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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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Band 6.1962
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Sdiarlatan des T^assismus... In dem Staat, in dem der deutsche Mili tarismus zum dritten Mal den Weg der Revanche und des Krieges beschreitet, in dem der Verfasser und Kommentator der Nürnberger Gesetze, Globke, als Intimus des Kanzlers fungiert, in dem der kalt blütige Mörder Fränkel Generalbundes anwalt werden konnte, in dem Hitler generale die Armee und Wehrwirtschafts führer die Wirtschaft kommandieren, Nazi diplomaten das Auswärtige Amt, SS-Leute und Gestapobeamte den Polizeiapparat, 1 Blutrichter die Justiz beherrschen, da blüht auch der Weizen für die „alten Kämpfer“ unter den Akademikern. Die intellektuellen Wegbereiter Hitlers, die Verfechter der fa schistischen Rassen- und Lebensraumtheo rie sind wieder Inhaber von Lehrstühlen und dienen heute der Politik der Bonner Ultras. Einer von ihnen ist der ordentliche Pro fessor für Soziologie und Sozialanthropolo gie an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg, Karl Valentin Müller. Er ist Vorstands mitglied der Deutschen Akademie und Deut schen Gesellschaft für Bevölkerungswissen schaften, Mitglied mehrerer internationaler soziologischer Vereinigungen und konnte sogar als Generalsekretär des „Instituts International de Sociologie" fungieren. K. V. Müller hat am Aufschwung der empirischen Soziologie in Westdeutschland durch mehrere Publikationen Anteil ge nommen und versucht als versierter Fach mann und selbstloser Gelehrter zu erschei nen. So beschwört er den „unbestechlichen Erkenntniswillen und die unvoreingenom mene Wahrheitssuche“ in der bürgerlichen Sozialwissenschaft, um den Anschein zu erwecken, als habe er in wissenschaftlicher Redlichkeit mit dem Faschismus gerungen: »Auch dort haben wir echte Wissenschaft treiben können, aber oft unter gewissen Auflagen, die zur Tarnung durch eine Art Geheimsprache, die nur dem Wissenden Verständlich war, nötigten.“ 1 ) Rassengehege mit Aufzuchtförderung Und hier ist diese „Geheimsprache“ K. V. Müllers im Jahre 1935: „Wenn die nordische Rasse im wesentlichen als die Führerrasse, ... als die im Durchschnitt begabteste angesprochen werden muß, so wird ... in großen Durchschnitten ein Ge fälle nordischer Rassenzüge nach der so zialen Stufenfolge beobachtet...") „Die Sippen, die von der freiwilligen oder .ge setzlichen Unfruchtbarmachung nicht er faßt und damit aus dem Rassengehege aus geschieden werden, sind in ihrem volks- fakten Dr. Jansen (Karlsruhe): Für deutsche Konföderation Für eine deutsche Konföderation, wie sie 'm nationalen Dokument vorgeschlagen ist, hat sich der Leiter der „Gemeinschaft deut scher Wissenschaftler zum Schutze der freien Forschung“ in der Bundesrepublik, Dr. Ottokar Jansen, ausgesprochen. „Aller Wahrscheinlichkeit nach gefällt der DDR auch vieles an uns nicht. Wir wollen Ja nur als konföderierte Staaten miteinan- der im edlen Wettstreit leben, aber Leben "'ollen wir alle! Wenn es zum Letzten käme, würde so mancher sagen: Liebel' rot als tot! In diesem Wettstreit würde man ja sehen, welches System besser ist . . . Man muß nicht Kommunist sein, aber auf keinen Fall darf man Antikommunist bleiben; denn dies ist eine absolut undemokratische Einstellung." MARGI NALIEN Studentenbunker für Strauß Die westdeutsche Bundesvermögensver- Waltung hat zum 31. August allen Studen- ten gekündigt, die seit Jahren in Bonn in 2wei Bunkern aus dem Kriege wohnen, 'Veil diese Bunker jetzt von der Bundes- 'Vehr wieder für Sanitätsstellen, Lager- Dlätze und „Befehlsstände“ beansprucht 'Verden. Für die Bunkerunterkünfte zah- en die Studenten monatlich 15 D-Mark, das ist ein Zehntel der Miete, die in der Fegel für eine „Studentenbude“ auf dem »freien“ Bonner Wohnungsmarkt gefordert *'10. Die Bundesvermögensverwaltung hat den jetzt obdachlos werdenden Kommili- 'onen keine neuen Quartiere zur Verfü gung gestellt. Da Tausenden Zimmernach- [regen nur ein tägliches Angebot von drei bis vier außerordentlich teuren Zimmern &egenübersteht, ist die Hoffnung der Bun- kerstudenten auf eine Unterkunft in Bonn oder Umgebung so gut wie aussichtslos. Mit besonderen Schwierigkeiten haben in Bonn die ausländischen, vor allem die far- bigen Studenten zu kämpfen. Deprimierend War die Zimmersuche für einen jungen Senegalesen, dessen Wirtsleute gestorben Waren und den die Erben kurzerhand auf die Straße gesetzt hatten. „Nein, an Farbige Vermiete ich nicht“, lautete die stereotype Antwort, die er immer wieder zu hören bekam. In die Bunker in Bonn am Rhein zieht jetzt — wer sonst? — die Bundeswehr ein. Ach vorbei ist die schöne Zeit der Bunkerstudentenherrlichkeit... züchterischen Werte noch durchaus un gleichartig .. .“ 2 b) „Soll die Erneuerung des deutschen Volkes aus Blut und Boden unter öffent licher Förderung nur- durch den Bauern stand erfolgen, oder müssen nicht vielmehr grundsätzlich in jedem Stand, in den für ihn typischen Auslesegruppen erhaltungs- und fördernswerten Erbguts ..., Züchtungs- «gehege mit besonderem Nachwuchsschutz und Aufzuchtförderung eingebaut wer- den?"2c) Das ist die „Geheimsprache, die nur dem Wissenden verständlich war“, die K. V. Müller in seinem Bueh „Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft“ benutzte. Man könnte bei K. V. Müller vom Auf stieg durch Rassismus zur Professur spre chen, denn 1938 noch Dozent an der Uni versität Leipzig, wurde er 1939 außer ordentlicher Professor an der TH Dresden und 1940 ordentlicher Professor an der Universität Prag. Überblickt man seinen Entwicklungsgang, fällt die Unverfroren heit auf, mit der sich K. V. Müller mit seinen rassistischen Theorien schon in den zwanziger Jahren bei Sozialdemokratie und Gewerkschaften anbiederte, und heute, nachdem er bei den Faschisten Karriere machte, mit der Miene eines Biedermannes seine wissenschaftliche Redlichkeit be schwört, obwohl er nicht nur nichts von seinen rassistischen Thesen widerrufen hat, sondern mit nur gering variiertem Voka bularium einige Hauptthesen offen weiter verficht, andere, die direkt ihren faschisti schen Charakter verraten, stillschweigend in seinen Arbeiten voraussetzt. Diese Kon tinuität, die der erstaunlichen Wandlunes- und Anpassungsfähigkeit K. V. Müllers entgegenzustehen scheint, erklärt sich ans kationen nach 1945 steht, ist die Behaup tung, daß die oberen sozialen Schichten mehr begabte Menschen hervorbringen, als die unteren. 1936 leitete er die angeb lich höhere Begabung der Ausbeuterschich- ten daraus her, daß » .. in großen Durch schnitten ein Gefälle nordischer Rassen züge nach der sozialen Stufenfolge .. .“ 12 ) zu beobachten sei. Nach 1945 benutzt er Methoden der empirischen Soziologie, um diese erzreaktionäre These mit einem um fangreichen Zahlenapparat pseudowissen schaftlich zu belegen. Ausgerechnet der Faschist K. V. Müller erhielt schon 1946 von der Landesregierung Niedersachsen für das Von ihm geleitete Institut für empi rische Soziologie in Hannover den Auftrag, die „anscheinend so wenig demokratisch funktionierende Auslese höherer Schulen“ zu untersuchen, 13 ) Er kam — wie nicht anders zu erwarten war — zu dem Ergeb nis, daß kein Bildungsprivileg bestehe, son dern fand die Grundthese der sozialanthro pologischen Wissenschaft, „daß ... die so zial führenden Schichten vorwiegend Män- ner von höherem Begabungspotential ent halten“ 14 ), bestätigt. K. V. Müller ermittelte durch „ge schärftes und anonym abgegebenes Lehrer urteil“, daß etwa 45 Prozent aller Kinder der Oberschicht, etwa 25 Prozent der Kinder der gehobenen Mittelschicht, aber nur 4 Prozent der gehobenen rundschicht und nur etwa 1,5 Prozent der Grundschicht unbedingt oberschulfähig sind. Dafür seien 32 Prozent der Kinder der Grundschicht „deutlich minderbegabt“ oder „hilfsschul bedürftig“. 15 ) Daß diese Statistik alle Vor urteile einer nicht entnazifizierten Lehrer schaft und die Ergebnisse eines undemo kratischen Schulsystems widerspiegelt, daß weder die zentrale Kategorie seiner Unter suchung, der Begriff der Begabung, wissen Ergebnis, daß ein Intelligenzgefälle bestehe zwischen Kindern von Kraftfahrern mit eigenem Wagen und ohne eigenem Wagen, daß Kinder aus größeren Bäckereien tüch tiger sind, als solche aus kleinen Bäckereien und daß eine intellektuelle Abstufung be stehe zwischen Kindern von Arbeitern mit und ohne Hausbesitz, denn „die sozial anthropologische Prognose, die eine Stabili tät der Bewährungselemente zugrunde legt, wie sie durch die soziale Siebung für die einzelnen Familien charakteristisch war“, 18 ) soll ja durch seine Untersuchung belegt werden. Sozialanthropologie „ermittelt“: Müller klüger als Fiedler 1926 macht es sich K. V. Müller übrigens leichter, die „überragende Bedeutung der Erbanlagen für die soziale Bewährung des Menschen“ auf seine betont wissenschaft liche Art zu „beweisen“. 19) Er verglich die Zahl der Familiennamen, die Berufsbe zeichnungen ausdrücken, mit der Zahl der Prominenten, die diese Namen tragen. Als Quellen dienten ihm Adreßbücher und das Nachschlagewerk „Wer ist wer?“. Er kam zu dem Ergebnis, daß jeder 100. namens Goldschmied, jeder 150. Kaufmann, jeder 200. Schmied und Wagner, jeder 300. Schulze und Müller, jeder 400. Huber, jeder 500. Henker und nur jeder 600. Fiedler es zu etwas gebracht haben. Da sich nach der „sozialanthropologischen Wissenschaft" „die Bewährung des einzel nen mit der Wertigkeit seiner Sippe in weitgehendem Maße deckt“, kam K. V. Mül ler zu der Auffassung, daß sich bei den heutigen Namensträgern, der Beruf des Stammvaters’ der Sippe widerspiegle, der eine bestimmte Intelligenz voraussetzte. Da ... sitzt nicht hinter Gittern, sondern auf dem Lehrstuhl einer westdeutschen Hochschule .. Von Herbert F. Wolf der Kontinuität in der Politik und den Zielen der deutschen Großbourgeoisie, die heute in Westdeutschland wieder „alles konserviert und belebt, was es in der deut schen Geschichte an Rückständigem, Bar- 'barischem und Unmenschlichem, an Dumm heit und Borniertheit — gegen das eigene Volk und gegen andere Völker — gibt.“ 3 ) Kolonialpropaganda in den Gewerkschaften schaftlich bestimmt ist, noch die Schichten einteilung einer wissenschaftlichen Kritik standhält, das stört K. V. Müller nicht. Die Untersuchung, der jede wissenschaftliche Aussagekraft abgesprochen werden muß, beweist gerade im Gegenteil, daß die An lagen und Fähigkeiten der Arbeiterkinder und der Kinder anderer Werktätiger durch die westdeutsche Schule nicht entwickelt werden, während dagegen das Milieu in Elternhaus und Schule günstige Bedingun gen für die Kinder der besitzenden Klassen her sei es natürlich, daß die Goldschmiede und Kaufmänner weitaus intelligenter seien, als die Menschen namens Bäcker, Schuster oder Fischer. Auch die Krämer und Schreiber seien Auslese, während die Huber und Henker keine rassische Substanz hätten und erst recht die Fiedler, „deren Namensbegründer wohl meist zum fahren den Volk gehörten“, natürlich bis in alle Zukunft hinein nichts taugen dürften. 20 ) Man rechnet verstört nach und stellt fest, daß die Ahnen vor zwölf Generationen die Worin bestehen die Leitthesen K. V. Mül lers? Durchgehend findet sich in den Publi kationen K. V. Müllers die These von der Ungleichwertigkeit der Menschenrassen. 1927 schrieb er: „Der Wert der Kultur, der Sinn des Lebens, die Richtung und die Ziel punkte der Entwicklung aller Kulturen quellen zutiefst aus der rassischen Wesen heit der Menschen hervor." 4 ). „Es steht nunmehr ganz einwandfrei die niedrige Intelligenzstufe des Negers fest.“ 5 ) „Schon heute liegt auf der Hand, daß Staaten vorwiegend nordischen Blutes nicht zufällig zu ihrer kulturlichen Führer rolle kamen .. .“ 6 ) K. V. Müller protestierte, daß in den Gewerkschaften „ .. nach bolschewistischem Muster, die Befreiung der unmündigen Völker“ 7 ) ... propagiert werde, forderte die Zurückgabe der deutschen Kolonien und begründete den Kolonialismus mit der rassischen Minderwertigkeit der Kolonial völker, „da ja ... noch gar nicht feststeht, ob und inwieweit sie überhaupt nach un seren Begriffen organisierbar und für Kul tur erziehbar sind. . ,“ s j „Einvolkung" der Tschechen Was der „Sozialist“ K. V. Müller Mitte der zwanziger Jahre in den Gewerkschaften propagierte, vertrat der „Nationalsozialist“ K. V. Müller in großer Manier in der Ära Hitlers. Die These vom Führungsanspruch der nordischen Rasse benutzte er jetzt im besonderen für die Rechtfertigung der Annexion der CSR und anderer slawischer Länder. In zahlreichen Publikationen ver suchte er nachzuweisen, daß allein der Zu fluß deutschen Blutes „deutscher Einfluß, deutschstammige Führer, Erneuerer, Wek- ker und Gestalter an dem nationalen und kulturellen Aufstieg der Ostvölker be teiligt waren.“ 9 ) So sei der Aufstieg des tschechischen Volkes „... von einem allen höheren Leistungsträgern entrahmten, dienenden Bauernvölkchen zu der späteren beachtlichen Leistungshöhe .. .“ 10 ) auf den Zufluß deutschen Blutes zurückzuführen. Durch diesen „rassen- und gesellschafts biologischen Äufwertungsprozeß“ 11 ), den K. V. Müller zu belegen versuchte, indem er deutsche Namen auf den Grabsteinen tschechischer Friedhöfe registrierte, recht fertigte er pseudowissenschaftlich die Un terdrückung und die geplante nationale Vernichtung des tschechischen Volkes. K. V. Müller, der heute in Westdeutsch land revanchistische Bestrebungen unter stützt, gehört — was durch eine Fülle von Beispielen aus seinen Publikationen belegt werden kann — seit den zwanziger Jahren zu den exponierten Verfechtern faschisti scher Rassen- und Eroberungspolitik und ist als einer der intellektuellen Urheber mitschuldig an den faschistischen Ver brechen, die an den slawischen Nachbar völkern verübt wurden. „Arbeiterkinder unbegabt“ Eine weitere Grundthese K. V. Müllers, die vor allem im Mittelpunkt seiner Publi Karikatur: Beier-Red beinhaltet. Gerade den Einfluß des Milieus möchte K. V. Müller negieren und alles der Vererbung und der „Wertigkeit der Sippe“ zuschreiben, da die „sozialrelevanten An lagen, hinsichtlich derer eben schon die Elterngruppen siebungsmäßig durch Gene rationen hindurch überprüft und so auf die gehobenen Sprossen der sozialen Stufen leiter gelangt waren“, ausschlaggebend für die soziale Bewährung der Kinder seien. 111 ) Apologetik K. V. Müller benutzt seine Untersuchun gen also, um nicht nur das reaktionäre Schulwesen, sondern die gesamte kapitali stische Gesellschaftsordnung zu rechtferti gen: „Aus unseren Befunden geht klar her vor, daß die soziale Ordnung unserer im wesentlichen nach liberalen Grundsätzen gesteuerte Gesellschaft im großen und gan zen sachgerecht siebt, daß in ihr die Tüch tigsten auf die Dauer die großen Chancen haben, verantwortliche Führungsstellen in Verwaltung, Kultur und Wirtschaft zu be setzen.“ 17 ) Im Detail macht K. V- Müller ausschließ lich Feststellungen, die seine apologetischen Thesen belegen. So kommt er sogar zu dem ansehnliche Zahl von 2048 Menschen um fassen und vor dreizehn das Doppelte, so daß selbst bei Einbeziehung der wissen schaftlich absolut unhaltbaren These von der Konstanz der Erbmasse, der Stamm vater einer Namenssippe nur mit dem Teil eines Tausendstels seiner Erbmasse in einem heute, lebenden Menschen vertreten wäre und fragt sich, was diese Scharla tanerie mit Wissenschaft zu tun hat. Aber K. V. Müller hatte und hat nicht die Ab sicht wissenschaftlicher Forschung und exakter Beweisführung, sondern ihm geht es darum, die unwissenschaftlichen Thesen der reaktionären Sozialanthropologie, die auf rassistischen Thesen aufbaut, durch ein eklektisches oder verfälschtes Material zu belegen und die ganze Theorie für die Politik der reaktionären Großbourgeoisie und ihrer jeweils herrschenden Clique nutzbar zu machen. Fakten, die nicht in sein Gesamtbild passen, werden durch Kom mentar in ihr Gegenteil verkehrt. So stellte K. V. Müller in den letzten Jahren fest, daß Kinder von abgeworbenen Familien aus der DDR in westdeutschen Schulen besser abschneiden. Natürlich kann K. V. Müller nicht zugeben, daß die Demo kratisierung des Schulwesens in der DDR zu besseren Bildungsergebnissen führte. Da schiebt er die Ursache einfach auf die bes sere rassische Substanz und kommentiert: „Die Zuwanderung aus der SBZ aus allen sozialen Schichten brachte eine positive Aus lese nach Tüchtigkeit und Persönlichkeits profilierung.“ 21 ) Die von Westdeutschland aus systematisch betriebene Ab Werbung habe „für Mitteldeutschland ... eine aus gesprochene Auslaugung an Begabungs trägem zur Folge“. 22 ) Antikommunismus Der Antikommunismus gesellt sich har monisch zu Rassismus, Apologetik und Fälschung. K. V. Müller, der das Bildungs privileg im Kapitalismus rechtfertigt, scheut sich nicht, gegen die sozialistischen Länder, in denen jeder Mensch entspre chend seinen Fähigkeiten freie Entwick lungsmöglichkeit hat, in primitiver Weise zu hetzen: „Die kollektivistische Gesell schaft ... hat andersartige Siebungs- und Ausleserichtlinien ... nicht im Sinne des Humanismus der Kultur freier Persönlich keiten.“ 23 ) Aus der Feder von K. V. Müller wirkt diese Formulierung wie ein Bume rang gegen die Gesellschaftsordnung in Westdeutschland, wo an den Universitäten — wie er selbst ausweisen muß — nur 3,6 Prozent der Studenten Arbeiterkinder sind. Ein Gesinnungsbruder Globkes Das Gesamtbild über K. V. Müller run det sich ab, wenn man erfährt, daß er schon seit den zwanziger Jahren zu den eifrigen Verfechtern der „Rassenhygiene“ gehört, die Losung vom Volk ohne Raum propagierte und neomal thusianistische Theorien vertrat. So schrieb er in den zwan ziger Jahren: „Rassenhygiene, das heißt zielbewußtes strenges Streben nach Hebung der Güte der Erbmasse als soziales Kampf mittel“ und empfahl die Unfruchtbar machung rassisch Minderwertiger. 24 ) Mit der „Verpantschung köstlichen rassischen Erbgutes“ müsse Schluß gemacht werden, da sonst die Kultur entarte und der „Rassentod“ drohe. 25 ) Er verstieg sich zu der These: „Die Überfruchtbarkeit der Far bigen ist eine viel furchtbarere, wenn auch äußerlich nicht so aufreizende Drohung im perialistischer Art, als alle Flotten- und Heeresrüstungen der Abendländer.“ 26 ) In der Zeit des Faschismus entwickelte er ein rassistisches Züchtungsprojekt für eine Art Arbeiteraristokratie, die er als Erb meister, ähnlich den Erbhofbauern, in be sonderen „Züchtungsgehegen“ „züchten“ wollte. Als Gegenstück propagierte er die Unfruchtbarmachung der „mehr oder weni ger Minderwertigen, Stumpfen, Dämmer geistern“, von denen sich ein Sippenband „ohne deutlichen Übergang nach unten ins Untermenschentum“ ziehe 26 ) und forderte, daß man „... über all den schönen Erfolgen der Unfruchtbarmachung der ersten hun derttausend Rassenkranker“ nicht verges sen dürfe, „... mit rücksichtslosem Ernst die Forderung nach planvoller Rassenpflege zum führenden Gesichtspunkt auf allen Gebieten des sozialen Lebens zu er heben.“ 27 )' Das war die Forderung nach den Nürn berger Gesetzen, die Globke zur gleichen Zeit ausarbeitete, das war im Grunde auch die Forderung nach den Bestialitäten Eich manns, der die „schönen Erfolge der Un fruchtbarmachung ...“ durch die Vernich tung von Millionen „rassisch Minderwer tiger“ ergänzte. In einer Reihe mit solchen intellektuel len Verbrechern wie Globke und Schwinge steht heute auch K. V. Müller als ein Re präsentant jener Politik und jener Kräfte, die unser Volk schon zweimal in furchtbare Katastrophen stürzten, als ein Vertreter jener gefährlichen Ideologie, der durch die Bändigung des Militarismus und die Über windung des Imperialismus der Boden ent zogen werden muß, damit unser Volk in Frieden und Glück leben kann. Es ist schließlich aber auch charakteristisch für den Niedergang der Großbourgeoisie, daß sie sich der Hilfe solcher Scharlatane wie K. V. Müller’ bedienen muß, um ihre Herr schaft, die sie historisch und rechtlich ver spielt hat, zu rechtfertigen. 1) K. V. Müller, Sozialwissenschaft und so ziale Arbeit, Bin. 1956, S. 5 ff. 2 ) K. V. Müller, Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft, München 1935, S. 74, 2b S. 95, 2c) S. 107. 3) Die geschichtliche Aufgabe der Deutschen Demokratischen Republik und die Zukunft Deutschlands, in Schriftenreihe des Staats rates der Deutschen Demokratischen Repu blik, Bin. 1S62, S. 51. $) K. V. Müller, Arbeiterbewegung und Be völkerungsfrage, Jena 1927, S. 117. 5 ) ebenda, S. 60. 6 ) ebenda, S. 134. 7) Gewerkschafts-Archiv 3. Jgg. (1926), S. 244. ®) ebenda, S. 243. 9) K. V. Müller, Deutsche Lebensströme im Aufstieg des Tschechentums, Sonderdruck aus: Deutsche Monatshefte, Zeitschrift für Ge schichte und Gegenwart des Ostdeutschtums, Jgg. 9. 19. Folge, S. 2. 10) ebenda, S. 2. 11) ebenda S 18. 12) K. V. Müller, Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft. München 1935, S. 74. 13) K. V. Müller, Begabung und soziale Schichtung in der 'hochindustrialisierten Ge sellschaft, Köln und Opladen 1956, S. 1. 14) ebenda, S. 116. 15 ) ebenda, S. 40 ff. 16) K. V. Müller, Sozialwissenschaft und so ziale Arbeit, Bin. 1959. S. 15. 17) K. V. Müller, Begabung aa.O. S- 79. 18) K. V. Müller, Sozialwissenschaft ... a. a. O. S. 17. 19) Martin Springer in Verbindung mit Karl Valentin Müller, Volk, Stand, Rasse, Dresden 1926, S. 65 20) Ebenda, S. 74 ft. 21 ) K. V. Müller, Heimat vertriebene Jugend, Würzburg 1956, S. 64. 23) ebenda, S. 191. 23) ebenda, S. 200. 24 K. V. Müller, Arbeiterbewegung und Be- völkerungsfrage, Jena 1927, S. 89. 25) ebenda, S. 68. 26) K. V Müller, der Aufstieg, ... a. a. O. S. 38. 27) ebenda, S. 152. Universitätszeitung, Nr. 33, 16. 8. 1962, S. 5
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