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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
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- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 2. April 1
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- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
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- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
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- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
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Band
Band 8.1964
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Lyrik in der Das Jahr 1963 war ein „Jahr der Lyrik“. Aber hat die Lyrik, die Dichtkunst, nur zu bestimmten Zei ten und Jahreszeiten Bedeutung? Wir wissen: dem ist nicht so! Auch die UZ hat das schon bewiesen. Immerhin: 1963 brachte einen Auf- und Durchbruch, setzte mit den Lyrikabenden einen Anfang. Der Titel einer Gedichtsammlung, Frucht dieser ersten Lyrik abende war programmatisch: „AUFTAKT 63“ - Auflagenhöhe 10 500 Exemplare, während Lyrikbände sonst nur eine Auflage von durchschnittlich 1500 bis 2000 Exemplaren erreichen! Der letzte große Lyrikabend in Leipzig galt als „BILANZ 63“. Wie geht es weiter? Was bringt 1964? Die ersten Antworten auf diese Fragen liegen ausgedruckt vor: Im Verlag NEUES LEBEN erscheint eine „AUSWAHL 64“, im Aufbau-Verlag, vor allem aber im Mitteldeutschen Verlag (Halle) wird eine Reihe von Lyrikbänden erscheinen, u. a. ein Bändchen mit (meist schon bekannten) Versen und Versuchen von Volker Braun. Die ersten „neuen Gedichte“ sind gedruckt! Der „START 64“ ist also geglückt. Unter anderem mit der oder in der UNIVERSITÄTSZEITUNG Nr. 6/64: eine Seite „Junge Lyrik“! Junge Menschen — junge Lyrik. Damit ist schon Wesent liches gesagt: es ist junge, neue, es ist unsere neue Lyrik, in unserer Zeit geboren, ihre Probleme widerspiegelnd (auch bei gedankentiefen Exkursionen in die Vergangenheit). Das sind allgemeine Feststellungen, Binsenweisheiten, Vor schußlorbeeren. Wo bleibt die KRITIK? Um diese Gedichte muß es kritische Auseinandersetzungen geben, nicht nur lapi dare „Einschätzungen“. Die Diskussion — siehe UZ Nr. 8/64 — hat begonnen. Allen Autoren, allen ihren dichterischen Versuchen ist ge meinsam die bewußte Auseinandersetzung mit Grundfragen unserer Zeit, eine konkrete, nicht allgemeine, eine sachbezogene, nicht platte Auseinandersetzung — wenn sie auch meist hinter dem Gedicht steht. Darum auch kommen sie — jeder auf seine Art, dem „Stoff“ gemäß — zu einer konkret-begrifflichen Aus sage, wenn auch mit unterschiedlicher emotionaler und ge danklicher „Wirkung“. Es kommt auf den EINDRUCK an! Darum kann eine solche wohlwollend-allgemeine „Einschät zung“ nicht befriedigen. Sie würde verdecken, was an wesent lichen Unterschieden zwischen den einzelnen Gedichten auf- scheint, und Schwächen, Mängel verkleistern. Natürlich können bei der Kritik an verschiedenen Gedichten sehr verschiedene subjektive Momente eine Rolle spielen — vor allem, da man die Kritik nicht auf Fragen der Form, der „handwerklichen“ Gestaltung beschränken kann und darf. Es kommt auf die (künstlerische) Bewältigung des Themas an. Bewältigung des Themas, des Anliegens setzt nicht immer komplizierte Form voraus, verlangt nicht effektvolles „Kunst licht“ - Schlichtheit, Natürlichkeit sind vielen unserer heutigen Themen gemäßer. Trotzdem scheinen mir die beiden Gedichte von Hans Thomas zu „einfach“ zu sein. Sie sind zu allgemein; ihnen fehlt notwendige Tiefe, Vertiefung. „Und immer wie der ..immer wieder das alte Lied ... Es stimmt alles, was Thomas in Kalenderabfolge fotografisch-wirklichkeitsgetreu auf zählt; wir lesen eine poetisierte Kommentarpassage zum vul gär verstandenen Gesetz der Negation der Negation, in der sogar Herzeleid (!) und Traurigkeit eine Rolle spielen — aber natürlich nur (Jahres-)zeitbedingt, denn im Frühling, im Früh ling, da gibt’s ein „Auferstehn“ ... Das ist weder neu, noch neu gesagt und außerdem zu — „schlicht gereimt“. Ich finde: Thomas hat den großen Vorwurf nicht in einem Wurf bewältigt, darum muß er sich mehr als einen Vorwurf gefallen lassen. Auch das zweite Gedicht, in der Diktion weni ger als Lese-, sondern als Sprechgedicht angelegt, „agit-prop- pelnder Sprechchor“, kann nicht ganz befriedigen. Allerdings ist hier bei aller „Universalität“ — weltweiter Kampf für den Frieden — das Thema schon konkreter gefaßt, auf einen Ge genstand,' ein durchgehendes (Varianten-)Bild bezogen: die Liebe in allen ihren menschlichen Formen. Nur darum bleibt das Gedicht nicht bloße Deklamation. In anderen Gedichten wird der Autor als PERSÖNLICH KEIT schon eher sichtbar. Es sind andere Autoren —! Das gilt auch für Helga Neubert, für ihre „Orchideen“. Allerdings erscheint das Gedankenbild, von dem sie ausgeht, nicht ganz neu; sie poetisiert Bild und Aussage durch gerade noch tragbare „Verkürzung“ und logischen „Denkzwang“. Jen seits der Verwendung dieses legitimen Kunstmittels läßt sich gegen ihre Verse einiges einwenden. Das schließt nicht aus, und darauf möchte ich hinweisen, daß in diesem Gedicht eine wesentlich stärkere emotionale, „persönliche“ Wirkkraft ent halten ist, als in den „anonymen“ Feststellungs- und Aufruf plakatgedichten von Hans Thomas. Einen gewissen Höhepunkt erreicht die Indentifizierung des Autors mit seinem Gedicht bei Volker Braun in der „Ge brauchsanweisung zu einem Protokoll“, wenn sich der provo zierte Gedichteschreiber provozierend-breitbeinig, bescheiden, arrogant, wert- und umweltbewußt, selbstbewußt-brillenfun- kelnd hinstellt und proklamiert, daß er der Braun sei, „den ihr kritisiert“. Hier hat man es mit einem Gedichtschreiber zu tun, der schon mehr um das Gedichteschreiben weiß und auch um die verschiedenen möglichen Wirkungen der Lyrik. Für ihn ist Lyrik nicht bloßer Zweck, der für jeden Autor grundsätzlich zuerst vollzogenen Selbstverständigung, sondern ihm gemäßes Mittel einer Aussage-Wirkung, nicht aber „Selbstzweck“. Leser schreiben ihre Gedanken zu Granins Roman „Dem Gewitter entgegen* GOLYZIN IST KEIN DOGMATIKER Jawohl, es ist ein großartiges und unbequemes Buch. Für mich vor allem deshalb, weil ich selten so überzeugend erlebt habe, wie vielfältig unser Leben ist, wie wenig die simple Vor stellung stimmt, daß die bedeutenden Leistungen von einzelnen Genien vollbracht werden, und wie verantwortungsvoll anderer seits die Tätigkeit bedeutender Persönlichkeiten für die For mung der jungen Generationen ist. Aber vor allem gab mir Granihs Roman eine Vorstellung von einem echten Meinungs streit. Seitdem ich an der Universität tätig bin, erlebe ich häu fig Meinungsverschiedenheiten. Selten wurde daraus jedoch eine gründliche Auseinandersetzung, bei der jeder seine Meinung mit aller Leidenschaft verficht. Im besten Falle kam es zu einem akademischen Geplänkel, weil jeder Angst hatte, dem anderen wehe zu tun. Ist es nicht Voraussetzung für einen fruchtbaren Streit, daß jeder von der Richtigkeit seiner Auffas sung überzeugt ist? Vertritt nicht jeder seine Meinung solange mit Recht, bis er von der Argumentation und dem praktischen Experiment des anderen überzeugt wird? Golyzin teilt nicht die Meinung Krylows, weil seine bisherige Arbeit andere Wege als richtig zu weisen scheint. Ist Golyzin deshalb ein Dogma tiker? Kann er als ernstzunehmender Wissenschaftler denn an ders handeln, als sein Lebenswerk überzeugt zu verteidigen? Ist von einem Wissenschaftler zu verlangen, daß er seine An schauungen aufgibt, nur weil ein anderer eine neue Hypothese aufstellt? Was soll das, wird sich der Leser fragen, natürlich sind sol che Reaktionen von einem Wissenschaftler nicht zu verlangen. Ich bin aber der Meinung, daß sich bei uns solch ein Verlangen hinter dem Gerede verbirgt, es sei schwer möglich, seine Mei nung offen zu vertreten, denn der Dogmatismus regiere noch an manchen Stellen. Was nutzt es, wenn ich den Teufel mit dem Beelzebub austreibe, indem ich das mache, was ich dem anderen vorwerfe. Ich plakatiere ihn als einen sterilen Denker und setze voraus, daß ich recht habe. Dr. Willi Walther illu striert seinen Beitrag zur Diskussion um das Werk Granins mit seinen persönlichen Erlebnissen. Soweit das Beispiel als konkretes Geschehen an der Fakultät zu werten ist, sollte dar über die offene Auseinandersetzung am Ort selbst geführt wer den, und es lohnte sich nicht, hier große Auslassungen von sich zu geben. Wenn es aber als Präzedenzfall gelten soll (und das darf ich nach den Erklärungen Dr. Walthers über die Gründe für seine Darlegungen annehmen), dann möchte ich meinen Ein druck zum echten Meinungsstreit und den Ursachen für seine mangelhafte Entwicklung doch gesagt haben. Wolfgang Staer- kenberg weist nach meinem Dafürhalten mit vollem Recht auf die Schuld der Botschkarjows und Pessezkis hin. Fehlende Zivilcourage und die Neigung, mit möglichst wenig Anecken über die Runden zu kommen, sind auch bei uns die größten Hemmnisse, eine sachliche aber unvermeidlich auch leiden schaftliche Debatte in Gang zu bringen. Dr. Walther fragt abschließend, woher Krylow die Kraft nimmt, sich durchzusetzen. Nach meiner Meinung von dort, wo auch Granin die Kraft herholt, solch ein lebensvolles Buch zu schreiben; denn es ist kein Werk, das den Pessimismus der Lei setreter oder den arroganten Snobismus der Leute bestätigt, die schon immer alles vorher gewußt haben. In Granin und seinen Helden (für mich besteht ein weiterer Vorzug des Romans darin, daß Granin zeigt, es gibt außer Krylow noch andere Hel den, und sie sind sogar die Mehrheit der Menschen) ist für mich das Lebensgefühl von Persönlichkeiten verkörpert, für die der Zweifel an der Richtigkeit der Entwicklung ihrer Gesellschaft überhaupt nicht existiert. Erst in diesem Rahmen beginnen ihre Überlegungen darüber, ob der eingeschlagene Weg in jeder Etappe der rationellste ist. Dieses Kriterium möchte ich aller dings auch als Rahmen für unsere Diskussion für gültig be zeichnen. Streite ich mich um die schnellere Vorwärtsentwick lung unserer Gesellschaft oder werfe ich Fragen in die Debatte, die mich davon abhalten, meine Aufgaben so schnell und gründ lich es geht zu lösen, das zu klären, ist nach meinem Dafür halten eine völlig legitime Forderung, die dann nicht engstir nig entschieden wird, wenn die Debattierenden sowohl von ihrem Fach, als auch von der Theorie des Marxismus-Leninis mus viel verstehen. Erst dann kann, finde ich, der Gedanke allein Bestand haben, den Dr. Walther formuliert. In diesem Zusammenhang sei mir erlaubt, noch einen Ein druck zu Papier zu bringen, von dem ich nicht weiß, ob er auch für andere Fakultäten Gültigkeit hat. An unserer Fakultät gibt es von einem nicht geringen Teil der Studenten Protest gegen bestimmte Lehrmethoden und auch gegen den Inhalt mancher Lehrveranstaltungen. So etwas hat es in der Geschichte der Universitäten schon immer gegeben und insofern entbehrt es der Originalität, mit der sich nach meinem Eindruck manche der „Protestanten“ schmücken möchten. Aber an sich ist Unzu friedenheit ja etwas Gesundes, wenn der Kritisierende durch das intensive Studium zu der Meinung kommt, das Gebotene entspreche nicht mehr der neuesten Erkenntnis. In Granins Buch lernen wir Studenten kennen, die auch verrückt spielen, die Welt einreißen möchten, alles Bestehende für überholt er klären. Aber an der Tatsache, daß dieser ganze Zauber auf dem Hintergrund ernsthaftesten Studiums beruht, daß bei diesen Studenten erst einmal der Wille vorhanden ist, zu respektie ren, daß der Lehrende nicht auf seinem Katheder sitzt, weil er in seinem bisherigen Leben bewiesen hat, daß er eine totale Null ist, daran läßt Granin keinen Zweifel. Und ich möchte mir nicht verkneifen festzustellen, daß es mit diesen Voraussetzun gen bei einer ganzen Anzahl der Studenten unserer Fakultät, wie Zensuren, Wissensteste und Seminarbeteiligung beweisen, noch nicht zum besten bestellt ist. Auch in dieser Richtung schien mir Granins Roman interessant. Klaus Thielicke Mir scheint hier eine Auseinandersetzung mit bzw. übel Volker Braun weniger wichtig zu sein, als vielmehr eine gründ- lichere Bezugnahme auf die uns kritisch-helfende Diskussion übef die anderen Gedichte bzw. Gedichtversuche. Braun hat bereits eine gewisse Stufe erreicht, jene, auf der auch stärkere Selbstkri tik zu erwarten ist. Das heißt nicht, Volker Braun brauche keine Kritik — auch und gerade weil er schon eine „eigene“ (wenn auch oft gesucht maniriert wirkende) Sprache gefunden hat bedarf er der Kritik, scheint gerade er ohne weiterführende Kritik nicht bestehen zu können. Sieht man seine Gedichte näm lich näher an, stellt man fest, daß er gar nicht der „natur- burschenhafte Rebell“ ist, als der er oft erscheint und sieb nicht selten auch maskiert; sein scheinbares Rebellen tum ist mehr — es hat weder mit bramarbasierendem Nihilismus, noch komödiantischer Forsche, noch mit gesucht rüdem Holzhacker ton mehr gemein als gewisse Anklänge. Seine scheinbare unter kühlte „Sachlichkeit“ ist elementar-blutvoll, die Grundhaltung revolutionär. Aber gerade darum muß er, auf daß Volker Braun von der „poetischen Person zur Persönlichkeit“ werde, kritisiert werden, und das weiß er auch. Es geht uns und ihn) um mehr, als „nur ein bißchen Zukunft“! Wie gesagt, der kritikwerte Braun hat genug Kritiker ge funden. Wie ist es mit den anderen Autoren? Ich denke da besonders an die „Wandlung eines Paria“ (von Horst Fischer) und an das Gedicht von Walter Michel: „Ein Suchender“. Zwar erscheinen beide, Michel und Fischer, selbst als Suchende, hier nicht auf Standpunkt und -ort bezogen, son dern auf die Eigenverständigung über Form und Stoffbewäl tigung. Der parteilich und mit einem guten Blick auf den Kon flikt ausgewählte Stoff muß auch bewältigt werden! Daß das nicht im ersten Anlauf geschehen kann, steht außer Zweifel - beide Gedichte aber scheinen erst ein Anlauf zu sein, eben auch hier „Start 64“, zu einer Bilanz oder gar „Auswahl 64 reicht es noch nicht. Gerade darum sollte diesen jungen Auto ren geholfen werden, ihnen eine verdiente helfende Betreuung zuteil werden. Bemerkenswert bei beiden Gedichten scheint mir, daß sie nicht — wie es oft zu verzeichnen ist — „konfliktlos“ erschei nen. Sie deklamieren nicht eine gültige Losung, einen Stand punkt, sondern machen deutlich, daß es Probleme gibt. „Eid Suchender“ — dieses Gedicht könnte meiner Meinung nach der erste Entwurf für eine nicht bloß poetisierende Tagebuchremi- niszenz allgemeiner Gültigkeit sein; es enthält den Stoff, ist die Grundlage für ein allgemein gültiges Gedicht über eia wesentliches Problem unserer gegenwärtigen Situation. Wird Michel „dran bleiben“? Inzwischen — diese allgemeinen Betrachtungen eines UZ-und Gedichtlesers waren längst konzipiert — erschienen einige Dis kussionsbeiträge zu junger Lyrik in der „UNIVERSITÄTS ZEITUNG“. Sie sind gezielter, sachlich-sachkundiger. Trotzdep möchte ■ ich an diesen meinen ersten Eindrücken, so wie sie geschrieben sind, nichts verändern. Allerdings ist eine Anmerkung nötig. Die summarische Einschätzung: „Konfektion! — Ausnahmel Volker Braun ...?“ trifft ungefähr den Kern; aber diese quali; tative Wertbestimmung allein hilft nicht weiter. Hier wird nur eine Seite an- und ausgeleuchtet, denn es wird nicht ge sagt, wie es mit den anderen, allen anderen jungen Autorea weitergehen soll? Und darum hat Robert Zoppeck sehr recht wenn er feststellt: „Eine solch summarische Ablehnung de' Veröffentlichung lyrischer Versuche ist nicht richtig, sie dien! weder unserem literarischem Gespräch, noch der Entwicklung des einzelnen Verfassers.“ (UZ Nr. 8) In wesentlichen Punkten ist auch Walfried Hartinger (U Nr. 10) zuzustimmen: „Gedankliche Tiefe fehlt!“ Ja, das stimm* weitgehend, denn „ganz offensichtlich arbeiten die Verfass^ nicht präzise“, wobei ich das in erster Linie auf den notwen digen Arbeitsgang, die Notwendigkeit der Überarbeitung(enh der „Arbeit am Gedicht“ bezogen wissen möchte. Meine kritischen Einwendungen stimmen in vielen Dingel mit den Darlegungen Hartingers überein. Nur in einem PunK gibt es einen großen Gegensatz. Er schreibt: „Gedichte sin ' - nicht in erster Linie dazu da, kritisiert zu werden, ein Ge spräch über sie anzuregen. Nun, sie sind nicht ausschließlicl und wirklich in erster Linie dazu da, nur kritisiert zu werden. aber ich behaupte dennoch: Gedichte müssen Gespräche aus lösen! Nicht irgendwelche natürlich, aber so wie diese aktuelle 0 Gedichte junger Menschen Diskussionsbeiträge sind zur Klä rung und Erarbeitung richtiger Sicht und Standpunkte in unse rer Zeit, so sehr müssen sie auch Zustimmung oder Ablehnung eine Gegenäußerung herrufen. Sie müssen ein Gespräch he" vorbringen — sonst wären es keine echten menschlichen Ge dichte, sondern in Gedichtform kunstvollendet deklamiert 0 Monologe: Egoistisch-individuell unter Glas gehütetes Intin eigentum der Verfasser, weihrauchumwölkte Kultbilder, i sterilem Behältnis. Nein, so ist das nicht! Wer heute aktuell«, junge Lyrik schreibt, gegenwartsbezogen der gesellschaflichen Wirklichkeit unseres Lebens verhaft® 1 ' aus ihm erwachsen wie „seine“ Gedichte, wird kaum für eib plüschgebundenes Geheimalbum schreiben, er erfüllt einen 8 sellschaftlichen Auftrag, er stellt seine dichterische Wide Spiegelung unserer Wirklichkeit zur Diskussion. Es wäre schlecht, wenn Gedichte keine Diskussion auslöse" würden! „Das Gedicht muß den Freund und Genossen lieben ...“ 1 »Keine Grenze für den Leser ist der Punkt, druckerschwä zig ...“ So Karl-Heinz Röhr in seinen „Reflektionen über L" rik“ (UZ 10/64), und hinter diesem Punkt, der keine Gren^ ist, beginnt das Gespräch, das Gedichte nicht nur auslöse” dürfen, sondern das sie hervorbringen müssen ... Franz Neumav® Diskussion Ulrich Becher: „Männer machen Fehler“ Willi Bredel: „Die Prüfung Franz Fühmann: „Das Judenauto“ Lea Grundig: „Gesichte und Geschichte“ Robert Jungk: „Strahlen aus der Asche“ Boris Polewoi: „Tiefes Hinterland“ Harry Thürk: „Das Tal der sieben Monde“ Emily Bronte: „Die Sturmwoche“ Agnes Smedley: „Eine Frau allein“ Galina Nikolajewa: „Wassilissa und die Wunder“ Hans Maaßen: „Die Kreuzertaufe" Michail Lermontow: „Ein Held unserer Zeit“ Sonja Kowalewsky: „Erinnerungen an meine Kindheit' Jonas Lie: „Der Lotse und seine Frau“ Bücher für neue Abonnenten Für je 10 neugeworbene Abonnenten der „Universitäts zeitung“, also für je 10 ausgefüllte Bestellzettel, die Sie in der Redaktion, Ritterstraße 26, abgeben, erhalten Sie ein Buch, das Sie sich aus der nachstehenden Liste aus wählen und in der Buchhandlung Franz-Mehring-Haus umgehend abholen dürfen. Außerdem losen wir auf je 10 einzeln eingehende Bestellscheine ein Bueh aus. Bestell scheine sind in der Redaktion und bei den Parteileitungen der Grundorganisationen erhältlich. Christa Wolf: „Der geteilte Himmel“ Herbert Nachbar: „Die Hochzeit von Länneken“ Wolfgang Schreyer: „Der Traum des Hauptmann Loy“ Konstantin Simonow: „Im Süden“ Louis Fürnberg: „Die Begegnung in Weimar Jan Petersen: „Yvonne“ Anna Seghers: „Der Ausflug der toten Mädchen Gerhard Harkenthai: „Hochgericht in Toulouse“ Jürgen Lenz: „Der Atlantik schweigt nicht“ „Die zweite Begegnung“ (Erik Neutsch u. a.) J. C. Schwarz: „Die sechste Kolonne“ Bernhard Seeger: „Sturm aus Bambushütten Herbert Ziergiebel: „Das Gesicht mit der Narbe Herbert Ziergiebel: „Satan hieß mich schweigen Egon Erwin Kisch: „Marktplatz der Sensationen Jan Petersen :„Unsere Straße“ Anna Seghers: „Das siebte Kreuz“
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