie: Vor dem internationalen Militärtribu nal in Nürnberg sagte 1946 der ehemalige Nazigeneral Walter P. Schreiber — heute Konsultant der amerikanischen Luftwaffe in Texas — über eine geheime Besprechung im Allgemeinen Wehrmachtsamt Berlin, Bendlerstraße, aus: „Auf dieser Besprechung wurde eine Arbeitsgemeinschaft „Bakteriologischer Krieg“ gegründet. Hermann Göring beauf tragte den stellvertretenden Reichsärzte führer Professor Blome mit der unmittel baren praktischen Leitung der Durchfüh rung aller medizinischen Sondermaßnah men zur Vorbereitung des bakteriologi schen Krieges. Um die Vorbereitung des bakteriologischen Krieges gegen Rußland zu intensivieren, wurde bei Posen ein In stitut geschaffen, in dem Bakterien, dar unter Pestkulturen, gezüchtet wurden. Der Leiter dieses Instituts war Blome, der die Versuche nicht an Tieren vornahm, sondern an Slawen als Vertreter einer minderwertigen Rasse, die er in medizini sche Versuchsobjekte verwandelte.“ Im März 1945 besuchte Blome den Gene ral Schreiber in Berlin und erzählte, er habe durch den raschen Vormarsch der Roten Armee das Institut in Posen flucht artig verlassen müssen. Er sei in großer Sorge, daß die Einrichtungen für Men schenversuche, die sich im Institut befan den, in die Hände der Russen fallen könn ten. Dieser Mann war — genau wie Globke, der millionenfache Judenmörder, der heute immer noch als Staatssekretär und rechte Hand Adenauers fungiert — grundsätzlich gegen jede Eheschließung von Mischlingen ersten Grades mit „Ariern“. Dies bestätigte selbst Globke, der 1947 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß u. a. aussagte: „Neben Hitler persönlich waren die Haupt treiber in Judensachen auf dem Parteisek tor der Reichsärzteführer Wagner und der Reichsamtsleiter Blome.“ Dieser akademisch gebildete Mörder Blome darf heute in ihrer freien Bundes republik ungeschoren praktizieren — eine Ungeheuerlichkeit, die alle aufrechten deut schen Akademiker in Alarmstimmung ver setzen muß. Dieser Blome ist eine Schande für Deutschland — und insbesondere für die deutsche Intelligenz. Sie stellen sicher die logische Frage: „Ja, ist denn so etwas in unserem Staat mög ¬ lich? Da hätte doch sicher die Justiz ein- gegriffen?“ Diese Fragestellung ist logisch — aber etwas weltfremd. Wenn Adenauer öffentlich behauptet: „Bei uns in der Bun desrepublik gibt es keine Nazis mehr“, so ist das eine bewußte Irreführung der Öffentlichkeit. Es ist exakt bewiesen, daß der westdeutsche Staat zur Heimstatt aller Bestien im Ärztekittel — der Blome, Ober heuser, Heyde (Sawade) und der KZ- Ärzte — wurde. Wo ein Globke rechte Hand des Kanzlers ist, können die Blut- ärzte wie die mehr als 1000 Blutrichter und SS-Henker nicht fehlen. So ist es nicht verwunderlich, daß der ehemalige SA-Mann Schröder, heute Bon ner Außenminister, schon am 20. Oktober 1959 Antrag auf Verbot der VVN stellen kann, der Organisation, in der sich die tapferen Kämpfer gegen die faschistische Barbarei zusammenfanden. Sie können sich leicht überzeugen: Blome ist kein bedauer licher Einzelfall — er gehört zum System. Seien Sie wachsam! Herr Strauß bemüht sich um die Aufhebung des Verbots von ABC-Waffen für Westdeutschland. Braucht er dafür Verbrecher vom Schlage eines Blome? Ja. Ich gestatte mir, Ihnen nicht nur in mei nem eigenen Namen, sondern im Einklang mit Hunderten meiner Kollegen, die das ärztliche Ethos ernst nehmen, in aller Ein dringlichkeit zu sagen: Wir warnen Sie; werden Sie sich Ihrer Verantwortung vor der deutschen Nation bewußt und handeln Sie rechtzeitig — es könnte bald zu spät sein. Mit den besten Grüßen und Wünschen Ihre Hannelore Wolf, Dr. med., Hygiene-Institut der Medizinischen Fakultät der Karl-Marx-Universität, Leipzig (Entnommen aus „Leipziger Volkszei tung“.) * Oberarzt Dr. med. habil. Joachim Arndt, Dozent an der Radiologischen Klinik: Ein Mann, der an Gefangenen bakterio logische Versuche ausführte, hat verwirkt, als Arzt tätig sein zu dürfen. Diese logi sche Schlußfolgerung ist zu treffen ganz unabhängig davon, daß Dr. Blome stell vertretender Reichsärzteführer war. Er hat das sittliche Gebot des Arztes verletzt, das ist entscheidend. Prof. Dr. Werner Bahner, Direktor des Romanischen Instituts: Es ist eine Schande, daß ein solcher Erz faschist, der durch seine inhumanen bak- teriologischen Versuche jedes Recht ver wirkt hat, als Arzt tätig zu sein, weiter hin den deutschen Namen beschmutzt. Doch der Fall Dr. Blome stellt keinen Einzelfall in Westdeutschland dar. Er ist bezeichnend für einen Staat, in dem faschistische Ras senhetzen wie Globke in den Spitzen der Regierung vertreten sind, Synagogen be schmiert werden, Nazigenerale wieder vorn Ritt gen Osten träumen und ein Kessel treiben gegen die VVN erfolgt. Entgegen den heuchlerischen Beteuerun gen der Adenauer-Regierung, sie hätten keine Nazis in führenden Positionen, er kennt die Weltöffentlichkeit an diesen monströsen Tatsachen nicht bewältigter Vergangenheit immer mehr, daß es zwei deutsche Staaten gibt und die Deutsche De mokratische Republik durch ihre konse quente antifaschistische Politik moralisch allein berechtigt ist, als Wahrerin der fort schrittlichen deutschen Traditionen zu gelten. einzuwirken, daß sie die Umgestaltung unse rer Universität zu einer sozialistischen Hoch schule wesentlich gefördert hat. A ber es wäre falsch, nur das Gute zu schil dern und das Verbesserungswürdige zu verschweigen, denn unsere Zeitung soll nicht bleiben, wie sie ist, sie soll noch aktueller, noch kämpferischer auf die große Ausein andersetzung unserer Zeit Einfluß nehmen. Mir liegt dabei besonders eine Sache am Herzen. Es ist meines Erachtens nötig und Der „UZ“ zum 5. Geburtstag Von Peter Barth, Medizinstudent auch möglich, die politisch-ideologische Aus einandersetzung — ganz besonders unter den Studenten - auch in der „UZ" noch viel kon kreter zu führen und dabei an den vielfältigen Problemen der Studenten stärker anzuknüp fen. Ich habe dabei die Treffsicherheit entspre chender Veröffentlichungen der „Jungen Welt" im Auge, die der „UZ" durchaus als Vorbild dienen können. Denn eins ist doch klar, die politisch-ideologische Erziehung unter den Studenten hat nur ein Ziel: Der Student unse rer Universität darf nicht nur von der Arbeiter klasse die Möglichkeit eines sorgenfreien Stu diums empfangen, sondern er muß auch treu und unerschütterlich auf der Seite der Arbei terklasse stehen. Es muß ihm zu einem persön lichen Bedürfnis werden, all seine Kraft und seine ganzen Fähigkeiten In den Dienst unse res Volkes zu stellen, um es aktiv im Kampf um die Erhaltung des Friedens und den Auf bau des Sozialismus zu unterstützen. Diese Eigenschaften erzieht man aber einem Men schen nur an, wenn man die Auseinanderset zung mit ihm persönlich führt und alle Fra gen, die ihn bewegen, aufgreift. Doch dazu gehört auch, daß'möglichst viele — Leser die Zeitung selbst mitgestalten. Fs ist aber nur schwer möglich, die Forderungen nach aktueller und treffsicherer Behandlung der wichtigsten Fragen zu erfüllen, wenn z. B. an der ganzen Medizinischen Fakultät über ein Jahr lang nur ein einziger Korrespon dent existiert. Es wäre deshalb sehr zu be grüßen, wenn die „UZ“ von allen Angehöri gen der Karl-Marx-Universität nicht nur ge lesen wird; mir selbst war es stets ein Be dürfnis, für die „Universitätszeitung" als Kor respondent zu arbeiten. Ich wünsche der „UZ", daß sie auch weiter hin erfolgreich an der sozialistischen Ent wicklung unserer Universität mitarbeitet und zu einer noch populäreren Zeitung wird, deren Veröffentlichungen von allen Angehöri gen der Karl-Marx-Universität mit Interesse verfolgt werden und die ihnen helfen, den Kampf und die Auseinandersetzungen in ihren eigenen Wirkungsbereichen besser füh ren zu können. Universitätszeitung, Nr. 12, 22. 3. 1962, S. 4
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