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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
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- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
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Band 6.1962
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Gefährliche Unwissenschaftlichkeit Bemerkungen zu Prof. Kätners Theorien 7 Von Prof. Dr. Hans BEYER, Direktor des Franz-Mehring-Instituts Prof. Kätner sandte an verschiedene Persönlichkeiten unserer Universität Exemplare einer umfangreichen Stellungnahme, in der er versucht, seine wissenschaftsfeindlichen Auf fassungen zu verteidigen. Einigen Exemplaren dieser Erklärung ist die Bemerkung bei gefügt, daß er diese auch der Redaktion der „Universitätszeitung“ zur Veröffentlichung zuzusenden gedenke. In der Tat ist dies zwar nicht geschehen, aber das soll uns nicht hindern, Prof. Kätner Antwort darauf zuteil werden zu lassen. Leser unserer Zeitung schrieben uns ihre Meinung dazu. Als erstem geben wir Prof. Dr. Hans Beyer, Direk tor des Franz-Mehring-Instituts, das Wort: In den vielen Ansprachen, die in den letzten Wochen an unserer Universität über die Thesen der Universitäts-Parteilei tung zur Erziehung und Ausbildung der Studenten geführt wurden, stand mehrmals die Frage im Mittelpunkt der Diskussion: Kann ein parteiloser Wissenschaftler, ein Nicht-Marxist die Studenten sozialistisch erziehen? Bekanntlich wurde diese Frage allgemein bejaht. Große erzieherische Potenzen im Fach Geschichte der Medizin In seinem offenen Brief an Prof. Dr. Dr. Kätner schreibt der Genosse Paul Fröhlich: „Aufgabe eines Wissenschaftlers müßte es doch sein, die objektive Gesetz mäßigkeit der Geschichte unbedingt zu er gründen und die Ihnen anvertrauten Stu denten in diesem Geiste zu erziehen. Gerade das Fach Geschichte der Medizin bietet dafür hervorragende Möglich keiten.“ 1 ) Im Fach Geschichte der Medizin könnte sehr gut der Kampf der materialistischen mit der idealistischen Philosophie gezeigt werden und könnte sichtbar gemacht wer den, wie durch die materialistische Philo sophie die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft gefördert wurde. Im Fach Geschichte der Medizin könnte auch durchaus etwas über den Mißbrauch der medizinischen Wissenschaft durch die faschistischen Rassentheoretiker gesagt werden. Die Erläuterung dieser Problema tik wäre aus verschiedenen Gründen sehr nützlich und erzieherisch. War doch gerade die Medizin die Wissenschaft, um deren Mißbrauch die Nazis außerordentlich stark bemüht waren. Das würde auch helfen, die irrige Auffassung zu überwinden, die immer noch bei einigen Studenten besteht, als sei die Medizin eine Wissenschaft, in der es noch nie einen Zusammenhang mit der Politik gegeben habe. Medizin im Dienste faschistischer Politik Wir brauchen nur den Vorlesungsplan der Medizinischen Fakultät während der Nazizeit zu betrachten. 1934 wurde eine Vorlesung über „Angewandte Vererbungs lehre und Rassenpflege“ von dem „Medi ziner“ Prof. Dresel gehalten. 1935 wurde das Fach „Rassenpflege (Rassenhygiene)“ eingeführt, und weitere Vorlesungen über »Einführungen in die Erb- und Rassen- pflege“, „Allgemeine und menschliche Ver- erbungslehre" wurden von dem „Mediziner“ Boehm gehalten. Ferner fand ein „Rassen hygienisches Seminar“ statt. 1941 wird die »Rassenkunde“ an der Spitze der Lehr veranstaltungen an der Medizinischen Fakultät mit folgenden Vorlesungen auf geführt: „Bevölkerungspolitik“, „Mensch liche Erblehre als Grundlage der Rassen hygiene“, „Rassenhygiene“. 2 ) Diese rassistische Erziehung war auch, zur größten Schande des ärztlichen Berufes, nicht ohne Erfolg geblieben. Verschiedene rzte, die den Rock der SS angezogen hatten, wandten auch das bei den Dresel, Boehm und Vetzberger Gelernte in der Praxis an. Betrachten wir uns einige der Tätigkeiten, die SS-Ärzte im Konzentra tionslager Auschwitz ausführten: 1. Bei ankommenden Judentransporten hat ten sie die arbeitsfähigen männlichen sowie weiblichen Juden nach den vom RA-SS ge gebenen Richtlinien auszusuchen. Die nicht arbeitsfähigen Juden kamen in die Gas kammern. 2. Bei dem Vernichtungsvorgang an den Gaskammern hatten sie anwesend zu sein, um die vorgeschriebene Anwendung des Gift gases Cyklon B durch Desinfektoren SDGS zu überwachen. Weiter hatten sie sich nach der Öffnung der Gaskammern zu überzeugen, daß die Vernichtung vollständig war. 3 ) Rassismus im Staate Adenauers und Globkes Über diese Schändung des ärztlichen Be rufes und den Mißbrauch der Medizin hätte Kätner die Studenten unterrichten sollen und darüber, welchen Einfluß die führenden nazistischen Rassenfanatiker im Bonner Staat heute noch haben. Dies hätte Herrn Kätner auch gar nicht schwerfallen können, da er doch selbst einmal am In stitut für Rassen- und Völkerkunde in Leipzig tätig war. Es wäre auch sehr nützlich, wenn den Studenten der Medizinischen Fakultät ge zeigt würde, wie im Staate Adenauers und Globkes der Rassismus weiter gedeiht und wie auch die Medizin wieder mißbraucht wird. Hören wir, was Prof. Dr. med. F. v. Bor mann in seinem Diskussionsbeitrag auf der internationalen Herbsttagung des Bundes verbandes der Ärzte für Naturheilverfahren 1955 in Poertschach erklärte. Bormann sagte, daß „einige der Großrassen bis jetzt ihre Fähigkeit, mit der kulturellen Entwicklung der Europiden Schritt zu halten, in keiner Weise nachgewiesen haben. Negride z. B. scheinen der höheren Kultur unzugänglich zu sein ... es ist eine reine Willkür, ob man alle diese minderen Rassen einschließ lich Negride zum Homo sapiens zählt, oder sie als Sonderarten innerhalb des Genus Homo einreiht. Zahlreiche dieser Völkerschaften und Stämme verdanken ihr Überleben und vor allem ihre zunehmende Stärke nur der hygienischen wie wirtschaftlichen Fürsorge der Kolonialherren.“ 4 ) Der SS-Traditionsverband HIAG war von dem Diskussionsbeitrag so begeistert, •daß er ihn in seinem Organ „Nation Europa“ veröffentlichte. Es wäre sehr erzieherisch, wenn die Studenten auch darüber informiert wür den. Es gibt doch nicht wenige, die glau ben, die medizinischen Tagungen in West- deutschsland seien eine völlig unpolitische Angelegenheit. Hier in Poertschach jeden falls wurde Politik gemacht und zwar sehr üble, ganz im Geiste Hitlers, Rosenbergs und Globkes. Wir sehen also, das Fach Geschichte der Medizin bietet wirklich hervorragende Möglichkeiten für eine sozialistische, huma nistische Erziehung der Studenten. Diese Möglichkeiten hat Prof. Kätner jedoch nicht genutzt. Stattdessen hat er eine „Theorie der Bärte“ entwickelt. Kätners Methode — die Methode des Instituts für Rassen- und Völkerkunde Machen wir uns mit Kätners „Theorie’’ etwas näher bekannt. In seinen „Bemer kungen zu dem Artikel ,Über äußere und innere Eigenschaften des Menschen“ von Prof. Dr. Müller-Hegemann und Oberarzt Dr. Seidel in der UZ vom 11. Januar 1962“, die er an einige Wissenschaftler der Karl- Marx-Universität verschickt hat, legt Kät ner — nachdem er anfangs beteuert: „Rück schlüsse auf den Charakter und das gei stige Wesen der Persönlichkeit, wie die Autoren sie mir vorwerfen, wurden nicht gezogen“ — seine „Theorie“ über die Rolle und Bedeutung der Bärte u. a. mit folgen den Ausführungen dar: „Nur bei Vollbartträgern kann man — so fern sie mit der Fülle ihres Bartes nicht das Mienenspiel ihrer Mundmuskeln verdek- ken und sich undurchsichtig machen wollen - in Zeiten relativer Bartlosigkeit vielleicht auf echte Charakterwerte schließen, etwa auf eine ungemeine Wesensbeständigkeit. Das trifft auch auf diejenigen Voll- und Kranz bärte zu, die einen Beruf anzeigen sollen. So sah man früher in Norddeutschland noch häufig große Kranzbärte, wie den Maurer- und Zimmermannsbart, und an unseren Küsten ist heute noch nicht selten der um fangreiche Fischerbart. Bei den Trägern solcher Bärte kann man durchaus auf einen stark ausgeprägten Berufsstolz schließen. Weiter tut sich aber auch ein hohes Berufs ethos in ihnen kund, denn man kann mit ziemlicher Sicherheit folgern, daß solche Handwerker nicht nur in ihrer Arbeit sehr tüchtige, sondern darüber hinaus auch sonst sehr beständige und äußerst zuverlässige Charaktere sind.“ Über den „Henri quatre“ genannten, spitz auslaufenden Kinn- oder Knebelbart schreibt Kätner: „Man sieht ihn heute nicht allzu oft, und wenn, zumeist bei Schriftstellern, Gelehrten und Künstlern, also bei Männern, bei denen man allenfalls auf eine große geistige Aufgeschlossenheit schließen kann. Oft. wird noch ein Schnurrbart dazu ge tragen . . . Männer, die diese Tracht wählen, wobei der Schnurrbart auch fehlen kann, waren stets und sind auch heute noch typische Sanguiniker, feinnervig, empfindlich und überaus agil, und viele von ihnen wollen dies durch ihren Bart nach außen hin auch kundtun. Manche von ihnen brausen gerne auf und einer ihrer berühmtesten Vertreter, der Entdecker des Blutkreislaufes William Harvey hatte sich auch als Choleriker einen Namen gemacht ... Bloße Schnurrbärte sol len meiner Erfahrung nach je nach Form und Größe ein .forsches“ Temperament vom kecken Draufgängertum, bis zur Einschüchterung durch einen „martialischen“ Schnauzbart an zeigen oder bei den Überformen auch nur vortäuschen: solche Schnauzbärte machen sich damit gefährlicher als sie wirklich sind. Streben die Bartspitzen nach oben, so ent steht Wilhelms II. Angeberbart „Es ist er reicht!“, und streben sie nach unten, so hat man den Hängebart, der je dünner um so kräftiger die Grämlichkeit des Melancholikers unterstreicht.“ 5 ) Mit Wissenschaft hat »diese „Theorie“ des Herrn Kätner jedenfalls nicht das Geringste zu tun, und es ist auch für alle Wissenschaftler der Karl-Marx-Universität peinlich, erfahren zu müssen, daß so etwas unseren Studenten dargeboten wurde. Die „Theorie“ von Herrn Kätner ist aber nicht nur schlechthin unwissenschaftlich. Kätner beurteilt den Charakter und die Persön lichkeit des Menschen aus Äußerlichkeiten, z. B. nach der Form des Bartes. Und das ist dieselbe Methode, wie sie früher auch am Institut für Rassen- und Völkerkunde angewandt wurde, um der nazistischen Rassenideologie einen wissenschaftlichen Anschein zu geben. „Wissenschaftliches“ Zeugnis für SS-Männer Kätners damaliger Institutsdirektor, der Rassenfanatiker Reche, hat selbst Messun gen von Nasen vorgenommen, um auf diese Weise neben der Rosenbergschen „Rassenseele“ noch andere rassische Unter schiede festzustellen. Von Mitarbeitern dieses Institutes wurden die verschieden sten Messungen und rassenkundlichen Er hebungen vorgenommen. So wurden 1934 z. B. 293 Leipziger SS-Männer von einem Schüler Reches untersucht. In der Arbeit „Der Körperbau der Leipziger SS, Rassen- kundliche und Konstruktionsuntersuchun gen an einer ausgelesenen großstädtischen Gruppe“, kommt der Verfasser zu folgen der Schlußfolgerung: „Das stärkere Her vortreten nordischer Merkmale im Körper bau hat sicher ursächliche Zusammenhänge mit bestimmten Anlagen des Charakters und der seelischen Form, die auf nor dischen Anteil zurückzuführen sind“ 6 7 ). Da mit erhielten die SS-Männer ein „wissen schaftliches“ Zeugnis, das ihnen beschei nigte, daß sie nicht nur Arier, sondern eine körperlich und geistig ausgelesene Gruppe nordischen Typs waren und somit die auserwählten Herren Deutschlands und der Welt sind. Um den Schlägerkolonnen der SA ein ähnliches Zeugnis auszustellen, wurden auch 300 SA-Männer von Leipzig unter sucht. Als Ergebnis wird festgestellt: „Im Rassenbild des mittleren Deutschland nehmen die SA-Männer von Leipzig eine besondere Stellung ein... Mit großer Wahrscheinlichkeit besitzen sie die Merk male der nordisch-alpin gemischten Rasse, wobei die nordischen Rassenanteile über wiegen ... Ein deutlicher Einschlag der nordischen Rasse ist das helle und schlichte bzw. leicht gewellte Haar.“’) All diese „Ergebnisse“ kamen zustande auf Grund der Beurteilung von Äußer lichkeiten: der Haarstruktur, Haarfarbe, Augenfarbe, Körpergestalt usw. Auf der artigen äußerlichen Beurteilungen beruhte auch die „erbbiologische Abstammungs gutachtertätigkeit“, die am Institut für Rassen- und Völkerkunde betrieben wurde. Hier wurde die Rassenideologie auch in der Praxis angewandt und entschieden, wer „Arier“ ist und eine „Arier-Bescheini gung“ erhielt oder in Konzentrationslager zur Vergasung übergeführt wurde. In Westdeutschland weiterhin praktiziert Diese Auswirkungen der Rassenideologie verpflichten uns, derartige Theorien und alles, was damit verwandt ist, auf das Entschiedenste zu bekämpfen. Gerade das ist es, was wir von Prof. Kätner erwartet hätten, auch besonders deshalb, weil diese faschistischen Methoden unter der Schirm herrschaft Globkes in Westdeutschland weiterhin betrieben werden dürfen. Obwohl die Wertlosigkeit der Erhebung von Körpermaßen eindeutig erwiesen ist, indem die individuellen Unterschiede innerhalb einer Rasse meist größer sind als die Durchschnittsunterschiede zwischen den verschiedenen Rassen und diese Me thode während der Nazizeit derartig dis- kredidiert ist und allgemein als mensch- heitsfeindlich gilt, wird sie in Westdeutsch land weiterhin praktiziert. Es seien hierfür nur zwei Beispiele ge nannt. In der Zeitschrift für Anthropologie „Homo“ hat eine gewisse Hiltrut Kneiphoff einen Artikel über das Thema „Verände rungen des rassischen Bevölkerungsbildes durch die Flüchtlinge in NW-Deutschland" geschrieben. In diesem Artikel schreibt die Kneiphoff u. a.: „Wie schon erwähnt, sind die ostdeutschen Erwachsenen kleiner als die Niederdeutschen. Das gleiche Verhält nis finden wir bei den Kindern/“ 8 ) Welch erschreckender Unfug von den Nachfolgern Rosenbergs und Streichers in Westdeutschland publiziert wurde, zeigt noch folgendes Beispiel. Der ehemalige Oberstleutnant der faschi stischen Wehrmacht Kurt von Zydowitz Vertrauensstellung als Erzieher mißbraucht Vom Disziplinarverfahren gegen Prof. Dr. Dr. Kätner Bekannt ist der Brief an Prof. Dr. Dr. Kätner, den zu schreiben sich Genosse Paul Fröhlich Ende vergangenen Jahres genötigt sah. Anlaß dazu waren Äußerun gen Prof. Kätners in einer Vorlesung, die eine unwissenschaftiche Deutung von Menschen enthielten und darauf gerichtet waren, seine Vertrauenstellung als Erzie her zu mißbrauchen. Am 31. Januar wurde der Fall auf An trag des Direktors des Karl-Sudhoff-In- stituts, Prof. Dr. G. Harig, vor dem Diszi plinarausschuß der Karl-Marx-Universi tät verhandelt, der unter Vorsitz des Rek tors Prof. Dr. Dr. h. c. Mayer mit Pro rektor Prof. Dr. Mosler und Dekan Prof. Dr. Such als Beisitzer sowie Dekan Prof. Dr. Wildführ als Vertreter der Fakultät und Dr. Gerhard Müller als Vertreter der Gewerkschaft zusammengetreten war. Der Disziplinarausschuß nahm als Maß stab für die Beurteilung des Verhaltens Prof. Kätners das Statut der Karl-Marx- Universität, in dem es heißt, daß die Uni versität als Hort wahrhaften Humanismus jene reaktionären, faschistischen und im perialistischen und militaristischen Be strebungen bekämpft, die die deutschen Universitäten und Hochschulen zeitweilig ihren hohen Aufgaben entfremdeten. Wei ter heißt es dort: „Als eine der höchsten Lehranstalten obliegen ihr die Ausbildung wissenschaftlich hochwertiger Fachleute .. . sowie die Erziehung ihrer Angehörigen im Geiste des Humanismus, der Demokra tie, des gesellschaftlichen Fortschritts, der Völkerverständigung und eines aufrech ten deutschen Patriotismus.“ Um die Wurzeln der wissenschaftsfeind lichen Auffassungen Prof. Kätners freizu legen. hörte ihn der Disziplinarausschuß u. a. zu seiner Tätigkeit im Leipziger In stitut für Rassen- und Völkerkunde, das von dem Vertreter der faschistischen Blutgruppenforschung Reche geleitet wurde. Prof. Kätner bestritt zwar. An hänger der faschistischen Rassentheorie gewesen zu sein - er habe in diesem In stitut lediglich bevölkerungsstatistische und soziologische Quellenforschungen be trieben -. aber zugleich mußte er einge stehen. daß er sich bis heute mit dieser Materie, mit den Zielen der „wissenschaft- liehen“ Arbeiten an diesem Institut, nicht kritisch auseinandergesetzt hat. Unver kennbar hat er in dieser Atmosphäre das Gift eingesogen, von dem er sich bis jetzt noch nicht gereinigt hat. Deutlich wurde das, als die Rede auf den unmittelbaren Gegenstand des Diszi plinarverfahrens. auf sein Auftreten vor den Studenten kam. Allen Ernstes ver teidigte Kätner seine unwissenschaft liche Theorie, daß von der äußeren Sta tur eines Menschen, insbesondere .der Physiognomie auf innere Eigenschaften geschlossen werden könne. Prof. Kätner zitierte in der Vorlesung u. a. die Auf fassungen der Hippokratiker über die Be urteilung von Patienten auf Grund ihrer Physiognomie, ohne sich kritisch damit auseinanderzusetzen: „Hochgewachsene Kahlköpfige. lispelnde Schwerzüngige sind gutmütig." — „Menschen mit gro ßem Kopf und kleinen Augen stammeln und sind jähzornig.“ — „Leute mit star rem Blick sind jähzornig.“' Kätner fügte in der Vorlesung ausdrücklich hinzu, daß man die These, Menschen von hohem Wuchs seien gutmütig, auch heute noch unterschreiben könne. Dabei schlagen die Verbrechen der SS, in der bevorzugt Faschisten dieses Kon stitutionstyps waren, jener These — darauf wies Prof. Dr. Such hin — krass ins Gesicht. Doch das gab Kätner nicht zu denken; er wollte nicht sehen, daß hier die Parallele, die ideologische Verwandtschaft seiner Irrlehren zu der verbrecherischen nazi stischen Theorie von der nordischen Elite als der- kulturbildenden Rasse auf der Hand liegt und daß nicht viel Kombi nationsgabe dazugehört, um den Ur sprung solcher Auffassungen in Reches Institut zu suchen. Prof. Kätner berief sich darauf, seine Lehrmeinungen würden auf persönlichen Erfahrungen beruhen. Jeder Arzt habe gewisse Erfahrungen dieser Art, z. B. daß Menschen mit roten Haaren schlecht zu narkotisieren seien u. ä. Er gestand ein, andere könnten andere Erfahrungen ha ben, und mußte sich demnach darüber im klaren gewesen sein, daß er den Stu denten keine wissenschaftlichen Er kenntnisse, ■ sondern pseudowissenschaft liche Anschauungen vermittelte. In einem wissenschaftlichen Gutachten schreibt Dozent Dr. phil. habil. H. Hiebsch dazu: „Das charakterisierte Verfahren halte ich ... für unwissenschaftlich. Es teilt mit den konstitutions-biologischen Typenlehren und der faschistischen Ras seplehre die prinzipielle Unbeweisbarkeit des Zusammenhangs zwischen einem mor phologischen Merkmal und einer Persön- lichkeitseigenschaft. Das aber heißt: Ein vorgefundener Zusammenhang kann von so vielen Faktoren bedingt und durch diese vermittelt sein, daß sich keine ein deutige Beziehung, auch keine solche mit namhafter Wahrscheinlichkeitsaus sage, herstellen läßt.“ Er führt weiter aus, daß sich die Eigenschaften eines Menschen vor allem in seiner Tätigkeit zeigen. Hier wird die Verantwortungslosigkeit Prof. Kätners als Hochschullehrer - sicht bar, sein Mißbrauch der Vertrauensstel lung, die er als Erzieher Hunderter jun ger Menschen genoß. Statt sich zu be mühen, die wahren Zusammenhänge zwi schen Medizin und Gesellschaft zu erfor schen und den Studenten zu erläutern, legte er Vorurteile in sie hinein, die dem ärztlichen Ethos widersprechen, empfahl er den künftigen Ärzten bestimmte Ver haltensweisen gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen, stempelte er sie ab. indem er Aussagen über ihren Wert und Unwert machte. Deutlich wurde in der Verhandlung des Disziplinarausschusses. besonders durch die Zeugenaussagen sichtbar, daß das provozierende Auftreten Prof. Kät ners in reinen Vorlesungen politisch ge zielt war. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, so hätten einige Artikel in westlichen Zeitungen allein genug Auf schluß gegeben, in denen die Feinde un serer Republik dieses Auftreten begrüß ten, Prof. Kätner als „ihren Mann“ feier ten und von Leipzig als „Zentrum des Widerstandes“ faselten. Das sollte Prof. Kätner deutlich machen, in welche Ge sellschaft er sich begibt. Die Feinde unseres Volkes zählen ihn zu den Streitern des antihumanistischen, verbrecherischen Antikommunismus. Daß das provozierende Auftreten in der Vorlesung am 8. Dezember nichts Zufälliges war, dafür sprechen eine Reihe andere Äußerungen in früheren Vor lesungen, in denen ‘in mehr oder minder versteckter Form gegen unseren Staat und die Sowjetunion gerichtete Anspie lungen getan wurden. Was anderes ist es, wenn er von Seuchen spricht, die „aus dem Osten“ kamen, ohne ein Wort über die konkreten wissenschaftlichen Zusam menhänge zu verlieren. Was anderes ist es als eine Herabsetzung des Marxis mus-Leninismus. wenn Prof. Kätner be dauernd feststellt, leider hätten die Me dizinstudenten bei uns nicht wie früher Gelegenheit, neben ihrem Fachstudium Philosophie zu betreiben und unsere Hoch schulen seien damit zu Fachschulen herab gesunken, Dieses Nichtbegreifen unserer Hochschulreform, die erstmals allen ein wissenschaftliches Philosophiestudium er möglicht, setzte sich bei Kätner um in eine unaufrichtige und feindselige Haltung gegen unseren Staat. Anstatt sich zu bemühen, den Studen ten wissenschaftliches Rüstzeug zu ver mitteln, sie im Sinne des Humanismus zu erziehen und bei ihnen ein sozialisti sches Staatsbewußtsein zu fördern, Ver trauen zu dem Staat, dessen Förderung auch er selbst hinreichend genossen hat, erweckte er bei den Studenten Konflikte zu unserem Staat und pflegte sie. Das Disziplinarverfahren zeigte, daß Prof. Kätner nicht begriffen hat, was heute die Wissenschaftler der Karl- Marx-Universität immer bewußter ver wirklichen: Es ist die vornehmste Auf gabe des Hochschullehrers, die Studenten zu wissenschaftlich hochqualifizierten Fachleuten auszubilden, die fest auf dem Boden unseres sozialistischen Staates stehen. schreibt in seinem Artikel „Soldat und Volk“, daß man leider von einer deutschen Rasse offensichtlich nicht mehr sprechen kann. Denn „zu verschieden sind schon die äußeren Erscheinungen z. B. eines nord deutschen Bauern ..., eines linksrheini schen Städters, eines Oberbayern, oder des ostdeutschen Menschen. Hier oft noch rein nordische Gestalten (man sehe sie in der Kleidung von Germanen, und hat Germa nen vor sich), dort der Kopf eines Römers (Ich sah solche Menschen in Trier, wie sie anders kaum auf dem Kapitol in Rom aus gesehen haben können), da die typische Gestalt des Dinariers und im Osten die aus den verschiedensten deutschen Stäm men gemischte Bevölkerung mit mehr oder weniger ostischem Einschlag.“ 9 ) Während also in allen Gebieten Westdeutschlands angeblich mehr oder weniger ..reinrassige“ Menschen leben, soll die Bevölkerung der DDR eine „Mischrasse“ mit „ostischem" Ein schlag sein. Wir sehen, ein Charakteristikum für die Tätigkeit aller Rassentheoretiker besteht darin, daß sie auf Grund von äußerlichen Merkmalen Urteile über den Wert und den Charakter der Menschen fällen. In gefährlicher Gesellschaft Herrn Prof. Kätner möchten wir sagen: Begreifen Sie endlich, daß Sie sich mit ihrer „Theorie“ nicht nur der allgemeinen Lächerlichkeit preisgeben, sondern auch in eine sehr schlechte Gesellschaft begeben haben. Wir wissen, warum die Gegner unserer Republik das Auftreten von Prof. Kätner lauthals begrüßten. Sie setzen gegenwärtig alle ihnen verbliebenen Mittel in Be wegung, um unseren Arbeiter-und-Bauern- Staat und besonders seine führenden Re präsentanten zu diskreditieren, um Zwie tracht und Mißtrauen zu säen. Sie ver suchen durch alle möglichen Kanäle das Gift der imperialistischen Ideologie bei uns zu kolportieren, um unsere Republik sturmreif zu machen für die Wiedererrich tung der unseligen Herrschaft des Imperia lismus in ganz Deutschland, für einen Bru derkrieg. Kätner begibt sich somit nicht schlecht- hin in eine dem ernsten Wissenschaftler und Humanisten unwürdige Gesellschaft, sondern direkt — gewollt oder ungewollt - in die Gesellschaft der ärgsten Feinde de» deutschen Volkes, wirkt objektiv gesehen in der gleichen Richtung wie westliche Schmutzliteratur und RIAS-Hetze. Anmerkungen: 1) Universitätszeitung, Nr. 51/52, 21. 12. 1961, S. 3. 2) Universität Leipzig, Vorlesungsverzeich nisse, Wintersemester 1934'35, Wintersemester 1935/36, Wintersemester 1941/42. 3) .Vgl. SS im Einsatz, Eine Dokumentation über die Verbrechen der SS, Kongreß-Verlag 2 Berlin, 1957, S. 297 f. 4) Bormann F. v., Diskussionsbeitrag, in „Nation Europa“, Heft 12/1955, S. 25. 5 ) Die Hervorhebungen wurden vom Ver fasser vorgenommen. 6) Eydt, Alfred Dr., Der Körperbau der Leipziger SS, Rassenkundliche und Konstruk tionsuntersuchungen an einer ausgelesenen großstädtischen Gruppe. Zugleich eine Richt- linie für umfassendere, rassische Erhebungen im Deutschen Volke, Fritz Fink Verlag. Wei mar 1934, S. 57. 7) Sachse, Peter, Dr., SA-Männer von Leip zig, Ein Beitrag zur Rassenkunde Deutsch lands, Studien zur Rassenkunde, Bd. II, Leip zig 1934, S. 55. 8 ) Kneiphoff. H„ Veränderungen des rassi schen Bevölkerungsbildes durch die Flücht linge in NW-Deutschland, in „Homo“, Inter nationale Zeitschrift für die vergleichende Biologie der Menschen, Organ der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, 6. Band, 1. Heft, 1955, S. 2. %) Zydowitz, K. v., Soldat und Volk, in „Der Quell“, Organ des „Bundes für Gotterkennt nis (Ludendorff), Jahrgang 1954, S. 252. (Zwischentitel von der Redaktion) fakten Studentenversicherung in Westberlin bedeutend verteuert Die Studenten an den Westberliner Uni versitäten werden ab sofort je Semester vier D-Mark mehr für ihren Versicherungs schutz aufwenden müssen. Das hat der So zialreferent der Technischen Universität, Ferdinand Dölz, in einer universitätsinter nen Verlautbarung bekanntgegeben. Für die Studenten der Technischen Universität bedeutet die Erhöhung, daß je Semester anstatt bisher 29 D-Mark nunmehr 33 D-Mark an sogenannten Soziallasten aufgebracht werden müssen. Jetzt überall Numerus clausus Die Medizinische Fakultät der Universi tät Münster beabsichtigt, vom kommenden Semester an Zulassungsbeschränkungen beim Medizinstudium einzuführen. Die Universität war bisher die einzige in West deutschland. die noch ohne Zulassungsbe schränkungen auskam. Alle anderen Hoch schulen mußten die Anzahl der Studien plätze wegen ihrer ungenügenden Erwei terung schon seit langen beschränken. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nr. 65 des Rate» des Bezirkes Leipzig. - Erscheint wöchentlich. — Anschrift der Redaktion: Leipzig C 1, Ritter straße 26, Fernruf 77 71, Sekretariat Apparat 264, Bankkonto 513 808 bei der Stadt- und Kreisspar kasse Leipzig. - Drude: LVZ-Druckerei “Hermann Duncker“, III 18 138, Leipzig C 1, Petersstein- weg 19. - Bestellungen nimmt jedes Postamt entgegen.
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