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1 7 DEZ 1964 i Für die Wissenschait, die dem Sozialismus dient! UN IVE RS ITATSZ EITU NG ORGAN DER SED PARTE IU ITU NC DER KARI MARX-UNIVERSITÄT 8. JAHRGANG, NR. 5 LEIPZIG, 30. JANUAR 1964 PREIS 15 PF N Nimm 2 dir 5 Zeit S zum m a Denken! • Kürzlich erhielt die „Universitätszeitung" einen Brief von einer Gruppe Lehrestudenten des 1. Stu dienjahres, in dem diese die Schwierigkeiten dar legen, die sie an einem gründlichen Durchdenken und Verarbeiten des Lehrstoffes, an einem wahr haft schöpferischen Studium, hindern. Ausgehend von der Fülle der Lehrveranstaltungen klagen sie: „Von wissenschaftlicher Arbeit kann keine Rede sein. Einige Studenten werden entmutigt. Sie sehen 4i Land mehr. An Jere wollen jede Lehrveranstal tung gleich gut und gründlich vorbereiten und ver arbeiten. Dabei verzetteln sie sich aber, und oft geraten sie in Panikstimmung. Wie gern möchten wir den interessanten Anregungen nachgehen, die wir z. B. von den Professoren Dietze und Streller erhalten. Aber immer wieder mahnt uns unser Stun denplan an unser Geschick.“ Wir haben uns, weil wir zahlreiche ähnliche Bei spiele kennen, aber auch Beispiele, wo man mit Er folg neue Wege beschreitet, dazu entschlossen, der Aufforderung der Studenten nachzukommen und in unserer Zeitung mit einer breiten Diskussion über alle die damit zusammenhängenden Fragen zu be ginnen. Unser Motto „Nimm dir Zeit zum Denken!“ will zuerst sagen, daß der Student nicht mit Stoff über schüttet werden darf, daß der Studienplan ihm Raum geben muß zur selbständigen Vorbereitung auf die Lehrveranstaltungen und zur Verarbeitung der dargelegten Probleme. Vielerorts wurde damit begonnen, den Stoff auf das Wesentliche zu redu zieren und von Ballast zu befreien, aber anderer- orts scheint man sich nur schwer vom Altherge brachten lösen zu können. »Nimm dir Zeit zum Denken!" soll aber auch hei ßen, daß es mit einer Reduzierung der Wochenstun denzahl nicht getan ist (wie das vielleicht in dem eingangs erwähnten und auf Seite 3 abgedruckten Brief zu entnehmen ist, sondern daß die gewon nene Zeit tatsächlich bestmöglich genutzt werden muß, um das Ausbildungs- und Erziehungsziel zu erreichen, wie es im Jugendkommunique genannt wird: hochqualifizierte Fachleute, die selbständig wissenschaftlich denken, schöpferisch arbeiten, die Kollektive von Menschen sachkundig zu leiten ver mögen, gebildete und vorwärtsdrängende Men schen. die sich nicht scheuen, mitten ins Leben zu greifen. Es gibt schon zahlreiche Beispiele dafür, daß die Voraussetzungen dafür geschaffen und entspre chende Anforderungen an die Studenten gestellt werden; u. a. bei den Binnenhändlern, wo ab Herbstsemester 1964 beispielsweise im 3. Studien jahr nur noch zwei Pflichtvorlesungen und sonst nur fakultative Vorlesungen veranstaltet werden sollen, zugunsten einer ausgedehnten Mitarbeit der Stu denten an Forschungsaufgaben, unter anderem an ökonomischen Gutachten über Hotelbauten. Ein an deres Beispiel sinnvoller schöpferischer Tätigkeit sind die jetzt beginnenden umfangreichen soziolo gischen Forschungen von Studenten verschiedener Fachrichtungen zum Thema „Der Jugendliche und sein Beruf". Wie wissenschaftliche Studentenzirkel, Forschungs arbeit in der Praxis, Studentenkonferenzen usw. das Studium befruchten und wie andererseits noch For malismus in Vorlesungen, Prüfungen und Praktika die Entwicklung eines selbständigen Denkens hem men, diese Fragen sollen in unserer Diskussion er örtert werden. „Nimm dir Zeit zum Denken!" ist aber auch eine Aufforderung an alle Studenten, die zur Verfügung stehende Studienzeit maximal zu nutzen und das in sie gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Auch alle damit zusammenhängenden Fragen der Studien disziplin gehören zu unserer Debatte. In diesem Sinne rufen wir Lehrkörper und Studen ten gleichermaßen zur Diskussion auf. Das Ziel muß sein, bis zum Deutschlandtreffen zu Pfingsten einige entscheidende Schritte bei der Verwirklichung des Jugendkommuniques zu tun. Beim ersten Professorengespräch an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät - Unten: Dekan Prof. Dr. Teichmann (links) und Prof. Dr. Dümde. Fotos: Katsch Studenten im Streit gespräch mit Professoren Ein Beispiel für die Entwicklung eines regen geistigen Lebens Zu einem ersten Professorengespräch hatten Dekan und FDJ-Leitung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät die Studenten am 22. Januar 1964 eingeladen. Das Thema „Die Wechselbeziehungen zwischen Indu strie und Handel“ regte die Studenten an, den anwe senden Wissenschaftlern — Dekan Prof. Dr. Teichmahn, Prof. Dr. Schmidt, Prof. Dr. Dümde. Dr. Rühlemann und Dr. Fenzlau sieben Fragen zu stellen. Es waren vornehmlich Fragen, die eng mit der Einführung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Lei tung der Volkswirtschaft zusammenhingen und die in die Zukunft wiesen. Kein Wunder, daß sie den Wis senschaftlern ‘einiges Kopfzerbrechen bereiteten. Es dominierte nicht eine Lehrmeinung, die von den anderen erläutert und ergänzt wurde, sondern Prof. Dr. Schmidt und Prof. Dr. Dümde waren z. B. über Fragen des Direktbezuges unterschiedlicher Meinung. Erfreulich war daß die Studenten nicht-nur mitdach ten, sondern sich zu Wort meldeten und sehr- über zeugend ihre Auffassungen vertraten, die auch die Zu stimmung der Wissenschaftler fanden. Die Diskussion gewann durch die Beteiligung von Praktikern, die aus sichtsreiche Lösungswege vorschlugen. Spektabilität Prof. Dr. Teichmann hatte bereits in seinen einführen den Worten erklärt, daß der Rat der Fakultät und die FDJ-Leitung die Professorengespräche zu einer stän digen Einrichtung werden lassen wollen. Dieses Professorengespräch an der Wirtschaftswis senschaftlichen Fakultät, das Streitgespräch der Histo riker mit Dr. Wehling über „Das Kabinett Erhard“ oder das Forum der Juristen mit Prof. Dr. Arzinger und Dr. Poeggel über die Rede Walter Ulbrichts an läßlich des 45. Jahrestages, der Gründung der KPD sind hervorragende Beispiele dafür, wie man in Vorberei tung des Deutschlandtreffens den Meinungsstreit orga nisieren soll, Günter Katsch Kar-Marx-Banner für Juristen Das Karl-Marx-Banner für die beste FDJ-Grundeinheit im Kreisverband über gab am vergangenen Dienstag Günter Schneider, Erster Sekretär der Kreislei tung der Karl-Marx-Universität, an die Freunde der Juristenfakultät. Auf der Aktivtagung berieten in Anwesenheit von Rektor Prof. Dr. Georg Müller, Vorsitzen der des Festkomitees zur Vorbereitung des Deutschlandtreffens der Jugend. Freunde aller Fachrichtungen über ihren Beitrag zur Vorbereitung des großen Festes. Fachlehrer für Staatsbürgerkunde Die Ausbildung von Lehrern für das Fach Staatsbürgerkunde beginnt am 1. September 1964 an der Karl-Marx-Uni versität Leipzig und am Pädagogischen Institut Karl-Marx-Stadt. Das Studium, das sich über vier Jahre erstreckt, erfolgt in Verbindung mit den Fächern Geschichte, Deutsch und Körpererziehung. Mit dieser neuen Aubildungsform wird den Forderungen des VI. Parteitages der SED und des VIII. Parlaments der FD J nach einer weiteren Verbesserung der staatsbürgerlichen Erziehung und nach einem höheren Niveau des Unterrichts in Staatsbürgerkunde Rechnung getragen. Hörspiele analysiert Für Dienstag vergangener Woche hatte das Institut für Deutsche Literatur geschichte unserer Universität die Initia tive ergriffen und zur ersten Arbeits tagung über Probleme des Hörspiels ein geladen. Neben Vertretern der Dramatur gie, des Staatlichen Rundfunkkomitees waren als bekannte Hörspielautoren Man fred Biehler und Gerhard Rentzsch erschienen. Am Beispiel einiger Hörspielproduktio nen der letzten Zeit erläuterte Professor Streller in seinem grundlegenden Bei trag für die Arbeitstagung wichtige Pro bleme des Realismus im Hörspiel. Es wurden solche Hörspiele analysiert, die sich mit Problemen des Lebens unserer Republik beschäftigen. In der Diskussion entwickelte sich ein lebendiger Meinungsstreit über die auf geworfenen Fragen. Vor allem an dem Hörspiel „Fünfzig Nelken“ von Bernhard See g e r wurden solche wichtigen Fra gen, wie Lösungsmöglichkeiten und Per- spektivgestaltung im Hörspiel, diskutiert. Es wurde auf dieser Beratung deutlich, daß vor allem zu Gattungsfragen dieser Kunst noch weitere Forschungsarbeit zu leisten ist. Im März bereits soll dieser ersten Tagung eine weitere Konferenz zu Fragen des Hörspiels folgen. Durch die ge knüpfte Verbindung mit dem Staatlichen Rundfunkkomitee wird die Arbeit des In stituts für Deutsche Literaturgeschichte auf diesem wichtigen Gebiet erfolgreich weitergeführt werden. Ring junger Künstler Einen „Ring junger Künstler“ haben Studenten der Theaterhochschule Leipzig gegründet. Auf einer festlichen Veranstal tung, die am Wochenende in der Hoch schule für Grafik und Buchkunst statt fand, zeigten die Studenten des Literatur instituts, der Hochschule für Musik und der Theaterhochschule Proben ihrer Ar beit. „Als Kunststudenten, die hier in Leipzig sehr nahe beieinander arbeiten, wollen wir uns in diesem .Ring junger Künstler 1 besser kennenlernen. Und vor allem unsere Arbeiten zur Diskussion stellen. Deshalb haben wir uns mit Stu denten aller Kunstsparten zusammengetan“, berichtete Hans-Jürgen Faschina,' Student der Theaterhochschule. Der Rat der Stadt Leipzig und die FDJ haben ihre Unter stützung zugesagt. Den Studenten sollen für ihre Zusammenkünfte zunächst ein Keller und später Probenräume im gro ßen Jugendklubhaus zur Verfügung ge stellt werden. Die Nachwuchskünstler planen vorerst einen Abend mit Chansons, neuer Lyrik und einen Borchert-Abend. ERNENNUNGEN UND BERUFUNGEN Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Dr. paed, habil. Gottfried Uhlig zum Dozenten für das Fachgebiet Geschichte der Pädagogik an der Philosophischen Fa kultät. Der Rektor ernannte im Einvernehmen mit dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen Dozent Dr. theol. Hans Moritz zum Di rektor des Instituts für Religionssoziologie, Dozent Dr. Ingo Wagner zum Direktor des Instituts für Theorie des Staates und des Rechts an der Juristenfakultät.