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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
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- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 2. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 9. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
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- Ausgabe Nr. 20, 21. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
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- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
-
Band
Band 8.1964
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Wir veröffentlichten bereits in un serer letzten Ausgabe Erfahrungen, die Prof. Dr. Gerhard Heber wäh rend seines Aufenthaltes in Dubna sammelte und in der UZ zur Dis kussion stellt. Wir setzen heute diese Veröffentlichung mit einem Gedanken Prof. Hebers zur Planung fort: Großzügig und elastisch planen Es wird nicht bestritten, daß langfristige Planung auch für die Wissenschaft notwendig ist. Im Be ¬ reiche der in sehr rascher Entwick lung befindlichen Physik muß man dabei aber folgendes beachten: Wir müssen unbedingt mit den großen Zentren der Forschung auf unseren Gebieten wenigstens annähernd Schritt halten. Diese Zentren befin den sich für unsere Fachrichtung sämtlich nicht auf dem Boden der DDR. Deshalb haben wir auf deren Entwicklung und Planung keinen oder nur sehr wenig Einfluß. Um aber Schritt halten zu können, müs sen wir zwangsläufig unsere Planung an der Entwicklung dieser Zentren orientieren. Daß das in der Vergangenheit nicht geschehen ist, erschwert uns Wissenschaftlern die Arbeit außer ¬ ordentlich. Tatsache ist, daß in der gesamten kapitalistischen Welt die für die Physik aufgewendeten Mit tel jährlich um einen beträchtlichen Prozentsatz steigen (auch für die einzelnen Departments umgerech net). Diese Tendenz darf auch bei uns nicht außer acht bleiben. Das zumal angesichts der ständig stei genden Weltmarktpreise für wissen schaftliche Geräte, Zeitschriften, Bü cher usw. Für die Zukunft stelle ich mir eine sachgemäße Planung etwa so vor: Man muß die Mittel jährlich um etwa denselben Prozentsatz er höhen, der im Mittel in den auf demselben Gebiet arbeitenden Insti tutionen des Auslandes festzustellen ist. (Dabei ist allerdings in den USA zu beachten, daß praktisch alle Physics-Departments auch für reine Grundlagenforschung sehr beträcht liche Mittel von speziellen Büros der Armee, der Luftwaffe und der Flotte erhalten. Die wirklich verfügbaren Mittel sind also wesentlich höher als die reinen Haushaltmittel!) Da man diesen Prozentsatz vorher na türlich nicht weiß, müssen wir ge nügend großzügig und elastisch pla nen. Das müßte man ja im Bereich der Wissenschaft sowieso tun, weil man ja stets mit unvorhergesehenen Situationen (hervorgerufen durch neue Entdeckungen z. B.) rechnen muß, denen man nicht hilflos gegen überstehen möchte. An den Prodekan für Studienangelegenheiten der Fakultät für Journalistik an der Karl-Marx-Universität über Studenten im Ernteeinsa^ ... Wir sahen prächtige junge Menschen, die diszipli niert und doch fröhlich, bewußt und doch freundlich auftraten. Sie beteiligten sich trotz der für sie un gewohnten schweren Arbeit an den Vorbereitungen zum Kulturprogramm für den 15. Jahrestag, veranstalteten in Alt Reetz ein Kinderfest (für das sie sogar Geld spendeten, obwohl in Studentenportemonnaies doch meist Ebbe zu herrschen pflegt) und unterstützten den gemischten Chor des Dorfes Wustrow, der sonst nicht hätte auftreten können, weil fast alle Männer krank, verreist oder sonstwie verhindert waren. Die Genossenschaftsbauern und der Rat der Ge meinde Wustrow, Kreis Bad Freienwalde, sowie die gesamte Bevölkerung möchte hiermit ihre Anerkennung zum Ausdruck bringen. Ursula Jablonski, Oberlehrer Leiterin der Teil-Oberschule Wustrow fakten Forderungen österreichischer Studenten Anläßlich des Antikriegstages (1. 9.) erhoben die dem österreichischen Ge werkschaftsbund (ÖGB) angehörenden Studenten eine beachtenswerte und zu gleich hochaktuelle Forderung. Sie nahmen eine Resolution an, in der sie ein generelles Verbot aller Kamerad schafts- und Soldatenbünde, ein gene relles Verbreitungsverbot für Landser hefte in Österreich und ein generelles Verbreitungsverbot für die „Deutsche Nationalzeitung und Soldaten-Zeitung" in Österreich fordern. Bonn: Stipendien auf Tiefststand Innerhalb eines Jahres von 1962 bis 1963 ist der Anteil der nach dem „Hon- nefer Modell“ geförderten Studenten an den westdeutschen Universitäten und Hochschulen um fünf Prozent gesunken und hat damit den tiefsten Stand seit Beginn der Stipendiengewährung im Jahre 1957 erreicht. Diese Feststellung trifft das Studentenwerk in seinem jetzt vorgelegten Jahresbericht 1963. Die vom Studentenwerk vorgeschlage nen Verbesserungen der Studienförde rung haben „in den Richtlinien von Bund und Ländern 1963 noch keine Be rücksichtigung gefunden“. Auskunftsverbot für Schuldirektoren Das Karlsruher Stadtschulamt hat den Rektoren der Volksschulen unter sagt, den Eltern Auskünfte über die Anzahl und die Stärke der Klassen sowie über die Raumverhältnisse des Turnunterrichts und ähnliche Fragen zu geben. Terror gegen Brasiliens Studentenführer Anhänger des gegenwärtigen Militär regimes in Brasilien sollen die Füh rung der Nationalen Union der Studen ten Brasiliens (UNEB) übernehmen, deren legale Führer als politische Geg ner verfolgt, eingekerkert und depor tiert wurden. Nach der offiziellen An kündigung durch Regierungssprecher teilte die neue „Leitung“ mit, daß sie im Kongreß für die Aufhebung eines vom Erziehungsminister vorgelegten Gesetzes eintreten werde, das die völlige Auflösung der Union vorsah. Mehrere Studentenorganisationen des Landes protestierten energisch gegen diesen Versuch, die Opposition der Stu denten gegen das Militärregime mund tot zu machen. Mädchenseminar in der CSSR Unter dem Thema „Für eine bessere Zukunft“ fand in Prag ein viertägiges internationales Mädchenseminar statt, auf dem spezielle Probleme der jun gen Frauen als Arbeiterinnen und Stu dentinnen sowie ihre Rolle im Kampf für Frieden, nationale Unabhängig keit und Fortschritt diskutiert wurden. Teilnehmer waren 76 Delegierte aus 41 Ländern Europas, Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. kommentare Blauer Himmel und die Macht Vor einigen Wochen schon zitierten wir einige Absichten der SPD, eine Verände rung die Bildungsmisere in Westdeutsch land betreffend. Wir verspürten dabei Ge nugtuung darüber, daß die SPD-Bildungs initiative ganz offensichtlich von unserer kontinuierlichen Politik auf dem Gebiete der Volks- und Hochschulbildung beein flußt war. Wir mußten allerdings auch an dieser Stelle die Inkonsequenz der rechten SPD-Führung bedauern, die dem gewiß verbesserungswürdigen, aber doch pro gressiven Programm jede reale Chance nimmt. Die entscheidende Frage: Wie kann ein solches Programm durchgesetzt werden? — die Machtfrage also — wird vollständig ignoriert. Ein analoges Vorgehen beweist jetzt Hes sens Kultusminister Prof. Schütte. Mitte November wird er seinem Kabinett den Entwurf eines Hochschulgesetzes vorlegen, das einige besonders kritische Punkte an schneiden soll. Die „Frankfurter Allge meine“ schrieb dazu: „...strebt Schütte... nicht die radikalste der in der Hochschul diskussion vorgeschlagenen Lösungen an. Sein Entwurf geht so weit nach vorn, wie es mit Rücksicht auf die Situation in den deutschen Hochschulen politisch überhaupt möglich und geboten erscheint. Das wird Zustimmung finden, freilich auch Wider stand ...“ Wir haben wenig Grund, diese Einschät zung der „Frankfurter Allgemeinen“ zu be zweifeln. Zugegeben ist also, daß die poli tische Situation an den westdeutschen Hochschulen progressiven Gedanken zu mindest nicht förderlich ist. „Rücksicht auf die Situation“ heißt aber doch nichts ande res, als diese Situation selbst nicht zu ver ändern, heißt, daß das Gesetz wirklich ent- scheidende Positionen nicht einmal ver suchen wird anzutasten. Wir räumen ein, daß in den von der SPD regierten Bundesländern allgemein eine bessere Bildungspolitik betrieben wird als anderswo. Aber bisher scheiterte die SPD noch immer, sobald sie an ernste Interessen anderer politischer Kräfte rührte. Das wird so bleiben, solange zum Planen nicht der Versuch kommt, den Weg zum Erfolg zu klären, solange die Frage der Machtverhältnisse keinen entscheiden den Platz in der Politik der SPD ein nimmt. Neue Bildungsinitiativen nahmen sich angesichts dieser Inkonsequenz nicht anders aus als die schöne, aber leere For derung vom „Blauen Himmel an der Ruhr“ vor den Wahlen 1961. rom Universitätsbildung in zwei Stufen Die Einführung einer zweistufigen Universitätsbildung wird in der CSSR erwogen, das teilte Cestmir C i s a r, Minister für Bildung und Kultur auf der jüngsten Sitzung des Staatlichen Komitees für höhere Bildung mit. Die erste Stufe, sechs bis acht Semester umfassend, soll der Ausbildung von Experten für praktische Aufgaben die nen, während die zweite Stufe alle künftigen Wissenschaftler durchlaufen sollen. Erfolge kubanischer Hochschulbildung Das Hochschulwesen Kubas erfuhr mit der Revolution eine schnelle Ent wicklung. War das Studium an den Universitäten von Havanna, Las Vi llas und Oriente in der Vergangenheit auf Gesellschaftswissenschaften be schränkt. so besitzt z. B. die Zentral- Universität von Las Villas seit 1962 eine Medizinische, eine Technologische und eine Landwirtschaftliche Fakultät. Diese Universität besitzt 20 Gebäude, gegenüber drei im Jahre 1961. Die Stu dentenzahl wuchs seit 1958 auf das Vierfache, davon sind 48 Prozent Stu dentinnen. Dresdener Ausstellung in Kassel „Dresdener Kunstschaffen“ heißt eine Ausstellung, die der Kasseler Kunst verein vorbereitet. Auf dieser Ausstel lung werden Arbeiten von den Profes soren Walter Arnold, Rudolf Bergan der, Hans-Theo .Richter sowie von fünf Dozenten der Hochschule für Bildende Künste in Dresden gezeigt. Die Ausstel lung wurde geplant im Zusammenhang mit dem kürzlich gefeierten 200. Jah restag der Dresdener Hochschule. 2000 in Berlin immatrikuliert Feierlich immatrikuliert wurden in der vergangenen Woche 2000 Studen ten in einer Festveranstaltung der Ber liner Humboldt-Universität und nahe zu 900 Studenten in der Friedrich- Schiller-Universität Jena. Promotionsrecht für DAW In feierlicher Form verlieh der Staatssekretär für das Hoch- und Fach schulwesen der DDR, Prof. Dr. Gieß mann, der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin mit Wirkung vom 1. September 1964 das Promotions recht für verschiedene wissenschaft liche Grade. Künftig können an der Akademie Wissenschaftler zum Dr. phil., Dr. rer. nat., Dr. oec., Dr.-Ing. und Dr. med. promovieren. zitate Frankfurter Allgemeine, 22. 9. 1964: Universität zu teuer Der Aufbau der Universität Bochum kommt zu teuer. Professor Dr. Edding, Inhaber des neu geschaffenen Lehrstuhles für Bildungsökonomie an der Technischen Universität Berlin, erklärte vor dem Arbeitgeberverband in Göttingen, die Kosten für die neue Hochschule würden heute bereits auf über zwei Milliarden D-Mark ver anschlagt, so daß ein Studentenplatz auf 200 000 D-Mark komme. In den USA dagegen sei auch in den besten Universitäten ein Studen tenplatz nicht teurer als höchstens 40 000 D-Mark. Edding versicherte, viele Probleme des Hochschul und Schulwesens, der Bildungs- und Ausbildungs arbeit könnten in der Bundesrepublik viel leichter gelöst werden, wenn auch in diesen Bereichen wirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Grund sätze und Erfahrungen angewendet würden. Eigenbrötelei unerträglich Die Welt, 1. 10. 1964: Unsere Länder erlauben sich eine Kultur eigenbrötelei, die unerträglich zu werden be ginnt. Wer beispielsweise in Berlin zur Schule geht, hat weit größere Chancen, das Abitur zu erreichen, als derjenige, der in Niedersachsen aufwächst. Und wer in Mainz studiert, kann sich ausrechnen, daß er eine bessere Ausbildung er hält als sein Kommilitone in Erlangen. Der Tagesspiegel, 2. 10. 1964: Der teuere Weg zum Abitur Professoren, Politiker und Wirtschaftler stim men darin überein, daß die gegenwärtige Zahl der Studenten und Abiturienten in Deutschland auch nicht annähernd den Bedürfnissen eines modernen Industriestaates entspricht, der den künftigen Anforderungen gewachsen sein will. Studienförderung und Ausbau der Universitäten bleiben unzulängliche Mittel, solange es nicht gelingt, möglichst allen Jugendlichen auch über das schulpflichtige Alter hinaus die ihrer Be gabung entsprechende Bildung zu vermitteln. Nur knapp 60 000 Abiturienten, das sind etwa sieben Prozent des Geburtsjahrganges, gehen alljährlich aus den höheren Schulen hervor, was über die vorhandenen Begabungen sicher weniger aussagt als über soziale und soziologische Ge gebenheiten. Gastphysiklehrer nötig Die Welt, 6. 10. 1964: Zweifellos: wir haben heute zuwenig Physik lehrer ... „In ähnlicher Weise, wie wir uns heute Gastarbeiter holen, werden wir bald gezwungen sein, auch Gastphysiklehrer in unser Land zu bitten." So sagte es der ehemalige Atomminister, Professor Balke, der heute Präsident des Verban des technisch-wissenschaftlicher Vereine ist. In der Tat: Vielleicht könnte durch einen ent sprechenden Physikunterricht auch verhindert Werden, daß auf dem Festprogramm eines Kongresses der Name Max Plancks ständig mit einem einfachen „k“ gedruckt erscheint. Monopolstaat ist hilflos Die Welt, 8. 10. 1964: Die Abwanderung vor allem junger deutscher Wissenschaftler und Forscher ist alarmierend ... Die Zahl der abgeworbenen und abgewanderten deutschen Wissenschaftler muß immens sein; keiner kennt sie wirklich, aber man war sich dar über einig, daß sie alle offiziell genannten Zahlen hinter sich läßt... Die Frage, wie dieser Abwanderung zu wehren oder wenigstens zu steuern sei, fand keine befriedigende Antwort. Einig war man sich in der Forderung nach einer durchgreifenden Hochschulreform, nach einem besseren Kontakt mit den „Emigranten“, insbeson dere den Rückkehrwilligen. Fazit: Private Stiftun gen müssen und können hier bis auf weiteres allein helfen. Zitate M an muß das Buch von Klaus „Kyber- " "netik und Gesellschaft“ als das ein zige dieser Art bezeichnen, welches sich den Problemen der Anwendung kyber netischer Mittel und Methoden in den marxistisch-leninistischen Gesellschafts wissenschaften zuwendet. Klaus geht mit Recht von der allgemeinen Denk grundlage der Kybernetik aus, die ge eignet ist, „das Kategoriensystem des dialektischen und historischen Materia lismus und die allgemeinen methodolo- gischen Prinzipien der marxistischen Philosophie zu ergänzen, zu präzisie ren und weitergehende Differenzierun gen zu ermöglichen“. (S. 2.) Und er Weist mit Nachdruck darauf hin, daß es „zweifellos möglich“ ist, „die System theorie, Stabilitätsuntersudlungen der Kybernetik, die Informations- und Spiel theorie auf alle gesellschaftlichen Be reiche anzuwenden“. (S. 3.) Das erste Kapitel, welches sich mit den Methoden der Kybernetik und ihren Anwendungen auf die Gesell schaft beschäftigt, enthält wertvolle An regungen, die Fragen der Steuerung und Organisation gesellschaftlicher Pro zesse. Probleme der gesellschaftlichen Regelung, des Informationsflusses in Systemen und ihre wissenschaftliche Analyse mit Hilfe der Modellvorstel lung und Blockschaltprinzipien u. a. Fragen betreffen. Von besonderem In teresse ist der Informationsaspekt, der den wissenschaftlichen Zugang zu Fra gen der Organisation, des Grades der Organisation eines Systems ermöglicht, Wege anzeigt, in komplexe Strukturen der Soziologie einzudringen, Fragen hach der Leistung sozialistischer Kol lektive stellt und Möglichkeiten ihrer Beantwortung aufzeigt. Das zweite Kapitel befaßt sich mit den Fragen der Anwendung kyberne- c 0 & o m c 0 N 9 Kybernetik und Gesellschaft G. Klaus, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1964, 358 Seiten, Hl., 16,40 MDN tischer Mittel und Methoden in der po litischen Ökonomie. Man muß Klaus zustimmen, daß es auf diesem Gebiet noch große Versäumnisse gibt und daß es sich bei der „höchst unzulänglichen Anwendung der Mathematik auf die politisehe Ökonomie“ u. a. „um Un klarheiten in grundsätzlichen methodo logischen und erkenntnistheoretischen Fragen“ handelt. (S. 176/178) In diesem Zusammenhang muß man erwähnen, daß es sehr unklare Vorstellungen hin sichtlich der Anwendung der Mathema tik und Kybernetik in der politischen Ökonomie und auch anderen Gesell schaftswissenschaften gibt. Man hat die Vorstellung, daß die klassische Mathe matik. Differential- und Integralrech- nung ausreichen würden, um die Pro bleme der politischen Ökonomie theo retisch zu durchdringen. Die mathema tischen Methoden, die in der Mecha nik und in der modernen Physik mit Erfolg angewendet werden, unterschei den sich von denen, die in der politi schen Ökonomie angewendet werden müssen. Hier handelt es sich um Men gentheorie, Gruppentheorie, Topologie, Gruppentopologie und die Zweige der Kybernetik wie Spieltheorie, Kommu nikationstheorie, Systemtheorie, Algo rithmentheorie, moderne Logik usw. Daß es sich um qualitativ andere ma thematische Methoden handelt als z. B. in der Physik, geht schon aus dem Ge genstand der Forschung hervor, der sei nem Wesen nach komplex-probalistisch ist und demzufolge auch nur mit kom plexwissenschaftlichen Methoden bear beitet werden kann. Die Vielzahl ge sellschaftlicher Regelkreise, die als Mo dell dargestellt und unter diesem Ge sichtspunkt diskutiert werden, geben reichhaltige Anregungen dazu, unter einem solchen Gesichtspunkt ehe Pro bleme kybernetisch zu analysieren, vor denen wir gegenwärtig beim umfassen den Aufbau des Sozialismus stehen. Das neue ökonomische System der Pla nung und Leitung, das System der Planwirtschaft, das System der Wirt schaftsverträge u. a. gesellschaftliche Systeme werfen Fragen und Probleme auf, für deren Beantwortung und Lö sung die kybernetische Analyse unent behrlich ist. Besonderes Interesse ver dient die Problematik, den Volkswirt schaftsplan mit seinen Teilplänen unter dem Aspekt der Algorithmentheorie zu betrachten. Unter einem Plan verstehen „wir in Wirklichkeit zwei verschiedene Begriffe. Einmal verstehen wir darunter die Stra tegie, die zur Erreichung eines be stimmten Zieles angewandt wird“, und zum anderen „die Gesamtheit von Zie len aus einem bestimmten Teilbereich“. (S. 209) Die Begriffe der Kybernetik wie Strategie und Taktik, Zielfunktion, Fol gereglung, Redundanz usw. sind im all gemeinen viel schärfer als die, die in der Planwirtschaft heute gebräuchlich sind, so daß sie das Wesen der Sache viel tiefer und exakter zu erfassen im stande sind. Einen großen Wert legt der Autor mit Recht auf die kybernetischen Aspekte der Verflechtungsbilanzen. Die planmäßige proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft wirft Probleme auf, die mit der Organisation und Leitung der Produktion unmittelbar verbunden sind. Diese sind nur dann zu lösen, wenn „moderne mathematische und insbesondere kybernetische Methoden zur Unterstützung der sich auf die all gemeinen Grundsätze der marxistischen politischen Ökonomie gründenden Lei- tungs- und Organisationstätigkeit her angezogen werden“ (S. 224). Die syste matische Anwendung von Verflech tungsbilanzen in der Volkswirtschaft ermöglicht es nicht nur, eine mathema tische Theorie, die bereits in ausgear beiteter Form vorliegt, anzuwenden — was allein schon ein gewaltiger Fort schritt gegenüber früheren handwerk lichen Methoden der Planung wäre —, sondern sie orientiert auch auf die Aus nutzung der modernen Rechentechnik. Wichtig ist der Gedanke von Klaus, daß es jetzt darauf ankommt, „eine maxi male Anwendung der Mathematik“ in den Gesellschaftswissenschaften zu er reichen. Es hat heute keinen Sinn mehr, über die Notwendigkeit zu sprechen, in den Gesellschaftswissenschaften mathe matische und kybernetische Methoden einzuführen, sondern man muß endlich beginnen, sie in LShre und Forschung zu organisieren. Das dritte und letzte Kapitel beschäf tigt sich mit Fragen der Erkenntnis theorie. Einen großen Raum nimmt hier die philosophische Interpretation soge nannter selbstorganisierender Systeme ein. Alles in allem, das Buch „Kyberne tik und Gesellschaft“ ist schon von sei ner Anlage her gesehen für die Gesell schaftswissenschaften unentbehrlich, weil es eine klare Orientierung auf die Perspektive der Gesellschaftswissen schaften gibt und die Mittel und Me thoden der Mathematik und Kyberne tik aufzeigt, um tiefer in das Wesen der funktionellen und strukturellen Zu sammenhänge komplexer Bereiche der Gesellschaft einzudringen. Dieses Buch gibt Anregungen, welche Wege in der gesellschaftlichen Forschung am wahr scheinlichsten sind und gibt den Anlaß, sich in der kybernetischen Fachliteratur gründlicher mit den Problemen der Kybernetik zu beschäftigen. Die heutige Fachterminologie und Methodologie der Gesellschaftswissenschaften sind im all gemeinen zu eng geworden, um jene Probleme zu lösen, die der umfassende Aufbau des Sozialismus stellt. Allein die Forderung, die auf dem VI. Partei tag der SED gestellt wurde, eine wis senschaftliche Theorie der Leitung und Organisation des sozialistischen Staates und der Gesellschaft zu schaffen, weist darauf hin, daß man in den Gesell schaftswissenschaften, insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften. Pädago gik, Psychologie, Soziologie u. a. Wis senschaften die mathematischen und kybernetischen Mittel und Methoden in Lehre und Forschung einführen muß. Und dazu stellt das Buch von Georg Klaus, „Kybernetik und Gesellschaft“ eine wertvolle Hilfe dar. Dr. Kannegießer Franz-Mehring-Institut UZ 42/64, Seite 5
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