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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
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- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
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Band 6.1962
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00630009660860080 Nationalkultur det* AAeinun^en Die nationale Kulturtradition dem Volke nutzbar machen Von Dr. Erhard John Beispiel neuer Darstellungsmittel Helmut Baierls „Frau Flinz“ — ein Beispiel für neue Inhalt-Form-Beziehungen neue Darstellungsformen, die mit nicht mehr Komödie .Frau Übereinstimmung er- Universitätszeitung, Nr. 24, 14. 6. 1962, S. 4 „her zu be ¬ kömmlichen" Maßstäben werten sind. In Helmut Baierls Flinz“ geht es um die der Maßnahmen unseres Staates — Aufbau aus eigener Kraft und Sozialisierung der Wirtschaft — mit den Lebensinteressen aller arbeitenden Menschen. Dieses Thema ist an der Geschichte einer ehemaligen Land arbeiterin dargestellt, die diese Überein stimmung nicht sieht und willentlich nichts zur Unterstützung der antifaschistisch-re volutionären Ordnung tut. Der Inhalt des Stückes wird durch neue Darstellungsmittel geformt, neu nicht im Sinn von Errungenschaften unserer sozia listischen Literatur der letzten Jahre, aber doch neu im Gegensatz zu den Darstellungs mitteln der bürgerlichen Dramatik. Das Stück besteht aus 14 Handlungs komplexen, die eine Szenenfolge in der Art von Brechts „epischem Theater“ bilden. Baierl folgt Brechts Theaterkonzeption auch, indem er eine Gestalt in den Mittel punkt stellt, die dem Zuschauer zwar sympathisch ist, mit deren Handlungen er aber nicht einverstanden sein soll. Brecht war der Auffassung, daß mit dem falsch handelnden Helden, der den Zuschauer zu sehr widerspruchsvollen und komplizierten Entwicklungsprozeß durchlaufen. Ebenso ist es notwendig, konkret zu untersuchen, in welchen Bereichen und in welchen Formen man von Elementen einer demokratischen und sozialistischen Kultur auch in Westdeutschland sprechen kann; wie sich auf diese Elemente die Kulturentwicklung in der Deutschen Demo kratischen Republik auswirkt; wie diese Kulturentwicklung als Faktor auftritt, der dem imperialistischen Kulturverfall ent gegenwirkt usw. Schließlich und endlich müssen die allgemeine Kunsttheorie wie die speziellen Kunst- und L,iterafurwissen- schaften nachweisen, wie tatsächlich die sozialistische Gesellschaft unserer Natio nalkultur eine echte Perspektive gibt und ihr neue Horizonte eröffnet. Dies ist ver bunden mit einem aktiven Eingreifen in den lebendigen Entwicklungsprozeß unse rer sozialistischen Kunst und Literatur, die sich entschieden dem gegenwärtigen Leben und seinen Konflikten zuwendet; die den arbeitenden Menschen und den Reichtum seiner Menschlichkeit als neuen bedeuten den ästhetischen Gegenstand erobert und in der immer mehr Angehörige werktäti ger Schichten zum künstlerischen Schaffen emporsteigen. Jedermann weiß, wie viele komplizierte und längst noch nicht gelöste Probleme dieses Aufsteigen eines neuen künstleri schen Objekts, neuer künstlerischer Sub jekte, neuer ästhetischer Ideale und Maß stäbe aufwirft. Unsere nationale Kulturtradition — be sonders der Aufstieg der bürgerlichen klassischen Nationalliteratur — zeigt, wie wichtig in diesem Prozeß die enge Ver bindung von künstlerischer Theorie (bis zur Theorie der einzelnen Gattungen) und praktischem künstlerischen Schaffen war. Dies gilt in vollem Umfang auch für die Entwicklung unserer sozialistischen Natio nalkultur. Ja noch in stärkerem Maße, da diese Kultur immer mehr von den Men schen auf Grund erkannter Gesetzmäßig keiten der gesellschaftlichen Entwicklung aufgebaut wird. Bereits diese Überlegungen, die nicht be anspruchen, endgültige Lösungen zu geben unversöhnlicher Widerspruch nicht Dr. Dietze hat in seinem Artikel „Sozia listische Nationalliteratur erfordert neue Maßstäbe“ darauf hingewiesen, daß es not wendig ist, die neuen Inhalt-Form-Be ziehungen unserer sozialistischen Gegen wartsliteratur zu analysieren. Aus den neuen Stoffen und Problemen ergeben sich polytechnischen Oberschule wird die Grundlage für das Verhältnis zur Kunst bei den Werktätigen unserer sozialisti schen Gesellschaft gelegt. Und gerade die Lehrer an diesen Schulen müssen die gro ßen humanistischen Kunsttraditionen zu einem echten Erlebnis der heranwachsen den Generation werden lassen. Für alle mit der Lehrerbildung in diesen Gebieten verbundenen Wissenschaftler der Karl- Marx-Universität ergibt sich daraus die wichtige Aufgabe, unsere Lehrerstudenten zielbewußt darauf vorzubereiten. fordert von den Wissenschaftlern und Künstlern in der Deutschen Demokrati schen Republik in ihrer Arbeit und in ihrem Schaffen die grundlegenden Lebensfragen der Nation zu durchdenken und ihre Arbeit eng mit der Politik der Arbeiter-und- Bauern-Macht und der Partei der Arbei terklasse zu verbinden, die allein in ihrer, im nationalen Dokument charakterisierten Politik unserer Nation und damit auch unserer Nationalkultur eine echte Perspek tive zu geben vermögen. Es gilt nun, nachdem in dem nationalen Dokument die großen historischen Entwick lungslinien aufgezeigt und die nationale Bilanz gezogen wurde, konkret für die je weiligen wissenschaftlichen Disziplinen diese nationale Bilanz weiterzuführen. An dererseits ist es notwendig, die nationale Perspektive in den speziellen Bereichen der Kulturentwicklung nachzu weisen. Inhaltlich ergeben sich dabei für eine all gemeine Theorie der Kunst und Kultur wie für die speziellen Kunstwissenschaften unter anderem folgende Aufgaben: Konkret den Schatz dessen bestimmen, was als humanistische Tradition auf kul turell-künstlerischem Gebiet wirklich zum allgemeinen geistigen Besitz der so zialistischen gebildeten Nation zu machen ist. In diesem Zusammenhang erscheinen einige Bemerkungen zu einer Diskussion, die Anfang dieses Jahres durch zwei Bei- kannt, Frau Flinz dagegen bildet sich den Widerspruch nur ein. Dieser eingebildete Widerspruch wird in Komödienform gelöst ..Frau Flinz“ ist ein Beispiel für die 4 e ' lungene Anwendung der Darstellungsmitte, des nichtaristotelischen Theaters und für die Abwandlung eines Fabelmodells. 80 mäß einem neuen Inhalt. Ute Bau 111 interessen im weiteren Sinn. Aber bel Baierl ist das Problem in einer Komödie gestaltet: Frau Flinz verliert ihre Söhne ins Leben und versöhnt sich zum Schluß wieder mit ihnen, denn im Unterschied zur „Courage“ sieht sie ihren Irrtum ein. Damit verläßt Baierl die Fabel-Tradition Brechts, nach der der Held entweder un belehrbar bleibt oder sich zu spät wandelt, so daß seine neuen Erkenntnisse völlis folgenlos bleiben. Trotzdem wird das Widerspruchsvermögen des Zuschauers auch in „Frau Flinz“ bis zum Schluß beansprucht, nur auf andere Weise. Im letzten Bild tut Frau Flinz bewußt, was sie früher gegen ihren Willen getan hatte: sie hilft der neuen Ordnung durch Appelle an die Mitbürger gemäß ihren Bedürfnissen zu handeln, möglichst gegen den Willen der Funktio näre. Sie provoziert im letzten Bild die Bauern, sich für die LPG zu entscheiden, indem sie vorgibt, gegen die kleinen Bauern, die vor Erschöpfung einschlafen, zu hetzen. Diese Veränderung der Heldenkonzeption ist durch inhaltliche Veränderungen be dingt. In der „Courage“ wird ein realen. innerhalb einer nationalen Kulturentwick- lung auf, aber als philosophisch-theore tische oder künstlerische Repräsentanten antagonistischer, sich bekämpfender Klas sen. Die kapitalistische Gesellschaft ver mag also keine wahrhafte ideale und klas senmäßige Einheit der Nationalkultur und keine gebildete Nation zu schaffen. Dabei äußern sich diese Gegensätze nicht nur in dem grundlegend entgegengesetzten Gehalt des philosophischen, wissenschaftlich-theo retischen und künstlerisch bildhaften Den kens, sondern auch in dem grundlegend gegensätzlichen Möglichkeiten, für Bour geoisie und Proletariat Wissen und Bildung zu erwerben und den grundsätzlichen an deren Gesichtspunkten beim Aneignen und Nutzen des bisher von der Menschheit auf kulturellem Gebiet Geschaffenem. Aus diesen Einsichten ergeben sich grundsätzliche, im nationalen Dokument dargelegte Kulturziele, und zwar: Alle humanistischen Kulturtraditionen unserer Nation zu pflegen und zu bewahren; eine Kultur aufzubauen, die wahrhaft dem gan zen Volke dient; alle kulturschöpferischen Kräfte des ganzen Volkes zu entfalten; für eine höhere Einheit unserer Nationalkultur zu kämpfen, die nicht nur die feudale terri toriale Zersplitterung überwindet, sondern auch die Spaltung der Kultur in zwei ihrem Klassencharakter nach verschiedene Ströme der Kulturentwicklung beseitigt. Wichtig ist dabei der Hinweis, daß die antifaschi stisch-demokratischen Kräfte sich ursprüng- (sie wollen vielmehr zur Diskussion an regen) und ebensowenig als vollständig an zusehen sind, zeigen, welch umfangreiche Aufgaben sich aus dem nationalen Kampf und dem Aufbau einer sozialistischen Nationalkultur für die genannten wissen schaftlichen Disziplinen ergeben. Der Umfang dieser Aufgaben wirft auch die Frage nach den Formen einer wissen« schaftlichen Gemeinschaftsarbeit, in denen die Kräfte vereint, komplizierte Probleme gemeinsam diskutiert und auch strittige Fragen zu einzelnen Problemen geklärt werden, auf. Ausgehend von diesen Überlegungen schlug das Kolloquium zu Fragen des nationalen Dokumentes, das am Institut für Philosophie durchgeführt wurde (siehe . UZ Nr. 23). vor, wissenschaftliche Aktivs und Arbeitsgemeinschaften zu bilden, in denen gemeinsam bestimmte Fragen der wissenschaftlichen Arbeit in Auswertung des nationalen Dokuments beraten, For men der Zusammenarbeit entwickelt und über strittige Fragen in einer sachlichen Weise diskutiert werden kann. Gewiß ist es notwendig, sorgfältig zu überlegen, wie eine solche Arbeit bei der allseitigen An spannung der Kräfte organisiert werden kann. Aber das für die wissenschaftliche Arbeit hinsichtlich der Konzentration der Kräfte Gesagte gilt auch hier. Und im Endergebnis führt eine Gemeinschafts arbeit — mag sie zu Beginn eine gewisse zusätzliche organisatorische Arbeit bedeu ten — zu einer Einsparung von Kräften und Arbeitszeit. In „Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen“ ent wickelte einst Friedrich Schiller großartige Gedanken über die Erneuerung der Kultur und die allseitige menschliche Bildung des Menschen mit den Mitteln der Kunst. Er verband dies mit der Hoffnung, so eine Veränderung der gesellschaftlichen Ver hältnisse vorzubereiten, in der der „Staat der Gewalt“ durch den ..Vernunftsstaat“ ersetzt wird. Am Schluß seiner Überlegun gen jedoch gelangte er zu dem resignieren den, aber für das damalige Deutschland leider nur zu wahrem Schluß: daß dieser „ästhetische Staat“ nur in „einigen aus erlesenen Zirkeln“ existiere. Die Arbeiterklasse, die unter Führung ihrer Partei die Gesellschaft revolutionär umgestaltet und die ökonomische Ausbeu tung und politische Unterdrückung der werktätigen Massen des Volkes ein für allemal aufhebt, schafft die realen politi schen und ökonomischen Grundlagen für eine Kulturentwicklung, die in dem natio nalen Dokument folgendermaßen charak terisiert wird: Es „... entsteht in der Deutschen Demo kratischen Republik auf Grundlage der geschichtlich überlieferten eine neue huma nistische, eine sozialistische deutsche Kul tur. Sie ist dem ganzen Volk zugänglich: Sie ist für das ganze Volk da. Sie lebt mit dem Volk und für das Volk.“ Was könnte es Schöneres für unsere wissenschaftliche Arbeit geben, als für eine solche Kultur all unsere Kraft einzusetzen. lieh im Rahmen eines Nationalstaates mit dem deutschen Militarismus und Imperia lismus auch auf kulturellem Gebiet aus einandersetzen wollten. Aber dies wurde dadurch verhindert, daß die westdeutschen Militaristen und Imperialisten, von den rechten’ SPD-Führern unterstützt, West deutschland aus dem deutschen National verband lösten und immer mehr nicht nur den Gedanken eines souveränen National staates, sondern auch den Gedanken einer humanistischen Nationalkultur preisgeben. So entsteht diese höhere, wahrhaft huma nistische Einheit unserer Nationalkultur vorerst nur in einem Teil Deutschlands und ist äußerlich mit einer scheinbaren Spal tung einer scheinbaren früher einheitlichen Kulturentwicklung verbunden. Aber' es ist notwendig festzustellen, daß das Wesen dieses Prozesses nicht darin be steht, daß in Deutschland zwei verschie dene Nationalkulturen entstehen. Vielmehr repräsentieren die in den beiden deutschen Staaten herrschenden Ströme der Kultur entwicklung zwei unterschiedliche Phasen der Kulturentwicklung, wobei die soziali stische Kultur in der DDR eine wahrhaft einheitliche humanistische Nationalkultur darstellt, die als eine Erscheinung des kul turell-geistigen Lebens in ihrem Wirken keineswegs bei den territorialen Grenzen der DDR aufhört, und in ihrer historischen Perspektive die zukünftige Kulturentwick lung in ganz Deutschland repräsentiert. Der Aufbau einer solchen Nationalkultur dem Bestreben provoziert, solche Fehler in der Wirklichkeit nicht zuzulassen, mehr für die Veränderung der bestehenden Verhält nisse getan wird, als mit dem beispiel gebenden Helden, der dem Zuschauer die Möglichkeit gibt, sich vollständig einzu fühlen und Ansätze eigener Aktivität in seinem Gefühls- und Handlungspathos unterzubringen. So feindselig wie Frau Flinz stand der Durchschnitt der Zuschauer der neuen Ordnung nicht gegenüber, des halb kann ihr Kampf gegen das Neue aus einer kritischen Distanz verfolgt werden. Baierl hat in seinem Stück vorgeprägte Handlungselemente verwendet, was sonst in der sozialistischen Literatur, deren Auf gabe es ist, neue Probleme und neue Stoffe zu gestalten, selten vorkommt. „Frau Flinz“, im Berliner Ensemble und mit Helene Wei gel in der Titelrolle aufgeführt, legt jedem Besucher den Vergleich mit Brechts „Mut ter Courage“ nahe: die tüchtige Frau aus dem Volk, die die Interessen ihrer Familie mit List und Energie verteidigt und sie dabei nicht in einen größeren Zusammen hang einordnen kann, die Mutter, die ihre Kinder verliert und doch nicht die rich tigen Schlußfolgerungen daraus zieht, das ist Martha Flinz ebenso wie Anna Fierling, und ein Teil der Wirksamkeit des Stückes besteht darin, daß der - Zuschauer den Ver lauf der beiden „Courage“-Geschichten ge geneinander abwägen kann. Das Grundproblem der beiden Stücke ist das gleiche: Beide Heldinnen verkennen über der Sorge um das augenblickliche Wohlergehen der Familie ihre Klassen- n dem Dokument „Die geschicht liche Aufgabe der Deutschen Demokratischen Republik und die Zukunft Deutschlands“ wird nicht nur auf politischem und ökonomischem, sondern auch auf kulturellem Gebiet eine nationale Bilanz gezogen. Gleich in den ersten Abschnitten des Do kumentes werden bekanntlich nachdrück lich die hervorragenden kulturellen Lei stungen gewürdigt, die unser Volk in sei ner bisherigen geschichtlichen Entwicklung hervorgebracht hat. Mit dieser Würdigung ist zugleich eine wichtige theoretische Fest stellung verbunden, die künftighin im Mit telpunkt aller Diskussionen um die Ent wicklung unserer Wissenschaft und Kunst und ihre nationale Bedeutung stehen müßte. Der Charakter unserer nationalen Kul turentwicklung wird nämlich nicht nur da mit erklärt, daß Philosophen. Wissenschaft ler, Künstler und Pädagogen innerhalb einer Nation bestimmte beachtenswerte Kulturleistungen hervorbringen und daß sie weiterhin subjektiv ehrlich danach stre ben können, mit ihrem Schaffen wirklich der ganzen Nation zu dienen. Nachdrücklich wird vielmehr die Frage aufgeworfen, ob und inwiefern es die ge sellschaftlichen Verhältnisse objektiv ermöglichten, daß die großen Leistungen der Kultur- schaffendenwirküchdenlnter- essen der ganzen Nation, zu mindest ihrer überwiegenden Mehrheit, dienen können und ihr hellen, in Frieden kulturvoll und glücklich zu leben. Eben darin besteht letzthin das tiefste Wesen der wahrhaften Einheit einer huma nistischen Nationalkultur. Die Geschichte der letzten Jahre analysierend, kommt das nationale Dokument zu der Schlußfolge rung: „Aber das deutsche Volk ist immer wieder um die Früchte seines Fleißes, sei ner Schaffenskraft, seines schöpferischen Genius betrogen worden. Von wem betro gen? Von übelwollenden Nachbarn? Nein, gefährlichster Feind des deutschen Volkes war immer und immer wieder jene kleine herrschende Schicht, die sich die Früchte der Arbeit des Volkes aneignete und sei nen Fleiß und sein Talent mißbrauchte, um Raubkriege gegen andere Völker zu füh ren.“ Die edelsten Köpfe des aufsteigenden Bürgertums, Lessing und Herder, Goethe und Schiller, Kant und' Fichte sowie viele andere erhoben das Banner der Nation im Kampf gegen die feudale Zersplitterung, aber auch im Kampf gegen die Träger die ser Zersplitterung, die feudalen Fürsten. Sie sahen dabei diese Nation im utopi schen Glanze als eine Nation, die nach Be seitigung von Standesprivilegien und Leib eigenschaft ein „einzig Volk von Brüdern“ werden könne. Die kapitalistische Wirklichkeit hat diese Ideale nicht verwirklicht. Zwar führte die nationale Einigung unter komplizierten und im nationalen Dokument charakterisierten folgenschweren historischen Bedingungen zur Überwindung der feudalen Zerplitte- rung auch auf-kulturellem Gebiet. Es ent stand eine Nationalkultur als eine Seite der bürgerlichen Nation. Aber als Kultur einer Nation, die die antagonisti schen Klassengegensätze nicht auf hob, sondern sie in kapitalistischen Formen nun im gesamtnationalen Rahmen reproduzierte, war es zugleich. eine Ein heit antagonistischer Wider sprüche. Es. war eine Einheit zweier ihrem Klassencharakter nach verschiede ner Ströme der kulturellen Entwicklung. Karl Marx und Friedrich Nietzsche, Hans Grimm und Erih Weinert treten zwar träge in der Zeitschrift „Sowjetwissen schaft, Kunst und Literatur“ (deren Ver fasser der sowjetische Wissenschaftler Fradkin und Professor Alfred Kurella waren) wichtig. In ihnen ging es um un serer Haltung zu modernistischen Kunst strömungen. Auch dem Verfasser wurde zum Beispiel in dem Doktorantenseminar der Philosophischen Fakultät von dem Assistenten des Institutes für Deutsche Nationalliteratur, M. Hahn, eine diesbe zügliche Frage gestellt. Einige in der Ant wort geäußerten Gedanken sollen auch hier zur Diskussion gestellt werden. Auch auf kulturell-künstlerischem Gebiet gilt das Prinzip des sinnvollen Einsatzes der Kräfte, der materiellen und personellen Hilfsquellen. Und so ist es eine Hauptauf gabe in der historischen Aneignung un serer nationalen Kunstentwicklung, die Hauptkräfte darauf zu konzentrieren, um besonders jene großen Kulturtraditionen zum geistigen Besitz der gebildeten sozia listischen Nation werden zu lassen, in de nen ein humanistisches Ringen um Lebens fragen unserer Nation einen überzeugen den künstlerischen Ausdruck gefunden hat. Und in diesem Sinne stehen uns die großen Traditionen der bildenden Kunst aus der Zeit der Reformation und des Bauernkrieges, die klassische bürgerliche Musik und Literatur näher als bunt wech selnde Strömungen der modernistischen Kunst, unabhängig davon, daß es auch hier künstlerisch begabte, aber in ihrer künst lerischen Entwicklung deformierte Persön lichkeiten und einzelne interessante Fra gen der künstlerischen Technik geben kann. Natürlich gehört zur künstlerischen Er forschung des Gegenstandes eine ge wisse historische Vollständigkeit. Aber auch innerhalb dieser Vollständigkeit muß um richtige Proportionen beim Ein satz von materiellen und personellen Hilfs quellen gerungen werden. Besonders wich tig ist die gründliche Kenntnis all dessen, „was es in der deutschen Geschichte an Gutem, Schönem und Fortschrittlichem gibt“ für die Ausbildung unserer Leh rerstudenten. Gerade sie nehmen bei der musischen Erziehung innerhalb der gebil deten sozialistischen Nation eine Schlüssel stellung ein. In der allgemeinbildenden In dem nationalen Dokument wird grundsätzlich der antinationale Charakter der Politik der deutschen Großbourgeoisie und die verhängnisvollen Folgen ihrer Politik für die politische und wirtschaft liche Entwicklung in Westdeutschland nachgewiesen. Das gleiche gilt für die Kul turentwicklung. Im Kampf um die Nation und eine wahrhaft einheitliche humanisti sche Nationalkultur wird es zu einer wich tigen Aufgabe für die Kunst- und Litera turwissenschaftler, im einzelnen zu unter suchen, wie in der imperialistischen Kul turentwicklung nationale Traditionen preisgegeben und der Humanismus über Bord geworfen werden; wie andererseits mit den humanistischen Traditionen ver bundene Künstler und Kulturschaffende gegen diese Entwicklung opponieren, gleichzeitig aber unter dem Druck der an tikommunistischen Hetze den gleichen Kräften Konzessionen machen und einen Unterrichtstag m der LPG Aus der Exomensarbeit des Abendstudenten Gerhard Sannert von der Abteilung Kunsterziehung.
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