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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
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- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
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- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
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- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
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- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
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Band
Band 8.1964
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M it vielen westdeutschen Arbeitern, Gewerkschaftern und Mitgliedern der SPD führen wir täglich das deutsche Gespräch. Gerade jetzt diskutierten wieder über 2000 westdeutsche Arbeiter auf dem XlX. Arbeiterkongreß über die Lebens fragen des deutschen Volkes. Dabei können wir — und vor allem unsere Repräsentanten - unseren westdeutschen Kollegen wert- Volle Ratschläge und Hinweise geben. Wir haben die praktischen Erfahrungen. Bei uns wurde 1945 die Aktionseinheit und danach die Einheit der Arbeiterklasse geschaffen. Einer von denen’ die die entscheidenden Marksteine setzen, war Genosse Otto Grotewohl; der am 11. März seinen 70. Ge burtstag feierte. * Die Zeit der faschistischen Diktatur war für Otto Grotewohl, der stets für die Be lange der Arbeiterklasse eingetreten war — nach der Novemberrevolution gegen den Abbau ihrer demokratischen und sozialen Errungenschaften, nach der Machtergrei fung des Nationalsozialismus gegen den faschistischen Terror und den faschisti schen Krieg —, der aber damals mit seinen Forderungen weitgehend innerhalb der Grenzen der sozialdemokratischen Partei- Politik der damaligen Zeit blieb, gleich zeitig eine Periode der Besinnung. Stark beschäftigte ihn die Frage nach Een Ursachen der Hitlerdiktatur und er Verstand immer deutlicher, daß die feh lende Einheit der Arbeiterklasse der ent scheidende Grund für deren Niederlage 1933 Gewesen war. Ausgehend von seinen prak tischen Erfahrungen des Widerstandskamp fes, dem Wissen um den Kampf kommu- histischer und sozialdemokratischer Arbei ter innerhalb der Volksfront erkannte er, baß die Spaltung überwunden werden mußte. Damit näherte er sich dem Stand- Punkt der KPD und deren Konzeption von Brüssel und Bern. Diese Überlegungen waren gleichzeitig der Ausgangspunkt für seine Handlungen in der Folgezeit, in der er sich zu einem der Führer der einheit lichen Arbeiterpartei entwickelte. Über diesen Umdenkungsprozeß äußerte er sich selbst, als er sagte, daß man den Mut haben muß, „Fehler der Vergangen heit richtig zu begreifen, zu verstehen und richtig zu analysieren“. * Durch den Sieg der Anti-Hitlerkoalition Über den deutschen Faschismus wurde der Weg zur demokratischen Umgestaltung frei. Es galt, die gesellschaftlichen Kräfte tu formieren, die in der Lage waren, die nationale Frage in Deutschland in Über einstimmung mit den Hauptgesetzmäßig keiten unserer Epoche zu lösen. Das konnte entsprechend der objektiven Klassenlage und der sich daraus ergebenden Mission der Arbeiterklasse nur unter deren Füh rung geschehen. Doch dazu mußten erst einige Voraussetzungen geschaffen werden. Innerhalb der Arbeiterklasse galt es, solche Grundlegenden Fragen zu klären, wie: Auf welcher Grundlage sollte die Einheit der Arbeiterklasse hergestellt werden? Fra gen des Bündnisses, der Volksfront, des Weges der Entwicklung Deutschlands usw. Bereits am 11. Juni trat die KPD mit ihrem Aufruf an die Öffentlichkeit. Sie Zog darin die Lehren aus dem Klassen kampf der vergangenen 30 Jahre. Gestützt auf ihre Beschlüsse von Brüssel und Bern rief sie das deutsche Volk auf, den Kampf Um die Beseitigung des Faschismus und die Herstellung einer demokratischen Er neuerung Deutschlands in Angriff zu neh men. Die Erfüllung dieser Aufgaben sollte personelle Zusammensetzung. Damit war Sozialdemokraten aus ganz Deutschland bestätigten den Aufruf des ZA und dessen unter Leitung von Otto Grotewohl und Max Fechner die legale Leitung der SPD für ganz Deutschland gebildet, die bis zum 40. Parteitag im April 1946 die Führung ausübte. Otto Grotewohl sprach auf dieser Ver sammlung und bekannte sich rückhaltlos zur Einheit der Arbeiterklasse. Gleichzeitig informierte er die Mitglieder der Partei, daß der ZA der SPD und das ZK der KPD einen gemeinsamen Arbeitsausschuß vor bereiteten, der die Arbeit beider Parteien koordinieren und die Grundlage für den zu schaffenden Block aller demokratischen Parteien sein sollte. Zwei Tage später fand die erste Arbeits sitzung zwischen Vertretern des ZA und des ZK in Berlin statt. Dabei wurde der gemeinsame Arbeitsausschuß gebildet. Am 12. Juli erklärte Otto Grotewohl einem so wjetischen Journalisten' über die Zusam menarbeit mit den Kommunisten: „Wir beschreiten den Weg der Zusam menarbeit mit den Kommunisten aus freier Wahl und im eigenen Interesse. Allerdings, in den ersten Tagen verlangten viele sozialidemokratische Arbeiter, daß wir zusammen mit den Kommunisten eine Einheitspartei bilden, in die unsere Ar beiter eintreten sollten. Aber nach reif lichen Überlegungen kamen wir mit un seren kommunistischen Freunden zu der Erkenntnis, daß die Zeit für eine organi sche Zusammenschmelzung noch nicht ge kommen ist. Unsere Funktionäre, wie auch die der KPD bedürfen einer Schulung auf dem ideologischen Gebiet, um den neuen schweren Aufgaben, die wir gemeinsam lösen müssen, gewachsen zu sein.“ Im Kampf um die ■ revolutionäre Um wälzung im Osten Deutschlands und die Durchsetzung des Potsdamer Abkommens in Westdeutschland spitzte sich Ende 1945 der Klassenkampf in Deutschland zu. Die imperialistische Bourgeoisie konzentrierte dabei ihre Angriffe gegen die Aktions einheit und bereitete sich auf die nationale Zerreißung Deutschlands vor. Für die Lö sung der daraus für die Arbeiterklasse entstehenden Aufgaben reichte die Ak tionseinheit nicht mehr aus. Sie entsprach nicht mehr dem Reifegrad der Arbeiter klasse. Deshalb wurde unter diesen Um ständen die Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse zur zentralen Frage des Klassenkampfes, um der Arbeiterklasse das Übergewicht zu sichern. Gleichzeitig wurde immer sichtbarer, daß die rechtssozialistischen Funktionäre der Westzonen auf jeden Fall eine Vereinigung verhindern wollten. Es Ist das historische Verdienst Otto Grotewohls, daß der ZA unter .-seiner Lei tung niemals seine Verantwortung für ganz Deutschland außer acht ließ, die so- zialdemokratischen Funktionäre in West- deutschland ausreichend informierte, an alle ihm bekannten Mitglieder und Funk- ttionäre seine Materialien schickte und mehrmals Vortrags- und Informationsrei sen durch Westdeutschland unternahm, bei denen er volles Verständnis für die Not wendigkeit der Einheit der Arbeiterklasse unter den Mitgliedern seiner Partei fand. In der Zwischenzeit ging der Prozeß der Vorbereitung der Einheit im Osten immer rascher vor sich. Otto Grotewohl sprach u. a. am 14. 9. in Berlin und am 3./4. 11. in Dresden vor Funktionären der SPD über den Weg und das Ziel der Partei. * Am 2O./21. 12. 1945 kamen Vertreter des ZA der SPD und des ZK der KPD mit Funktionären aus den Bezirken zur ge- IllIIIIIIIIIIliIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIlIlIIIIIIIIIIIiIllIIlilllllllllllllllllillllilllllll Funktionär der Arbeiterklasse 11, 3. 1894 - geboren als Sohn einer prole tarischen Familie in Braunschweig 1910 - Vorsitzender der SAJ in Braunschweig 1912 - Mitglied der SPD 1918 - aktives Mitglied der Arbeiter- und Soldaten röte 1920 - von der Braunschweiger Arbeiter schaft in den Landtag gewählt 1922 —Sekretär für Betriebsräte im ADGB 1925 - Vorsitzender des Landesverbandes Braunschweig der SPD 1933 - Reichstagsabgeordneter der SPD 1938 — Zweite Verhaftung durch die Gestapo, sieben Monate Kerker wegen Hochverrats 1939 - Erneute Verhaftung 1944 — nur durch rechtzeitige Warnung wie derholter Verhaftung entronnen, völlige Ille galität, Orientierung auf die notwendige Tä tigkeit nach der Zerschlagung des Faschismus Juni 1945 — Vorsitzender des Zentralausschus ses der SPD April 1946 — Mitvorsitzender des ZK der SED 1948/49 - Vorsitzender des Verfassungsaus schusses des Deutschen Volksrates seit Oktober 1949 = Vorsitzender des Mini sterrates der Deutschen Demokratischen Re publik 1960 — Stellvertreter des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR 1964 — ausgezeichnet mit dem Leninorden Wiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin Gleichzeitig den inneren Reifeprozeß der Arbeiterklasse mit vorantreiben und die notwendige Aktionseinheit und spätere Einheit beider Arbeiterparteien gewähr leisten. Wenige Tage später, am 15. Juni, trat der Zentralausschuß der SPD unter Füh- rung von Otto Grotewohl und Max Fechner mit seinem Aufruf an die Öffentlichkeit. Der ZA war 1933 auf dem letzten Parteitag der SPD gebildet wor- den und bestand 1945 nur noch aus Max Fechner und Richard Weimann. Er wurde deshalb gleich in den ersten Tagen ergänzt durch Otto Grotewohl, Helmut Lehmann, Bernhard Göring, Her- mann Schlimme, Josef Orlopp, Käthe Kern sowie die opportunistischen Kräfte Dahrendorf und Germer. Die im Aufruf enthaltenen Forderungen «amen denen der KPD nahe bzw. waren in einzelnen Punkten identisch. Vor allem wurde darin der Aufruf der KPD vom 11. 6. begrüßt. Allerdings waren einzelne Punkte des Programms noch zurückhaltend in ihrem Inhalt. Aber mit dem Aufruf be- Kannte sich der ZA der SPD rückhaltlos zur Arbeitereinheit und nannte sie eine Voraussetzung der zukünftigen demokra tischen Entwicklung. Damit entsprach die SPD dem Willen der Mehrheit ihrer Mit glieder. Am 17. 6. fand dann in Berlin die erste Eunktionärskonferenz der SPD statt. 1500 meinsamen Tagung in Berlin zusammen. Auf der Tagesordnung standen die Fragen der Einheit der Arbeiterklasse, der Ge meindewahlen in der amerikanischen Zone und der Hilfe der Arbeiterparteien beim Aufbau freier Gewerkschaften. Diese erste 60er-Konferenz beschloß Maßnahmen zur Vertiefung der Aktions einheit mit dem Ziel der Herstellung einer einheitlichen revolutionären Partei. Es wurde eine Studienkommission gebildet, die das Minimal- und Maximalprogramm, Parteistatut und den Organisationsbeschluß erarbeiten sollte. Grotewohl führte auf der Konferenz aus, daß SPD und KPD erkannt haben, „daß das Lebensinteresse des schaffenden deut schen Volkes auf das Dringlichste die Wei terentwicklung der Einheit erfordert, daß der historische Augenblick gekommen ist, die Lehre aus der gesamten Vergangenheit der Arbeiterklasse zu ziehen und den Zu sammenschluß der Arbeiter in einer Ein heitspartei vorzubereiten.“ Damit leitete diese Konferenz eine neue Etappe im Kampf um die Schaffung der Einheit ein. In ganz Deutschland fanden danach gemeinsame Parteiveranstaltungen statt. Sie begrüßten die Ergebnisse der 60er-Konferenz und legten ihrerseits ent sprechende Maßnahmen fest. In der Folge zeit finden wir Otto Grotewohl auf vielen Versammlungen und Kundgebungen. So sprach er u. a. am 13. 1. auf einer öffent- KAMPF UM DIE ARBEITEREINHEIT Zu Ehren des 70. Geburtstages Otto Grotewohls Die Forschungsgruppe Biographie des Instituts für Deutsche Geschichte beschäftigte sich mit diesem wichtigen Teil des Kampfes des Ge nossen Grotewohl. Wir veröffentlichen die gekürzte Arbeit des Stu denten F. Teichmann. Otto Grotewohl im Gespräch mit Jungwählern des Kombinates Böhlen liehen Versammlung in Berlin-Charlotten burg über „Den Weg der SPD“ und am 31. 3. im Berliner Funkhaus auf einer Kundgebung der vier Parteien zu den gleichen Problemen. Auch der ZA unter seiner Leitung befaßte sich mehrmals in dieser Zeit mit dem Geschehen. Er billigte am 15. 1. nochmals ausdrück lich die Ereignisse der ersten 60er-Konfe- renz und bekräftigte den Beschluß, die Vereinigung mit der KPD unbedingt durch zuführen. Gleichzeitig beschäftigte er sich ausführlich mit den Funktionärskonferen zen von Frankfurt/M., Stuttgart und Han nover. Der ZA mißbilligte die dort durch gesetzte Spaltungspolitik Schumachers und seiner Anhänger und forderte nochmals das Büro Schumacher zum einheitlichen Handeln auf. Auch Otto Grotewohl traf am 8. 2. wiederum mit Schumacher zu sammen. Nach eingehender Analyse der Situation beschloß der ZA die Einberufung des 40. Parteitages der SPD nach Berlin. Teil nehmer sollten die Mitglieder der SPD aus ganz Deutschland sein. Analog zu diesen Ereignissen fand in Berlin die erste Delegiertenkonferenz des FDGB statt. Hier forderten viele partei lose Arbeiter von ihren organisierten Klassengenossen im Interesse der Sache ein entschiedenes Vorgehen in den Einheits verhandlungen. Otto Grotewohl nutzte die Gelegenheit und erläuterte den Delegier ten den Standpunkt des ZA. Gleichzeitig teilte er ihnen mit, daß der ZA nach den gescheiterten Verhandlungen mit den Ver tretern der Sozialdemokratie in West deutschland nunmehr einen Reichspartei tag einberufen habe. Dieser Parteitag solle über die Vereinigung beschließen. Die Delegierten des FDGB-Kongresses be grüßten diesen Beschluß und forderten in ihrer Grußbotschaft an den ZA der SPD und das ZK der KPD eine baldige Vereinigung und schlugen als Termin den 1‘. Mai 1946 vor. * Unter Vorsitz Otto Grotewohls fand am 26. 2. 1946 im Parteihaus der SPD in Ber lin die zweite 60er-Konferenz von SPD und KPD mit Funktionären aus den Be zirken statt. Sie leitete die unmittelbare organisatorische Verschmelzung beider Parteien ein. Die Konferenz beschloß die von der Studienkommission unter Leitung Walter Ulbrichts vorgelegten Entwürfe der Grundsätze und Ziele, des Statuts und Or ganisationsbeschlusses der zukünftigen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und stellte sie den Mitgliedern zur Dis kussion. Als Termin des Zusammenschlus ses wurde der 21./22. April 1946 festgelegt. In Berlin waren laut Potsdamer Abkom men auch westliche Besatzungstruppen stationiert. Unter ihrem Schutz versuchten Rechtssozialisten und Arbeiterfeinde un ter Führung Schumachers, die Vereinigung zu verhindern. Durch ihre demagogische Hetze, die Phrasen von Sozialisierung und Demokratie gelang es ihnen, einen Teil der Mitglieder zu desorientieren und von der Vereinigung abzuhalten. Otto Grotewohl sprach häufig auf Versammlungen in Westberlin und bemühte sich, diese Bestre bungen zu verhindern. Auf einer Gesamtberliner Funktionärs konferenz am 1. 3. im Admiralspalast be gründete er die Notwendigkeit der Ein heit. Außerdem wies er nachdrücklich dar auf hin, daß ein Teil ehemaliger faschisti scher Funktionäre in der Zwischenzeit in die Westzonen geflüchtet seien. Diese Tat sache stelle eine große Gefahr für die Ar beiterklasse Westdeutschlands dar und könne nur durch die vereinte Kraft der Arbeiterklasse beseitigt werden. Diese Konferenz war von rechtssozialistischen Kräften vorbereitet worden, die Otto Gro tewohl am Sprechen zu hindern versuch ten und eine anschließende Diskussion nicht ermöglichten. Einen Tag später sprach Otto Grotewohl auf der Parteikonferenz der KPD in Ber lin und schätzte diese Funktionärskonfe renz der SPD richtig ein, als er erklärte, daß sie nicht die Haltung der überwiegen den Mehrheit der Mitglieder darstelle. Ebenso bezeichnete er die in den Westsek toren durchgeführte Urabstimmung als illegal und einen Reinfall ihrer Organisa toren. Trotzdem sei sie eine Schwächung der Arbeiterklasse, In seinen weiteren Ausführungen bekräftigte er nochmals den Willen des ZA, zügig voranzugehen. Fast täglich trat Otto Grotewohl vor den Arbeitern oder im Rundfunk auf und er läuterte die Situation. Ebenso unterbrach der ZA seine Arbeit nach Westdeutschland nicht. Er verschickte in erweitertem Um fang seine Materialien an die Mitglieder der SPD. Die führenden Kräfte, Otto Grotewohl an der Spitze, nutzten jede Gelegenheit, um ein einheitliches Handeln der SPD zu erreichen. Otto Grotewohl entwickelte sich in diesen Auseinandersetzungen immer mehr zu der Persönlichkeit, als die wir ihn heute noch kennen und verehren. Da während dieser Zeit die letzten ge trennten Landesparteitage Von SPD und KPD stattfanden, nutzte er die Gelegen heit, um dort als Sprecher des ZA aufzu treten. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo beide Parteien ihre letzten zentralen Par teitage durchführen konnten, um sich dann auf dem Vereinigungsparteitag für immer zu verbinden. Am 19./20. April 1946 fanden in Berlin im Theater am Schiffbauerdamm der 40. Parteitag der SPD und im Deutschen Theater der 15. Parteitag der KPD statt. Otto Grotewohl eröffnete den 40. Partei tag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. An ihm nahmen über 100 Vertreter aus den Westzonen teil. Max Fechner gab den Bericht des ZA und be gründete dabei den alleinigen Führungs anspruch desselben als gesamtnationale Führung der SPD. Am zweiten Tag hielt Otto Grotewohl sein bedeutendes Referat über „Die Ein heit der deutschen Arbeiterklasse“. Er ging dabei ausführlich auf die Ergebnisse der letzten zwölf Monate ein. Seine Ausfüh rungen wurden von den Anwesenden ge billigt. Auch die westdeutschen Delegier ten bejahten in ihren Ausführungen die notwendige Einheit und erklärten, daß sie durch das Beispiel Ostdeutschlands eine besondere Basis für ihren schweren Kampf hätten. Der Parteitag der SPD beschloß die vor liegenden Entwürfe des Programms und Statuts der SPD und die Vereinigung mit der KPD am 21.722. April 1946. An diesen Tagen fand dann in den Räumen des fest lich geschmückten Admiralspalastes (Staats oper) der Vereinigungsparteitag statt. 1055 Delegierte, darunter. 233 aus West deutschland, sowie zahlreiche Gäste und Parteiveteranen waren anwesend, als Otto Grotewohl von rechts und Wilhelm Pieck von links kommend die Bühne betraten. Sie trafen sich in der Mitte und tauschten unter stürmischem Jubel der Anwesenden den symbolischen Händedruck. Beide hiel ten danach die Begrüßungsansprachen und am zweiten Konferenztag ihre richtung weisenden Referate. Dabei referierte Wil helm Pieck über das Thema der Einheits partei und Otto Grotewohl über die Pro blematik des demokratischen Neuaufbaus. Grotewohl hielt in seinem Referat noch mals Rückschau auf die vergangenen Jahre und bekannte sich rückhaltlos zur SED, als er sagte: „So hat die Einigung der sozialistischen Parteien, selbst wenn sie sich vorerst in größerem Umfang nur in der russischen Zone vollzieht, in keiner Hinsicht parti- kularistischen Beigeschmack. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Dieser Einigungs vorgang mobilisiert alle Kräfte des deut schen Volkes, die nicht bereit sind, die deutsche Einheit preiszugeben und zu ver raten. Hier entsteht ein politisches Kraft element, das die auseinanderstrebenden Kräfte des deutschen Volkes wieder zu sammenpacken und zusammenbinden soll. Man durfte mit der Einigung nicht länger warten, wenn nicht die ganze Zukunft des deutschen Volkes verdorben werden sollte.“ In seinen weiteren Ausführungen ging Otto Grotewohl näher auf die Problematik der nationalen Wiedergeburt Deutschlands ein. Nach dem von Walter Ulbricht verlese nen Einigungsbeschluß fand die Wahl der zwei Vorsitzenden der SED statt. Einstim mig wurden Wilhelm Pieck und Otto Gro tewohl als Führer dieser mächtigen Arbei terpartei gewählt. Es ist Otto Grotewohls Verdienst, daß sich im April 1946 681 500 SPD-Mitglieder in der sowjetischen Besatzungszone mit der KPD vereinigten. Seine Wahl zum Mitvorsitzenden der Sozialistischen Ein heitspartei Deutschlands war der Höhe punkt seiner gesamten bisherigen Tätig keit und der aus der Zeit der Weimarer Republik gezogenen Schlußfolgerungen. * Die Bildung der SED war das größte geschichtliche Ereignis in Europa seit der Niederlage des Faschismus. Mit ihren Grundsätzen und Zielen schuf sie sich ein festes Fundament für die weitere Ent wicklung und grenzte sich damit klar vom Reformismus ab. Dabei bedeutete die Gründung der SED für den Imperialismus die größte Niederlage, denn zum ersten Mal mit Ausnahme der UdSSR wurde in Europa die Spaltung der Arbeiterklasse be seitigt. Die SED erbrachte damit den Be weis, daß der Opportunismus in der zwei ten Etappe der allgemeinen Krise in einem Hauptland des Imperialismus überwunden werden kann. Das bedeutete eine wesent liche Bereicherung des Marxismus-Leninis mus. UZ 11/64, S. 5
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