Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
- Ausgabe Nr. 1/2, 9. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 2. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 9. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 23. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 30. April 1
- Ausgabe Nr. 19, 14. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 21. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 4. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 3. September 1
- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
-
Band
Band 8.1964
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Materialien der Sitzung der Universitäts-Parteileitung am 28. Oktober 1964 Genosse Prof. Dr. Gerhard Winkler, Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät Klare Abgrenzung zwischen Grund- und Spezialwissen Genosse Proboll führte in seinem Refe rat aus, daß wir langsam beginnen müs sen, auf der Basis des Jahres 1970 zu denken und für die nächsten 40 Jahre — diese Zeit werden ja im wesentlichen unsere Absolventen in der Praxis tätig sein — schon im voraus zu ahnen, welche Anforderungen an unsere Absolventen gestellt werden. Ich möchte hier dazu die Gedanken kurz darlegen, die wir uns in der Fakultät gemacht haben. Wir sind der Meinung, daß wir zwar einen neuen Studienablauf haben, aber daß wir trotz dem dabei nicht stehenbleiben können, sondern daß es ganz generell darum gehen muß, unsere Studenten ständig besser aus zubilden, sie zum intensiveren Lernen und ein,er exakteren wissenschaftlichen Arbeit zu befähigen. Schauen wir uns aber gegenwärtig die Stundenzahlen der Vor lesungen, Übungen, Seminare usw. in den einzelnen Studienjahren an, so liegen sie zwischen 30 und 40 Stunden je Woche und ich frage mich ernsthaft, wann sollen denn unsere Studenten bei einer solchen Belastung mit Lehrveranstaltungen noch zum selbständigen Studium kommen. Es wird aber von fast allen Lehrkräften auf Grund des zunehmenden Umfanges des Wissens eine Erhöhung der Stunden zahlen gefordert und kaum einer ist be reit, auf Stunden zu verzichten, die ihm einmal zugebilligt worden sind. Nach Ansicht unserer Fakultät wird es demzu folge nur möglich sein, eine Änderung zu bewirken, wenn zugleich eine exakte Ab grenzung zwischen Grund- und Spezial wissen erfolgt. Neben einer den jeweiligen Ausbildungszielen entsprechenden sorg fältigen und exakten Grundausbildung, muß zum Teil schon damit parallel lau fend eine Spezialausbildung einsetzen, die in den höheren Semestern einen immer größeren Raum einnimmt. Es soll daher nicht, wie es bislang gewesen ist, erst im letzten Studienjahr eine Spezialisierung beginnen. Man muß dabei wirklich den Mut haben, auch an Positionen zu rütteln, die bisher als unantastbar galten. So gibt es z. B. gegenwärtig Diskussionen an der Fakultät, daß nicht jeder, der sich z. B. in dem Bereich der Ökonomie spezialisie- ren will, eine so umfassende Ausbildung in den naturwissenschaftlichen Grund fächern haben muß, wie sie z. B. für den Bodenkundler. Acker- und Pflanzenbauer oder Tierzüchter erforderlich ist. Ich zweifle die Notwendigkeit der Botanik, der Zoologie, der Physik, der Chemie nicht an, aber ich meine, daß es für den künftigen Ökonomen auch genügt, ■ wenn er in diesen Fächern über das sogenannte Grundwissen verfügt und nicht mit dem gesamten Spezialwissen belastet wird. Es müßte auch ausreichen, dem Acker- und Pflanzenbauer ein Grundwissen im Be reich der Viehwirtschaft darzubieten, ohne daß er die gesamte Spezialausbildung in- diesem Bereich durchläuft. Selbstverständlich verlangt eine so auf gefaßte Ausbildung eine gründliche und sorgfältige Abgrenzung des Grund- und Spezialwissens. Dafür zeichnen alle Pro fessoren, Dozenten und Lehrbeauftragten des jeweiligen Ausbildungsbereiches Feld- wirtschaft, Viehwirtschaft und Ökonomie verantwortlich. Einen ersten Schritt in dieser Richtung sind die Professoren und Dozenten des Fachgebietes Ökonomik ge gangen, indem sie eine Abstimmung ihrer Lehrvorhaben herbeiführten und eine einheitliche ökonomische Konzeption der Ausbildung erarbeiten, die alle Einzel fächer umfaßt und die es erlaubt, auch das Grund- und Spezialwissen zu fixieren. Jetzt sind die Vertreter der Ausbildungs bereiche Feldwirtschaft und Viehwirt schaft dabei, gleichermaßen zu verfahren. Anschließend erfolgt eine Abstimmung zwischen diesen Bereichen, um die Ein heitlichkeit der Ausbildung der künftigen Leitungskader der Landwirtschaft der DDR zu sichern. Wenn die Probleme so angefaßt werden, können wir eine stundenmäßige Ein sparung und bei der vor sich gehenden stärkeren Spezialisierung auch ein um fassenderes Spezialwissen erreichen. Da mit wäre bei einer intensiveren Ausbil dung im Rahmen der Fachgebiete auch gleichzeitig die Möglichkeit für ein echtes Selbststudium geschaffen. Das sind erste Gedanken, die wir uns jetzt noch bei der Vervollständigung unseres Perspektivplan- entwurfes gemacht haben. Im Rahmen des Rates der Fakultät standen sie schon zur Diskussion. Sie werden jetzt in der Kom mission Lehre und Erziehung und in den Ausbildungsbereichen Feldwirtschaft und Viehwirtschaft noch beraten. Unter Berücksichtigung der oben dar gelegten Gedanken und der Diskussion zu den Grundsätzen des einheitlichen sozia listischen Bildungssystems wird in der nächsten Sitzung des Fakultätsrates ein Vorschlag beraten, der eine erhebliche Einschränkung der Stundenzahlen zum Inhalt hat. Die Lehrveranstaltungen, die Grundwissen vermitteln, liegen zwischen 24 Wochenstunden im ersten Studienjahr Aus der Diskussion und 18 Wochenstunden im 3. Studienjahr. Die Spezialausbildung umfaßt je nach Fachrichtung 2 bis 4 Stunden im 1. Stu dienjahr und 4 bis 7 Stunden im 3. Stu dienjahr. Im 4. Studienjahr wird aus schließlich eine Spezialausbildung vermit telt, und zwar mit einem Umfang von 12 bis 14 Wochenstunden im 7. Semester und 6 bis 8 Wochenstunden im 8. Seme ster. Es mögen mir noch ein paar Bemerkun gen zu den verhältnismäßig hohen Ex matrikulationszahlen unserer Fakultät ge stattet sein. Mir scheint, daß wir uns stär ker mit den Studenten befassen müssen, die ihr Studienziel nicht erreichen. Ob wohl sie die Fakultät verlassen, dürfen sie der Landwirtschaft nicht verloren gehen. So haben wir z. B. Mädchen, die nach dem 1. oder 2. Studienjahr das Stu dium aufgeben. Andererseits haben wir an der Fakultät einen Lehrgang für land wirtschaftlich - technische Assistentinnen. Warum sollen die ausscheidenden Studen- tinnen nicht diesen Lehrgang besuchen können, um nach einem weiteren Jahr als voll ausgebildete landwirtschaftlich-tech nische Assistentinnen arbeiten zu kön nen? Meiner Meinung nach läßt sich das durchführen. Ich glaube auch, daß Stu denten, die das Studienziel bei uns im 3. Studienjahr nicht mehr erreichen, nach einem weiteren Jahr Besuch einer Fach schule durchaus noch gut, staatlich ge prüfte Landwirte werden können. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einen weiteren Gedanken unterbrei ten: Vielleicht sollten wir kühn sein — die Perspektivplanung gibt dazu die Möglich keit — und überlegen, ob man nicht die Fachschulausbildung — nachdem wir ja schon praktisch eine Fachschulausbildung, nämlich den schon genannten Assistentin nenlehrgang an der Fakultät haben — überhaupt in den Bereich der Fakultät aufnehmen kann. Das würde Vorteile für beide Seiten ergeben. So könnten die per sonellen Ausbildungskapazitäten der In- stitute besser genutzt werden. Denn es liegt durchaus noch im Rahmen der nor malen Tätigkeit der Assistenten, wenn sie eine Lehraufgabe an der Fachschule über nehmen. Für die Ausbildung der Fachschüler dürfte sich diese Regelung insofern posi tiv auswirken, als die Vermittlung der neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse er folgen kann, weil die Lehrkräfte zugleich Mitglied eines Institutes sind. Anderer seits vermögen auf dem Weg über das Fachschulstudium aus einem größeren Kreis von Bewerbern die besten Fach schulabsolventen über ein Hochschulstu dium planmäßig zum Diplom geführt wer den. Der Genosse Böhme hat mit seiner Bemerkungsehr recht, wenn er darauf hin weist, daß bei einer gemeinsamen Ausbil dung von Fach- und Hochschülern unter Leitung der Fakultät ein Teil der Studie renden nach einem bestimmten Ausbil dungsabschnitt mit dem Prüfungsergebnis: „Staatlich geprüfter Landwirt“ in die Pra xis geht, während der andere Teil weiter studiert und sich ein entsprechendes zu sätzliches Spezialwissen noch erwirbt. Schließlich sind auch die materiellen Ausbildungskapazitäten zu beachten. Zwei felsohne kann bei einer entsprechenden Abstimmung der Investitionen der Fakul tät und der Fachschulen das Ziel ökono mischer erreicht werden. Es ist bekannt, daß die Fakultät in den nächsten Jahren nur unbedeutende Investitionsmittel er hält. Andererseits ist nicht einzusehen, warum in einem Fachschulbereich Millio nen investiert werden, um dort neue Aus bildungskapazitäten, Hörsaalgebäude, La boreinrichtungen usw. zu schaffen. Eine Kombination beider Investitionsvorhaben ermöglicht auch in zeitlicher Hinsicht eine schnelle Sicherung der insgesamt erforder lichen Ausbildungskapazität. So könnten z. B. die vorgesehenen Investitionen der Fachschule an dem neuen Standort der Fakultät erfolgen. Ein solches Experiment wäre sicher allen zum Nutzen. Zum Problem der Forschung noch ein Hinweis: Es wurde gesagt, daß für die Landwirtschaft die Forschung im wesent lichen festgelegt wird durch die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissen schaften, die ihrerseits wieder vom Land wirtschaftsrat der Republik die Schwer punktthemen bekommt. Insgesamt wirkt sich das an der Fakultät aber so aus, daß die Forschungsvorhaben, vom Standpunkt der Fakultät gesehen, recht zersplittert sind, obwohl alle im Rahmen der Schwer punktthemen liegen. Ich glaube, man sollte doch versuchen, die an sich vorhan dene harmonische Forschungsgemeinschaft, die eine Fakultät verkörpert, so zu nutzen, daß man gemeinsam Probleme mit in An griff nimmt, die territorial in .unserem Be reich zu lösen sind, und die, das ist eine selbstverständliche Voraussetzung, im Rah men der vom Landwirtschaftsrat der DDR bestätigten Forschungskomplexe liegen. Solche Forschungsvorhaben sollten auch in viel stärkerem Maß gemeinsam mit der Landwirtschaftsausstellung der DDR durch geführt werden. Ich habe mit dem Genos sen Prof. Dr. Baumgarten darüber gespro chen und seine prinzipielle Zusage zu einer solchen Gemeinschaftsarbeit erhalten. Die im Rahmen des Versuchsgutes der Land wirtschaftsausstellung zu bauenden moder nen Kuhställe für 500 Tiere, die erweite rungsfähig auf 1000 Stallplätze sind, bie ten beste Voraussetzungen für die Bewälti gung der Forschungsaufgaben im Bereich der Viehwirtschaft. Warum sollte das aber nur für die Viehwirtschaft gelten, wenn andererseits dort ein Kooperationsbereich entsteht mit 6000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, der uns alle Möglichkeiten zur Forschung eröffnet. Wir sollten diese Mög lichkeiten der Forschung nutzen und auch den Mut haben, dabei neue Wege zu be schreiten. Genosse Prof. Dr. Manfred Mühlstädt, Direktor des Instituts für Organische Chemie Weltniveau in der Ausbildung durch intensivere Forschung Ich will mich zu zwei Punkten äußern: Wenn es darum geht, den sogenannten Wissensstoff zu bändigen und für die Lehre aufzubereiten, wären sicherlich die Organiker unter allen anderen Diszipli nen diejenigen, die als erste das Recht zu der Bemerkung hätten: „Diese Flut überläuft uns“, und „es ist nicht mehr möglich, die Lehre anders als fragmenta risch aufzubauen“. Diese Lesart findet man in dieser oder jener Verbrämung wieder. Es wird dabei nur vergessen, daß mit fortschreitender Wissenschaftsent wicklung gleichzeitig die Ordnungs prinzipien ermittelt worden sind, die es uns auf nahezu wunderbare Weise ge statten, nicht nur die Ergebnisse der Forschung für unsere eigene ökonomi ¬ sche Nutzung und für die weitere Ent wicklung der Wissenschaft zu resorbieren, sondern sie auch in der Lehre weiterzu geben. Ich sehe also in Forschung und Lehre in dieser Weise keinen Wider spruch. Man kann lehrend forschen oder forschend lehren. Dieser Zusammenhang existiert auch in Verbindung mit der Meisterung der „Wissensflut“. Für den Gang unserer Ausbildung hat ten wir noch vor einigen Jahren das klassische System der Vorlesungen — der Grundvorlesungen und gewisser aus gewählter spezieller Vorlesungen. Diese Vorlesungen waren für den Anfänger wie für fortgeschrittene Studierende im wesentlichen nach dem Stoffprinzip, der Einteilung der bekannten organischen Verbindungen in Substanzklassen, ge troffen. Von diesem Prinzip mußten wir abkommen, da es gänzlich unmöglich ist, ein vollständiges Repertoire der etwa 500 000 bekannten organischen Substan zen bzw. Naturstoffe anzubieten. Ande rerseits ist der Chemiker ohne Stoff kenntnis ein unfähiger Wissenschaftler. Für die Grundvorlesung nahmen wir deshalb eine Abstimmung zwischen der Vermittlung der Systematik der organi schen Chemie und der Information über Reaktionsmechanismen vor. Diese Vor lesung soll der Chemiestudent schon in seinen Anfangssemestern hören. Das be wahrt ihn vor einer Aneignung ’ von Faktenwissen im schlechten Sinne des Wortes. Dazu kommt, daß wir vor einem Jahr, und zwar in einem Zeitraum von etwa vier Monaten, das „Organikum“ (das auf dem Gebiet des Praktikums erschienene Lehrbuch) einführten. Die Einführung des Praktikums nach „Organikum“, wurde durch ein Assistentenseminar vorbereitet, das die Professoren und Dozenten des Instituts hielten. Kurz nach dem Erschei nen des „Organikums“ — die erste Auf lage war noch nicht vergriffen — wurde somit eine Praktikumsneuerung wirksam, die die Durchdringung des Stoffes mit mechanistisch - theoretischen Gedanken gängen gestattet. Durch eine Zweitvorlesung während der organisch-chemischen Ausbildung, die mechanistischen Inhalt hat, sowie spezielle Vorlesungen über Gebiete der Naturstoffchemie ist die weitgehende mechanistisch - stoffliche Durchdringung der organischen Chemie für den Studie renden gewährleistet. Man kann jedoch dem Studenten nicht in rein dozierender Form eine Menge Substanzkenntnisse bei bringen, ohne daß man seine praktisch- methodischen Fähigkeiten und Kennt nisse erweitert. Dazu gehört die Ein führung apparativer Methoden wie Gas chromatographie, Spektroskopie in Ultra rot, Ultraviolett, Verteilungsmethoden und auch die Einführung von mathe matischen Methoden zur Berechnung von Molekülmodellen bzw. Struktureffekten in die Lehre. Wir konnten dieses Problem nur lösen, indem wir sogenannte Spezial vorlesungen einführten. Diese Vorlesun gen bilden nicht mehr einen größeren Vorlesungszyklus, sondern leiten einen Kurs zur direkten Aneignung apparativer Methoden und gedanklich-mathematischer Hilfsmittel ein. Wir setzen dabei den Umgang des Studierenden mit dem Lehr buch in viel stärkerem Maße als zum Beispiel noch in der Grundvorlesung vor aus. Außerdem besteht ein fünf- bis zehnstündiges Praktikum, das an die Stelle überholter Vorlesungsthematik rückte. In Aussprachen mit japanischen und sowjetischen Forschern haben wir uns darüber verständigt, daß dies der Trend ist, der in der Ausbildung allgemein be folgt werden wird. Insofern sind wir da bei, das Weltniveau in der Ausbildung herbeizuführen, bzw. haben es bereits erreicht. Das war uns einigermaßen rasch unter anderem deshalb möglich, weil wir seit Jahren darauf aus waren, eine appa rative Ausrüstung zu besitzen, die es uns in Art eines chemisch-technischen Zen trums gestattete, uns mit diesen Dingen, die neu in die Wissenschaft eindrangen, auseinanderzusetzen. Dabei hat es den Anschein, daß diese methodische Ausbil dung für die Studenten viel wichtiger ist, als die Beschäftigung auf diesem oder jenem Stoffgebiet. Erst dadurch werden sie in' die Lage versetzt, in der Praxis in umfassendem Sinne auch bei raschem Wechsel des Arbeitsgebietes wirksam zu werden. Ich möchte noch auf die Frage des Welt niveaus für unseren Wissenschaftszweig eingehen. Natürlich ist die Frage nach der Definition selbst in zwei Minuten nicht zu beantworten. Es gibt aber Kriterien, deren Diskussion die Parteileitung der Chemiker angeregt hatte, und es fanden ernsthafte Beratungen der Chemiker dar über statt, wie das Weltniveau einzu schätzen und zu erreichen ist. Die Orien tierung auf die Forschungsschwerpunkte kam zustande, indem wir überprüften, welche Industriezweige in unserem Raum bestimmte organische Substanzen benö tigen bzw. welche Stoffe industriell be arbeitet wurden. Wir wußten von vorn herein, und haben unsere Entwicklung darauf ausgerichtet, daß es dabei nicht etwa darauf ankommt, zum Beispiel nach Böhlen 50 Substanzen zu liefern und wo andershin 20 weitere, sondern wir muß ten von der Grundsatzseite her, von der Methodik aus, dafür Sorge tragen, daß der apparative Aufwand und die Effah- rungen des Instituts dazu verwendet wer den können, bestimmte dringend benö tigte Substanzen zu synthetisieren; gleich zeitig mußten im Institut aber die Mög lichkeiten erforscht und geprüft werden, wie der Weltstand auf angrenzenden Ge bieten und den selbst bearbeiteten einge schätzt werden kann. Das ist in einem Satz leicht gesagt, ist aber ungeheuer schwer. Die Chemikal Abstracts referie ren auf unserem Gebiet etwa 400 Referate im Monat. Das rührt zum Teil daher, daß die Erdölindustrie bzw. die Chemie orga nischer Zwischenprodukte in den indu striell fortgeschrittensten Staaten außer ordentlich weit entwickelt ist, wobei man gleichzeitig an reinsten Verbindungen großen Bedarf hat. Es sind in diesem Zusammenhang vor allem Strukturfragen und grundsätzliche Fragen der Reaktivi tät, die für den modernen Organiker von Interesse sind. Wir haben uns aus diesem Grund neben den entsprechenden Arbei ten auf dem Cykloaliphaten-Gebiet auf Heterocyklen beschränkt, die in der Foto industrie wichtig sind. Wir sind der An sicht, daß wir auch damit ein Haupt thema der Volkswirtschaftsentwicklung berücksichtigen, wobei unsere Arbeiten gleichzeitig von grundsätzlichem Erkennt niswert sind. Dies ersehe ich zum Beispiel aus den Sonderdruck-Anforderungen aus dem In- und Ausland, die das Institut in größerer Anzahl erhält. So ist zum Beispiel auch eine Zusammenarbeit mit einem kana dischen Forscher zustande gekommen, der unsere reinsten Substanzen für Unter suchungen mittels Kernresonanz benö tigte, die uns gleichzeitig genauere Kennt nisse über die Struktur unserer Verbin dungen verschaffen. Die Zusammenarbeit mit Prager Kollegen gibt die Gewähr, daß auch mathematisch-theoretische Methoden auf genügend hohem Niveau in Ausbil dung und Forschung bei uns einfließen. Als letztes möchte ich andeuten, wie wir versuchen, die Möglichkeiten, die un ser Institut hat, zu erweitern. Besonders wichtig sind Fragen der Strukturchemie. Das Institut besitzt einen Fonds von phy sikalisch-chemischen Hilfsmitteln und er fahrene Kader. (Wir haben erst in letzter Zeit einige Hilfe erfahren, indem wir Assistenten, die fünf Jahre lang die Do kumentation auf speziellen Gebieten und die einschlägige Forschungsarbeit durch geführt haben, als wissenschaftliche Mit arbeiter behalten dürfen.) Andererseits verfügen wir selbstverständlich nicht über alle nötigen Methoden bzw. Hilfsmittel. Deshalb hat eine Beratung mit dem De kan und mit dem Physikalisch-Chemischen Institut stattgefunden, die ergab, daß wir an der Fakultät die bereits längere Zeit durchgeführten Arbeiten zum Problem kreis Strukturchemie und Reaktivität ko ordinieren sollen. Dies einfach deshalb, weil wir Hauptträger der organischen Synthese sind und andere Einrichtungen für grundsätzliche Untersuchungen der artige Substanzen dringend benötigen. Andererseits sind wir in der Physik vor allen Dingen auf die Kernresonanzspek- troskopie angewiesen, weil viele Probleme nicht mit der Einzelanwendung physika lischer Methoden, zum Beispiel der Ultra- rot-Srektroskopie, gelöst werden können. Die Kernresonanz muß also in Zukunft eine bedeutende Rolle in unseren kom plexen Forschungsvorhaben spielen. Un sere Vorhaben in der geschilderten Rich tung und ihr Einfluß auf die Ausbildung sind jedoch in hohem Maße davon abhän gig, inwieweit der Ersatz überälterter Ge räte bzw. die Anschaffung neuer, hoch leistungsfähiger Apparate mit ökono mischer Arbeitsweise realisiert werden kann. UZ 45/64, Seite 5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)