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1 7 DEZ 1964 Für die Wisseoscbah, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITÄTSZEITUNG 17 DER KARL-MARX-UNIVERSITÄT ORGAN DER SED PARTEILEITUNG LEIPZIG 23. 4.1964 8. Jg. 33603 15 PFENNIG MAI ¬ AUFRUF an alle Angehörigen der Karl-Marx-Universität Das zentrale Maikomitee der Karl-Marx-Universität, unter Vorsitz von Magnifizenz Prof. Dr. G. Müller, konstituierte sich am Mittwoch, dem 15.4.1964, und verabschiedete u. a. nachfolgenden Maiaufruf: Das zentrale Maikomitee entbietet allen Wissen schaftlern, Studenten, Arbeitern und Angestellten der Karl-Marx-Universität anläßlich des Internationalen Kampf- und Feiertages der Werktätigen herzliche Grüße und beste Wünsche. Der 1. Mai 1964 steht in der Deutschen Demokra tischen Republik im Zeichen des umfassenden Aufbaus des Sozialismus. Für die weitere Entwicklung unserer nationalen Volkswirtschaft gewinnt die Wissenschaft immer mehr an Bedeutung. Vor den Angehörigen der Karl-Marx-Universität steht deshalb die Aufgabe, sich mit ganzer Kraft für die Erreichung und Mitbestimmung des wissenschaftlich-technischen Höchststandes einzu setzen. Damit trägt die Karl-Marx-Universität zur öko nomischen Stärkung unserer Republik und des gesam ten sozialistischen Lagers bei. Das Maikomitee ruft alle Univeritätsangehörigen auf, sich die Idee des Mas senwettbewerbes zu Ehren des 15. Jahrestages unserer Republik zu eigen zu machen und alle ihre Kräfte für die Verwirklichung des Planes der Karl-Marx-Universität 1964 einzusetzen. An die Professoren, Dozenten und Nachwuchswissen schaftler richten wir die Bitte, sich für die Durchsetzung der neuen Studienpläne einzusetzen und damit um eine noch bessere Qualität der Ausbildung und Er ziehung der Studierenden zu kämpfen. Ringt um hohe Ergebnisse in der wissenschaftlichen Forschung und strebt eine noch engere Verbindung von Wissenschaft und Praxis an! Wir fordern unsere Studentinnen und Studenten auf, in Vorbereitung auf das Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin um höchste Studienergebnisse zu ringen. Be reitet Euch gewissenhaft auf Eure künftige verantwor tungsvolle Tätigkeit durch Aneignung gründlicher fach licher und politischer Kenntnisse vor und beteiligt Euch aktiv am Studentenwettstreit! An die Professoren, Ärzte, Schwestern, Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät ergeht der Ruf, alle Anstrengungen zur vollen Durchsetzung der Studienreform, die eine höhere Qualität in der Aus bildung und Erziehung sozialistischer Ärzte gewährleistet, zu unternehmen. Tragt weiterhin durch vorbildliche ärzt liche Betreuung und vorbeugende Maßnahmen zur Ge sunderhaltung unserer Werktätigen bei! Anliegen unserer Arbeiter und Angestellten muß es sein, noch wirkungsvoller die Arbeit der Wissenschaft ler in Lehre und Forschung zu unterstützen. Erhöht stän dig Eure Qualifikation und rationalisiert die Verwal tungsarbeit. Das zentrale Maikomitee spricht aus Anlaß des 1. Mai allen Universitätsangehörigen Dank und An erkennung für die geleistete Arbeit aus. In Anbetracht der Bedeutung, die dem 1. Mai als Internationalem Kampf- und Feiertag der Werktätigen zukommt, erwar tet das Maikomitee von den Angehörigen der Karl- Marx-Universität eine vollzählige Teilnahme an der Maidemonstration. Möge der 1. Mai 1964 für Euch ein Tag der Besinnung; des Stolzes für das Erstrebte und Erreichte, aber auch zugleich ein Tag der Freude und Erholung sein! Prof. Dr. Georg Müller Rektor und Vorsitzender des Maikomitees der Karl-Marx-Universität Wende zur Gegenwart Wie haben die Germanisten am Bitterfelder Weg teilgenommen, und worin sehen sie ihre nächsten wis senschaftlichen Aufgaben? Prof. Siegfried Streller, Institut für Deut sche Literaturgeschichte, äußerte sich dazu gegenüber der Presserefe rentin des Rektors, Karla Poerschke, in einem Gespräch, das wir gekürzt veröffentlichen. Herr Professor, was änderte sich an Ihrem Institut in den letzten fünf Jahren in Lehre und For schung? Was auf den ersten Blick auffällt, ist die Hinwendung unserer Insti tutsarbeit auf Probleme unserer so zialistischen Gegenwartsliteratur. Seit Oktober vergangenen Semesters ge lang es uns, besonders die neue ren literarischen Werke, die seit der 1. Bitterfelder Konferenz 1959 bei uns entstanden, intensiv und kontinuierlich für die Ausbildung der Studenten zu verwenden. Der erste praktische Schritt war die Aus gabe von Jahres- und Staatsexa- mensarbeiten an die Studenten. Über 25 Themen beschäftigten sich mit Problemen unserer jüngsten Literatur. Die Himuendung zum Gegen- uiartsschaffen, wie Sie bei Ihnen in der Ausbildung der Studenten ge schieht, entspricht doch aber der Meinung vieler Künstler und Schriftsteller, Kunst- und Literatur- wissenschaft mehr auf die Bedürf nisse der sozialistischen Praxis ab- zustimmen. Betrifft dieser stärkere Akzent auf aktuelle literarische Probleme auch die Forschungsarbeit durch die Wissenschaftler? Wir haben einige Forschungs themen unserer Wissenschaftler ge ändert, die fast keinen praktischen Wert mehr haben. So wurden z. B. geplante Dissertationen zu den Dra men Immermanns oder zu speziel len Problemen bei Rilke umgelenkt in Themen über die Brechtsche Dramatik und die Lyrik der DDR. Wichtige Forschungsgegenstände an Unserem Institut bestehen gegenwär tig in der Entwicklung des kriti schen Realismus im 19. Jahrhundert sowie im lyrischen Gegenwartsschaf fen der DDR. Aber ein objektives Hemmnis unserer Forschungsarbeit besteht darin; Es gibt jetzt noch keinen zentral festgelegten For schungsplan für Germanisten. Die Institute arbeiten zu sehr auf eigene Faust. Wir haben uns vorgenommen, eine bestimmte Teilaufgabe aus dem Bereich der Gegenwartslyrik als Hauptforschungsschwerpunkt zu neh men. Dr. John stellte in seinem Beitrag „Bitterfeld und wir“ (VZ Nr. 15 und 16) wichtige Forschungsthemen, wie zur nationalen Bedeutung unserer sozialistisch-realistischen Kunst, oder die Entwicklung einer Opposition in Werken westdeutscher Schriftsteller zur Diskussion. Loh nend wäre auch, die Wirkung lite rarischer Mittel auf unsere Men schen zu untersuchen. Ich halte das für interessante For schungsgebiete, die durch ihre Pro blemfülle von den literatur- und kunstwissenschaftlichen Instituten eine planmäßige, wissenschaftliche Gemeinschaftsarbeit verlangen. Selbstverständlich hat die Kunst- und Literaturwissenschaft auch den Prozeß der ästhetischen Erziehung unserer Menschen zu untersuchen. In diesem Zusammenhang halte ich das kulturpolitische Komplexprakti- kum, in dem Studenten der Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft zum erstenmal gemeinsam die Wir kung von Kunstwerken auf Werk tätige untersuchten und dabei Methoden der Sozialforschung an wenden lernten, für außerordentlich wertvoll. Die Studenten führten in dividuelle Gespräche mit den Men schen und gelangten zu interessan ten Einsichten über den Einfluß der Kunst. Dieses Material kann, in Gemeinschaftsarbeit der Wissen schaftler ausgewertet, gewisse Auf schlüsse darüber geben, wie weit wir auf dem Weg der gebildeten Nation vorangekommen sind. Eine andere Aufforderung an die Literaturwissenschaft besteht doch darin, die Entwicklung besonders unserer jüngeren Schriftstellergene ration zu analysieren. Sicher muß es da ganz spezifische Formen der Zusammenarbeit mit diesen Schrift stellern geben? Ich halte es für wichtig, daß wir uns viel mit ihnen über Probleme ihrer Arbeit unterhalten. Schritte in dieser Richtung unternahmen wir durch unsere feste Verbindung zum Literaturinstitut „J. R. Becher“, bei Aussprachen mit Helene Weigel und Christa Wolf. Aber um in die ganze eigentümliche Schaffenswelt des Künstlers einzudringen, bedarf es langer individueller Gespräche in engstem Kreise. Unser wissenschaftlicher Assistent Hartinger, der an einem Disser tationsthema über die Lyrik arbeitet, hat seit langem festen Kontakt mit dem Lyriker Volker Braun. Dort wird, oft in heftigem Streit, um jede Zeile gerungen. Dabei lernt der Assistent Probleme seiner wissen schaftlichen Arbeit tiefer kennen, als wenn er sich nur auf Publiziertes stützt. Auch Volker Brauns Ge dichte zeigen fruchtbare Ergebnisse dieser Zusammenarbeit. Den Schaf fensprozeß in der Literaturkritik so herauszuarbeiten, daß der Schrift steller zu uns kommt und sagt, „Ihr gebt uns eine echte Hilfe“, ist das schönste Ergebnis für einen Litera turwissenschaftler. Maria Bohn fährt zum Deutschlandtreffen Als wir sie fragten, ob bei den Kunst erziehern — dort ist sie Zweiter Sekretär der FDJ-Leitung — denn schon richtige Deutsch landtreffenatmosphäre herrsche, zählte sie auf: Wir haben Graphiken, die der Lehr körper zur Verfügung stellte, verlost — zu gunsten des Treffens. Wir werden Plakate fürs Klubhaus Kalinin malen und vor allem unseren Klub in der Talstraße fertig bauen, wo wir noch allerhand vorhaben — eine Aus stellung künstlerischer Arbeiten, Diskussions abende über Kulturpolitik usw. Wir wollen auch selbst künstlerisch dort arbeiten. Da wir dort gemeinsam mit den Musikerziehern ‘rangehen, werden wir uns natürlich gegen seitig künstlerische Fragen des anderen Faches nahebringen. Jedenfalls soll dort allerhand los sein. Denn — eins ist doch klar — Begeisterung wecken kann nur, wer selbst persönlich begeistert auftritt. Die Fähigkeit, sich und andere zu be geistern, trauen wir ihr zu. Als wir Maria das ausführliche Programm der drei Pfingst tage zeigten, stellte sie sich einen Marsch plan auf, der eine Woche gereicht hätte: Besuch der Ausstellung des Verbandes bilden der Künstler, beim Staatlichen Litauischen Gesangs- und Tanzensemble will sie dabei sein, genauso wie beim Erich-Weinert- Ensemble, zum Berliner Ensemble will sie und in Berlin uraufgeführte DEFA-Filme sehen, und natürlich mit bekannten Schau spielern und Schriftstellern sprechen. „Und ich freue mich ganz besonders dar auf, mit westdeutschen Jugendlichen spre chen zu können. Ich habe lange mit Ham burger Studenten im Briefwechsel gestanden und freue mich auf jede neue Gelegenheit." Kurz und gut, wie viele andere freut sich Maria Bohn schon heute auf Pfingsten, denn dann „ist was los an der Spree“ — und zwar für jeden einzelnen! Bitterfeld und die Journalisten „Der Bitterfelder Weg und die sozia listische Presse“ ist der Titel einer Bro schüre, die Wissenschaftler des Instituts für Theorie und Praxis der Presse arbeit der Fakultät für Journalistik: erarbeitet haben. Die Schrift enthält u. a. einen ausführlichen einleitenden Beitrag von Prof. Dr. Budzislaw- ski, Direktor des Instituts für Theo rie und Praxis der Pressearbeit, und. den Artikel eines schreibenden Arbei ters über den Einfluß der Tageszeitung auf sein eigenes Schaffen. Prof. Dr. Budzislawski weist in seinem Vorwort die enge Verwandtschaft zwischen den in Bitterfeld verkündeten Prinzipien und den Prinzipien der sozialistischen Pressearbeit nach und betont die Ver antwortung von Presse, Funk und Fernsehen für die kulturelle Erziehung der Werktätigen. Wichtiger Beitrag der Anglisten Einen wichtigen Beitrag für die Vor bereitung der II. Bitterfelder Konferenz leisteten mehrere Mitarbeiter des Insti tuts für Anglistik und Amerikanistik durch ihre wertvolle Grundlagenarbeit für die Literaturwissenschaft und Pra xis. So erarbeiteten Professor Brü ning und u. a. Dr. S e e h a s e die Teile amerikanische und englische Lite ratur des „Lexikons der Weltliteratur“ und von „Meyers Neuem Lexikon“. Professor Brüning gab darüber hinaus ein Taschenlexikon „Amerikanische Literatur“ cheraus, das das erste Werk dieser Art aus marxistischer Sicht ist und in dem eine Anzahl progressiver Autoren erfaßt wurde, die in keinem anderen Nachschlagewerk verzeichnet sind. Forschungsschwer" punkt der Slawisten Seit Frühjahr 1963 wurde mit dem Aufbau eines Forschungsschwerpunktes „Entwicklung der neuen Sowjetliteratur (seit 1956)“ begonnen. Ziel ist, durch die Konzentration der wissenschaft lichen Kader die besten Werke der So wjetliteratur, die auch bei uns beson ders wirksam sind, zu propagieren und zu untersuchen. Die besten Untersu chungen werden veröffentlicht. Für 1967 ist anläßlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution ein Essayband unter dem Titel „Sowjetliteratur heute“ ge plant, in dem erstmals versucht wird, in zusammenfassender Form einen Überblick über einige der hervorra gendsten Werke zu gewinnen (Schrift stellerporträts usw.). Becher-Medaille für Prof. Dr. Nedo Für seine Vorbildliche Arbeit als Vor sitzender des Zentralen Fachausschusses Volkskunde des Deutschen Kulturbun des bei der Anleitung der Fachgruppen für Volkskunstforschung wurde Prof. Dr. Paul Nedo, Direktor des sorbi schen Instituts, vom Deutschen Kultur bund die Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber verliehen.