Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
-
Band
Band 6.1962
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Seit einigen Wochen stehen an der Medi zinischen Fakultät Vorschläge der Kommis sion Lehre und Forschung der Fakultäts- Gewerkschaftsleitung zur Verbesserung der Ausbildung und Erziehung der Studen ten zur Diskussion. Wir unterhielten uns über einige der darin aufgeworfenen Pro bleme mit Prof. Dr. Bertolini, Direk tor des Anatomischen Instituts. „Universitätszeitung": In den Vorschlägen der Kommission Lehre und Forschung wird von der gesellschaftlichen Aufgabe der Medizini schen Fakultät, sozialistische Ärzte, die berufen sind, höchste Menschlichkeit zu üben, ausge gangen. Gerade nach dem Nationalkongreß gehört doch dieser Seite der Erziehung der Medizinstudenten besondere Aufmerksamkeit. Prof. Dr. Bertolini: Die friedliebenden, fortschrittlichen Kräfte unserer Nation wa ren zu schwach, um den ersten Weltkrieg zu verhindern, und vermochten trotz gro ßer Bemühungen nicht die „Volk-ohne- Raum-Politik“ abzuwenden, die zum zwei ten Weltkrieg führte. Es ist deshalb unsere Pflicht, große Anstrengungen zu unterneh men, den Ausbruch eines dritten Weltkrie ges zu verhüten. Nur unter der Bedingung können wir den Studierenden der Medizin fachliches Wissen für beste Leistungen vermitteln. Um die Lehre aus der Ge schichte zu ziehen und um die Aufgaben des ärztlichen Berufes richtig einzuschät zen, kann die fachliche Erziehung nur mit Berücksichtigung der gesellschaftlichen Probleme erfolgen. Wir bilden Studenten aus, damit sie spä ter beim Aufbau des Gesundheitswesens unseres Staates weitere Erfolge erzielen. Das Bemühen der Medizin, gleich ob im theoretischen oder praktischen Teil, geht um die Bewahrung eines gesunden und lan gen Lebens. So ist es in der ärztlichen Denkweise tief verankert, die Menschheit vor einer Massenvernichtung zu schützen und ihr auf dem Weg für Frieden und Wohlstand Hilfe zu leisten. Es gibt jederzeit Probleme, wo es für den Hochschullehrer und Mediziner möglich ist, die fachlichen Dinge in Abhängigkeit von der gesellschaftlichen Entwicklung und den gesellschaftlichen Verhältnissen darzu legen. So gilt unser Interesse z. B. der Tat sache, daß sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Weltkrieg besonders häu fig embryonale Mißbildungen auftraten. Ein anderes Beispiel sind die Schäden, die durch Atombomben entstehen. Wir müssen die Studenten immer wieder auf die ge sellschaftlichen Zusammenhänge dieser Er- scheinurgen aufmerksam machen. „Universitätszeitung": In der Stellungnahme der Kommission Lehre und Forschung wird der Zusammenarbeit der Hochschullehrer mit der FDJ eine große Bedeutung beigemessen. Wel che Hinweise können Sie zur Verbesserung der Arbeit der Studenten geben? Prof. Dr. Bertolini: Ich glaube, die Ana tomie ist ein solches Fach, das die aller wenigsten im stillen Kämmerlein lernen können. Dafür ist die regelmäßige Arbeit in guten, nicht zu großen Studiengruppen, wie das die FDJ organisiert, vonnöten. Ich halte es aber für sehr wichtig, daß die Stu denten die vom Lehrkörper angebotene Hilfe auch in Anspruch nehmen. Das be trifft vor allem den Besuch unserer mehr fach geteilten Praktika. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Studenten von Anfang an mitarbeiten und in gewissen Abständen das bisher vorhandene Wissensgut vertie fen. Hierzu wird leider die Hilfe unserer Assistenten noch zuwenig genutzt. Man wendet sich während der großen Seminare noch zuwenig mit ungeklärten Problemen an die Assistenten. Wir beteiligen uns an allen FDJ-Ver- sammlungen und messen dem eine große Bedeutung bei. Ein Problem der Erziehungsarbeit: Ich habe einmal im ersten Studienjahr eine Stichprobe gemacht. Da stellte sich heraus, daß 80 Studenten fehlten. Wir haben die Sache untersucht, und die Betreffenden brachten die eigenartigsten Ausreden vor. Einer sagte, er glaubte, dieses Praktikum sei nicht so wichtig, weil hier keine An wesenheitsliste geführt wird. Ich finde es aber nicht richtig, daß man eine Anwesenheitsliste führen soll und werde das auch nicht einführen. Besonders in den Gruppen der Studenten sollten viel mehr die Auseinandersetzungen über die Einstellung zum Studium geführt werden. „Universiätszeitung": Von einigen Studen tengruppen haben wir Verpflichtungen ge lesen, alle Vorlesungen zu . besuchen. Als wir den Studenten sagten, das sei doch ohnehin selbstverständlich, erwiderten sie, daß es durchaus gang und gäbe sei, vor einem Testat die Vorlesung zu bummeln, um damit Zeit zum Lernen zu gewinnen. Was meinen Sie zu dieser Auffassung? Prof. Dr. Bertolini: Das ist eine sehr kurzsichtige Ansicht. Das, was der Student in der Vorlesung versäumt hat, fehlt ihm dann bei der Abrechnung im gesamten Fach für die Examina. Es gibt doch gewisse Rückstände in den Lehrbüchern. Das ist völlig normal. Ehe ein Lehrbuch druck technisch entsteht, vergehen zwei bis drei Jahre und die nächste Auflage folgt Jahre später. Die stürmische Entwicklung der Medizin verlangt aber, daß das Neue in die Kollegs eingebaut wird. Wenn man sich als Student das entgehen läßt, kann man zwar unter Umständen ein gutes Testat haben, aber am Ende insgesamt doch ein schlech tes Wissen. „Universitätszeitung": Es wird von Medizin studenten vielfach als nachteilig empfunden, daß für das Physikum die drei Fächer Physio logie, Physiologische Chemie und Anatomie wieder direkt nacheinander, am Ende des 5. Semester geprüft werden. Prof. Dr. Bertolini: Die Zusammenlegung der Prüfungen ist eine Notwendigkeit. Durch die Teilung des Physikums hatte sich die „Saisonarbeit“ zur höchsten Blüte ent wickelt. Die Fächer, die gerade nicht im Vordergrund standen, wurden vernachläs sigt. Es ist keine Erschwernis für die Stu denten, sondern ein großer Nutzen, weil die drei Fächer Physiologie, Physiologische Chemie und Anatomie letzten Endes vom Arzt als eine Einheit angewendet werden sollen. Um diesen Zusammenhang zu wah ren, ist es von großem Vorteil, diese drei Fächer gemeinsam vorzubereiten. Das Ver ständnis wird größer. „Universitätszeitung": Herr Professor, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Der Hochschullehrer - Erzieher sozialistischer Persönlichkeiten Wir veröffentlichen im folgenden eine Zuschrift von Prof. Dr. Rudolf Krah nert, Direktor des Instituts für Pelztierkunde an der Veterinärmedizinischen Fa kultät, mit der er einen Artikel beantwortet, der ini April dieses Jahres unter dem Titel „Der Sozialismus, die Frau und die Moral eines Professors“ in der „Universi tätszeitung“ erschien. Der Artikel hatte sich kritisch mit dem Auftreten Professor Krahnerts vor Stu denten der Landwirtschaftlichen Fakultät auseinandergesetzt, das „eines Hoch schullehrers schlechthin, erst recht aber eines Hochschullehrers an einer sozialisti schen Universität unwürdig“ war, und hatte insbesondere auf seine in den Moral begriffen der absterbenden bürgerlichen Gesellschaft befangene Auffassung von der Frau und vom Frauenstudium verwiesen. Abschließend hieß es in diesem Artikel: „Wir schließen uns den Studenten des 5. Studienjahres an, wenn sie fordern, ein Hochschullehrer solle exakte wissen schaftliche Kenntnisse vermitteln und bei Stellungnahmen zu den Fragen des täg lichen Lebens den Weg zu ihrer Lösung zeigen. Und wir stimmen auch den Freun den des 1. Studienjahres zu, die zu dem Auftreten Professor Krahnerts äußerten: .Wir sind der Meinung, daß diese Ansichten unsere Entwicklung zu jungen Sozia listen hemmen.' Die Redaktion betrachtet diese Angelegenheit mit dem vorliegenden Artikel nicht als abgeschlossen, sondern fordert dazu auf, die bereits begonnenen Gespräche über die V erantwortung des Hochschullehrers für die sozialistische Erziehung ... der Studenten fortzusetzen.“ Unlängst hatte die Redaktion dieser Zei tung auf Grund einer Zuschrift von Studen. ten des ersten und fünften Studienjahres der Landwirtschaftlichen Fakultät Kritik geübt an der Art und Weise meines Unter richts und Zweifel geäußert hinsichtlich meiner grundsätzlichen Einstellung zur Frauenförderung an der Landwirtschaft lichen wie an der Veterinärmedizinischen Fakultät. Dabei wurden prinzipielle Erwä gungen angestellt. Inzwischen konnten in öffentlichen Diskussionen mit den Studen ten die strittigen Punkte besprochen und einige Mißverständnisse geklärt werden. Dennoch erscheint es zweckmäßig, auch der angesprochenen Öffentlichkeit diesbezüg liche Gedanken zu unterbreiten, und ich bin der Redaktion dankbar, wenn sie mir hiermit Gelegenheit gibt. Schließlich kann es nur nützlich sein, wenn auch an anderer Stelle insbesondere über die Verantwortung des Hochschullehrers für die sozialistische Erziehung Gespräche angeregt werden. Der Einfluß des Dozenten auf seine Hö rerschaft ist nicht nur tiefgreifender als oft angenommen wird, sondern er ist auch ein vielfältiger. Zunächst besteht natürlich die Aufgabe, fachliches Wissen zu vermitteln bzw. zu dessen Aneignung Hinweise zu ge ben und Hilfestellung zu leisten — letzteres ist vorzugsweise bei den Fernstudenten der Fall. Der fachliche Unterricht muß also so ausgerichtet sein, daß er den Studenten das Lernen erleichtert; womit nicht „auswen dig“ lernen gemeint ist, sondern „verstehen und begreifen“. Ohne gründliche fachliche Kenntnisse gibt es keine Qualifikation. Über das Fachwissen hinaus ist die Spe zialisierung eine wichtige Aufgabe in der Ausbildung der Studenten, zu der — studere heißt: sich um etwas bemühen — der Stu dent selbst nach Kräften beiträgt und wor in er durch das Kollekiv der Studenten gruppe unterstützt wird. Unmerklich für den einzelnen wird im gemeinsamen Lernen gleichzeitig das Allgemeinwissen gehoben und eine gemeinsame Sprache gefunden. Diesen Prozeß zu fördern gehört in das Aufgabengebiet des Dozenten. Dabei wird noch ein Drittes erreicht: die Entfaltung der Persönlichkeit Unsere Ge genwart wie die Zukunft verlangen nicht nur fachlich versierte und im Allgemein wissen hochgebildete, sondern sich auch ständig weiterentwickelnde Menschen, die — in Parallele zu den gesellschaftlichen Ent wicklungsgesetzen — mit der Erfahrung her anreifen zur Persönlichkeit. Zwar wird der Grund zu einer solchen Entwicklung bereits in den polytechnischen Oberschulen (letzt lich schon in der vorschulischen Erziehung!) gelegt, es kommt aber darauf an, die gute Saat auch aufgehen zu lassen. Das heißt für den Dozenten, daß er weitere Vorausset zungen zu schaffen hat, die zur Entfaltung der Persönlichkeit des sozialistischen Men schen führen. Und dieses hohe Ziel kann der Hochschul lehrer nur verfolgen, wenn er sich selbst von dem Prozeß der Erziehung nicht aus schließt. Sein Gremium ist das Kollektiv der Dozentenschaft, der Rat der Fakultät, in dem die Mitglieder der Sozialistischen Einheitspartei Deuschlands die anleitende und führende Rolle der Arbeiter und Bau ern manifestieren. In diesem Kreise sind die Dozenten gegenseitig für ihre Entwick lung verantwortlich. Ein Versäumen würde heißen, sich von der Erziehung der Erzie her auszuschließen. Der Wissenschaftler im Sozialismus ist also kein isoliert seiner Arbeit nachgehen der Fachmann, sondern lebt mitten im Neuen, an dessen Entstehung er tätigen Anteil nimmt. Andernfalls wäre er auch nicht in der Lage, junge Wissenschaftler heranzubilden. Von der Wissenschaft Be sitz ergreifen heißt wohl, kritisch zu prü fen, vor allem aber, neue Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, die dem Wohle der Menschheit dienen. Dies erst macht den Fortschritt aus. Dabei werden die fortschrittlichen Er rungenschaften der Gesellschaft natürlich auch in das wissenschaftliche Leben einge baut. Ein solcher Erfolg ist die Berufstätig keit der Frauen. Wir sehen die Frau längst in allen Zweigen des Berufslebens. Den Sektor Wissenschaft hat sie sich nur zö gernd erobert, und hier gibt es noch Grund zur Mahnung. Teilweise kommen die weib lichen Studenten nicht der hohen Verpflich tung nach, die sie dadurch eingingen, daß sie auf Kosten des Staates unter gleich zeitiger Inanspruchnahme eines ansehn lichen Stipendiums studierten. Die Enttäuschung darüber, daß noch im mer recht zahlreiche Frauen nach beende tem Studium ihren Beruf nicht oder nur verhältnismäßig kurze Zeit ausüben, darf aber nicht dazu verleiten, weibliche Be- Werber bei der Immatrikulation zu benach teiligen. Dies würde dem Frauenkommu nique bzw. in der Folge davon dem Frauen förderungsplan der Landwirtschaftlichen wie der Vetrinärmedizinischen Fakultät widersprechen. Eine andere Frage ist die nach den Grün den, aus denen Frauen in ihrem selbstge wählten Beruf nicht tätig bleiben. Sicher lich spielen hier äußere Umstände, wie der zu überwindende Mangel an Krippenplät zen und Kindergärten eine wesentliche Rolle. Aber die Kritik — auch der uns im Alltag begegnenden, häufig scheinbar be langlosen Mängel — kann sich ja nicht auf die Nennung eines mißlichen Umstandes beschränken, sondern soll vor allem Wege zur Abänderung zeigen. Bekanntlich benötigt die Praxis der Landwirtschaft noch eine beträchtliche Zahl Kader, ebenso an qualifizierten Diplom landwirten wie an Tierärzten. Denn der Aufbau des Sozialismus erfordert nicht nur alle Kräfte, sondern mit der sich in schnel lem Tempo vollziehenden technischen Ent wicklung und der Einführung der Wissen schaft in die Praxis wachsen auch die gei stigen Anforderungen an die Menschen. Und dennoch ist diese Tatsache nicht der eigentliche Grund, wenn die Frau als Agro nomin, Tierzüchterin oder Tierärztin eine besondere Förderung erfährt — man könnte ja statt dessen eine entsprechend größere Zahl männliche Studenten immatrikulieren. Wesentlich ist, daß die Frau — erstmals in der Geschichte der deutschen Hochschulen — in allen Fakultäten auf der Basis der völligen Gleichberechtigung gefördert wird, daß ihr die Tore geöffnet sind zu jeder Form und zu jedem Grad der Bildung. Auf die Tatsache ihrer Befreiung aus der Vor herrschaft des Mannes kommt es minde stens ebenso an wie darauf, daß sie mit ihrer Arbeit zum Fortschritt der Gesell schaft beiträgt. Es ist eine Aufgabe auch des Dozenten, in dieser Richtung auf das Bewußtsein der Studentin einzuwirken. Allerdings genügt zur positiven Mitarbeit in der sozialisti schen Gesellschaft nicht die Einsicht und der bloße Wille: Es müssen die Erkennt nisse von den Entwicklungsgesetzen der menschlichen Gesellschaft überhaupt mit einbezogen werden, die man sich nicht bei läufig, sondern nur durch ein gründliches Studium aneignen kann. Damit trägt der Hochschullehrer bei zur Verwirklichung des jüngst vom National kongreß beschlossenen Dokuments, das un serer Nation den Weg in die Zukunft weist. Zu der Wiedergabe des Rundtischgesprächs in UZ Nr. 25. vom 21. 6. 1962 Zu der Wiedergabe des Rundtischge sprächs (UZ vom 21. Juni) bittet uns Frau Professor Lips um die Berichtigung einiger Fehler, die durch Lücken und Irrtümer im Protokoll entstanden sind. 1. Die Erwähnungen von Professor Julius Lips erfolgten nicht in so persönlicher Weise, wie es im Artikel geschah. 2. Im fünften Absatz des Berichts über ihre Ausführungen wurden leider einige Satzteile fragmentarisch verbunden, wo durch das Gesagte nicht sinngemäß wieder gegeben wurde. 3. Die Erwähnung der Pariser Emigration wurde aus dem Zusammenhang gerissen und geschah im Rahmen einer Betrachtung über die Geschichtsauffassung in unserer Epoche im allgemeinen. 4. Es wurde nicht gesagt, daß Professor Julius Lips mit Einstein die „Freie Deutsche Wissenschaft" in Paris herausgab, sondern daß Einstein, Julius Lips und andere in der „Zeitschrift für Freie Deutsche Forschung“ publizierten. Herausgeber dieser Zeitschrift war die Freie Deutsche Hochschule, Paris, — Redakteur Herr Dr. L. Johann Schmidt, der Mann von Anna Seghers. 5. Es sind einige stilistische Entstellungen unterlaufen, die wir bedauern. Dr. Schrader — ein Schwinge der Chemie (H) — GIFTKAMPFSTOFFE FÜR DIE NATO Von Wolfgang König Für das Sarin gab Schrader sogar seinen Namen her. Es wurde benannt nach Schrader, Ambros, Mitglied des Vorstandes der IG- Farben, Produktionsleiter für Buna und Giftgas; Leiter des Ausschusses für chemi sche Kampfstoffe im Rüstungsministerium, Gründer des IG-Werkes Auschwitz-Mono witz mit dem betriebseigenen KZ, in dem über sechs Millionen Polen, Juden und Kriegsgefangene umgebracht wurden, ist heute Dr. Dr. h. c. Er ist Mitglied des Auf sichtsrates der Bergwerksgesellschaft Hiber nia, Herne, der Süddeutschen Stickstoff werke A G., Trostberg (Obb.), der Schol- ven-Chemie AG, Gelsenkirchen-Buer, und der Feldmühle Papier- und Zellstoffwerke Düsseldorf. Er vertritt eine halbe Milliarde Westmark. Am 30. 6. 1948 wurde er vom amerikanischen Militärgericht zu Nürnberg zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Diese Strafe hat er aber nicht abgesessen. Ritter, Oberst im faschistischen Heeres waffenamt, heute Dr. Dr. h. c., Vorstands vorsitzender der Knapsack-Griesheim AG. von der Linde, Mitarbeiter im Heeres- Waffenamt, heute in Düsseldorf tätig. Mit diesen Menschen fühlte sich Schra der eins. Er wußte, daß in Dyhernfurth Hunderte von ausländischen Zwangsarbei tern bei der Produktion seines Sarins und Tabuns einen grausamen Tod fanden. Wäh rend des Rückzuges wurde das Werk von der faschistischen Luftwaffe vernichtet, um es nicht der Roten Armee in die Hände fallen zu lassen und die Spuren der faschi stischen Verbrechen zu beseitigen. In einem Geheimbrief vom 15. 1. 1944, der den Häftlingseinsatz für die chemische In dustrie betrifft, werden dem Werk Dyhern furth von SS-Obergruppenführer Pohl, dem Chef des SS-Wirtschaftsverwaltungshaupt- amtes, 9700 Häftlinge aus Auschwitz zuge wiesen. Diese Häftlinge waren Todeskan didaten und mußten mithelfen, das Gift zu produzieren, das ihre Kameraden zu Tode quälte. Dr. Schrader wußte von all dem, aber er hielt seinen Auftraggebern die Treue. Das Spiel ist aus — das Spiel beginnt von neuem Nach dem Zusammenbruch des Faschis mus fielen den Amerikanern die Unter lagen der IG-Farben in Elberfeld in die Hände. Eine Reihe von IG-Wissenschaft- lern, darunter auch Dr. Schrader, wurden interniert und kamen in das Lager Kranz berg im Taunus. Was taten sie dort? Am 3. Juni 1948 verkündete der Leiter der Ab teilung für chemische Kriegsführung im amerikanischen Kriegministerium in der „New York Herald Tribune“: „Ende des zweiten Weltkrieges gab es völlig neue Entdeckungen auf dem Gebiete der chemi schen Kriegsführung, die auf dem Schlacht feld noch nicht ausprobiert worden sind. Wir müssen auf alle Fälle auf diesem Ge biet an der Spitze aller Staaten bleiben.“ Das war also die Internierung. Schrader hatte nur seinen Herrn gewechselt. Er sollte in aller Ruhe das sichten und ord nen. was die Amerikaner aus Elberfeld an Material herbeischafften. Zum Dank für die Überlassung der Patente und für die Mitarbeit der IG-Wissenschaftler an ameri kanischen Massenvernichtungsprojekten sorgten die Amerikaner dafür, daß im IG- Farbenprozeß 1947/48 die Frage der Gift gasproduktion keine Rolle spielte. Jetzt entstanden in den USA riesige Werke zur Herstellung chemischer Kampfstoffe unter Mithilfe deutscher Wissenschaftler. Die IG-Spezialisten erhielten Zugang zu den amerikanischen Geheimlabors und zu den Archiven. 1954 wurde bekannt, daß die Amerikaner einen Kampfstoff entwickelt haben, von dem drei Tropfen einen Men schen töten können. Ein einziges Flugzeug kann soviel transportieren, daß man damit das Leben auf einer Fläche von 25 000 Hekt ar vernichten kann. Ein halbes Gramm Schradan tötet einen Menschen Die IG-Farben ließen sich nicht lange unter die Botmäßigkeit der amerikanischen Monopole zwingen. Seit der beginnenden Wiederaufrüstung in Westdeutschland wit terten sie das neue Geschäft. Und sie waren wieder mit von der Partie. Am 14. 3. 1951 alarmierte die Regierung der DDR die Weltöffentlichkeit, „daß in den Werken Ludwigshafen und Rottweil des IG-Farben-Konzerns Sprengstoffe herge stellt und neue Giftgase sowie Antriebs stoffe für Raketengeschosse entwickelt wer den.“ Am 22. 11. 1960 war in der franzö sischen Zeitung „Liberation“ zu lesen, daß Forschungen auf dem Gebiet der Giftgase „geheim in einigen deutschen Laboratorien“ stattfinden, „die für derartige Arbeiten speziell ausgerüstet sindl, beispielsweise in Ludwigshafen“. Mit der Erforschung und Produktion ist die Farbenfabrik Bayer AG beschäftigt, die Arbeiten werden wieder von Dr.-Ing. Gerhard Schrader geleitet. Bei Bayer arbeitet auch der ehemalige Chefpharmakologe der faschistischen Wehr macht, der Mitarbeiter des Heereswaffen prüfungsamtes 9, Oberstarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Wolfgang Wirth, der während des zweiten Weltkrieges an der Militärakade mie in Berlin mit der Erforschung der Nervengifte beschäftigt war. 1952 entwickelte Schrader eine Reihe von Stoffen, offiziell unter Schädlings bekämpfungsmittel geführt, die wieder durch ihre große Giftwirkung gegenüber dem Menschen auffallen. Ein halbes Gramm Schradan z. B. tötet einen Men schen, andere solcher Stoffe sind noch weit aus giftiger. Daß diese Wissenschaftler gar nicht so unpolitisch sind, wie sie das gern hinstellen möchten, zeigt die Äuße rung Prof. Wirths vom Mai 1955: „Da die Frage, ob in künftigen Kriegen Gaskampf stoffe zur Verwendung kommen werden, ungeklärt ist, erscheint es angebracht, die Möglichkeit, die eine Anwendung solcher Kampfstoffe .. . bietet, zu besprechen.“ Und so diskutiert er über Gasgeschosse und Sprühverfahren aus Flugzeugen, über das Einspritzen hochwirksamer Kampf stoffe wie Blausäure und Trilone durch die Schießscharten von Befestigungen in den Wehrtechnischen Heften, Darmstadt, Heft 5/55. Giftgase im NATO-Konzept 1957 fand in Idar-Oberstein eine Tagung ehemaliger „Offiziere für Sonderverwen dung“ der faschistischen Wehrmacht statt, an der eine Reihe solcher Leute teil nahmen, die an der Entwicklung von Tabun, Sarin und Soman beteiligt waren. Dort wurde nicht darüber diskutiert, wie man der Landwirtschaft helfen kann, Pflanzenschädlinge zu vernichten. Dort wurden Erfahrungen ausgetauscht und neue Pläne geschmiedet zur Vernichtung von Menschen. Heute wird der Mann, der den Faschisten Mittel in die Hand gab, Millionen Menschen zu vergiften, von den Bonner Ultras mit dem Dr. agr. h. c. ge ehrt und darf seine alten Forschungen weiter fortsetzen. Er arbeitet heute wieder auf dem Gebiet der Fluorverbindungen, Phosphor- und Thiophosphorsäureester, wie die letzten Veröffentlichungen von ihm zeigen. Er arbeitet heute wieder für die IG-Farben, für die Bonner Militaristen und die NATO-Krieger. Tabun, Sarin und Soman bilden heute einen wesentlichen Bestandteil der Kriegskonzeption der NATO-Führung. Aber diese Waffen sind heute keine Geheimwaffen mehr wie ehe dem. Die Völker sind gewarnt. Sie sind wachsam geworden und kämpfen gegen diese wahnsinnigen Gedanken der Men schenvernichtung. Demonstrationen vor dem Fort Detrick und dem Army Chemi- cal Center in Edgenwood, Aktionen der Stu denten der Columbia-Universität und des Rockefeller-Instituts, Proteste und Wider stand gegen die Pläne der chemischen Kriegführung in England und Frankreich beweisen die Kraft der Völker. In unse rer Republik sind die ehemaligen IG- Farben-Betriebe in die Hände des werk tätigen Volkes übergeführt worden. Dort wird für friedliche Zwecke und zum Wohl der einfachen Menschen produziert und geforscht. Das nationale Dokument bringt zum Ausdruck, daß die Entwicklung auch um Westdeutschland keinen Bogen machen wird und die Arbeiterklasse siegen wird. Dann wird auch in die Werkhallen von Ludwigshafen, Höchst und Leverkusen der Geist der friedlichen Arbeit einziehen, zum Wohle eines sozialistischen Deutschlands. Literatur: 1. SS im Einsatz. Eine Dokumentation über die Verbrechen der SS, Kongreßverlag Ber lin 1958, S. 153-154 2. Stöhr, R., Die chemischen Kampfstoffe. Deutscher Militärverlag, Berlin 1961, S. 25 bis 37 3. Unger, H., Taschenbuch Luftschutz 2, B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, 1962, S. 293-370 4. Lohs, K.-H., Synthetische Gifte, Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, Berlin, 1958, S. 137-142, 148-163 5. Hellwig, J., Deicke, G., Ein Tagebuch für Anne Frank, Verlag der Nation, Berlin 1959 6. Hauschild, F., Pharmakologie und Grund lagen der Toxikologie, 2. Aufl., VEB Georg Thieme, Leipzig 1960, S. 101—102, 545—546, 692, 860 7. IG-Farben 1960 mächtiger denn je, Aus schuß für Deutsche Einheit, S. 10, 39, 60 8. Leuna-Echo Nr, 147, 28. 12. 1960 Universitätszeitung, Nr. 26, 28, 6. 1962, S. 3
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)