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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
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Band 6.1962
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Ausbildung nicht nur kritisch, sondern auch kühn überdenken! Gedanken zur Lehre in den Gesellschaftswissenschaften — Von Dr. Hans Piazza, Institut für Allgemeine Geschichte Gedanken zur Lehre in den Gesellschafts wissenschaften — Von Dr. Hans Piazza, Institut für Allgemeine Geschichte Mit den Materialien des XXII. Partei tages der KPdSU, dem Dokument „Die geschichtliche Aufgabe der Deutschen De mokratischen Republik und die Zukunft Deutschlands“ und dem „Grundriß der Ge schichte der deutschen Arbeiterbewegung“ sind nicht zuletzt uns Gesellschaftswissen schaftlern scharfe Waffen in die Hand ge geben worden, deren sachgerechte Hand habung es uns ermöglicht, grundsätzliche Beiträge zum Kampf unserer Partei für- Frieden, Demokratie und Sozialismus zu leisten. Besonders die ins Schwarze tref fende Kritik des Genossen Walter Ulbricht auf dem 16. Plenum des Zentralkomitees der SED hat die Schwächen unserer ge samten Arbeit mit prinzipieller Schärfe und Offenheit bloßgelegt und uns über zeugend vor Augen geführt, daß wir ohne grundlegende inhaltliche Veränderungen in unserer Arbeit den erhöhten Anforderun gen des gegenwärtigen Kampfes nicht ge recht werden können. Es geht nicht darum, die vor allem in der Auswertung des XXII. Parteitags der KPdSU und des nationalen Dokuments er zielten Fortschritte zu verkleinern oder gar zu negieren, sondern darum, daß das an geschlagene Tempo nicht ausreicht und auch die eingeleiteten Maßnahmen zuwenig auf konzeptionelle und inhaltliche Ver änderungen orientiert waren. Dadurch konnte auch der schnellstens zu behebende Mißstand eintreten, daß an unserer Fach richtung (Geschichte) in der Auswertung des „Grundrisses der Geschichte der deut schen Arbeiterbewegung“ ein ernster Ver zug von nahezu vier Wochen eingetreten ist. Es kann nicht Aufgabe dieses Artikels sein, die vielschichtige Problematik des Grundrisses mit allen ihren Aspekten aus führlich zu behandeln. Vielmehr soll die Frage aufgeworfen werden, wie die Aus bildung unserer Studenten so um- oder neugestaltet werden muß, daß sie den An forderungen des Grundrisses — und damit den Erfordernissen unserer gesellschaft lichen Entwicklung entspricht. Die nach stehenden Gedanken beziehen sich vor wiegend auf die Arbeit der Historiker, sie sollen aber gleichzeitig dazu dwne,n, einen fruchtbaren Meinungsstreit der Wissen schaftler aller gesellschaftlichen Diszipli nen auszulösen, der durch die Vermittlung der besten Erfahrungen daztt beiträgt, einen Auf- bzw. Umschwung in der Ausbildung der Studenten in allen gesellschaftswissen schaftlichen Fächern zu erreichen. * Die Zwischenprüfungen und Staats examina, die Seminare und Konsultationen, die Hospitationen und Praktika der Stu denten haben immer wieder in oftmals drastischer Weise offenbart, daß es unse ren Studenten schwerfällt, die Fakten kenntnisse mit der Theorie richtig in Ein klang zu bringen und in politischen Dis kussionen konkrete Fragen mit unserer all gemeinen Problematik zu verknüpfen. Da das eine weitverbreitete Tatsache ist, muß logischerweise die Frage der rich tigen Orientierung unserer Ausbildung auf geworfen werden. Grundlegende Veränderung des Lehrplanes Alle Wissenschaftler unserer Fachrich tung sind sich darüber im klaren, daß ohne grundsätzliche Veränderungen im Lehr und Ausbildungsprozeß eine inhaltliche Wandlung nicht erreicht werden kann. Da kleinere Korrekturen dieses Übel nicht zu beseitigen vermögen, entschlossen wir uns, den Lehrplan grundlegend umzugestalten. Man mußte sich dabei von vielen alt hergebrachten Vorstellungen lösen und manche neue Einschnitte machen. Danach beginnt der Lehrprozeß im ersten Studien jahr mit der Geschichte der neuesten Zeit nach 1945, wobei- erstmalig die Vorlesungen zur deutschen Geschichte nach 1945 und die neuerarbeiteten Vorlesungen zur Ent stehung und Entwicklung des sozialisti schen Weltsystems und zum Zerfall des imperialistischen Weltsystems gleichzeitig gelesen werden. Dadurch sollen die Stu dierenden befähigt werden, sich vom ersten Tag ihres Studiums an stärker mit den wissenschaftlichen und politischen Pro blemen unserer Gegenwart vertraut zu machen und lernen, die Geschichte vom Blickwinkel unserer Zeit und nicht als Geschichte an sich oder vom Stand punkt der Urgeschichte oder der alten Ge schichte zu betrachten und zu betreiben. Die Verantwortlichen für die genannten Vorlesungen haben ihre Schwerpunkte ab gesprochen und als ihre wichtigste Auf gabe festgehalten, den Studenten die histo rischen Gesetzmäßigkeiten unserer Epoche klar darzulegen. Durch diese Umgestaltung des Studienablaufs sollen unsere Studie renden in die Lage versetzt werden, höheren gesellschaftlichen Verpflichtungen gerecht zu werden. Der neue Plan bezweckt darüber hinaus, den Studenten mehr Zeit zum drin gend notwendigen Selbststudium ein zuräumen. Keine Enge in der theoretischen Ausbildung der Studenten Diese Lehrplanänderung erscheint uns wirklich als eine wesentliche Neuerung, dennoch geben wir uns nicht der Illusion hin, daß damit die Probleme der Ausbil dung gelöst seien. Wir wissen, daß vor allem das theoretische Niveau der Studen ten nicht den Anforderungen genügt und einer grundsätzlichen Verbesserung bedarf. Aus diesem Grund haben wir eine Neu regelung für die Ausbildung im Grund lagenstudium getroffen, die in ähnlicher Form auch für andere gesellschaftswissen schaftliche Disziplinen eingeführt werden könnte. Alle unsere Studenten hören zwei Jahre Veranstaltungen zum dialektischen und historischen Materialismus am Philo sophischen Institut und ein Jahr Politische Ökonomie in der bisher üblichen Form des Grundlagenstudiums. Die Verantwortlichen für die Geschichtsvorlesungen haben den Auftrag erhalten, in ihren Lehrerveranstal tungen — entsprechend den Grundgedanken des Grundrisses — die Probleme der Stra tegie und Taktik der deutschen und inter nationalen Arbeiterbewegung und der Ge setzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Ent wicklung, vor allem des sozialistischen Aufbaus in den Mittelpunkt zu stellen. Schließlich wird im 3. und 4. Studienjahr in Verbindung mit dem Institut für Philo sophie eine durchgehende Vorlesung über ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ ■ ■ Vom Standpunkt des Praktikers Dr. Großmann, den wir in seinem Büro in der Forschungs- und Entwicklungsstelle ■ des VEB Kombinat Espenhain besuchten, 4 hat an unseren chemischen Instituten stu- । diert, er war drei Jahre Hilfsassistent und ■ drei Jahre Assistent, seit November 1958 1 arbeitet er im Kombinat. Wie zuvor in Böh- B len, stellen wir auch ihm die Frage: Was ■ braucht der Absolvent für seine Tätigkeit 1 im Betrieb? Was muß ihm die Universität a mitgeben? • Natürlich könne eine Universitätsausbil- ■ düng nicht so sein, daß sie jeder Anforde- ! rung der Praxis gerecht wird, so meinte er, ■ aber es müsse ständig überprüft werden, ■ ob die Ausbildung gerade auf dem Gebiet । der Chemie so praxisnah wie möglich ist. ■ Die Ausbildung der Chemiker an der Uni- ■ versität müsse auf jeden Fall berücksichti- • gen: ■ Erstens soll die Grundlage für die spä- | tere Tätigkeit im Fachgebiet geschaffen ■ werden. Das Handwerkszeug für den Che- I miker sind die Naturgesetze, die Kenntnis । der chemischen Grundprozesse usw. Bei ■ der Vermittlung dieses Rüstzeuges an die 1 künftigen Chemiker müßten besonders 5 auch die modernsten Methoden und Ver- ■ fahren berücksichtigt werden. Aus der 1 Sicht des Organikers gesehen sind das z. 5 B. Fragen der Anwendung der Gaschromo- ■ tographie oder der Infrarotspektroskopie. ■ Zweitens müsse auf diesem Grundwis- | sen basierend den Studenten das Rüstzeug ■ gegeben werden, Zusammenhänge zu ver- ■ stehen und Gelerntes anzuwenden. „Das ist das allerwichtigste'', sagt Genosse Dr. ■ Großmann. „Die Studenten müssen lo- ■ gisch, dialektisch denken lernen. Ich habe ü in meiner Tätigkeit als Assistent wahre Ge- ■ dächtnisgenies bei den Prüfungen kennen ¬ gelernt, aber das war nur eingepaukt. Wenn es um die Anwendung ging, versag ten sie.“ Unsere nächste Frage bezog sich auf die Praxisverbundenheit in der Ausbildung. Natürlich gibt es hier gewisse Kontakte zur Industrie, aber sie seien nach seinen Erfahrungen meist nicht zielgerichtet auf die Ausbildung bezogen. Dabei sei auch die Gegenseite wichtig, daß die Industrie den Instituten Themen und ganze Themen gruppen stellt. Er wisse aber, daß ein Teil der Hochschullehrer noch nie in der Indu strie war, so daß ihnen die Problemstellung in den Betrieben gar nicht bekannt ist. „Durch bloße organisatorische Maßnahmen wird hier nichts zu ändern sein", meinte der Espenhainer Chemiker. Dr. Großmann gab im Hinblick auf die Praktika den Hinweis, daß es vom Stand punkt des Praktikers gesehen günstig wäre, in Spezialpraktika in bestimmte tech nische Methoden einzuführen, z. 3. für die Physikochemie oder den Organiker in gas- chromotographische Analysen, in das Pro blem der Trennung von Substanzgemischen durch Destillation in hochwirksamen Kolon nen und deren gaschromotographische Auswertung. Kurz, die Studenten sollen einige wichtige Arbeiten der organischen Technik kennenlernen. Unter diesen Ge sichtspunkten sollten auch Diplom- und Doktorarbeiten in den Betrieben geschrie ben werden, wobei die straffe Anleitung von Seiten der Institute sehr wichtig ist. Genosse Dr. Großmann bemerkte anschlie ßend, daß man auf keinen Fall die poli tisch-ideologische Seite der Ausbildung von Chemikern vergessen dürfe, weil das die Voraussetzung für ihre verantwortungs volle Tätigkeit in einem volkseigenen Be trieb oder in einem Labor ist. R Plandiskussion 1963 Geschichte der marxistischen Philosophie gehalten. Es müßte hier noch überprüft werden, inwieweit man auf die vor marxistische Philosophie eingehen müßte, da erst durch die Behandlung dieses Kom plexes die Revolution in der Philosophie so recht ins Auge springen würde. Diese Neugestaltung der Grundausbil dung soll die bisher vielfach auftretende Enge in der theoretischen Ausbildung unse rer Studierenden überwinden und sie zu wirklich gebildeten Marxisten-Leninisten machen. Ich denke, daß sich diese Art der theoretischen Ausbildung wirklich lohnt, denn die Erfahrungen, die gerade mit die sem System in der Sowjetunion erzielt wurden, sprechen eine beredte Sprache. Plandiskussion mit den Studenten Eine wichtige Seite in der Ausbildung der Studenten kommt dem Praktikum zu, dient es doch ihrer unmittelbaren Vor bereitung für den Einsatz in der sozia listischen Praxis. Aus diesem Grund macht sich ebenfalls eine Änderung notwendig. Oftmals ist es so gewesen, daß die Stu denten zuwenig berufs-, d. h. praxis- Wir fordern alle Gesellschaftswis senschaftler auf, zu den auf dieser Seite aufgeworfenen Problemen der Veränderung der Ausbildung, Stel lung zu nehmen. verbunden eingesetzt worden sind. Beson ders drastisch ist das unserer Meinung nach bei den Lehrern für Gesellschafts wissenschaften zutage getreten. Diese Stu denten kommen aus der Praxis, haben vielfach jahrelang produktiv gearbeitet. Im Praktikum werden sie aber wieder in die Betriebe geschickt, um körperliche Arbeit zu leisten. Das entspricht unserer Auf fassung nach nicht ihrem späteren Einsatz. Es sollte für alle Lehrerstudenten obligato risch sein, daß sie alle Praktika in der Schule, in der Pionierorganisation, in an deren pädagogischen Einrichtungen (z. B. in der Ganztagsschule) oder in Betrieben, in denen die polytechnische Ausbildung der Schüler stattfindet, absolvieren. Die Lehrer für Gesellschaftswissenschaft dagegen sollen in Parteikabinetten, Partei- und Gewerk schaftsschulen oder in anderen Institutionen mit propagandistischem oder agitatorischem Profil eingesetzt werden. Wir werden alle diese Probleme auf einer Studentenkonferenz im Oktober be raten. Diese Konferenz soll das Ziel haben, die Studenten in die Plandiskus- sion, die bei uns mit der Auswertung des Grundrisses faktisch identisch ist, einzube ziehen, denn wir sind der Auffassung, daß eine Fixierung des Planes für 1963 nicht ohne die Studenten vorgenommen werden sollte, daß es darauf ankommt, die Erfah rungen der Studenten mit auszuwerten und auch die in ihrer Arbeit schlummern den Reserven aufzudecken. Es muß bei den Studenten die Überzeugung erreicht werden, daß jeder Studienplatz eine Plan position ist. Wer folglich schlecht studiert oder gar sein Studienziel nicht schafft, ge fährdet den Plan. In ihren Jahres- und Diplomarbeiten müssen die Studenten sich solche Probleme auswählen, die volkswirtschaftlich oder bewußtseinsbildend von Bedeutung sind, sie sollen den Forschungsschwerpunkten der Institute entsprechen. Wir können es uns nicht mehr leisten, daß solche auf wendige, bzw. für unsere praktische Arbeit zumindest wenig nützlichen Themen wie „Haube und Schleier im 7. und 8. Jahr- ' hundert“ weiterhin bearbeitet werden. An unserer Fachrichtung wurde beschlossen, daß die Themen für die Staatsexamens- arbeiten vom Fachrichtungsrat ausgegeben und bestätigt werden. Dadurch soll ver mieden werden, daß Kräfte auf gegen wärtig weniger wichtige Unternehmen ge lenkt werden. Verschnaufpause fehl am Platze Doch reichen all die vorgesehenen Maß nahmen aus? Es wurde schon gesagt, daß wir in der Auswertung des Grundrisses einen ernsten Tempoverlust haben. Das ist ein Zeichen dafür, daß wir die Grund gedanken des 16. Plenums der SED noch nicht voll erfaßt haben, daß es bei uns völlig ungerechtfertigte Tendenzen zur Selbstzufriedenheit gibt. Zu viele offene Fragen gibt es noch, als daß wir uns eine Verschnaufpause erlauben können. Noch nicht alle Mitglieder unserer Fachrichtung haben erkannt, daß es sich bei den Be schlüssen des 16. Plenums nicht um eine Angelegenheit des Instituts für deutsche Geschichte, sondern um eine Sache der ganzen Partei, des ganzen Volkes handelt. Es wäre falsch, lediglich in der deut schen Geschichte die grundlegenden Er kenntnisse des 16. Plenums auszuwerten. Solange der Grundriß nur als eine exakt wissenschaftliche Darlegung der 120jährigen Geschichte der deutschen Arbeiterbewe gung angesehen wird, und nicht gleich zeitig als ein Lehrbuch der Anwendung des historischen Materialismus, das allen Gesellschaftswissenschaftlern entscheidende Impulse zur Verbesserung ihrer Arbeit gibt, kommen wir keinen Schritt weiter. Deshalb muß an alle Gesellschaftswissen schaftler der Appell gehen, ihre Lehr veranstaltungen an Hand einer schöpfe rischen Auswertung des Grundrisses zu überprüfen. Probleme für alle Gesellschaftswissenschaftler Ich bin der Meinung, daß zumindest vier Grundfragen, die sich aus dem Grund riß ergeben, für alle Gesellschaftswissen schaftler von großer Bedeutung sind. 1. Es ist bekannt, daß sich durch den ge samten Grundriß mit beispielhafter Konse quenz der Kampf der Arbeiterklasse unter Führung der Partei um die Er oberung der Macht wie ein roter Faden zieht. Demzufolge muß es Aufgabe aller Lehrbeauftragten in den gesellschafts wissenschaftlichen Disziplinen sein, ihre Manuskripte nach der „roten Linie“ ihres Vorlesungs- oder Seminarthemas durch zugehen. Ein einfacher chronologischer Abriß mit gelegentlichen theoretischen Be zügen genügt nicht mehr. Klar muß das Hauptanliegen jeder Lehrveranstaltung herauskristallisiert werden. 2. Der Grundriß zeichnet sich neben an derem durch eine exakt wissenschaftliche Periodisierung aus, die Ergebnis eines wirklich schöpferischen Meinungsstreits ist und neue bedeutsame Aspekte aufwirft. Walter Ulbricht begründete in seiner Rede vor dem 16. Plenum die Prinzipien einer wissenschaftlichen Periodisierung. Diese Prinzipien sollten von allen Gesellschafts wissenschaftlern zum Anlaß genommen werden, sie auf ihr Gebiet anzuwenden und mittels wissenschaftlicher Aussprachen Neufestlegungen für ihr Forschungs- und Lehrgebiet zu treffen. ’ 3. Breiten Raum widmete Genosse Walter Ulbricht der Widerlegung der Misere theorie. Auch bei uns gab es Anhänger dieser Theorie. Doch wir wollen nicht sagen, daß mit der Beweisführung Walter Ulbrichts über die Haltlosigkeit und Ge fährlichkeit dieser Theorie dieses Problem ohne unsere eigenen Anstrengungen ver schwindet. Wir müssen gerade in unseren Vorlesungen stärker die revolutionären Traditionen, die Massenkämpfe und auch die positiven Seiten solcher Ereignisse herausarbeiten, die vorübergehend mit einer Niederlage der fortschrittlichen Kräfte endeten. Solange in den Unter richtsstunden unserer Studenten beispiels weise bei der Behandlung der Pariser kommune oder der Novemberrevolution im wesentlichen die Ursachen für die Nie- derlage konkret haftenbleiben, die heroischen Kämpfe der Arbeiter aber nicht plastisch vor den Augen der Schüler er stehen, ist etwas an der Ausbildung der Studenten der historischen Institute be teiligen sich bei der Erforschung der Geschichte der Karl-Marx-Universität anläßlich des bevorstehenden 10. Jah restages der Namensgebung unserer Universität. Feto: HFBS Studenten falsch, denn unbewußt, aber trotz allem kommt hier eine Widerspiege lung der Miseretheorie zum Ausdruck. 4. Immer wieder wird im Grundriß von dem Kampf zwischen den zwei Grund richtungen in der internationalen Arbei terbewegung gesprochen. Diese schöpfe rische Verarbeitung der Leninschen Hin weise hat für alle Gesellschaftswissen schaftler eine fundamentale Bedeutung, gilt es doch, den zwei Grundrichtungen nicht nur in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung nachzugehen, sondern sie für alle historischen Prozesse und Perioden aufzudecken. Damit wird zwangs- läufiig der Miseretheorie ein entscheiden der Schlag versetzt. Genügt das theoretische Niveau der Wissenschaftler? Es versteht sich, daß in diesem Artikel nicht alle wichtigen Probleme, die der Grundriß aufgeworfen hat, zur Debatte gestellt werden können. Doch allein diese knappe Aufzählung macht unwiderlegbar deutlich, daß es sich beim Grundriß, wie bei allen Parteidokumenten um wirklich wissenschaftliche Leistungen handelt, an die auch mit der nötigen Verantwortung herangegangen werden muß. Wir haben in unserer Fachrichtung oftmals die Tendenz gehabt, diese wissenschaftliche Leistung der Partei nicht genügend zu würdigen bzw. überhaupt nicht zu erkennen. Auch die Tatsache, daß nicht alle unsere Wissen schaftler den Grundriß studiert haben, be legt -diese Behauptung erneut. Es ergibt sich das Kuriosum, daß aus den Arbeiten bürgerlicher Wissenschaftler, die beileibe nicht die Bedeutung des Grundrisses be sitzen und keinen Vergleich mit ihm aus halten, umfängliche Exzerpte angefertigt werden, daß man sich bei der Durcharbei tung des Grundrisses jedoch noch vielfach mit bloßem Lesen begnügt. Das ist für- wahr eine „Genügsamkeit“, die einem Wis senschaftler an einer sozialistischen Uni versität schlecht zu Gesicht steht. Der gegenwärtige Stand in der mar xistisch-leninistischen Fundierung unserer Wissenschaftler reicht nicht mehr aus, um die neuen Erkenntnisse und die philosophi schen Verallgemeinerungen, die in den Parteibeschlüssen enthalten sind, immer voll zu erfassen. Damit erhebt sich ge bieterisch die Forderung nach der Erhöhung des theoretischen Niveaus insonderheit des wissenschaftlichen Nachwuchses, denn wir sind der Meinung, daß eine grundsätzliche inhaltliche Veränderung des Ausbildungs ganges unserer Studenten, ohne diese empfindliche Lücke zu schließen, undenk bar ist. Von unserer Fachrichtung wurden hierzu schon wichtige Maßnahmen ein geleitet (wissenschaftliche Kolloquien zur Auswertung des Grundrisses bei gleich zeitiger Durcharbeitung der Hauptwerke der Klassiker), die berufen sind, dieses Problem zu lösen. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß ohne eine klare Orientierung der staat lichen Leitungen, ohne ein enges Zusam menwirken zwischen ihnen und den Par tei- und Massenorganisationen und nicht zuletzt ohne eine stärkere Einbeziehung der Professoren in den direkten Lehr- und Erziehungsprozeß die Neugestaltung der Ausbildung nur eine halbe Sache bleiben muß. Gerade unsere verdienten Professoren, die uns durch ihre wissenschaftlichen Lei stungen Vorbild sind und über große Le benserfahrungen verfügen, könnten dank ihrer Persönlichkeit maßgeblich zu einer grundsätzlichen Verbesserung der studen tischen Ausbildung beitragen und dadurch einer wichtigen Forderung des Grundrisses Gestalt und Form verleihen. Universitätszeitung, Nr. 39, 27. 9.1962, S. 4
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