Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
-
Band
Band 6.1962
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Musikwissenschaftler - ideologischer . Vermittler des überlieferten Neuer Inhalt mit spätbürgerlichen Mitteln? als durch den Begriff An- 98888888 2888988 . dcnce .emeez . 4/metrert der Meinungen c DIE GESTALT WOLLNIS Zu Bernhard Seegers Roman „Herbstrauch“ / Von Horst Fischer Universitätszeitung, Nr. 30, 26. 7. 1962, S. 5 zeit- also Wissenschaftler der „Leuchtturm" der genössischen Komponisten sein . solle, ihnen die Richtung zu weisen habe. Wie verhält es sich also mit beiden einigen Kreisen europa worden sehr einflußreichen musikalischen in Westdeutschland und West- nach dem Kriege weitergeführt und hat ein musikalisches Greng- zu kennzeichnen „Leuchtturm". Erfreulicherweise genannte Typ des * Diskussionsbeitrag auf der wissenschaft lichen Tagung der Abteilung Musikerziehung am 7. Juli 1962. genannten modernen Musik. Dieses Werk, außerordentlich originell und in seiner technischen Struktur in vieler Hinsicht neuartig, konnte nur ein hervorragender Meister schreiben. Wenn wir uns aber nach dem Hören des Quartetts nach dem Ein druck fragen, den es in uns geweckt hat, dann empfinden wir Trauer, Pessimismus, Ausweglosigkeit. Sicher mußte ein Kunst- chen. Wir können uns doch nicht damit be gnügen, das Alte zu pflegen, um aus ihm musiktechnische Gesetze abzuleiten und weiterzugeben. Was wir einem Kunstwerk der Vergangenheit entnehmen und was wir einem Werle der Gegenwart einflößen müs sen, das sind doch vorwiegend Bezüge des Inhaltes. Natürlich ist es höchst aufschluß reich für den analysierenden' Wissenschaft ler zu sehen, wie denn nun der Kompo nist vorgegangen ist, um diese oder jene Klangkonstruktion, diesen oder jenen For- menablauf zu erzielen. Aber das Material und die Konstruktion bekommen doch erst dann Lebenskraft, wenn sie der künstle rischen Aussage dienen. Ein Kunstwerk ist also nicht schon dann interessant, wenn es Gestaltungsprinzipien neuester Art ver wendet; es ist aber auch nicht schon des halb veraltet oder eklektisch, weil es viel leicht ziemlich weit zurück an der Tradi tion anknüpft. Es ist doch für den Men schen der Gegenwart erst dann wertvoll, wenn es über die gewählte Technik hinaus den Menschen, und zwar möglichst vielen. werk, diese sagen Die Gestatten Sie mir bitte, daß ich aus der Sicht des Komponisten einiges über eine sehr wichtige Periode des musikalischen Erbes sage. Ich meine die Periode von etwa 1900 bis zum Ende des zweiten Weltkrie ges. Diese Periode der spätbürgerlichen Musik, die die sogenannte moderne Musik hervorgebracht hat, gehört für uns zwei fellos schon zum musikalischen Erbe, ob wohl die Bezeichnung „Moderne Musik“ diese Musik als etwas Gegenwärtiges aus weist. Zwischen ihr und uns liegt der zweite Weltkrieg. Er war Ursache für ein politi sches und damit auch künstlerisches Neu beginnen in einem Teil Deutschlands. Wir Komponisten in der DDR bemühen uns in überwiegender Zahl um eine realistische Musiksprache, um den sozialistischen Rea lismus. Wir können aber in vielen kom positionstechnischen Dingen die Entwick lung der spätbürgerlichen Musik der letz ten 50 Jahre nicht umgehen. In dieser Kunst gibt es einen hervorstechenden Zug zum Abstrakten, zur Kunst um der Kunst willen. Diese Tendenz hat sich die not wendigen technischen Mittel geschaffen, um sich auszudrücken. Dieser abstrakte Zug der spätbürgerlichen Musik ist von gebiet erreicht, in dem die Hauptkompö- nenten der Musik Rhythmik, Melodik und Harmonik zersetzt Werden und ausein anderfallen. Wir, die wir uns um eine realistische Musiksprache bemühen, mußten ebenfalls beim kompositionstechnischen Stand vor dem letzten Weltkrieg anknüpfen, denn es hat sich gezeigt, daß ein Umgehen der kompositionstechnischen Errungenschaften der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts und ein Übernehmen der technischen Mittel des 19. Jahrhunderts nicht ohne weiteres möglich ist. Die spätbürgerliche Musikent wicklung hat uns nämlich eine außer ordentliche Bereicherung der musikalischen das 1939 geschrieben worden ist, Züge tragen, wenn es die Wahrheit wollte. Frage für uns ist nun, inwieweit Die die er- und bei dem die Kunst gestern aufhörte, inter essant zu sein, ziemlich ausgestorben. Viele experimentelle Kunstrichtungen unserer Tage erfahren sogar eine sehr diensteifrige Unterstützung durch Wissenschaftler und Kritiker, die vielleicht befürchten, daß sie einmal als Hanslicks verlacht werden, wenn sie nicht mit dem Allerneuesten durch dick und dünn gehen. Das Tun die ser Männer wird aber in jenem Augen- blick höchst fragwürdig, wenn sie die von ihnen propagierte Richtung insofern auf Werke der Vergangenheit bezehen. als sie den Fortschritt allein auf kompositions technischen und theoretischen Wegen su- nicht nur wenigen auserwählten Menschen etwas gibt. Dies alles zu erkennen und zu deuten ist die große musikerzieherische Aufgabe des Musikwissenschaftlers. Aus einer möglichst reichen Kenntnis von Werken der Über lieferung heraus, aus einer Erkennung und Anerkennung der Traditionen der ver schiedenen Epochen und Nationen muß er es lernen, die Inhalte der Werke zu ver stehen, Vorwärtsweisendes und Rückwärts gewendetes zu unterscheiden, um dann das Gewonnene als Anreger, Kritiker und Er zieher auf die Schöpfungen der Gegen wart anzuwenden. Dann erst erfüllt er die Aufgaben unserer sozialistischen Kultur pflege, wenn er als Mittler zwischen dem Gestern, dem Heute und dem Morgen auf tritt, aber eben nicht als ein Mittler schlechthin, sondern als eine vorwärtswei sende Kraft, die die Traditionen in kriti scher Auswahl der Gegenwart und der Zu kunft erschließt und nutzbar macht. ist jener anfänglich Musikwissenschaftlers, Da besteht die Gefahr, daß er ohne die wissenschaftlichen Kenntnisse ein Werk geradezu falsch interpretiert. Dem Musikwissenschaftler obliegt des halb eine ungeheure Verantwortung als Helfer bei der Aufstellung von Program men jeglicher Art. Weiterhin ist er der Musikerzieher des Publikums, wenn er Kritiken und Konzert- und Operneinfüh rungen schreibt. Gerade hier hat er große Möglichkeiten, das musikalische Erbe zu erklären; darzustellen,'warum gerade die ses Werk gut, jenes weniger gut in unsere Zeit paßt. Um dies darstellen zu können, muß er freilich einen festen ideologischen Standpunkt innerhalb unserer sozialisti schen Gesellschaft haben. Seine Tätigkeit darf sich nicht darin erschöpfen, musika lische Strukturen darzustellen; obgleich er sie erkennen muß. Er ist nicht nur der Be wahrer des Überlieferten, sondern zugleich auch der Anreger und Anleiter der Zeit genossen, um sein Amt etwas bescheidener Der erfindungsreiche Wollni ... nein! Diese Charakterisierung kann man Wollni wirklich nicht geben, denn er ist alles an dere als das. Aber ist es denn überhaupt statthaft, an eine Romangestalt eine An forderung zu stellen, die sie nach ihrer ästhetischen Funktion gar nicht haben soll? Diese und ähnliche Fragen tauchen auf bei der Einschätzung des vorliegenden Wer kes. Wir können mit gutem Recht feststel len, daß die Lösung unserer gesellschaft lichen Probleme von den Menschen aller Bevölkerungsschichten die Eigenschaft ab verlangt, erfindungsreich zu sein für die Durchführung von Zwecken, die sie sich selbst setzen, aus ihrer sozialistischen und auf die Erhaltung des Friedens gerichteten Bestrebung heraus. Damit ist zugleich auch der Keimgrund gegeben für die Schaffung epischer Helden, die wir über lange Strek- ken bei der Ausführung ihres Vorhabens begleiten. Aber Wollni ist eine Ausnahme. Er befindet sich von Anfang bis Ende des Romans im Zustand der Vorbereitung für sein Vorhaben, mit den Einzelbauern über ihren Eintritt in die LPG zu sprechen, Er kommt jedoch nicht einmal dazu, mit sei nem Freunde Grimmberger darüber ein ernsthaftes und aufbauendes Gespräch zu führen, da dieser Wollnis Erwartungen enttäuscht. Diese beiden Hauptgestalten, die Träger der Fabel sind, an der Seeger das gesell schaftliche Problem der Gewinnung der melodische Bereich ist außerordentlich ausgeweitet worden. Durch diese neuen technischen Mittel war es möglich, die mu sikalische Ausdrucksskala zu bereichern. Die Bereicherung geschah jedoch im all gemeinen auf der negativen Seite der mu sikalischen Ausdruckswelt. Das Düstere, Dunkle, Pessimistische hat sicher in der gesamten Musikgeschichte niemals so im Vordergrund gestanden und ist niemals so eindringlich dargestellt worden wie in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts. Ich möchte ein Beispiel anführen. Das 6. Streichquartett von Bela Bartok gehört zweifellos zu den Spitzenwerken der so- Es sei mir gestattet, ein paar Worte zur Verpflichtung des Musikwissenschaftlers bei der Erhaltung und Förderung des kul turellen Erbes zu sagen. Mitunter kann man noch die Meinung vertreten hören, daß ein Musikwissenschaftler nichts anderes zu tun hätte, als sich mit der Musik der Vergan genheit zu befassen, ja sogar, daß er diese Erscheinungen einfach nur zu registrieren und gegebenenfalls zu edieren hätte, wenn sie ihm als wertvoll genug vorkämen (dar über bin ich mit Prof. Dr. Siegmund- Schultze einer Meinung!). Eine andere, ebenso radikale, aber nach der anderen Seite hin überspitzte Meinung, die gele gentlich eines Kongresses des Verbandes Deutscher Komponisten und Musikwissen schaftler von Ernst Hermann Meyer, dem auf beiden Gebieten gründlich Versierten, geäußert wurde, ist die, daß der Musik ¬ schauungen hinsichtlich des zu verwalten den Erbes? Sicherlich ist Meyers Meinung nicht so zu verstehen, als ob der Musik wissenschaftler sich nicht mehr mit der- Ver gangenheit zu beschäftigen habe. Meyers einschlägige Forschungsergebnisse wider legen diese Einengung. Aber andererseits kann es doch unmöglich stimmen, daß der Musikwissenschaftler das Erbe hur zu regi strieren hätte, im übrigen aber seine Tätig keit im Gestern aufhöre. Ganz im Gegen teil: Gerade er ist der ideologische Ver- mittler des Überlieferten in die Zukunft, er ist de'- Brückenbauer. Nicht von jedem ausübenden Künstler ist beispielsweise zu erwarten, daß er die Schaffenshinter gründe, die soziale Einbettung eines Kunst werkes immer und immer richtig versteht. Von Fritz Geißler, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Komponisten im Bezirk Leipzig * derungen gerecht, die unserer sozialisti- schen Nationalliteratur zu stellen sind. Al fred Kurella erklärte auf der Autorenkon ferenz des Mitteldeutschen Verlages und des Deutschen Schriftstellerverbandes diese Forderung wie folgt: Es sei notwendig, Werke zu schaffen, die es auch den Lesern in Westdeutschland erleichtern, die Gesetze des Übergangs zum Sozialismus als richtig und auch für Westdeutschland gültig zu empfinden. Der zurückgekehrte Pfarrer er klärt Geiser, daß der Graf und seinesglei chen beabsichtigen, in die DDR mit Waf fengewalt einzudringen und, nachdem wie der Ruhe geschaffen sei, wolle auch der Graf wiederkommen und alles Land in Be schlag nehmen, auch das des Geiser. Raine würden nicht wieder gezogen. Es ist der kapitalistische Weg der Überwindung der kleinen Warenproduktion in der Landwirt schaft, der sich für die Bauern, die ihren Blick nach „drüben“ rihten,, eröffnet und der ihren Ruin als freie Bauern bedeutet. Die Bauern in Westdeutschland erleben die Praktizierung dieses Weges seit Jahren tagtäglich, und das in unseren Büchern als Widerspiegelung unserer Wirklichkeit Ge staltete erlaubt den Bauern in Westdeutsch land den Blick nach dem anderen drüben zu richten, der ihnen eine Perspektive er kennen läßt, wenngleich es vielen Einzel bauern unserer Republik selbst nicht leicht wurde, den Schritt vom Ich zum Wir zu gehen. Seeger gibt mit seinem Roman einen Einblick in die psychologischen Vorgänge dieser Menschen, zu denen auch Grimm berger und ein weiterer Großbauer (Ha gen) gehören, die zwei einzigen, außer Geiser, die in Schwarzwalde noch außer halb der LPG stehen. So bietet sich von der Anlage des Stoffes her — das Nachbardorf Langenbach hat im Handlungsgeschenen nur Nebenfunktion — eigentlich für Wollni nur wenig Gelegen heit, sich als epischer Held bei der Aus führung seines Vorhabens, die Bauern für den Eintritt in die LPG zu gewinnen, dem Leser zu zeigen. Doch diese Möglichkeit wird noch dadurch eingeschränkt, daß Wollni sich durch die ihm von Grimmber- ger bereitete Enttäuschung außerstande fühlt, etwas Konkretes in Betreff seines Vorhabens zu tun. Das geht aus dem Mo nolog, den er am Baum stehend spricht, und aus mehreren anderen Äußerungen Wollnis hervor. So auch auf Seite 169/170: „Ich bin hilflos, tatsächlich. Über- Nacht wird aus Freundschaft Haß. Ich hätte nie herkommen sollen. Sie haben mich ge warnt im Stahlwerk. Ich bin zu müde für das hier, zu alt, hab’ ausgedient! Die Zähne sind stumpf geworden!“ So kommt es, daß außer gelegentlich gegen Grimm berger und den Melker der LPG ausge teilten Faustschlägen, dem Zerknicken der Peitsche Grimmbergers (Szene auf dsm Feld) und einem Ergänzungsvorschlag zu dem von LPG-Bauer Lappe ausgearbeite ten Plan für ein Rinderkombinat, der wie es heißt ,.... hinter Wollnis Stirn einen Wirbel von Gedanken entfachte und ihn heute schon sehen ließ, was morgen sein würde“ (S. 268) Wollni für die Ausführung seines eigentlichen Vorhabens den ganzen Handlungsverlauf hindurch fast überhaupt nichts leistet. Damit tritt eine erhebliche Schwäche in der epischen Anlage des Ro mans ein, die nicht übersehen werden kann. Selbst die Schlußszene zeigt uns Wollni in hilflosem Zustand. Die Möglichkeit, mit den Bauern von Langenbach ins Gespräch zu kommen, schafft nicht er, sondern die auf den äußeren Eingriff zurückzuführende „seltsame Verstrickung der Ereignisse .. .“ (S. 362); und damit fängt zu Romanschluß Wollni, nicht einmal durch seinen eigenen Verdienst, überhaupt erst an, für sein eigentliches Vorhaben tätig zu sein. Doch das erlebt der Leser nicht, weil der Roman hier endet. Vom Standpunkt des bloßen Verständ nisses für Schwierigkeiten und Umstände, die es im Leben gibt, können wir Wollni unsere Sympathie nicht versagen. Aber es fällt schwer, von den Erwartungen aus, die wir an einen Helden unserer Koman- literatur stellen, die gleiche Sympathie ent gegenzubringen. wenn wesentliche Ele mente der epischen Gestaltung abge- schwächt oder überhaupt nicht anzutreffen sind, wie das bei der Gestalt Wollnis zu verzeichnen ist Ausdrucksmöglichkeiten gebracht, stärkste Bereicherung hat zweifellos rhythmische Komponente der Musik fahren. Aber auch der' harmonische „Anmerkung der Redaktion: Genosse Fischer ist nicht, wie R. Zoppeck in seinem Artikel schreibt, Aspirant am Institut für Deutsche Literaturgeschishte der Karl-Marx-Universi tät, sondern an der Humboldt-Universität Berlin. Einzelbauern für die sozialistische Land wirtschaft züspitzt, rücken somit durch das Schicksal, das ihre Freundschaft erleidet, in den Mittelpunkt des Interesses für den Leser. Mit großer Spannung verfolgen wir, wie die aus der Gemeinsamkeit des Klassen interesses (Grimmberger war Landarbeiter, und Wollni ist Industriearbeiter und Kom munist) geborene Freundschaft sich trotz auftretender Kollisionen bewähren wird. Seeger gestaltet zu Beginn des Romans meisterhaft aus den individuellen Umstän den dieser Helden heraus die Verwicklun gen, in die beide durch eine neue Situation im Klassenkampf geraten. Daß es sich um diese handelt, verdeutlicht der Autor mit der Rolle des faschistischen Großbauern Geiser. Somit ist es die individuelle Be gebenheit, in deren Form Seeger den all gemeinen gesellschaftlichen Inhalt seines Romans erzählt, und er wird damit den Anforderungen, die an die epische Gestal tung zu stellen sind, zu Anfang weit gehend gerecht. Durch die eingestreute Begebenheit: Reise des Pfarrers, zu dem aus Schwarzwalde mit dem Entstehen der demokratischen Ver hältnisse im Osten Deutschlands nach 1945 vertriebenen Grafen und ehemaligen Groß grundbesitzer, wohnhaft nun in Hamburg, wird der Dichter auch bis zu einem ge wissen Grade bereits den jüngsten Anfor- Der nachstehende Beitrag erfordert eine Vorbemerkung im Zusammenhang mit der von Genossen, R. Zoppeck in dem Artikel „Von der Liebe zur Kultur darf man nicht nur sprechen“ der UZ vom 12. 7. 1962 erwähnten Äußerung des Genossen Fischer, wonach es diesem ein Bedürfnis sei, Seegers „Herbstrauch“ zu „zerdon- nern“. Genosse Zoppeck mißt der von mir getanen Äußerung eine Bedeutung bei, die ihr nach dem Endstand des diesbezüglich mit Genossen Zoppeck geführten Ge spräches m. E. nicht zukommt. Der Prozeß meiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Werk „Herbstrauch“ war begleitet von augenblicklichen Stimmungen der Verärgerung über Mängel, die, ivie ich sagte, nicht zu sein brauchten, denn Seeger verfügt, wie das besonders aus der ersten Hälfte seines Romans zu entnehmen ist. über ein sehr starkes Talent zu epischer Erzählkunst. Ich war beim Verfassen des nachstehenden Beitrages bestrebt, die von W. Lewin in der „Einheit“ Heft 5 1962 „Der Bitterfelder Weg und Entwicklungsprobleme der sozialistischen Nationalliteratur“ in bezug auf „Herbstrauch“ aufgeworfenen Fra gen beantworten helfen. sind die technischen Neuerungen der soge nannten modernen Musik auch dann an wendbar, wenn die Komposition normale, unserer Zeit entsprechende positive Züge tragen soll? Ich glaube, daß man auf diese wichtige Frage keine generelle Antwort geben kann, sondern daß es vieler ein gehender Untersuchungen bedarf. Es hat sich nämlich gezeigt, daß z. B. die 12-Ton- Technik, der bei uns gern von vornherein nur negative musikalische Aussagemöglich keiten nachgesagt wurden, sehr wohl bis zu einem gewissen Grade zur optimisti schen Aussage geeignet ist. Ob man mit dieser Technik allerdings Gelöstheit, Hei terkeit ausdrücken kann, sei dahingestellt. Es gibtwiele Fragen, die sich aus dieser Blickrichtung ergeben. Wenigstens eine sei hier noch erwähnt. Für die bürgerliche Musikbetrachtung ist es selbstverständlich, daß das bedeutende Musikwerk auch tech nische Neuerungen einführt, ja für viele Fachleute ist das der entscheidende Punkt für Wert und Unwert eines Werkes. Das hat die Komponisten der westlichen Welt zu einer hektischen Suche nach neuen. Klangmöglichkeiten, zum Experiment um des Experimentes willen getrieben. Inzwi schen ist man In musikalischen Grenz bezirken angekommen. Die Musik wird aufgelöst, sie zerfällt. Uns bleibt die Auf gabe, das Erbe der großen Meister der Vergangenheit zu wahren und weiterzu führen, die Musik vor Zerfall und Auf lösung zu schützen. An diesen wenigen Gedanken möchte ich zeigen, wie außerordentlich wichtig es für uns Komponisten, aber auch für unser ge samtes Musikleben ist, zu klärenden Ge sprächen und Veröffentlichungen von un serem ästhetischen Blickpunkt aus über die Musik der ersten 50 Jahre unseres Jahr hunderts zu kommen. Daß mit der Ein schätzung musikalisch-technischer Errun genschaften der spätbürgerlichen Musik natürlich auch eine Einschätzung der her vorragenden Komponisten dieser Musik aus unserer Sicht erfolgen muß, ist selbst verständlich Im großen und ganzen ist dieses musikalische Erbe weder von den Hörern verstanden noch von den Fach leuten in für uns allgemeingültiger Weise verarbeitet worden. In unseren Diskussionen um das natio nale Dokument lassen wir meist eine der besten Traditionen der deutschen Kultur außer acht. Ich meine die großartigen Lei stungen der deutschen klassischen Philo sophen und Dichter auf dem Gebiet der Literaturtheorie. Und gerade auf diese Tra dition müßten wir uns am energischsten berufen. X Wir stellen fest, daß unsere literaturwis senschaftlichen Institute ihrer Aufgabe nicht voll gerecht werden. Wir tragen mit unserer Arbeit noch nicht entscheidend da zu bei, die Gesellschaft zu leiten. In der sich immer mehr belebenden Diskussion Um diese Frage wird deutlich, daß es sich nicht um spezifische Schwierigkeiten einer- Fachrichtung handelt und nicht um Pro bleme, die aus dem Gegenstand einer spe ziellen Philologie erwachsen, sondern um Grundfragen literaturtheoretischen Cha rakters. die alle Zweige der Literaturwis senschaft gleichermaßen berühren: die Ge setzmäßigkeiten der sozialistischen Natio nalliteraturen. die Rolle der Arbeiterklasse bei der kulturellen Umwälzung in den ein zelnen Ländern, Fragen der Volksverbun- denheit und Parteilichkeit der sozialistisch realistischen Kunst, das Verhältnis von In halt und Form usw. Eigenartig ist dabei, daß wir alle die Ursachen für dieses Zu rückbleiben seit langem kennen, ohne daß Wir bisher Entscheidendes unternommen hätten. Wir wissen z. B.. daß das literatur- theoretische Niveau einer Reihe von Lehr veranstaltungen wie auch vieler aus unse rer Universität hervorgegangener Veröf fentlichungen sehr niedrig ist Kaum wer den die Einführungsvorlesungen in die marxistische Literaturwissenschaft gehalten, eine wissenschaftlich betriebene Literatur theorie als Unterrichtsdisziplin gibt es überhaupt nicht. Daß die theoretische Aus bildung unserer Studenten dementspre- chend unbefriedigend ist, woraus wiederum eine bedenkliche unkritische Haltung eini- 8er Studenten gegenüber bürgerlichen Kunsttheorien resultiert, ist uns auch kein Geheimnis. Weiter ist bekannt, daß die literaturwissenschaftlichen Institute an un serer Universität, obwohl sie fast alle einer Fakultät angehören, sich bisher noch nicht Zu einer kontinuierlichen Gemeinschafts- Arbeit zusammengefunden haben. Die Er- kenntnisse der einen Fachrichtung werden nicht in den anderen genutzt, es scheint chinesische Mauern zwischen den Institu- len zu geben. Der Ausweg liegt auf der Hand. Die Schaffung einer literaturtheoretischen Ar beitsgruppe. in der alle literaturwissen schaftlichen Institute und Abteilungen mit- wirken, würde uns ein gutes Stück weiter- bringen. Diese Arbeitsgruppe, die sich in der Perspektive zu einem selbständigen Insti- lut entwickeln könnte — analog dem Insti tut für Sprachwissenschaft —. müßte sich etwa folgende Aufgaben stellen: 1. Bearbeitung der aktuellen literatur theoretischen Probleme, die sich aus dem nationalen Dokument und aus unserer For- Schungs- und Bildungsarbeit ergeben. In dieser Hinsicht dürften von Anfang an Keine Begrenzungen gesetzt werden: es Eeht nicht nur um die wissenschaftliche Vertiefung einiger politischer Probleme. Sondern um die Grundlagenforschung für die Literaturwissenschaft. Auseinander setzung mit unwissenschaftlichen (offen bürgerlichen wie revisionistischen) Auffas sungen auf dem Gebiet der Literatur. Ar beit an einer einheitlichen, wissenschaftlich begründeten Terminologie. 2. Koordinierung der wissenschaftlichen Arbeit der entsprechenden Gremien der Universität. Auswertung der Ergebnisse finer Disziplin in den Nachbargebieten. Abstimmung der Forschungsschwerpunkte Ruf zentrale, mit gemeinsamer Kraft zu ‘ösenden Vorhaben. 3. Auswertung der großen literaturtheo- retischen und -historischen Arbeit, die in der Sowjetunion gegenwärtig geleistet wird. Die Arbeitsgruppe muß ein Um schlagplatz für die Vermittlung der Sowjet wissenschaft werden. Engste Zusammen arbeit mit der entsprechenden Arbeits gruppe im Gorki-Institut für Weltliteratur der- Moskauer Akademie der Wissenschaf ten. 4. Gründliche Verbesserung der literatur- theoretischen Ausbildung der Studenten durch systematische Vermittlung des mar xistisch-leninistischen Fundaments der Literaturwissenschaft. Aufnahme einer in tensiven literaturtheoretischen Propa ganda unter den breitesten Schichten der Bevölkerung, die diesen Problemen jetzt aufgeschlossener denn je gegenübersteht. Die unmittelbaren Ergebnisse der Arbeit dieser Gruppe sollten sich in Konferenzen, Handbüchern. Lehrmaterialien, Biblio grafien und dergleichen niederschlagen. In der Perspektive sollte die Tätigkeit auch auf die Probleme ,der Weltliteratur aus gedehnt werden, die zur Zeit als Disziplin ebenfalls an unserer Universität nicht exi stiert. überhaupt können die Perspektiven einer solchen Forh der Gemeinschaftsarbeit unmöglich überschätzt werden. Nur gehan delt muß werden — schnell und mit dem Einsatz der besten Kräfte. Dr. Roland Opitz Wissenschaftlicher Assistent am Slawi schen Institut Es geht um die literatur theoretischen Grundfragen Von Prof. Dr. Richard Petzoldt, Leiter der Abteilung Musikerziehung des Instituts für Musikwissenschaft*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)