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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
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- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
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Band
Band 6.1962
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. eit einiger Zeit werden in der AS „Universitätszeitung“ Probleme G der sozialistischen Nationalkul- ."mm tur, vor allem der sozialisti- G B sehen Nationalliteratur, disku- W> tiert. Von den Diskussionsteil- nehmern wurde z. B. nachge wiesen, daß es unter den bishe rigen und gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland keine „Einheit der deutschen Literatur“ geben könnte und kann, oder es wurde betont, daß die sich in der DDR entwickelnde sozialistische Li teratur Nationalliterätur für das künftige einheitliche Deutschland wird,. Der Meinungsstreit um Fragen von Kunst, Literatur, Musik usw. ist an der Universi tät um so bedeutsamer, als gerade von hier kräftige Impulse für die Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur erwartet wer- ’ den. Darum müssen wir fortfahren, an der ganzen Universität verstärkt die kultur politischen Grundfragen zu klären. Mit Recht wird, wenn es um die Entwick lung einer sozialistischen deutschen Natio nalkultur geht, unsere besondere Verant wortung in der Deutschen Demokratischen hervorgehoben. Im nationalen Dokument heißt es: Es... „entsteht in der Deutschen Demokratischen Republik auf der Grundlage der geschicht lich überlieferten eine neue, humanistische, eine sozialistische deutsche Kultur“. 1 ) Man muß hierbei zwei Dinge beachten: Erstens entsteht diese neue Kultur nicht von allein; sie verwirklicht sich, bewußt gelenkt, in einer Vielzahl von Einzelschritten. Zwei tens bildet die geschichtlich überlieferte Kultur die Grundlage, auf der gegenwär tig von uns noch sehr viel zu leisten ist. Unkenntnis über die kulturpolitischen Zu sammenhänge, falsche Auffassungen über Charakter und Umfang der kulturellen Aufgabenstellung und klassenbedingte Vorurteile machen sich, selbst bei Genos sen, immer wieder hemmend bemerkbar. Dieser Zustand schadet unserer Entwick- lung. denn bei den Fragen der Kultur und der kulturellen Erziehung und Selbsterzie hung handelt es sich um gesellschaftlich bedeutsame Dinge. Sie sind wesentliche Fragen der Erziehung und Bildung eines neuen Menschentyps. Wir möchten deut lich machen, daß wir auf die Dauer einen schweren politischen Fehler begehen, wenn wir die Fragen der Kultur ungenügend be achten oder dem Selbstlauf überlassen. Eine Verbesserung der kulturellen Er ziehung unserer Menschen, wie sie die Par tei zu leisten hat, muß mit der ideologi schen Klärung kulturpolitischer Grundfra gen beginnen, denn alle Aktivität belebt sich durch tiefere Einsicht in die gesell schaftliche Notwendigkeit einer gegebenen Aufgabenstellung. Das Thema unserer Aus führungen ist daher die Frage: Warum und wie macht die Partei Kulturpolitik? Kulturelles Niveau und Ökonomie Im folgenden sprach Genosse Zoppeck über die theoretischen Grundlagen der marxistisch-leninistischen Kulturpolitik, insbesondere über Wesen und Aufgaben der sozialistischen Kulturrevolution und über die nationale Bedeutung unserer Kul turentwicklung in der DDR. Er betonte, daß die sozialistische •Kulturrevolution einen umfassenden, komplizierten und vielschichtigen Prozeß darstellt, in dem sich die bereits in der kapitalistischen Gesell schaft entstandenen Elemente einer demo kratischen und sozialistischen Kultur des Proletariats zum System der herrschenden sozialistischen Kultur entfalten. Das ge schieht gegenwärtig bei uns. — Unter Kul tur verstehen wir einen der drei großen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der Menschen (Ökonomie. Politik. Kultur), die miteinander untrennbar verbunden sind und sich wechselseitig bedingen. Wir sprechen von der Wahrung der Ein heit von Ökonomie, Politik und Kultur. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, die picht nur dem Sozialismus eigen ist. Wie ist dieses dialek tische Verhältnis aufzufassen? Wir möch ten auf zwei Aspekte eingehen: 1. Die kulturelle Entwicklung ist ent scheidend abhängig von der ökonomischen Basis der Gesellschaft, von der durch die bedingte Klassenstruktur und den sich daraus ergebenden Zielen und Formen des politischen und ökonomischen Klassen- Spott und Ironie Ich habe in der „UZ" vom 28. Juni den Ar tikel „Abstrakter Lunik?" mit Interesse studiert, weil ich vor einigen Tagen ebenfalls in den Genuß der Ausstellung des Leipziger Künst lers Harry Müller kam. Ich stimme mit der Meinung des Germa nistikstudenten und der Meinung der Partei gruppe der Aspiranten des Instituts für Philo sophie überein, möchte aber noch eigene Ge danken hinzufügen. Ich habe einige Zeit in dem Durchgang gestanden, um die Vorüber- genden zu beobachten. Ich konnte dabei fest stellen, viele wurden angelockt und besahen sich die Arbeiten. Waren sie allein, lächelten sie. War es eine Gruppe, lachten sie. Ich frage mich nur, woher Herr Müller die Kraft nimmt, das mitleidige Lächeln und zweifelnde Lachen der Vorübergehenden zu übersehen Das sind doch normal denkende Menschen, die dort lächeln, lachen und zweifeln, Men schen, die täglich ihre acht Stunden schöpfe risch arbeiten. Für sie soll doch der „Lunik III" sein. Kunst ist niemals Kunst, wenn sie dem Selbstzweck des Künstlers dient, wenn sie die Menschen am Verstände ihres Schöpfers zwei feln läßt. Ich frage nun Herrn Harry Müller, ob er im Ernst davon überzeugt ist, daß die unvorein genommenen Betrachter seiner Werke es ver stehen werden, die von Hunden abgenagten Knochen ähnelnden Gebilde auf schwarzem Grund mit einem Lunik III oder mit dessen fototechnischen Forschungsergebnissen in Ver bindung zu bringen, Ich bezweifle das. Das ist meiner Meinung nach nicht nur Dekadenz, das ist Spott und Ironie. Bernd Dochow Universitätszeitung, Nr. 28, 12. 7. 1962, S. 4 kampfes. Die Klassiker des Marxismus-Le- ninismus haben diesen Gedanken entspre chend ihren Einsichten in die Gesetzmäßig keiten der gesellschaftlichen Entwicklung immer wieder betont. Die Geschichte der Gesellschaft ist vor allem die Entwicklungs geschichte der Produktion, der Produktiv kräfte und der Produktionsverhältnisse. Das hat für uns eine enorm praktische Be deutung: Daraus folgt, daß die kulturelle Entwicklung der ökonomischen zu dienen hat. 1920 stellte Lenin in seinem Resolu tionsentwurf über proletarische Kultur 2 3 * ) fest, daß die gesamte Bildungs- und Er ziehungsarbeit den Zielen und Aufgaben der Diktatur des Proletariats zu dienen hat. Wir machen auf dieses Abhängigkeitsver- hältnis vor allem unsere Genossen an den Kunst- und Literaturinstituten auf merksam, da sich in ihrem Bereich a.m ehesten die Gefahr ergibt, sich unter Miß achtung dieses Abhängigkeitsverhältnisses auf eine bloße Kunst- und Literaturpraxis zu beschränken oder im betreffenden Kunstbereich die relativ» Selbständigkeit dieser speziellen Bewußtseinsform zu ver absolutieren und die Fragen der Kunst und Literatur von den anderen gesellschaft lichen Aufgaben zu isolieren. 2. Bei der Entwicklung der Produktion kommt die entscheidende Bedeutung den Menschen zu. „Die erste Produktivkraft der Moskau nannte Genösse Iljitschow als Merkmale der kommunistischen Persönlich keit ü. a. „hochentwickelte innere und äußere Kultur und einen entwickelten ästhetischen Geschmack“. Was hier gesagt wurde, gilt in modifizierter Weise auch für den sozialistischen Menschen. Diesem Ziel müssen auch wir bewußt zustreben. Der neue Lebensstil des sozialistischen Men schen umfaßt viele Seiten und Momente. Es gehören dazu auch solche Faktoren wie der Umgang mit den Menschen, taktvolles Benehmen, Sicherheit im geselligen Ver kehr, die kulturell-ästhetische Gestaltung des Alltagslebens, Formen der Unterhaltung und Entspannung, eine entsprechende Häus lichkeit, es gehören dazu ein gepflegtes Äußeres, Pflege der Kleidung und der Sprache. 2. Es handelt sich hier in bedeutendem 'Maße um einen Selbsterziehungsprozeß. Wir selbst müssen alte Vorstellungen und Gewohnheiten ablegen, überholte Ideale aufgeben, die uns aus einer unvollkomme nen oder falschen Erziehungspraxis über kommen sind. Für viele unserer Menschen handelt es sich besonders im Hinblick auf Kunst und Literatur um einen Prozeß des „Nachholens“, was in gewissem Umfange auch auf junga Menschen zutrifft, die be reits durch unsere demokratische Schule gegangen sind. Verhältnis zu unserer Jungen sozialistischen Gegenwartsliteratur und -kunst positiv zu verändern. Wenn auch nicht jedes Werk unserer jungen sozialistischen Literatur schon unseren ästhetischen Maßstäben ent spricht, so ist doch ihr Vorhandensein und ihre stetige qualitative Verbesserung eine dringende gesellschaftliche Notwendigkeit. Eine parteiliche Haltung verbietet arro gantes „Ihr“-Gegenübertreten, wie es sich z, B. in der Methode des „Zerdonnerns" äußert. Diese Methode ist vollständig un diskutabel. Wir glauben auch, daß Genosse Fischer, Wissenschaftlicher Aspirant des In stituts für Deutsche Literaturgeschichte der Karl-Marx-Universität, unlängst bei einer diesbezüglichen Äußerung einer augenblick lichen Stimmung folgte, in dem er das Be dürfnis äußerte, Seegers „Herbstrauch“ zu „zerdonnern". Die Partei fordert von uns, prinzipiell die Methode zu bekämpfen, die sozialistische Literatur von einem klassen fremden Standpunkt aus mit z. T. über holten formal-ästhetischen Mitteln abzu werten. Wir müssen unserer jungen Litera tur helfen, ihr nationales Anliegen zu er füllen, und zwar einerseits durch eine lebendige, parteiliche und kritische Anteil nahme an ihren Ergebnissen und an ihrer Entwicklung und andererseits durch unsere wissenschaftliche Arbeit. Es ist erfreulich, daß Genosse Hahn in seinen Ausführungen Von der Liebe zur Kultur darf man nicht nur sprechen I Von Robert Zoppeck, Wissenschaftlicher Aspirant am Institut für Philosophie gesamten Menschheit ist der Arbeiter, der Werktätige“ (Lenin), das heißt, die Entfal tung der kulturell-schöpferischen Kräfte der Werktätigen ist eine wesentliche Voraus setzung für die Erfüllung der ökonomisch politischen Aufgaben. Die höhere gesellschaftliche Aufgaben stellung verlangt für ihre Verwirklichung dringender denn je ein höheres kulturelles Niveau aller unserer Menschen. Alfred Kurella sprach auf dem V. Par teitag darüber, daß nunmehr im Kampf Schüler im Uhterricht Dieser Holzschnitt gehört zu einem Zyklus über das Leben unserer Schüler, den der Lehrer student Wolfgang Michael für das Fach Kunst erziehung als Staatsexamensarbeit abgegeben hat. um den Sozialismus von uns auf allen Ge bieten höhere Leistungen gefordert wer den, daß wir einen größeren, weiteren Ho rizont haben, in der Kultur den beschränk ten Fachstandpunkt überwinden müssen. „Wir brauchen“, sagte er „... eine ständig wachsende und schnell wachsende Allge meinbildung, wir brauchen einfach Kul tur.“ • Kurella faßt hier den Begriff Kultur im weiten Sinne als Allgemeinbildung, als kul turell-geistiges Niveau. Kultur in diesem Sinne ist keineswegs auf bloße Fachkennt nisse bezogen. Ryrella meint damit eine Bildung im umfassenden Sinne, er meint damit das geistige Niveau des allseitig ge bildeten, fachlich, politisch, moralisch und kulturell hochstehenden Menschen, in einem Wort: die sozialistische Persönlich keit. In diesem Sinne bezeichnet auch Wal ter Ulbricht in seiner Begründung des Sie benjahresplanes als kulturelle Grundauf gabe folgendes: „... durch ein reiches, vom Geist des realen Humanismus getragenes Kulturleben in Stadt und Land, das die wachsenden und mannig fachen Bedürfnisse unseres Volkes vielseitig und interessant befriedigt, zur geistigen For mung des neuen, sozialistischen Menschen beizutragen.“«) Selbstverständlich gehört zu dieser kul turellen Aufgabenstellung die Aneignung der sozialistischen Perspektive, der sozia listischen Weltanschauung und Moral. Un sere Absicht aber ist, heute vor allem jene kulturellen Bereiche zu berücksichtigen, die bisher in der massenpolitischen Arbeit ver nachlässigt worden sind. Von der äußerlichen Begegnung zum inneren Erleben r Zunächst einige Bemerkungen zum „kul turellen Antlitz“ des neuen sozialistischen Menschen. 1. Auf der Konferenz über Fragen der ideologischen Arbeit im Dezember 1961 in Die Aneignung neuer Gebiete der ästhe tischen Bildung führt meist von der äußer lichen Begegnung zum inneren Erleben, von einem zunächst bloß formalen Bezug mit dem Kunstereignis zum inneren Erfassen des Reichtums und der Schönheit der Kunst. Die Hallenser Schriftstellerin Martha Naw rath gibt uns in dem Gedicht „Die Klappen schlägerin im Konzert“, in dem sie der Agitprop-Tradition stark verpflichtet ist, ein anschauliches Beispiel für diesen Ver lauf: Die Klappenschlägerin ist bereit, der Forderung der Partei zu folgen, zwar erst formal und ohne Verständnis für die tiefere Bedeutung der kulturellen Losung der Partei. Sie fühlt sich als Teil der Klasse und folgt der Losung unbedingt. Aber in dem Konzerterlebnis, das sie in Konflikt bringt und ihre Persönlichkeit in mehrfacher Hin sicht auf eine neue Basis stellt, wird ihr eine neue Welt eröffnet. Ihr wird der Inhalt der Losung erst jetzt voll erschlossen; erst jetzt begreift sie den Wert der Losung für sich und damit für die höhere gesellschaft liche Leistung in der Arbeit. M. Nawrath gestaltet einen Fall, der gleich zum Erfolg führt; in der Praxis ist dieser Weg ohne Frage viel komplizierter. Doch dürfen uns diese Schwierigkeiten nicht verführen, diesen Weg nicht zu gehen. Man muß den ersten Schritt, auch wenn er for mal erfolgt, bejahen, gleichzeitig muß man darum ringen, sich in den nachfolgenden Schritten das Kunstereignis ganz zu eigen zu machen. Das erfolgt vorwiegend in der Praxis einer ständigen lebendigen Kunst begegnung. Vom falschen Gebrauch des Fernsehapparates Jüngst stellten wir fest, daß Philosophie studenten weite Strecken aus Goethes „Faust“ auswendig rezitieren können. Das ist lobenswert; doch darf man hierbei nicht stehenbleiben. Die Studenten müssen gleichzeitig bemüht sein, sich den künst lerischen Gehalt dieser großen nationalen Dichtung anzueignen, und zwar in einem solchen Grade, daß sie, ohne zu verein fachen, begreifen, was Walter Ulbricht meinte, als er sagte, daß die Werktätigen in der DDR begonnen haben, den dritten Teil des „Faust“ zu schreiben. Es ist theo retisch die Frage nach dem Verhältnis von bürgerlichem und sozialistischem Hu4 manismus. 3. Unsere kulturell-erzieherischen Be mühungen bewegen sich in Richtung auf die allseitig gebildete sozialistische Persön lichkeit; das schließt nicht aus, daß inner halb des Ensembles von Neigungen und In teressen ein Interesse stärker ausgebildet und gepflegt wird, besonders wenn es von eigenen künstlerischen Versuchen begleitet ist. Aber vor einer ausgesprochenen Ein seitigkeit und Borniertheit muß man warnen. Die Partei sagt: Stürmt die Höhen der Kultur! Nicht die Höhe, vielleicht sogar nur die,, auf der ein Fernsehapparat steht. Die kulturell-künstlerische und massen politische' Wirksamkeit unseres Fernsehens steht für uns außer Frage (vgl. W. Fehlig auf der Kulturkonferenz 1960, Protokoll S. 243). Unsere Bemerkung richtet sich aber gegen falsche Bedürfnisse, gegen einen falschen Gebrauch. Ungenutzte Potenzen der Gegenwartsliteratur? / Wenn auch dem kulturellen Erziehungs- und Selbsterziehungsprozeß viele Seiten und Momente eigen sind, so nehmen doch die sozialistische Gegenwartskunst und -literatur in ihm einen besonderen Platz ein. Die Diskussion über „Schlacht unter wegs“ zeigte erneut die Bedeutung der so zialistischen Literatur für die ideologische Erziehung unserer Menschen und für die Lösung ökonomischer Aufgaben. Wir dürfen auf keinen Fall länger dulden, daß die ästhetischen und ideologischen Potenzen der sozialistischen Gegenwartsliteratur un genutzt bleiben. Wir müssen sie auf viel fältige Weise in unser Leben einbezfehen. Es ist eine der dringendsten Aufgaben der Genossen an den Kunst- und Literatur instituten der Karl-Marx-Universität, das („Universitätszeitung“ vom 5. 7. 1962) ähn- liche Auffassungen darlegte. Vom Lesen und Schreiben „Arbeiterklasse, das bin auch ich!“ — M. Nawrath spricht aus, was sich jeder Genosse täglich sagen müßte, dehn der V. Parteitag verpflichtete jeden Genossen, in der kulturellen Entwicklung beispiel haft voranzugehen. — Die führende Rolle der Partei verwirklicht sich auf vielfältige Weise, natürlich nicht zuletzt auch darin, wie jeder Genosse in seinem Arbeitsbereich und in seiner eigenen Entwicklung die For derungen der Partei durchsetzt. Wir wissen, daß dieser komplizierte Prozeß sich nicht spontan, von allein vollzieht, daß er kein mechanischer Prozeß ist, sondern daß er von der Partei belebt und gelenkt werden muß. : Die Klappenschlägerin ■ im Konzert ■ Die Partei sagt: Die Arbeiterklasse • muß die Höhen der Kultur erstürmen. ■ Arbeiterklasse, das bin auch ich. ■ Also ging ich und kaufte mir • eine Karte für das Konzert. ■ • Anfangs spielte ich mit dem Schloß • meiner kleinen glitzernden Tasche. ■ Sie war neu — alles war neu - ■ auch, daß ich im Konzert saß, । ich, eine Klappenschlägerin. ■ Ob die Frau, die neben mir saß, B weiß, was das ist? Sie liest Noten ■ wie andere die Zeitung. [ Ob sie weiß, wie genau mein Einsatz । klappen muß, damit die Kohle rollt? Im Programm steht „Allegro“ und „An- ■ dante". ■ Ich weiß nicht, was das ist, J aber ich werde es morgen wissen. ■ Ob sie morgen weiß, was eine ■ Klappenschlägerin ist? Nicht wichtig. Wichtiger, daß ich lerne, ■ was ein Allegro ist. Nein, auch nicht wichtig. ■ Wichtig allein, daß die Musik ■ mich mitnahm aufs Meer, in den Sturm • und in den stillen Garten. ■ Ich fuhr nicht mit der Straßenbahn, 5 ich nahm auch keinen Wagen — ■ obwohl ich mir das manchmal leisten kann -, • Ich ging den langen Weg nach Haus zu Fuß. • Und um mich war Musik. ■ Mein Herz schlug kräftig und schnell, ■ J als wenn ich einen Berg erstiegen hätte, • ■ einen Berg mit wunderbarer Aussicht. ■ Martha Nawrath ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■MBB Auf dem V. Parteitag orientierte die Par tei die Genossen auf die Losung vom „lesenden Arbeiter“. Inzwischen ist die Ent wicklung weiter fortgeschritten, und die Losung vom „lesenden Arbeiter“ ist auf der Bitterfelder Konferenz durch die Lo sung vom „schreibenden Arbeiter“ — nicht ersetzt — ergänzt worden. Darüber, wie diese Losung aufzufassen ist, gibt es zur Zeit viele Unklarheiten. Den kulturpoliti schen Aktionen im kleinen wird vielfach mit Skepsis begegnet und die Orientierung der künstlerischen Selbstbetätigung wird mitunter ironisch quittiert. Diese Haltung drückt unseres Erachtens zweierlei aus: Unverständnis gegenüber den Bemühungen der Partei, den Schritt vom Ich zum Wir zu realisieren und eine Unter schätzung der kleinen quantitativen Schritte, abgesehen von einer gewissen Bequemlich keit oder Überheblichkeit einzelner. Bei der Verwirklichung der Losung „vom lesenden zum schreibenden Arbeiter“ muß unseres Erachtens folgendes berücksichtigt werden: 1. Die Losung vom „schreibenden Ar beiter“ darf nicht gegen die Losung vom „lesenden Arbeiter“ gesetzt werden. Das Schreiben hat das Lesen zur Voraussetzung, Rezeptive Kunstaneignung ist und bleibt ein bedeutendes Mittel der kulturell-künst lerischen Erziehung, der Bildung des ästhe tischen Geschmacks. 2. Die Bildung der produktiven, der aktiven Kunstaneignung muß aber betont werden. Vielfach werden bei Diskussionen über diese Frage negative charakterliche Momente dagegen angeführt, z. B. Momente der Überheblichkeit, der Selbstüber schätzung. Ich bin der Meinung, daß diese Momente in erster Linie beweisen, wie stark die betreffende Persönlichkeit an dem Vorhaben beteiligt ist — intellektuell und emotionell —, und daß hier der Prozeß der Bewußtseins- und Geschmacksbildung be sonders intensiv verläuft. In diesen Prozessen wird die Persönlich keit immer neu vor moralische und poli tische Entscheidungen gestellt; entscheidend ist, daß sich diese Prozesse im Zusammen hang mit der sozialistischen Gesamtent wicklung und an den sozialistischen Gegen ständen vollziehen und richtig angeleitet und ausgewertet werden. Wie sieht es mit der Anleitung von Zirkeln schreibender Studenten an der Karl-Marx-Universität aus? An dieser Stelle sei ferner daran er innert, daß sich bei der Gründungsver sammlung der Arbeitsgemeinschaft schrei bender Arbeiter der Stadt Leipzig, die am 27. Januar 1962 im Klubhaus Südwest statt fand, der Schriftsteller Hans Maaßen an die Leipziger Germanisten mit der Bitte wandte, diese Bewegung in der Stadt Leip zig wirksam zu unterstützen. Nicht länger fünftes Rad am Wagen Gegenwärtig kritisiert die Partei, daß wir „in der Entwicklung eines geistig-kulturel len Lebens großen Tempoverlust haben“, den „es gilt aufzuholen“. Genosse Paul Fröhlich forderte daher auf der 6. Bezirks delegiertenkonferenz „einen neuen Ab schnitt in der Entfaltung des geistig-kul turellen Lebens“ einzuleiten. In dem Ar tikel „Kultur gehört zum Leben wie das Brot“ stellte der Erste Sekretär der Be zirksleitung Neubrandenburg, Genosse Ewald, im „Neuen Deutschland“ vom 20. Februar 1962 fest, daß „von vielen Men schen, ja sogar von Genossen, die Kultur heute noch als etwas am Rande liegendes, als fünftes Rad am Wagen“ betrachtet wird und daß eine Reihe von „Parteileitungen die Kultur noch nicht in die Führungs tätigkeit, in die politisch-ideologische Über zeugungsarbeit einbezogen“ hätten. Er hob hervor, daß man sich durch den Besuch von Theater und anderen wertvollen kul turellen Veranstaltungen „Menschenkennt nis aneignet und von den Helden des Stückes lernt, Menschen zu führen“. Damit ist das Stichwort für einen Ge danken gegeben, den A. Kurella auf der Zentralvorstandssitzung der Gewerkschaft Kunst am 25. Januar 1962 in Berlin äußerte und der noch einmal deutlich macht, was die kulturelle Bildung für die führende Kraft im Staat, für die Sozialistische Ein heitspartei Deutschlands selbst, bedeutet: „Wenn wir den historischen Auftrag, herrschende Klasse in diesem Lande zu sein und als Partei an der Spitze dieser Klasse zu marschieren, erfüllen wollen, muß jeder von uns gebildeter werden, muß er sich um die Hebung seines kulturellen Niveaus bemühen. Die Bildung, über die wir heute verfügen, ist zu gering für die herrschende Klasse im Land. Jeder ist vor die Aufgabe gestellt, bei sich anzufangen und in seiner Umgebung dafür zu sorgen, daß das gesamte Bildungsniveau unserer gesamten Bevölkerung, vor allem der Ar beiterklasse und des führenden Teils dieser Klasse täglich und stündlich erhöht wird. Jeder soll sich ständig fragen, was er in seiner Berufsarbeit, in seiner Freizeit für seine Kollegen, für sich selbst, zu Hause, mit seinen Kindern, in dieser Richtung tut.“ 5 ) *) „Die geschichtliche Aufgabe der Deutschen Demokratischen Republik und die Zukunft Deutschlands.“ Schriftenreihe des Staatsrates der DDR Nummer 171962, S. 75 2 ) W. I. Lenin: Über Kultur und Kunst, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 374 3 ) Für den Sieg der sozialistischen Revolu tion . . ., S. 235'36 4) Zur sozialistischen Kulturrevolution. Band II. S. 498 5) Alfred Kurella: Zu einigen Problemen unserer Kulturpolitik im Zusammenhang mit dem XXII. Parteitag der KPdSU und dem 14. Plenum des ZK der SED. In „Kulturelles Leben“, Heft 5/1962, Beilage S. 7 Anmerkung: Dem hier veröffentlichten Ar tikel liegen Grundgedanken eines Referats zum Thema „Warum und wie macht die Partei Kulturpolitik?“, das der Verfasser auf einer Mitgliederschulung der SED-Grundorganisa tion des Instituts für Philosophie gehalten hat, zugrunde.
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