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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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Band
Band 6.1962
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Gedanken, Bilanzen, Proble dem e zum unser Beitrag im Massenwettbewerb zur Vorbereitung des VI. Parteitages sfstand . . ■ Gemeinsamkeit der Probleme in der Methode (Fortsetzung von Seite 1) bereitet werden. Dies erfordert neben einer gründlichen und vielseitigen theore tischen und experimentellen Fachausbil dung eine neue Art enger Beziehung der Ausbildung an der Universität mit den praktischen Problemen der Produktion. Ich bin nicht einverstanden mit der Feststellung, daß es „wenig nützt, wenn schon während der Ausbildung spezielle Industrieprobleme an der Universität ge löst werden“. Es ist einleuchtend, daß die speziellen Industrieprobleme von heute nicht identisch sein werden mit jenen Pro blemen, die die Physiker in den Betrieben vorfinden werden und lösen müssen, genau so wie die Rechenaufgaben, die der Schüler in der Schule lösen muß, nicht identisch sind mit den praktischen Aufgaben, die das Le ben stellt. Aber es gibt eine entscheidende Gemeinsamkeit zwischen den gegenwärti gen speziellen Problemen und den Pro blemen der Zukunft: die Methode. Es läßt ir Veränderung er Ausbildung sich zumindest so einrichten, daß die Auf gaben die Methoden betonen. Diese Seite der Sache sollte m. E. in der Diplomarbeit angeht, so wird es schon im Rahmen des gegebenen Lehrplanes sehr fruchtbar sein, wenn die Herren des Lehrkörpers eine noch engere Gemeinschaftsarbeit hinsicht lich der inhaltlichen Gestaltung entwickeln werden. Sie könnten einander helfen, den Stoff ihrer Vorlesung durch interessante Gedanken, Experimente oder Anschauungs materialien zu bereichern. Ich zweifle nicht daran, daß hiermit die Ausbildung sowohl gründlicher als auch vielseitiger gestaltet werden könnte, ohne die Zahl der Lehrveranstaltungen zu vergrößern. Ich halte es für vorteilhaft, wenn z. B. in der Vorlesung über Experimentalphysik den Studenten die Gesetzmäßigkeiten der Physik nicht nur anschaulich dargestellt werden, sondern wenn aus jedem Gebiet einige geeignete Beispiele dafür gezeigt werden, wie physikalische Gesetzmäßig keiten sich in bestimmten technischen An wendungen als sehr fruchtbar erwiesen haben. Dadurch erhalten die Studenten wertvolle Anregungen. Es wird sogar in den Vorlesungen der theoretischen Physik (besonders im Rahmen der gelegentlichen Ergänzungsvorlesungen) möglich sein, neben der mathematischen und physika lischen Seite der Probleme auf gewisse technische Beziehungen hinzuweisen. Diplom-Physiker Heinz Preuß Wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut Veränderung des Chemiestudiums Thesen der SED-Parteileitung der Fachrichtung Chemie Seit der Gründung der DDR haben . sich tiefgreifende Entwicklungen und Veränderungen im Hochschulstudium vollzogen. Meilensteine dieser Entwick lung sind die Hochschulreform 1951, die Forderung zum Aufbau der sozialisti schen Universität 1958 und nicht zuletzt die Thesen der Parteileitung unserer Universität zur sozialistischen Erziehung im Herbst 1961. Auch in der Ausbildung der einzelnen Fachinstitute sind die Ausbildungs methoden, Praktikumsaufgaben und Pläne laufend verbessert worden, um dem Stand der Wissenschaft und den Anforderungen der Praxis zu entspre chen: Praktikumseinführungen am PCI und am Anorganisch-Chemischen Insti tut, Gattermann-Ausarbeitung am Orga nisch-Chemischen Institut, Einführung neuer Methoden und Versuche in den Praktika auf Kosten nicht mehr aktuel ler, wie z. B. IR-Spektroskopie, Gaschromatographie, Ionenaustausch, Papierchromatographie, Dünnschicht chromatographie, Komplexometrie. Dennoch stehen wir heute an einem I Zeitpunkt, an dem wir die gesamte Aus bildung und Erziehung neu durch denken müssen. Warum müssen diese Fragen gerade jetzt gestellt werden? Mit dem umfassenden Aufbau des Sozialismus in der DDR treten wir in eine neue Etappe der Entwicklung der Produktivkräfte ein. Für diese Etappe ist die wissenschaftlich-technische Durch dringung der gesamten Produktion von entscheidender Bedeutung. Damit än dern sich auch grundlegend die Anfor derungen der Produktion an unsere Ab solventen. Deshalb muß die Ausbildung und Erziehung an der Universität den . neuen Erfordernissen Rechnung tragen. Ausbildung und Erziehung werden durch die Praxis bestimmt Welche Anforderungen stellt die so zialistische Praxis an unsere künftigen Chemiker? Wir verstehen unter Praxis die Einheit vom Stand der Wissenschaft und der sozialistischen Produktion. Die Absolventen müssen also befähigt sein, die neuesten Erfahrungen und Metho den von Wissenschaft und Technik zu kennen und in der Produktion anzuwen den, das heißt, sie müssen gleichzeitig die Produktion leiten und wissenschaft lich forschen können. Diese Fähigkeiten können sich die Studenten am besten aneignen, wenn bereits während des Studiums die organische Einheit zwi schen wissenschaftlicher Ausbildung und produktiver Praxis gewährleistet ist. Nach welchen wichtigsten Gesichts punkten muß danach das Studium der Chemie verändert werden? 1. Schwergewicht auf die Grundausbildung legen Die Verwirklichung des wissenschaft lich-technischen Fortschritts verlangt einen neuen Typ des Absolventen. Der I Einsatz erfolgt als Chemiker und nicht als Organiker, Anorganiker, Physiko chemiker oder Technologe. Danach stellt die für alle Studierenden der Chemie gleiche Grundausbildung das Kernstück des Studiums dar. Die Ausbildung von Spezialisten ist dem Charakter der Uni versität fremd. Die Praxis braucht Che miker, die ständig aufgeschlossen sind gegenüber neuen Entwicklungen. Bei der Überprüfung des Inhalts der Aus bildungsphasen muß gefragt werden, welches theoretische Wissen und welche Fähigkeiten dem Studenten vermittelt werden sollen, wie die gegenseitige Durchdringung der einzelnen Fachdiszi- plinen gewährleistet werden kann und wie die optimale Relation zwischen theoretischer Ausbildung und Labor praktika hergestellt wird. Danach rich ten sich Zeitdauer und Formen der Aus bildung. Die Laborpraktika sind nicht Selbstzweck, sondern dienen vor allem der theoretischen Ausbildung. Das Prak tikumsprogramm muß in dieser Hinsicht zwischen den einzelnen chemischen In stituten unter Einbeziehung des Physi kalischen Instituts abgestimmt werden. 2. Die Verschmelzung der wissen schaftlichen Ausbildung mit pro duktiver Praxis während des Studiums ist Maxime für die gesamte Ausbildung Dabei können die Formen der pro duktiven Praxis in den einzelnen Stu dienabschnitten unterschiedlich aus sehen, dem Wesen nach müssen sie aber ständig verwirklicht sein. Eine wichtige Variante der systematischen und orga nischen Verbindung des Studiums mit der Praxis ist die unmittelbare Tätigkeit im chemischen Großbetrieb. Diese wird sich im Berufspraktikum vollziehen, wobei durch eigenes Erleben in der Pro duktion Kenntnisse in technischer Che mie, sozialistischer Leitungstätigkeit und Ökonomik erworben werden sollen. Da neben werden die Studenten Teilpro bleme im Betriebslabor und an Pilot anlagen lösen. Eine andere Form be steht darin, daß Gruppen von Studen ten zusammen mit Assistenten Aufgaben lösen, die sich im Rahmen der im In stitut durchgeführten wissenschaftlichen Arbeiten ergeben. Generell sollte über prüft werden, inwieweit an Stelle des straff organisierten Laborbetriebes mit Übungsanalysen und Versuchen die Stu denten Analysen, Präparate und Mes sungen für Diplomanden und Doktoran den sowie für die Vertragsforschung durchführen können. Auch das ist pro duktive Praxis, und in dieser Form dient das Praktikum dem theoretischen Verständnis. Der Student trägt Verant wortung, und die Gemeinschaftsarbeit wird gefördert. Auch durch Darlegung und Verteidigung der Ergebnisse von Diplom- und Doktorandenarbeiten im Betrieb läßt sich Wechselwirkung zwi schen Praxis und Forschung verwirk lichen. 3. Entsprechend dem Stand der Produktivkräfte verändert sich das Gewicht der einzelnen Dis ziplinen in der Ausbildung Auf Grund ihrer Bedeutung für die spätere Berufsausbildung erlangen die physikalische Chemie — und als Vor aussetzung dazu die Mathematik — die technische Chemie sowie die politische Ökonomie und die Ökonomik der chemi schen Industrie im Rahmen des Ge samtstudiums, also für die Grundaus bildung, ein besonderes Gewicht. Das bedeutet auch eine stärkere Durchdrin gung der anorganischen und organischen Ausbildung mit physikalischer Chemie. Die technologisch-chemische Ausbildung erhält einen neuen Inhalt und Charak ter. Der Student muß neben dem Den ken nach Stoffen besonders im Denken nach Vorgängen geübt werden. Das setzt voraus, daß wichtige großtechnische Ver fahren phänomenologisch bereits in der anorganischen bzw. organischen Vor lesung geübt werden. 4. Das Studium muß so angelegt sein, daß die Studierenden selb ständiger und mit größerer Ver antwortung und Freude arbeiten lernen Der Studierende braucht mehr Ge legenheit und Zeit zum Verständnis von Zusammenhängen. Faktenwissen und Denkvermögen müssen richtig ausgewo gen sein. Während des Studienvorgan ges dürfen dem Studenten nicht alle Steine aus dem Weg geräumt werden, damit er lernt, Schwierigkeiten und Un bequemlichkeiten zu meistern. Die in den letzten Jahren zu verzeichnende geistige und praktische Unselbständig keit hatte zum Teil ihre Ursache im Gängeln der Studenten. Arbeitsfreude, Verantwortungsbewußtsein und Selb ständigkeit müssen durch Inhalt und Methoden der einzelnen Ausbildungs phasen gefördert werden. Bisher waren die Zwischenprüfungen über alle Stu dienjahre verteilt, und die Studenten paukten von Einzelprüfung zu Einzel prüfung und verloren den Blick für das Ganze. Der Fachrichtungsrat wird des halb eine neue Prüfungsordnung für Chemiker Vorschlägen, die die Prüfun gen in der Mitte und am Ende der Stu- denzeit zusammenfaßt. Damit erhalten die Studierenden gleichzeitig größere Beweglichkeit für den Besuch von Lehr veranstaltungen. 5. Die sozialistische Industrie stellt Anforderungen an die Universität — auch wir stellen Anforderungen hinsichtlich der Voraussetzungen an die Bewerber für das Chemie studium, also an die Oberschulen Das Studium baut auf dem durch die Oberschulbildung gegebenen Wissens- und Verständnisniveau auf. Das heißt, es gibt Dinge, die man voraussetzen kann und muß. und von denen wir das Studium in Zukunft weitestgehend ent- lasten werden. Das bezieht sich vor allem auf mathematische und naturwis senschaftlich - technische Grundkennt nisse. Die Kommission des Fachrich tungsrates wird beraten, was unter die- i sem Gesichtspunkt vorausgesetzt wer- , den muß, . Eine andere wichtige Voraussetzung für das Chemiestudium sind ausrei chende Kenntnisse in Russisch und Eng lisch. Während des Studiums erfolgt die Weiterbildung durch fachbezogene An wendung. Weiterhin ist der Nachweis über eine mindestens einjährige prak tische Arbeit in einem Großbetrieb er forderlich, wozu der Erwerb z. B. des Chemiefacharbeiterbriefes im Rahmen der polytechnischen Oberschulausbildung hervorragend Gelegenheit bietet. Mehr Mut xum Neuen als auch im Berufspraktikum eine wich tige Rolle spielen. Wir bemühen uns, gegenwärtig eine neue Form des Berufs praktikums zu entwickeln: das Komplex praktikum. Hierbei liegt die Betonung darauf, daß die Studenten der Physik wäh rend des Studiums den Modellfall einer engen Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Fächer (Mathematik. Chemie, Technik, Ökonomie) praktisch erleben, daß sie in enger Gemeinschaft mit Neuerern der Produktion, mit Konstrukteuren und Ingenieuren hälfen, „spezielle Industrie probleme“ zu lösen und dabei die Methode üben, Vermittler zwischen Wissenschaft und Produktion, Kämpfer für die Durch setzung des Neuen, Träger der Produktiv kraft Wissenschaft zu sein! Wenn es gelingen sollte, auf der Grund lage der jüngst hierzu beschlossenen Profi lierung der Forschung des Physikalischen Instituts die Arbeit der Diplomanden so in die Forschungstätigkeit von ständigen Arbeitsgruppen einzugliedern, daß ohne Bedenken wegen einer Unterbrechung der Kontinuität viele Diplomarbeiten im Rah men von Vertragsforschungsthemen spe zielle Industrieprobleme zum Inhalt haben, könnte die methodische Seite der Vorbe reitung auf den Beruf einmal wesentlich bereichert werden. Die Diplomanden gehen mit mehr Schwung an Arbeiten heran, deren Nutzen (für die Weiterentwicklung der Wissenschaft selbst oder für die Indu strie) ihnen klar ist. Ich meine, daß man grundsätzlich alle Physiker so ausbilden sollte, daß sie der Vermittlerrolle zwischen Physik und Pro duktion gerecht werden können, auch jene Physiker, die sich einmal mit Grundlagen forschung in der theoretischen Physik be fassen werden und ganz besonders die jenigen. die später einmal als Hochschul lehrer den Nachwuchs auf ihren Beruf vor bereiten werden. Das wird es den in der Industrie tätigen Physikern sehr erleich tern, mit Physikern in Forschungsinstituten in Verbindung zu treten. Dann werden auch die in der Forschung tätigen Wissen schaftler im Laufe ihrer Arbeit sich schnel ler und Wirksamei- für die Ableitung von praktischen Schlußfolgerungen aus den Er gebnissen ihrer Arbeit einsetzen und sich nicht nur darauf beschränken, sie in Form von Veröffentlichungen der Allgemeinheit zur Auswertung und Nutzung anzubieten. Was die Grundausbildung der Physiker in den bestehenden Lehrveranstaltungen Die sozialistischen Produktionsverhält nisse in unserer Landwirtschaft werfen immer mehr die Frage auf, entspricht das bisherige Studium an der Veterinärmedi zinischen Fakultäten den Anforderungen, die die Praxis an den Absolventen unserer Fakultäten stellen. Die ständige Erweite rung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in fast allen Fachgebieten und die durch die Entwicklung zum sozialistischen Groß betrieb bedingten Veränderungen in der tierärztlichen Tätigkeit machen eine immer weitere Spezialisierung und den Ausbau einzelner Fachgebiete notwendig. Dabei besteht die Tendenz, daß sich der Stoff vermehrt, was andererseits zur Verlängerung der Vorlesungszeit führt. Für den Studenten sieht das so aus, daß er sich in der Hauptsache nur dem widmen kann, was am dringlichsten ist. Alles andere wird bis zum Staatsexamen weg geheftet. Der Student hat im 3. und 4. Stu dienjahr 40 und mehr Wochenstunden Lehrveranstaltungen. Im Examen wird dann zum gründlichen Studium und zur Vorbereitung eine lange Vorbereitungszeit benötigt. Der Student, der sich bei uns in der klinischen Ausbildung und zum Teil auch in der vorklinischen befindet, kann nur einen gewissen Prozentsatz, des in der Vorlesung gehörten Stoffs im Selbststu dium überarbeiten und kommt deshalb, wenn er sein Studium ernst nimmt, mit diesen Bedingungen in Konflikt, Proportionen der akademischen Ausbildungsformen überprüfen Wie soll dieses Problem gelöst werden? Man könnte eine Spezialisierung schon während der Ausbildung Vorschlägen. Das kann aber nicht der Weg sein, weil man einen praktizierenden Tierarzt nicht ein seitig ausbilden darf. Die Lösung dieses Problems kann also nur durch Verände rung der Formen der akademischen Aus bildung geschehen. Das bedeutet weniger Vorlesungen, mehr Selbststudiumszeit, mehr Seminare und Kolloquien. Eine Vor lesung hat, und das gilt für alle Vorlesun gen, nur dann ihren Zweck erfüllt, wenn der Student diese Vorlesung im Selbst studium vertieft, wobei sogar recht nütz ¬ lich wäre, wenn er sich einen Überblick über den folgenden Stoff verschafft, damit er die nächsten Vorlesungen so optimal wie möglich nutzt! Leider ist es noch so, daß in den Kursen, die in den späteren Se mestern folgen, der bereits behandelte Stoff schlecht beherrscht wird. In unserem Studium, wo der Student eine Anzahl von Vorlesungen nicht durch arbeiten kann, ist er in Vorbereitung des Examens gezwungen, den gesamten Stoff dieser Vorlesungen neu zu erarbeiten. Das heißt, er bereitet sich an Hand seiner Nachschriften oder Lehrbücher vor und bekommt so erst im Staatsexamen einen richtigen Überblick über seinen Beruf. Meiner Meinung nach gehören Aufzäh lungen, Faktenvermittlungen, Schilderun gen und jeder andere Stoff, der vom Stu denten ohne weiteres verstanden werden kann, nicht in eine Vorlesung. Wir berei ten unsere Studenten auf das spätere Le ben vor, wo ihnen keiner eine Vorlesung hält und ihnen alles genau erzählt, son dern wo er durch die Beschäftigung mit dem Buch und der Zeitschrift sich ständig weiter vervollkommnet. Das müßte er be reits an der Hochschule lernen. Neben dieser Veränderung der Vor lesung gewinnen andere Formen der Aus bildung an Bedeutung. Der größte Teil der freigewordenen Zeit sollte dem Selbst studium dienen. Der übrige Teil soll für Seminare und Kolloquien benutzt werden. Sehr wertvoll wäre eine sinnvolle Ver knüpfung von Seminaren und Kolloquien. Zu Beginn des Studiums dürfte das Se minar gegenüber den Kolloquien betont werden. Mit dem Fortschreiten des Stu diums wird immer mehr das Kolloquium in den Mittelpunkt der Arbeit rücken, wo bei es zuletzt ausschließlichen Charakter annehmen soll. Mit der Einführung solcher Studienfor men rückt das Studienkollektiv immer mehr in den Vordergrund der Arbeit. Jetzt erst wirkt sich das Verhältnis des indi viduellen Studiums und der Wiederholung und Vertiefung des Stoffes im Kollektiv nutzbringend und fördernd aus. Im Stu dienkollektiv eignet sich jeder Student bei der Lösung der gestellten Aufgaben eine höhere Studienmoral an. Die Kontroll pflicht seitens des Lehrkörpers wird unter unseren sozialistischen Verhältnissen immer mehr durch das Kollektiv der Studenten übernommen. Damit der Student sich unter veränder ten Studienformen nicht in der zur Ver fügung stehenden Literatur verläuft, muß er sich auf ein bestimmtes Lehrbuch und, falls nicht vorhanden, auf vom Lehrenden zur Verfügung gestellte Vorlesungsmanu- skripte beziehen können. Das Selbststu dium würde an Hand bestimmter Lehr programme von Kolloquium zu Kollo quium gelenkt, dabei kann der Lehrende unmittelbar an seine Vorlesungen ein Kolloquium durchführen, wie das Gast vorträge jugoslawischer Professoren ausge zeichnet demonstrieren. Das Beispiel für ein solch organisiertes Verhältnis von Vorlesung und Selbststu dium existiert seit langem im Lehrpro gramm der Abteilung Grundlagen des Mar xismus-Leninismus an unserer Fakultät. Hier ist die Vorlesung eine Anleitung für ein tiefgründiges Selbststudium. Das an der Fakultät von Professor Neundorf demon strierte ambulatorische Kolloquium für die letzten zwei Semester entspricht eben falls unseren veränderten Verhältnissen, zumal aktuelle Probleme der tierischen Produktion und der Tätigkeit des prakti zierenden Tierarztes im Mittelpunkt stehen. Die Erkenntnis der Notwendigkeit der Veränderung unserer Studienform beginnt sich auch an der Anatomie durchzusetzen, so wird, wie Professor Schröder selbst aus führte, die Osteologie an Hand des von Professor Schwarze und von ihm geschaf fenen Lehrbuches nach einer Einführung auf dem Präpariersaal erlernt. Ausgangspunkt: das Berufsbild des künftigen Tierarztes Gegenwärtig stehen wir vor der Auf gabe, einen Tierarzt auszubilden, den es bis jetzt selten gibt. Welche Schwierig keiten das in sich birgt, wird um so deut licher, wenn man sich vor Augen hält, daß alle unsere Vorstellungen vom praktizie renden Tierarzt neu durchdacht werden müssen. So entwickeln sich neue Schwer punkte der tierärztlichen Tätigkeit und die Beziehungen des Tierarztes zum landwirt schaftlichen Produktionsbetrieb verändern sich ebenfalls. Mit der Diskussion des Be rufsbildes des Tierarztes muß man den ge samten Ausbildungsprozeß überprüfen. Zum Beispiel wird in keinem der Praktika der Student mit den neuen Aufgaben rich tig vertraut gemacht, die ihn als Tierarzt in der Praxis erwarten. Außerdem bestehen in der Ausbildung noch zuwenig Bindun gen zur Praxis. Das tierärztliche Prakti kum nach dem 7. Semester entspricht nicht mehr den neuen Bedingungen. Es genügt nicht mehr, dem praktizierenden Tierarzt zu überlassen, wie er den Studenten im Praktikum einsetzt. Dazu muß er von der Fakultät eine klare Praktikumskonzeption bekommen, und die Verantwortung seitens der Fakultät für dieses Praktikum sollte besonders festgelegt werden. Dieses Praktikum muß in Zukunft ein Teil eines Programms zur Vorbereitung der Studenten auf die Praxis sein. Der Student stellt sich gegenwärtig unter die sem Praktikum vor, daß er mit der Tätig keit des praktizierenden Tierarztes, im be sonderen mit tierärztlichen Arbeiten ver traut gemacht wird, an die er an der Fa kultät in solchen Maßen nicht herange führt wird. Hier spielen auch Ausbildungs fragen der Fakultät mit hinein, da unter den Bedingungen der Praxis tierärztliche Eingriffe meist unter dem Gesichtspunkt des rationellsten Arbeits- und Zeitauf wandes, gegenüber den klassischen Ein- griffen in der Klinik, durchgeführt wer den. Das Verhältnis von kurativer und prophylaktischer Tätigkeit ist in den bis herigen tierärztlichen Praktika in seinen Proportionen beträchtlich verschoben Nicht die kurative Betätigung, sondern die prophylaktische muß in diesem Prakti kum im Vordergrund stehen, denn es ist das letzte dieser Art vor der Pflichtassi stentenzeit. Was die Ausbildung in der kurativen Tätigkeit anbelangt, so sollte der Student an der Fakultät in genügen dem Maße damit vertraut gemacht wer den, dabei gilt es die Erfahrungen der Sowjetunion und der anderen sozialisti schen Länder zu nützen. Zur Neugestal tung dieses Praktikums schlägt die FDJ- Leitung in ihrem Programm vor, die Er fahrungen des tierärztlichen Sonderein satzes 1961 zu nutzen. Jürgen Bohne, FDJ-Sekretär Universitätszeitung Nr. 50, 6. 12. 62, S. 3
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