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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
- Ausgabe Nr. 1/2, 9. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 9. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
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- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
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- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
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Band
Band 8.1964
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AUS DEM WESTDEUTSCHEN HOCHSCHULWESEN Musische Relationen Der „Frankfurter Allgemeinen“ verdan ken wir einen unerwarteten, aber deshalb nicht weniger aufschlußreichen Diskus- Aonsbeitrag zum Thema „Bitterfelder Weg und die Studenten“ mit dem Motto „Die Hochschulreform darf nicht vor den Mu- den haltmachen". Die Zeitung fordert - nan gestatte uns eine Präzision ihrer ‘■twas verschwommenen Begriffe sich der Verantwortung der Universität für die Erziehung allseitig gebildeter Menschen hi erinnern. Sie hebt die Leistungen der Kieler Uni versität hervor, wo sich heute etwa 200 Studenten an Arbeitsgruppen wie Stur iiobühne, Dramaturgie, Filmstudio, Foto- hrs u. a. beteiligen und wo dafür jährlich 17000 D-Mark ausgegeben werden. Daß die „Frankfurter Allgemeine“ den Hamen Bitterfeld in diesem Zusammen hang dezent verschweigt, wäre nicht der Rede wert, wenn sie nicht so den Schein 2u wecken suchte, sie habe mit ihrer allge mein richtigen Forderung das Ei des Ko lumbus entdeckt, wenn sie nicht der aner kennenswerten Arbeit ^ er Ki^r Studen- ten und ihrer Mentoren den Nimbus deut- tcher „Pionierarbeit“ verliehe (was neben bei ein bemerkenswertes Eingeständnis zur allgemeinen geistig-kulturellen Situation an den westdeutschen Hochschulen dar- hellt). Wirkliche Pionierarbeit leistete auch hierbei die DDR, nämlich vor fünf Jahren «1 dem für die „Frankfurter Allgemeine“ Vicht existenten Bitterfeld, wobei wir Allerdings schon damals auf solchem Ni veau wie dem Kieler — Kulturgruppen, Arbeitsgemeinschaften — weiterbauten. Und was Teilnehmerzahl und finanzielle Unterstützung betrifft, so tat Kiel zwar begrüßenswerte, aber eben erste Schritte, Wie ein grober Vergleich mit der Karl- Hlarx-Universität lehrt, wo der drei- bis vierfachen Zahl sich ständig musisch be- üitigender Studenten rund die zehnfache Humme zur Verfügung steht. Und was die »Frankfurter Allgemeine“ diskret ver- vchwieg: Die aus Bonns Vorliebe für ato- mare Sprengköpfe resultierende Stiefmüt- ierlichkeit den Musen gegenüber läßt we- vig Hoffnung auf eine Veränderung dieser Relationen zugunsten der westdeutschen Hochschulen. rom „Unter ihrer Würde 11 Rund 15 Millionen Arbeitsstunden als Chauffeure, Musiker, Dolmetscher, Baby- titter, Teppichklopfer und Kohlenträger Vermittelte während der vergangenen 15 Jahre der Westberliner Studentische Kundendienst „Heinzelmännchen“ an be dürftige Kommilitonen, die durch solche Gelegenheitsarbeiten nebenbei das Geld um Studieren verdienen müssen. Daß sich die sozialen Bedingungen für die Studen- ten seit 1949 keineswegs gebessert haben, b ( Weist die Tatsache, daß gegenwärtig bei Ser „Tusma“ („Telefoniere und Studenten fachen alles“), den „Heinzelmännchen“ Und beim. Arbeitsamt am Breitenbach- rlatz insgesamt 14 000 studentische Bewer bungen für einen „Job“ während der Se- thesterferien vorliegen. Die Westberliner Tageszeitungen »Telegraf“ und „Tagesspiegel“, die dar über berichten, finden diese Zustände völ- jg normal. „Telegraf“ vermerkt noch be- Aonders dazu- „Es lag daher nahe, die Kommilitonen darauf aufmerksam zu ma- ^hen, daß bei der Zeitungszustellung zur ^eit bei allen Verlagshäusern Personal- vmngel herrscht und sich hier Verdienst- Möglichkeiten von selbst anbieten.“ Das er- hoffte Geschäft mit den Studenten blieb Moch aus. „Zeitungszustellen liegt offen- hchtlich ,unter ihrer Würde“', fuhr „Tele graf“ bitterböse fort... - Eigentlich kann man die Studenten 9ut verstehen. rubi Gegen Bildungsnofstand helfen keine Pillen Internationales Kolloquium zu Problemen der Lehrerbildung Es gab einen aktuellen Anlaß für die vierte nationale Tagung des Instituts für Pädagogik der Karl-Marx-Universität: der bevorstehende Pfingstkongreß der -(west deutschen) Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu Fragen der Lehrerbildung. Das westdeutsche Bildungswesen ist durch die unverantwortliche Politik des Bonner Staates nach eigenen Aussagen ruiniert. Der Lehrermangel wird von westdeutscher Seite für das Jahr 1970 mit 60 000 bis 80 000 angegeben. Während täglich 57 Millionen Westmark für die Rüstung verpulvert werden, hat die Regierung jährlich nur 37 Millionen für die Volks bildung übrig. So hat eines der reichsten Länder der Erde einen Bildungsnotstand erreicht oder in Aussicht, der jeder Beschreibung spot tet. Zu diesem äußeren kommt noch das geistige Dilemma hinzu, indem zum Bei spiel durch die Empfehlungen der Kultus- Alarm im Schulwesen Von unserem Korrespondenten' kas. Düsseldorf, 19. März - ATaTmTerend nennt es. der Wissen schaftsrat, daß in der Bundesrepublik der Besuch von -Gymnasien stagniert und teilweise sogar zurückgeht. Im Aus land sei dagegen eime Entwicklung im Gange, hinter der die deutschen Ver hältnisse „auf lange Sicht und ent schieden Zurückbleiben“, heißt-enssmaeedd _vorgelegtenwmDenimdmankmnsäzaä .Die Tatsache, daß von hundert Gym nasiasten im Druchschnitt letztlich nur vierzig das Abitur machen, nannte Pro-, ‘fessor Kaiser „beunruhigend“, Daß dr.se . ohnehin geringe Erfolgsquote erhalten '-bleibt, ist nach dem Bericht des Wissen- < schaftsrates ebenfalls eine optimistische. _AnabmeLntGämesgeememsrseum“8 fZuwenig Studenten ■ I Düsseldorf (ijpd); -„Wir haben Ewenig Studentem" erklärte der nord-EM Erhein, westfälische. 'Kultusminister E892 ■ Prof. Mikat in einem Interview mitE ■ der Düsseldorfer- Jugendzeitung W8ä I Kurier“. Deutschland . habe einen ■ E"auberordentlichen Nachholbedarf an ■ E Abiturienten“» Es sei ein .Irrtum, aus ■ ■ der'Überfüllung der Hochschulen zu ■ ■ schlichen., man habe hierzulande u-M B viel- Studenten. .Notwendig... sei'/der Solotanz an der Saar W. G: — Der. saarländische. Kultus minister-hat' jetzt verfügt, Abiturienten ■mit der-, Note „Fünf 1 * in Deutsch könn ten zum Studium .an der. Saar-Universi tät-.. nicht zugelassen ‘werden 1 . -Die zuletzt in Hamburg tagende Ständige Konferenz der Kultusminister der Bundesrepublik hatte — gegen die Stimme des saar ländischen Kollegen — beschlossen, ge- wissevAusgleichsmöglichkeiten bei einer ma-eeRwTestech im Abitur zuzulassen. ministerkonferenz die westdeutschen Leh rer auf die Linie des Antikommunismus gezwungen werden sollen. Zur Ehre der Gäste sei gesagt, daß sich nicht wenige Lehrer der Bundesrepublik davon distan zieren. Allerdings müssen sie dafür manche Unannehmlichkeit in Kauf neh men. * Die 28 westdeutschen Pädagogen bewie sen durch ihre Anwesenheit ihren festen Willen, Wege zu suchen und Vorbilder zu finden, um der Lage Herr zu wer den. Wir begrüßten am 31. März west deutsche Professoren, Gymnasiallehrer, Volksschullehrer und Studenten, die zum Teil vorher an den Ostermärschen teilge nommen hatten und gleichgesinnte Be rufskollegen vertraten. Zu unserer Freude fanden sich auch 9 italienische so-» wie 7 französische Pädagogen zu unserer Tagung ein. In Vorbereitung des Kollo quiums zu Fragen der Lehrerbildung am 4. April im Stadtverordnetensitzungssaal hatten unsere Gäste Gelegenheit, Land schulen, LPG, polytechnischen Unterricht in Industrie und Landwirtschaft sowie verschiedene Lehrerbildungseinrichtungen zu besuchen. Dabei überzeugten sie sich durch eigene Anschauung und unter regen Debatten von unserer vorbildlichen Orga nisation des Landschulwesens. In der Bundesrepublik beginnt man jetzt soge nannte Mittelpunktschulen zu schaffen. Wir schufen bereits vor 10 bis 15 Jahren un sere Zentralschulen und ermöglichten da durch allen Kindern in der Republik eine gleiche hohe Bildung. Hochqualifizierte LPG-Vorsitzende, wie z. B. Hannes Döhler in Dahlen, rangen unseren Gästen hohe Bewunderung ab, und so manches antikommunistische Vor urteil über unsere Landwirtschaft konnte in den Unterhaltungen in Stall und Hof von Genossenschaftsbauern beseitigt wer den. Unser polytechnischer Unterricht und die Anfänge der Berufsausbildung schie nen der Mehrheit der Gäste als Prinzip nachahmenswert. Die westdeutsche Indu strie, von den Pädagogen ganz abgesehen, fordert eine derartige Entwicklung. Die Gäste sahen allerdings große Schwierig keiten für die Realisierung, da die „plu ralistische“ Gesellschaft durch den Wider streit der verschiedensten Meinungen und Kräfte zerrissen ist. Man freute sich ehr lich über die Aufgeschlossenheit unserer Schüler, kritisierte mit Recht so manche langweilige Unterrichtsstunde, sah auch nicht immer die Verbindung zwischen polytechnischer und Allgemeinbildung und lobte die Einsatzfreude der Arbeiter und Bauern bei der Bildung und Erziehung der Schüler. Kurz: man bekam einen realistischen Eindruck vom Neuen in unserem Schul wesen, hörte jedoch auch von den Schwie rigkeiten, die überwunden werden müssen. Ein bayrischer Landlehrer drückte das so aus: Ihr steht am Ende der Umgestaltung des Schulwesens, wir müssen beschämt bekennen, daß wir noch nicht den richti gen Anfang gemacht haben. Im Rechenzentrum der Karl-Marx-Uni versität, in dem auch Lehrer ausgebildet werden, sowie in den natur- und gesell schaftswissenschaftlichen Lehrerbildungs einrichtungen Leipzigs konnten sich die Gäste von dem hohen theoretischen und praktischen Niveau der Ausbildung über zeugen. Den Höhepunkt und Abschluß bildeten die Referate und Diskussionen auf dem Kolloquium. Während Dr. Ruth Müller die bürgerlich-demokratischen und die Traditionen der Arbeiterklasse auf dem Gebiet des Volksbildungswesens charakte risierte und damit auch die Anknüpfungs punkte für die Reformen in Westdeutsch land zeigte, begründete Prorektor Profes sor Dr. Möhle die Entwicklungstendenz unserer naturwissenschaftlichen Lehrerbil dung. die sich aus dem Stand der ge sellschaftlichen Entwicklung sowie aus den Erfordernissen der technischen Revolution ergibt. In den mehrstündigen Diskussionen nah men allein sieben Westdeutsche das Wort zu längeren Ausführungen. Sie erkannten unsere Erfolge etwas neiderfüllt an, gaben Hinweise, stellten Fragen und erläuter ten zusammenhängend ihre Ansichten über die notwendigen Veränderungen der Volksbildung in Westdeutschland. Dabei traten selbstverständlich viele Probleme auf, bei denen aus weltanschaulichen oder politischen Gründen vorerst keine Einig keit erzielt werden konnte. Das überragend Neue an unserer dies jährigen Tagung war jedoch, daß mehrere westdeutsche prominente Pädagogen nicht nur den Wunsch zum Lernen und Studie ren bei uns ausdrückten, sondern auch offizielle langfristige Beziehungen zwi schen den Pädagogen beider deutscher Staaten forderten. Prof. Dr. H. von H e n - tig, Ordinarius in Göttingen, und Prof. Dr. Klara Maria Faßbinder setzten sich für gemeinsame Tagungen in Ost und West, Kommissionen zu Volksbildungsfra gen auf höchster Ebene als Teil der Ver ständigung beider deutscher Staaten ein. Auch die Mailänder und Lyoner Lehrer wünschen sich weitere enge Kontakte mit ihren Kollegen in unserer Republik. Die stundenlangen persönlichen Gespräche, die beim Empfang des Rektors der Karl- Marx-Universität, Prof. Dr. Georg Mül ler, besonders intensiv geführt wurden, festigten alte und schufen viele neue Kon takte, besonders mit westdeutschen Jung lehrern und Studenten. Das wird in Zukunft zu weiterer ge meinsamer Arbeit führen. In dieser Weise trugen die Mitarbeiter des Insti tuts für Pädagogik der Karl-Marx-Uni versität unter Leitung von Dozent Dr. habil. G. Uhlig gemeinsam mit den Kol legen der Gewerkschaft Unterricht und Er ziehung sowie des pädagogischen Kabi netts Leipzig ihren Teil zum gesamtdeut schen Gespräch bei. Dr. W. Wermes Abteilung Unterrichtsmethodik des Instituts für Pädagogik fakten Irrtümer Die Tübinger Studentenzeitschrift „No tizen“ hatte vor einiger Zeit unter der Überschrift „Die braune Universität“ zwei Professoren ihre faschistische Vergangen heit vorgehalten und von der Universität Klärung gefordert. Die Antwort des Tübinger Rektors, Frei herrn von Engelhardt, fiel kurz, doch ty pisch aus. In Tübingen wie anderwärts sei man Irrtümern und Fehlentscheidun gen nicht entgangen. „Wo sie unterlaufen sind, könnte auch das Wiederaufrollen einzelner Fälle nach so langer Zeit... kaum zu einem Urteil führen, das allen sittlichen und politischen Ansprüchen ge recht würde.“ Bildungsrückstand Alarmierend nennt der westdeutsche Wissenschaftsrat, daß in der Bundesrepu blik der Besuch von Gymnasien stagniert und teilweise sogar zurückgeht. Im Aus land sei dagegen eine Entwicklung im Gange, hinter der die westdeutschen Ver hältnisse „auf lange Sicht und entschieden Zurückbleiben“, heißt es in der jüngsten Denkschrift des Wissenschaftsrates. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Ludwig Raiser, mußte bei der Über gabe eines Untersuchungsberichtes in Köln zugeben, daß sich die Vermutung, die Bundesrepublik werde mit der Entwick lung in anderen westlichen Ländern Schritt halten, nur mit sehr viel Optimis mus auferchterhalten lasse. Während in Westdeutschland 1970 nur 6,4 Prozent eines Jahrganges planmäßig zur Reife gelangen sollen, sollen es in Frankreich 19 und in Schweden gar 22 Prozent sein. Humanistisch- sozialistische Fakultät ? Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ berich tet, ist dem Kantonsrat Zürich ein Be gehren eingereicht worden, das die öffent liche Anerkennung des Sozialismus bezie hungsweise der sozialistischen Bewegung, in gleicher Weise wie die Kirchen aner kannt sind, sowie die Abschaffung der Theologischen Fakultät und Errichtung einer Humanistisch-sozialistischen Fakultät an der Universität Zürich fordert. Während die Theologie danach als religions-wissen- schaftliche Fachabteilung der Philosophi schen Fakultät angegliedert werden sollte, wird vorgeschlagen, an einer Humani stisch-sozialistischen Fakultät Lehrstühle für allgemeine Menschen- und Wissen schaftslehre, Erkenntnistheorie, formale und dialektische Logik, dialektischen und historischen Materialismus, wissenschaft lichen Sozialismus, sozialistischen Atheis mus, Weltgeschichte und Geographie zu schaffen. Süchtige Studenten Vier Studenten der Universität Oxford haben festgestellt, daß der Gebrauch von Rauschgift an britischen Universitäten ständig ansteigt. In ihrem Untersuchungs bericht, den die Amateurdetektive anonym in der Studentenzeitschrift „Isis“ veröffent licht haben, wird die Zahl der Marihuana- Raucher an der Universität Oxford mit rund 500 angegeben. "IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIWIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIITIIIIIIIIIIIIIIIInIIIIIIIIIIIIIISIIIIIIIIIIIIIIIEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIInIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Golo Mann und Oder-Neiße-Grenze Auszugsweise entnommen aus „Deutsche Volkszeitung", Düsseldorf Golo Mann, der Sohn des von den Na- zis vertriebenen großen deutschen Dich- ers, (Thomas Mann — d. Red.) ist Pro fessor für politische Wissenschaften. Als solcher hat er die Aufgabe, der Wahrheit 2u dienen. Er muß sich also an der Wirk- ichkeit orientieren. Mit Wunschdenken haben sein Beruf und seine Berufung Nichts zu tun. Als Golo Mann in Rom einen Vortrag Über die „Ära Adenauer“ zu halten hatte, 8agte er u. a.: „Adenauer hat im Westen sine Politik der Überwindung des Nationalstaates betrieben, während er Qach Osten das Phantom des Deutschen Beiches in den Grenzen von 1937 beste- hen ließ und die in gleicher Richtung lie- &nde Agitation der Vertriebenenver- bände duldete und begünstigte.“ . Die Wellen dieser Aussage schlugen bis in den Landtag .in Stuttgart und bis in den Bundestag. Man macht Golo Mann um Vorwurf, er habe im Ausland die Wahrung der völkerrechtlichen Position Jes deutschen Staatsgebietes als Phantom bezeichnet. Golo Mann ist also ein „Ver- Zichtpolitiker". Wenn es nach den Berufs- Züchtlingen ginge, müßte er eingesperrt Werden. Die sich über die Aussage des Profes- §ors so aufpludern, müssen recht unge- bildete Leute sein. In seiner „Deutschen Geschichte des neunzehnten und zwan- Zigsten Jahrhunderts“, die 1959 im Fischer- Verlag in Zusammenarbeit mit der Büchergilde Gutenberg erschienen ist, hat Dolo Mann diesen Standpunkt schon dar- gelegt und sehr ausführlich begründet. Ganz gewiß hat sein Buch weitere Ver- Weitung gefunden als sein Vortrag. Was Golo Mann darin sagt, ist in Übereinstim mung mit den Ansichten der absoluten Mehrheit der politisch Denkenden und Verantwortlichen in der westlichen Welt, wonach Westintegration und Wiederver einigungspolitik sich ausschließen. Die Oder-Neiße-Grenze ist von den Politi kern und Staatsmännern sowieso akzep tiert. Sie ist das Ergebnis des Hitlerkrie ges. Und da sich Adenauer mit Vorliebe von Steigbügelhaltern und Handlangern des Braunauers beraten und helfen ließ, sind seine Chancen, das Erbe Hitlers zu korrigieren, entsprechend gering. Denn mit denen, die das vor allem anging, mit den Völkern im Osten, hat er ja nie ge redet und verhandelt. Wer zog diese Grenze? g Die Aufregung über Golo Manns Vor trag ist reine Heuchelei. Denn es müßte sich auch schon unter politischen Hilfs- schülern herumgesprochen haben, daß unsere westlichen Verbündeten sich im Hinblick auf die Oder-Neiße-Grenze längst auf den Boden der Tatsachen gestellt ha ben. Allen voran Adenauerfreund Charles de Gaulle. Er darf zu den „Erfindern“ die ser Grenze gezählt werden, denn er sagte am 9. Dezember 1944 in Moskau zu Sta lin: „Die Oder sollte Deutschlands Grenze im Osten sein, weiter südlich dann ent lang der Neiße.“ Von dieser Ansicht ist de Gaulle nie abgegangen... Es ist weltbekannt; daß die Labour Party für die Anerkennung der Oder- Neiße-Grenze eintritt. Als Macmillan am 2. März 1959 in Moskau war, hat er Chruschtschow mit keiner Silbe wider sprochen, als dieser erklärte: „Im Grunde schlagen wir vor, die faktische Situation, die sich durch die Niederschlagung Hitler- Deutschlands herausgebildet hat, zu fixie ren.“ Man macht Golo Mann auch den Vor wurf, er habe an einer Sache gerührt, die man derzeit besser ruhen lasse. Vor der Frage der Anerkennung der Oder-Neiße- Grenze rangiere die Wiedervereinigung. Das ist grundfalsch ... Wie klar die Dinge von vornherein la gen und wie sehr das Volk in Unwissen heit und Zwielicht gehalten wird, geht aus folgendem Vorgang hervor. Als seinerzeit in den Ausschüssen des Bundestages der sogenannte Deutschlandvertrag beraten wurde, wollten die Abgeordneten wissen, was die Aliierten unter „wiedervereinig tem Deutschland“ und „Deutschland als Ganzem“ verstehen würden. Die zur Be antwortung gerufenen Experten Hallstein und Grewe erteilten die Auskunft, daß die Verbündeten darunter die Bundesre publik, die DDR, Berlin und (damals noch) die Saar verstehen würden. Es wurde ausdrücklich festgestellt, daß man im Westen darunter die Gebiete östlich der Oder-Neiße nicht versteht. Muß noch bei so klarem Sachverhalt gesagt werden, welch schäbiges Spiel mit den Menschen bei uns getrieben wird. Golo Mann fühlt sich als Hochschulleh rer der Wahrheit verpflichtet. Als solcher hat er auf die bei uns übliche politische Doppelzüngigkeit keine Rücksicht zu neh men. Er sieht den Ursachenzusammen hang, auf den es in der Politik vor allem ankommt. Schließlich war es Hitler, der ohne auf Widerspruch zu stoßen, den (heute auch wieder) strammstehenden Generälen sagte: „In diesem Krieg wird nur ein Volk leben bleiben, und das wird das deutsche sein! Dafür bürgen Sie mir. meine Herren; und Ihre tapfere Truppe. Hämmern Sie ihr ein, um was es geht! Machen Sie sie hart, und bekämpfen Sie alle humanen und weichlichen Ideen.“ So ist verfahren worden. Richtig schrieb Golo Mann: „In keinem Krieg christlicher Zeiten wurde die Alter native „ihr oder wir“ so ohne Scham ge stellt. Und es war doch wohl Hitler, der der Welt gezeigt hat, wie man Millionen Menschen aus dem Heimatboden reißt und sie umsiedelt. Wo waren die Schreier der Vertriebenenverbände denn damals? Und wenn es den Vertriebenen wirklich darauf ankommt, ihre Wünsche und For derungen sauber vorzutragen, warum ha ben sie dann Menschen als Wortführer, die dem braunen Schänder Deutschlands treu gedient haben, Heimatrecht und Menschenrechte unter die braunen Marschstiefel nahmen? ... Und darum kam ein Vortrag des Bon ner amerikanischen Botschafters George McGhee am 18. 2. 1964 gerade zur rech ten Zeit, in dem er den Bonner Doppel zünglern klarzumachen versuchte, daß Hallsteindoktrin und andere Selbstknebe lungskünste nur dazu führen, „die Quel len der Ideen und des diplomatischen Geschicks zum Versiegen“ zu bringen. Alles oder nichts, wie es die Widersacher Golo Manns fordern, hat mit Politik als der Kunst des Möglichen nichts zu tun. Golo Mann lobte die Politik der Vorlei stungen Adenauers gegenüber Frank reichs. Da der Schwerpunkt der braunen Schandtaten aber im Osten lag, sollte es eigentlich sonnenklar sein, was die Auf gabe der deutschen Außenpolitik nunmehr zu sein hat: Dem Osten guten Willen und überzeugende Taten anzubieten. Denn um mit Golo Mann zu schließen: „Die ge schichtliche Wirklichkeit ist kein Film, den man an einem Punkt aufhalten und zurückdrehen und aufs neue, etwa leicht verbessert, ablaufen lassen könnte.“ Prof. Mann zog Konsequenzen Anmerkung der Redaktion: Anfang 1962 schrieb Golo Mann in der Anthologie „Be standsaufnahme“ den Satz: „Frei sind (in unserer modernen Welt) die Gewerkschaf ten, und frei ist die Hochschule, und frei ist die Literatur, und frei ist die Presse, und frei ist die Justiz.“ Prof. Mann glaubte das damals zweifellos auch als „frei bin ich in meiner Meinungsäußerung“ verstehen zu dürfen. Er machte Gebrauch davon. In seinen Schriften („Bestandsaufnahme“, „Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahr hunderts“) gibt es eine ganze Reihe klare Äußerungen gegen die revanchistische Bonner Ostpolitik. Damals ließ man ihm noch seine Meinungsfreiheit. Als Golo Mann jedoch gleiche Gedanken vor einiger Zeit bei seinem Vortrag in Rom darlegte, empfand man das in Bonn als politischen Affront. Plötzlich ergossen sich Schmutzkübel wütender Diffamierun- gen über den unbequemen Kritiker. Das „frei ist die Hochschule“ war zum „vogel frei“ geworden. Der Sohn Thomas Manns zog nun die Konsequenzen. Er wird Ende September seinen Lehrstuhl an der Technischen Hoch schule Stuttgart aufgeben. Für die Öffent lichkeit gibt es damit ein weiteres Glied in der langen Reihe, in der schon die Na men Prof. Hagemann, Prof. Renate R i e m e c k , Prof. Schneider und an derer, ihrer Verantwortung bewußter Wis senschaftler Westdeutschlands stehen. Ein weiteres Beispiel dafür, daß die herrschen den Bonner Kreise auf die Dauer nicht gewillt sind, Hochschullehrer zu tolerieren, die sich ein souveränes Denken gegenüber der braunen Staatsdoktrin bewahren. UZ 16 64, Seite 5
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