Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
-
Band
Band 6.1962
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Freispruch für SS-Henker, Gedenken an die Opfer gelöscht Von Prof. Dr. Hedwig Voegt, Direktor des Instituts für literarische Publizistik und Stilistik an der Fakultät für Journalistik Vor wenigen Wochen, in der ersten Ok toberhälfte, fand in Hamburg vor den Schranken des Schwurgerichts der Prozeß gegen den ehemaligen stellvertretenden Lagerleiter des berüchtigten Konzentra tionslagers Hamburg-Fuhlsbüttel statt. Die Anklage lautete auf Mord. Das Hamburger Schwurgericht erkannte auf Freispruch. Der Angeklagte und Freigesprochene heißt Dusenschön. Welche Rolle dieser Folter knecht der SS in den ersten Monaten nach der Einrichtung des Konzentrationslagers Hamburg-Fuhlsbüttel spielte, kann von jedermann, in der ganzen Welt, in vielen Sprachen in dem Roman von Willi Bredel „Die Prüfung" nachgelesen werden. Was hatte das Gericht in Hamburg ver anlaßt, gegen Dusenschön Anklage zu er heben? Im September 1933 hatte die Gestapo den Journalisten und Sozialdemokraten Dr. Fritz Alexander Solmitz verhaftet. Er war Jude, und das bot den Folterknechten doppelten Anlaß, ihn zu Tode zu quälen. Dr. Solmitz beging Selbstmord. Die Uhr des Toten Wurde seiner Frau zugeschickt, die nach 29 Jahren, hinter dem Uhrdeckel versteckte, auf dünnes Zigarettenpapier gekritzelte Notizen ihres Mannes entdeckte, die von seinem Martyrium berichteten. Diese An klage des Toten hatte das Gericht veran laßt, den Prozeß gegen Dusenschön in Szene zu setzen. Die Gerichtsverhandlung gegen Dusen schön bekam besonderes Gewicht durch das Auftreten des Schriftstellers Dr. Willi Bre del, Präsident der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Willi Bredel, der in sei nem Roman „Die Prüfung“ dem sozial demokratischen Genossen Dr. Solmitz ein literarisches Denkmal gesetzt hat, trat als Zeuge gegen Dusenschön auf. Willi Bredel selber hatte erlebt, wie Dr. Solmitz Tag für Tag und Nacht für Nacht mißhandelt Wurde. In Bredels Buch „Die Prüfung“ sind diese Szenen mit schonungsloser Rea listik wiedergegeben. In seinem Plädoyer beantragte der Staats anwalt Dose, auf die Zeugenaussage Dr. Willi Bredels Bezug nehmend, für Dusen schön wegen Mordes lebenslänglich Zucht haus. Die Klassenjustiz in Hamburg, durch setzt und regiert von alten Faschisten, deckte jedoch den Folter- und Henkers knecht und sprach Dusenschön von der An klage des Mordes frei. Soweit die Fakten. Das Urteil der Klassenjustiz, der Frei spruch Dusenschöns, rief in mir- jene schweren Jahre ins Gedächtnis zurück, als ich in der Frauenabteilung des Konzentra tionslagers Fuhlsbüttel eingekerkert saß. Ich lag während der ganzen Zeit in Einzel haft. sechs Monate davon in sogenannter schwerster Einzelhaft im Keller. Die Zelle War völlig kahl. Zum Inventar gehörten nur eine Pritsche aus Holz und ein Kübel. Warmes Essen gab es nur alle drei Tage; von den Mitgefangenen blieb ich isoliert, zum Spaziergang auf dem Hof führte man mich allein, nur begleitet von dem Wach aufgerufen, in einer Befreiungswoche der 50 000 Opfer zu gedenken, die im Konzen trationslager Hamburg-Fuhlsbüttel und Hamburg-Neuengamme verhungert sind, erschlagen, erhängt und erschossen wurden, oder exekutiert, liquidiert, wie es im Jar gon der Henkersknechte Hitlers hieß. Während dieser Befreiungswoche legten einige Hamburger Freunde. Dr. Willi Bre del und ich auf dem sogenannten „Straf- acker“ des ehemaligen Konzentrations- lägers Hamburg-Fuhlsbüttel einen Kranz nieder. Wir gedachten der toten Kamera den und Genossen und blickten in schwei gendem Gedenken auf die Gitter der Todes zelle Dr. Solmitz’. Es gibt in Fuhlsbüttel weder auf dem „Strafacker“ noch an den Zellengebäuden eine Gedenktafel. Der heroische Wider standskampf der Antifaschisten soll aus dem Gedächtnis der Lebenden ausgelöscht sein. Der Gefängnisbeamte, der damals unsere kleine Delegation durch die Tore und über die Höfe geleitete, wußte nicht, daß sich hier eines der berüchtigten faschi stischen Konzentrationslager befunden hatte. Weitere Kranzniederlegungen fanden dann noch an anderen Gedenkstätten statt, auch vor dem ehemaligen Wohnhause Ernst Thälmanns. Dazu muß folgende kleine Episode erzählt werden: Um Thälmanns Andenken zu ehren, war auch eine Frau gekommen, die einen Strauß roter Nelken trug. Sie sah sich nach einer Vase um und ging dann in ein in der Nähe gelegenes Porzellangeschäft. Sie sagte der Verkäuferin: „Der Strauß ist für Thäl mann. Wenn ich die Nelken nicht in Wasser stelle, verwelken sie zu schnell.“ Die Ver käuferin reichte der Frau eine Vase mit den Worten: „Bitte, nehmen Sie diese, für Thälmann kostet sie nichts.“ In Hamburg stehen sich wie überall in Westdeutschland zwei unüberbrückbare Welten gegenüber: auf der einen Seite die Typen der Dusenschön, ihre Ideologen und die Monopolgewaltigen. Der Überfall auf die Redaktion des „Spiegels“ hat die Zu sammenhänge — kurz nach dem Dusen- schönprozeß — auch dem Indifferentesten deutlich gemacht. Auf der anderen Seite stehen jene wahren Deutschen, die. wie jene anonyme Blumenverkäuferin, wissen, was Ernst Thälmann für die deutsche Nation bedeutet. Noch sind in Westdeutschland die Dusen schön an der Macht. Doch, so kommentierte Dr. Willi Bredel den Freispruch des Mör ders: „Der Tag kommt, an dem nicht nur Dusenschön für seinen Mord an dem So zialdemokraten Dr. Solmitz zur Rechen schaft gezogen wird, sondern auch seine hohen Kumpane und Auftraggeber.“ Willi Bredel bei einem Vortrag vor Studenten der Fakultät für Journalistik Foto: Hoffmann Für „demokratischen Sozialismus zu revolutionär Afrikanische Probleme auf internationalen Konferenzen Angesichts der raschen Entwicklung der nationalen Befreiungsbewegung Afrikas und der Siege, die die afrikanischen Völ ker tagtäglich erzielen im Kampf gegen Imperialismus, Kolonialismus und Neo kolonialismus, für die ökonomische Un abhängigkeit und den Fortschritt, beschäf tigten sich zahlreiche Konferenzen und Tagungen mit verschiedenen afrikanischen Problemen auf politischem, wirtschaft- lichem und kulturellem Gebiet, sie haben aber verschiedene Ziele und verschiedenen Charakter. Entweder haben sie einen anti imperialistischen, antikolonialen Charak ter oder es sind Konferenzen, die im Dienst des Neokolonialismus stehen. Wir nahmen im Sommer dieses Jahres an drei internationalen Konferenzen, die sich mit afrikanischen Problemen beschäf tigten, teil. In diesem Artikel werde ich nicht über diese Tagungen berichten, son dern versuchen, sie einzuschätzen und die Lehren zu ziehen. Anfangs muß man feststellen, daß die afrikanischen Jugendlichen und Studenten ein starkes und klares Bewußtsein besitzen und eine klare antiimperialistische Haltung einnehmen; sie sind die Kräfte der Zukunft Afrikas. Die bedeutendste Konferenz war die erste aller afrikanischen Studenten in Belgrad (29. 8. bis 1. 9. 1962). Die afrikanischen Studenten standen immer an der Spitze im Kampf gegen den Kolonialismus, und bei der politischen Orientierung spielen sie weiter eine posi tive Rolle. Das hat die Belgrader Konfe renz, die von afrikanischen Organisationen veranstaltet wurde, sehr deutlich gezeigt. Das Niveau der Beiträge, der Diskussionen und die Beschlüsse der Konferenz waren für die zahlreichen afrikanischen Diploma ten, Gäste und Vertreter der internationa len Presse ein Beweis für die konsequente Haltung der afrikanischen Studenten und Jugendlichen im Kampf gegen den Neo kolonialismus und für Fortschritt, Demo kratie und Frieden. Die afrikanischen Studenten taten einen weiteren Schritt für die afrikanische Ein heit, indem sie die Union der afrikanischen Studenten in Europa gründeten. Das Statut ist von den Delegierten einstimmig an genommen worden. Die Union wird ihren provisorischen Sitz in London und ein stän diges Sekretariat in Prag haben. Sie wird alle afrikanischen föderativen Studenten organisationen zuerst in Europa (später in der ganzen Welt) vereinen. Sie wird eine antiimperialistische und fortschrittliche Po litik betreiben. Ich glaube, die Gründung dieser Union gehört zu den wichtigsten Be. Schlüssen der Belgrader Konferenz. Die afrikanische Union in der DDR kann stolz sein, daß unsere Delegation (23 Mitglieder) eine anerkannt führende Rolle bei der Konferenz spielte. Die zweite Konferenz war die afroskan- dinavische Jugendkonferenz in Oslo (10. bis 31. August 1962). An dieser Konfe renz nahmen über 200 Vertreter afrikani scher Organisationen und Vertreter ver schiedener skandinavischer Jugendorgani sationen teil. Hinter dieser Konferenz stand nicht nur die norwegische Regierung, son dern standen auch die NATO-Kräfte, an ihrer Spitze Vertreter des Auswärtigen Amtes der Bonner Regierung. Es gehört jetzt zu den Methoden der Neokoloniali sten, Länder, die ohne koloniale Vergan genheit sind, wie Norwegen und Österreich, für verschiedene Aufgaben der neokolonia listischen Politik zu beauftragen. Aber auch diese Methoden haben die Afrikaner de maskiert. Man wollte in Oslo den Afrika nern den „demokratischen Sozialismus“ lehren und die Vorteile der Zusammen arbeit mit dem Westen, besonders den EWG-Staaten propagieren. Aber die afrika nischen Völker wissen schon die Haltung der Sozialdemokraten Westeuropas gegen über der nationalen Befreiungsbewegung einzuschätzen. Diese Haltung unterscheidet sich meistens nicht von der Politik der Im perialisten. Aber die Afrikaner lassen sich nicht mehr irreführen, und so ist die Osloer Konferenz eine afrikanische Konferenz ge worden. In Reden und Resolutionen wur den Imperialismus und Kolonialismus scharf angegriffen. Am Ende kehrten die Gastgeber mit einer großen Enttäuschung zurück. Die Afrikaner waren für ihren „demokratischen Sozialismus“ zu revolutio när. Die Konferenz über die Entwicklungs hilfe, die vom Verband sozialistischer Stu denten, der SPÖ und der Regierung Öster reichs in Malestig bei Billack veranstal tet wurde, hatte keine anderen Hintermän ner als die Osloer Konferenz. Das Resultat dieses Manövers war, daß die afrikani- sehen Teilnehmer die Wahrheit über ver schiedene afrikanische Probleme darlegten und die neokolonialistischen Ziele, besonders der EWG, entlarvten. Sie haben die Kon ferenz boykottiert sowie in diesem Zusam menhang ein Kommunique veröffentlicht und eine internationale Pressekonferenz in Wien abgehalten. Im Kommunique ist zu lesen: „Wir Afrikaner stimmen darin über, ein, daß unser Hauptproblem die Entwick lung unserer Länder ist. Dafür brauchen wir vor allem Frieden und die Zusammen arbeit aller Nationen. Wir sind gegn alle Seminare und ähnliche Veranstaltungen, deren Zielstellung uns am Erreichen unse rer Ziele hindert, und wir werden uns nicht als Werkzeuge im kalten Krieg hergeben. Uns ist klar, daß die großen Länder jetzt erkennen, daß sie vor unseren Augen als Verurteilte stehen. Daher versuchen sie jetzt ihre üblichen Ziele zu erreichen, in dem sie kleinere Länder, besonders solche ohne kolonialistische Vergangenheit, als ihre Mittelsmänner vorschieben.“ H. J. fakten mann. Vor zwei Jahren hatte die Vereinigte Arbeitsgemeinschaft der Naziverfolgten in Hamburg e. V., Landesverband Hamburg, Volksaktionen und sowjetischer Entschluß bannten den Krieg (Fortsetzung von Helte 1) den dritten Weltkrieg einleiten? Denken Sie real, Herr Präsident! Kuba ist und bleibt das freie Territorium von Amerika..." Protestmeeting Unser Korrespondent Hans Joppich aus dem Herder-Institut schreibt: „Dem Auf ruf der Direktion des Herder-Instituts zu einem Protestmeeting gegen die jüngsten Machenschaften der USA-Imperialisten, die den Weltfrieden aufs äußerste gefähr den, waren alle Studierenden gefolgt. In einer kurzen, voller Leidenschaft vorge tragenen Ansprache an die Versammelten aus über 60 Ländern führte Frau Prof. Harig, Direktorin des Instituts, u. a. aus: „Wir hier am Herder-Institut sind mit dem Kampf des kubanischen Volkes eng Verbunden. Wir stimmen ein in den Kampfruf .Hände weg von Kuba!' Die Re volution hat den kubanischen Bauern Land gegeben. Die Revolution hat der Jugend Kubas das Recht auf Schulen gegeben. Die Revolution hat den rassisch Unterdrückten und den Frauen die Gleichberechtigung ge geben. Alle, die Bauern, die Jugend, die rassisch Unterdrücken, die Frauen, das ganze kubanische Volk, werden die Revo lution verteidigen. Wir sind an der Seite Kubas!" An der Wandzeitung des Instituts lesen wir Stellungnahmen der sudanesi schen Landsmannschaft und der Arbeits gruppe 17, in der Studierende aus Algerien. Ceylon. Griechenland, dem Irak, Israel und Nord-Rhodesien zusammenarbeiten, die- auf diese Weise ihre berechtigte Empörung zum Ausdruck bringen.“ Protest- bzw. Solidaritätserklärungen unterzeichneten u. a. die Professoren Sterba, Bertolini, Such, B ö n n i n- ger, Fischel, Otto und Georg Müller sowie zahlreiche Gewerkschafts- und FDJ- Gruppen. Für Oriente Entsprechend dem Aufruf der UGL zur Finanzierung von wissenschaftlichen Ge räten und Materialien für die Universität Oriente auf Kuba wurden an den Chemi schen Instituten 185 DM gesammelt. Im FGL-Bereich der Fakultät für Journalistik wurden 141,50 und vom 2. Studienjahr der Juristenfakultät 88 DM gespendet. Professoren, die das Morden lehren Mit sichtlichem Unbehagen, so wollen es einige Journalisten von westdeutschen Zeitungen gesehen haben, hätte der Vorsitzende des Schwurgerichts Stutt gart, Amtsgerichtsdirektor Willi Hoch, das Urteil im Prozeß gegen den Mas senmörder Professor Dr. Kurt Leib brand verkündet. Ob er das mit oder ohne Unbehagen tat, ist jedoch bei diesem Richterspruch völlig ohne In teresse, denn was so oder so bleibt, ist der Skandal: Ein zweiundzwanzig facher Mörder muß nicht für immer ins Zuchthaus, sondern darf frei seiner Wege gehen. Eine Sommernacht wird zur Mordnacht Die Morde, die der „Verkehrs- und Städteplaner Westeuropas Nr. eins“, Dr. Kurt Leibbrand, Professor der Eid genössischen Hochschule in Zürich, be fahl, wurden in der Nacht vom 21. zum 22. August 1944 vollbracht. Damals trug der heute blutbefleckte Professor die sen Titel noch nicht, dafür aber den eines Oberleutnants der Hitlerwehr- macht. Als Kompaniechef komman dierte er die 6. Kompanie des Eisen bahn-Pionier-Regiments 6. In dieser Eigenschaft gab er in besagter August- nacht den Befehl, die der Kompanie zu geteilten ..Hilfswilligen“ zu erschießen. Den „Hiwis“ sei nicht mehr zu trauen, interpretierte er deren mangelnde Be reitschaft, fünf Minuten vor Hitlers Ende dessen Los zu teilen. Im Wald von Orange und an der Brücke von Avignon töteten wenige Stunden spä ter Maschinengewehre 22 der nichts ahnenden Italiener. Nicht einmal die Farce eines gerichtlichen Verfahrens hatte Leibbrand für nötig gehalten. Wozu konnte er denn Befehle erteilen? Der erfundene Befehl Drei Sommer waren seit der Anzeige gegen Leibbrand bereits vergangen, als endlich dieses Jahr im September der Prozeß begann. Im vergangenen Jahr ließ es sich jedoch nicht umgehen, den Mörder-Professor wegen Fluchtverdacht zu inhaftieren. Doch Leibbrand hatte den Schemel in der Zelle noch nicht warm gesessen, da durfte er bereits gegen eine Kaution von 250 000 Mark wiedei- gehen. Unterdessen begann einer der Verteidiger, Dr. Laternser, Fach mann zur Rechtfertigung von Kriegs verbrechen, die Zeugen zu präparieren. Als es dann im September endlich zum Prozeß kam. waren alle Vorbereitun gen getroffen. Sich auf einen Befehl be ¬ rufend, ging der „Verkehrs- und Städte planer Nr. eins“ in die Verhandlungen. Wenn es auch nach den Aussagen der Zeugen, die es wissen mußten, diesen ominösen Befehl gar nicht gab, so hielt das Leibbrand und Laternser nicht da von ab, diese Version aufrechtzuerhal ten. Diese Taktik war dann auch der offizielle Anlaß für das Urteil: Frei spruch, da sich die Herren Richter „in großer Beweisnot befanden“. Welches Beweises mangelte es? Daß 22 Menschen wider Recht und Moral vom Leben zum Tode befördert wur den? Das bestritt nicht einmal der An geklagte, im Gegenteil: „Und nochmals sage ich: Ich konnte nicht anders.“ Etwa des angeblichen Befehls wegen nicht? Nicht doch, weil er kein Kom- mißkopf ist! „Ich bin kein Kommiß- köpf, der den Befehl entgegennimmt und sofort sagt: Erschießen! Ich habe mir Gedanken darüber gemacht und bin dann zu der Erkenntnis gekommen: Ich konnte und durfte gar nicht anders handeln. Kein Kompanieführer der Welt hätte es anders getan.“ So Leib brand in seinem Schlußwort, von den abkommandierten Claqueuren der Tra ditionsverbände frenetisch applaudiert. Welches Beweises mangelt es also? Daß es den Befehl, auf den sich Leibbrand berief, nicht gab! Es stand Aussage gegen Aussage, woraufhin die Geschwo renen murmelten „Im Zweifel für den Angeklagten“ und wider besseres Wis sen einen Massenmörder laufen ließen. Vorbilder bestraft man nicht Das Stuttgarter Urteil bei Licht be trachtet, offenbart jedoch, daß mit die sem juristischen Schachzug nur das Ge sicht einer bereits arg lädierten Justiz gewahrt bleiben sollte. Warum Amts gerichtsdirektor Hoch und seine Beisit zer Leibbrand ungeschoren lassen muß ten, das plauderte Kriegsminister Strauß’ „Deutsche Soldatenzeitung“ aus: „Leibbrand hat seinerzeit so gehandelt, wie jeder andere verantwortungsvolle Offizier handeln mußte und wie es im Ernstfall jeder Offizier der Bundeswehr tun müßte.“ Deswegen also kann man nicht umhin, den eidgenössischen Pro fessor vor dem Zuchthaus zu bewahren, denn „den einfachen Soldaten oder Truppenoffizier zur Verantwortung zu ziehen, wenn es sich um die Ausfüh rung eines Befehls handelt, deren Völ kerrechtswidrigkeit nicht klar auf der Hand lag“, ist „vom militärischen Stand punkt höchst bedenklich“. Das nun stammt nicht mehr aus der „Soldaten zeitung“, sondern von dem Theoretiker jener Morde, wie sie Leibbrand voll bringen hieß — Professor Dr. Erich Schwinge. Leibbrand und Schwinge — zwei Seiten einer Medaille Auf die Lehren des Globkes der Kriegsgerichte zu stoßen, wenn man den Stuttgarter Prozeß behandelt, ist mehr als natürlich. Denn die Beweg gründe der Morde von Orange und Avignon entsprechen genau seinen Ideen und Hinweisen. Leibbrand darf es sich zugute halten, daß er nicht „den größten Fehler, der trotz aller üblichen Erfahrungen in der Heeresgeschichte immer wieder zu be obachten ist“, begangen hat, nämlich „daß nicht rücksichtslose Gewalt ange wandt wird, um die Widersetzlichkeit niederzuschlagen und den Gehorsam zu erzwingen.“ (Schwinge.) Leibbrand praktizierte die Schwingeschen Hin weise, daß, wenn „Straftaten in man neszuchtgefährdender Häufung auftre ten“ (und „manneszuchtgefährdend“ war für - ihn die Haltung der Italiener, als sie sich nicht mehr auf die Schlacht bank treiben lassen wollten) bis zur Todesstrafe gegangen werden kann. Daß bei diesen Ansichten die Morde des Professor Leibbrand für den Professor Schwinge keine sind, versteht sich von selbst: „In Krisenzeiten, in denen die staatliche Ordnung erhöhten Belastun gen ausgesetzt und von der Gefahr des Zusammenbruches und der Auflösung bedroht ist, kann sich kein Volk mit normalen Abwehrmitteln begnügen.“ Diese These Schwinges, von ihm vor drei Jahren publiziert, hat für die Bon ner Ultras nicht nur historische Gül tigkeit, sie ist zugleich Programm. Die Eile, mit der sie gegenwärtig die Not standsgesetze rechtens machen wollen, zeigt es. Mit diesen Gesetzen erhält je der Bonner Nazi-NATO-Offizier Son-' dervollmachten, die ihm erlauben, zu handeln, wie Schwinge es lehrt und Leibbrand es praktizierte. Und da man unter diesen Umständen schlechter dings die Lehrmeister für ihr Wirken bestrafen kann, darum dürfen der gei stige und der leibliche Mörder sich Arm in Arm in den westzonalen, ergo frei heitlichen, Gefilden ihrer Freiheit er freuen. Offen bleibt die Frage: Wie lange noch? Edmurd Schulz Erste lateinamerikanische Universitäts-Sportspiele Die ersten lateinamerikanischen Uni versitäts-Sportspiele sind in Havanna durchgeführt worden. An den Spielen nahmen Vertreter aus zehn lateinameri kanischen Ländern teil. In Anwesenheit von Zehntausenden Zuschauern rief Raul Castro auf der Eröffnungsfeier die Gäste auf, nach der Rückkehr in ihre Länder über den Kampf und das Leben der kuba nischen Menschen und über ihre siegreiche Revolution zu berichten. Er bedauerte, daß die amerikanische Organisation des Stu dentensports ihre Teilnahme an dem Treffen abgelehnt hat. Veraltete Lehrpläne in Italien Völlig unzureichend, veraltet und her untergekommen sind die Schulgebäude in Italien, berichtete die amerikanische Nachrichtenagentur UPI in einem Über blick über das italienische Schulwesen. Es fehlt an Klassenzimmern, Lehrmaterial und Schulbüchern. Einige Schulgebäude in Neapel, in denen der Unterricht in drei Schichten erfolgt, entsprechen nicht einmal den Sicherheitsvorschriften. Ersatzlehrkräfte, die selten die Anforde- rungen erfüllen, sollen den Lehrermangel überbrücken. Es fehlen 100 000 Lehrer, um den dringendsten Bedarf zu decken. Auch der Lehrplan findet keinen Anklang, schreibt UPI. Kritiker schreiben, daß „der Lehrplan der höheren Schulen einer aristo kratischen Gesellschaftsschicht des 19. Jahr hunderts, jedoch nicht der demokra tischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts entspricht". „Beunruhigender“ Rückstand Die Zahl der Studenten, die die tech nischen Lehranstalten der USA absolvie ren. sinkt ständig, klagt das „Wall Street Journal“. 1958 erhielten 38134 Studenten Ingenieur-Diplome, 1961 waren es 35 860 und dieses Jahr werden es voraussichtlich noch weniger sein. „Mitarbeiter des Bil dungswesens erwarten, daß die Zahl der Absolventen mindestens bis 1965 zurück gehen wird“, bemerkt die Zeitung. „Eine solche Verringerung der Zahl der Absol venten ist um so bedenklicher, als sie vier Jahre nach dem Start des ersten Satelliten durch die Sowjetunion und zu einer Zeit erfolgt, da die Vereinigten Staaten ihrem Programm zur Erforschung des Kosmos immer stärkere Beachtung schenken“, schreibt das „Wall Street Journal“. Die amerikanische Regierung sei beunruhigt über die Möglichkeit eines Mangels an Ingenieuren und über die Tatsache, daß in der Sowjetunion heute bedeutend mehr Ingenieure das Studium beenden als in den USA. Universitätszeitung, Nr. 44, 1. 11. 1962, S. 5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)