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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
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- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
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- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
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- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
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Band
Band 6.1962
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E s sind nicht wenige Kongresse und Tagungen in Westdeutschland, zu deren Besuch auch in diesen Tagen Wissenschaftler der Karl-Marx-Uni versität eingeladen werden. Wie reagieren? Das ist die Frage, vor die sie sich gestellt sehen. Mancher zögert mit der Antwort. „Mir ist bewußt“, schreibt z. B. ein Professor, „daß zur Zeit noch gewisse Schwierigkeiten für eine derartige Kon greßreise bestehen; wie die Verhältnisse Ende April liegen werden, kann ich nicht übersehen.“ Hinweise dieser Art lassen es geraten erscheinen, exakt zu prüfen, worin die Schwierigkeiten für „derartige Kongreß reisen“ (d. h. Reisen nach Westdeutschland und in andere NATO-Staaten) bestehen, und zu untersuchen, „wie die Verhältnisse Ende April 1962 liegen werden“. Was wäre, wenn in Westdeutschland ...? Wird Ende April dieses Jahres der Dr. Hans Maria Globke vom Staatssekretärs posten auf die Anklagebank neben Adolf Eichmann überwechseln? Wird Hermann Abs den Befehlsstand über Finanzen und Politik im Bonner Staat verlassen haben - den Posten des Chefs der Deutschen Bank — und für seine Kriegsverbrechen die Strafe abzusitzen beginnen, zu der er rechtskräftig von jugoslawischen Gerich ten verurteilt worden ist? Wird Franz Jo sef Strauß wegen sittlicher Verlumpung, Betrugs und schlimmsten Nationalverrats von den Westdeutschen außer Landes ge jagt sein? Wird der Pestdoktor Hitlers, Blome, bis dahin von Dortmunder Arbei tern hinter Schloß und Riegel gebracht? Wird Professor Schwinge, der „Theoreti ker“ des Hitlerschen Kriegsstrafrechts, Ende April vom Senat der Philipps-Uni versität zu Marburg suspendiert und wird er sich für seine Missetaten verantworten müssen? Ende April wäre ein sehr geeig neter Zeitpunkt, denn in jenem Monat jährt sich der Tag des grausigen Mordes an den Brettheimer Bürgern, die 1945 ihren Ort vor unnützem Blutvergießen be hüten wollten, indem sie irregeleiteten verführten Jugendlichen die Panzerfaust aus der Hand nahmen. Die friedliebenden, besonnenen Brettheimer Bürger aber, die das Ende des Hitlerkrieges herbeisehnten und — wenn auch zu spät — etwas dafür tun wollten, sie wurden von Schwinge, je nem Schwinge im Senat der Marburger Universität, unter dem Regime des Ade nauer-Staates nach 1945 juristisch noch einmal ermordet. Die Untat der SS von 1945 — der Mord an drei unbescholtenen Deutschen in Brettheim, die Frieden woll ten — die Untat fand ihren Rechtfertiger in Schwinge, Mitglied des Senats der Mar burger Universität. Ungeheuerlich! Wird diese Ungeheuerlichkeit Ende April 1962 der Vergangenheit angehören? Es ist klar: Wenn das in Westdeutsch land geschähe, dann wäre dort ein demo kratischer Staat. Ohne Abs kein Adenauer. Ohne Adenauer kein Globke, Strauß, Blome, Schwinge und- Konsorten in Macht positionen. a0-— Mag sein, der eingangs zitierte Herr Pro fessor unserer Universität gibt sich der guten Hoffnung hin, Veränderungen in MARGI NALIEN Professorenflucht aus Westberlin hält an Die Professoren Dr. jur. Götz Hück und Dr. phil. Gerhard Östreich haben im Zuge der immer größeren Frontstadtflucht von Intellektuellen ihre Lehrstühle an der Dah- lemer Universität in Westberlin aufge geben. Prof. Dr. Hück, der außer seinem Ordinariat Direktor des Instituts für bür gerliches Handels- und Zivilprozeßrecht so wie Direktor des Instituts für Arbeits- und Wirtschaftsrecht war, hat einen Lehrstuhl für bürgerliches Recht in Wien übernom men. Prof. Dr. östreich war in Westber lin bisher ordentlicher Professor für Ge schichte der politischen Theorien sowie Mitglied des Instituts für politische Wissen schaften an der Dahiemer Universität. Sei hen Lehrstuhl an der Philosophischen Fa kultät verläßt er nach der ungewöhnlich kurzen Zeit von knapp einem Jahr. Kommen und Gehen in Berlin W. — Solang die Kennedy und Clay Pulver hier zusammentragen rollen auch die Möbelwagen. Vorlesungen auf Treppenstufen Ein bezeichnendes Licht auf die Kultur politik des Frontstadtsenats werfen die Zu stände in der Westberliner Pädagogischen Hochschule in Lankwitz. Seit Jahr und Tag spielt sich hier das studentische Leben in fürchterlicher Enge ab. Der einzige bisher zur Verfügung stehende Hörsaal faßt im Höchstfall 200 Hörer, und auch diese Zahl nur, wenn eine kleine Bühne mit Stühlen bestellt wird. Es gibt aber Pflichtvorlesun gen, bei denen mindestens 250 Studenten anwesend sein müssen. Die Überzähligen sitzen dann auf Treppenstufen oder auf dem Fußboden. Wie die ASTA-Vorsitzende der Hoch- schule, Heide-Marie Mahler, mitteilte, sieht mit den Seminarräumen nicht anders aus. Auch sie sind viel zu klein und dürf ten normalerweise nur die für ein Seminar statthaften 20 bis 25 Teilnehmer fassen. Tatsächlich werden die Seminare von 50 bis 80 Studenten besucht. Es sei kein Wun der daß unter diesen Umständen für die wichtigsten Fächer Dozenten fehlten. Um auf der Treppe nicht zu bleiben, setz’ man jene vor die Tür, die sich die Gelder einverleiben für Krieg und USA-Panier. Universitätszeitung, Nr. 9, 1. 3. 1962, S. 5 Von Klaus Höpcke*) dieser Richtung würden in Kürze eintre ten. Oder ist er sich der Notwendigkeit solcher Veränderungen gar nicht bewußt? Die Reste des zweiten Welt krieges beseitigen... Sei’s wie es sei — halten muß man sich an die Tatsachen der Geschichte und ihre Schlußfolgerungen. Die Beseitigung aller Reste des zweiten Weltkrieges steht für unser Volk als Punkt 1 auf der Tages ordnung des welthistorischen Ringens um die Sicherung des Friedens und um die Zukunft der deutschen Nation. An der Spitze der Liste der Überreste des letzten Krieges, aus denen jetzt die Flammen des atomaren Weltkrieges zu schlagen drohen, aber stehen Namen wie die oben zitierten. Ihre Entmachtung wäre nicht erst Ende April 1962 notwendig, sondern schon seit Jahrzehnten. Wie aber kann nun endlich ihrem Trei ben ein Ende gesetzt werden, damit West- deutschland gesundet? Auf jeden Fall durch die weitere Stär kung unserer Deutschen Demokratischen Republik. Auf keinen Fall dagegen durch Illusionen wie die, in zwei, drei Monaten sei das Schwierigste bewältigt. Denn das Ringen um die Beseitigung der Reste des zweiten Weltkrieges'ist härtester Klassen kampf gegen den westdeutschen Militaris mus und Imperialismus. In Westdeutsch land werden die größten Teile der Bevöl kerung ihren Verpflichtungen in diesem Kampf noch nicht gerecht, freiwillig aber geben die Herren des Monopolkapitals nicht eine einzige ihrer aggressiven Posi tionen auf. Woraus sich ergibt: Sie müs sen gezwungen werden. Konkret erreich bar ist das nur durch konsequenten Kampf für die Festigung aller Positionen der DDR, wobei von folgender Tatsache auszugehen ist: Viele Menschen in West deutschland sind noch durch die antikom- munistische Hetze irregeführt und lassen sich für revanchistische Losungen miß brauchen. Ihnen muß durch unser aller Wirken, durch unser festes Zusammen stehen für die Friedenspolitik der DDR bewußt werden: a) Die endgültige und allseitige Über windung der Schwierigkeiten für Kon greß- und andere Reisen von Bürgern un seres . „Arbeiter-und-Bauern-Staates nach, Westdeutschland, usw. kann nur in der Ver wandlung Westdeutschlands aus einem Herrschaftsgebiet des Monopolkapitals in ein Land der Herrschaft des Volkes liegen. b) Unmittelbare Verbesserungen sind nur möglich, wenn das Minimalprogramm der Entspannung, das Walter Ulbricht auf der 14. Tagung des ZK der SED entwik- kelt hat. verwirklicht wird. In diesem Vor schlag ist u. a. vorgesehen: „Vereinbarung über die Anerkennung der beiderseitigen Reisepässe als Voraussetzung einer ver traglichen Regelung des Reiseverkehrs!“ Den Rahmen grundsätzlicher politischer Maßnahmen, in den dieser Vorschlag hin eingestellt ist, bilden die Forderung ao‘ Verhandlungen über die Stellung beider deutscher Staaten zum Friedensvertrag, die Forderung nach Verzicht beider deut scher Staaten auf Atombewaffnung sowie die Anregungen, beide deutsche Staaten sollten den Abschluß eines Nichtangriffs- Vertrages zwischen den Staaten des War schauer Vertrages und der NATO unter stützen und beide deutsche Staaten sollten ihre Aufnahme in die UNO betreiben. Was wäre — wir wiederholen die schon eingangs gestellte Frage —, wenn in West deutschland an die Stelle der Adenauer und Co. Männer wie Walter Ulbricht trä ten — Kämpfer für die Interessen der Werktätigen und Förderer der Entwicklung der humanistischen deutschen Wissen schaft und Kultur wie er? Dann würden die DDR-Vorschläge auf Entspannung an genommen. Dann würden nicht mehr nur w i r Vorschläge zur Verständigung und Entspannung machen, sondern auch die Partner in Westdeutschland. Dann wäre Schluß mit den entwürdigenden, unzumut baren Bedingungen, denen das Bonner Re gime die Bürger unseres Staates zu unter werfen sich anmaßt. Dafür zu kämpfen, das ist die Forde rung des Tages. Heute, Ende April und in den Monaten und Jahren danach. Bis zum Erfolg. Vorher „schlapp“ zu machen, be deutet, gewollt oder ungewollt willfährige Beute der psychologischen Kriegführung des deutschen Imperialismus zu werden. ... oder glimmen lassen? Nun gibt es Universitätsangehörige die meinen, Reisen nach Westdeutschland seien geradezu das Instrument, den Men schen in Westdeutschland richtige Vorstel lungen über die Politik der DDR zu ver mitteln. Die Logik haben diese Kollegen nicht auf ihrer Seite. Durch die Tat — die Reise — wollen sie die Negierung unseres Staa tes und seiner exakten Vertragsvorschläge dulden, durch Reden — Gespräche am Mit tagstisch, in einer Konferenzpause o. ä. — wollen sie zum Schlag gegen das unserem Staat feindliche Westzonenregime anset zen. Ist es nicht klar, daß sie so eine wenig eindrucksvolle Figur abgeben? Die Vertreter des deutschen Militarismus und Imperialismus pflegen über solche Naivität schadenfrohes und hohnvolles Lachen aus zuschütten. Nicht anders verhält es sich mit Reisen nach Paris oder anderen Orten in NATO- Staaten. Die drei Westmächte führen in unzulässiger Weise ehemalige Viermächte ¬ organe wie das Travel-Board-Büro weiter. Das ist eine von Dutzenden Maßnahmen zur Entwürdigung unseres Staates, die die NATO-Regierungen jetzt unter Ausnutzung der Reste des zweiten Weltkrieges treffen. Diese Maßnahmen aber dienen der Atom kriegsvorbereitung. Kann man da auch nur einen Schritt tun, der die Fortexistenz sol cher Einrichtungen begünstigt? Es ist schon so: Niemand kommt umhin, die große Auseinandersetzung um die Lö sung der nationalen Frage als härtesten Klassenkampf zwischen der Arbeiterklasse und allen friedliebenden Kräften auf der einen und dem deutschen Monopolkapital und seinen Beauftragten auf der anderen Seite zu begreifen. Einen Weg „zwischen“ diesen hart auf hart einander gegenüber stehenden Konzeptionen gibt es nicht. Die Illusion von der Möglichkeit eines „dritten“ Weges zwischen Monopolkapital und Ar beiterklasse ist Ausdruck eines Denkens, das sich fernab von geschichtlichen Lehren und politischen Tatsachen der Gegenwart zu halten sucht. Das muß jedem bewußt werden. Niemand kommt umhin, auch die Reisefrage als Bestandteil des Klassen kampfes um Frieden und Nation zu sehen und im besonderen den Aufgaben einzu ordnen, die im Ringen um die Beseitigung aller Restes des zweiten Weltkrieges vor uns stehen. These „Einheit der deutschen Wissenschaft“ ist revanchistische Losung geworden Wenn wir uns fragen, was diesen oder jenen noch hindert, zu den hier dargeleg ten Einsichten vorzudringen, so stoßen wir auf die These der „Einheit der deutschen Wissenschaft“. Interessanterweise wird diese These in einigen Wissenschaftszweigen gerade jetzt von Bonn mit großer Vehemenz propagiert. Zufall? Nein. Ausdruck des Versuchs der Fortführung der am 13. August gescheiter ten Politik. Ausdruck des Versuchs, wenn schon nicht militärisch und politisch unser Staat „einnehmbar“ war und ist, so doch wenigstens unsere Wissenschaft der west deutschen einzuverleiben. Das Bonner Zoll gesetz soll unser Staatsgebiet in einen Westzonenteil verwandeln. Die These „Ein heit der deutschen Wissenschaft“ ist In strument der Unterordnung und Ausrau bung der DDR-Wissenschaft. Beweise dafür gibt es mehr als genug. Man sehe sich nur die hochstaplerischen Bezeichnungen an, die die verschiedensten wissenschaftlichen Gesellschaften im Bon ner Staat führen. Mir ist keine einzige be kannt, die sich an die Realitäten hält, sich als westdeutsche Institution vorstellt und von der Position völliger Gleichberechti gung und Gleichstellung der DDR und ihrer Wissenschaftler ausgeht. Oder man nehme folgendes Beispiel, das dem Bereich der Landwirtschaftswissenschaften ent stammt: Die w e s t - „Deutsche Landwirt schaftliche Gesellschaft“ hat Forschungen von uns, von DDR-Wissenschaftlern, pu bliziert (wissenschaftliche Ergebnisse aus den Instituten für Tierernährung und für Landtechnik der Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften), aber jetzt leitet diese Gesellschaft für sich juri- stische Ansprüche daraus ab! Sie fordert von uns, wir sollten an sie Lizenzgelder bezahlen. Die Möglichkeit des Gebrauchs der These „Einheit der deutschen Wissenschaft" als revanchistische Losung, d. h. ihre aktuelle politische Unhaltbarkeit hängt damit zu sammen, daß diese These seit eh und je ein Unsinn war. Bequemlichkeitshalber möchte mancher die Probleme der Rolle der Wissenschaft in der menschlichen Gesellschaft da enden lassen, wo sie eigentlich erst beginnen. „Blinddarm gleich Blinddarm“ oder „Gibt es drüben einen anderen Pythagoras?“ lau ten Einwürfe von ihrer Seite. Jedem aber, der sich solche Beschränkungen nicht auf erlegt. jedem, der objektiv untersucht, was es mit der Wissenschaft im Leben der menschlichen Gesellschaft auf sich hat, der weiß um ihre mindestens fünffache ge sellschaftliche Bezogenheit: In ihren mate riellen Grundlagen, in ihren Aufgabenstel lungen, in der Verwendung ihrer Ergeb nisse, in den Menschen, die die Wissen schaft betreiben, und nicht zuletzt in der ideologischen, weltanschaulichen Deutung der Resultate besonders naturwissenschaft licher Forschungen — kurz in der vielfäl tigsten Weise — ist die Wissenschaft in allen Epochen ihrer Entwicklung klassen gebunden gewesen. Der These „Einheit der deutschen Wis senschaft“ schlägt auch all das ins Gesicht, was es aus der neueren deutschen Ge schichte zur Rolle der Wissenschaft festzu stellen gibt. Von einer „Einheit der deut schen Wissenschaft“ konnte auch im ein heitlichen imperialistischen Deutschland real keine Rede sein. Warum nicht? Weil erstens dem Mißbrauch der Wissenschaft durch Imperialismus und Militarismus sich schon früher Wissenschaftler wie der Na tionalökonom Karl Bücher oder der Che miker Ostwald entgegenstellten. Das heißt, Aufgabenstellungen und Verwendung der Ergebnisse brachten eine Reihe von Wis senschaftlern in Gegensatz zu anderen Re präsentanten ihrer Disziplinen. Und dieser Gegensatz war zumeist sehr eng mit der unversönlichen Auseinandersetzung zwi schen dialektischem Materialismus und ver schiedensten Strömungen idealistischer Phi losophie verknüpft. Zweitens sind es die Gesetze der Anarchie der kapitalistischen Produktion, die selbst bei gewissermaßen einheitlicher imperialistischer Zielsetzung und Ausnutzung der Wissenschaft dem Entstehen ihrer Einheit entgegenwirkten: die Konzernschranken waren in vielen Fäl len schon die Grenze, die nicht überschrit ten werden durfte. Daß sich das heute in Westdeutschland, den USA usw. nicht ge ändert hat, bewiesen ja erst in den letzten Jahren wieder die Enthüllungen amerika nischer Zeitungen über Ursachen der USA- Mißerfolge im Weltraum mit Hinweisen auf die Zersplitterung der Raketenfor schung in drei konkurrierende Monopol gruppen.) Ferner sei hervorgehoben, daß die Bon ner Prediger der „Einheit der deutschen Wissenschaft“ sich schon längst als Heuch ler und Demagogen auch in dieser Frage entlarvt haben. Sie, die dem Nationalverrat als Staats politik huldigen; sie, die erst. Westdeutsch- land vom Nationalverband losgerissen haben, um ihre volksfeindliche Herrschaft aufrechtzuerhalten, und jetzt aus dem glei chen Grund und mit dem Ziel der Atom kriegsvorbereitung die völlige Auslieferung Westdeutschlands an die USA im Rahmen der „Atlantischen Union“ betreiben; sie, die keine Scham empfinden, seien ihre Ver gehen gegen die Würde des Menschen und der Nation und nicht zuletzt gegen die hu manistische Berufung der Wissenschaft noch so groß — sie wollen mit dem Ruf „Einheit der deutschen Wissenschaft“ ernst genommen werden?! Das ist unübertreff- barer Zynismus. Das Beispiel, an dem das unsere Uni versität am deutlichsten verspürte, war der Wortbruch des Heidelberger Theo logen W. Hahn, der es als damaliger Rektor der Ruprecht-Karl-Universität fertigbrachte, den Senat unserer Universi tät, der im März 1960 den Heidelberger Professoren einen Besuch unserer Karl- Marx-Universität ermöglichte, gewisser maßen zur kollektiven Persona non grata zu erklären und die schon ausgesprochene Einladung zum Besuch der Heidelberger Universität wieder zerriß. Warum? Ihm war bewußt, — das wird ein Besuch auf Basis von Gleichheit und Gleichberechti gung. Für Unterordnung und Ausraubung oder für die Bremsung der Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeit zum Nutzen des Sozialismus fanden Hahn, und Lübke- Lemmer in seinem Rücken, bei dem Be such keinen Ansatzpunkt. So verdammens wert ihr darauf erfolgter Wortbruch ist, er hatte auch sein Gutes: Illusionisten bei uns aufzuklären, daß Bonn mit Kontakten, Tagungen und Losungen wie der von der angeblichen „Einheit der deutschen Wis senschaft“ nichts anderes im Schilde führt als eben — wie erwähnt — Unterordnung, Von Tokioter Studenten ausgepfiffen (unser Bild), von indonesischen Studenten mit laufen Eiern beworfen, wurde Robert Kennedy von Brandt herzlich willkommen geheißen - Solidarität der Geschlagenen. Foto: Zentralbila Ausraubung, Bremsung der DDR-Wissen» schäft. Die gleiche Erkenntnis kommt zum Ausdruck, wenn Klinikdirektoren unserer Universität in Auswertung gewisser Kon gresse ihres Fachgebietes in Westdeutsch land resümierend die Feststellung trafen, im ganzen sei nichts Neues herausgekom men. Die DDR ist „zu Hause in der Welt“ Reden wir mit unserer Polemik gegen Westreisen und die falsche These von der „Einheit der deutschen Wissenschaft“ der Abgeschiedenheit das Wort? Nichts fal scher als diese Annahme! Wir gehen vielmehr davon aus, daß wir in enger Verbindung und Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern der Sowjetunion; der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik, Volkspolens, Ungarns usw. immer mehr zur Bestimmung der Welt spitze der Wissenschaft durch die Kräfte des sozialistischen Weltsystems beitragen können. Unser Staat ist der Staat der Zukunft der deutschen Wissenschaft. Er leistet quan titativ erheblich mehr für die Entwicklung der Wissenschaft als unter seinen Voraus setzungen der Westzonenstaat. Vor allem aber hat er die qualitativen Veränderun- auf kommt es für uns alle an. gen vollzogen, die den Gesetzmäßigkeiten unserer Epoche entsprechen: Er stellte For schung, Lehre und Erziehung in den Dienst des Friedens und des Sozialismus. Er führte und führt erstmals in der deutschen Geschichte die breiten Schichten der Werk tätigen an die Wissenschaft heran, ermög licht ihnen, sich wissenschaftliche Kennt nisse anzueignen und für den gesellschaft lichen Fortschritt zu nutzen. Gagarin und Titow vor den Augen, sehen wir die gewaltigen Perspektiven sozialisti scher Wissenschaft in allen Disziplinen. Hans Zehrer, Chefredakteur einer west deutschen Zeitung, schreibt in einem Leit artikel seines Blattes unter der Überschrift „Nicht zu Hause in der Welt“ (vgl. „Die Welt“, 6. 1. 1962): „Der Mensch ist dort draußen nicht zu Hause; weder in der Un endlichkeit des Weltenraumes mit seinen Raketen und künstlichen Monden, noch in jener neuen Welteinheit, die immer deut licher chaotische Züge anzunehmen be ginnt.“ Wir können erwidern — für unseren Staat als Ganzes wie für die Wissenschaft in der DDR: Wir sind zu Hause in der Welt. Diese Welt ist unsere Welt. Und die „chaotischen Züge“, die Herr Zehrer zu se hen vermeint, das sind unsere Erfolge im Wettbewerb und Kampf auf politischem, ideologischem, wirtschaftlichem und wis senschaftlichem Gebiet. Diese Erfolge bedeuten Niederlagen der Imperialisten. Sie suchen sie wettzumachen, indem sie die konsequente Verwirklichung unserer Friedenspolitik zu stören trachten. Das wird nicht gelingen. Auch nicht mit verlogenen Reiseparolen. Denn das Weiter denken und Zuendedenken über den Klas seninhalt der nationalen Frage kann durch niemanden und nichts aufgehalten werden. Auch unsere Universitätsangehörigen drin-* gen dabei immer tiefer in das Wesen derE Probleme ein und vermögen es immer bes-' ser, Konsequenzen für ihre eigene Tätig keit und ihre Haltung zu ziehen. Und man che Wissenschaftler und Studenten — die vielleicht — wie der eingangs zitierte Professor im Januar meinten, nicht über blicken zu können, welche Aufgaben unserer Ende April harren, verstehen mehr und mehr: Die Überwindung des Imperia lismus in Westdeutschland durch maximale Stärkung und Festigung der DDR, die Voll endung des Sozialismus — darauf kommt es für uns alle an. •) Aus dem Schlußteil eines am 27. Februar 1962 im Franz-Mehring-Institut gehaltenen Vortrags über „Die zunehmende Miltarisie rung der westdeutschen Universitäten in den Jahren 1960/1961“. Eine richtige Entscheidung (Fortsetzung von Seite 1) geben, aber da ist es mein Mann, der mir hilfreich zur Seite steht. Der Briefverkehr mit meinen Eltern ist zwar spärlich, aber reich an Diskussionen. Ich teile meinem Vater unsere Probleme mit und bitte dar um, daß er seine schreibt. Er antwortete mir einst hierauf: „Bei uns gibt es keine Probleme, die Menschen machen sie nur selbst.“ Auch er will Frieden, so schreibt er. Aber welcher Hohn spricht doch aus diesen Zeilen, wenn er weiter schreibt: „.. der gute Wille genügt ja schon für die Tat.“ Er hat den zweiten Weltkrieg mit erlebt und hat es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß er lebend zu rückkehrte, er hat im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat gelebt, der keine Kosten für seine Weiterbildung scheute. Man müßte glauben, er hätte ge lernt zu denken. Aber weit gefehlt. In seinem Haß auf unsere Errungen schaften schreibt er: „Du bist vollkommen verblödet, Dich hat man rot geimpft, Kommunistenfrau.“ Er habe drei Systeme miterlebt und hier (in Westdeutschland) lebe man ruhig, brauche zu keiner Ver sammlung und zu keiner Demonstration gehen. Hier liegt ja der große Fehler der Men schen, sie sind zu bequem zu denken. Sie hoffen, daß ihnen der Frieden von einer Himmelsmacht geschenkt wird und wer den dabei in Westdeutschland systema tisch in die neue Kriegsvorbereitung ein bezogen. Es muß deshalb auch weiterhin meine Pflicht sein, stets zu versuchen, ihnen mein Gedankengut zu übermitteln. Die Maßnahmen unserer Regierung tragen wohl am entscheidendsten dazu bei, aber in der kleinsten Zelle, der Familie, darf dieses nicht anderen überlassen werden. Ich bin fest überzeugt, daß meine Eltern und auch mein Bruder doch noch zur rich tigen Einschätzung des Weltgeschehens kommen werden, ich will mithelfen, daß diese Einsicht nicht zu spät kommt. Anneliese Hahn Studentin an den Chemischen Instituten
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